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Dresdner Journal : 28.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186511288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-28
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 28.11.1865
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.P 27S. Ltzonnrmrntvpretsr: I»l>rU°k: « l'tilr. - Kxr. iu HMKrl.: 1 „ 15 „ „ „ in vr«»ä«n 15 ktxr. Lin»«ln« Hummern: 1 !>'xr. Im T<uU»»6* tritt kost unck 8temp«I- ru»etil»x trinru. rnseratenpreise: kUr 6«o R»um einer xespnltenen Heils: I Kxr. Unter „Liuxeeenät" äi« 2eil«: 3 k?xr. Erscheinen: T'tzxUeb, mit Xuenedws 6er 8onn- nnä keierte^e, Td«o6» kür äen kolxenäen Titz; Dicustag, deu W November. Dres-nerImmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«5. rnleratemttnuchme auvwftrta: I^ipeiz: t'n UnLnoei'nrri», 6owml»«ioo>lr 6v« Orseüaer 6ouro»Ie; sbeuüe».: II. kl«oi.i-it, L. Ir.r.a«x; Semdurx-LIten»: Un»e«,rei« L Voor.«:«: L«r11n: Onuerve eck» öuotl- lievül, irerüntri!«'» linreeu; Lrewen: L 8o»i.orr»; Lr»»1»u: 8r»«oü« ; kreokkurt ». It.: 6^non«'ecti« OucUd ; Lein: ^ool.i- HXorne«; kerie: v. L<üvir»irrt.» <29, rueüeelmnsenkeue); kr»^: t'«.Lnei.lca'e üuedd ; Vien: Lomptuir 6. k. >Vieuer Leituox, 8tek»nspl. 867. Herausgeber: Kcioigl. L»p«<!itioa 6s» Vrss6ner Journal», Ors»6sn, 5I»rien»tre»s« bin. 7. Amtlicher Theil. Drrtdrn, September. Seine Majestät der König haben dem königl. preußischen Ministerial Director wirk lichen Geheimen Legation-rathe von PhtltpSborn, sowie dem königlich preußischen Ministerial-Director wirk> lichen Geheimen Regicrungvrathe Delbrück da» Groß- kceuz de» Albrrchtordrns; dem königlich preußischen Ge Heimen Ober-Finanzrathe Hasse Ibach und dem königlich preußischen Ober-Postrathe Wiebe aber daS Comthur- kreuz II. Claffe des gedachten Ordens allergnädigst zu verleihen geruhet. Dresden, 25. November. Se. Königliche Majestät haben geruht, dem Inhaber des unter der Firma Bas senge L Comp. bestehenden Banquiergeschäfts zu Dresden ZacqueS Heinrich Bas senge den Charakter als Com- merzicnrath in der 5. Klasse der Hofrangordnung brizu- l-gcn- UirlMmllicher Tlieil llebersickt reltgraphische Nachrichten. ij-ttuugsschau. (Ztzehoer Nachrichten. — Schleswig- Holsteinsche Zeitung.) ragesgeschichte. Wien: Gesetz bezüglich der neuen Anleihe. Amnestie für Ungarn erwartet. Vom Land tage. Die Kaiserreise nach Pesth. — Brünn und Agram: Bon den Landtagen. — Berlin: Flotten station in Kiel Bevorstehende Vermählung der Prin^ zesstn Alerantrine. Vermischtes. — Königsberg: Etadträthe in Strafe genommen. — München: Kö nig Ludwig l. nach Nizza. — Erlangen: Versamm lung de» Schleswig-HolsteinvereinS — Speier: Gr« neralsynode. — Mecklenburg-Schwerin: Land tag eröffnet. — Karlsruhe: Einberufung der Land stände. — Kovurg: vr. Forberg-s. — Frankfurt: Generalversammlung des Arbeitervereins vertagt. — Paris: Münzconfercnz. TranSatl. Kabel. Milliärrrceß zuMartinigue. Berurtheilungen wegen Arbcitseinstcllzn. Florenz: Reorganisation der Kiichcngütcr. Vermisch tes. — Madrid; Der Conflict mit Chili. — Lon don: Vom Hose. Parlaments rcformfrage. Sturm. Ein Kriegsdampser in die Lust gesprengt. Aufstand in J.maica unterdrückt. — Dublin: Stephens auS dem Gesangniß entkommen. — Kopenhagen: Vom Landsthtng. — St. Petersburg: Kein Angriff auf. Khutan. — Bukarest: Antwort an die Pforte. — Athen: Conflict mit Italien. Demonstration. — New-Bork: Neueste Nachrichten — Merico: Kämpfe. — Chtli: Frethäfl». Aus Valparaiso. Lchletwig-Holstein. (Oesterreichische OccupationS- kosten. Kiiegshasen in Kiel. Rundreise des Statt halters v. Gableuz. Anftrcbung der Ständecinbcru- sung. Aus Schleswig.) «rneununflen, Versetzungen rc iw öffrntl Dienste. Dresdner Nachrichten. LtlbMnphische Nachrichten. Berlin, Montag, 27. November, Nachmittags. Die,.Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bertchtrgt One Wiener Correspondenz der „Kölnischen Ztg.", »elche meldete, die deutschen Großmächte hätten sich in der Frankfurter Angelegenheit darüber verstän digt, daß nicht einseitig und gewaltsam, wie rS Preußen anfangs gewollt, von beide» Großmächten vorgegangrn werden solle, dahin: Preußen habe stets nur verlangt, daß Frankfurt durch den Bun destag an die Pflicht gemahnt würde, für die nö- lhige Rücksichtnahme auf die Würde des Lundes zu sorgc... Flensburg, Tonntag, 26. Novbr., Vormitt. Die „Nordd. Ztg." thrilt mit, daß Herrn Richard v. Nrergard auS Kiel bei seinem Eintreffen Hier selbst eine Mappe mit mrhrern Eremplaren der hier verbotenen , SchlrSwig-Holsteinschen Zeitung" und „Itzrhorr Nachrichten" polizeilich confivcirt und v. Steergard deshalb vom Polizeigericht in eine Strafe von 2W Mark und die Kosten des Verfahrens verurthrilt wordeu ist — Der Mini- strrialrath v. Hoffmann, CiviladlatuS des Statt halters von Holstein, ist hier eingetroffeu und so fort vom Gouverneur v Manteuffel empfangen worden. London, Montag 27. November. Aus Nrw- Aork sind Nachrichten vom 18. November Abends per „Peruvian' eingetroffeu. Der Wechselcours stand Isv'L; Goldagio 47; Bonds 1V2'4, besser; Baumwolle S2, fest. Stockholm, Sonntag, 26 Novbr., Abends. 4000 Mann Militär find hier einmarschirt, um etwaigen Ruhestörungen vorzubeugen. (Bon mancher Seite werden solche auS Anlaß der Berathung der Re formfrage auf dem schwedischen Reichstage befürchtet.) Der wegen fünffachen Giftmordes in Unter suchung befindliche Pfarrer Lindbäck hat sich im Gefängnisse erhängt. Die neuesten Blätter aus dem südlichen Schwr- den melden deu Ausbruch der Viehseuche in der Provinz Schonen. Die Regierung hat zur Ver hinderung der Weiterverbreitung der fast ausnahm- los tödtlich verlaufenden Seuche Vorsichtsmaßregeln getroffen. Dresden, 27. November. Dir in Schleswig erfolgten Verbote der drei angesehensten und verbreitetsten Zeitungen in den Her zogtümern werden von den Betroffenen in einem Tone besprochen, der keine Einschüchterung oder Niedergeschla genheit verräth. Die „Jtzehoer Nachrichten" sagen: ,,Also keine derjenigen Zeitungen, welche mit Entschieden heit und Klarheit da» Recht de» Landes vertreten, soll in Zukunft mehr von den Schleswigern gelesen werden. Ihre Lectüre soll sich vorzugsweise auf Blätter beschrän ken, welche die öffentliche Meinung des Landes längst gcbrandmarkt und verworfen hat. Aber wahrlich, die Männer, die augenblicklich dort die Gewalt in Händen haben, irren sich, wenn sie glauben, dadurch die Schles wiger irre, mürbe und wankend machen zu können. Nie mand aber, weder in den Herzogthümcrn, noch In Deutsch land, noch in ganz Eurvpa, wird das Verbot al» rin Zeichen der Stärke ans.hen; im Gegcntheil wird dadurch aufs Neue der Beweis geführt, auf wie schwachen Füßen die Sache der Annexionisten steht. Der Herr