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Dresdner Journal : 29.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185910290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-29
- Monat1859-10
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1859
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Hartmann. I8sr>. Jaseratrilaanahmr auowitrlo: l«ip»i^E t'». , 6amwi»»ioi»Le 6v» l>r«»<1»er,Iumir»I»; eben仫«-Ib,t: N. UV»«««; Alton»: tt> Se Vooir», I«rli»: 6»oi-n:»'»«:ks vo^UL., liurewi; Lrw»»a! Iü. tivnt.orr»; knuUttart ». H.: ,I^Lori»'»eU« tjuei>ti»n<iluvz; Avlo: Aoot^ ü»v»«K»; k»rt»: V. (28, n»« 6e» doo« enk»u»); kr»?: b'n Iloirl-tca'» tjueliliaostlnvx. Herausgeber: Kvvlgl. L»p«äitioo <le» I)re»<ta«e ^oaea»1», Deesava, >l»ri«n»tk»»»« dir. 7. Nichtamtlicher Lheil. Uebersich t. Lelegrayhifche Nachrichten. ö«ttnng»scha«. (Elberfelder Zeitung. — ReichS-Zei- tung, —Hamburger Nachrichten. — Zeitung für Nord deutschland. — Reue Preußische Zeitung. — Oester» reichische Zeitung. — Constitutionnel. — Presse. —- UntverS.) ragelgeschMt. Wien: Kaiserliches Handschreiben be züglich der Kchillerfeter. Finanzcontrolecommission. Graf Cvlloredo -s. Keine Abänderung deS Stadkrr- weiterungSplaneS. Entlastung lombardischer Soldaten. — Prag: Hofnachrichten. Eine Broschüre in Aus sicht über das Gemeindcgesctz. Die italienischen Trup pen. Redacteur Kuh. — Verona: HvftichkritSdrzeu- gungen an der Grenze. Entwaffnung. — Berlin: HeereSorganisation. Gaben d«S Kaisers von Rußland. Preußischer Eommandant in Rastatt. Vermischter. — Weimar: Vom Hofe. — Gera: Prinzessin geboren. — Luxemburg: Landtag eröffnet. — Paris: Ant wort dcS Kaiser-. Unterstützung d. Suezcanalgcsellschaft. Dementi. Zur chinesischen und marokkanischen Expe dition. Mastua geschenkt. Vermischtes. — London: Spanische Ultimata an Marokko. Prinz Napoleon zu rück. — Stockholm: Reichstag. — Konstan tinopel: Verurtheilungcn. Arformantrieb. Montene grinische Einfälle. Dresdner Nachrichten. (Bogenschützenfrst. Stadtver ordnetensitzung.) Proniuzialaachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Freiberg. Meißen. Glauchau. Plauen. Fra«kendrrg. Ebersbach. Lugau. Mvlau.) Wissenschaft' Kunst und Literatur Statistik und Volkswirtschaft, vörsenuachrichteu. Inserate. Lageskalender. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 27. Octoder*). Rach einer hier eingeaangeuen Depesche aus Algesiras so« gestrigen tage »ar der spanisch« Gonsul mit seinem ganzen Personal daselbst aus Langer ein» getroffen. — Lus Madrid wird uom 2S. d. M. gemrldet, daß das Friede«sgrrücht ein falsches »ar »N» da- die Geu-ralr Ladola, Gerrauo «d L», dere a« demselden Lage i« Begriff »areu, adzu- reisrn. Paris, Freitag 28. October. Der heutige „Eonstitutionnil" enthält wieder einen Artikel von Grandguillot, der an dem Glauben an einen Congreß, ungeachtet des englischen Vorbehalts, fest hält. Es werden in diesem Artikel die Ursachen auseinaudergesetzt, die den Zusammentritt eines Eongreffes notwendig machen. Zum Schluß wird gegen jede Idee eines von Frankreich ausgeübten Protektorats proteftirt. London, Donnerstag, 27. October. (R. Z.) Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen, Prinzeß-Royal von Groß britannien, wird nebst ihrem durchlauchtigsten Ge mahl vor dem 9. November hierher kommen und bis nach dem 2l. November bei der königlichen Familie verweilen. Koustantinopler Nachrichten vom 22. Oct. bestätigen die Ernennung Kiprisli Paschas zum Großvefir Die montenegrinische Grenzreguli- rungScommission hat sich infolge des an ihr ver übten Urbersalls (vergl. Tagesgeschichte) zeitweilig zurückgezogru. Doch ist die Ordnung bereits wie- derherg «stellt. Aus Kalkutta sind Nachrichten vom 22. Sep tember eiugetroffen. Hiernach wird eine Erpe dition argen die Waghersrebellen, die Banden von Eentralindieu und den Rest der Rebellen von Sera sin Mysur) beabsichtigt. In Aud herrscht Ruh,. Aus Hongkong, vom 12. September, wird gemeldet, der amerikanische Gesandte sei ohne die Ratification deS Friedens auS Peking zurückgekom. «en. Dieselbe soll in Pehtang erfolgen. New - Kork. Laut neuerdings elugetroffenen Nachrichten vom 15. October hat der englische Ge sandte, Lord Lyons, in der San Juan-Angelegen heit nicht sowohl Erklärungen gefordert, als rin Arrangement voraeschlagen, wobei er das Eiaen- thu« der Insel San Juan für England in An spruch nimmt. Es geht indrß daS Gerücht, der Staatssekretär deS Auswärtigen habe sich namens der Union geweigert, den Besitz der Insel auf- zugeben. *)wi«derhott, weil nur in einem Lheil« dir Auflage d«t gestrigen Blatte« enthalten. Dresden, 28. October. Es ist nicht zu verkennen, daß in der deutschen Presse sich eine gewiss« Unschlüssigkrit und Unentschiedenheit der Meinung mehrer« neuern Ereignissen gegenüber zeigt. Wir reden nicht von dem sanften Einschlummern der „pa triotischen" Bewegung, nachdem sie in dem innern Zwie spalt ihr«r verschiedenen Elemente die letzten Kräfte ver zehrt hatte — kein unbefangenes Blatt redet mehr davon, und umsonst läßt die „Deutsche Allgemeine Zeitung" noch kläglich« Hilferufe an die Altgothaer erschallen, sich der Sache anzunehmen, damit sie nicht der Demokratie vollends zum Opfer fiele —: wir sprechen von der Zu sammenkunft der Regenten von Preußen und Ruß land in BrrSlau und von den zwischen Frankreich und England bestehenden Verwickelungen, lieber daS erstgenannte Ereigniß beobachtet die süddeutsche Presse Schweigen. Die norddeutsche spricht sich wenigstens sehr zurückhaltend und spärlich darüber aus. So hat die sonst stets redebereite „National-Zeitung" noch kein Worck dazu gesagt. In andern norddeutschen Blättern gothaischer Richtung, z. B. den „Hamb. Nachrichten", der „Reichs zeitung", der „Weser-Zeitung" und der „Elberfelder Zei tung", wird die Meinung auSgedrückt: es habe sich in BreSlau vorzugsweise um Schaffung einer starken Gegen wehr gegen Frankreich gehandelt. So schreibt die „Elber felder Zeitung": „Man muß wissen, ob an die Stelle jener Politik deS Mißtrauens und der Besorgnisse, der leidigen Furcht des anmaßenden Hervortrrtens deS mo dernen Napoleoniscken Imperialismus und der unzeitigen Langmuth und Nachgiebigkeit der übrigen Großmächte gegen denselben, wieder eine Politik dcS Vertrauens und der Zuversicht Platz greifen und über den Geschicken Eu ropas walten soll. Man muß ernstlich darüber zu Rathe gehen, welche Heilmittel anzuwendcn sind, um dem weitern Umsichgreifen der zersetzenden und deSorganisirenden Krank heit, welche unter dem Deckmantel der Civilisation und des Fortschrittes vom Westen her den europäischen Staa tenkörper. fortwährend in fieberhafter Aufregung zu er halten droht, mit Nachdruck entgegenzutretcn." Die Zei tung hofft, daß auch