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Dresdner Nachrichten : 12.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187706120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-12
- Monat1877-06
- Jahr1877
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- Dresdner Nachrichten : 12.06.1877
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SüV «usk» 32000 »l»l. Wir dt« «t-r,a»k «<»«». Kodier »»«mulcrtpt, Solerateo-Lmiohme «o». »Srtl-Looleosietnun» »oalerin vamburg, «er> «lktlau. FrankfurtM, —«ud.Kaff» tuveni». Wien, Lamdur^ »eauffurtM.. Villa, che». — Laad» » «a. in grankfurt a. v». — Nr. Bote,« in Sdemni».- lara», lallte», vnIUe» ck Co. m Part«. Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpfch Rklchardt in Dresden. Lerantw. Redactem: Ernst Liepsch in Dresden. Jahrgang. Politisches. Dein Marschall-Präsidenten Mac Mahon ist rS gelungen, die Lsgitimisten für seinen FeldzugSplan zu gewinnen. Die äußerste Rechte des Senates, die Anhänger des Grafen von Chambord, wird sich den» Anträge des Ministeriums Broglie, die Deputirtenkammer aufzulösen, nicht widersetzen. Welche Garantien den Lilienrittern für ihre dem Marschall zu leistenden Dienste geboten sind, daß schließlich der Erfolg den Bonapartisten in den Schoß fällt, daS ent zieht sich zunächst weiterer Kenntniß. Um die Auflösung der Depu tirtenkammer beim Senate zu beantragen, dazu bedarf es eines An lasses für den Marschall. Ein solcher wird sich leicht finden, und wenn nicht, leicht schaffen kaffen. Das Bestreben der Negierung geht dahin, die Deputirtenkammer ins Unrecht zu setzen. Sie wird von der Kammer sofort bei ihrem Wiederzusammentritt am Sonn abend die Bewilligung der direkten Steuern, einen bedeutenden Credit für neue Heeresanschaffungen und die Zustimmung zu son stigen finanziellen Maßregeln fordern. Man erwartet hierbei Wider spruch zu finden. Zwar traut man den Deputaten nicht die Thor- heit zu, das Bolk zu den Waffen zu rufen, die Pflastersteine in Be wegung oder den an der Spitze eines Friedensheereü von 400,000 Mann stehenden Marschall in Anklagezustand zu versetzen. Aber eine Budgetverweigerung ist nicht unmöglich. Dann würde die Regie rung dem Lande Vorfahren, ob es Vertrauen zu den Republikanern habe, welche alle Ordnungen im Staate zu lockern kein Bedenken tragen, lediglich um eine konstitutionelle Doctrin durchzuführen? Eine Auflösung der Kammer auf diesem Kampffelde sicherte dem Marschall gewiß die Mehrheit bei den Neuwahlen. Das wissen die Republikaner. Sie werden daher vorsichtiger zu Werke gehen, di« zu erwartende Botschaft des Präsidenten mit einer Adresse beant worten, die zwar energisch, aber gleichzeitig maßvoll gehalten ist und vor Allem die Person des Marschalls aus dem Spiele läßt. Ja, man würde sich sogar mit dem Ministerium verständigen, wenn es nur Herrn Fourtu, den Präfectenschieber, , fallen ließe. Voraussichtlich geht aber die Regierung nicht darauf ein, sie stellt der Kammer viel mehr ein Bein, löst sie mit Bewilligung des Senates auf und sucht unter dem Hochdruck der gereinigten Verwaltung eine antirepublika nische Kammermehrheit zu erzielen. Die Präfrctcn wissen, daß sie entweder siegen oder über die Klinge springen muffen. Siegt das Ministerium, so wird den Verwaltungsbeamten auch die gröbste Be einfluffung der Wahlen verziehen. Findet sich jedoch eine republika nische Mehrheit im Theatcrsaale zu Versailles zusammen, so wissen