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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-12
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1880
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. -k-acti«u «atz LrprdtttiM JohanniSgasie SS. »pttchstundra »er tzedatttenr Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. gvr die SMikgedr ktngklandter «,,»» scn»l« mach! sich die Redaktion nicht vrrvtndllch. Lknaliuik der für dir nächst- wiaeude Nummer vestinimieu Inserate an Wochentagen vts 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- »nb Festtagen früh bis V,st Uhr. 2a »eo/Maten für Zns. Lnaahoe: Otto Stemm, UniversttLtöstr. 22, Louis Lösche, «athariaeustr. 18,p. nnr dis '/,3 Uhr. UchMr LagtlilaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16,15V. Adonnementsprri, viertelt. 4'/,ML^ incl. Bringerlohn S DL, durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 2S Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrdernng 38 ML mit Postbrfvrderung 48 ML Inserate ügesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Say nach höherem Tarif. Lectamr» nntrr de« Nrdacltsnoßrtch die Spaltzeile 40 Pf. Inserat« find stets au d. Grprdtttoa zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praomuvsnmä» oder durch Postvorschuß. .R 25V. Donnerstag den 12. August 1880. 74. IahtgüNg. Bekanntmachung. Nachdem zu unserer Kenntniß gelangt ist, daß da» „Nro. 8. T. ä4Ivn'o ZVorlän Sair ««nloror" genannte Haarfärbemittel in verhältnißmäßig großer Menge essigsaures Blei enthält, ein Gift, welche» m und an den Körper gebracht, m die Gewebe leicht eindringen und bei häufiger Anwendung chronische Bleivergiftung herbciführen kann, warnen wir hiermit vor dem Verkaufe und vor dem Gebrauche dieses Mittel- und verweisen wegen des Verkaufs desselben noch besonders auf die in 88 324, 32k und 3tt7,3 deS ReicbSstrafgesebbucheS enthaltenen Strafbestimmungen. Leipzig, am SO. Juli 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Kretschmer. Keller-Vermiethung. In dem der Stadtaemeinde Leipzig gehörigen Hause, Grtmmatsche Straße «r S7, ist vom 1. Oktober d. I. an eine »ellerabthetlung zu vermischen und wolle man sich deswegen Nachhall-, l. Etage, Zimmer Nr. 10, melden, wo auch etwa gewünschte nähere Au-kunft ertheüt werden wird. Leipzig, den 3. August l880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Eeruttt. Bekanntmachung. ES sind neuerdings in unserer Stadt sogenannte „«aS-Spar>«pparate" in Gebrauch genommen worden welche darauf beruhen, Gas oder reine atmosphärische Luft mit den Dämpfen sehr leicht flüchtiger Kohlen Wasserstoffe zu mischen. Die hierbei verwendbaren flüssigen Kohlenwasserstoffe find aber die flüchtigsten und daher feuergesihrlichftev Bestandtheile des rohen Petroleums. Deshalb und weil ferner die Dämpfe dieser Flüssigkeiten, mit der geeigneten Menge Luft gemischt, ein sehr leicht entzündliches und sehr heftig explodirendeS Gemenge bilden, auch bei dem Verbrauche solcher Kohlenwasserstoffe, namentlich beim Nachfüllen derselben, die Bildung explosion-fähiger Gemenge in den ge dachten Apparaten unvermeidlich ist, so verbieten wir hiermit die Benutzung der sogen. «aS-Spar» «pparate, welche mit den vorstehend charakterifirten feuergefährlichen Stoffen («higolen, Gasolin, Serosele», Ligroin, PetroleumSther, Karbonöl, Luol re.) gefüllt werden, unter Androhung einer Geldstrafe biS »u SÜD ^li oder entsprechender Haftftrafe für jeden Fall der Zuwiderhandlung. Leipzig, am 6. August 1860. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wilisch, Ass. Bekanntmachung. W r beabsichtigen in nächster Zeit in der Plethengasse Schleußenneubauten be». Umbauten vorzunehmen und fordern wir daher unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 29 März 1879 die Besitzer bez. Administratoren der an genannte Straßentracte angrenzenden Grundstücke auf, wegen gleichzeitiger Unter führung der Fallrohre bez. wegen einer nothwendig werdenden «tnlegung oder Umlegung von vei- schleußen unverzüglich und bis spätestens zum 1. September d. I. bei unS Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Fallrohre und Beischleußen gleichzeitig mit dem Bau der Hauptschleuße auf Kosten der Ad- jacenten erfolgen kann. Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe bi- zu 60 zu gewärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten hon RathSwegen auf ihre Kosten auSgeführt werden. Leipzig, den 11. August 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Messerschmidt. Eine Forderung Noms. DaS Papstthum hat sich über eine neue „Unbill" des Königsreiches Italien zu beklagen, ja die ge- fammte ultramontane Welt ist durch die von der italienischen Regierung in Aussicht genommene Einziehung der dem Institut der „P r o p a g a n d a" in Rom gehörenden Immobilien in gewaltige Auf regung versetzt. Die genannte Regierung hat vor einigen Jahren durch ein Gesetz die Vollmacht er halten, alle der todten Hand gehörenden Grund stücke verkaufen zu lasten und den Ertrag in ita lienischen Rententiteln anzulegen. Nachdem sie sich bisher in den bezüglichen Operationen auf Kirchen- und Klostergüter beschränkt, hat sie nun mehr den Besitz gewisser kirchlicher Institute, darunter auch den deS weltbekannten, zur Aus rottung der Ketzerei begründeten und seit 1622 ^ bestehenden Instituts der Propaganda (iustitutio äv propazanckL küe) ins Auge gefaßt. Da diese Anstalt daS gesammte katholische Missionswesen leitet, und Mifsionaire aus allen Nationen heran- büdet, so ist die Wuth und der Zorn der schwarzen Internationale Uber den von dcr italienischen Re gierung beabsichtigten Schritt begreiflich genug. Ein von der Berliner „Germania" am 31. Juli veröffentlichter Artikel giebt inter essante Aufschlüsse über die Agitation, welche von ultramontaner Seite ins Werk gesetzt ist, um das bevorstehende Unglück womöglich noch zu verhüten. Da werden die Richter, welche den Verkauf der Güter der Propaganda für zulässig erklärten, als „servil" gevrandmarkt, da wird die Umwandlung des Besitze- in italie nische Rente, trotzdem daß letztere selbstverständlich zum Besten des Instituts verwandt werden soll, als „einer vollständigen ConsiScation gleichkom- mend' hingestcllt, und obgleich die Existenz der Propaganda durch die Besitzveränderung nicht im Geringsten in Frage gestellt ist, als „eine Verletz ung deS katholischen Gewissen-" der ganzen Welt denuncirt, weil jenes Institut eine „Anstalt inter nationaler Natur" sei, zu der „alle Völker de- Erdball- ihr Scherslein gegeben" und an deren „Wohlthaten'4 alle participirten I Der Papst hat sich nun an die Mächte ge wendet und sie um Schutz für die Propaganda gebeten. Der Beherrscher der „Ungläubigen", der Sultan, hat auch — risum teiwatis, ainiei! — den Schmerzensschrei deS „VaterS aller Gläubigen" nicht unbeachtet ßelasien, sich vielmehr gedrungen gefühlt, gegen die „Vergewaltigung" de- heiligen BaterSzu protestiren. Dagegen scheinen die christ lichen Mächte sich „auf einen platonischen Pro test und guten Rath beschränkt zu haben". Unter diesen Umständen hat Leo XUI., „so schmerzlich ihm in dem eigenen, ihm allein rechtmäßig gchö rigen Rom ein solcher Schritt sein mußte", dircct die Intervention de- Königs Humbert zur Verhütung der „Spoliation" angerufen. Selbst die jesuitische „Germania" wagt indeß nicht die Hoffnung auSrusprechen, daß diese „Mah nung" von günstigem Erfolg sein werde. Sie er innert an das negative Resultat der Intervention, welche PiuS IX. im Jahre 1875 zu