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Dresdner Journal : 22.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-22
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1879
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O117 Donnerstag, den 22. Mai. 1579 4t,o»ue»»»t»preli r Iw ' ^LbrUeb: . . IS ^^LdrUek: 4 S0?k. Lio^lo« llwrosra: IO?k L«M«d»Id ä« devttcbeo kieiob« tritt?o»t- und 3t«wp»>ru»et»l»^ tuvru. l»»er»te»pr«l»« r k^lr del» k»ma «o«r k»tit»sile 20 kk. Vater „Lio^«»o«lt" die L«1« b0 kk. Nr»el>«l»«»t l^liek mit Lonuttun« der 8oao- mrd ksisrte^e Xbead» für deo fot^eadev ———————— DreMerIomnal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. liiüE-retevLULLliwe Leipetü- H Ira»«d«trtter, vommieeiaaLr d« . vreedaer dounud»; S»»d»r» -Nerlia Vie» L»,«I. Lr«,I»» rr»i>ktu t ». N.- Aaaeenet«» t I^oA/er, >«rU» Vi,»-L»wdarü rr»U-L»tpiiL-kr»L^1vrt ». ». Möued-il: /tud d/o«e,' LerU»: §. /nraiidr«da»4 . Lrimre: L §c/itotte Sr«,I»»: /, Nüresu; cksouüu: /> voij/t: ^r»»ktiirt ». N.: ^ae-e^scde u. V f/errman»- set»e kuokkeodlua^; vorllt,: Lf«//er, 8»ru»ov«r: 6 ?«rt» SerUL-kreLlltarl ». M. St»ttG»rt! Daaix L v«., Luder,: L7e«d-en, Ad Lteiaer. Ner,u«,«d»rr NSaiel. Lepeditioa de» Dresdner ^ooraei», Dreedev, Lviu^eritrr«« I^o 20. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, LI. Mai, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei der in der heutigen Sitzung deS Reichstags erfolgten Wahl eines ersten Präsidenten wurden 324 Stimmen abgegeben. Uugil- tig waren 11V weiße Zettel. Auf den Lbg. v. Seydewitz (deutsch-conservativ) fielen 195 Stimmen. Der Licepräfident vr. Lncius erhielt 4 Stim men, die Abgg. Graf Bethusy-Huc, Fritzsche, v. Benda, Dollfuß und Richter (Hageu) je 1 Stimme. Lor der Sitzung waren sämmtliche Fractionen deS Reichstags zusammengetreteu. Das Centrum beschloß, aus OpportuuitätSrückfichteu für deu Lbg. v. Seydewitz zu stimmen. Kür diesen erklärte sich auch die deutsche ReichSpartei. Damit war die Wahl des Aba. v. Seydewitz im Voraus zweifellos. Lbg. v. Seydewitz (Landeshauptmann und Lan- deSältester der preußischen Oberlausitz) «ahm die Wahl mit folgenden Worten an: Ihre Wahl trifft mich, wie ich gestehen muß, un erwartet und unvorbereitet. Ich weiß, welche Schwie rigkeiten mir das Amt, welches Sie mir anvertrauen wollen, auferlegt: Schwierigkeiten, die um so größer für mich sind, als vor mir auf diesem Platze ein Mann gewesen ist, der durch seine ungewöhnliche hohe Besähigung unsere allseitige Anerkennung erworben und verdient hat. (Beifall) Ich nehme aber dennoch die Wahl an, weil ich mich für verpflichtet halte, in Augenblicken wie der gegenwärtige alle meine Kräfte, so schwach sie auch sein mögen, dem gemeinsamen Wohle und der Förderung des gemeinsamen Wohles unseres Vaterlandes zu widmen. Ich bitte, daß Sie mich in diesem Streben, in dieser Arbeit auch bei der Geschäfts leitung, die mir zufallen wird, unterstützen, und zwar unterstützen auf allen Seiten. Seien Sie überzeugt, ich werbe Unparteilichkeit und Gerechtigkeit üben nach jeder Seite hin. (Beifall.) Hierauf wurde vom Hause die zweite Berathuug deS ZolltarifeutwurfS fortgesetzt. Wien, DieuStag, 20. Mai, Abends. (Tel. d. Bob.) Der neue Kürst von Bulgarien, Prinz Alexander ». Battenberg, ist hier heute Rachmit- tag 4 Uhr mit dem Courierzug vou Odessa über Lemberg und Krakau augekommen. Auf dem Bahnhof wurde er von dem deutschen BotschaftS- rath Grafen Berchem und einer Deputation der hiesigen Bulgaren empfangen. Im Namen derselben hielt der Doctorand Konstantin Pon- janow eine deutsche Ansprache an den Kürsten, brachte ihm die Huldigung dar und sprach die Hoffnung