Gouverneur des Herzogthums Schleswig täuscht sich ferner gewaltig, wenn er glaubt, die SchlcSwig-Holsteincr hätten es als eine Schwäche angesehen, wenn die Verbreitung der jetzt verbotenen Zeitungen ferner geduldet worden wäre. Nein, gerade daS Gegcntheil ist der Fall, und Veranlassung dazu sind zum Theil mit die eigenen Worte deS Gene rals, die er zu HaderSleben sprach, wo er u. A. sagte: „Je mächtiger man ist, je sicherer man sich fühlt, um so milder darf man sein." Den ersten eigenthümlichcn Commrntar zu diesen Worten gab daS rücksichtslose Vor gehen gegen die Eckernförder Patrioten, den zweiten noch schlagender» Beweis für „die Stärke"', den guten Stand der preußischen Sache giebt daS Verbot der landcStrruen Zeitungen, lieber die Form, übcr die Art und Weise, svie da» Verbot erlass n, können wir uns ein Urtheil er sparen. Rechte, daS gestehen wir ein, sind nicht verletzt. Eine Prcßzcsetzgcbung giebt eS eben nicht. Wir sind voll kommen der Willkür Preis gegeben." — Die „Schles wig - Holsteinsche Zeitung" schreibt u. A.: „Der Hcrzvg verboten, die Vereine verboten, die Presse verboten — daS sind in geschlossener Folge die Kundgebungen, in denen das preußisch: System sich vor Europa enthüllt. Für lobt wurde der schlcSwig-holsteinsche Recht»sinn er klärt in allen Tonarten der AnnrrionSpresse; die officiel- lcn Acte, mit denen man alle Organe, durch welche eines Volkes Rechtssinn sein Leben bekundet, öffentlich lahm legt, sind eben so viele Beweise vor Europa, wie kraft voll unser RechtSstun sich behauptet und ein wie unbe siegbares Hinderns derselbe für die Pläne der Gewalt ist. Im Uebrigen wird der Erfolg natürlich gegen Preußen auSschlagen. Wir Zeitungen machen die Stim mung de» Lande» nicht, wir vertreten sie nur. Schon bisher ging durch SchlcSwig daS Gefühl; „die machen s gerade wie die Dänen", und waS die» Gefühl besagt, das kann sich Jeder denken, der die braven GchleSwiger kennt; jetzt wird cS sich stählen zu unbesiegbarer Kraft sittlich patriotischen Entschlüsse». Nicht einen Mann bringt die» Verbot dem preußischen Rcgimente zu, da ist un» wahr lich nicht bange. ES ist anzunehmen, daß private Schritte vorhrrgegangen sind, um Herrn v. Gablenz zu gemein samer Unterdrückung der Presse zu veranlassen; das ein seitige Vorgehen Manteuffel'» beweist nun, daß diese Bemühungen an Kem Rrchtsstnne de» österreichischen Statthalter gescheitert sind, und so wollen wir denn auch nicht zweifeln, daß derselbe auf die jetzt beliebte öffentliche Attaque seine» preußischen Collegen die Ant wort geben wird, — forlzufahren in der Abwehr preu ßischen Unrechts. Al» Rechtsgrund de» Verbot» führt Hr. v. Manteuffel in seiner Motivirung an: „Die Be wohner SchleSwtg-Holstein» müßten nach meinen Aus sprüchen hierüber (über Gastein) es als Schwäche ansehen, wenn ich diese Blätter ferner verbreiten ließe." Danach ist rS also „Schwäche", wenn der Inhaber der Regie- rungtgewalt in Zeiiuugen eine Rechtsansicht zu Worte kommen läßt, die seinen „Aussprüchen" zuwiderliuft, und die blose Möglichkeit de» Verdacht» einer solchen „Schwäche"" ist ausreichender RechtSgrund, um in einem deutschen Lande bürgerliches Eigenthum zu schädigen. Naiver läßt sich daS bekannte „Der Staat bin ich " nicht ausdrücken. DaS StaatSrecht in Schleswig ist auf da» Aeußcrste vereinfacht."" Tagesgeschichte- * Wito, 25. November. DaS von