Oesterreich und, wenn auch mit mehr Schwierigkeit, noch England inS Eonccrt mit Ruß land und Preußen gezogen werden könnten. Auf welche Basis aber eine solche Uebereinstimmung hin gegründet werden soll, wird von dem Blatte nicht einmal anzudeu- tcn versucht. DaS Wort „Napoleonismus" wird in dieser Beziehung wohl nicht hinreichen. Die „Reichszeitung" schreibt: „Alle Welt sicht ein, daß eine Verständigung zwischen Preußen und Rußland in einer Zeit nothwcndig geworden war, wo ein sicherer Verlaß auf England un möglich ist und Frankreich unter einem eisernen Willen die Ruhe Europas conseguent bedroht und stets neue Besorgnisse hervorruft, welche die friedliche Entwickelung des Völkerlebens, deS Nationalwohlstandes und der inter nationalen Verkehrsbeziehungcn hemmen. Gewiß scheint jedoch nur, daß die in BreSlau heute zusammcnqekom- inenen Monarchen über Mittel und Wege sich einigen werden, die geeignet wären, dem immer mehr anwachsen den Uebergewichte Frankreichs und den daraus hervor gehenden Gefahren der nächsten Zukunft entaegrnzutreten." Diesem Blatte ist eS nur wünschcnswerth, wenn Eng- länd dem russisch-preußischen Bunde beitrikt. An Oester reich denkt es nicht. Der gleichen Ansicht sind die „Ham burger Nachrichten". Sie sagen: „Infolge deSFrie dens von Dillafranca sind die Interessen Preußens, Eng lands und Rußlands, namentlich in Bezug auf Italien in vielen Punkten, wenn nicht identisch, doch auf ein ander angewiesen. Die Verlegenheiten Englands in Mit telitalien dürften ohnehin die Annäherung zwischen Eng land und Preußen je mehr und mehr fördern." Im demokratischen Lager lautet das Urtheil über die Breslauer Zusammenkunft nicht so sanguinisch. So sagt die „Zei tung für Norddeutschland", nachdem sie den edlen Intentionen des russischen Kaisers alle Anerkennung ge zollt hat: „Wenn wir schon aus allgemeinen Grün den ein Bündniß zwischen Rußland und Preußen mit Mißtrauen ansehcn, so steigert sich dieses noch aus der bcsondern politischen Lage, unter der eS abgeschlossen wer- dürftc. Ein solches Bündniß muß und wird nur die Folge haben, Oesterreich auf die Seite Frankreichs hin überzudrängen. Und was wäre davon die Folge für Deutschland? Ueberall werden die Fremden Zwietracht schüren, die deutschen Negierungen gegen einander Hetzen, das deutsche Volk in seinen politischen Anschauungen und Bestrebungen verwirren; und wenn dann Alles in zwie- trächtlge Gährung versetzt worden — doch es sträubt sich die Feder, das Bild weiter auszumalcn, in dessen Hin tergrund neue Beraubungcn, vielleicht eine schmähliche Zerreißung und Zertrümmerung Deutschlands stehen." Die „Neue Preußische Zeitung" nimmt Nachrichten gegenüber, welche der Breslauer Zusammenkunft einen feindlichen Charakter gegen Oesterreich beilegten, Anlaß zu der Versicherung, die Breslauer Zusammenkunft habe die Befestigung deS Friedens bezweckt und eine Verstän digung über die schwebenden Fragen hcrbeigeführt. Punk- tirungcn hätten jedoch nicht stattgefundcn. Preußen habe auch eine Ausgleichung der Differenzen zwischen Oester reich und Rußland versucht, und sei die Zusammenkunft also nicht gegen Oesterreich gerichtet gewesen. Die zwischen Frankreich und England sich zeigenden Verwickelungen werden hinwieder von der norddeutschen Presse bis jetzt nicht beachtet. Die österreichische Presse wendet der Sache mehr Aufmerksamkeit zn. So