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Dresdner Nachrichten : 10.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189203106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18920310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18920310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-10
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.03.1892
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VoUtcoww«Q»t«r. «NM- G»tG«e. ^r»u«ß1oa«r Vdür8tl!ljv88vl'. pnopoct« z,-r»ti» unck knulvo »a,«a«8tLot i» Osdnrod». vro«äon-di., 27. II, t>r Ilv».> 37. Iahrqarlg. dMackkicht, Hpptzn. llimlockz, ^dlilfiökke «Ifl. 54.liu»'S>üL ! dkiiii 8vdI»rrovk-Mor«r. 1'ri»IK»ch.8 II10. Tre-d-n. I8W. U I>Lorit2LtrLL^ . Si- cärüdl-SLS^ ö siwv«r«< Ik8 xräaiior chrmrrirlil. 8tö,'l» 1L—titt sllt, Ll«»i»ri>ti»»Snte>, Eopi»«a «mptlotrlt IlodvrLLmiLS, ^Iniiu ^ l liriit!l!«ilU8) r>p»vl»l-lro«ttkttfr Mr Noivv.jVrti^ul Uttä ttorroit-^ttäHVEoo. Vvslss Usoli- u. fk'lsokunxsxoli'ünk, K«I >»»»«», ««»»», >»,»» ». KEIMEN »MWH >« <ti»»»r»iidi-n»»k,r»>» >c»si,d»a Vmilvnvl Vsr»jeksliMK8-L»8tL!L von VUo VMWsr, ^»M««2«rvrr««e «-cr.»'>r.»^ ->» -v >rr« l^d«rtz.i»ieil-)ipec ulii-it! ^ korkDvLLkües, VixLiievetuis, vLmvuiLLedyv etc. ^ H — E»« — / ff LmüuaS LüLixer, ^ :r. D »Ikr S b'tji 1000. L„i,^,s- Die Arbeitslosen in Wien. Arbeiismrngel aus dem Lanke Hainachrichten, Landtagsverhandliingen, Aewerbeverrin. Dresdner! Reiterhcim. Arbeiteransammlungcn ln Leipzig. Oterichtsveri, rndlnngcn. „Dir blaue Blume". „Am Fenster", „In Eivil". ! Tonnerstaft. 10. Mär;. Politisches. Die Hilfsaktion für die Arbeitslosen, welche in Wien seit Beginn der vorigen Woche in'» Werk gesetzt worden war. nahm von Tag »u Tag einen immer bedenklicheren Umfang an. Täglich wurden in einer ganzen Reihe von BorortSbrzirken der Haupt stadt de» HabSdurarnrlchc» Brotverthellungen veranstaltet, zu denen sich viele Tausende von Männern. Frauen und Kindern zulammenfonden. Das Bild, welche« sich bei diesen Menschenan» sammlungen entrollte, war wahrhaft trostlos; eS zeigte die ganze Noth- lage der arbeitslosen Bevölkerung in Physischer wie moralischer Beziehung. Einige nähere Angaben, bei denen die Berichte über die Borgänge am Montag benutzt sind, mögen da« Gesagte be leuchten. Bor dem GasthauSgartrn „Zur Bretze" in Neulerchenfeld, wo die Verthetlung an Frauen und Kinder stattfand, war der Andrang ein ungeheurer. Um halb 5 Uhr war die erste Partie von mehr als 3000 bedürftigen Frauen und Kindern abgcsertigt worden. Beim Einlossen der zweiten Partie, einer Menge von mehr ai» 20lX), entstand ein beängstigendes Gedränge, aus dem man furchtbare Jaminerschreie und Hilferuse vernahm; 30 bis 40 Frauen und Kinder wurden ohnmächtig au« der unheimlichen Situation gebracht. Vor einem anderen GaslhauS in Ottakring warm zu derselben Zeit 6000—7000 Menschen angesaminelt. Tie Scene», welche sich hier abspielte», waren besonders charakteristisch. E« entstand ein Gedränge, weiche« iedcr Beschreibung spottet: alle Bemühungen. Ordnung zu verschaffen, blieben erfolglos Aus dem Knäuel erlönten Hilferufe von Menschen, welche besorgten, erdrückt zu werden. Alle Augenblicke gaben die Leute in einem wüsten Geschrei ihrem Unmuthe über da» lange Warten und lebensgefähr liche Gedränge Ausdruck. Dabei »'.achten sich Elemente bemerkbar, welche in der Art und Weise, wie sie die Brotgabc entgegennnhmen, «» bestimmt zum AuSdrucke bringen wollten, daß sie in der Spende keinen Gnadrnakt erblicken. Die, welche ohne Brot ad,leben mußte» — e» waren mehr als 2«00 —. machten ihrem Unmnthe durch heftige Worte Lust. Manche drohten mit Erschlagen und Erstechen. An einzelnen Orten arteten die