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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-27
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1888
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Erseh»t»t täglich früh 6'/. Uhr. N-Darti«» »>- Lrpe-iti«» JohauueSgaffe 8. äPrrchk,nSen -er Ne-arti«: vormittags 10-12 Uhr. Nachmittags b—6 Ubr. >Wk steNsNS«», ei»»»i„d«kr «i»imicrwt, ««M sich U« siiedictl,» mcht »«»ilitUH, «»»«-»« »er ,ür »i, nä»ttf,I,e»»e R»««rr befttmWte« J«ser«te «M »«cheut«,r, »>« S Uhr N,ch«ttt„S. an Soun- unv Festtagen früh hi»'/,» Uhr. 3n de» Filiale« für 3us.-/Xunah«e: vtt» Kle««, NniversitLtSstraße 1. . . «out» Lösche. Katyarinenstr. 23 park. u. Königsplatz 7. nur bis '/,3 Uhr. rimMr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Aborrnemorrtsprots vierteljährlich 4'/, Mk. tucl. Bringerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numme» 40 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) Ohne Postdesorderung 60 Mk. «tt Postdesorderung 70 Mk. Inserate Sgespaltme Pelitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer ». Ziffernjatz aach höhcrm Tarif. Leclamen »uter dem RedactionSstrich die Sgespalt. Zeile SO Pf., vor denFamilienuachrichten die Sgelpalteue Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneoumsrnnäo oder durch Post- Nachnahme. 2VS. Freitag ven 27. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Di« Lieferung und das Verlegen von Grauitschwellen und granitnen Baumringen zu den Reit» und Fußwegen in der Earl Tauchnitz-Straße soll« an ein« Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, 2. Stockwerk» Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst tingesehen, »der gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Einfassung der Reit- und Promenaden Wege der Earl Tauchnttz - Straße mit Granit- schwelleu" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum S. August d. 3.. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, d« 24. Juli 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Id. 3072. Straßenbau-Deputatton. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Kreuzung der Carl Tauchnitz- und Beethovenstraße mit bossirten Steinen I. Classc und der Fußwegübergänge daselbst mit Schlackengußstcinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingefehen und gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Pflasterung in der Carl Tauchnitz-Straße versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 6. August d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 3071. Stratzenbau-Deputatiou. Bekanntmachung. Die Erd» und Macadamisirungs»Arbeiten in den beim Johanna-Parke und südlich der Beethovenstraße liegenden Theilen der Carl Tauchnitz-Straße sollen an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Grd- und Macadamisirungs-Arbeiten in der Carl Tauchnitz-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. Juli er. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 3073. Straßenbau-Deputation. Eisverklillf. Der Verkauf von ArystalleiS im städtischen Dich und Schlachthose findet au Wochentagen Morgens von 4—7, Mittags von 11—12 und Nackmiltag« von 5 biS 7 Uhr. an Sonn- und Feiertagen Morgen« von 4—6 und Mittags von 11—12 Uhr statt. Preis: L Block von circa 2b Icg 30 Leipzig, am 24 Juli 1888. 74 /88. Die Direktion. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akaoemischen Halbjahre« zu ballenden Revision der Universiläls - Bibliothek werden die Herren Siudirenden, welche Bücher aus derselben entliehe» haben, aus gefordert, diese am 88. und 30. Juli und am 1. August gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliesern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die- jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben T—8 ansange», am 28. Juli, die. deren Namen mil einem der Buchstabe» L beginnen, am 30. Juli, und die Uebrigen am 1. August (früh zwischen 10 und 1 Uhr) abliescrn. Alle übrigen Entleiher werden ausgesordert, die an sie ver. liehen« Bücher am S„ 7. und 8. August (während der gewöhnlichen Oefsnungsstunden) zurückznqeben. Während der Revisionszeit (28. Juli bi« 13. August iucl.) können Bücher nicht outgeliehen werden. Ebenso muß während derselben da« Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 24. Juli 1888. Die Directtau »er UniverfitätS-vidlitthek. vr. Krehl. Bekanntmachung. Segen Peinigung sämmtltcher SrpedttiouSräume »e« »attztzauses »leiben ^ an» Sonnabend, »en 88. Juli ». I., »te m »er 8. Stage best,,blichen Srbe»iti«neti, al«: da« Armeuamt. da« V-llstreckungSamt. dos vauamt und die Volizrtregistratur mit Sparteleaffe und den AbtheUuuge« süc Rilttair- und Rabtltarversicherungs- sacheu, . . «m «autag, »en 30. Juli ». I.. »te tu »er 1. Stage befi«»lichen Sxpedttianen, al«: .^ktratnr mit Abttzrilung für vausachen und dar KSn>»>tche Stau»e«a«t mit A»ttzetln»g für Impf- und Schulsachen. Die^tag. »en »1. Juli ». I.. »te t« Parterre bcftn»lichen Sxpedtlianrn, al«: """ b«>. am «autag, »en 30. Juli ». I.. OZM-- Reudnitz, den 25. Juli 1888. Der «rmeiutzrdarftan». «röhel. Woljnnngs-Vermiethung. Dl« im UniversitStSgrundstück. Ritterstraße Nr. 16. Rothe» Colleg b«annt, in der 2. Gage des linken Seitengebäude« befindliche Wohnung, bestehen» aus 2 Stuben. 3 Kammern, 1 kleinen Küche, Holz« und Bodenraum, wird am 30. September ». I. miethfrei. Dieselbe soll am 30. diese« Mouats, vormittag II Uhr, im UniversitätS-Rentamie an den Meistbietenden, jedoch unter Vor behalt der Auswahl unter den Licitauten, anderweit aus drei Jahre vermieihet werden und sind Miethliebhaber geladen, in diesem Termine ich einzusinden und ihre Gebote abzugeben. Die Mieihsbedingunge» können bereit« vorher im UniversititS- Rentamte eingesehen werde». Leipzig, am 21. Juli 1888. UntversitätS-AeutOMt. Gebhardt. Bekanntmachung, »te Treppenbeleuchtung betreffen». Nachdem wahrzunehmen gewesen ist, daß den Bestimmungen über die Beleuchtung der Treppen rc. nicht in genügender Weise nachgegangen wird, werde» Alle, die cs angeht, hiermit ausdrücklich daraus hingewiescn, daß in allen »m hiesigen Orte gelegenen Ge bäude», in denen sich Wobnungen, Arbeitsstätten oder andere zum Aus.mhalte von Menschen dienende Locale befinden, die zu diese» führenden Räume, also namentlich Hausslurcu, bewohnte Höse, Treppe» und nach dem Treppenhause durch Thürea nicht abgeschlossene Corridore, soweit nicht eima die betreffenden Gebäude gegen die Straße dauernd verschlossen gehalten werden, von Beginn der Dunkelheit an bi« zur Zchlicsrung de» Hause«, miudesten« aber bi« 0 Uhr AbeudS, mit hinreichender und feuersicherer Be- leuchiung zu versehen sind. Bernachlässigungen dieser Vorschrift werden in jedem eiuzeluen Falle mit Geldstrafe bi« zu 30 ^l oder eutsprecheudcr Hast geahndet. Reudnitz, am 25. Juli 1888. Der Gcincindevorstan». '. Grüßet. Bsch. Bekanntmachung, Schlentzenbau in Stünz betrcffend. Die Gemeinde Stünz beabsichtigt im kv»,inenden Herbste die Dorslage mit Thonrühren zu beschleußen. Die Rühren werden von der Gemeinde geliefert. Sämmliche Arbeiten und die Lieferung des übrigen Material« sollen an einen Unternehmer vergeben werden. Bedingungen, Zeichnungen und A» chläge sind bei dem Unter zeichneten einzujehen und können gegen Erstattung der Schrerbgebühren daselbst entnommen werten. Rislectantcn haben ihre Kostenanschläge bis zum 5. August d. I. einzureuhen. Stün» den 25. Juli 1888. Der Gemeinverati». H. Paatzsch, Gem.