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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-28
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Diese« Blatt wird dm Lesern von Dresden »nd Umgebung am Lage vorher bereit« al« Lerugrgedübr: Abend-Ausgabe «m-tarna , Nk. « «,. r *n« di« »,«1»rer »! die ve»>«dee in Vre«»»» «nd der »LLi«« Unraedun«. »o di« Sutrnauna durch «ioene Sole» «de» LmrmivltonLre ertol»>. erb»»«» da« vlaN an Lockentaäen. di« »ick« «1 Tonn- «der Seiertaae i«l,en. in U««i Lbeilautaade» «de»« und «»«»»»« «u,«ireM. »er Niickaab« etna^wtrter «chrM- lckck« lein« verdi»diichku/ »«rnivrechanichluk: «Ml «r. U und Nr. «««. Neleara»m<«drelle: Nechrich«»» »re«dr». zugestellt, während e« die Post-Monumtm am Morgen in einer Äesammtausgabe erhalten. Anreizen-LE. KegvürrSst 18SV Nrrtag von Kiepsrh L Ueirliavdt. Die »»»abmk von »Entn«m>a-, eriol^ in derbauvtaeickLUolieü' und dm PederuumaLr»«bellen m Dredd« d>« NachmUta,» »ULr L-m, und beierta,« mir Warimiirade » von ri bi«>/^ llbr Die t ipaitiae Lruut »eile (ca « Silbe»! « Bia . Ln. kündiaunam auf der BrivatieU, ,?eile L» Pi«,, die rivaltia« -4eile ai» .Linaeiandr' oder auf Lenieüe »o Bi«. An Nummern nach Sonn und Neu« logen I- de«. LivaUia« Brnndzeclen so. «o de», m und so Pi«, naa, deioiideiem Tarif. AutwtrUae LuUrooe nur aeaen LoraudduabUma. Beieadlällcr werdm mit io Bla. dclechnel. ÜÜ8IL2, ÜIvkIlIIlLllll A E»v. «»>1 vep«8i'tenli« tler Ü8Ul8kIl6Il kiAxeiAtr« 2. Lol dort vökmo jiw. Llviavrsilotti - io xröWttzr 18. 1 Zusammenbruch der Leipziger Bank. Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten, Klingenberger Sommerheim, Gerichts- l e' AV'kftll. Verhandlungen ..Martha" (Gastspiel Würthele«. Pros. Kretzschmar über alte Musik. 1 rrcitag 28. Juni 1901. Zusammenbruch der Leipziger Bank. Gestern Mittwoch) Abend hat in Leipzig die Verhaftung de« Direktors der Leipziger Bank Exner stattgefunden. Die Festnahme erfolgte Abends kur; nach 10 Nhr in seiner in Leipzig-Connewitz liegenden Villa auf Anordnung der König!. Staatsanwaltschaft. Bei der Leipziger Bank selbst war heule früh von dieser Thatloche nichts bekannt Auch der Kollege des Ver hafteten Dr. Gentzsch hatte keine Kenntnis; von der Maßnahme. Die Leipziger Bank bleibt heute geschlossen, bis der Konkurs verwalter Dr. Rosenthal seine Thätigkcit ausgenommen hat. Nach den bekannt gewordenen Thatsachen war ei» Eingreifen der Staatsanwaltschaft mit Sicherheit zu erwarten. Thatsachlich ist der letzte Grund des Bankerotte des einst hochangesehenen In stituts lediglich in einer unerhört leichtsinnige» und gewissenlosen Geschäftsführung deS Direktoriums zu suchen, bei der offenbar seltsame Verschleierungen vorgekommen sind. Wie bereits mit- aethellt, stellte sich bei der gestern im Gebäude der Leipziger Bank abgehaltenen Versammlung der Hauptgläubiger, an weicher Vertreter der Reichsbnnk, der Sächsischen Bank, sowie verschiedener Leipziger und auswärtiger Häuser und Banken Iheilnahmen. als unmöglich heraus, ein Moratorium sämmtlicher Gläubiger herbei zuführen, so daß die Konkursnmneldung gesetzlich geboten erschien. Nach dem sn dloe aufgestellten Status der Bank hat dieselbe an Verbindlichkeiten ca. 2000000,5 Btt. Accepte. 21000000 Btt. Depositen- und Checkkonto, sowie M 000 000 Mk. Kreditoren, zu sammen etwa 92 Mill. Mk. Demgegenüber stehen an Aktiven ca. 26V, Mill. Mk. Wechsel, wovon 100000,00 bei Staatsairstalten gegen Depositen ruhen, ferner KV, Ätll. Mk. Effekten. 2 Mill. Btt. Kaffe. 111'/, Mill. Mk. Debitoren. -1'/, Mill. Btt. Pfänder. 