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Sächsische Dorfzeitung : 08.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188401085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-08
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 08.01.1884
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Gz»«tz » N«d»Nio» »re»deo»«e»ft«»t I »tl-n« »asie 4. I^Acüun« «Icheint rte»ft««, Esnuerft«, «d G,n»«»e«» U-snne»««^ drei»; »tt-tttjährl. M 1^0. F» beziehen durch di, kailerlichen Post. «ß»lten und durch «sere Boten. Hel freier Liefern«, Han» erbebt die Poft noch eine Ge» hilhr »an 2b Psg. Mittwoch ». Freitag Mittag angenommen nutz kosten: dielspaltZeNelbW. Inserate»' Unter Eingesandt» » Pf. alhslslhe WllcheMG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»« MLTer tu Dre-dea. Annahmeftele«: Di« tlrnoldische Buchhandtu»» Juval,denbank, Laosenft«» Lvoglee, Rudolf Moste, H. L. Daube L E« in Dresden, Leipzig Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. ». s. ». Wr. 4. Dienstag, dm 8. Januar 1884. 46. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. SS ist eine gewiß betrübende Erscheinung in der deutschen Strafrechtspflege, daß die Zahl der Meineide eine Höhe erreicht, welche zu dem ernstesten Nachdenken Anlaß giebt. Eine große Reihe solcher Meineide geht nachweislich von vor Gericht vernommenen Zeugen auS unk diesem Umstande gegenüber macht sich daS Be- dürfniß überall in Deutschland fühlbar, hierin möglichst Wandel zu schaffen. Schon Jahre vorher, ehe die Sache zu Aussprachen im deutschen Reichstage geführt, hatte der sächsische Justizminister v. Abeken in der eben betonten Absicht der Verminderung solcher Meineide an die kgl. sächs. Gerichtöstellen ein Cirkular ergehen lassen, welches den bezüglichen Justizbeamten die thunlichste Vorsicht in der EideS-Abnahme anrieth und solche in Fällen, wo sie nicht als unerläßlich geboten, möglichst vermieden zu sehen wünschte. In der That hat denn auch hiernach die Zahl der Meineide in Sachsen — wenn auch nicht wesentlich — abgenommen. Neuer dings ist nun auch das preußische Justizministerium auS Anlaß von Erörterungen im preußischen Abgeordneten haus«, der Frage näher getreten, ob nicht die Forderung der Eidesleistung zu beschränken wäre. Sie glaubt aber diese Frage zunächst nicht direkt bejahen zu sollen und hält zur Zeit unter Anknüpfung an die Aeußerung deS preußischen Justizministers im Abgeordnetenhaus« nur da hingehende Erwägungen geboten, ob eine Vereidigung der Zeugen vor oder nach der Aussage geeigneter wäre. Die praktischen Juristen, unter ihnen der Justizminister, neigen vorwiegend zu der letzteren Annahme. In jedem Falle sind die Erörterungen mehr vorbereitender Natur, da es Sache der Reichsbehörde ist, eine etwaige Aenderung in die Strafproceßordnung aufzunehmen. — Im preuß. Abgeordnetenhaus«, daö am 8. Januar witder zusammen tritt, wird zwischen der zweiten Ctatsberathung außer dem kirchenpolitischen Antrag« deS CentrumS zunächst die zweite Berathung der Eisenbahnverstaatlichungsvorlage und die erste Berathung der Jagdordnung, der schlesischen Landgüterordnung und der Steuervorlagen auf die Tages ordnung gesetzt werden. In allernächster Zeit sollen ferner die Gesetzentwürfe über Sekundärbahnen und die Echulversäumniffe zu erwarten sein. Mit diesem um fangreichen Arbeitsstoff wird daS Abgeordnetenhaus alle Mühe haben bis etwa Anfang Mai fertig zu werden, zu welcher