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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190508133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19050813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19050813
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-13
- Monat1905-08
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Einzelnen-PrktS die Sgespaltene PettlzeUe SS Familien- und Stellen-Anzeigen S0 Finanziell« Anzeigen, GeichüstSanzeigen unter Text oder a» briooder« Stell» nach Tarif Di« t gespalten« Aektamezetl» 7b Nauatzmefchlutz für Nazetaea: Iben»-Ausgabe; vormittag« lv llhr. Morgen-Au«,ab« »ochmMag« 1 Ntzr Anzüge, stad iiett an di« Expedttto» za richte». Ozttr«-Vetla»r» in»» mV da Morgen- AuSgad«) »ach desoadera Vartabaruag. Lt« ÄrdedtNa» Ist »wchentaa« uuuaterdroche» aeSsfna von früh 8 bi» atuods 7 Nhr. Druck rad Verlag oo» G. Pal» tu Leipzig (Inh in V. «- » «L »liakdordtl Herausgeber. vr. Vtetsr Nlluktzard^ 99. Jahrgang. Var MÄtigrtr vsm rage. * Än Tho»»n-le«-Baia« am Genfer See ist der italienische Minister Tittoni eiugetroffeu. Man glaubt, daß er eine Zusammeuluust mit Ronvier haben w»rd. * Da« franzSsisch-englische Schiedsgericht be willigte den Fischern, die gezwungen sind, aus die Aus übung ihres Gewerbes aus Neufundland zu verzichten, eine Entschädigung von 1375000 Francs. * Die für de« heutigen Sonntag in Norwegen an- «setzte Volksabstimmung über di« Trennung von Schweden wird als nationales Fest mit Flaggeuhiffung MU> Spiel von Ehoräle» begangen. (S. Ausland). * Der russische Hülsskreuzer „AnadyS" passierte auf der Heimfahrt nach Liba» de» Großen Belt. Es ist das einzige in die Ostsee zurückgekehrte Fahrzeug des baltischen Geschwaders. * Luf de» Polizeimeister in Radom (Russisch-Polen) wurde ein« Bombe geworfen, wodurch er verletzt wurde. A Die »Ruß* ureldet, das Verfassung-manifest des Aaren Werve erst veröffentlicht werde»,we»n di« Friedens frage entschieden sein wird. * I» Adrianopel ist die neue Schule für die Reform- Gendarmerie eröffnet worden. * Die portuaieflsche Stadt Macao an der Mündung de« KaatooflusfeS (Südchina) ist vom Untergang be- drobt; seit einem ganzen Tage wird sie durch Erdstöße erschüttert. (S. Vermochte«.) »le ülsdmlllgrttage eine ffsckrnlrage. Noch erinnere ich mich lebhaft des großen Aufsehens, welche« da« so berühmt gewordene Hrnxv George- sche Buch „Fortschritt und Armut" auf der ganzen Erde erregte, al« e« zum erstenmal erschien, und des ringe- heuren Absätze«, den es in zahlreichen Ausgaben und Sprachen erzielte. Es ist das Hauptwerk der Boden- besttzreformbewegung geblieben, obgleich es keineswegs ihr« erst« wertvolle literarische Erscheinung war. denn abgesehen von den Arbeiten der französischen Phvsio- kraten, hatten auch Deutsche, namentlich Stamm und Flürscheim, schon vorher Schriften mit ähnlichen Tendenzen veröffentlicht. Diese Deutschen stehen im wesentlichen auf demselben Standpunkt wie jenv große Amerikaner: daß, wie Luft, Sonne und Master, die Erd« von Natur bestimmt sei, Gemeingut aller zu sein, daß der Boden nicht SpckulationSgegenstand sein noch in den Händen weniger sich befinden dürfe, vielmehr verstaatlicht und unter günstigen Bedingungen an alle Welt verpachtet werden müsse. ES sei ein böser Irr tum. den Boden, gleich beweglichen Gütern, als Han- -elsartikel zu betrachten, und aus diesem Irrtum ent sprängen die