-Borst. Nichtamtlicher Theil. Schlußwort zur kaiserbegegnung. Kaiser Wilbelm ist nach fünftägigem Aufenthalt am russischen Kaiserhose, wo ihm ein wahrhaft glänzender Ein gang bereitet wurde, am 24. Juli in See gestochen, um sich zu König Oskar von Schweden zu begeben. Von dem poli tischen Ergebniß der Begegnung in Peterhos läßt sich nur so viel sagen, daß eiche Stäikung und Befestigung deS Welt friedens unzweifelhaft ist, aber die thalsächliche, in bestimmte Abmachungen zusammensaßbare Grundlage dieses Ergebnisse« entzieht sich der öffentlichen Kcnntniß, wen» sie überhaupt schon gewonnen ist. WaS wir wissen, beschränkt sich darauf, daß der russische Kaiser und seine Umgebung 'nicht minder ww die russische Bevölkerung den deutschen Gästen in der berzlichsten Weise entgegengekommen sind und baß beide Theite davon den besten Eindruck erhalten haben. Es ist auch nicht zu viel gesagt, wenn wir annehmcn, daß in Ruß land der Kaiser, die Regierung und die große Mehrheit des Volkes aufrichtig und ohne Hintergedanken die Ausrecht haltung der friedlichen und vielleicht sogar freundschaftlichen Beziehungen Rußland« zu Deutschland wünschen, der einzige schwierige Punct ist nur, unter welchen Voraussetzungen dieser Wunsch verwirklicht werden kann. Wir wissen, daß die Er- süllung der russischen Wünsche von Deutschland nur thcilwcise und nur in so weit abhängt, als es vermittelnd und be- rnbigend cinlreten kann, wenn der Gegensatz der wider- streitenden Interessen schroff zu werden beginnt. DaS „Journal de St. PelerSbourg" berührt diese Sachlage in äußerst vorsichtiger Weise, indem es sein Schlußwort über die Kaiserbegegnung in hypothetische Form kleidet. „Wenn der SympathiebcweiS, welchen Kaiser Wilhelm durch seinen Be such gleich nach der Thronbesteigung dem russischen Kaiser paare zu geben beabsichtigte, indem er seinen ersten Besuch dem russischen Hofe machte, aus dem Wunsche hervor ging, vertrauensvolle Beziehungen herzustellen, welche der Freund- schajt beider Kaiserreiche zu stallen kommen und das Ver trauen aus die Dauer des europäischen Friedens befestigen, so hcit er dieses Ziel für lange Jahre vollkommen erreicht", sagt'daS „Journal de St. Petersbourg", und knüpst daran den Ausdruck ver Uebcrzeucung, daß alle Mächte diese neue und bedeutungsvolle Bürgschaft zur Erhaltung de« Frieden« mit Zustimmung aufncbmen werden. Man kann da« Ergebniß der Begegnung kaum allgemeiner auSvrückcn; das „Journal de St. Petersbourg" giebt damit nur zu, daß ver Grundton der Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland friedlich und sreundschastlich ist, was sich aus dieser Stimmung entwickeln wird, läßt es jedoch dahingestellt. Das ist auch Vas Wesen der gegenwärtigen Lage, die Gunst deS Auaenbticks besteht in der allgemeine», der Aufrechthallung deS Weltfriedens günstigen Stimmung. Der Werth derselben ist nicht zu unterschätzen, denn beim Vorhandensein Vieser Stimmung ist ein Einverständnis über die Behandlung schwieriger Fragen weil eher zu erreichen, als wenn sie sebit. Eine Petersburger Mittheilung der „Corrcspondance de l'Est" macht den Versuch, was Vas „Journal de St. Petersbourg" verschweigt, zu ergänzen, und zwar scheint dieser Versuch die Meinung der maßgebenden russischen Kreise wiederzugebcn. Nach dieser Mittheilung sind Zugeständnisse von Rußland in seiner Balkanpolilik zu erwarten unter der Voraussetzung, daß die Balkanhalbinsel nicht