7 Mill. Mk. Konsortialbestände und 2>z Mill. Btt. freier Werth des Bankgebäudes, zusammen ca. 159>,z Mill. Mk. Wenn alle Aktiven vollständig eingehe» sollten, so würden nach Berechnung der Direktion 67 Mill. Btt. für die Aktionäre vorhanden sein, kommt aber vor Allem darauf an. welche Verluste kür die rlcyr oer ^rreilion zum ^ycit m und Koiisortialbethciliguugcn. zmn Ickie gegen Sicherheit verschiedenster an Mitglieder des Aussichtsrathes »nd tra trocknnng in Kassel und der ihrer Gruppe angehörenden inländischen und ausländischen Gesellschaften und Firmen entstehen. Die Engagements bestehen laut Bericht der Direktion zum Theil in Debjtoren. Pfändern. Wechseln nn' Theil auch in Vorschüssen, welche Art, io argen Bürgschaft. der Direktion der Kasseler Gesellschaft gegeben wurden. Bei ihrer Gründung im Jahre 1689 war die Aktien- Gesellschaft für Trebertrocknung in Kassel ein kleines Unternehmen, weiches sich zunächst darauf beschränkte, die durch die Firma angedeuteten Zwecke zu verfolgen und welches aus diesem Gebiete, wie cs scheint, zunächst auch in ganz solider Weise annehmbare Erfolge erzielte. Man schritt zwar schon in den nächsten Jahren zu mehrfachen KapitalSerhöbungen. indessen hielten sich dieselben doch in mäßige» Grenzen und ebenso waren gegen die ersten Erweiterungen des Zweckes und des Umfanges der Ge schäfte keine Einwendungen zu machen. Man hatte sich nnfnnglich mit der Trocknung und dem Vertrieb von Biertrebern. Brennerei trebern. Mbemchnitzeln und damit verwandte» Futterstoffen, dann mit dem Handel und der Fabrikation einschlägiger Maschinen und Apparate beschäftigt. Spater waren alle diele Betriebszweige völlig zur Nebensache geworden, und die Gesellschaft wandte sich mit einem Male der Verarbeitung und Berwerthuna von Holz und Holzabfällen zu. Die Holzdestillation nach dem Patent Berg mann sollte die Gesellschaft angeblich einer glänzenden Zukunft entgeaenführen. Es wurden auch überaus bohe Dividenden hernus- gerechnet, für die Jahre 1895/96 bis 1899/00 nicht weniger als 38 reip. 80. 40, 40 und 25 Prozent. Alle diese Erträgnisse sind indessen keineswegs im Geschäftsbetrieb erarbeitet, sondern fast ausschließlich durch finanzielle Transaktionen (Agio der neuen Aktien, Gründung von Tochtergesellschaften ?c.) erworben worden. ES ist ein wahrer Rattenkönig von Tochtergesellschaften, welche in den verschiedensten Ländern gegründet und mit der Akticn-Geiell- schatt für Trebertrocknung verkettet sind. So existiren Etablisse ments in Schweinfurt ,Vereinigte chemische für cheiitt Fabriken-, Weihwasser (Schlesische Aktien-Geiellschast für chemische Industrie). Hamburg (Vereinigte Norddeutsche chemische Fabriken Glückstadt). Wien (Bosnische HolzverwerthungS-Aktien-GesrUichaft). Lemberg «Erste galiziichc Aktien-Gelellichast für Holzdestillation). Helsingsors (Finischc Holzverwerthungs-Aktien-Gesellschaft). Illawa in Ungarn (Aktien - Gesellschaft für Holzdestillation Kassza). Rußland (Aktien-Gesellschast für Holzdestillation und chemische Industrie). Nantes (üovivts elnmigua äu Loik), Genua Gocistä itaiiaua per ls loäustris chewicbe). Alle diese Unteinehmungen wurden von vornherein im großartigsten Maßstade angelegt. Ueberall stellte man die günstigsten Prognosen für die Rentabilität. Als dann der Betrieb beginnen sollte, kamen schlimme Nachrichten, welche die Aktien-Gesellschast für Trebertrocknung entweder ganz ableug nete ode.r, wenn sie durch die Thatsachen i» die Enge getrieben wurde, mit den Schwierigkeiten zu entschuldigen suchte, die sedes neue Unternehmen im Ansangsstadinm zu überwinden habe. Aber auch als verschiedene dieser Fabriken über das Anfangsstadium längst hinaus waren, besserten sich die Betriebs resultate keineswegs und so kam cs. daß die