zahlreichen Uebelstande, unter denen die Menschheit leidet. Das Grundmonopol könne als die wichtigste Ursache der ungleichen Verteilung der Güter, der Industriekrrsen, der Zunahme der Armut bei lvachsendem Reichtum gelten. Alle Reformbestrebungen und Kulturfortschritte seien vergeblich, so lange deren Vorteile nur den wenigen Rodenbesitzern in Gestalt von Wertsteigerungen zugute kommen. Mindesten« müsse die Bodenrente mittelst Besteuerung eingezogen und der Gesamtheit nutzbar gemacht werden. Schon weil die ungeheuer wichtige Kleinwohnung«- frage mit der Bodenfrage im engsten Zusammenhang steht und großenteils von ihr abhängt, wird kein Ein- sichtiger die Bedeutung deS Bodenrcformproblem« leug nen oder verkennen. Daß die Erkenntnis der sozialen Tragweite dieser „Frage" sich seit einigen Jahren in Deutschland immer mehr ausbreitet und daß sie sogar schon zur praktischen Anwendung bodenre^>"-merischer Grundsätze feiten« einzelner Reichs- oder Lande«, und vieler Gemeindebehörden geführt bat, ist das Verdienst de« „Bunde« deutscher Bodenreformer", der vor drei zehn oder vierzehn Jahren in Berlin gegründet wurde und unter der Le'tung de« ungemein befähigten, lite rarisch wie organisatorisch gleich tüchtigen Dozialpoli- ttker« Adolf Damaschke neuerlich einen über raschenden Aufschwung genommen hat. Die« hätte nicht der Fall sein können, wären die Bodenreformer auf dem Georgeschen Standpunkt stehen geblieben. Nur durch Ausschaltung alle« Utopischen, da« nicht auf der bestehenden Ordnung fußt, nur durch Beschränkung auf ein leicht durchführbare«, klare«, wahrhaft praktische« und mit großem Geschick plausibel gemachtes Programm konnte e« den Fahnenträgern gelingen, eine beträchtliche Menge eifriger Anhänger um sich zu scharen ohne Unterschied der Partei. In dem Bunde deutscher Bodenreformer finden sich Konservative, Ultramontane, Liberal«. Radikal« und Sozialisten friedlich zusammen, denn «r predigt eine wirtschaftlich«, völlig unpolitische Wahrheit, die jeder wirkliche Menschenfreund unter schreiben kann. Er wünscht nämlich, „daß der Boden, diese Grundlage aller Existenz, unter ein Recht gestellt werde, da« seinen Gebrauch als Werk- und Wohnstätte fördert, jeden Mißbrauch mit ihm ausschließt und die Wertsteigerung, die er ohne Arbeit des einzelnen er- hält, dem Dolksganzen nutzbar macht." W-r vermöchte, wenn er nicht etwa Großgrundbesitzer ist diesen Satz nicht zu unterschreiben? ES kann also nicht wunder- nehmen, daß dem Damaschkeschen Bunde immer mehr Mitglieder beitreten. Ta der Bund jedoch, wie die meisten sozial-ethischen Bestrebungen, leider mit viel zu geringen materiellen Mitteln arbeitet, würden seine Erfolge lange nicht so groß sein, käme ihm nicht die Fachliteratur zu Hülfe. Auch hier marschiert Damaschke an der Spitze mit seinen gediegenen Hauptwerken „Die Bodenreform" (Berlin 1902; 5. Auflage 1905) und „Aufgaben der Gemeindepolitik" (Jena 1903; 20. Tau send 1801), deren erstaunlicher Absatz sowohl chren Wert, wie auch da« Interesse der Gebildeten an d^m Gegenstand bekundet und deren Studium kein Sozial- reformer oder Staatsmann entbehren kann, der auf der Höhe der Zeit bleiben will. Für das größere Publikum sorgt vor allem W. Timmer mannS jüngst er schienene, sehr lesenswerte Broschüre „WaS will die Bodenreform?" (Leipzig, Felix Dietrich, Nr. 3 der außerordentlich wertvollen Serie „Sozialer Fort schritt", Ladenpreis