Gegenstand ehrgeiziger Pläne anderer Mächte werden dürfe und daß Bulgarien einen Fürsten erhalte, dessen Persönlichkeit, Anschauungen und Glaubensbekenntnis eine Gewähr für die Erhaltung dieses Landes als slawische» und orlhovox-gläubiges Staal-wesen bilden. Deutschland erwachse der Vvrtheil, baß es keinen Angriff aus seine Ostgrenzen zu befürchten habe, falls eines Tage- sein Gebiet von Westen her angegriffen werden sollte. Die hier angedeulelen Grundzüge der zukünftigen Lage verdienen schon deswegen Beachtung.' weil sie dem, wa« alle Welt wünscht und hofft, eine greifbare Form geben, welche sehr wohl alS Unterlage für die bevorstehenden Verhand lungen dienen kann. Die ehrgeizigen Pläne anderer Mächte auf der Balkanhalbinsel sind ein unklarer Begriff, mil dem sich nicht- ansangen läßt, der Urheber der Mittheilung ent zieht sich durch Wahl dieses Worte« nur der peinlichen Noth- wendigkeit, die russische Herrschaft über die Balkanhalbinsel als den allein berechtigten Zustand auszugeben. Da diese Alleinherrschaft vorläufig nicht zu erlangen ist, so soll eine UcbcrgangSstufe geschaffen werden, welche den russischen An spruch für die Zukunst aufrecht erhält und zugleich den Wünschen der Gegenseite entgegenkommt. Unerläßliche Be dingung für Aufrichtung eines erträglichen Zustandes ist nach russischer Auffassung die Beseitigung de« Prinzen von Coburg, an welchem Rußland hauptsächlich auSzusetzen hat, daß er dem katholischen Glauben zugelhan und nicht slawi scher Abkunft ist. Seine sonstigen Eigenschaften kommen daneben nickt in Betracht, weder sein Charakter noch seine Familienverbindungen, weder seine Stellung zu Oesterreich- Ungarn noch zu Deutschland; Rußland will einen Fürsten aus dem bulgarischen Thron haben, der gricchisch-kalholisch und Slawe ist. Darüber ließe sich rede», wenn nur erst der Candidat Rußlands gesunden wäre, und wenn Gewißheit darüber bestände, daß er auch die Zustimmung der bulgarischen Volksvertretung finden wird. Vermuthlich wird darüber noch geraume Zeit vergehen, bis in dieser Beziehung Klarheit ge schaffen und eine Einigung der Mächte erzielt ist. Weit erquicklicher und annehmbarer klingt, WaS der Ge währsmann der „Correspondance de l'Est" in Bezug auf einen etwaigen Rachekrieg Frankreich« gegen Deutschland sagt. Danach soll Deutschland keinen Angriff an seiner Ostgrenze für den Fall eines deutsch-französischen Krieges zu gewärtigen haben. Es scheint zwar, daß diese Verpflichtung nur als Preis für die deutsche Vermittlung in der bulgarischen Frage übernommen werden soll, aber es ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Rußland sckon jetzt aus den Abschluß eines gegen Deutschland gerichteten Bündnisses mit Frankreich verzichtet hat. Dem sei nun, wie ihm wolle, unzweifelhaft ist, daß die Gcsammtlage durch die Kaiserbegegnung in Peterhof ein wesentlich friedlicheres Aussehen erhalten hat und daS ist in Anbetracht der sehr verwickelten und gespannten europäischen Verhältnisse ein sehr hoch anzuschlageuder Gewinn. N04 vor wenigen Tagen nahmen russische Btäller al« selbstverständlich an, daß Oesterreich-Ungarn in de», Falle sei, Zugeständnisse an Rußland zu machen, heule ist in» Gegentheil von russischen Zugeständnissen die Neve. Daß die Sachlage auf der Balkanhalbinsel sich in neuester Zeit weit friedlicher gestaltet hat, geht unter Andern: auch daraus hervor, daß daS rumänische KönigSpaar sich ins Aus land begeben hat. Die rumänische Krisis scheint danach glück lich überstanden, um so »ntcrwühlter erscheinen die Zustände in Bulgarien, wo eine Katastrophe über kurz oder lang nicht mehr zu vermeiden sein