Drohungen bereit» in Thätlichkeiten au», so daß die Polizei einschrriten und Verhaftungen vornehmen mußte. Mit der Anzahl der Bedürftigen wuchsen auch deren Ansprüche. Sie begnügten sich zum Theil nicht mehr mit Brot oder Anweisungen auf ein Mittagsmahl, sondern sie ver langten Geld. Au» anderen Erscheinungen geht ferner klar hervor, daß wahr scheinlich ein recht großer Tbcil der sog Arbeitslosen Leute sind, dir überhaupt zur Arbeit keine Lust baden und. selbst wenn ihnen solche geboten würde, ihr ärgerlich au« dem Wege gehen würden. Siecht bezeichnend hierfür ist ein Vorgang, der sich vor dem VerihcilungSlokal in Ottakring ereignete. Dort verlangte ein Baumeister 20 Männer und l8 Frauen, die sofort bei ihm Arbeit sinden könnten, aber Niemand meldete sich aus der Menge, die nach Tausenden zählte. BcmerkenSwerth ist ferner die Thatsachr, daß die Schnapskneipen in der Umgebung der Vertheilungsstättcn von einem arbeitsscheuen Lnmpcnproletartat angeiüllt waren, welches das empfangene Brot in Schnaps umsctzte. In den erwähnten Schänken, welche der Wiener sehr treffend „Gisthüttcn" nennt, waren Abends Hunderte von Broten aufgeschichtct, die wieder unter der Hand an dir Hilfskomitee » verkauft wurden Man ersieht au» de» angeführten Vorgängen, eine wie bedenk liche Seite der in Wien in Scene gesetzte Versuch halte, dem Noth- stande abzuhclfen, welcher überdies nur zum Theil eine Folge der Arbeitslosigkeit ist. Die Wiener Hilfsaktion war weit eher geeignet, ein revolutionäres Proletariat zu züchten, als den unfreiwilligen Arbeitslosen in der Noth beiznspringrn, unter denen ohnehin die besseren Elemente e» verschmähen, stundenlang in Frost und Kälte in lebensgefährlichem Gedränge zu darren, um rin Stück Brot zu erhalten. Die Wiener Brotvertheilnngen erweckten unwill kürlich die Erinnerung an die Zustände in Rom zur Zeit des Ver falle- der Republik, wo die höheren Beamten die In der Haupt stadt zusammengeströmten VoltSmnssen nur durch Spiele und Brot- vertheilungrn bei guter Laune zu erhalten vermochten, kanvm «1 clrcsnaas. der altrömischen Proletarier. Die oben geschilderten Vorgänge lasse» erkennen, daß auch da» licht- und arbeitsscheue Gesindel in Wien, fall» dort die bisher beliebte Art. dem Massenelend zu Neuern, noch lange fortgesetzt worden wäre, sich gar bald ans den Stand- Punkt gestellt hätte, da» verthcilte Brot sei keine Gabe der freien Mtldlhätigkrit. sondern ein ihm gebührender Tribut, durch welchen man allein den AnSbrnch der Revolution beschwören könne. Wird diese Verthetlung. io wurde der .Kreuzztg.' au» Wien grschrieben. «och durch zwei bi» drei Wochen in der bisherigen Welse, bei der di« Rothlage de» Beidrllte» nicht im Mindesten geprüft wird, fortgesetzt, dann sind diese Menschenansammlungen nicht nur ihrem Umfang« nach riesig angeschwollcn. sondern gewissermaßen auch behördlich legilimlrt; und man kann wohl neugierig sein, wa» dann Geschieht, wenn einmal kein Brot mehr zur Verthetlung vorhanden ist. Inzwischen hat die Wiener Polizei soeben irde weitere Hills «Won ' ' " "" -- - - .. — ' Arbeiterbevölkcrnng. Das Uelicrangebot der Arbeiter erzeugt die Ar beitslosigkeit. Mangel und Roth in körperlicher und sittlicher Hinsicht und zugleich wächst damit jener verkommene großstädliiche Pöbel, welcher nicht arbeiten will und die üsfentliche Ordnung und Sicher heit gewindet, wie cS in unserer Rrichsbauptst.idl vor kurzer Zeit am auffälligsten zu Tage getreten ist. Tic Kehrseite dieser düste ren Eocheinnng ist der Arbciicrmangcl aus dem stachen Lande, über den allenldalbrn Io lebhafte Klage geführt wird Es kann nicht oft genug daraus hinarwieien werden, daß die Wurzel aller dieser Uebel. bei uns