Zeit nach verbreiteter Annahme die Einbe rufung d«S Reichstags in Aussicht genommen ist. Der Reichskanzler hat zur Herstellung einer vom Bundesrath und Reichstag empfohlenen Aerzte-Ordnung die Bundes regierungen zu einer gutachtlichen Aeußerung über die Bedürfnißfrage und um Mittheilung über den in den Einzelstaaten jetzt vorhandenen RechtSzustand aufgefordert. AuS Newyork ist in der Nacht zum hohen Neujahr die Kunde von dem plötzlichen Ableben deS ReichStagS- abg. Eduard LaSker eingetroffen, vr. LaSker ist, wie daS betr. Telegramm besagt, in der Nacht zum 5. Jan. plötzlich an einem Herzschlage verstorben. Derselbe kehrte zu Wagen von einem Diner bei dem Bankier Seligmann zurück, als er' vom Schlage getroffen wurde. Der Wagen hielt sofort an, Bankier Seligmann, wel cher LaSker begleitete, half ihn aus dem Wagen bringen, wobei LaSker in seinen Armen starb. Der Leichnam soll einbalsamirt und, wie eS heißt, nach Deutschland überaeführt werden. Mit LaSker ist einer der bedeu tendsten deutschen Parlamentarier auS dem Leben ge schieden, der einst bei Bekämpfung deS Gründerschwindels den Höhepunkt seines Glückes erreichte, später aber sich nicht mehr in die Bahnen der deutschen Politik zu finden wußte, die er hauptsächlich mit aufgebaut hatte. Weiter ist in der Nacht zum 6. Januar in Berlin der würt- tembergische OberlandesgerichtS-Präsident l)r. v. Kübel, ein Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung deS Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs, wel ches das Obligationenrecht bearbeitete, verschieden. — Di« „B. P. N." melden, daß für daS neue GeschäftSgebäude deS preußischen Abgeordnetenhauses ein Bauplatz gegen über dem projektirten neuen Reichstagsgebäude gefun den ist und zwar zwischen der Spree und dem vorer wähnten Parlamentsbau. — Der Vorstand deS deut schen Anwaltvereins hat beschlossen, Ende der Pfingst woche d. I. einen Anwaltötag nach DreSden zu be rufen; auf demselben werden besonder- die Gestaltung der vom Verein wiederholt befürworteten Berufung in Strafsachen, die Befugniß der Anwaltskammern, über ihr Vermögen zu Gunsten von hilfsbedürftigen Mit gliedern und deren Angehörigen zu verfügen und im Zusammenhänge damit der Bericht über die Errichtung einer Ruhegehalts-, Wittwen- und Waisenkasse berathen werden. — In Münster hat sich unter dem Ehren präsidium des Ober-Präsidenten von Westfalen ein bereits 1000 Mitglieder zählender westdeutscher Kanal verein konstituirt. In München hat die Abgeordnetenkammer den Artikel 1 der Hagelversicherungsvorlage in folgender Fassung angenommen: „Zum Zwecke der Versicherung gegen Hagelschaden wird eine öffentliche Hagelversiche rung auf Gegenseitigkeit errichtet. Dieselbe genießt die Rechte der milden Stiftungen und hat ihren Sitz in München." Öesterr-Ungar. Monarchie. Der Kaiser hat am 4. Januar den ungarischen Ministerpräsidenten TiScza in Audienz empfangen, der einige Vorlagen für den Reichstag zur vorläufigen Genehmigung unter breitete. TiScza gedachte noch Ende der Woche nach Budapest zurückzukehren. — Der Kriegsminister Graf Bylandt-Rheidt wird zunächst da- VerforgungSgesetz für die Militärwitttven und Waisen durchzubringen ver suchen und sodann (wie in Spanien) für die Erhöhung der OfficierSgehalte in den unteren Ehargengraden durch die Delegationen eintreten. In diesem und im nächsten Jahre dürfte eS wohl kaum angehen, den Delegationen eine darauf bezügliche Vorlage zu