der„W. Z." heute publicirte Gesetz, betreffend die Beschaffung der zur Er füllung der Verpflichtungen des Staates in den Jahren 1865 und 1866 nothwendigen Geldmittel, wirksam für das ganze Reich, datirt vom 23. November, ist vom StaalSminister und dem Finanzministcr gcgengezeichnet und lautet: »Mit Beziebung auf Mein Patent vom 20. September 1865 finde Ich nach Anhörung Meines Ministerrathe» zu verordnen wie solgt: Arl. I. Der Finanzminister wird ermächtigt, zur theilweisen Bedeckung de» Äelderfordernisses behus» der Erfüllung der Ver pflichtungen deS Staates in den Jahren 1805 und 186« den Be- rag von SO MillienenFl. ö.W. in Silber mittelst einer den Staats schatz möglichst wenig belastenden Ereditoperation auszubringen. Art. 2. Der auf Grund der mit dem Gesetze vom 30. Juni 1865 bewilligten tkredilS von 13 Millionen Gulden ö. W. vor schußweise beschallte Betrag ist auS den Einflüssen der neuen Ereditoperation abzutragen. Wien, am 23. November 1865. Franz Joseph." Die Grundzüge der Kundmachung, durch welche auf Grund dieses Gesetzes ein Anlehen mittelst Hin- auSgabc von 734,694 Obligationen zu 500 Francs oder 200 Gulden ö. W. in Silber aufgelegt wird, sind tele graphisch bereit» in voriger Nummer richtig mitgetheilt. — In mehrer» Blättern taucht heute mit Bestimmt heit daS Gerücht auf, eS werde gelegentlich der Anwesen heit Sr. Mas. des Kaiser» in der ungarischen Hauptstadt auS Anlaß der E öffnung deS Landtages im kommenden Monat unmittelbar vor derselben ein allerhöchster Gna denact für Ungarn veröffentlicht werden, womit allen jenen Personen, welche wegen politischer Verbrechen noch in Haft sind, vollständige Freiheit zu Theil wird; des gleichen wird allen Jenen, welche au» demselben Grunde von ihrem Vaterlande verbannt sind, die straffreie Rück kehr gestattet. Von diesem allerhöchsten Gnadenacte sind bloS jene Personen ausgenommen, welche wegen Hochver- rathS in covtumsoiom zum Tode verurthrilt waren. — (Boh) Der VerfaffungSauSschuß deS Landtag» beschloß heute die Absendung einer Adresse. Der Inhalt ist noch nicht festgestellt; die Meinungen differiren. Je denfalls wird eine Kritik geschehen und der Wunsch nach dem Zusammentritt der legalen Vertreter des Reiche» aus gesprochen werden. — Die Kaiserreisc nach Pesth ist endlich dfinitiv angesetzt; sie wird am 12. December an getreten werden. Die Abwesenheit des Kaisers, der zu nächst nur mit einem kleinen Gefolge reist, ist aus sechs oder höchstens acht Tage berechnet. Die feierliche Eröff nung des ungarischen Landtages findet bestimmt am 14. December statt. BrÜNN. 25. November. (O. P.) In der heutigen LsndtagSsttzung bracht« vr. E tSkra einen von 45 Ab geordneten unterzeichneten Antrag ein, dahin gehend: „Der Landtag wolle in Anwendung des tz 19, Art. 1 der Landtagsordnung sich dahin auSsprrchen, daß die baldigste Wiederherstellung verfassungsmäßiger Behandlung dcr der Mitwirkung der Reichsvertretung vorbehaltencn Ange legenheiten ein wohlbegründeteS Recht deS Lande» und ein dringende» Bedürfniß seiner Bewohner sei." — Der Statthalter übergiebt dem Landtage eine neue politische Bczirkseintheilung zur Begutachtung; in dieser werden statt der bisherigen 76 Bezirke nur 35 in Antrag gebracht. (Auch den übrigen Landtagen ist eine neue Bezirksein- thetlung vorgelegt worden.) Zwei Tage bleiben die Sitz ungen ausgesetzt. Agram, 24. November. (Pr.) In