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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100429028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910042902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100429
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910042902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-04
- Tag1910-04-29
- Monat1910-04
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Berlin. lPrtv.-Tel.» Der Luft kreuzer „51 IH" unternahm hente früh eine anderthalbstündtge Fahrt, wo bei nur über dein Tegeler Schießplatz gekreuzt wurde. Dieser Aufstieg, den Major Sperling.und Lbertngenieur Basenach leifeten, war als Probefahrt für die auf heute nachmittag nach Dresden projektierte Fernfahrt gedacht. Die Landung erfolgte glatt um 11 Uhr vormittags. »So erfreulich die Nachricht von einer geplanten Fernfahrt des „51 III" nach Dresden auch wäre, so erscheint sie »ns vorläufig noch recht zweifelhaft, da von irgendwelchen Vorbereitungen bis jetzt nichts bekannt geworden ist. D. Red ». Fm Flieger von London nach Manchester. London. Der Aviattter P a u l h a m, der um 1 Uhr 0 Min. von Lichfteld ansgestiegen war und um 4 Uhr 40 Min. Stafsnrd überflogen hatte, ist »in Uhr 80 Min. in Manchester e i n g e l r v f se n. Graham White ist um 2 Uhr 50 Min. von Northampton wieder aufgestiegen, hat um 8 Uhr 80 Min. Rugby plissiert und ist später in Polesworth, tO Meilen von Lichfteld, »icdcrgegangcn. Wie .Daily Ehronicle" berichtet, hatte White ein Automobil mit stark leuchtenden Laternen »utfahren lassen, das ihig den Weg anzcigen sollte. Manchester. Pa u lha m näherte sich kurz vor -IL Uhr tm prächtigen Fluge der Stadt lind steuerte in beträchtlicher Höhe über der Eisenbahn gradcnwcgs auf das Ziel zu. Bei seiner Landung wurde er von einer viel köpfigen Menge mit begeisterten Zurufen und lebhaftem Lücherschwenken empfangen. Non allen Leiten wurde er mit ungestümem Händedrücken beglückwünscht: aber der Aviatiker schien kaum zu wissen, um was cs sich handelte. Er sah völlig erschöpft aus. Mit dem Londcrzuge, der ihm von London ans gefolgt war, fuhr Paulham sodann nach dem Zentralbahnhos von Manchester. Der Aviatiker hat die t8g Kilometer lange Strecke in 8 Stunden 80 Minuten znrückgelegt. London. Wie die „Daily Mail" aus Polesworth meldet, kann White wegen Motordesektes den.Flng nach Manchester nicht fvrtsctzen. « » « Köln. lPriv.-Tcl.j Der M i l i t ä r b a l l o n „? II" ist zu einer Dauerfahrt nnter Führung des Haupt manns von Abcrcron und des Ingenieurs Ebcrsbach anf- gcsttcgcn und hat die Richtung Stachen genommen. Paris. Aus Lissabon wird gemeldet: Der fr an z ö s t s ch e A v i a t i l e r Momet habe in sehr großer Höhe einen halbstündigen Flug ausgcführt und sei dabei über Lissabon hinweggeflogen. Bei seiner Landung sei er der Gegenstand begeisterter Kundgebungen gewesen. Die preußische Wahlrechtsvorlagc im Herrenhaus. , Berlin. «Priv.-Tcl.» Das Herrenhaus nahm vor stark besetzten Tribünen die zweite Lesung der Wahl- rcchtsvorlage vor. An den Beschlüssen des Abgeordneten hauses hat die Herrenhanskommission die Aenderung vor- gcnonnncn, daß die Drittclung nach Stimmbezirken nur dort beibehaltcn wird, wo diese aus mehreren (Gemeinden gebildet werden. Sonst findet Gcmeindcdrittelung statt ln Gemeinden bis zn 8000 Einwohnern. In größeren Ge meinden werden besondere Drittclungsbczirke gebildet von nicht weniger als 1740 und nicht mehr als AIUO Ein wohnern. Weiter hat die Herrcnhanskvinmissio» im allge meinen die Zulassung der Terininwahl beschlossen. Die Maximierung soll bereits bei 0000 Mark und bei Ge meinden unter 20 000 Einwohnern bei 8000 Mark be ginnen. Ferner hat die Kommission die beiden Kultur- iDkgeD-Parktgraphen in modifizierter Form angenommen. FLr das Plenum liegt ein Antrag Graf Kork von Wartenberg vor, nach dem für Acnderungen dieses Gesetzes in Zukunft die