wie nicht minder in Oesterreich, vornehmlich in dem herrschenden unbedingten Frcizngigkeitsvriiizip zu suchen ist. Auf der einen Seite verfalle» die Arbeiter dem Elende des großstädti schen Proletariats, ans der anderen Seite gebt der Gelrewehau bei dem zun-bmendcn Arbeilermangci immer weiter zurück und wir ge rochen bei wachsender Bevölkeiungszuncihmr in immer größere Ab hängigkeit vom AnSlnnde, welche? ans mit Getreide versorgen muß. Früher, vor der Arra de- wirwscbastlichcu Liberalismus, war den Kommunen in der Echebuna eines EinznnsgcldcS ei» Mittel in die Hand gegeben, überflüssige Zuzügler abniwcisen. Viele von Denen, welche jetzt in Hellen v ansen den Sliidien ziiströinen. weil sie dort bei acringerer Anstrengung eine» besseren Vcidienst zn sinken hoffen, würde» ruhig unk zufrieden bei ibier ländlichen Arbeit bleibe» und diele nicht mit einer niisichcrcn Zukunft in der Sladi verkuuscben. wenn sie sich bewußt wäre», dag das gelränmre Wohlleben in den Städten ohne vvransgcgangcne pekuniäre Opfer nicht zu erreichen ist. I» der Zuschrift eines Lankwirlhes an de» „Rcichsnolcn" wird daraus liingewiesen, wie weil England mi! seinem Freihandel und seiner Freizügigkeit gekommen ist. Dort in der Ackerbau immer weiter zurnckgegangen, die reichen LordS haben ihren Acker in Parks und Viehweiden verwandelt, weil der Ackerbau nicht mehr lohnend war. Tie Arb iter wunderten in die Städte, wo sic einem Elend verfalle» sind, welches nach Berichten des englischen GcsundheiiS amles wahrhaft Entsetzen erregend ist. Früher, vor dem Freihandel und der Freizügigkeit, gab cS in England einen reichen Bauern stand, der ländliche Lohnarbeiter war wohlhabend; er besaß neben seinem Lohne ei» Ileincs Bcsitzlhniil mit eigenem Häuschen und das Recht der Benutzung des Gemeindelandes für Viehweide. Holz und Torf. Jetzt sind Bauer und Häusler verschwunden, die Zahl der Millionäre aber ist gewachsen. Großen Reichlhum aui der einen, tiefste und bitterste Armntd aul der anderen Seite: das ist das Bild, welches uns das reiche England, der Idealstaat des Ltbe> ralismus, trotz seines Weltbandels und seiner grvßnriigcn Industrie gewährt Mil Recht lugt daher der erwähnte Landivtrtb: Da wird und niuß das Schicksal Ikdes Landes sein, das seinen Ackerbau vernachlässigt, mag sein Handel und seine Industrie auch noch so sehr blühen. Der Wohlstand eines Landes ist nur dann dauernd gesichert, wenn seine Lanbwirthscdast in einem blühende» Zustande erhalle» wird; das im Laube gebranchle Getreide und die sonstigen Rohorodnkte müsse» möglich» strr Lande selbst gewonnen und er zeugt werden. Das war die Politik Friedrich's des Großen, sic ließ ihn die schweren Wunden des siebeniährigen Krieges überwinden Daran werde» auch wir sesthalten müssen, wenn anders wir Land und Volk glücklich und zufrieden erhalten wollen. —I-o -eruichreib- uuv Hernirircchrvertchtt vom 9. März. Berlin. Reichstag. Tic Etatsbernthung wird beide» Zöllen und speziell dem Anträge Menzer und Ge», aus Erhöhung des Zolles tür Tabaksblatter von 86 auf 120 Mk. fortgesetzt — Abg. Brünings <»a>.-lib.) befürwortet diese Zollerböhnng. welche die Mißstände befestig/» würde, unter deren Einfluß der deutsche Tabakbau sich im Rückgänge befinde. Mit der Erhöhung des Zolles auf l25 Mk. werde der deutsche Tobak wieder mit dem siemde» Produkt in Cvncurrcnz treten können. — Abg. Elemm- Ludwigsbafr» (nat-Iib.) konstatirt. daß der Rückgang des Tabak baues besonders den kleinen und mittleren Bauer schwer treffe. In der Pfalz gingen die Preise der Guter rapid zurück und zum Theil fänden sich überhaupt keine Käufer. Für dcn Bauer, der doch an die Scholle gebunden tei. sei diese Ewwickelnna geradezu