schreibt die „Oesterreichische Zeitung" vom gestrigen Tage: „Italien und Spanien sind seit sechs hundert Jahren das Ziel Frankreichs. Kaum daß Frankreich sich frei von dem Drucke übermächtiger Vasallen fühlte, als es schon auf der italienischen Halbinsel Fürstenthümer für seine Prinzen suchte. In Spanien bekämpfte es das Haus Habsburg, bis es ihm endlich gelang, seine eigene Dynastie dort einzupflanzcn. Der Familienpact wurde durch die Revolution zerrissen. Der erste Napoleon trat nur in die Fußtapfen seiner Vorgänger, als er die Napoleoniden in Neapel, Etrurien und Spanien zu Herrschern erhob. Selbst L. Philipp war von der An wandlung dieser Politik nicht frei, der gegenwärtige Regent Frankreichs dürfte sie in einer andern Weise zur Geltung zu bringen suchen. Italien ist in diesem Augenblicke der französischen Oberhoheit unterstehend. England will eS ihm zu entwinden suchen, indem eS Victor Emanuel zu einem großen selbstständigen Monarchen macht. Die beiden Lord-, welche England regieren, wissen kein an dere» Auskunstsmittel. Sie werden darin durch die öffentliche Meinung in England von zwei Seiten her unterstützt, durch den Haß gegen da- Papstthum und durch die Gewinnsucht. Die englischen Baumwoll- und Wollspinner Haden seit dem Beginn des Krieges in Ita lien glänzende Geschäfte gemacht und John Bull giebt solche Vortheile nicht gern auf. Deshalb will Lord Palmerston, ehe er zu einem Kongresse geht, den Frir- deaSvertrag von Zürich, ohne daß er einen Mann und einen Deut geopfert, wieder zerrissen wissen. Man soll seinem Turiner Freunde noch mehr geben, natürlich sollen wiederum Andere dafür Gut und Blut einsetzcn, denn England führt, wie die „Times" sagt, nicht für Ideen Krieg. Aber nicht nur in Italien, auch in Spanien hat England den Halt verloren. England hat dort seinen Einstuß durch Unterstützung der Nevolutionspartci zu halten gesucht. O'Donnell sucht dem Zuge des spa nischen Volkes eine neue Richtung zu geben, indem er in die alte Geschichte zurückgreift und cs abermals zum Kampfe gegen die Mauren führt. Frankreich unterstützt dieses Beginnen aus dem doppelten Grunde, weil ihm di« Ruhe in Spanien etwas werth ist und weil eS selbst sich gegen Marokko hin auszudehnen und darum diesen Staat geschwächt wünscht. England muß Beides ungern sehen. Geschieht cs dennoch, und es wird geschehen, so hat die Palmcrston'sche Politik und ein bei einem ruhigen Volte wie Vie Engländer unerhörter Schwindel der britischen Macht «ine neue Schlappe beigebracht. Die Spannung zwischen England und Frankreich muß mit jedem Tage steigen. Die Saite wird reißen, das Factum ist unausbleiblich, eS ist nur eine Frage der Zeit, wann dies geschehen wird." Der bereits telegraphisch angedeuteteArtikel des „Con- stitutionnel" über die Pokktik des Kaisers in der ita lienischen Frage ist gegen die Angriffe gerichtet, welche die englische Presse gegen die italienische Politik Frank reichs richtet. Der Aufsatz knüpft an die Laguerron- niöre'sche Broschüre „Der Kaiser Napoleon Ul. und Ita lien", welche bekanntlich im Januar d. I. erschien, und an die Moniteur-Note vom 8. September o. an und zieht aus der Uebereinstimmung beider den Schluß, daß der Kaiser von Anfang an ganz Dasselbe gewollt hat, was er auch noch heute will. Herr Grandguillot schreibt: „Ohne Zweifel hat es dem edelmüthigen Sieger eine große Ueberwindung