dürste. Wenn Prinz Ferdinand die Unhaltbarkeit seiner Stellung selbst erkennt und freiwillig ab dankt, dann ist für einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen Rußlands und Oesterreich-Ungarns Boden Vorhände», sonst müßte erst eine Form gesunde» werden, welche daS Ausgcben des Widerstandes Oesterreich-Ungarns gegen die Entthronung deS Prinzen Ferdinand ermöglicht. Wenn der Proceß Popow nicht die Unhaltbarkeit der bulgarischen Zustände enthüllt hätte, wäre die Lage schwieriger, da aber in dieser Beziehung volle Klarheit besteht, so ist die Lösung der bulgarische» Frage um ein gut Theil näher gerückt, und um diese handelt es sich doch, wenn der Weltfrieden aus sichere Grundlagen gestellt werden soll. * Leipzig, 27. Juli. * Aus ein Beileids- und Huldigungsschreibcn deS Durch lauchtigsten Herrenmeisters und der Capitelmitglieder oeS Johanniter-Ordens hat Se. Majestät mit einen. Schreiben geantwortet, welches daS Wochenblatt des Johannitcr- OrdenS veröffentlicht: In Meinem Schmerze über den unersetzlichen Verlust, welchen ein hartes Geschick »ach so kurzer Zeit durch daS Hinscheiden Meines geliebten Herrn Vaters Mir von Neuem auserlegt hat, ist Mir der warme Ausdruck des Beileids in der Zuschrift vom 25. d. M. Trost und Erhebung gewesen. Wenn Ew. Königliche Hoheit im Verein mit dem Capitel der Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem Mich dabei gleichzeitig als den Protektor deü Ordens begrüßen und Mir Ihre Glückwünsche zu Meiner Thronbesteigung darbringen, so stelle Ich den Werth dieser Huldigung um so höher, als Ich weiß, daß sie auf den Gesinnungen wahrer Anhänglichkeit und Ergebenheit beruht, und daß sie aus treuem, aufrichtigem Herzen ent sprungen ist. Es drängt Mich daher. Ew. Königlichen Hoheit und dem Capitel Meinen tiefgefühlten Dank dafür auSzu- sprecben, mit der Versicherung, daß Ich an der gedeihlichen Fortentwickelung des Ordens, welcher den Kranken und Schwachen ein jederzeit bereiter Helfer ist und sich in der Erfüllung dieser christlichen Aufgabe in Krieg und Frieden bewährt hat, ein lebhaftes Interesse nehme. Marmor-Palais, den 29. Juni 1888. Wilhelm. An den Herrenineistcr der Balley Brandenburg deS Johanniter-Ordens, Prinzen Albrecht von Preußen, Königliche Hoheit. * Uebcr den jetzt wieder in den Vordergrund tretenden schulpolitischen Antrag Windthorst äußert sich der von der nationalliberalen Partei herauSgcgebene Be richt über die Thät,gleit deS preußischen Abgeordneten hauses folgendermaßen; Bereits im Februar eingebracht, blieb der Antrag unerledigt und ließ der CcMnimSsührer denjelben nicht einmal zur Verlia'dlung kommen, trotz mein maliger Aufforderung von nationalliberalen Rednern, doch endlich den so lange angckündigten Antrag aus die Tagesordnung setzen zu lassen. Ter Antrag bedarf keine- Commcii- tars. derselbe läßt alle allen Ansprüche des CenirumS wieder aus. leben und verlangt „»verhüllt und deutlich die Herrschast der Kirche über die Schule. Damit erscheint der Kamps um die Schule, der von Wmdlhorst schon längst angeküudigt wordm, eröffnet. Mit diesem An'rage bezweckte Windthorst. da« erlöschende Feuer deS Cuituckampses im Interesse der Unversöhnlichen deS EentrumS wieder neu anzusawen. Der Antrag bedroht die Hoheit de« Staates und die Freiheit der Erjiehu-g und Bildung. Zwar behaupten die Ullramvnlanen, daß auch sie die Freiheit der Schule wollten, aber Freiheit der Schule bedeutet iu ultra- nionianem Munde Freiheit von staatlicher Leitung und Aussicht al« Ersatz ober geistliche Beherrschung der Schule. D,e Erfahrungen jedoch, die man mit der Schule unter solchem Joche