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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-17
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1881
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Erschet«t täglich KSH S'/, Uhr. Let«Uoa und Lrpe-Uiou Johanue-gasse 83. SPrechft»«-en -er Uedacti»». Vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 4—8 Uhr. »" - LiLW' *** ^ her f»r tzte ^chftf«I^»h« Muumer heftt»»t«« Jul,rat» a» W-che»t»«e» dt» » Uhr Rachmttta^, «» Lau» uu» Feftt,,« srßtz ht«'/,» Uhr. In -en Filiale» für I>s.-^«,»h«e: vtta Kl«I«, Umvrrsttüt«firaßr 82, Laut« L-schr, kathariuruftraße 18, p. «ur ht« '/,U Uhr. " 'eiprigtr.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeWstSverkehr. AuflagO LA,»«-. ^doane»e»t«hrri, viertelt. 4'/, Mit. irrt. Brmaerlohn 8 Mk.. h»rch die Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer 2b Vf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ahme Poftbesürderung SS Mk. »lt PoftbefSrdernng 48 Mt. Inlerate öaespaltene Petitzeile SO Pf. Aridere Schriften lant unserem Prrts- verzrichniß. Tabellarischer Sah nach h-Herrn» Tarif. Krrlanlrn unter -eu Ledartianakrich die Spaltzeile bO Pf. Inserate sind stet« an die vrpedttla» z» feadrn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnieuumenmä» oder dnrch Post nachnahme. 280. Sonnabe«- den 17. September 1881. 75. Jahrgang. Wegen der Mete ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpvöMon lies I^IMxer IkuxvHlLttes. Amtlicher Thetl. Zur Aufrech terhaltung der öffentlichen Ordnung bei Ge legenheit de« am 18. d«. Mt«, abzuhaltend« Wckttreaueu- haben wir für nvthig erachtet, folgende Anordnungen zu troffen: 1) An diesem Tage sind Nachmittag« von 12—8 Uhr der Schnbenweg vom Schleußiger Wege bi« zum Jvhannapark und von der Brandbrücke ab bis zum kirschwehr für den öffentlichen Fahr- und Reitverkehr, ingleich« der Scheibenweg vom Schleuniger Wege ab bi» zum Gcheibengehölz auch für den Fußverkehr gesperrt. 2) Wagen, die m die Rennbahn gelangen wollen, haben für den Hinweg dir Mitnzgasse und den Schleußiger Weg zu benutzen, den Rückweg durch da« Gcheibengehölz und den Johannapark zu nehmen. 3) Diejenigen Wagen, welche nur bi« an den Eingang zur Rennbahn bei der Einmündung de« Scbeibenwege« in den Schleußiger Weg fahren, haben den Rückweg durch die Körne rstratze zu nehmen. 4) Aus dem Hinwege Hab« alle Wag« recht« zu fahr« und sich streng in der Reihenfolge zu halt«. ») Ans den» Schlenstiger Wege darf kein Wagen »alte». Mr bring« diese Anordnung biermit zur öffentlich« kmntniß, mit dem Bemerken, daß unsere Organ« angewiesen sind, die Beobachtung derselben auf da« Strengste zu über wach«. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bi« zu 30 Mark oder Haft bestraft. Die Droschkenführer werde» insbesondere noch darauf hiuaewieseu, daß da« Fährgeld, welche« hierbei riou 1 Mk. — P. rsone» 1 Mk. 28 ' Z. onen 1 Mk. 50 '». onen 1 Mk. 78 Pf. betrügt, rrgulativmäßig »or dem Emsteig« von den Fahr gästen erhoben werden »»H. Leipzig, am 18. September 188l. Der Rath und da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig, vr. Georgi. vr. Rüder. vr. Wangemann. Daegner. S. Dekanntmachuug. Da, wie neuere Vorkommnisse gezeigt Hab«, da- TranS- vortircn von unverhülltm Spiegel» auf dm Straßen da« Scheuwerden der Pferde herbeisühr« kann, wenn diese durch den plötzlich« Anblick ihre« Spiegelbildes oder durch den hell« Spiegelreflex erschreckt werden, verfüg« wir hiermit, daß Spiegel auf de» Straßen n«r »erhült »der verdeckt tran»porttrt werde» dürfen. Zuwiderhanvetnd« werden um Geld di« zu Sechzig Mark oder mit Haft bi» zu vierzehn Tagen bestraft werden. Leipzig, o« 16. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Harrwitz. Bekanntmachung. --- Der von un« am 20. August dieses >tahre« zur Fischzucht nnd Benutzung al« Eisbahn zur anderweiten Verpachtung versteigerte hiesige Schwaaenteich ist verpachtet und e« werden daher m Gemäßheit der BcrsteigerunaSbcdmgung« die »»berücksichtigt gehitebeue» Bieter ihrer Gebote hiermit entlasie». Leipzig, den 18. September 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Stvß. Die bei dem hiesigen Leibhause in den Monat« Sep tember, Oktober, Ro»ember «ab Deeember 188» versetzt« oder «neuerten Pfänder, die weder zur Berfallzeit noch bi« jetzt eingelvst worden sind, auch nicht bi» zum >0. September ». o. eingelöst werden, sollen den 1« Rovem» ber d. A «nd folgende Lage im Parterre-Locale de« Leihhauses öffentlich versteigert werden. E« können daher die in den genannt« Mouatm versetzten Pfänder »ach dem 30. September d. I und spcktesien« am ». Oktober d. I. nur unter Mitentrichtung der Auctionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de« Dar lehn« etngelöst oder nach Befinden eraenert werden; vom 7. Oktober d. I. an, an welchem Tage der AuctionS- katalog geschloffen wird, kann lediglich die Gtnlösnng derselben unter Mitentrichtung der Auction-kostm von 4 Pfennig« von jed« Mark der ganze» Forderung de« Leihhauses stattfinv«, und zwar nur ln« zum T8. Oktober d. 2«, von welchem Tage ab Auction-pfSnder unwiderruflich »«der eingel-st «och proloagtrt werden können. E« hat also vom 2V. Oktober d. I. an Niemand mehr da- Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlang«, und Mau« dieselb« daher von den Eigeulbümern nur auf dem gewöhnlich« Wege de« Erstehen« wieder «langt werden. Dageg« nimmt da« Geschäft de« EinlösenS und ver setz«« ander« Pfäud« während der Auktion in dm gewöhn lich« Loealm sein« ungestört« Fortgang. Leipzig, de» l8. September l88l. De« Rath« Depatattoa fsir Lethhan« »ad Sparkasse. I. v.: Ludwig Wolf. rtliimitmchmi». Lutz« «stuwter Anzeige zu Folg« yat da« vt»st»ädch»» Anu« Ä»a zäßft au« »aatewitz ihr vom Gemeinde-Vorstand »aatewitz -»»gestellt«« Dieußdach auf der Reift »on kür nach ihrem Heiueatdsor» »rrlorr». Mm otttet, i» »usfind»ng«f,lle dasselbe hiersrlbst aozugeb«. Leipzig, am 14. September 1881. Paltzet-Autt d« Stützt vr. Rüder. tzöfser Nfd Bekanntmachung. Weg« Legung von GaSrobrm wird die Harkortsirasi« und die westliche Fahrdaha de« FloHplatze« auf der Strecke von der Kletnea Bnrggasie bi- zur verlsiagew te« Hohe« Straße von Aeettag, de« 1«. September d. 2 an bi« zur Fertigstellung der Arbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 15. September 1881. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Logisoermirthnng. Eingetretener Verhältnisse halber ist in dem UnidersttütO» »ruudftücke »um golden« Nuker, Große Fleischergasft Rr. S. 3. Etage, ein Logt» von 2 Stube«, 4 »a««er«. Küche, voden» und »rllrrrau« vom 1. Oktober b. I. »der nach Befinden vom 1. Januar l. A. an meistbietend, jedoch unter Vorbehau der Wob- wahl «ater den Licitante», anderweit zn vermiethea. ReflectaMen werden ersucht, ihre Gebote stn Untoersttits-Mentaurtr (Paulümm) abzugeben. Die Liciiation-bedingungen liegen daselbst zur Einsicht au«. Leipzig, am 14. September 1Ä1. UutdersttSt« - Rmtowt. Graf. Nichtamtlicher TheU. Leipzig, 17. September. Der tunesische krieg«zug der Franzosen bat die Bevölkerung der Küstenländer von Nordafrtka m eine säst allgemeine Bewegung versetzt, der« Schwingungen jetzt schon vom Atla« bi« an dm Nil reichen. Die Kabyleu im Aufstand, die Tuuesen im