Gunsten de- Klostergutes von Victor Emanuel erbat, und ge steht zu, daß eS unter den obwaltenden Umständen eines besonderen Gesetze- bedürfe, um die Unver äußerlichkeit des Propaganda-Vermögens zu sichern. Nur eine Hoffnung bleibt dem Organ der Cen- trumspartei: die auf die deutsche Reichs regierung! Ob diese „gegen die Verletzung der Interessen von 14 Millionen katholischer Unter- thanen bei Italien Schritte gethan hat", weiß die „Germania" nicht; „eS bietet sich wohl die Ge legenheit, diese Krage au anderer Stelle zu wie derholen." Offenbar ist damit eine Interpellation Uber die betrcffende Angelegenheit im deutschen Reichs tage gemeint. Wir besorgen natürlich nicht, daß eine Anrufung de- ArmeS des prote stantischen deulschen Reiches von besserem Er folg begleitet sein könnte, als der seiner Zeit von der CentrumSfraction gestellte Antrag auf Deutschlands Beistand zur Wiederherstellung des Kirchenstaates. Wir machen nur auf die Nai vität, oder richtiger gesagt: die Frechheit auf merksam, mit der die Römlinge eine Einmischung des protestantischen deutschen Kaisers in innere Angelegenheiten Italiens fordern, und zwar den Schutz eines Instituts, welches notorisch die Ver nichtung des Protestantismus bezweckt, in demselben Augenblick, wo der Papst selbst eine Einwirkung aus die Haltung der Centrumsfraction im deutschen Reichstag und preußischen Landtag — wenigstens formerl — von der Hand gewiesen hat. Das Bitt gesuch der deutschen Römlinge wird nur ein Zeug- niß mehr sein für die Faulheit de- ganzen römi schen Systems, welches nicht im Stande ist, die nächsten eigenen Kinder für die „heilige Mutter- Kirche" zu gewinnen, die ketzerischen Barbaren zum Schutz wider die „gottlosen" Italiener und ihren König „von Revolutionsgnaden" anruft! Indessen — der Zweck heiligt die Mittel! und diese Moral verbindet ja aus da- Innigste das Centrum mit der vatikanischen Klerisei! politische liedersicht. Lechzt», II- August. Die Kaiserzusammeukunft zu Ischl fordert auch, ehe ihre etwaigen besonderen Ergebnisse bekannt werden, zu einer kurzen historischen Be trachtung auf. Seit die hundertjährige Rivalität der Häuser Habsburg und Hohenzollern darin ihren Abschluß gefunden, daß der rein deutschen Macht die zeitgemäß: Organisirung der Hauptgebiete de- deutschen Volkes überlassen blieb und da- neue deutsche Kaiser thum dem österreichi schen zur Verfolgung seine- vielhundertjährigen Berufes im Osten seine Unterstützung lieh, besteht ein natürliches, auf Interessengemeinschaft ge stützte- Bündniß zwischen beiden Fürstenhäusern und beiden Völkern. Gemeinsam ist ihnen vor Allem daS Interesse, dem PanslaviSmus entgegenzuwirken, Rußland nicht zu gefährlicher Uebermacht gelangen zu lassen, dessen Staatskanzler nach der kürzlich bekannt gewordenen Denkschrift nur zu spät da- Werden der deutschen Einheit er kannte, um ihr rechtzeitig entgegenzutreten, und die Zeit nur für noch nicht gekommen erachtete, Ruß lands mittelbare oder unmittelbare Herrschaft über die „slavischen Brudervölker" im Kaiserstaat aus- zubreiten, mit denen sich die Russen gar nicht oder nur durch Vermittelung der gehaßten deutschen Sprache zu verständigen vermögen. Der Erkennt- niß dieser Sachlage entsprungen, verstärken die Kaiserzusammenkünste in den schönen GebirgSländern deS DonaureichcS daS Band, welches da» neue Deutsche Reich mit Oesterreich-Ungarn verbindet, wo da- deutsche Element einen so voll berechtigten Anspruch auf hohe Geltung und maß gebenden Einflaß besitzt. DaS deutsch-österreichische BUndnißver- hältniß beginnt nachgerade auch den russischen Chauvinismus zur Besinnung zu bringen, und zwar um so mehr, als auS Pari- kein günstiger Wind weht. Allem Anscheine nach sind die Versuche, Frankreich in die