verbänanißvoll. — Abg. Tr. Barth (srcis) bestreitet, daß sich gerade in der letzten Zeit die Verhältnisse zu Ungunsten des deutschen Tabalbanrs entwickelt haben. Weder hinsichtlich der Menge der Produktion noch binsichtlich des PrriSertrages sei gegenüber dem Durchschnitt der letzte» 10 Jahre cm Rückgang crngcirrlen. Die vorgcichl gcire OOprozentige Erhöhung des Zolle« wiirse eine Ver mehrung des Zollerirages von 20 Millionen ergeben, vorausgesetzt, daß keine Vcrmineernng des Consums von ausländischem Tabak eintrete. Dds wäre eine dnrcd nicht? zu rechtfertigende Mehrbelast ung der deiikschen Steuerzahler Aber lhatiachlich werde eine sehr erhebliche Verminderung des ConstinrS ausländischen Tabaks ein- trelen und eS iel mehr als fraglich, ob dies -» Gunsten des denlschrn Tabak» geschehen würde, denn zum anSländffchen verhalte sich dcr druische TabakwirEichoriez» Kaffee. <Ohv !> Dir kürzlich eingrtre- tene Steigerung des Brasiltabaks habe aus die Preise des deutsche» Tabaks keinen Einfluß gehabt; von einer künstlichen Preisstelg-rung durch Zollerhöh,mg könne man eine» solchen Einfluß wcnigrrerw men. Brot und Eirkusspielc. war damals das Losungswort! Hinsichtlich der von den Freihändlern behaupteten Belastung de« inländischen Konsums durch die Zölle sei jetzt beim Getreide der Beweis geliefert Während am l. November 1801 die Preisdiffe renz für Weizen zwischen Berlin und London 46 Mk. betrug, stellte sie sich am 6 Febniaar 1802 »nr noch aus 31 Mk Wie tn dcn Getreidepreisen, Io komme der Gesieidezoll auch in den Brot- prcstr» z»m Ausdruck. Das deutsche Volk werde durch den Gr- ' treidczoll um 200 Millionen belastet Wenn der Reichskanzler an de» GctreideiöUrn sesth ilte. so werde er doch durch die Verdali- nisse »»in Aufheben verleiben »ezwinige» werden. — Staatssekretär ' ^ Ok v. Mcrltzahn: Ter seit d»m 1 Oktober eingetretenr Preisabschlag war die Folge der an der Gr-nre ans die Zollermäßignirg warten de» und nach derselben einstiömenben Getreidcnrengen. Werde der Antrag Menzer angenommen, so würden die verbündeten Rr- aterungen in eine wohlwollende Erwägung desselben einlretrn Tie Anbaufläche deS Jahres 1801/92 sei etwa« geringer, al« die in 1800/01, aber immer »och höher, als 1889.90: sie geht znrück und nimmt zu mit dem Fallen und Steigen der Preise für in ländischen, Tabak. Ein dauernder Riickfiana fei nicht festgestellt. on untersagt. Der polizeiliche Erlaß begründet da« Verbot durch letzten 10 . . den Hinwei«. daß die stattgrhabten Brotvrrtheiiungen die öfsent- > Die Verminderung würde noch auarnsälliger sein, wenn nicht noch liche Ordnung und da» öffentliche Wodl gefährden. Weiter wird. fortgesetzte Versuche mit dem Tabak» Hervorgehoden, daß bereite Widersetzlichkeiten gegen die Organe der öffentlichen Sicherheit vorgrkommrn sind. Da» Verbot wird in der Wiener Bevölkerung sicherlich mit Freude begrüßt werden, da die oben geschilderte HMaktion mit ihren bedrohlichen Folgen keines wegs ai« ungcimffen angesehen werden kann. Di« tzauptursache de» Massenelend» tn W»en wie tn den gro« Städten de« Deutschen Reiche» ist da« rasche und ungesunde »Stb'i !n Fotze der unverhältnißmäßigen Zunahme derstüdtischrn , W» „ .. sei ntrvt testge' — Abg. Dr. Bürkltn (nat.-lib.i: Tie Anbaufläche habe in den " Jahren eine nicht unbeträchtliche Verminderung erfahren , _ Minderung würde noch augenfälliger s fortgesetzte Versuche mtt dem TabakSba» in Gegenden gemacht würden, tn denen derselbe bisher noch nicht vertreten war. An gesicht« der Hoden Tadaksstrurr sei der Bauer gezwungen, rin un verkaufte« Produkt ans den Mist zu werfen. — Aba. v. Winterseldt- Menkin (kons.) befürwortet den Antrag unter Hinwei- aus die Rothlage de» deutschen TabakSbaurs. der Tausenden Beschäftig ung gebe. Konkurrenz mache uns vor Allem der schlechte amerikani sche Tabak. Deutschland sei da» Aufnnhmeland für allen nieder trächtigen Tabak, den Amerika erporttre und für den sich tn den Moirvpolinnvern natürlich kein Absatz finde Die be/ntt/ st>> Zollrrhötuing sei geeignet, eine Hebung des deutschen Tab ik-birne? herdeiznsühren. — Seipio (rrnt.