Aufstand, die Wüstenstämm« im Ausstand uud nun auch eine Erhebung der regulären Armee in Kairo! Daß die Empörer mit Kanonen versehen war«, deutet aus eine sorgfältige Vorbereitung und wenn auch die Di-ciplin cgyptischer Truppen wohl nicht so schwer zu er schüttern ist, so bat man e« hier offenbar mit einer wohl» organisirt« Verschwörung »u thuu, mit einem weiter« Au- wichen dafür, daß die tunesische Affairc den Anstoß zu eiuck Reihe von fortschreitend« politischen Eruption« bei d« moslnnitischm Bölkerschastm Rordafrika« gegeben hat. Die Empörung von Kairo hat indessen ein bestimmte« Programm; während e« sich bei den Kabylen und Tunesen nur um die Bekämpfung de« europäisch-christlichen Regiment« handelt, verlangen die meuternden Soldaten von Kairo — eine Verfassung und ein« Ministerwechsel. Da« ist mehr eine Insurrektion in europäischem, modernem Stil. Der Schein der Freisinnigkeit, welcher dadurch in die Handlungen der Aufständisch« kommt, wird aber schnell verwischt oder mindesten« zweifelhaft gemacht, wenn man sich die Sache näher ansieht. Da« gestürzte Ministerium de« neuen Khediv e hat eine Reihe von Reformen durcbgesührt; e« hat Steuern, die scbr drückend waren, aufgehoben und in der Iustizpflcge namhafte Verbesserungen eingesührl, aber c« hatte sich bei den Truppen, resp. den Ossicieren nicht beliebt machen könnm, weil c« die Zahl der Truppen beschränk« zu müssen glaubte. So empörte sich die Armee, man verjagte die Minister und zur Zeit liegt die Gewalt thatsächlich in den Händen der Insurgenten. WaS nun? Eine eigentliche endgültige Entscheidung ist noch nicht herbeigeführt worden; wohl spricht man aber davon, daß Egypten, um dort wieder geordnete Zustände herbeizufübren, einer Besetzung unlerworsen werden müsse. — Wer aber soll Egypten besetzen? die Pforte hat immer noch Hoheit-rechte an Egypten und sie hätte offenbar Lust, dieselben geltend zu machen; man vermuthet auch nicht ohne Grund, daß die Pforte die ganze Empörung angezettelt habe, um wieder in den Besitz Egypten« zu gelangen. Möglich, daß die Pforte sich zu einem verzweifelten Streich entschlossen und die gegenwärtige Empörung benutzt hat. Der Haupt feind der Pforte, Rußland, ist durch seine inneren Wirren so ziemlich lahm gelegt und die Bewegungen in Rordafrika würdm an der Pforte ihre natürliche Schutzherrin finden. Deshalb erachtet man am Gold«« Horn den Moment für gekommen, sich in Egypten wieder festzusetzen, die verlor«« Positionen wieder zu gewinnen. Aber die europäischen Mächte werden hier offenbar ein Borretbt für sich in Anspruch nehmen. England hat bei all seiner vorgeblich« Freunoschaft eine schwache Türkei immer lieber gesehen, al« eine starke, und so wird e« auch diesmal sei». Herr Gladstone wird Egypten lieber selber besetzen, als eS von dm Türk« besetzen lassen, und wenn sorinell die Türkei sich aus ihre Oberhoheiten stütz« kann, so weiß inan, daß da« stolze England solche RechtSgründe zwar nicht bei sich, wohl aber bei Ander« sehr leicht zu befind« pflegt. Allein mit dem bloßen „antcn Will«" de« Herrn Gladstone ist diese heikle Angelegenheit keineswegs erledigt. Ai» Nil und am Suezcanal laus« die Interessen der verschiedensten europäischen Mächte zusammen; an keinem Puncte de« Orient- berühren sich dieselben so empfindlich wie da und nirgend» ist e« deshalb leichter, ein« europäisch« Conflict hervorzurus«, wie in Egypten. England wird also seine sattsam bekannte LLndergier, schon mit Rücksicht aus Frankreich, zügeln müssen, wenn e« nicht die Schuld und die Verantwortung einer großen Katastrophe auf sich last« will. Man meldet, die Affaire sei keineswegs