orientalischen Wirren hmeinniziehen, an dem energischen Widerstande der öffentlichen Meinung in Pari- gescheitert. Deshalb beginnt auch Rußland die bisherige Taktik zu ändern; was vor Monaten noch ganz undenkbar, das wird heute als rathsam und sogar als dringend anempfohlen — nämlich der Anschluß an Oesterreich! Die Sprache der russischen Presse war eine Zeit lang geradezu maßlos in ihren Ausfällen gegen „den Erzfeind des SlaventhumS" und heute kann sich ein höchst slavophiles Organ, wie die „Petersburger Wedomosti". schon darüber freuen, daß Deutschland und Oesterreich Hand in Hand miteinander gehen. Wir wissen sehr wohl, waS diese Freude eigentlich zu bedeuten hat, allein nicht- desto weniger freuen auch wir uns darüber, daß man endlich anfängt, einzusehen, daß ohne Verständigung mit Oesterreich eine friedliche Wah rung der russischen Interessen auf dem Balkan undenkbar ist. Der Große Generalstab der deutschen Armee folgt den militairischen Bewegungen Rußlands im Westen mit größter Aufmerksamkeit. So ist jetzt der DiSlocatwnsplan ilir die neu zu errich tenden elsaß - lothringischen Regimenter erschienen. Das Bemerkenswertbeste bei ihm ist, daß der größere Theil derselben seine Garnisonen in den östlichen Provinzen Preußens erhält, so daß die deutsche Grenze gegen Rußland mit zahlreicheren Truppen körpern al- bisher belegt werden kann. Die Regimenter werden, wie die „Voss. Zig." meldet, so vertheilt, daß die Eisen bahn von Königsberg nach Eydtkuhnen und da- an derselben gelegene wichtige Ge stüt von Trakehnen, desgleichen die Eisen bahn von Königsberg nach Lyck vor einem plötz lichen Ueberfall geschützt wird. Ganz besonder- aber wird der wichtige Eiscnbahn-Centralpunct Bromberg bedacht; er erhält zwei ganze In fanterie- und ein Artillerie-Regiment. Ebenso ist darauf Bedacht genommen, die Eisenbahn von Bromberg nach Bre »lau, welche die Grenze entlang läuft, und die Oberschlestsche Eisenbahn zu sichern. Der Schutz der Ostarenze ist also das sichtbare Ziel der Dislokationen, und wenn man sich erinnert, daß im vergangenen Herbst und Winter von russischen Truppen An häufungen in Polen viel gesprochen wurde und die gemachten Angaben niemals ernstlich widerlegt werden konnten, so wird man die Maßregel sehr eik ärlich sindcn. Herr von Manteufsel hat daS G ück oder Unglück, stet- von sich reden zu machen. Jetzt hat der Herr Statthalter in den Reichslanden erfahren müssen, daß man seine RegierunaSweise an maßgebender Stelle doch für einigermaßen k» denklich hält! Der Artikel eines ofsiciösen BlatteS, welcher allerlei Abfälliges über seine Nachsicht gegen die französischen und protestlerischen Neigungen ent hielt, wird chm wohl als ein nicht mißzuver- stehender Wink erschienen sein, dem unter Um ständen etwa- Nachdrücklicheres folgen könnte. Inzwischen erfreut er sich der beneidenSwrrthen Unterstützung der — ultramontanen „Germania". Man schreibt dem genannten Blatte auS dem Elsaß: „Herr v. Manteufsel, unser Statthalter, bereist wiederum daS Land. So befand er sich diese und vorige Woche in Niederbronn, Oberbronn, Reichs hofen. Weißenburg, Lauterburg, Drusenheim, Mols- heim; vorder war er schon in Kolmar, Mülhausen, Zabern, Metz, BuchSweiler, Hagenau rc. gewesen. Ueberall wird er mit Jubel empfangen» überall kommt man ihm mit Liebe entgeqen; und die katholische Bevölkerung betheiligt sich nicht am wenigsten an dem freudigen Empfange. Sett Herr Herzog abgetreten ist, hat daS Vertrauen zu dem Statthalter nur noch an Kraft zugenommen. Die Katholiken sind beflissen, sich ihm gegenüber dankbar zu »eigen für DaS, waS er für sie gethan; sie trachten aber auch dadurch ihm zu beweisen, daß sie loyal gegen die deutsche Regierung find, wenn diese nur einigermaßen sich billig und