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Sächsische Volkszeitung : 30.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192104307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-04
- Tag1921-04-30
- Monat1921-04
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.04.1921
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Kr.»» »». Jahrg. Ausg.» Fernsprecher: Redaktion 21Z66 — Geschäst-ftelle 1S01S Postscheckkonto: Dresden Nr. 147V? SMlWie Sonuabeud, 30. April Redaktion und Gejchajlsstelle: Dresden - U. 16, Holbeinsirasje 46 V«,ugSpreis, Vi«rlc>j!>hr»ch >re> Laos Slu-aabe 1 mit illustrierter Beilage IS.78 ^ »iusgabe « 1I.2S elnschlietzUch Postbestellgeld DI- Süchstsche VolkSzeitmig erscheint an allen Wochentagen nachm. - Sstrechslnndc der Redaktion: »1 bis 12 Uhr vorm. Anzeigen i Annahme von Gcschnstsanzeigc» vis 10 Uhr, von Fainiticiianzcigen bis 11 Uhr vorm. — Preis sür dt« Pctit-Spaltzetle 1.40 im Rcllaincteii 8.80 Familienanzeigcn I.SO — Mir undeutlich geschriebene. >o>vic durch gerujpicchcr aufgcgebenc Anzeigen lönnen wir die Berantwvrllichleit sür die Richtigkeit des Lezles nicht übernehmen Der erste Mai H Morgen dcnioiistrreren die Sozialisten aller Richtungen Liedcrum sür die Völkerverbrüderung» sür die Böl lerversöhnung, für den Völkerfrieden. Wie viel sozialistische Richtungen» die sich untereinander auf das Schärfste bekämpfen, in Deutschland morgen den Völkerfrühling durch Umzüge, Versammlungen »nd Festlichkeiten, begehen werden, läßt sich nicht genau feststellen. Wenn man aber die kleineren Rlchiungen abzieht, dann sind eS drei sozialistische Parteien, die in erster Linie dafür in Frage kommen. Wie überall, so feiern sie auch bei uns in Sachsen den 1. Mai getrennt. Nur in Chemnitz, wo der neue Herr WirischaftSminister Fellisch regiert, haben sich die MchrheitSsozialisten und Unabhängigen zur ge meinsamen Feier znsammengefunden, nm dem Aufrufe zur Verbrüderung, den der bisherige Wirtschaftsminister Schwarz neulich in der „Chemnitzer Volksstimme" erlassen hat, Nachdruck zu verleihen. Die unabhängigen Sozialdemokraten waren in Chemnitz zur vollständigen Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Die Politik des Herrn Fellisch gibt ihnen erst wieder das nötige Relief. Tatsächlich ist ja ein wesentlicher Unterschied zwischen der Chemnitzer Richtungs-Politik des Herrn Fellisch und der Politik der unabhängigen Sozialdemokratie nicht mehr zu ver spüren. Allerdings ist es auch den Bemühungen des Herrn Fellisch noch nicht gelungen, die Kommunisten zu bändigen und sie zum gemeinsamen Vorgehen bei der Maifeier und ähnlichen mehr oder weniger zeitgemäßen Demonstraiionen zu veranlassen. Diese Maifeiern nehmen sich besonders gut ans in diesem Jahre angesichts unserer außenpolitischen Lage. Am l. Mai sollen bekanntlich die Sanktionen, d. h. die Gewal'maß- nalmicn der Alliierten in vollem Umfange in Kraft treten und wir wissen am Vorabend dieses Tages noch nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden. So viel aber wissen wir, daß die Arbeiterschaft der Entente ernsthaft gar nicht daran denkt, etwas sür die Völkerversöhnung und für die Völkerverbrüderung zu Sun. Auch die sozialdemokratische Arbeiterschaft der alliierten Läuter erhebt keinen Einspruch ernstzunehmender Natur gegen diese G-waltmatznahmen, und alle Hoffnungen, welche manche Utopisten bei uns ans den englischen Bergarbciterstreik setzten, sind