Gesellschaft, um dem Zusammenbruch einiger ihrer Tochterunternehm- unacn vorzribengen, im Februar dieses Jahres dazu schreiten mußte, eine ganze Reihe ihrer Tochtergesellschaften käuflich zu er werben. Man erinnert sich des ungeheuren Aussehens, welches diese Transaktion in den ersten Monate» des Jahres hervorries. Es wurden gegen die Gesellschaft die allerschwerstcn Angriffe er hoben, ober die Generalversaninrlniig am 28. Februar endete mit einem Vertrauensvotum für dic vielgeschmähte Direktst'». Es wurde dabei die Erhöhung des Aktienkapitals um 8100 000 Mk. beschlossen, um die Tochterkeiellschaften in Hamburg. Wien und Ungarn zu erwerben und als Filialen weiter zu betreiben. Heute geht übereinstimmend das allgemeine Urtheil dahin, daß die Verwaltung der Leipziger Bank mit einer beispiellosen Frivolität gewirthschastet hat. daß aber hieraus keine allgemeinen Schlüsse aus das deutsche Bankwesen überhaupt gezogen werden dürfen. Ausnahmslos ergehen sich ferner alle Blätter in der dringenden Mahnung, sich keinem kopslosen Pessi mismus hinzugeben. Wie es bei solcher Gelegenheit, an einem scheinbaren kritischen Wendevunkt in einem Theil der wirth- schafllichen Entwickelung stets der Fall ist, gehen die Anschauungen über die weitere Gestattung der Dinge und den weiteren Verlauf der kritischen Verhältnisse weit über das Ziel hinaus. Es werden Uebelstände, Verfehlungen und Jrrthümer. von einzelnen Instituten begangen, sofort verallgemeinert und in dem vorliegenden Falle auf ein ganzes Gebiet, das des deutschen Bankwesens angewandt. Hierfür sind aber keine ausreichenden Gründe vorhanden. Tie lähmende Wirkung dieser Katastrophe werden Handel und Wandel noch lange Zeit verspüren und dic Schädigungen, die hieraus resultiren, werden nicht nur oberflächliche sein. Das Mißtrauen gegen das deutsche Bankwesen ist durch die Verfehlungen im Be triebe einiger Kreditbanken aus's Nene geweckt worden. Bereits ist darauf hingewieien worden, daß einzelne Provinzbanken, von Großmannssucht ergriffen und unterstützt, von der Leichtigkeit der O Beschaffung von Mitteln, aber mit zu geringem Eigenvermögen und noch weniger mit dem Verständlich der einschlägigen Verhält nisse. out dem Wege des Kredits sich beeilten, nach dem Muster der Großbanken Verbindungen mit induslnkllen Gesellschaften nn- ziiknüpfen, die keineswegs sich eines guten Rufes erfreuten. Natür licher Weise traten an sie nur Gesellschaften geringer Qualität mit ihren Forderungen heran, nachdem solche von de» großen Banken abgewieien waren Die Veramckung mit derartigen Industrie unternehmen ist es. das die Katastrophe der Dresdner Ercditanstalt und letzt der Leipziger Bank hcrbeisührte. Die eigentlichen Ursachen in dem Rückgang der Industrie des Zusammenbruchs liegen nicht , im Allgemeinen, sondern in den unverantwortlich weit aus gedehnten Beziehungen schwach der zweifelhaftesten Art. sikuirter Banken mit Unternehmen esten Art. Naturgemäß tritt die Katastrophe ein. wen» Kreditschwierigkeiten auslauchen. wen» Einschränkungen des Kredits auf dem Kapitalmarkt vorgenommen werden. Neuefte Draytmeldnngen vom 27 Juni Kiel. Die Kaiserin im Düsternbrookec Walde eine Bord der „Hohenzollern" zurück begab srchlO'«Uhr an Land, machte e spazrersahrt und kehrte 12 Uhr an Kiel. Ter Kaiser hörte heute Nachmittag die Vorträge des Reichskanzlers Grasen Bütow und des Chefs des Marine - kabinets v. Senden-Bibran. Um 7 Uhr emvsing er den Inten bauten v. Hülsen aus Wiesbaden, welcher auch zur Tafel gc- laden war. Kiel. Tie letzte Wettfahrt der Sonderklasse des Kaiser!. Nachtklubs und des Norddeutschen Regattavereins auf der Kieler Förde fand heute Vormittag bet starkem Westwinde statt. Es hatten sich 20 Nachten gemeldet. Prinz Heinrich steuerte dic Ham burger Aacht „Tiliy". Tic französische Nacht ..Arcachon" und die amerikanische Dacht „Mimi" nahmen an der Wettfahrt Theil Berlin. (Priv.