auS, der Kürst werde die bulgarische Nation zu neuem Leben erwecken und auf dem Wege der Civilisation und Cultur in Europas Bölkerfamlie kinführen. Der Kürst dankte und war über den Empfang sichtlich erfreut. Dem päpstlichen Nuntius Msgr. Jacobini wurde daS Großkrcuz deS LeopoldordenS ver liehen. Die serbischen Bevollmächtigten zur Zollcou- fereuz find bereits ernannt. Versailles, Dienstag, 20. Mai, AbevdS. (W. T B.) Die Deputirtenkammer votirte heute einen Credit von »00000 ArcS. zur Unterstützung der durch einen Cyklon heimgesuchten Bewohner der Insel Reunion. — Der UuterrichtSmivister Kerry brachte einen Gesetzentwurf ein, betreffend den Nachweis der Befähigung zur Ertheilung deS Unterrichts in Elementarschulen. Der Gesetzent wurf ordnet die Unterdrückung der Obedievzbriefe an, durch welche den Mitgliedern von Congre- Fcuillcton. Nedigitt von Otto Banck. König!. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2V. Mai: „Viel Lärm um Nichts", Lustspiel in 3 Acten von Shakespeare, nach der Baudissin'schen Uebcrsetzung von Holtei für die Bühne eingerichtet. (Herr Emil Schneider vom Stadttheater in Frankfurt a/M. als Gast.) In der augenblicklichen großen Verlegenheit durch die andauernde Erkrankung gewichtiger Mitglieder hat unsere Bühnenleitung es zunächst ermöglicht, für die eine dieser Kräfte zur Aufrechthaltung deS Repertoires in Herrn Emil Schneider einen interimistischen Ber- tteter zu gewinnen. Bei dieser Gelegenheit sei zurückgewiesen auf eine andere, nicht mit der momentanen Ealamität in Ver bindung stehend« Veranstaltung unserer Generaldirection, die unseren Theaterleistuugen in künstlerischer Welse sehr zu Gute kommen wird. Es ist die alljährlich für den Monat December gewonnene, circa an 10 Aben den an unserer Bühne thätige Mitwirkung d«S Herrn Friedrich Haase, welcher von Sr. Majestät dem Kö nig zum Ehrenmitglied« unsere» Hostheater» ernannt worden ist. Diese» regelmäßige, unter sehr maßvollen und für un» vottheilhasten Bedingungen festgestellte Gastspiel verspricht der kaffe einen Gewinn, zugleich aber auch dem Repertoire in Bezug auf unsere schwächere Seite, die de» friuen EharakterfacheS im Schau- und Lustspiel. Bei einer geschickten Auswahl der Rollen ist hier da» wunderbar entwickelte Talent de» Herrn gationev daS Recht, Unterricht zu ertheileu, ge währt wird. — Gambetta theilte im Ramen deS Justizministers mit, daß derselbe die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung gegen Paul de Caffagnac nachsuche. Seiten der äußersten Linken ist folgende Tages ordnung für die auf Donnerstag festgesetzte Be- rathung der Interpellation Lockroy'S über die Anwendung deS Amnestiegesetzes ausgestellt worden: Die Kammer spricht ihr Bedauern aus, daß das Ministerium da» Amnestiegesetz nicht in einem dem Geiste de» Gesetzes mehr entsprechenden Sinne an gewendet hat, und geht zur Tagesordnung über. Haag, DienStag, 2V. Mai, AbendS. (W. T. B) Dir Zweite Kammer hat heute den Gesetz entwurf, betreffend den Bau von Canälen, mit 40 gegen 39 Stimmen abgelrhnt. Die Discusfion wurde darauf auf Antrag der Regierung vertagt. Brüssel, Dienstag, 2V. Mai, Abend«. (W. T. B) Zn der Deputirtenkammer theilte heute der Präsident deu gestern erfolgten Tod des Brüsseler Bürgermeisters Anspach mit und ge dachte deS Verstorbenen in warmen Worten. Die Kammer wählte eine Deputation, welche den morgen Nachmittag um 2 Ubr stattfindenden Leichen- feierlichkeiteu beiwohnen soll. London, DienStag, 2V. Mai, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erwiderte auf eine Anfrage des Lords Carnarvon der Staatssekretär für Indien, LiScount Cran- brook, rS hätte allerdings vor