der heutigen Landtagssitzung wollte die linke fusionistische Land- tagiseite die sogleiche Vicepräsidrntenwahl mit Stimmen- auSschließung der in den WahlprüfungSsectionen bean standeten Grcnzwahlen und Banaltafelassessoren durch setzen. Dagegen vertheidigte die rechte Landtagsseite die Stimmfähigkeit sämmtlicher Landtagsmitglieder, so lange der Landtag über die beanstandeten Wahlen nicht ent schieden hat. Darüber entspann sich eine stürmische, bei nahe vierstündige, auf der linken LandtagSscite mit hef tigen Ausfällen gegen da» Präsidium geführte Debatte, welche unentschieden blieb, da dcr Banus die Sitzung aus morgen vertagte. Bischof Strohmayer unterstützte energisch die Linke. Agram, 25. Novbr. (W.Z.) (Landtagssitzung.) Der BanuS und Cardinal Haulik werden bei ihrem Er scheinen im SitzungSsaale mit ZivioS begrüßt. Die Fu- siontstenpartci ist im LandtagSsaale gar nicht vertreten. Ucber einen einstimmig angenommenen Antrag deS Ober gespan» Kukuljewich wird die heutige Sitzung in eine geheime verwandelt. Bischof Strohmayer und sämmtliche vier Notare sind im Sitzungksaale nicht anwesend. — Ein Telegramm der „Pr."" berichtet über diese Landtagssitzung: In heutiger Sitzung wurde durch das Nichterscheinen der bereits 99 LandtagSmitgliedcr zählenden fusionistischen Linken da» Haus beschlußunfähig und verwandelte sich, nachdem der Banu» sich entfernte, in einen vertraulichen Comitö der 117 Mitglieder zählenden nationalen Rcchten, welche zu einem Kompromiß in der schwebenden Streit frage der LandtagSconstituirung durch Vermittelung de» Lande-vicecapitän» Grafen Jrllachich die Hand bietet. Bischof Strohmayer hält zur renitenten Linken, welche morgen eine Deputation mit einer Repräsentation gegen den BanuS an Se. Majestät senden will. Berlin, 25. Nov. (B. Ll.) Die militärische Commis sion, welche von Sr. Maj. dem Könige niedergesetzt wor den, um über den geeignetsten Punkt an der Küste der Herzogthümer für Anlegung einer großen Flotten - station zu berathen, hat sich, wie nunmehr die osficiö- scn Blätter berichten, mit Einstimmigkeit für den Hafen von Kiel entschieden. Ein ausgezeichneter Stratege war zwar geneigt, dem Höruphaff den Vorzug zu geben, da bei dieser Lokalität die vortreffliche Lage Sonderburgs und Düppels zur Befestigung einer Defensivstellung in» Gewicht fiel. Doch mußte diesem Gesichtspunkte einer seits die Rücksicht auf die außerordentlich günstigen nau tischen Eigenschaften des Hafens von Kiel und anderer seits die Erwägung, daß die Gastciner Convention der preußischen Regierung freie Hand läßt, diejenigen nasa len Einrichtungen zu treffen, welche für die Placirung und Hebung dcr preußischen Kriegsmarine nölhig erachtet werden, den Vorrang streitig machen. — Die Vermäh lung Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Alexandrine mit Sr. Hoheit dem Herzog Wilhelm von Mecklen burg ist nunmehr auf den 9. December anberaumt. Nach den, zu Ehren dieser Vermählung hier stattfinden- den mehrtägigen Festlichkeiten wird da» fürstliche Pair sich nach Schwerin, wo gleichfalls Festlichkeiten beabsich tigt werden, begeben und dort bi» zum Monat Februar verweilen. Alsdann gedenken die Neuvermählten hierher zurückzukchren, um im Schlosse Bellevue Residenz zu nch» Feuilleton. Lom Unwesen der modernen historischen Prosa dichtung*). (Fortsetzung aus Nr. 274.) Worin bestehen nun