beun ruhigend und nirgend» sei da« Leben oder Eiaenlhum der Fremden bedroht. Die Egypter scheinen noch nicht zu wissen, daß bei dm Engländern die „Gründe" für eine solch« Be setzung so wohlfeil wie die Brombeeren sind. Die „große liberale Partei", der« Verwirklichung be sonder« von ven Secessionisten erstrebt wurde, wird ein frommer Wunsch bleiben: selbst der Vorschlag eine« gemein samen. alle liberal« Richtung« umfassenden Wahlauf ruf« ist von hervorragenden Preßorgau« der nationallibe- ralen sowohl al« der Fortschritt-Partei zurückgewiesen ward«. Eine Kundgebung, der alle liberalen Männer „von Bennigsen bi« Richter" ihre Zustimmung geben könnt«, müßte in der That von einem so verschwommenen Inhalt sein, daß sein Werth sehr zweifelhaft wäre. Uebcrdie« ist der ganz« Dahlseldzug seiten« der Fortschritt-Parte» mit so scharfen Angriff« gegen die gemäßigter« Richtungen de« Liberalismus eröffnet Word«, e« ist so geflissentlich Zwietracht in liberale Wählerschaft« auch an solch« Orten aesäet Word«, wo für die fortgeschrittenere Richtung dr- LiveraliSmu« nicht die mindeste Autsicht aus ein« andern Erfolg al- den, die Interest« der Eonservativen oder Ultramontanrn zu befördern, vorhanden war, daß die Zu- mulhung. die Unterschiede zwischen den verschiedenen liberalen Richtungen zu verwischen und zu verschleiern, in vielen Gegenden geradezu al« eine Selbstprei-gebung der national liberalen Partei zu betrachten gewesen wäre. E« hat sich dazu in den Reihen unserer Parteigenossen durchaus keine Neigung gezeigt. Da« schließt aber gewiß nicht au-, daß da, wo sich liberale Candidatm bekämpft haben und die über wiegende Stimmung sich für ein« derselben entschieden hat, in etwaig« engeren Wahl« energisch und loyal dem größer« Gegner, den Conscrvalivm. Ultramontanen, Social demokrat«, gegenüber zusammenaehallen wird. — Ueber die in der na tio n a l lib er a len Fraktion herrschend« Anschauungen wird un- au- Berlin vom Donnerstag ge schrieben : Nack» Allem, wa« man über die gestrigen Partei verbandlungen hört, war man. obgleich wohl die größere Hälfte der Thcilnehmer dem sogenannten recht« Flügel der Fraction beigezählt werden kann, doch darüher einig, daß heutzutage dem Anstu«, der Reaction aus all« Gebieten gegenüber der freisinnige Charakter der Partei besonder« hervorzuheb« fei. Herr von Bennigsen hat Da« für seine Person ja auch bereits betont, indem er in einem Briese an die Mäkler in Wolsenbüttel die C onservativen al« die Feind« bezeichnete, gegen welche jetzt anzukämpf« sei. Daß aber nun aus der anderen Seile nicht von einem ge meinschaftlick« Wahlprogramm mit der Fortschritt-Partei die Rete sein kann, hat (wie unse« Lese« bekannt) der „Hannov. Cour." vor einig« Togen schon au-einandergesetzt und wird, wie e« scheint, von der Fortschritt-Parte» am Allerwenigsten gewünscht. Herr von Bennigsen bleibt auch hier den Anschauungen völlig getreu, den« er am 11. November 1887 in der Schlußsitzung de« National vereins in Kassel Ausdruck gab. E» ist heute vielleicht an der Zeit, wieder einmal an seine Worte zu erinnern. Er sagte: „Im Jahre 1859 fanden sich Ver treter der verschieden« liberal« Richtungen zusamnim und begrub« ihre allen Gegensätze. Da» Band ist jetzt zerriss«, die damal« vereinigten Partei« steh« vielfach heftig und entschieden gegen einander. ES wird sich frag«, ob e« auf diase Weise möglich ist, neue Areiheiyeitsziele zu erreich«. Manch« hoffen auf eine Wiederverschmelzung. Diesen Wunsch, dieseMeinung theile ich nicht, verschiedene Lagen und Ausgab« erheisch« auch- verschiedene Mittel. Im Jahre 1859 war jene Fnsion der Liberalen