Zustimmung von zwei Dritteln der beiden Häuser des Landtages erforderlich sein soll. Ein weiterer Antrag Frhr. v. Schorlemer will die Gemeindedrittclung für alle Gemeinden bis zu 10000 Eiv- wohnern, für Gemeinden von 10- bis 30 000 Einwohnern Zweidrittclungsbczirkc, für größere Gemeinden einen weiteren Drittelungsbczirk aus jede angesangenen 20 000 Einwohner. Ministerpräsident v. Bethmann- Hollmeg wies die Auffassung zurück, als werde die Hal tung der Regierung von der größeren oder geringeren Borltebc für eine Partei beeinflußt, als ob er — um das Kind beim Namen zu nennen — das Zentrum ausscheiden wolle, um die Mittelparteien für die Vorlage zu gewinnen. Das liege ihm fern. Er habe den bündigsten Beweis ge liefert, indem er die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses als einen gangbaren Boden bezeichnet habe. Gewiß habe, er nachher in der Kommission einzelne Anträge, wie den be züglich der Verfassungsänderung, bezüglich der Eindritte lungsbezirke als ungenügend erklären müssen. Aber so liege die Sache doch nicht, daß die Bekundung einer eigenen Ueberzeugung und das Festhalten an ihr als eine partei politische Abneigung auozulegen wäre, oder daß die Maxime, welche die Politik als die Kunst des Erreichbaren bezeichnet, für die Staatsregicrung die Konsequenz in sich schließe, in der Politik des Nachgebens keine Aenderung mehr zu treffen. Er halte von der Politik des Ausschaltens einer Partei nichts. Aber man verlange von ihm nicht eine Politik, in der er sich selbst, in der er die Staats- regiernng ausschalte. «Beifall.» Ei» großer Teil habe ja in der Kommission cs für notwendig bezeichnet, Ver fassungsänderungen an erschwerende Bedingungen zu knüpfe», damit die Regierung nicht eines Tages Anträge» auf demokratische Abänderung des Wahlrechts gegenüber sich nachgiebig zeige. In eine solche Nachgiebigkeit verfalle eine Regierung, welche die Wahrung der eigene» Autorität nicht mehr achtet. iRetfall.» Solange er die Ehre haben werde, an dieser Stelle zu stehen, werde er in dieser Be ziehung nicht mit schlechten Beispielen vorangchen. «Bei fall.» Berfassungsändcrungen von der Bedeutung und dem Ernste der vorliegenden könnten nicht getragen werden von Parteikonstellationen allein, sondern weil sic vertreten werden müßten von der freien Ueberzeugung auch der Staatsregierung. Weil die Staatsregierung so denke, weil es für sie staatliche Pflicht sei, der durch die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses veränderten Grundlage des Gesetzes ein dauerhaftes Gefüge zu geben, darum habe er bezüglich der Bildung der Trittclungsbezirke diejenigen Gre.nz- ltnicn in der Kommission bezeichnet, deren FnnchaUung für die Staatsregicrung mit dem Schicksal des Gesetzent wurfes untrennbar verbunden sei. Die Negierung habe mit ihrer Kommission daran gearbeitet, eine jenen Forde rungen entsprechende Fassung zu finden. Sie erblicke eine solche Fassung in dem heute cingebrachtcn Anträge Schor- lemer, und er richte die dringende Bitte an das Haus, diesem Anträge bcizutreten und damit den Kominissions- beschlüssen und der Borlage selbst, einem wesentlichen Punkte, eine auch für die Regierung annehmbare Fassung zu geben. Ministerpräsident v. Bethmann-Hollweg fuhr fort: Für die Grenze wird die Stellung namentlich ent scheidend sein, welche Sie zu dem gleichfalls heute cingc- brachten Antrag Hildcbrandt bezüglich der geheimen Wahl einnehmen. Tie Annahme der von dem Abgeordneten haus? beschlossenen geheimen indirekten Wahl bildete für das Abgeordnetenhaus und dann auch für die Staats regierung die Grundlage, ans der es möglich werden kann, die eingelcitete Aktion nicht fruchtlos verlausen zu lassen, nicht zu einem negativen Ergebnis zu kommen. Ich kann nur wiederholen und darf das auf das ernsthafteste be tonen, daß die Staatsregicrung in einem solchen negativen Ergebnisse eine schwere Schädigung der Interessen