die Präfecten, müssen sie unbedingt um die Ecke, sie mögen bei den Wahlen auch noch so vorsichtig gearbeitet haben. Der Selbsterhal tungstrieb des Beamtenpersonales ist die Stütze der jetzigen Negierung. Mit dem Sinken der Donau und dein Austrocknen des zurück bleibenden Uferschlammes unter den glühenden Sonnenstrahlen nähert sich die vielbesprochene Stunde des russischen Donau-Ueber- gangeS. Wenn die Türken recht berichtet sind, haben die Russen bereits bei Nikopolis ein Scheinmanöver unternommen, als wollten sie dort den mächtigen Strom überschreiten. Aehnliche Unterneh mungen, bestimmt, den Ort zu verschleiern, wo in Wahrheit die Russen den Brückenschlag unternehmen, dürften sich wohl in den nächsten Tagen häufen, denn alle und selbst die zuversichtlichst auf tretenden Meldungen der KriegScorrespondenten über Ort und Stunde der großen militairischen Wafferpromenade der Moskowiter sind eitel Schwindel. Solche Dinge bängt man nicht an die große Glocke. Nur an den Stellen, wo die Donau in einem einzigen Strome dahinbraust, nicht da, wo sie meilenbreit versumpft, von tobten Armen oder schleichenden Wässern ungangbar gemacht und riesige Dammaufschüttungen erforderlich wären, ist überhaupt an einen Brückenschlag zu denken. Derselbe ist für die Russen ein hartes Stück Arbeit, für die Türken aber liegt in der Bewachung eines fast 60 Meilen langen WafferlaufeS die Hauptschwierigkeit. So sehr sich die Russen in Folge der vorgerückten Jahreszeit mit dem Donau-Uebergange beeilen müssen, so ist er nur eine Vor bedingung zu weiteren Operationen, nicht aber selbst eine endgiltig entscheidende strategische Action, da der eigentliche Krieg erst am rechten Donau-Ufer beginnen wird. Dagegen wäre ein mißglückter oder auf eine längere Dauer verzögerter Uebergang ein Erfolg der türkischen Verteidigung, dessen Werth nicht hoch genug angeschlagen werden könnte. Aber die Donau muß, waü cs auch immer koste, überschritten werden. . , Abermals warnen wir vor den KriegS-Depeschen. Der Schwin del, den besonders das „N.W.Tagbl." damit treibt, ist zu groß. Alle sein« Meldungen über die Flucht des Sultans nach Asien und nach Adrianopel, wie über kriegerische Aeußerungen des Serbenfürsten sind reiner Humbug gewesen. Ebenso hat das von anderer Seite an der Sulinamündung gemeldete Gefecht zwischen russischen und türkischen Kanonenbooten niemals stattgefunden. Inzwischen hat man wieder eine Spur von dem Admiral der türkischen Maripe, Hobbart Pascha, erhalten. Derselbe ist von einer Expedition in's Schwarze Meer glücklich wieder in der türkischen Hauptstadt ange langt, drei griechische, mit Getreide beladene Segler, welche die Blokade gebrochen hatten, al» gute Beute mit sich führend ; ein« Heldenthat, der früheren Leistungen dieser tragikomischen Persön lichkeit würdig. ^ Mit Energie unterdrückt die österreichische Regierung die russen- sreundlichen Kundgebungen in Böhmen. Eine Anzahl Gemeinde- Vertretungen, in Laun, Wamberg, Jaromiecz u.s.w., welch« die hochverrätherische Adresse des CzechenfVhrerS Rieger an da» Pan- slavistcn-Comitö in Moskau unterschrieben, sind aufgelöst worden. Die hohe Aristokratie Böhmen» sagt sich feierlich von der ruffen- freundlichen Politik der Czechen lo». Natürlich! Wie können Cavaliere, die am Hofe de» Kaisers Franz Joseph aus- und ringehen, Schritt halten mit einer Kundgebung, in welcher die kaiserlichen Te- Für da» Feuilleton: Mttredacteur: »r. Liutt richtShöfe als Hochverrat verdammt und die.Herrschaft der Habs burger als Usurpation gebrandmarkt wird? Die römische Geistlich keit läßt sich aber zum großen Thcil nicht von solchen Rücksichten fesseln. Ein Theil derselben verwirft entschieden alle Demonstratio nen für die Russen, da der Papst mit denselben nicht einverstanden ist. So hat der erst vor zwei Jahren ernannte VischofHais inKöniggrätz gar keinen Anstand genommen, seinem ClcruS aus's Schärfste jede Demonstration für die Russen zu untersagen; der Papst will es so, das Ministerium will es so; was kann ein Bischof sich Besseres wünschen? Ganz anders aber gestaltet sich die Lage jener Geist lichen, die mehr czechisch als katholisch sind. So hat zwar der Erz bischof von Prag telegraphisch von Rom aus seinen Priestern alle Parteinahme für die Russen untersagt, aber diese Herren glauben trotzdem, es sei ihre Pflicht, „national" zu sein,sd. h. Messen für die Siege der Russen zu lesen, trotz der päpstlichen Allocution, wenn sie auch offene Demonstrationen unterlassen. Hat ja doch das Organ des Cardinal» Schwarzenberg, der „Czech", auch noch nachträglich die Adresse Nieger'S an Aksakoff gebracht und sich confisciren lassen! Andere czechische Priester wollen au» der römisch-katholischen in die griechisch-katholische Kirche treten. Das sind ja ganz merkwürdige Kundgebungen. LocaleS surd Sächsisches. — Im Stadtrathe steht demnächst in Folge der Personalver änderungen dieNeuvertheilungder Arbeitsgebiete der einzelnen RathS-Mitglieder durch den Herrn Ober-Bürgermeister bevor. Herr Bürgermeister Kürsten wird, unserem Verehmen nach, zum Vor stand der 1. Abtheilung aufrücken und einen guten Theil der von dem jetzigen Herrn Oberbürgermeister vr. Stübel bisher reffortiren- den Arbeiten übernehmen, lieber die Zweckmäßigkeit der Berufung eines Bautechniker» in da» RathS-Collegium herrscht in der Bürger schaft nur eine Stimme. Da Herr Ober-Ingenieur Manck in einer selbstständigen Stellung für die Stadt wirkt und seine Thätigkeit im Verein mit Herrn Stadtrath GrabowSky eine musterhafte Ge schäftsführung entfaltet, so ist es begreiflich, daß er sich nicht nach deren Aufgabe sehnt und den Eintritt in'ü RathS-Collegium nicht als ein gerade ihn besonders lockende« Ziel ansieht. Wir glauben daher,,daß die Wahl nur zwischenHerrnStadt-BaudirectorFriedrich und Herrn Baumeister August Richter erfolgen wird. Ohne uns tiefer in diese Frage, die eine Sache deü Zartgefühls ist, einzulassen, glauben wir, würde daSStadtverordneten-Collegium einen trefflichen Ausweg darin erblicken, wenn es Herrn Etadtbau-Director Friedrich als Stadtbaurath in'S Naths-Colleg abordnete und diesen im kräf tigsten ManneSalter stehenden Bautechniker der Stadt erhielte und dessen Posten durch Herrn Baumeister August Richter besetzte, dessen Leistungen ihn in ausgezeichnetem Grade dazu befähigen. — Die Zahl der erledigten Landtags-Mandate wächst fortwährend. Sie steigt durch den Verzicht der Abgg. Riedel und Israel auf ihre Wiederwahl bis auf 30. Der Landtags-Veteran Riedel sieht sich durch GesundheitSverhältnissc, der Fabrikant Israel durch geschäftliche Umstände veranlaßt, auf eine Candidatur zu ver zichten. Man nennt den ungemein tüchtigen HandclSkammer- Secretär von Zittau, vr. Roscher, einen Sohn des großen National ökonomen, als den Nachfolger Israels. — Am 1. d. Mtö. feierte ein verdienter Mann, Herr Ober- Tendarm Hanke, daS 25jährige