in Frankreich und Belgien gemacht bat, können uns nur abschrecken, in dieser Be- ziehuug die kleinste Concessiou zu machen. Bon unserer Schule hängt die Zukunft deS Staate» ab, deshalb muß der Staat daS Volk durch gute Schulen erziehen, die Schule ist eine Einrichtung des Staates und steht und soll in Zukunst stehen bleibe» unter der Aussicht der Gemeinden und deS Staates, aber nicht uuter der Aus sicht der Kirche. Ohne sich der Kirche und dem Centrum zu eigen zu geben, kann der Staat dem Ansprüche des EentrumS nicht folgen, die höchsten Zwecke der bürgerlichen Gesellschaft vertragen sich nicht mit den hierarchischen Interessen. * Minister vr. v. LuciuS hat seine Absicht, an der Feier deS 25jährigcn Bestehen« des westfälischen Bauern vereins thetlzunehine», auSgesührt und ist, wie nicht ander« zu erwarten war, mit großen Ehren empfangen worben. Der Vorsitzende de« Vereins, Abg. Frhr. v. Schorleiner-Alst, stellte den Minister der Versammlung vor und feierte ihn, wie wir einem Berichte des „Westfälischen Merkur" ent nehmen, in schwungvoller Rede als „den Mann, welcher seit Jahren mit seltenem Eifer und Geschick, mit Energie und Umsicht die Verwaltung der landwirtbschaftlichen Angelegen heiten deS Vaterlandes in schwierigen Zeiten führt; stets auf bas Wohl der Landwirthschast und deS Grundbesitzes, ihre« Träger-, bedacht; schützend und sördernd, wo eS angezeigt, aber auch utopische Pläne und Heilmittel ernst zurückweiscnd; die SlaatSbilse, wo nothwenvig, gern bietend, die Selbst hilfe, das Selbstvertrauen anregend und stützend." Hieraus machte Herr v. Schorlemcr die Mittheilung, daß der Minister zum Ehrenmitglied deS Westfälischen Bauernvereins ernannt worden ist. Herr v. LuciuS berührte i» seiner Antwort auch allgemeinere Gesichtspuucte. Er sagte u. A.: „Ter Vorsitzende, Herr Freiherr v. Schorlemcr, habe dem Frieden zwischen Industrie und Landwirthschast daS Wort geredet, eine glückliche Auffassung, welche die Interessen der Industrie und Lanvwirth- schaft als solidarisch betrachte. Nicht im Widerstreite, sondern >>» friedlichen Wettstreite beruhe die wahre Wohlfahrt de« Vaterlandes. Die Landwirthschast habe schwere Jahre durch- gcmacht, während die Industrie sich leichter in die neuen Ver hältnisse gesunde», inteß seien die in diesem Jahrhundert cin- getrelenen wirthschaftlichen Veränderungen auch für den Ackerbau nickt ohne Werth geblieben. Der Minister giebt seiner Befriedigung Ausdruck, daß die Bemühungen der Regierung Anerkennung finden. Die Wirthschaslspolitik seit 1879 habe freilich kein Mittel gesunden, um der Landwirth- schaf't auf einen Schlag zur höchsten Prosperität zu verhelfen, aber sie habe mildernd gewirkt und günstige Resultate er gebe». Er sei überzeugt, daß diese Politik die richtige ge wesen sei. Freilich könne keine SlaatSbilse die eigene An strengung überflüssig machen; an erster Stelle stehe stets die Selbsthilfe." * Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung deS Regierungspräsidenten Bertbotv Nasse in Trier zum UnterstaatSsecretair und Direktor im Ministerium der geistliche», Unterrichts- und Mcdicinalangelegenheiten. * Der, wie brreits kurz gemeldet, zu Braunschweig verstorbene Kammerpräsident Erich Gricpcnkerl war aiir 6. April 1813 i» Hoswyl in der Schweiz geboren, wo sein Vater, der nachherige Professor am braunschweigischen Collegium Carolinum, als Lehrer thälig war. G. studirle die Reckte und trat dann in die herzogliche LandeSökonomie-Commission ein. 1858 wurde er zum Landes-Oekonomierath und 1876 zum Kainmerdirector befördert, 1882 erhielt er den Titel Kammer präsident. Anfang« dieses