-Tel.) Der Kolonialrath ist heute Vormittag unter Vorsitz des Direktors Dr. Stübel im Reichs- lagsgehaude zusammengetreten. Ter Staatssekretär des Reich- marineamts v.Tirpitz hat bei der Koloniolabthcilnng angeregt, daß fiskalische Kohlenlager in der Südsee eingerichtet werden sollen Tr. Stübel richtete in Folge dessen an den Gouverneur in Herbertshöhe dic Anfrage, ob dies durchführbar sei Leipzig <Priv.-TeI.) Antomobilsahrt Paris Berlin. Am Zie! in Schönau. 12 Kilometer vom Mittelpunli der Stadt, war eine große Menge Publikum mit einer Militär kabelte erschienen und begrüßte dic Ankommenden. Auch viel Offiziere waren zugcaen. Der ganze Weg vom Ziel bis zmn Krystallpalasl. der in Gruppen von 5 oder 6 Wagen geschlossen durch fuhren wurde, war vom Publikum umsäumt. bei dem sich ein sehr großes Interesse für das Untemehmen kundgab. Der erste, das Ziel Schöna» vaisirende Wagen hatte die 173 Kilometer lange Strecke von Eisenach nach Leipzig in 3 Stunden 40 Min. zurück- gelegt. Es trafen ein 210 (Katzenstein! um 10 Uhr 46 'Min., 226 (Roussv) 10 Uhr 53 Min. (Abfahrt in Eisenach 7 Uhr 6 Mm.). 246 (Dcbacker). 23-l (Revmont,. 216 (Plattier) (unterwegs Pneu matikdesekt), 222 «Dr. Käser). 212 (Prinz v. Arenberg!. 227 (Boyssae». Klofftein) und 213 ein unkontrolirter Tonrensahrer 308 «Baron v. «Vernes! um 12 Uhr 8 Min. Wien. Graf Hohenwart-Gerlachstein ist unter Verleihung des Großkrernes des Franz Joses-Ordens von dem Posten eines Generalkonsuls in Tanger enthoben und zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei der mexiko irische'» Negierung ernannt worden. — Der LegatronSrati, Gras Falliot Cocnvillc-Pontet wurde unter Verleihung des Titularcharalters eines außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Ministers zum Ministerresidenten und Generalkonsul in Tanger ernannt. Rottweil. Das Schwurgericht verurthciltc Steinharter wegen des Mühringcr Raubmordes zum Tode und zu 6 Jabren Zuchthaus. Wien. Der Kaiser hat den Ministern v. Härtel und Rezek den Orden der Eisernen Krone 1. Klasse verstehen. Madrid. Der Ministerrath beschloß eine strenge Anwendung der Gesetze, damit eine Wiederkehr religiösscindlichcr Kundgebungen für die Zukunft verhütet werde. Madrid. Wie die »Eorrewondencia Espana" meldet, ist in Oporto die Pest ausgebrochc». Bis jetzt kamen 12 Fälle vor. von denen 4 tödtlich verliefen. London. Bei dem jährlichen Festessen de? United Club in London führte L vrd Salisburv den Vorsitz und hielt eine Rede, worin er erklärte, die Unionisten seien jetzt auf dem Puntte angekommcn. wo. falls die? möglich, Zweifel darüber nufkämcn. ob sie nicht allzu erfolgreich gewesen wären. Tic hätten die Krott der Opposition in einer Weise gebrochen, daß dic Waage der Kon siitution nicht mehr mit der gewöhnlichen Regelmäßigkeit arbeite. Er sehe auf diele» Stand der Dinge nicht mit voller Befriedig»»», ziehe es vielmehr vor. dic Konstitution in der hergebrachten Weiic arbeite» zu lassen. Ein wichtiger Punkt i» der Krisis, weiche England jetzt durchwache sei der: wofern England nicht der Sprache gemäß handle, die es unablässig führe, wofern es nickst das erfülle, was es in entschlossener Werse ankündige, so würde cs leben Theil seines Besitzstandes den Angriffen Derieuigcn preis geben, welche es Haffen und seit Langem gelernt haben, England nicht zu fürchten. London. Ter „Standard" berichtet aus Shanghai vom 26. ds. M.: Nach Berichten, die aus Landschoufu, der Hauptstadt der Provinz Konsu, in Nanking eingetroffen sind, passittc Prinz Tuan mit mehreren Tausend mongolischen Reitern aus dem W Kunst uud Wissenschaft. 