Jubiläum seiner Thätigkeit in dieser Stellung in der hiesigen Gcndarmerle-Ober-Jnspection im Ministerium deö Innern. Am Morgen hielt in dem bln- mengeschmückten Büreau des Jubilars Herr Gcndarmcric-Ober- Jnspcrtor vonCerrint In Anwesenheit deö sämmtlichcn Per sonals eine herzliche Ansprache und Mittags warb der Ir'" >. sei ubilar wel- >em Festessen In den Münchner Hof geladen, sich Kollegen aus sämmtlichen sächsischen Gendarmerie-Bc- zu einem chem sich zirken, auS der Lausitz, dem Vogtlande re. clngefundcn hatten und während dessen Herrn Hanke eine von dem Landgendar- merie-Personale geschenkte schöne Nemontolre-Uhr, zu welcher Herr von Ccrrini eine passende Kette und ein Medaillon mit dem Porträt deö Königs fügte, überreicht ward. — Um die Schrecknisse de» gegenwärtig zwischen Rußland und der Türke«, zwischen dem griechischen Kreuze und dem muha- medanischen Halbmond wüthenden Krieges nach Kräkten zu mil dern, mit allen modernen Hilfsmitteln auf dem sanitären Gebiete daö traurige Looü der aus den Schlachtfeldern verwundet hinge- strecktcn Söhne deö unermeßlichen Zarenreiches zu erleichtern, setzte sich vorgestern Nachmittag einBahntrain von hier nachdem Kriegsschauplätze an der unteren Donau in Bewegung. der aiS ein Zeichen echt patriotischer OpserwtUigkelt speciell auS den Mitteln der diesigen russischenColonte in'ö Leven gerufen worben ist. AuS »Anlaß deö Abganges deö Tanitätözuges nach dem Kriegsschauplatz fand zunächst am Sonntag Mittag» >/,1 Uhr in der hiesigen russischen Kirche die feierliche Einsegnung deö wovlthätigrn Unternehmens durch den die sigen russischen Popen. Herrn Rvsanoff, statt. Die Stim mung der zahlreich amvcsrnben Glaubensgenossen der griechisch- katholischen Kirche in dem schönen GotteShause. voran die mit der Genfer Binde versehene männliche und weibliche Begleitung des SanitätötrainS war eine tiefernste und der Act der Einsegnung in der unü zwar unverständlichen russischen Sprache, gehoben durch den herrlichen Gesang und zum Schlüsse durch das Geläute der Glocken, machte aus alle Anwesenden einen ergreifenden Ein druck. Nach der feierlichen Ceremonle fand auf dem Böhmischen Babnhose die Besichtigung deö dort zur Abfahrt bereit stehenden SanitätötrainS — train »amttürv cku vomitü cko vroscks — und Bekränzung desselben statt. Der Train warb in der Fabrik sür Eisenbabnbedars „Saxonia" zu Rabebcrg fertig ge scheint in seiner praktischen AuSfübxung der Aufgabe nach tederRichtung hin gerecht werden z auS 11 Berwundetenwaaen.von denen der eine mit der denkbarsten Bequemlichkeit auSgeflattrte und schon durch sein AeußereS auffal lende Waggon bereit- im Vorjahre auf der internationalen Aus« Transport sür Vcrivundrte ln Brüssel lnS" und des Verein» zur Pflege im Fe estrllt und an ihn gestellten um ereinS ftellung von Wogen Netten des .. Albert - Felde verwundeter und erkrankter Krieger) auSac einen Küchemvagen, dessen Einrichtung eS gestatten soll, bay binnen 2 Stunden 100 Mann. soviel Personen. alS auf dem Train aiö Verwundete unterzubrinarn sind, gespeist werden können. Jeder der mit dem rothrn Kreuz Im »vrißen Felde von außen so fort kenntliche Wagen gestattet die Ausnahme von 10 Verwun deten, welche auf den Tragbahren sviort in den Wagen cin- gehoben werden können. Um namentlich während der Fahrt den bcklagenswerthen Passagieren so viel wie möglich alle schmerzhaften Einwirkungen, wie sie beim Fahren eines Zugcö nicht