zusammengcbrochen. Erneut erleben wir das Schauspiel, daß auch der sozialdemokratische Arbeiter der Entente in erster Linie Franzose oder Engländer und erst in zweiter Linie Sozial demokrat ist, während wir bei uns nach wie vor leider das Gegen teil erleben müssen. Von allzugroßer politischer Reife zeugt das gerade nicht.. Unter diesem Gesichtswinkel mutz auch die politische Loge in Sachsen betrachtet werden. Wir haben eine K l a s- scnregierung und der Einfluß der Richtung Fellisch hat es zuwege gebracht, daß auch die mehrbcitssozialdemokratische Frak tion an dem Klassencharakter der Negierung festhält. Die Komö- cäen, die sich im sächsischen Landtag in den letzten Wochen abge spielt haben, sind hier an dieser Stelle genügend erörtert worden Jedenfalls aber stehen die Verhältnisse, wie wir sie hier in Sachsen haben, einzig da. Das Organ der Kommuni sten. »DOr Kämpfer", warf in diesen Tagen die Frage auf warum die Kommunisten nicht mitstimmten. diese Negie rung zu beseitigen. „Der Kämpfer" erklärt: „Wir erwarten von dieser Regierung nichts und trotzdem sind wir der Ansicht, diese Regierung müßte noch bestehen bleiben." DaS kommunisti sche Blatt führt weiter aus, eS glaubten noch „große Teile der Arbeiter daran, diese Negierung werde ihnen helfen und dieser Glaube kann ihnen nicht besser genommen werden, als durch die Tat dieser Regierung selbst". Dann fährt das komuninistische Platt wörtlich folgendermaßen fort: „Wenn in den nächsten Wochen die Unternehmer unter den Auswirkungen des weißen Schreckens, unter der Wirkung der Sanktionen die Arbeitszeit verlängern, die Löhne kürzen, Hlinderte von Arbeitern entlassen, wenn dann diese Regierung all dem Geschehenen untätig und unfähig entgcgcnsteht, dann wird sie von selbst erliegen, dann aber auch wird die Ausgabe erfüllt sein, die Illusionen der Arbeiter zu tölen." Um die gegenwärtige Regierung zu stürzen, deshalb stützt also die kommunistische Fraktion diese Negierung. Und diese Negierung klammert sich an ihren Sitzen fest, trotzdem sie natür lich von diesen Erklärungen Kenntnis hat. Herr Minisierpräsi- dem Buck erklärte am Mittwoch im Landtag auf eine Anfrage wegen der Stellung der unabhängigen sozialdemokratischen Partei zur Diktatur des Proletariats, gewaltsamen Bestrebungen zum Sturz der durch die Mehrheit des Volkswillens geschaffenen Verfassung werde die Negierung wie bisher auch in Zukunft entgegentreten. In Wirklichkeit wird eine Regierung, die sich auf die Kommunistische Partei stützt und stützen muß, dazu ja gar nicht in der Lage sein. Aus der Erklärung der Kommunisten im „Kämpfer" ist auch nicht zu ersehen, wie irgendwie selbst innerhalb der sozialistischen Parteien der Völker frühling, die Völkerverbrüderung und die Völkerversöhnung dnrchgeführt werden sollen. Angesichts des Klassencharakters, der der gegenwärtigen Negierung den Stempel anfdrückt, ist es eigentlich selbstverständ lich, daß die nichtsozialistischen Parteien die Bewilligung der M i n i ster g e h ä l t e r verweigern. Der Verwirrung, welche diese Tatsache zuerst bei de» Regierungsparleieu hervor rief, hat nunmehr das Bestreben Platz gemacht, die Ab stimmung über diese Ministergehälter auf einen den Regierungs- parieicn genehmen Zeitpunkt zu verschieben. Mit 43 gegen 42 Stimmen ist am letzten Mittwoch beschlossen worden, die Ab stimmung auf den 4. Mai festzusctzen und dann den Landtag bis zum 24. Mai zu vertagen. Die