JahrcS trat er in den Ruhestand. In seiner Tbätigkcit bei der LandcSökonomie-Commission, namentlich aber al« Präsident deS Landwirthsckaftlichcn Centralvereins für daS Herzogthum Braunschweig (er bekleidete letzteres Amt 28 Jahre lang bis zu seinem Tode) hat er sich große Verdienste um die Entwickelung der braunschweigischen Landwirthschast erworben. Der Landwirthschastliche Verein erhielt durch ihn neues Leben, durch Verlegung des Schwer punkte- in die einzelnen Amtsvcreine trug er die Bestrebungen de« Vereins in die kleinsten Kreise und brachte denselben zu seiner jetzigen Bedeutung. Die Errichtung der jetzt so blickenden landwirthschasllichen Schule in Marienbcrg bei Helmstedt und der agroiiomisch-chemischen Versuchsstation sind ihm zu danken. An dem großen Aufschwung, den die braun schweigische Landwirthschast genommen, hat er, iu Gemcin- schasl mit dem tüchtigen Generatsecrelair des Vereins, Oekonomierath Vr. Bürstenbinder, nnermüdlich mitgearbcitel. Auch den Bestrebungen der gesammten deutschen Lanvwirth- schast widmete er reges Interesse. * * Osficiöserseits wird über den nach der »Schlesischen Zeitung" erwähnten Vorgang am englischen Hose geschrieben: In Bezug aus den Empfang, welchen der Abgesandte des deutschen Kaisers, General von Wintcrseld, am englischen Hose an geblich crsuhr, verlauten aus diplomatischen Kreisen Einzelheiten, die den Vorgang in eiwas anderem Lichte erscheinen lassen, als er iiaw den in Umlauf gebrachten Berichte» sich darstellt. Zunächst ist cs allgemein üblich, daß die Gäste der Königin von England, auch die MilitairS, in Eivil empfangen worden, d. h. dieselben erscheinen im schwarzen Gescllschaslsanzuge oder im sogenannten Hosanzuge mit seidenen Strümpfen und Schuhen. Wiederholte Fälle sin» bekannt, daß fremde Osficiere, die als Abgesandte ihrer Sou- veraiili australen, sich zu London mit einem solchen Anzuge versehe» niußten, oder falls sie mit den Gewohnheiten des britischen Hoses näher bekannt waren, bereits mit einem solchen versehen dort anlangicn. Dann ober ist bei Hos- und in diplomatischen Kreisen allgeniein bekannt, daß die Königin Vicloria außerordentlich worikarg ist; die Empsangsseierlichkeiien spielen sich in programmmäßiger Form ab, ohne daß dabei verbindliche Worte mit den von der Königin emplangenen Personen gewechselt werden, wie bei uns in Deutschland die Regel ist. wo z. B. Kaiser Wilhelm I. durch seine unübertreffliche Art, jedem Besucher entgegen zu kommen, allgemein entzückte. Die englische Methode und englisches Wesen sind anders; sie sind kalt und zurückhaltend, und io sind schon Viele, welche die Ehre des Empfanges bei der Königin hatten, durch die Trockenheit und Tonlosigkcit der Empfanges stark abgckuhlt worden. EtwuS AbsichilicheS oder Besonderes wiro in dem Empfange dcs Generals Winterfell» in diplomatischen Kreise» nicht erblickt, wem, e- uns Deutichen auch befremdlich erscheinen mag, daß diese kalte Zurückhaltung selbst dem General gegenüber nicht wich, der zu den VerlraueiiSpersonen des Kaiser» Frievrich gehörte." * Der „Ostasiatische Lloyd" vom l5. Juni schreibt über die Rückkehr de» »Koreanischen Bismarck", des Herrn v. Mvlleudorsf, in seine frühere, bedeutende Stellung nach Korea: „Es wird allen unsere» Landsleuten im Osten sowohl al« in der Heimath zur großen Genugthuunq ge reichen, zu erfahren, daß einer zunächst gerüchtweise» Nach richt zufolge, die dock sich wohl in Kurzem bestätigen wird, Herr P. G- v. Mellendorfs >n nächster Zeit in seine frühere Stellung al« Ralhgeber des König« von Korea zurückkehrea
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