und der demo kratisch« Partei die Vorbedingung jede«, noch so gering« Fortschritt-; heute wird ihre Erneuerung ein Hinderniß de« VorwärlskvlnmenS. Die Ereignisse von 1866 haben das Band gesprengt; wir könne» es nicht, und ich sage, wir wollen cS auch nicht wieder anknüpf«. Ein anderes und gesundere« Verhältnis muß zwischen de», recht« und dem linken Flügel de« Liberalismus sortan sich herstell«. Nock Hab« beide mächtige Gegner zu bekämpfen, zumal im östlichen Preußen, wo, wie alle letzt« Wahlen zeigen, die conservative Partei stärker ist als den wirklich vorhandenen kon servativ« Interest« irgend entspricht. Zu diesem Kampfe aber können wir, nachdem die inneren Unterschiede einmal wiederum so grell hrrvvrgetreten sind, nicht mehr in einer einzig« Partei und einem einzig« Verein auSrück«. Da gegen ist e« wohl möglich, daß ein billige« und gerechte« verhält,,iß hergestellt werke, mit Anerkennung der vorhan den« Grenzen, aber auch mit dem Entschlug, die Verderb- lichen reaclwnaireu Tendenzen nach wie vor gemeinsam zu bekämpfen. Keine Verschmelzung, aber auch keine Schärfung de« Gegensätze«! Die eigentlichen und unversöhn lichen Gegner, der« Haß den Nationalverein von der Geburt bis zum Tode begleitet hat, sind die Ultramontanen und die starren Particularist«. Gegen sie muß der Kampf ohne Rast und Gnade fortgesetzt werden, bi« sie begreifen, daß sie den Jahrhunderte läng geübt« unheilvollen Einfluß aus Deutschland« Geschick« für immer verlor« haben." Die Verhältnisse lieaen jetzt nicht gerade wie im Jahre 1867, aber die Aeußerung« Bennigsen « beanspruch« auch nach 14 Jahr« noch Bedeutung.' Herr v. Schlözer ist kürzlich vom Papste in Audienz emplang« Worten und befindet sich vielleicht schon heute aus der Reise nach Berlin. Die Verhandlung« mit dem Vatican sind daher augenscheinlich in ein entscheidende« Stadlum getreten: e« wird sich darum handeln, welche Con- cession« Herr v. Schlözer nach Berlin milbringt. Am 12. d. M. wußte die „Gazzetta d'Jtalia" zu berichten, daß die Verhandlung« zwischen dem StaalSsecrctair Cardinal Jacobüli und Her« v. Schlözer noch sorldauert«. Obgleich die Streitpuncle nicht wenige und nicht leichte seien, rechne man doch mit Bestimmtheit aus eine Berständigung, da sowohl derPapst als Fürst BiSmarck. der darin denAbsichten seine« Monarchen folg«, von den best« Absichten beseelt seien. Der Papst wünsche auch die zwischen dem vatican nnd der russischen Regierung schwer«!»« Frag«, namentlich soweit e« die pol nischen Diöcesm betrifft, zu ordnm. Wmn Leo XIII. i» dies« Bestrebung« durchdringe, so rechne er daraus, in der Haltung, die da« Papstthum nach den letzt« Vorfällen Italien gegenüber eingenommen hat, «inen Rückhalt in Europa zu erlangen. E« wird vielfach bemerkt, daß au« dies« Ge- sichtSpunctm der Cardinal LedochowSky allein unter allen Unversöhnlich« de« heiligen Colleg« den Verhandlung« über Herstellung eines mockus viveucki mit Deutschland in schroffer Weise «tgcgciitritt. klebrigen« veröffentlicht die „Nordd. Allg. Ztg " dm Artikel der „Gazetta d'Jtalia", der mit fol gend« Wort« schließt: Italien kan» de» deutsch« Reichskanzler zu oen gegenwärtig« Verhandlungen mtt dem Battean nur beglückwünsch«. Hede« Zugc- ftändniß, welch«« die Curie der preußischen Regierung stillschweigend oder ausdrücklich macht, ist ein Schritt nach vorwärts, zeigt, daß die Kirche thaijächiich aus ihre allen Ansprüche Verzicht leistet. Italien hat in der That keinen Grund, sich darüber zu beklagen. Wir Hab«, von jeher den Wunsch gehegt, da» Papftthum möge endlich a«< dem eng« Kreise de« von poemiwu» heran«tretrn und sich der