des Landes erblicken würde. Auch in dieser Frage ist für mich die einzige Richtschnur das Bewußtsein der Verantwort lichkeit für eine Verfassungsänderung, die auf der einen Seite als ein Nichts mißachtet, auf der anderen als ein Zuviel mit ernsten Besorgnissen begleitet wird. Nur nüch terne realpolitische Sachlichkeit, verbunden mit persön licher Ueberzeugung, kann dieser Berantwortzrng gerecht werden, und von beiden kann ich nichts preisgeben. «Beifall.» — Fürst Salm-Horstmar erklärte, daß er trotz vieler Bedenken für die geheime Wahl stimmen werde. Er und seine Freunde wollten, daß etwas zustande komme, und um dem anderen Hanse die Möglichkeit zu geben, die Vorlage mit einer größeren Mehrheit anzunehmcn. — Fürst Lichnowsky erklärte gleichfalls, daß seine Freunde sich trotz aller Bedenken auf den Roden der Vor lage stellten, um nicht die Verantwortung für ihr Scheitern zu übernehmen. Aus Frankreich. Paris. Die Wiederwahl Faurds' bei der Stichwahl am 3. Mai scheint nunmehr gesichert zu sein. Wie aus Alby gemeldet wird, hat der radikale Gegen kandidat seine Kandidatur zugunsten Ianrös' zurück gezogen. Paris. Der Ministerpräsident Briand hatte mit dem Polizeipräfektcn Lcpine eine Besprechung über die von dev hiesigen Gewerkschaften geplante Maikundgebung iw Kunrt und M;ren;clM. 1* Mitteilungen aus dem Bureau der Siinigl. Hof, theater. Fm Oper »Hause geht Freitag, den 20. April, Richard Wagners „T anuhäuse r" mit Frau Wittich als Elisabeth, Herrn v. Bary als Tannhäuser und Herrn Plaschke als Wolfram in Szene. — Die Aufführungstage des Schiller-Zyklus im Schauspielhaus?' sind wie folgt festgesetzt: Donnerstag, den 10. Mai. „Die Räuber", Donnerstag, den 20. Mai. „Die Verschwörung öeS Fiesco zu Genua", Sonntag, den 29. Mai, „Kabale und Liebe", Donnerstag, den 2. Juni, „Don Earlos", Sonntag, den 0. Juni, „Wallensteins Lager" vnd „Die Piccolomini". Donnerstag, den o. Juni, „Wallensteinö Tod". Donnerstag, den 10. Fnni, „Maria Stuart", Sonn tag, den 10. Juni, „Die Jungfrau von Orleans", Donners tag, den 28. Juni, „Tic Braut von Messina". Sonntag, den 26. Juni, letzte Borstellung in dieser Spielzeit. „Wil helm Tell". Die Ausgabe des Svnder-Abonnements zu ermäßigten Preisen für den ganzen Zyklus beginnt Mitt woch, den ll. Mai, vormittags 10 Uhr, an der Kasse des Schauspielhauses. 's-* Eine uape-IIu-K a ntatc „(Zus re m-^n" des jungen Italienischen Violinvirtuosen Rosario Scalero, wird nächsten Sonnabend in der Kreuzkirche erstmalig auf geführt. Scalero hat sich bereits als Tonsctzer in verschiede nen Stilgatlungen versucht. Björnfon nnd Ibsen. Nun ist Biörnstjerne Björnson seinem großen Mit streiter im Kampfe für Wahrheit und Freiheit, gegen Lüge und Heuchelei, dem anderen Heros nordischer Dichtung, mit dem zusammen er ein stolzes DioSkurenpaar gebildet. Henrik Ibsen, im Tode nachgesolgt. Unzertrennlich sind diese Heiden Namen miteinander verbunden, die eine Hoch- blüte skandinavischer Dichtung und Kultur heraufsührten. Sie stehen nebeneinander als die Gipfelpunkte des poeti schen Sehnen» und StrebenS eine» ganzen Volke», so wie Aorthe und Schiller, Corneille und Racine. ES ist ein ge- Heimes Gesetz der schassenden Natur, daß sic auch in geisti gen Dingen so oft Gegensätze nebeneinander stellt, die scheinbar unversöhnlich sind und sich doch in einem höheren Sinne gerade durch dieses ewige Ringen kontrastierender Kräfte zu einer idealen Gemeinschaft zusammenfindcn. Wir erleben dies Schauspiel in dem jahrelangen Sichan- ziehen und -abstoßen, das der Freundschaft Goethes »nd Schillers vorausgeht: aber noch viel schärfer ist dieser nur schwer zu überwindende Widerspruch der Charaktere i» Björnsons nnd Ibsens Verhältnis ausgeprägt. In leiden schaftlicher Hingabe, in kaltem Mißverstehen, in Entfrem dung und Wiedcrfindcn, endlich in gereifter, stolzer An erkennung hat eS sich entwickelt und diesen beiden Großen tausendfältige