die andern Rückschritte, die beim allgemeinen Fortschritt der Cultur sichtbar werden? Die Antwort klingt bitter: Sie bestehen in dem co- kette« und deshalb frivolen S-ichtwerden derjenigen Li teratur, welche sich mit Popularistren der wissenschaft lichen Stoffe befaßt, oder welche in productiven Bestre bungen den Stoff der Thatsachen behandelt. Diese Literatur hat gleichfalls deS Guten so viel tzthan, daß r» zum Schlimmen geworden ist. Denn licht blo» in den Naturwissenschaften, auch in andern Kichern bemüht man sich, für Alle, die sich unterrichten wollen, d«S Lernen zu einem wahren Spiel zu machen. Aber e» handelt sich nicht allein um da» Lernen im birecten Sinne, nicht allein um eine populär verständ liche Darstellung de» Lehrstoffs, sondern auch um jene höhere Weihe de» Jnstructiven, die aus dem ethischen Kern der erzählenden Poesie hcrvorgrht. Hier spielen der historische Roman und die historische Novelle ein« Rolle. Ganz vorzüglich strebt man im Felde der Weltge schichte danach, ihre Stoffe auf eine amüsant erzählende Weise so zurecht zu legen, daß sich alle Kreise de» Pu blicum» ohne jede geistige Mühe gut dabei unterhalten. Man übersieht aber bei diesem Streben die Haupt sache: daß nämlich die Historie al» eine Folge von Ur sachen und Handlungen, welche vom Gange der Völker und Staatcnentwickelung bestimmt werden und diese wie- ") Nu» dem demnächst unter dem Titel „Bom Literatur- seifte unsrer Tage" erscheinenden zweiten Theil« der „Kritischen ISandrrungrn von Otto Banck" (Leipzig, Dürr sche Buchh.s. der bestimmen, eine durchaus ernste Angelegenheit ist, die nur dann richtig abgespiegelt werden kann, wenn ihre Wiedergabe sich streng an den Specialitäten der Wahr heit und Wirklichkeit hält. Sie verträgt weder willkür liche Hinweglassung, noch ein willkürliche» Hineindichten, und wo ein Verändern gewagt werden soll, muß cs mit unendlicher Vorsicht und poetischer ProductionSkraft im Sinne der Realität, der Facta und der betreffenden Cha raktere geschehen. Hier ist keine Leichtsertigkeit, keine hineinphantastiende Erzählerromantik möglich, ohne da» entworfene Gemälde zu einem Spott auf den thrtsächlichen Geist der Welt geschichte werden zu lassen. Dergleichen Verirrungen sind nun leider ganz an der Tagesordnung; man unterrichtet sich nothdürftig über einen historischen Verlauf und steigt nun al» Roman oder Novellenschreibrr mit Kühnheit in da» Gebiet der freien Erfindungen. Mit ihnen werden die ernsten Stoffe so auSgeschmückt, daß ihr Aufzug mehr einer Carneval- maSkerade al» einer realen Erscheinung der Wirklichkeit gleicht. Man durchblättere — man lese, kann man Nieman dem zumuthrn — nur Hunderte von Bänden historischer Romane und Novellen, und e» wird sich zeigen, daß sie mit wenigen Ausnahmen in jener modernen Manier ge schrieben find. Da» Kolorit der.vergangenen Zeit, ihre Denk- und Redeweise erscheint darin ganz weggelöscht, und nur die Farben und der geistige LebenSton von heute stehen an ihrer Stelle. Freilich wird dadurch rin doppelter Vor- theil erreicht: ersten» ist eS viel leichter, in dieser unS gewohnten Form und Anschauung zu schreiben, und zwei ten- haben e» auch die Leser viel bequemer; sic brauchen sich nicht erst in den Gegenstand mit Hilfe der Einbil- dung»kraft und einigen Nachdenken» hineinzuversrtzen, da sie eine ganz bekannte moderne und keine