zu vermeiden sind, abznwenden, werden daö Lager bcö Verwundeten rcsp. die Tragbahren In Gummiringe eingehängt. Für Ventilation ist in zweckentsprechendster Weise gesorgt und die blreclc Verbindung der einzelnen Wagen unter sich vorgesehen. Dem Train schloß sich überdies noch ein Wagen an, auf welchem der verdienstvolle Leiter des Unternehmens, Herr Gatschow. bis an Ort und Stelle mitgcsahrcn ist und dort weitere Anordnungen treffen wirb. Als Arzt begleitet ein Herr vr. Kunze den Zug. Herr Baron Kaphcr und Familie batten zu dem Unternehmen 16,000 und Herr John Meyer hier 10.000 M. verwilligt und betragen die Gesammtkostcn des Sanitäts- zugeö überhaupt mindestens 50,000 M. Die Absahrt deö ZugcS über Görlitz nach dem Kriegsschauplatz erfolgte vom Schlesischen Babnhose Nachmittags 3 Uhr. Ein kleines Hinderniß der Wei- terfabrt wurde unterwegs auf einer Zwischenstation schnell be seitigt und der Zug kam, nach uns vorliegenden Nachrichten, Abendö wohlbehalten ln Görlitz an. — Das zweite Wettrennen der Renz'schcn Gesellschaft auf der alten Vogelwiese war trotz der eminenten Hitze wieder sehr gut besucht, nur der Tribünen-Platz <2 Mark) zeigte unbe setzte Stellen. Gegen 4 Uhr erschien Ihre Majestät die Königin Carola in offener Equipage und hielt am Sattel- Platz. von wo aus die hohe Frau dem Rennen bis zum Schluß zusah. Die schon lange vor Oeffnung der Rennbahn versam melte Menge concentrirte ihre Aufmerksamkeit aus den großen SecuriuS' schen Ballon, der, zum größten Theile schon ge füllt, bereits aufrecht in der Lust stand und nur ab und zu ein Wenig hin und her schwankte. Die Füllungsarbcit war schon am Vormittag nach 9 Uhr begonnen worden, aber noch immer zeigte der untere Theil bcö Ballons eine Leere, die man durch fortgesetzte Einführung von Gaö mehr und mehr beseitigte. Etwa ein Dutzend Männer hielten daö gelblich-braune Ungcrhüm, des sen Neigung, hinauf in den Aether zu steigen, sich im Sonnen schein zu baden von Minute zu Minute energischer bcmerklich ward, an dem Netzgeflechte, welches den Ballon umgiebt, fest, und Frau Securius — eine junge, hübsche und lebhafte Dame — commanbirte, unterstützt von dem Gehilfen deö Herrn SecuriuS, umsichtig und energisch das Nöthige. In den beiden ersten Nennen mit Prämien von 200 und 500 Mark war Herr Gustav zuerst mit dem Schimmelhengst Sedan, bann mit dem englischen Pollblut-Wallach (Dunkelsuchö) AlmuS, Sieger. Das zweite dieser beiden Nennen war dadurch noch besonders interes sant, daß Herr Stallmeister Itschert auö Chemnitz mit seinem eignen Pferde concurrirte und 1000 Mark gegen die obenge nannte Prämie gesetzt hatte. Er verlor seinen Einsatz, aber er verlor ihn mit Ehren. ES gelang ihm sogar einige Mal vorzu kommen und noch nabe am Ziele war er so weit vor, daß man glauben konnte, er würde der Sieger bleiben. Da sauste wie der Wirbelwind Herr Güstav aus seinem AlmuS dicht an ihn heran, eine Minute vielleicht jagten Beide, Pferd an Pferd, neben einander hin, dann aber griff AlmuS noch einmal wie mit neuer Kraft aus und gewann im Fluge einen ziemlichen Vor sprung. Höchst ergötzlich war das Ponny-Nenncn. Sechs Kna ben alS Jockeys ritten um den Preiö einer Reitpeitsche; mehrmals warscn einige PonnyS ihre jungen Reiter ab und so ein Flug aus dem Sattel, oft ziemlich weit weg vom Pferde, sah lebcö Mal gefährlich auö, man meinte, der Gestürzte müsse ruhig liegen bleiben, aber — das giebt'S auch bei jungen Kunst