Tatsache, daß einige nicht- sozialdemokratische Abgeordnete am nächsten Mittwoch verhindert sind, an den Landtagsberatungen teilzunehmen, ist von de-, so zialistischen Parteien nicht berücksichtigt worden. ES dark aller- dings dabei nicht unerwähnt ble.be», daß auch am vergangenen Mittwoch bei der Abstimmung über die Arbeitseintnluna des Landtages »iederum fünf nichisoziai.st'sthc Abgeordnete gefehlt Hobe». Wir geben gerne zu, daß die heutigen Velhölmiüc eineu un'asi.ndcn Zustand darstellen,*daß ein Parlam. nt so, wie heute die Tätige im Landtag liegen, auf die Dauer »' gemessene Arbeit überhaupt nicht leisten kann. Nichtsdestoweniger muß doch ein mal ausgesprochen werden, daß man den Eindrnck nicht los wird, als ob cs vor allem bei den beiden RcchtSgartcien doch manchmal an der Erkenntnis der Wichtigkeit dessen, was ans dem Spiele steht, fehlen würde. Das gilt zweifellos wenigstens für einzelne Mitglieder der nichtsozialistischc» Pnclcien. Wir be tonen nochmals, daß wir die Schwierigkeiten, die hier vorhanden sind, nicht verkennen, aber diesen Schwierigkeiten muß Rechnung getragen werden, und es müssen selbst Opfer gebracht werden, um über solche Schwierigkeiten hinwegzukommen. Wir haben oben gesehen, daß die Kommunisten es offen anSsprcchen, wie sehr sic auf die Wirkungen der Sank tionen rechnen. Die Kommunisten arbeiten also Hand in Hand ni i t den Alliierten, tun das deshalb weil sie glauben, dadurch schneller zu ihrem Ziele zu gelangen. Die Not des Volkes benutzen sie zu dem Versuch, die Herrschaft an sich zu reißen. Daß ihnen das nicht gelinge» wird, liegt auf der Hand. Aber andererseits läßt sich nicht an der Taisache rüiieln, daß ihnen in Sachsen Vorschub geleistet wird durch die gegenwärtige Konstellation. Nicht Klassenbaß, nicht Klassenregiernng können ein» Besserung der Verhältnisse schaffen. Das kann nur auf dein Wege des Ausgleichs und der Verständigung geschehen. Darauf hin zu arbeiten, >n diesen, Sinne aufklärend zu wir ken, besonders auch unter dein Gesichtspunkte der sozialistischen Maifeier, mutz die Aufgabe aller derer sein, die erkannt babcn, daß nur durch eine gesunde Politik der Milte eine Besserung der Verhältnisse zu erhoffe» ist. Das mögen vor allein auch die bedenken, welche -n Haßge schrei gegen die gegen wärtige deutsche N e i ch s r c g i e r n n g sich ergehen. Man mag sachliche Kritik üben, dagegen wird niemand etwas einzuwenden babcn. aber mit Wuigeschrei wird nur den Sozia listen und den Anhängern der Diktatur gedient. In dieser Hin sicht war eS von Interesse daß in dieser Woche ein unabhängiger Sozialist im Landtag sich auf das d e n t s ch n a : > o n a l e Wochenblatt die „Sächsische La n d e sz c i t u n g " berufen konnte. In dieser „Sächsischen LandcSzcitnng". diesem dentschnationalen Wochenblatt, war in Nr. 17 vom 24. April der Sah zu lesen: „Die Erklärung, die die beiden (gemeint sind Fehrenbach und Simons) ohne daS deutsche Volk zu fragen, ab gegeben haben, ist eine Schuftigkeit ersten Ranges, die in der Weltgeschichte seines Gleichen sucht." Weiter war dort die Rede von „hündischer Demut", und dieser Artikel des dentschnationalen Blattes schloß mit dem Satze: „Wir wünschten nur, daß der Eiserne Altreichskanzler Fürst Bismarck ans seiner Gruft im Sachscnwalde Herausstiege und die ganze jammervolle Gesell schaft, die Deutschlands Ehre verschachert, mit den Köpfen zn- sainmenstieße." Mit solchen