4* König!. Hoiover. rrtha", kozu In der gestrigen Aufführung von Fiotow'S „Martha", sozusagen in letzter Stunde vor Beginn der Sommerferien der König!. Hofoper, stellte sich noch ein Aspirant für lyrische Tenöre vor. Herr Adam Würthe! r von BrrSlau. Der Gast ist ein geschätztes, vielbeschäftigtes Mitglied deS BreSlaner Stadttheaters und den Anzeichen nach ein für seine junge Theaterlausbahn bereits routinkrter. wenn auch im künst lerischen Vortrag noch wenig gereifter Sänger. Daraufhin weist die öfter sich bemerkbar machende Unsicherheit der Intonation und die Neigung nach wohlfeilen Wirkungen durch fast stetes Offen singen. Durch diese Mängel werde» die zweifellos sehr beachlens- werthen Mittel des jungen Künstlers nicht unwesentlich beeinflußt. Das Material ist inbeß nickst zu nnterschätzen ; cs zeichnet sich durch Reinheit und Klarheit des Timbres aus, durch sicheres klangvolles Ansprechen der hohen Lage und Leichtigkeit der Tongebung. Insbesondere für die Lvoneivartie eignet sich dic Stimme vortheii- .haft, genügend ini Umfange, und va es Herrn Würthclc auch gelang, darstellerisch zu befriedigen, io hat er gestern höheren An forderungen mindestens leidlich entsprochen »nd ehrenvoll bestanden. I» der von Herrn Dr. Rabl geleiteten Vorstellung zeichneten sich die Damen Abcndroth. b. Ehavanne und Herr Brag m den ge wohnten Partien der Martha, Nancy und des Plumkctt auf daS Vortheilhaftcstc ans. Professor Kretzschmar über den Vortrag alter - Mas». Das soeben erschienene Jahrbuch 1900 der Mnsikbibliothek PetetS, berauSgegeben von Dr. Emil Vogel, bringt »eben dem Jahresbericht, einigen interessanten Aufsätzen von Leopold Schmid, OSw. Koller. Gtlivo Adler, dem Verzeichnis; der i» allen Kultur länder» im Jahre 1900 erschienenen Bücher und Schriften über Musik von Emil Vogel einen Aussatz von Prof. Dr. Hermann Kretzschnuu. der für das praktische Musikleben von größter Wichtig keit Ist. und der eine schon lange fühlbare Lücke anSiüllt: Einige Bemerkungen über den Vortrag alter Musik. Als dic Musik früherer Jahrhunderte in unser modernes Musikleben Eingang fand, wäre es eigentlich die Nächstliegende Frage gewesen, wie. in welcher Art. früher musizirt wurde. Es wäre dies eine Sache der reinen Pietät gewesen, wie der politische Historiker schon lange es zu seinen ersten Aufgaben rechnete, das; et Zeit und Verhältnme genau kenne, in denen seine Helden lebten. In der Musik bricht sich dieses so einfache Erforderniß unaemein schwer Bahn: man Inns; leider sagen, daß vom bescheidensten Klavierlehrer bis hinauf zu höchsten Concertinltituten, vom Spiel im stillen Kämmerlein, bis sogar zu Bach-Festen, soweit es den Vortrag alter Musik betrifft, sehr oft in der greulichsten Art und Weise gesündigt wird, so daß man es Jemandem, der von der Mnsikhcnchelei nicht er griffen ist, nicht übelnekmcn kan», wenn er behauptet: „Eure alte Musik mag ja ganz schön sein; etwas langweilig und eintönig ist sic aber doch." Das; daran aber nicht die Musik schuldig ist, sonder» wir. die wir an die alte Musik mit den gleichen Voraus setzungen treten, wie nn die moderne, da? glauben und wissen aber auch heutzutage gerade Diejenigen nicht, oie es zunächst anginge, nämlich die praktischen Musiker. An diese wendet sich genannter Aufsatz in erster Linie: nicht langathmige Theorie» sind es, über die sich der Verfasser verbreitet, es sind Fuudanicntaircacl». nicht Hypothesen, dic aus dein Wege der Spekulation gefunden sind, sondern