pro Heft nur 15 Pfg.l); sodann Professor Staudingers prächtige neue Flugschrift „Don der Heimholung der Grundrente" (Darmstadt, Eduard Noether; Preis 30 Pfg.) und Dr. Arthur HauserS „Einführung in die städtische Bodenrefornl" (Berlin 1905; 50 Pfg.). Mehr in« Detail geht Karl von Mangoldt« „Die städtische Bodenfrage" (Göttingen 1904; 50 Pfg.), e.n vesonderS . orziiglichcS Büchlein. Wer diese vier ganz kurzen Schriften und dazu vielleicht noch eine oder die andere der kleinen Bundcsflugschriften liest, wird, wenn er für die ge nannten größeren — dabei jedoch außerordentlich wohl teilen — Werke nicht Zeit hat, einen klaren Begriff von der deutschen Bodenresormbewegung bekommen. Der Bund gibt übrigens eine von seinem Vorsitzenden Damaschke trefflich geleitete, sehr interessante Monats schrift heraus, die unter dem Titel „Deutsche Volks stimme" die Mitglieder über den jeweiligen Stand und die Fortschritte der Reformbestrebungen unterrichtet. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß dem eigent lichen Bunde, welchem nur Männer angehören dürfen, eine sehr rührige „Frauengruppe" zur Seite steht, der u. a. die bekannten Schriftstellerinnen Else Lüders und Katarina Zitelmann angehören. So wertvoll aber auch die Hülfe der Fachliteratur für die Ausbreitung bodenreformerischer Aufklärung sein mag, ihre Haupterfolge dürfte die Bewegung denn doch der Tatsache verdanken, daß Kaiser Wilhelm und daS ReichSmarineamt sich verhältnismäßig frühzeitig zu den Lehren Damaschkes bekannten. Der erfreuliche Umstand, daß infolge dieser Anhängerschaft da« Pro gramm der Bodcnreformer in der deutsch-chincsischen Kolonie Kiautschau vom Anfang an amtlich durchqeführt ist. und zwar mit den besten Ergebnissen, hat eine Reihe deutscher Stadtverwaltungen zur Durchführung der be treffenden Grundsätze veranlaßt, und hierdurch zieht die BundcSarbeit immer weitere Kreise. In Kiautschau besteht eine Umsatzsteuer von 2 (statt deS üblichen ^4), eine Gemeinwertsteuer von 6 und eine Zuwachssteuer von 33H Prozent, — die drei idealen Ziele der deut schen Bodenreform. Die Hauptforderung der letzteren zur Bekämpfung deS BodenwucherS besteht nämlich in einem neuen Steuerwcsen, wie e« bislang nur in England und Nord- amerika in nennenswertem Umfang eingeführt ist. Durch dieses System würde die sogenannte „Zuwachs rente" — d. h. die ohne jedes Hinzutun deS Grund- besitzerS durch Kulturforschritte entstehende Wertsteige rung — größtenteils der Gesamtheit (Staat, Land, Ge- meinte) in den Schoß fallen, durch deren Zusammen- wirken die Wertsteigerung eben entsteht. Schon eine angemessene Erhöhung der Umsatzsteuer: — etwa auf 5 vom Hundert — würde die Spekulation erschweren: in Belgien beträgt sie sogar 6 vom Hundert, und dem- gemäß sind dort die Wohnung-Verhältnisse weit befrie digender als im Deutschen Reiche. Noch wichtiger wäre eine bedeutende Steigerung der Bauplatzsteucr, die heute ungerechterweise nach dem Nutzungswert bemessen wird, der z. B. in Elberfeld nur einZebntel vom Tausend beträgt. Statt deS Nutzung«werte« müßte der gemeine (Markt-) Wert besteuert werden, wa« zu tun da«Gesetz (MiquelscheS Kommunalabgabengesetz vom Jahre 1893) den Gemeinden gestattet. Don dieser Er laubnis haben bisher nach Timmermann mehr al« sechzig Städte und noch zahlreichere Landgemeinden Gebrauch gemacht — mit dem glänzenden Eifolg, daß sich die Einnahmen der