einigen Wochen im Dekan große Roth geherrscht, und sei es infolge dessen zu Räubereien gekommen; von einem Droh manifeste gegen den Gouverneur von Bombay sei ihm nichts bekannt, er habe indessen telegraphische Auskunft hierüber verlangt. Bei Abgang der letzten Post sei es im Dekan wieder ruhiger ge wesen. — Der Herzog v. Rutland lenkte die Aufmerksamkeit des HauseS auf den zunehmenden Nothstand des Haudelsstandrs und sprach die An sicht au», daß am besten durch Einführung von Einfuhrzöllen geholfen werden könne. Der Pre mier Earl Beaconsfield lehnte eS ab, auf den Gegenstand eivzugehen; die Krage sei nur dann diScutirbar, wenn ein genau präcifirter Antrag gestellt werde. St. Petersburg, Mittwoch, 21. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das „Journal de St. Pötersbourg" dementirt die Behauptung mehrerer deutschen Blätter, wonach Rußland angesichts des neuen deutschen Zolltarifs mit Repressalien bezüglich der Einfuhr von Schienen, Eisen und Lokomotiven gedroht haben soll. Diese Krage, sagt daS „Journ. de St. PeterSb.", ist gar nicht erwogen worden; Rußland hat niemals seine Tarife durch Verträge gebunden und erkennt den anderen Staaten dieselbe Kreiheit zu. Tagesgeschichte. DreSdeu, 21. Mai Ihre Hoheit die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen, Höchstwelche seit einigen Tagen hier anwesend und im „Hötel Bellevue" abgetreten ist, wurde gestern von Ihren königlichen Majestäten m der königl. Villa zu Strehlen empfangen und nahm hierauf an der königl. Tafel Theil. I-. Berlin, 20. Mai. Die heutige Sitzung de» Reichstags wurde von dem Vicepräsidcnten vr. Lucius mit der Mittheilung eröffnet, daß der Präsident Vr. v. Forckenbeck, theils wegen des principiellen Gegen satzes, in den derselbe in Bezug auf verschiedene Fragen mit der Majorität gekommen sei, theils auS Gesund heitsrücksichten sein Amt niedergelegt habe. Die Wahl eines neuen Präsidenten wird morgen stattfinden. Haase wie kein anderes im Stande, unterstützt vom schönen Ensemble unsers Theaters zu ergänzen, was uns fehlt. Seine seltene Kraft, immer beflissen den individuellen Höhepunkt zu erstreben, ist dadurch gleich sam die unsrige geworden und der Jahresring der hiesigen Bühnenleistungen wiro als Ganzes ein farben reicherer und planvollerer werden können, als das durch ein ungewisses zufälliges Gastspiel zu geschehen vermag. Die Vorstellung von „Biel Lärm um Nichts", w«lche ziemlich lebhaft besucht war, hatte selbstverständ lich an einigen Beeinträchtigungen zu leiden. Hr. Löber hatte Hrn. Engelhardt als Ambrosius zu ver treten und er mußte dem Humor und der Komik dieser Rolle die entsprechende schauspielerische Verwirklichung schuldig bleiben. Etwas minder hilflos als der An fang seiner Darstellung war die leichtere und an sich ganz unverwüstlich« Scene mit Eyprian bei Leonato. Diese Wahrnehmung, lehrreich für die Selbsterkennt- nih der Talentgrcnzen, schließt die Möglichkeit nicht auS, ein so bereitwilliges Einspringen dankenSwerth zu finden. — Hero ist zwar keine handelnde, nur eine duldende Pattie und nicht besonder- angenehm zu spielen. Aber sie verlangt doch zur Schonung deS Stückes eine etwas begabte Schauspielerin, denn eS kommt darauf an, mit welchem Ausdruck geduldet und aelitten wird. Für die noch völlig unentwickelte schwächlich erscheinende Ansängerschast von Frl. Lange war Frl. Bormann zu wählen. Die gute Jnscenirung d«S Stücke», dessen Zeilcharakter durch einige Meuble» unwichtig gestört wird, könnte der Gärtner de» Herrn Gouverneurs Leonato etwa» unterstützen, wenn er noch einen buschigen Rosenstock au» der Erde wach- Hierauf begann daS Hau» die Berathung der Getreide