Fnndamentalwahrheiten, für deren absolute Nichtigkeit der Verfasser historische Gewährsmänner hat; unddies ist es auch. waS dir Schrift selbst für dic bissigsten »nd einseitigsten Bekämpf« der Bestrebungen, alte Musik in ihrer wahren Gestalt wieder erstehen zu lassen, schlechterdings imwidcrleaiich macht. Als solchen Gewährsmann stellt der Verfasser der Welt insbesondere de» be rühmten Flötisten Quantz vor, der in seinem „Versuch einer An weisung die Flöte travcrsiärc zu spielen", lozniagen über Alles Auskunft giebt. was für die Anssührnna von Musik des 18 und thcilweise des 17. Jahrhunderts irr Betracht kommt, weshalb von diesem Werke ein Neudruck im Interesse der alten Musik sehr zn wünschen Wäre. Zuerst wird die viel ninkämpfte Frage des Acconipaanaments. das Aussehen der Baßstimme, kurz die Cembalosrage besprochen: sie dürfte durch das lakonische Wort von Quantz: „Ten Elavlcymbal verlange ich für alle Musiken" ziemlich überflüssig werden : ungewohnter bereits muthct uns das Vermehren derartiger Llckkordiilstrumente, zu welchen »och zu Hündel's Zeiten Harfen. Theorben :c. gehören, je nach der Zahl der Streichinstrumente, an. nach welchen sich auch dic Besetzung der Bläser, insbesondere der Oboen und Flöten richtete, sovaß bei großer Strcicherzabl ganze „Blüserchöre" in Anwendung kamen; cm brandenbnraisches Concert deshalb von unseren Orchestern mit zwei Oboen spiele» zu lassen, ist ein solches Unding, wie wenn man ein Wagner'ichcs Vorspiel mit zwei oder drei ersten Gcigenpulten spielen wollte. Die weiteren Abschnitte beziehe» sich auf den Vortrag innerhalb des Werkes, einmal dic Dynamik. Man hat auch damals schattirl. wenn man heute auch wenig genug davon hört, was daher kommt, weil die damaligen Komponisten ungemein sparsam mit Vortrag-? zeichcn umgingen. Und doch hatte diese „kräftige" Zeit einen sein entwickelten Klangsinn, eine Freude insbesondere an elementaren Klanqwirkungen. wie sic unsere Zeit trotz der raffinirtesten Klang cffckte nicht mehr kennt. Hier ist von allergrößter Wichtigkeit das musikalische „Echo", das vom 16. Jahrhundert an bis zn Mozart und Schubert in der Musik ansgebrcitetsle Anwendung fand: kehrt eine Phraie sofort wieder, so muß sie zum zweiten Maie leiser ge spielt werden. Unsere Ausgaben von Musik dieser Zeit strotze» vit von Unrichtigkeiten in der Vortragsweise ans mangelnder Kenntnis; dieses Phänomens. Aber dies ist noch nicht Alles: Insbesondere dic zur italienischen Schule gclrörige Musil, also vor Alle:» Händel, verlangt für den richtige» Vortrag von dem Künstler, mid zwar besonders von dem Sänger, die Kunst des freien Verzieren? und VariircnS; was der Komponist giebt. ist nicht? als eine Skizte. die zu einem lebensvollen Gemälde zu gestalten. Sache de? rcproouzircnden Künstlers war. Der kühne Kämpfer dieser Forder »rig war vor Allem besonders der so viel angegriffene, aber noch nie widerlegte Frd. Ebryiander. Hier giebt cs auch noch manche Frage» zu lösen: der Musikwissenschaft öffnet sich aber gerade hier eines der interessanteste», aber auch schwierigsten Gebiete: Unter stütze sie die Welt in diesem Streben, was sie dadurch kann, daß sic »nbesaiiaen. ohne Vvrurtheile an dasselbe hintritt, und dann kommt »och die Zeit, wo wir von einer wirklichen Wiederaufersteh ung Bachs, Händel's und so vieler Anderer reden können. — Es ist das hohe Verdienst Kretzschmar's. das; auch einem großen Publikum jetzt die Gelegenheit geboten ist. sich über diese brennen den Musiksragen ans Grund wissenschastlichster und wieder all gemein verständlicher Darstellung aiifznllären. U'l ' W
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