betreffenden Kommunen um durchschnittl <h 22 Prozent gehoben haben I In welchem Maße die KleinwohnungSsrage durch diese Steuer reform günstig beeinflußt wird, geht aus der Tatsache hervor, daß diese die HcwSbesitzer um 10 bi« 60 vom Hundert entlastet, wo sie emgeführt ist! Von der größten Tragweite ist jedoch die dritte Steuergattung: die „Zuwach8"-Steuer. von d?r T i m m e r m a n n in seiner erwähnten, ungemein empfehlenswerten Broschüre sagt: „Sie ist die gerechteste und zugleich wirksamste Form der Bodenbesteucrung. ... In Deutsch land ist sie erst seit Neujahr 1904, und zwar lediglich für die Stadt Frankfurt, beschlossen." Und Katarina Zitelmann schreibt in ik«-em trefflichen Flugblatt „Bodenrefornl": „Si" 'oll bei jedem Verkauf von Grund und Boden den Zuwacyswert oder doch einen möglichst yvhe'.l Teil desselben der Gesamtheit er halten. ... Durch diese Steuer würden dem Staat oder den Gemeinden Millionen zufließen, die zur Verminde rung oder gar zur Aufhebung der anderen Steuern — wenigstens für die minderbegüterten Klassen — dienen könnten und für Kulturaufgaben zur Verfügung ständen, für die jetzt niemals Geld vorhanden ist." Be züglich der „Formen, in denen sie einzuführen wäre", haben die Bodenreformcr „Vorschläge zur Hand, welche Härten und Ungerechtigkeiten möglichst zu vermeiden iuchen". Insbesondere daS preußische Finanzministerium zeigt für dieses Dreistcuersystcm lebhafte« Verständnis und fördert dessen Einführung nach Kräften — ein Um stand, der die gegenwärtig sehr rasche Zunahme boden reformerischer Kommunalpraxis mit erklärlich macht. Lciher jedoch nur sehr langsam entwickelt sich die Durch führung des zweiten Hauptpunktes im Programm der deutschen Bodenrefornier: die Erhaltung und Ver mehrung des Bodenbesitzes der Gemeinden behus« Ein heimsung der ganzen Zuivachsrcnte und behufs Gut- inachung des Stein-Hardenbergschen Fehlers, der Aus teilung des ländlichen Gemeindebesitzes^ und der Allmcndenvernichtung, dieser Hauptsache der verhäng nisvollen Landflucht in Altpreußen, während in Süd- und Mitteldeutschland blühende, prolctariatlofe Dörfer den hohen sozialen Wert der Allmende beweisen. Als cS noch keinen Bodenwucher gab, im 18. Jahr hundert. stieg die Einwohnerzahl Berlins binnen hundert Jahren von dörflicher Geringfügigkeit bis auf hunderttausend, ohne daß die Mieten ge- stiegen wären! Und im rheinischen Industrie- b-vzirk. wo es wenig Grundstücksvekulation gibt, sind trotz der günstigen Lage der Arbeiterkreise die Klein wohnungen viel billiger als im agrarischen Osten Preußens, wo die Arbeiter sehr ungünstig gestellt sind. Und was haben wir im 19. Jahrhundert erlebt? In Schöneberg kaufte ein Bauer für 2700 Taler einen Kartoffelacker, den er 50 Jahre später für 2 000 000 Taler loSschlug I Dies eine Beispiel möge genügen; aus Schöneberg und Charlottcnburg allein ließen sich zahlreiche ähnliche Fälle anführen. Daß unter solchen ungesunden Verhältnissen eine ebenso große wie anti soziale Verteuerung der Wohnungen unvermeidlich ist, liegt auf der Hand — ein Mißstand, der namentlich in den industricreichen Großstädten eine der schwerwiegen den Ursachen deS herrschenden Elend« bildet. Da nun die Wohnungsfrage großenteils die Vodenfrage ist. sollte alles daran gesetzt werden, durch die B ode nbesitzreform die Wohnung«- reform zu fördern. Nun gibt e« aber Sozialpolitiker, denen auch die Bodenreform noch