gekostet, allen den Erwartungen nicht zu entsprechen, welche der Krieg und die demselben noth- wendiger Weise vcrausgegangencn Proclamationcn hätten erregen können. Ohne Zweifel hat es dem Kaiser Na poleon große Ueberwindung gekostet, nicht bis Venedig vorzugehen, das ihm die Arme entgcgenstreckte. Aber sollte er, nachdem er für dasselbe fast unerhoffte Vortdrile stiprrlirt hatte, von Neuem Vorgehen, auf die Gefahr hin, die errungenen Erfolge wieder bloszustellrn? Der Kaiser dachte nicht so. So machte er Halt und bewies, daß seine Mäßigung eben so groß war, wie seine Macht. Die erste Frage war gewesen, ob Oesterreich das eroberte Gebiet durch Vertrag abtreten würde; die zweite, ob es freiwillig auf die Suprematie verzichten würde, die es auf der ganzen Halbinsel erlangt hatte, und ob cs das Princip einer italienischen Nationalität anerkennen und ein Bundesstaatensystcm genehmigen würde. Nun, der Kai ser Franz Joseph hatte auf den Besitz der Lombardei ver zichtet und ohne Hinterhalt sich für das Princip der ita lienischen Nationalität erklärt. Weiter: er hatte die föde rative Union unter der Präsidentschaft des Papstes ge billigt und eben so wie Frankreich die Nothwcndigkeit schleunigster Reformen in den römischen Staaten aner kannt. Das durch eine reiche und schöne Provinz ver größerte und von äußern Einflüssen befreite Piemont sah sich endlich als eigner Herr im Innern und konnte von nun an das uneinnehmbare Bollwerk der Halbinsel sein. Neapel wurde eingeladen, dem künftigen Bunde beizu treten. In Florenz, Parma und Modena wurden die factisch abgrsctztcn Erzherzoge rechtskräftig wieder einge setzt, aber unter der Bedingung, daß sie ohne Beihilfe irgend einer bewaffneten Intervention zurückkchren, ernste Bürgschaft stellen und schließlich die für das Wohl des großen Vaterlandes so nothwendige Einigung der Völker und Fürsten verwirklichen würden. Der kaiserliche Ge danke hatte nichts weiter für Italien verlangt; das Glück unsrer Waffen bewilligte ihm mehr. Der Kaiser Franz Joseph gab für die Wiedereinsetzung der Erzherzoge, seiner alten Bundesgenossen, das Versprechen, Venetien Insti tutionen zu verleihen, die diesem Lande seinen wahren Charakter als einer italienischen Provinz wieder zu geben im Stande seien.... Was folgt aus Allem diesen? Nun, nochmals sei's gesagt, daß die Politik, die seit dem Er scheinen der ersten Symptome der gegenwärtigen Krisis die Linie ihres Verhaltens so klar hingczeichnet hat, nie mals davon abgewichen ist. Sie hat weder Unschlüssig keiten noch Verlegenheiten gekannt, welche man ihr in England nur allzu leichtfertig bcimißt. Sic hat gewußt, was sie zu thun hatte, und sie hat cs gethan. Immerhin mögen anderwärts Diejenigen, welche sie ehedem der Träu merei und utopischer Plane bezichtigen, ihr jetzt ihre Klug heit und ihr praktisches Genie zum Vorwurf machen. Immerhin mögen Diejenigen, welche gar nichts gethan haben und gar nichts thun wollen, sich darüber beklagen, daß sie nicht genug gethan habe. Ihre jetzigen Anspor nungen wie ihre frühern Kritiken werden unser Ver trauen nicht erschüttern und die Politik des Kaisers nicht beirren können. Regieren ist Vorsehen! So schloß die Broschüre. Dieser Schluß charakterisier die kaiserliche Politik vollkommen. Eben weil der Kaiser Alles vorge sehen hat, was er im Interesse Italiens fordern mußte, konnte er die