allgemeinen Bewegung der eivilisirte» Welt aaschlicßrn. Wir wist« außerdem, daß et» jede« Ueberriukomm« zwischen de« Vatican und de» preußisch« Staate unter ollen Umstünden nur eine, religisse, Charakter hoben wird. D« Bewei« dasür finden wir nnter Anderm anch darin, daß die Organe der deutschen Lentrums- Partei mit dem Ersolge der Unterhandlung« keineswegs einverstanden find, ans dem einfach« Grunde, daß diese Partei nicht hoff« darf, irgend welche politisch« «oriheile au« einer Versöhnung zwischen dem Vatican und der Regierung ziehen zu köua«. Wir sehen dem Resultat der Unterhandlungen de« vr. Schlözer mit dem Vatican vertrauensvoll entgegen, denn wir wissen, daß mit den Loncessiouea, welch« Fürst BiSmarck der Kirche mach« wird, keine politischen Zwecke verfolgt werden. S« handelt sich, wir wiederhol« er, nur um eine Wiederherstellung de» religiös« Frieden«. Um die« aber zu erreich«, wird kein deutscher Kaiser nach Canossa zu gehen brauch« uud wird auch kein Papst wie Grraor VÜ. sin Exil sterben. Augeuscheinlich handelt e« sich bei den Ossiciös« darum, für die Kirchenvorlagen, welche den Mittelpunct der bevorstehenden Session de« preußischen Landtages bilden werden, rechtzeitig Stimmung zu machen. Allem Anschein nach wünscht die Regierung da« Halbdunkel, daS über der ganz« Frage schwebt, vor den Reichstagswahlen aus nahe liegenden Gründen nicht auszuhell«; man fürchtet vielleicht dock», ein« Übeln Eindruck zu macken. Aber freilich iu diese»» Halbdunkel sind Befürchtungen erzeugt worden, die der Re gierung in den liberalen Kreisen kaum weniger nachthcilig ein werden als die Thatsachen selbst. Man schreibt uns au« Berlin: Da« frühere Tagen der Reichstag«- vor der LandlagSscssion darf nunmehr al» beschlosten angesehen werden. Die erste« wird zu An fang oder in der Milte de« November, die letztere unmittel bar nach der Feststellung de« RrichSbudget« für l 882/83 statt- finden. Nimmt man an. daß der Reichstag für diese seine Nächstliegende Ausgabe eine Frist von drei bi« vier Wochen gebraucht, und daß die Sitzung ganz programmmäßig, d. h. ohne unvermuthetc Erweiterung ihre- Arbeit-material«, ver läuft. so würde daö Preußische Abgeordnetenhaus doch frühesten« im erst« Drittel de« Deeember in die Lage komm«, an die neue kirchenpolitische Vorlage heranzutreten. Mau hat also mit der Thatsache zu rechnen, daß die Puttkamerstchea Frieden-Vollmacht« am l. Januar ihr gesetzliches End« erreich«, ohne von neuen und größeren „dircrellvnalren" Erleichterungen avgelüst worden zu sein. Wir stützen un« auf gute Erkun digungen, wenn wir gerade diese Anordnung« al« in da» Wünsch« de« Her« von Goßler liegmd und al- ein« be absichtigt« Ausdruck de« Entgegenkommen« gegen da« Cen trum bezeichnen. Denn e« könnte dem letzteren durchau- nicht genehm sein, wen» e« beim Abschluß de« Frieden- «in Gesetz zur Grundlage der Verständigung machen müßte, gegen welche« e« im Frühjahr vorig« Jahre« mit aller Erbitterung gekämpft hatte. Erst müssen diese sunglückseliam Vollmacht« an« de« Wege geräumt sein, che Hen: Wmvthorst sich her- bciläßt, mit sich reden zu last«. Nach officiösen Andeutung« wird im ReichSaint de- Innern an einem Gesetzentwurf, betreffend die Regelung de« AuSwanderungSwesen-,gearbeitet; namenttich soll e« sich dabei um die Regelung de« GeschästSbetrirb« der Au«wanderung«-Agmtm handeln. ES wird jetzt gemeldet daß in der letzt« Zeit die Auswanderung nickt nur au» de» östlichen Provinz« Preußen«, sondern auch au« dm westliche» bedeutend in der Zunahme begriffen ist. Unter Anderm sind es Bergarbeiter. die sich zur Auswanderung veranlaßt sehen. ES ist