nicht al« die „letzte Instanz" er scheint. ES sind daS die modernen Nassentheoretiker. Kürzlich erschien z. B. bei Felix Dietrich in Leipzig ein Büchlein „Menschenreform und Boden reform" von dem bekannten Ethiker und Egydianer Heinrich Drie«man« — eine höchst interessante, ia fesselnde Schrift von hohem Wert, in welcher die Bodenfrage vom Standpunkte de« berühmten MalthuS- gegner« Francis Galton, de« Verfasser« der „EugenicS" (-VeredlungSlehre), behandelt wird. Raum rücksichten verbieten mir. auf die geistvollen Dar legungen de« Verfasser« näher einzugehcn — genug an dem, daß er meinte, die Bodenreform könne ohne vor herige „Menschenreform", d. h. Veredlung der Mensch heit. nicht „zu einem verheißungsvollen Ziele geführt werden". Man könne „den Menschen unmöglich vom Boden trennen und diesen gesondert „reformieren" wollen". Da» heutige „deutsche Volk" sei noch nicht reif für eine dauernde Bodenreform. Ich weiß nicht, wie sich die Bodenreformer zu diesem Gesichtspunkt stellen: ich meinerseits kann ihn nicht teilen, sondern glaube, daß die Menschen gerade erst durch diese und andere soziale Fortschritte werden „reif" und „veredelt" werden. Die Reife wird durch Reformen herbeigeführt, meine ich, nicht die Reformen durch die Reife; besten falls kann die Veredlung der Menschheit Hand in Hand gehen mit der vesierung der Zustände. Erstaunlich ist, daß, wa« sich in Kiautschau so gut bewährt hat. nicht auch in den afrikanischen Reichs ansiedelungen eingeführt wird, wenigsten« mntntin mutauckls. Admiral BöterS, ein hervorragender Dodenreformfachmann, fordert mit Recht: Keine Landkonzessionenl Nach ihm darf (vgl. seine Schxift „Bodenreform und Kolonialpolitik", Berlin 1905) die Kolonialpolitik nicht bloß national, sie in ß auch sozial sein. Der Boden dürfe nicht an Spekulanten verschwendet werden, sond-rn müsse dazu dienen, „alle Ansiedler in eine gute Lage zu bringen". Die Groß konzessionen ziehen nur einen ungeheuren, risikolosen Bodenwucher groß. Gegenwärtig steht der Bund deut scher Bodcnreformer im B-griffe, an den Reichstag eine Petition zu richten, w sche eine bodenreformerische Kolonialpolitik befürworten wird; möchte sie doch Be rücksichtigung finden! Dann erst — und nur dann — würde sich der wahre Wert der Kolonien erweisen. Ixropolck Latsoder. ver rurrirch-japanirche Weg. DaS Bureau Reuter meldet unter dem Sonnabend au« PortSmouth: Gestern abend herrschte hei beiden Frieden«- aborvnungen der tiefste Pessimismus. Wie bestimmt verlautet, hält Witte die Möglichkeit eine« Ue Verein kam men« für aussichtslos. Die Fraae der Beglaubigungsschreiben wurde in freundschaftlicher Weise erledigt. Auf die Versicherung der Japaner, daß die Komura erteilten Machtbefugnisse immer die von Japan gebrauchte Form darstellen, wird Witte die Angelegenheit nicht weiter verfolgen. Korostowitz, der Sprecher für die Russen, bestätigt die Behauptung, daß die Antwort Rußland« 9'/, Uhr vorgelegt werdeu soll. Nach seiner Auslage enthält die Antwort die Zustimmung zu einigen Punkten, die bedingte Zustimmung zu einigen anderen Punkten und Zurückweisung anderer Punkte. — Aus Petersburg wird gemelret: Während die cfsisivse „Now. Wr." die rulsische Friedensliebe unterstreicht und meint, sowohl die begrenzte» Vollmachten Komuras al« auch die der Konferenz vorangegangrneu Aeuße- rungen Sato« hätten Japan in eine schiefe La ar gebracht, erklärt Fürst