zölle. Nachdem der Bundescommlssar Geh. Rath Tiedemann die Vorschläge der vei kündeten Regierungen begründet hatte, erklärte sich Abg. v. Saucken-Tarput- schen gegen Getreidezölle, da nicht die Landwirthschaft selbst, sondern nur einzelne Besitzer sich in einer Noth lage befänden. Abg. Günther (Sachsen) suchte die Nothlage der Landwirthschaft nachzuweisen, und die Nothwendigkeit von Schutzzöllen welche dem armen Manne nicht das Brod vertheuern, sondern Erwerb schaffen würden, und plaidirte für den von ihm in Gemeinschaft mit dem Abg. Frhrn. v. Mirbach emge- brachten Antrag auf Erhöhung des Roggenzolls von 50 Pf. auf 1 M pro 100 kg- Abg. Vr. v. Treitschke sprach gegen den Zoll, da derselbe sich weder als Finanz-, noch als Kampfzoll eigne und dem Landwirth den erwarteten Schutz nicht gewähren könne. (Bgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Die heutigen Blätter besprechen vorzugsweise den Rücktritt des Reichstagspräsidenten v. Forckenbeck. Die „Post" bezeichnet denselben als die erste Frucht des sogenannten Berliner Städtetages und bemerkt dann weiter: „Wie sehr sich vielleicht auch unsere Wege und diejenigen unserer politischen Freunde von denen scheiden mögen, welche Herr v. Forckenbeck am 17. Mai betreten hat, so werden wir niemals vergessen, welche großen Verdienste der bisherige Präsident des Reichstages um die nationale Entwickelung in einer überaus schwierigen Periode sich er worben hat. Die Unparteilichkeit, die Verstandesschärfe, die Energie und Schlagfertigkeit, welche er auf seinem Posten bewährt hat, sichern ihm in der Reihe hochbe gabter Parlamentarier, welche auf die rednerische Thä- tigkeit verzichteten, um der höchsten Aufgabe des parla mentarischen Manne», der Leitung der gesammten Ge schäfte sich zu widmen, einen Platz unter keinem An dern. Wenn wir vorerst Herrn v. Forckenbeck dieses schuldige Lob zollen, so wollen wir nicht onstehen, zu erklären, womit wir gestern rurückhielten, daß das Auftreten des Herrn v. Forckenbeck auf dem soge nannten Städtetag in weiteren Kreisen eine starke Er regung hervorgerufen hatte. Es ist heute müßig zu untersuchen, welche von den beiden Versionen über seine Auslassungen die richtige war. Selbst in der abgeschwächten und officiöS (wir verstehen hierunter natürlich die Osficlvsität der großen liberalen Partei im Kraut, deren Geburtstag angeblich der 16. Mai gewesen ist) approbirten Version der „National - Zei tung" wird immer der Widerspruch constatitt, in welchen sich Herr v. Forckenbeck zu der Majorität des Reichstages setzte, welchen er als Präsident vertritt. Seiner Vergangenheit, seiner persönlichen Würde, seiner politischen Zukunft war Herr v. Forckenbeck es schuldig, dieses Mißverhältniß zu lösen. Er hatte seine Wahl am 16. getroffen und daß sie in dem Sinne ge troffen, in weläem es geschehen, darüber konnten sich nur einige der nationalliberalen Organe täuschen, welche seit dem 16. in da» heftigste Schwanken gerathen sind." — Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Der Schritt des Herrn v. Forckenbeck drückt das Siegel auf die seit geraumer Zeit methodisch betriebene Desorgani- sirung deS Reichstags und namentlich der mittleren Patteibildungen. Dieses Ziel wäre also erreicht. Für Diejenigen, welche nähere Beziehungen zu Herrn v. Forckenbeck pflegten, war eS seit einiger Zeit kein Ge- helmnlß mehr, daß derselbe mit dem Plan einer Nie derlegung seiner Präsidentenstelle sich trug und mit der ihm eigenen ruhigen Entschlossenheit und Conjequenz diesen Gedanken reisen ließ. Die Schwierigkeit seiner Stellung gegenüber einer Regierung, mit der er sich in grundlegenden Fragen im Gegensatz