Ergüssen ist cbensoweniz gedient, als wie mit den VerbrüdernngSfeier» des 1. Mai. Man beachte in dieser H'nsicht, daß einer der Führer der Deutschen Vollspur- tei. der Abg. Dr. Stresema n n, am Donnerstag dem deutsch- nationalen Helfferieh gegenüber erklärt hat, Helsferich solle nicht vergessen, daß der größte preußische Stnatsmann zu Beginn ces vorigen Jahrhunderts alle Mittel, selbst solche der Nnterwürs- lichkeit, nicht gescheut hat, nm Napoleon znu> Nachgebmi zu be wegen. Vergessen wir nicht, so rief Sireseinann ans, daß mich die gegenwärtige Politik heranSgeborcn wird ans der Situa tion und van jeder Regierung, welcher Partei sie anU) angchöre. die Lösung schwerster Aufgaben verlangt. Dem kann man »ne znstilnmen. Durch Auslassungen aber, wie sie die deutschnalio- nale „Sächsische LandcSzeiiung" und andere Organe dieser Art beliebe», wird nur dem Agitalionsbedürsnis der sozialistischen Parteien gedient Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß doch immerhin weite Kreise der Arbeiterschaft, und zwar schon tiej hinein in bisher sozialistische Kreise, die Erkenntnis von der 1l n d u r ch f üh r b a r k e i t der sozialistische» Inter nationale gewonnen haben. Diese Erkenntnis kann nur dadurch gefördert werden, daß nur die gesunde Politik der Mitte, wie sie vom Zentrum getrieben wird, weiter fortführen. Nur dann wird es möglich sein, die kommende schwere Zeit z» über winden, nur dann aber wird es auch möglich sein, den sozia listischen Irrlehren ein wirksames Paroli zu bieten. si«). Um das Ruhrgebiet Während im Reichstage unsruchlbare parteipolitische De batten unter dem Deckmantel dec Besprechung der außenpoli tischen Lage Deutschlands die Geister entzweien, fielen »n Rate unserer Gegner die Würfel nm das Schicksal des RuhrgebieteS. Die Okkupation dieser mächtigsten Produktionsbasis, über die Deutschland verfügt, scheint schon nicht mehr vermeidlich. Der ganze groteske Zustand unseres Parleilcbens und die unsagbar geringe Kenntnis über die Wirkung innerpolitischer Vorgänge ans die außenpolitischen Zusammenhänge traten gerade in diesen Tagen wieder in einem Eindruck in die Erscheinung, der alle, di- es wohl meinen mit Land und Volk, niedersch>»ettern mußte. Nicht Parleipvliiik. sonder» Volks- und Staatspolitik halten in diesem Augenblick das Wort führen müssen! Die ganze Weltpolitik dreht sich im Augenblick »in das Rlchrgebiet. Die neuen deutschen Vorschläge werde» von dein Hauptgläubiger Frankreich, das mit 52 Prozent an den Forde rungen beteiligt ist, als nnannebmbar bezeichnet. In England gehl man »ichi soweit, hüll aber doch die gegenwärtigen deutschen Vorschläge wegen der klnbestimintheit einzelner Klauseln nicht geeignet für eine neue VerhandlnngsbasiS. Amerika betrachtet unter diesen Umstände» seine Mission als gescheitert. Aus Frankreich ertönen auch schon die Stimmen, daß, möge Deutsch land sich anstrengcn, wie immer eS wolle, möge eS neue Vor schläge, welche es- immer auch feien, nnterbrcilen, die Nnhrbe- setznng unbedingt erfolgen würde. Auch wen» Deutsch'and noch in letzter Stunde befriedigende Vorschläge mache, müsse es Pfänder und Garantien geben, und diese könnten nur in der Besitzergreifung des NnhrbeckenS erblickt werden, und Briand hat vor Pariser Presievcriretcrn erklärt, wenn inan daS Nnhrgebiet habe, Kälte man daS wichtigste und wirksamste Pfand in der Hand, denn man bätte damit den „Mittelpunkt des imverialisti- fchcn