entfremdende, vergangene Welt vor sich sehen. E» erhellt bereit» auS dieser Erklärung, daß jener Vortheil nur eine Täuschung und eigentlich ein Nach theil ist, groß genug, um die Existenzberechtigung solcher Behandlungen oder vielmehr Mißhandlungen der Ge schichte gänzlich in Frage zu stellen. ES sei dies noch etwas spccieller erörtert. Unbewußt legt Jeder darauf Gewicht, daß in einer Lectüre etwas geschehe, daß man Handlungen und nicht blo» Worte erblicke. In erhöhtem Maß« hat die» Verlangen da- große Publicum, welche» der reflectiven Betrachtung ferner und der That näher steht, al» der intelligente Einzelne. ES fühlt eine natürliche Antipathie gegen abstrakte Betrach tungen überhaupt. ES würde am liebsten reine Ge schichte lesen, wenn es gebildeten Geist genug hätte, sich die einfachen Grundlinien derselben mit den nöthigen Detail» auSfüllen und den Sinn d«S Ganzen verstehen zu können. Zu dieser sublimen Verbindung von poetischer Phan tasie und Weltauffassung werden rS aber die Massen nie mals bringen. Darum soll ihnen die Geschichte durch eine dichterische Erzählung als ei« reproducirter Act ari dem realen Wrltdrama lebendig gemacht werden. E» kommt freilich darauf an, wie die» geschieht, wenn e» Werth haben und den Gesichtskreis erweitern und nicht nur durch Befriedigung einer müßigen Neugier noch tiefer den Geschmack der Meng« herabztehrn soll, der an und für sich schon unter Null steht. Die Geschichte jede- Volke», selbst de» kleinsten, ist so interessant, so inhaltrrich, so mannichfaltig, daß sich nicht» von der menschlichen Einbildungskraft Erfunde ne» auch nur entfernt damit vergleichen läßt. Alles Dichterwerk ist gegen die Lebenskraft der Wirk lichkeit arm, matt und leblos. Und wäre diese Thatsache im Mindesten verwunder lich? Gewiß nicht! Da unsre Erfindungskraft in sich selbst gar keinen Fond besitzt, sondern ganz darauf angewiesen ist, nur zu reproduciren und zu variiren, was die Welt ausweist; da all unser Schaffen nur rin ideales Nachahmen de» real Vorhandenen ist, so muß die stiltflrte Kopie — da ist die Kunst — gegen daS naturalistische Original — daS ist die Wirklichkeit — an Rrichthum und Leben zu rückstehen. ES kommt aber in der Kunst nicht auf Reichthum und Leben allein an, sondern vielmehr auf harmonische Einheit und am meisten auf die sittliche Wirkung der ausgesprochenen Grundideen. Diese sittliche Wirkung ist in der Gcsammtgeschichte eine» Volke» immer an und für sich schon vollendet, ge rade so wie daS Bild einer gesammten Landschaft-natur stet» in seiner Art vollendet ist. (Forts, folgt.) Photographie. In Fr. vruckmann'S photographi schem Verlag in München erscheint gegenwärtig ein von I. H. v. Hefner-Alteneck herauSgegebeneS Werk, be titelt: „Originalentwürfe deutscher Meister für Pracht- rüstckngrn französischer Könige"". Der Herausgeber hat die Originalzeichnungen in den Sammlungen de» königl. bayer. KupfersttchcabinetS, in einem Wüste bet Seite ge legten Material» aufgefunden Die Zeichnungen find meisten» von Hofmalern der Herzöge Wilhelm IV unh Albrecht V von Bayern und waren der Mehrzahl nach für Prachtrüstungen der Könige Franz'» I und Heinrich'» II von Frankreich bestimmt. Verschiedene Blatter de» Wer ke» lagen in diesen Tagen im Schaufenster der hiesigen Arnold'schrn Kunsthandlung au». Nach d«nselbrn geh»-
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