wußte, konnte durch ein Vorkommniß, wie das, in welchem der Reichskanzler sein Urtheil über die Handhabung der DiSciplin im Reichstag dem deS Präsidenten auSdrück- sen ließe. Der jetzt vorhandene macht eS zu unwahr scheinlich, wenn sich, ohne von mehreren Menschen ge sehen zu werden, erst Benedict dann Beatrice dahinter verstecken. Die Beatrice ist eine fein durchgearbeitete, mit Laune gespielte und überraschend reizende Rolle von Frl. Ellmenreich. Im Benedict erwies sich Hr. Schneider al» ge diegener fleißiger Künstler, drm es Ernst um seine Leistung ist. Die- sichtbare Streben steigerte denn auch seine freundliche Aufnahme beim Publicum An Humor, Schwung und Zauber ritterlicher Noblesse ließ jedoch dieser Anbeter der Beatrice Vieles zu wünschen übrig, daS um so fühlbarer wurde, da wir an dessen Vor handensein gewöhnt sind. Bei Shakespeare pflegt denn doch die Liebe einer so großen capriciüsen und in teressanten Schönheit den Rittern ein wenig feurig zu Kopfe zu steigen, gerade wie im Leben auch. Im Ver gleich mit diesem Zustand, angenehm für Jeden, den rr just überkommt, erschien der Künstler etwas trocken und bürgerlich gehaltvoll. Im Verlaufe der Action belebte sich die Darstellung, der sprachliche Accent, die Charakteristik hoben sich und man fühlte, daß Beatrice gewiß einen Wackern Mann bekommt. Aber die be sonders gearteten Frauen der Renaissancezeit verlang ten besonders geartete Männer. O. Banck. Die Svnstgrwerbeausstellung in Leipzig. D Leipzig, 2V. Mai. Professor A Springer hat in seiner Festrede die Zwecke der Ausstellung be reit» emaehend gekennzeichnet; sie soll unsrer Kunst- induftrie Gelegenhett geben, Zeugniß von ikrem Können und Streben abzulegen, bildend zu wirken für Au» lich entgegensetzte, nur wachsen. Daneben mochte Herr v. Forckenbeck sich wohl schwerlich verhehlen, daß die Mehrheit im Hause sich innerlich verschoben habe, selbst gegenüber dem Momente seiner letzten Erwählung. Unter diesen Umständen gebot ihm seine parlamenta rische Auffassung, auS einer Stellung zu scheiden, in der ihn einzig da» von ihm dankbar anerkannte per sönliche Wohlwollen politischer Gegner erhielt. Vielleicht hätte Herr v. Forckenbeck angesichts der Schwierigkeiten deS Augenblicks noch einige Zeit mit der Ausführung seiner Entschlusses gezögert, wenn nicht die übergroßen Anstrengungen der letzten Zeit sich bei ihm geltend gemacht und die Besorgnisse seiner Familie wie seines Arztes wachgerufen hätten. . . So schmerzlich wir da» Scheiden deS vieljährigen Präsidenten auS seiner Stellung empfinden, so können wir den von ihm ge- thanen Schritt nur voll und ganz billigen. Im öffent lichen Leben ziemt eS dem Manne von Charakter, resolut aus Stellungen zu scheiden, deren wesentliche Voraussetzungen abhanden gekommen sind; Minister, Präsident, Abgeordnete, ja Parteien sind diesem Ge setze unterworfen und nur Der, welcher sich diesem Ge setz fügt, ist sicher, seine Persönlichkeit auS allen poli tischen Situationen zu retten. Ein auS den Reihen der Mehrheit genommener Präsident wird für Freund und Feind dem gegenwärtigen Reichstag die richtige Etiquette geben. Die liberale Flagge, die bisher über dem Reichstag wehte, wird feierlich herabgezogen; war ten wir, welche andere nun aufgehißt werden soll. .. Ueber die Wahl eines Präsidenten an die Stelle de» Herrn v. Forckenbeck werden sich die Fractionen heute berctthen. Ganz unabhängig von dem Rücktritt deS Herrn v. Forckenbeck wird sich, wie wir kaum be zweifeln können, auch der Rücktritt de» Abg. Frhrn. v. Stauffenberg von der Stelle deS ersten Bice- präsidcnten vollziehen. Herr v. Stauffenberg ist durch den Abg. Marquardsen eben