und reaküonären Deutschland, den Mittelpunkt seiner Hoch finanz und seiner Milliarden", besetzt. Man würde sich aber täuschen, wenn man glauben wolle, daß eS den Franzosen in erster Linie auf Wirtschaftszwecke ankommt, freilich würde die Ausrichtung eine? Koblen- und Erzmonopols Frankreichs im Herzen von Europa die wirtschaftliche Stellung Frankreichs ans dein Weltmärkte ganz außerordentlich stärken und nicht zuletzt die englische Wirtschäftsbasis in der Erz- und Kohlcnfrage be grenzen. aber das letzte Ziel für die Franzosen ist doch immer wieder das politische. Jetzt wird eS sich in letzter Stunde uni die Entscheidung handeln müssen, ob diese Bcsitzergreiinng des RuhrgelneleS noch vermieden werde» kann oder nicht. Wir hören sowohl von England wie auch von Frankreich, daß auch jetzt wieder die Auf machung des.deutschen Angebotes in Gestalt der Darbietung von 50 Goldmilliarden Jetztwert sehr erstaunt und vor allem ver stimmt habe. Auch wir konnten uns von dieser seltsam kon struierten Metbodc angesichts des Miltiardcnranschcs der Gegner nicht viel versprechen, aber eS muß doch hinzugcfügt werden daß be' dem jetzigen Angebot Deutschland die Verpflichtung sür eine Zahlung von 200 Milliarden, in Annuitäten zerlegt, anerkannt bat. Von de» Pariser Forderungen ist man damit nur noch »m 26 Milliarden entfernt. Freilich ist daS entscheidende der ZinS- fnp„ den Deutschland mil „zurze't" nicht höher als 1 Prozent bemessen zu können glaubt. Im Friedensvertrage sind für die Scbnldfordernngen 5 Prozent festgelcgt. WaS die Anleihen an« geht, so ist es allerdings selbst den Alliierten nicht möglich, heute nnier 8 Prozent ihre eigenen Anleihe» »nterzubringcn. Die Hauptdisferenz, die aber obwaltet, betrifft die Ableistung der am l. Mai fälligen 20 Milliarden. Deutschland bat bisher gellend gemacht, daß diese 20 Milliarden durch die Vorleistungen abge tragen seien. Die Entente wollte nur 8 Milliarden als vorge leistet anerkennen. Nm die Differenz zu nnlersucben. bat Deutschland die Einsetzung einer Sachverständigenkommission vor- geschiagen, fiel aber damit ab. Man scheint inzwischen aber auch in denkschen maßgebenden Kreisen zu der Anschauung gekommen zu sein, daß hier eine nicht unerhebliche Differenz obwaltet. Es erscheint uns nun dringend geboten, daß gerade über diese Differenz so rasch als- möglichst eine Entscheidung berbeigeführt wird bezw. daß Deutschland unverzüglich, und zwar am besten direkt, an den in London jetzt znsainmentretcnden Oberste» Rat erklärt, eine solche ihm nacbgcnnescne Differenz alsbald ans- glcicben zu wollen. Diesem Angebot müßten guck die ent sprechenden Garantienvcrsprechen beigefügt sein. Würde das ge schehen, dann würde auch der letzte Grund für eine gewaltsame Besetzung des Nnhrgebietes Wegfällen, Znm zweiten müßte erreicht werden, daß über die Rei'arationsfrage selbst ans Grund der jetzigen ncncn deutsche» Vorschläge bezw. ihrer Umarbeitung in ruhiger sachgemäßer Verbandlnng eine Entscheidung hcrbei- gefnhrt wird. Dabei würde man sich zweckmäßig der amerika nischen Vermiiilnng nach wie vor bedienen müssen, falls eS durch den Gang der Dinge — und diese Gefahr liegt nninittelhar vor — bis dahin auch noch dieser Weg nicht verbaut worden wäre, DaS Ruhrproblem ist heute Kernpunkt der gesamten Welt politik. Der französische Imperialismus rast und will sein Opler haben!
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