machen, aber länger ! läßt sich die Sache auch nicht aufschieben, denn die materielle Lage der Subaltern-Officiere und auch der Hauptleute kann für die Dauer kaum bleiben, wie sie jetzt ist. — Wie Italien und England auf ihre Juris diktion in Tunis bereits zu Gunsten Frankreichs ver zichtet haben, so will dieS auch Oesterreich-Ungarn thun und werden deshalb demnächst schon den Parlamenten in Wien und Budapest diesbezügliche Gesetzesvorlagen unterbreitet werden. — Dem „Nemzet" zufolge hätten sich die Staatseinnahmen Ungarns im letzten Quartal sehr gAnstig gestellt, die direkten Steuern allein ergäben gegen das Vorjahr ein PluS von zwei Millionen. — Gegenüber den Ausstreuungen der Presse über eine Verbindung der österreichischen Aristokratie mit dem ungarischen hohen Adel zum Sturze des Kabinett- TiScza, erklärt die Prager „Politik", daS böhmische Volk halte an dem Principe der Nichteinmischung loyal fest, da eS die strenge Beobachtung desselben auch seilen der Ungarn wünsche. Auch seitens deS Kabinetts Taaffe werde sicherlich nicht das Geringste unternommen, waS einer Intervention in Ungarn ähnlich sehen könnte. Graf Taaffe sei ein konstitutioneller Minister und er werde als solcher weder offen, noch insgeheim etwa- unternehmen, waS den Intentionen der ReichSrathS- Majorität, auf welche er sich stützen müsse, zuwiderlaufen würde. — Die in Montenegro weilenden ErivoScianer Flüchtlinge entsendeten neulich «ine Deputation an den Fürsten Nikolaus mit der Bitte, der Fürst solle für sie bei Oesterreich eine Amnestie und freie Rückkehr erwirken. Der Fürst versprach den Bittenden seine Vermittelung. Schweiz. In den konservativen und ultramon tanen Kreisen der Schweiz beginnt wieder eine Agi tation zu Gunsten einer Revision der Bundesverfassung. Von einigen Führern der bezeichneten Element« ist ein Aufruf zur Sammlung der nothwendigen 50,000 Unter schriften in Umlauf gesetzt worden. In demselben heißt eS u. A.: Um den Verschwendungen der Bundesver sammlung Einhalt zu thun und um jedem Bürger dir Möglichkeit zu gewähren, eine von Bundesbehörden oder einzelnen Beamten begangene VerfaffungS- oder Gesetzes verletzung vor dem mit Strafbefugnissen auSzustattenden BundeSgericht zu verfolgen, verlangen die unterzeichneten ! Bürger eine Revision der Bundesverfassung. Italien. AuS Anlaß der Ueberführung der Feuilleton. Frost in Blüihen. Von H. Palms-Paysen. lS. Fortsetzung) „Lieber Schwager," laS er, „mir ist als müßte in diesen Tagen Dein Geburtstag sein, ist dem so, dann gratulire ich bestens. Ja, wenn alles so gekommen wär«, wie Ihr «S vergangenen Herbst geplant, dann könnte ich - mündlich thun. Aber eS ist doch besser, daß wir nicht zu Euch gezogen sind. Stellt Euch doch die Unruhe und die Last mit den Kindern vor. Und mich hält - auch hier in der Heimath fest. Ich bin so an die See gewöhnt, kein Wunder, wenn Vater und Mann Seeleute gewesen sind. Ja und dann brauche ich mich nun, wo Du, lieber Schwager, nach Wilhelm- Tode alle seine Schulden bezahlt, nicht mehr vor den Seeleuten »u schämen. Ich habe eine ganz gute Spekulation mit dem Häuschen am Strande gemacht. Die besten Zimmer sind alle im Sommer an Fremde, die in der See gebadet haben, vermiethtt gewesen. Nun kann ich im Winter von dem Erlös ohne Sorgen leben. Wenn nur nicht der Karl wieder dumme Streiche macht. Er ifl ein guter Junge, aber etwas leichtsinnig und leicht lebig, gerade wie sein Vater. Ja, da- mußt Du