Ereignisse lenken, statt sich von ihnen schie ben zu lassen. Seine Vorhersicht, welche für Vermessen heit galt, ist seit neun Monaten durch eben diese Ereig nisse bestätigt worden. Und wenn man nun heute den Eifer Derjenigen sieht, die sich damals so ohnmächtig erwiesen, so wird man den Willen, welcher den Krieg anzunehmen verstand, und die Mäßigung, welche Frieden zu machen wußte, nur um so höher zu schätzen wissen." Die Pariser „Presse" will sich von diesen Ausführungen des gouvernementalen Blattes nicht überzeugen lassen und bemerkt, der „Constitutionnrl" stütze seiue Ansichten nur auf zwei Dokumente, um dir so wichtigen Proklamationen deS Kaisers unberücksichtigt lassen zu dürfen. Uebrigens tadelt die „Presse" auch die heftige Sprache der fran zösischen Organe gegen England. Wenn man auf die bcachtcnswerthe Einstimmigkeit der osficiösen Blätter in Paris und in den Departements Gewicht legen wollte, so könnte man glauben, daß die Verständigung in Villa- franca aus denselben Grundlagen zu Stande gekommen, wie die Verständigung zwischen den Kaisern Alexander und Napoleon I. nach der Schlacht bei Friedland, nämlich aus der Grundlage einer gegen England gerichteten Po litik. Die „Patrie" weist darauf hin, daß, während der Friedensschluß ,n Villasranca die Restauration der Für sten von Toscana und Modena bestimme, der Züricher Friedensvcrtrag nur den Regenten von Toscana, Modena und Parma ihre „Rechte reservire". ES sei damit noch deutlicher als früher ausgesprochen, daß die friedcnschlie- ßendcn Mächte dem Congressc die Entscheidung über die mittelitalicnischen Staaten übergäben, und die englischen Blätter müßten einen Schleier vor den Augen haben, um das nicht zu sehen und gegen den Eougreß sich zu sperren. In der marokkanischen Sache betont heute das Pariser „Univerö" die christliche Seite. Tas Blatt meint nämlrch, cs handle sich jetzt um eine zweite algie- rische Expedition und Alles liege jetzt, wie im Jahre 1830. England unterstütze Marokko und zeige große Bcsorgniß, daß das Christenthum und namentlich der KatholicisnxuS in Afrika vordringen könnte. Aber England sei, trotz aller Zärtlichkeit für den Islam, außer Stande, den Kampf zu hindern, und würde auch zugeben müssen, daß Spanien sich auf Kosten Marokkos ausdehne. Ta-rsgrschlchtr. Wien, 27. Octoder. Die „W. Z." veröffentlicht heute folgendes kaiserliche Handschreiben an den k. k. Polizeiminister bezüglich der Schillerfeier: „Lieber Freiherr v. Thierry! Ich habe die betreffenden Hof ämter angewiesen, dem Cvmit^, welcher sich hier gebildet hak, um am 10. t M. eine SrinnerungSfeirr für Friedrich v. Schiller zu veranstalten, den Rrdoutensaal für eine musikalisch-deklamatorisch« Akademie zur Beifügung zu stellen und im Hof-Burgtheater eine entsprechende Frstvorittllung anzuordnen, deren Erlräguiß der Schiller-Skfftung zuzuwrndcn ist. Zugleich bestimme Ich, daß der freie Raum, welcher nach dem angenommenen Stadter- weikerungLplane das zu erbauende neue Hofschauspielbaus umoeben wird, für immerwährende Zeiten den Namen: „Gch'ller-Plap" erhalten soll Ich setze Sie von diesen Meinen Verfügungen in äk-nntniß, um do« weiter Geeignete einzuleiten. Wien, am 24. Oktober I8LS. Franz Joseph m. p." — (Oest. Z.) Dem Vernehmen nach sind die im Fi nanzministerium gepflogenen Verhandlungen wegen zeit gemäßer Wiederherstellung eines aus unabhängigen