reitern nicht. Blitzschnell waren die Herrchen wieder aus den Füßen und, wenn auch ein Wenig hinkend und verblüfft aus- sehcnd, in wenig Augenblicken wieder im Sattel; nur Einer kam schlecht weg, ihm gelang eS nicht, sein Pferdchen einzuholcn und daö galopplrte nach seiner eignen Neigung, von allem Ehr geiz fern, kreuz und quer die Rennbahn entlang. Daö ganze Bild war ein recht heiteres. Die vier Damen: Frl. Starr, Frau Lee, Frau Neville und Frau Martha ritten brillant und die zweite Dame gewann den Preiö (eine goldene Uhr) mit dein Schimmelhengst Babbaffon, dem man wahrlich anfänglich die Fähigkeit zum Schnellläufen nicht ansah. Die folgenden Nennen verliefen gleichfalls ausgezeichnet; bei dem „Stehend- Nenncn" auf ungesattelten Pferden in Griechen-Costüm gewann Herr Robert Renz den Preis «einen silbernen Pokal), bei dem Hurdie - Nennen Herr E. Renz sun, mit dem englischen Vollblut-Wallach Diby und bei demStsopIoOK-lso im Jagdcostüm, bei welcher die Reiter drei Mal die CaScadcn und Hindernisse nehmen ,nutzten und einige Pferde ausbrachcn, war cö wieder Herr E. Renz jun., der mit der englischen Vollblutstutc Arna- raU den Preis errang. Fesselnd war auch diesmal das Wett- sahre» mit den römischen Biegen, welches von den Herren Fr. Renz und Ackermann um einen Preis von 350 Mark ausgeführt warb und bei welchem Herr Ackermann den Vor sprung gewann, b. h, nur um Weniges. Inzwischen war nun die Füllung des Vallonö vollendet worden und von den Tribü nen stürzte Alles nach der Mitte des SattclvlatzcS, von wo auS der Ballon In die Höhe gehen sollte. DaS Gasrohr ward abge schraubt, daö Tauwerk straffer angezogen und der Ballon so hoch emporgclassen, baß man die Gondel darunter Anhängen konnte und nun — gegen »/<« Uhr — stiegen Frau Securius und der Geschäftsführer ein, während die den ungeduldig zucken den Ballon haltenden Männer in ganz dichtem Kreise um die Gondel herumstanben. Frau Sccuriuö, kühn zwischen dem Strick- wcrk sichend, commanbirte: Eins — Zwei — Drei — LoS! und ruhig schwebte der Ballon in die Lüfte. Daö Aussteigen — be gleitet von lauten Hurrahö der Menge — geschah ziemlich schnell — wenige Minuten und die Gondel war zu einem kleinen dunk len Punkte zusammengeschrumpst; nur der Ballon selbst, von dessen gelblicher Wölbung die Strahlen der sinkenden Sonne wiederschicnen, blieb noch lange dein Auge sichtbar. Er nahm seinen Laut über die Eibe nach der Radeberger Gegend zu und dort unmittelbar bei Langebrück erreichte er nach schöner, ruhiger Fahrt glücklich die Erde. 12 Uhr Nacktö war Frau Securius mit ihrem Begleiter und mit sammt dem Ballon wie der In Dresden. — An den gestrigen Schlachtvlehmarkt werden die Händler wahrscheinlich noch in Jahre» denken, denn das Geschäft verlies namentlich ln Rindern so schlecht, wie wohl selten noch. Die Einkaufspreise für wirklich gutes Mastvieh sind eben gegen wärtig noch sehr hohe; dazu kommen noch eine Masse unvermeid licher Spesen an Fracht, Standgeld rc.. sodaß die Handelsleute tbatsächlich arg ln die Klemme kommen, wen» rin Markt so ver läuft. wie der von gestern. Zain Auftrieb waren 625 Rinder. 87V Schweine. 1037 Hammel und 204 Kälber gebracht; allein e» blocbcn lcbr viel THIcre unverkauft, weil erstlich der jetzt herr schenden großen Hitze wegen weniger Fleisch gegessen wirb und zweitens dir diesigen -irischer noch von voriger Woche der »beiis
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