Frucht getragen. Wie der leidenschaftlich aktive Schiller den mehr passiven Goethe in stärkerem Maße anregte und ansporntc, so bat auch Björnson, der begeisterte Tatcnmcnsch. der im Glauben an sich unerschütterlich Fest stehende, auf den zweifelnden, in sich schwankenden Ibsen entscheidender gewirkt als dieser auf ihn. Schon allein durch seine sonnenhelle, sieghafte Existenz, durch das starke Priester- und Sängerin,« seiner Persönlichkeit half der lebensfreudige Skalde dem düsteren Grübler, in schwie rigen und gefährlichen Krisen sich selbst zu finden. Brandes hat richtig bemerkt, daß der Gegensatz zu Biörnson zweifel los das seinige beigetragen hat, Ibsens Eigentümlichkeit aus das schärfste zu entwickeln. „Björnson sangninisch, sonnenheiter, rebsylig, leutselig, machte Ibsen doppelt licht scheu und- lärmscheu, doppelt wortkarg und schweigsam." Gleich in ihren Anfängen reicht der jüngere, aber schon viel früher berühmt gewordene Björnson Ibsen warmherzig die Hand zum Bunde. In HeltbergS „Stu- dentensabrik", wo beide ihre letzte Schulbildung erhielten, waren sie sich flüchtig begegnet: bald fand sie der Kamps für Norwegens alte Sage brüderlich Seite an Seite. Björnson begrüßte Ibsens „Fest auf Solhaug" als ein in Wahrheit norwegische» Werk und trat eifrig für die Auf führung der „Helden auf Selgeland" ein, al» sie vom Christiania-Theater abgelehnt wurden. Als sich dann beide Dichter I8SS in Ehrtstiania begegneten, entwickelte sich zwischen Ihnen bald eine herzliche Freundschaft. Ibsen be gründete damals — wohl das einzige Mal. daß er, der Alleinstehende, den Zusammenschluß der vielen bcsürmvr tete — die „Norwegische Gesellschaft", deren Borsitz Björn son übernahm: Biörnson stand um Neujahr 1800 bei Ibsens einzigem Sohn Sigurd Gevatter. Als 1804 das dänische Brudervolk im Kampfe mit Deutschland unterlag, wurden sie beide von den gleichen Schmerzen durchwühlt, vom Kummer darüber, daß die anderen skandinavischen Bölker ihren Stammesbrüdern trotz heiliger Gelübde nicht zu Hilfe kamen. In Ibsens melancholisch-pessimistischem Ge müt stiegen damals schwere Zweifel an seinem Talent aus, an der Möglichkeit, sich zur „Ganzheit und Klarheit" dnrch- znringen. Da wurde Björnson sein Retter. Durch seinen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, durch die lichte Freudigkeit seiner Natur gab er dem Freunde sein Selbst vertrauen wieder, bereicherte ihn »m jede Fülle der Zuver sicht und Hoffnung, die in der Lichtgcstalt König Haakons in Ibsens „Kronprätendenten" ihren Ausdruck gesunden hat. Aber nicht nur geistig, sondern auch materiell förderte er den noch wenig anerkannten Dichtergcnossen. Er ver schaffte ihm von Privatleuten Gelünnterstützung. half ihm bei der Bewerbung um ein Staatsstivendium, ermöglichte ihm im März 1804 die Rcike ins Ausland und brachte ihn mit Frederik Segel, dem grüßten Verleger des Nordens, in Verbindung, wodurch die finanzielle Lage Ibsens für sein späteres Wirke« sichcrgestellt wurde. Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit beseelte den aus engen Verhältnissen Erlösten für Björnson, der ihm so selbstlos die Wege geebnet. Aber in der Ferne wuchsen doch auch die Meinungsverschiedenheiten und Gegensätze, die die bei den so ungleichen Freunde trennten. Björnson hatte sich, während Ibsen im Auslände weilte, init Beaeisterung an die Spitze der norwegischen Bauernpartei gestellt und mit der Glut seiner ganzen gewaltigen Persönlichkeit den Kampf für nationale Selbständigkeit und politische Freiheit geführt. Ibsen stand diesen sanatischen Bestrebungen objektiv und kühl gegenüber, und so trat schon 1860 eine Verstim mung ein, die 1868 zum Bruch führte. Der „Peer Gynt" wurde vielfach als ein Hohngedicht auf die von Björnson vertretenen nationalen Ziele ausgefaßt: eS war Björnson ein Dorn im Auge, daß Ibsen Orden annahm und sich
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