Män nern bestehenden Organes zur Ueberwachung und Con- trolirung des Staatsschulden- und TilgungS- wesens dem Abschlüsse nahe. — AuS Zürich ist, wie wir soeben erfahren, auf telegraphischem Wege die betrü bende Nachricht von dem gestern daselbst erfolgten Hin scheiden deS Grafen Colloredo hier eingetroffen. Dem Vernehmen nach wird zur Unterzeichnung des Züricher Friedensvertrags ein anderer kaiserlicher Bevollmächtigter entsendet. — (O. P.) Die Nachricht, daß der Grundplan der Stadterweiterung abgeändert werde, ist unrichtig. Es werden soeben die Voranschläge für die nöthigen Bauteneinlösungen, Demolirungen rc. nach dem Grund plane verfaßt, um die Reihenfolge der Ausführung der Arbeiten festsehen zu können. Die Zahl der Häuser, welche infolge deS Grnndplanes für die Stadterweiterung theilS demolirt, theils umgebaut werden sollen, beläuft sich auf 98, darunter befinden sich 18 öffentliche Gebäude. — Aus Mantua wird der „Milit.-Ztg." geschrieben: „In letzter Zeit sahen wir zahl»eiche Soldaten der srühern lombardischen Regimenter hier durch in ihre Heimath abziehen, und cs war uns eine An Ge nugtuung, diese Leute im Momente der Scheidung be wegt nnd ergriffen zu sehen. Ein bemerkenswerther Fall ereignete sich kürzlich mit Soldaten des 23. Infanterie regiments Airoldi. Hauptmann M. führte mit zwei Offizieren den Transport hierher. Von Mantua nach Eastcllucchio sind zwei Meilen, diese Gegend unbesetzt und neutraler Boden. Dahin nun schlug Hauptmann M. den Weg rin und die Leute folgten schweigend und theil- nahmlos ihrem geliebten Führer zuin letzten Male. Bald erschien ein piemontestscher Offizier der Brrsaglieri mit acht Mann und begrüßte den Hauptmann mit den Wor ten: „!V>i<-i rkpMti, 8ixrne b'apitrma. tt» tstto don via^io?" Kurz und höflich war der Gruß erwiedert und bemerkt, daß 178 Mann zu übergeben wären, die der Hauptmann zu zählen hätte. „O! ich bin überzeugt," antwortete der Piemontese, dich fügte er sich der wiederholten be stimmten Aufforderung des Hauptmanns. Als dies ge schehen, hatte man den nun übernommenen Soldaten piemontesischerseits nichts Erfreulicheres anzukündigen, als daß der Zapfenstreich um 7 Uhr geschlagen werde. Ein Gemurmel war die Antwort auf diesen ersten Be fehl ihrer Landsleute und der Unwille ohne Rückhalt. Da ergriff Hauptmann M. das letzte Wort: „Lebt wohl, meine lieben, theuern Gefährten, zeigt Euern neuen Vorgesetzten, daß Ihr eben so brave als geh»rsame Sol daten seid — äckckio! — . . . . In Reihen rechts, — rechtsum, Marsch!" — Hier nun trat eine der rührend sten Scenen ein. Als die Soldaten, dem Eommando maschinenmäßig folgend, gewahrten, daß ihr Hauptmann und seine beiden Offiziere in den brreithaltenden Wagen steigen sollten, um vielleicht aus immer zu scheiden, da ertönte plötzlich ein Stöhnen unter denselben, ungefähr wie bei Kindern, denen man den Vater raubt; und nun stürzten sie zurück, umringten den Wagen, umarmten die Offiziere, und auch nicht ein Mann schied, ohne den Saum deS Kleides der Offiziere berührt zu haben; ihre Segnungen und Wünsche kamen gewiß aus tiefster Seele. — Daß unsre Offiziere unter den schmerzlichsten Gefühlen den Rückweg antraten, versteht sich wohl von selbst; die übergebene Mannschaft wird aber nicht, wie sie es erwartet, in ihre Heimath beurlaubt, sondern nach
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