UchtomSti in der „PeterSb. Wied. , daß die Japaner sich überRußland öffentlich lustig mache». Dieler Affront sei derart beleidigend, daß der russischen Presse dir Pflicht obliege, da« Volk darüber auszukläre». Auch „Ruß" nennt die Forderungen unannehmbar; wenngleich noch nicht alle Hoffnung geschwunden fei, scheine es doch unabwendbar, den Krieg fortzusetzen. Die Baak kreise setzen Vertrauen in die japanische Friedensliebe. — Der Finanzmiuister Kokowzew äußerte sich i» einer Unterredung mit dem Petersburger Berichterstatter de« „Bureau Lassan", di« im Fiuauzmiuisterinm stattfaud, über die japanischen FriedenSbtdingungen: „Ich bi» weder überrascht noch niedergedrückt durch de» Verlauf der FrievenSverhandlungen. So oft ich über die Aus sicht auf einen baldigen Friede» durch die Konferenz in Portsmouth befragt wurde, habe ich erklärt, daß ich glaube, Japan würde sehr harte Bedingungen aufstelle», die Rußland als Großmacht nicht annehmen könnte. Ich kann nicht sagen, ob die japanischen Bedingungen in Form eines UliimatumS gehalten sind oder nur ermitteln solle», was für Japan zu erreichen ist. Bilden diese Bedingungen jedoch Japan« letzte« Wort, dann erwarte ich, daß die Friedenskonferenz sehr bald mit einem Bruch endigen wird." — Der gegen Deutschland hetzende Berichterstatter der „Morning Post" in Port-mouth meldet, eine hochgestellte Perlönlichkeit habe ihm gesagt, alle Augen seien nunmebr nach Petersburg gewendet, allein man vergesse nicht, auch Berlin im Auge zu halte». Rußland habe erst jetzt seine wirkliche Lage erkannt, der deutsche Kaiser habe diese Lage schon vor geraumer Zeit erkannt. Berlin habe vielleicht ebensoviel bei der Antwort mitzusprechen, di« Witte dem Baron Komura erteilen werde, wie Petersburg. In Portsmouth begreifen die Japaner jetzt, wie vielleicht niemals vorher, die Rolle Deutschland«, und Rußland begreife jetzt, daß der Krieg damit endigen Werve, die politilche Karte Asien« zu ändern und den Besitzstand jeder Macht, vie in Asien etwa« auf dem Spiel« zu stehen habe, zu berühre». Herr Morgan «nd China. Au« New Jork wird un» gemeldet: Die Versammlung der Aktionäre für die chinesische Eisenbahn Kanton-Hankau, wobei die Zurückgabe der Eisenbahnkonzetsion an die chine- ssiche Regierung beschlossen weiden soll, ist aus den 29. August verschoben worden, nachdem auch Präsident Roosevelt ebenso wie König Leopold von Belgien Herrn Morgan gebeten batte, den Rückkauf der Bahn nicht zu bewilligen. Morgan hat aber noch keine Erklärung abgegeben, sondern nur die Verschiebung der Versammlung bis zum 29. rugelassen, weil man bis dahin über die Möglichkeit des Friedensschlusses im Klaren sein wird. Man behauptet hier, Morgan habe seinen Freunden in England versprochen, den Rückkauf anzunehmen, damit dann die Bahn in die Hände eine« englisch - lapanlschen Konsortiums übergehen solle. Al« Entschädigung dafür habe man Herrn Morgan andere sehr bedeutende Unternehmungen zugesichert. Deutscher Deich. Leipzig. l2 August. * Ter FrictzcuSschlutz i» Färberrt,cwerdc ist nunmehr auch von den Arbeitgebern bestätigt worden. Es geht uo« darüber folgende Drabtmelvung zu: nm. «tlancha«. 12. August. In einer heute nachmittag im Hotel Stadt Hamburg abgehalienen Sitzung der sächsisch-thüringischen Färberkonveation wurde de« gester» i» Meerane zwischen de» Arbeitgeber» u»d
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