zu geben, daß der gute Wilhelm da- gewesen ist. Immer groß gelebt, wenn Geld da war und hernach gedarbt. DaS ist ja wohl SeemannSart, deshalb soll mein Nettester auch keiner werden, so sehr er fich'S sonst wünscht. AlS Lehrling in der N.'schen Handlung wird er eS mit den Jahren auch schon zur Selbstständigkeit bringen. WaS er jetzt einnimmt, verbraucht er für die eigene Person, wenn es darüber nur nicht hinausgeht. Sein Umgang gefällt mir nicht. Lauter jung« Leute aus der Seemannschaft. Die fachen nur immer wieder seine Lust zum Fahren an. Aber waS soll ich machen? Der Wille deS großen Jungen wächst mir bald über den Kopf. Da ist Ernst ander-, der artet nach Dir, lernt und arbeitet fleißig. So auch die drei kleinen Mädchen, die jetzt wieder gesund sind. Die Krankheit hat aber viel gekostet und wenn Doktor- und Apotheker rechnung eingegangen sind — Du hast eS ja erlaubt — so sende ich sie Dir ein." Die letzten Mittheilungen wurden von Ekkehart nicht vorgelesen, eS folgte vielmehr der Schluß deS Briefe- mit Grüßen und Erkundigungen nach der Schwiegermutter, dann der Name „Dora Ekkehart". Unter diesem aber eine Nachschrift in zitternden Schrift zügen, denen Eile und Verstörtheit anzumerken war. „Lieber Schwager," hieß eS darin, „meine Be fürchtungen über Karl sind eingetroffen, er ist heimlich davongegangen mit einem Kauffahrteischiffe nach Indien, wie er mir in einem zurückgelaffenen Briefe geschrieben. Ach, der böse, leichtsinnige Sohn, er hat obendrein Schulden gemacht, von denen ich nicht-gewußt. Giebt eS noch einen Gott, der sich der Wittwen und Waisen erbarmt? Ich möchte daran zweifeln! Nun, wo der erste Sonnenschein nach langen Sorgenjahren gleich wieder durch dunkle Wolken verdrängt wird!" Auch diese Nachschrift wurde der alten Frau, dir mit glücklichem, zufriedenen Lächeln dasaß, vorenthalten. Und sie prieS den Tag und nannte ihn einen der heitersten und schönsten ihre- LebenS und daß sie nichts andere- wünsche, als daß eS so still und friedlich bleiben möge. ES war einem so liebevollen Sohne wie Ekkehart nicht möglich, die ahnungslose Seele seiner Mutter mit neuen Sorgen zu beschatten. Vielleicht wandelte die Zeit daS, waS die bekümmerte Wittwe jetzt als ein Ungemach ansah, in Heil und Segen. Der Geldsorgen konnte er sie entheben, freilich nur mit dem Opfer mancher Nachtstunde und mit der Hingabe der in Mühen erzielten Ersparnisse, die für die Reise der geliebten Mutter berechnet waren. DieS lastete mehr als alles Uebrige auf seiner Seele und eS bedurfte seiner ganzen Beherrschung, um eine harmlos heitere Stimmung zu erzwingen. Frau Ekke hart war indessen gar leicht zu täuschen und zu zer streuen. DaS Einfachste und Naheliegendste gewährte ihr schon Freude. Der goldbraune Käfer dort, dessen Thun und Treiben sie jetzt beobachtete, wie er mit seinen langen Hakenfüßen über den Sand d«S Wege- kroch, hin und herkreuzte, bald ein Holzstückchen er klomm, entweder glücklich hinüberkam oder auf den Rücken siel, oder zurückscheute vor einem neuen Hemm- niß deS WegeS. „Wie ein Mensch," lächelte sie, „der auf seinem Lebenswege ein lästige- Hinderniß anzutreffen glaubt, erst kleinmüthig verzagt, dann aber muthig vorwärt- dringt und dadurch siegt. Nur zu, nur zu, Thierchen. Du kommst hinüber mit ein klein wenig Geduld und Ausdauer. Sieh, da findet er eine Blume, die leitet ihn am Stengel darüber weg."
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