erst in seine Heimath ge leitet morden, um sich von einem heftigen Anfalle seines GichtleidenS zu erholen, und die Geschäftslage, wie sie sich jetzt gestaltet, wird es kaum gestatten, die erste Bicepräsidentenstelle nur nominell besetzt zu lassen. Die Namen, welche für die Neubesetzung deS Präsidiums genannt werden, haben nach Lage der Sache nur den Charakter subjectiver Lombinationen. Die Abgg. v. Seydewitz (deutsch-conservativ) und Frhr. v. Franckenstein (Centrum) werden vielfach genannt. Daß die national- liberale Pattei die Berufung eines oder deS anderen ihrer Mitglieder ablehnen müßte, bedarf wohl keiner besonderen Betonung." — Die„N. A. Z." widmet der Tischrede deS Ober bürgermeisters v. Forckenbeck bei dem Banket de» deutschen Städtetages heute noch folgenden Artikel, der nicht verfehlen wird, nach verschiedenen Richtungen hin Aufsehen zu erregen: „Die Thatsache, daß eine Gemeinde, deren erster Beamter zugleich Präsident deS Reichstages ist, eine Einladung an sämmtliche größere Städte erläßt, neben dem Parlament deS deutschen Volkes an dessen Sitz zu tagen und durch ihre Di»- cussionen und Beschlüsse einen localen Druck auf die Vertreter des Volks zu üben, hat an sich für unsere politischen Gewohnheiten, wenn wir vom Sommer 1848 absehen, etwas Befremdliches. Die Demonstra tion ist nicht in dem Maße gelungen, wie gehofft wurde, nur etwa ein Viertel der eingeladenen Städte sind dem Rufe gefolgt. Aber, wenn wir den Berichten über die Reden und Toaste Glauben schenken dürfen, so müssen wir annehmen, daß die intensive Qualität der Demonstration für das verminderte quantitative Gewicht entschädigen soll. Die witthschuftlichen Fragen sind von diesem Städtetag mit seinem felbstgeschaffenen Mandat in politische umgewandelt worden, und anstatt der nüchteren Besprechung von Zollpositionen hört man den Schlachtruf jeder revolutionären Agitation in dem Geschrei über kirchliche und politische Reaction. In steller und Beschauer und Anregung zu bieten, mit Ernst und Ausdauer fort-uschretten aus dem Wege kunstgewerblichen Schaffens. Der erdrückenden Fülle und Manmchfaltigkeit großer Weltausstellungen gegen über, und ohne nur eine industrielle Schaustellung zu jein, gewährt sie, vermöge ihrer Begrenzung auf eine Reihe bestimmter Zweige, die Möglichkeit, das Einzelne um so genauer zu studiren, Lücken und Mängel in der eigenen Leistung zu erkennen und dadurch zur Er gänzung des Fehlenden anzuspornen. Dem Publicum aber soll die Ausstellung ein Mittel sein, bei ihm den Sinn für Würdigung tüchtiger Arbeit und edler Form zu beleben, beizutragen zur Läuterung de» Geschmack«» und die Liebe zum Schönen in Haus und Wohnung zu wecken und zu mehren. Dies sind die Gesichts punkte, welche bei Inangriffnahme deS schwierigen Werkes maßgebend gewesen. DaS auf dem Königsplatze errichtete Au-stellung»- gebäude umfaßt, mit Einschluß deS Vorgartens und der RestaurationSlocalitäten, einen Flächenraum von circa 5000 grn. Die Lonstruction desselben besteht, der Feuersicherheit wegen, in der Hauptsache au» Eisen, GlaS und Mauerwerk. Den Kuppelbau über dem Hauptportal bekrönt eine „Lipsia". Im Mittelpunkte de» halbkreisförmigen Empfangssaale» (in welchem bekannt lich die Eröffnungsfeier vor sich ging), befindet sich da» recht harmonisch eingesügte Oesersch« Standbild de» König» Friedrich August (I.) de» Gerechten, dessen Vorhandensein auf die ganze bauliche Anlage von de- . stimmendem Einfluß war. Zu beiden Seiten desselben und gegenüber sind die, ebenfalls erwähnten, Statuen sächsisch Fürsten (in farbiger Holzsculptur ausgefühtt), ausgestellt.
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