gerecht ihnen gegenüber benimmt. Denn, e» sei die- au-drücklich für die „liberalen" Hetzblätter bemerkt, Herr v. Manteussel, obschon er Manches zu Gunsten der Katholiken de» Reichslandes gethan hat, ist weit davon entfernt, sich, wie man ihm vorwirft, an Händen und Füßen ge bunden den „Ultramontanen" deS ReichSIandeS über liefert zu haben." Natürlich kann da- Jesuiten-Blatt nicht zu- gebcn, daß „er sich an Händen und Füßen ge bunden den Ultramontancn des Reichslandes über liefert habe"; das wäre ja daS denkbar härteste Urtheil über den Mann. Allein da- hat auch Niemand behauptet. Behauptet hat man. daß der Statthalter zu entgegenkommend gegen daS Fran zösische und Ultramontane und oft unge bührlich die aus Regermanisation gerichteten Ten denzen vernachlässige. Und das wird durch die Mittheilungen der „Germania" nicht widerlegt, nicht einmal abgeschwächt, sondern geradezu be stätigt. Ob die Ernennung deS Herrn Ministers Hof mann, eine- dem Reichskanzler blind er gebenen Mannes, zum StaatSsecretair de- ReichS- tandeS erfolgt ist, um Seiner Excellenz entgegen zuarbeiten, bleibe dahin gestellt. * * * Die Sinnesänderung der Pforte, von der wir gestern unsere Leser in Kenntniß setzten, scheint sich zu bestätigen. Die Pforte hat zur Lösung der montenegrinischen Frage den Kriegsminister mit 4000 Mann Truppen nach Dulcigno zu senden beschlossen, um die lieber» gäbe deS Gebiete- an Montenegro zu bewerk stelligen. Es scheint die- aus die eigene Initiative des Sultans zurllckzuführen zu sein. Der Kriegsminister, welcher sich mit den Truppen heute (Mittwoch) einschiffen wird, soll die Garantie dafür übernehmen, daß der District von Dulcigno in der festgesetzten Zeit übergeben werde. UebriaenS schweben hinsichtlich dieser Frage noch immer Ver handlungen, welche sich theilS aus territoriale Einzelnheiten, theils auf die von den Mächten bean spruchten Garantien beziehen, daß die an Monte negro zu ccdirenden GebietStheile nach Abtretung derselben gegen Angriffe der Albanesen sicher gestellt würden. Uebrigens soll Dulcigno bereit- von den Albanescnschaaren geräumt und mit einem Nizam-Bataillon beseht sein,— e- fragt sich nur, aus wie lange! — Die Sitzung de- englischen Oberhauses vom Montag gestaltete sich durch da- Eingreifen des StaatSsecretair- für die aus wärtigen Angelegenheiten, Lords Tranville, zu einer hochinteressanten. Der Munster beant wortete, wie wir gestern bereit» telegraphisch meldeten, in längerer Rede eine von Lord Stanley über die Lage des Orient- eingebrachte Inter pellation. Englands Absichten der Türkei gegenüber, sowie die Rolle, welche daS Cabinet von St. IameS in dem Concert der euro päischen Großmächte spielt, waren in letzter Zeit zu AusgangSpuncten vou Commentaren ge macht worden, deren Entrüstung sich Lord Granvllle mit Erfolg angelegen sein ließ. Die dem Gladstone'- 'chen Cabinet untergestellte grundsätzliche TUrken- eindschaft muß nach den Erklärungen deS StaatS- ecretairS auf die Ueberzeugung reducirt werden, daß eine weitere Fristung der verrotteten admini strativen Zustände de- ottomanischen Reiches ohne ernste Gefährdung für dessen Existenz und für die Aufrechterhaltung de» allgemeinen Frieden- nicht angängig ist. Darau- folgt dann von selbst die Uu- abweislichkeit einer durchgreifenden Remedur, nur daß dieselbe unter den Auspicien der vereinbarten türke«, s reundlichenAction der Mächte in- Werk gesetzt werde» soll, damtt eine Katastrophe vermieden werde. — Auf eine Anfrage Bourke'S erwiderte Unter- staatSsecretair Düke, die Nachricht, daß die Pforte ausgesordert worden sei, sich den ZwangSmaß- regeln gegen Albanien behus» Regelung der monteaegnnischeu Frage anzuschließen, sei im ' I r, -'
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