bemerkenswerth, daß ein bedeulmde« Organ der Schutzzollpartei, die „Essener Zeitung", angesichts dieser Aus wanderung von Bergarbeitern da« EingestLndniß macht, daß die Verhältnisse jetzt noch schlimm und die Löhne noch zu geringe seien, wobei freilich auf die Zukunft vertröstet wird. Die „Elsaß-Lothringische Zeitung" veröffentlicht dm Erlaß de« kaiserlichen Statthalters au« Gastein vom 12. d. M.. durch welchen (wie schon in telegraphischer Kürze gemeldet) da« Organ der Protestparlei, „Presse von Elsaß-Loth ringen" aus Grund der dem Statthalter lustehenden gesetz lichen Vollmacht« verboten wird. E« heißt in dem be treffenden Erlaffe, der Statthalter habe bei Beginn seiner AmtSthätigkeit in Elsaß-Lothringen die Presse von dem Er- sorderniß vorgängiger Genehmigung befreit. Er habe Die« gcthan, um einer allseitigen Erörterung der Interessen de« Landes freien Spielraum zu geben, er könne aber nicht dulden, daß Blätter in Elsaß-Lotyring« erschien«. welche lediglich fremd« Interessen dienten »nd gegen den völkerrechtlichen Zustand de« Reich-lande» ankänipsten. Tie« habe die Straß burger Zeitung „Presse von Elsaß-Lothringen" wiederholt und besonder« noch in der Nummer vom 6. d. M. gethan. In dem weiter« Theile de« Erlasse« wird sodann da« Verbot ausgesprochen und die sofortige Ausführung desselben ange ordnet, welche am Donnerstag Vormittag durch die Polizeidirec» tion erfolgt ist. Wie der „Boss. Ztg." au« Wien gemeldet wird, hat eine große Zahl Juristen ein Comits gebildet, da«, um dm Kampf der Verfassungspartei zu unterstütz«, in all« öffentlichen Krag« unentgeltlich Rath ertheilt. ES soll Jeder mann erleichtert werden, seine Rechte zu vertbeidig«, die Freiheit der Wahl« soll gegen unberechtigte Eingriffe, von welcher Seile immer, geschützt, gegen Beschränkung der Preß freiheit mittelst der massenhaft anstretmdcn ZeitungSconsiSca- lionen soll durch Verfolgung aller Rechtsmittel vor den Ge richt« gesetzlicher Schutz geboten werden. In Pest hat in der Nacht zum IS. d. Mt«, die vorau»- zuseheiide Demonstration zu Ehren de« gewesen« Lieutenants Göczel in Form eine» StudentenbanketS stattgesunden. Dem Wiener „Fremdenblatt" wird darüber Folgendes be richtet: „Vrrhovay hielt eine lange Red«. Eine Damen deputation, unter der Führung der Baronin Lipthay, erschien in der Versammlung und überreichte Göczel ein« Lorbcer- kranz mit tricoloren Schleis« und der Inschrift: „Dem treu« Ungar zum ewig« Andenken." Au« der Versammlung wurden folgend« zwei Telegramme entsendet: „An Seine Majestät den apostolisch« König Franz Josef in Mi-kolcr. Die UniversitätSjuaend, versammelt bei dem zu Ehren Gvezeff« veranstalteten Kesibanket, ruft, vertrauen-voll erwartmd, daß die Verletzer der ungarisch« Verfassung ihrer Strafe nicht entgehen werden, Ew. Majestät, al« dem obersten Krieg-Herrn, dem ersten ungarischen konstitutionell« König, au« tiefstem Herzen rin begeisterte« Eljen zu. Dir Pester Universitätsjugend." Ein zweite« Telegramm wnrde „An die wacker« Eltern de« wackeren Sohne«" nach KäSmark gesendet, von auswärt« trafen gleichfalls zwei BegrüßunaStelegramme ein. Der Orden der Jesuiten und die »ym zu gewandten Gesellschaften dürfen in keinem Theile der Schweiz Auf nahme finden und es ist ihn« jede Wirksamkeit in Kirche und Schule untersagt. Trotz dieser sehr klaren Bestimmung der Bunde«v«rsaflung haben Jrsuitenpatre« bei der EanisiuS- Feier in Freiburg aufreizend« Predigt« gehalten. Aus diese Nachricht fordert« der BondeSrath die Freiburger Regierung aus, über die fraglich« Vorgänge Bericht zu erstatt». D«e
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