-Iib): Es handle sich »in die E? Haltung einer großen Anrahl selbstständiger Banernezfflenzen. Lk? Ziel solle erreicht werde» durch Herobsetzung der TatnikSiteiier odcr Erhöhung de« Zolle«. Beide Wege würden zunächst zu einer lleberproouktion fuhren. Aber bei der Herabsi'lrninz der Steuer würde das Setzen der Produktion ans das Mai; des Bedarfs leichter von statten gehe». Eine Erhöhung des Z stliatzeS könne unterem Tabakbau nick! Hellen — Abg. Molkenbuhr (Sozi: Durch die Tabaksstcucr leien die Tnbaknrveiter s. Z. nr eine üb!- Lage gekommen. Die Fabrikanten batten die Steuer bei den Löhne» in Abzug gebracht, sodaß die Arbeiter nicht me»r so viel verdienten, als sie zur Erhaltung ihrer Episteln brauchten. Die gleiche Folge werde eine Erhöhung des Tabakzvlles haben. — Abg Höffel (Rch-P.): Ganz bedeutend sei der Tabakbau in Elirß- Lothringen zurückgegangen. Eine Zallerbödung würt-e zweifellos eine Besserung bringen. Die Sacke sei um so wichtiger, als die Landwirthschan durch die Handelsverträge empfindlich berührt worden sei und als sie unter dem Zuge der Arbeiter »ach den große» Ltadten sehr leide. — Abg. Tröllsch stiat -lib) besürworle! die Einsülirnng eines dcn inländischen Hopsenbau ausreichend schützenden HopfenzoUeS, namentlich Rußland gegenüber und wendet sich dann gegen v Barth- Angriffe ans die Gelreidezölle, die für die kleinen Landwirthe eine Lebensscage seien. — Abg. Tr Oricrcr lEcnlr). schließt sich dem Verlange» nach einem ausreichen de» Hopreirzoll an. erblickt in der Herabsetzung der Tabaksteuer ein besseres Mittel, dem Tabakbau zn Helsen, als in derZollerhöh- nng, weist den von Dr. Höffel acstrcisten Gedanken auf cm Tabaks monopol zurück und Wendel sich dann entschieden geae» die v. Barth'- ichcir Anssührungen über die Gelreidezölle. — Abg. Dr. Brömel (sieis.) ergänzt das von Tr. Bartk angeführte Material zum Beweise dafür, daß die infolge der Handelsverträge eingetretcne Zoll- crinäßigung in einem Rückgang der Grtreidcvreise zum Ausdruck gekommen sei und bekämost den geforderten Hovstnzoll. durch den die Brauerei-Industrie geschädigt werde, und die beantragte Erhöh ung des TabakzolleS. durch welche gewisse Qualitäten mit 200 Proz. des Wrrlhes derangezogen werde» würden. — Abg. Frhr. v Stumm (RchSp.): In der Getreidrzollsrage sei nichts Neues vorgebracht worden Es handle sich hier eben um Prinzi pien. Wir sagen, wer der Allgemeinheit bienen wolle, müsse den Wohlstand der Einzelnen heben, denn aus dem Einzelnen setze sich die Allgemeinheit znsamincn. Die Herren links dagegen wollten die Interessen der Allgemeinheit sisidern, indem sie die Einrel- u-stenzen schädigen und vernichten. — Abg Dr. Barth (sreis): Wir vcrlrelen die Interessen des kleinen Konsums gegen die deS Großgiil"ddesitzes. — Abg. Menzer (kons.) verthcidigt seinen An trag. Die in der Tabakindnstrre beschäftigte» Arbeiter würden durch de» Antrag nicht beeinträchtigt, aber der tabgkbnuenden landwirtdschastlichen Bevölkerung werke derselbe znm Segen ge reichen- — Abg. Holtz (RchSp.) bestreitet, daß Getreide- und Brot preise gleichmäßig stergcn und fallen Herr North vertrete den Konsum, das wmen wir. aber dieser Standpunkt sei eben falsch, weil einseilig. Wolle man gerecht versahrcn, so müsse man auch die Produktion berücksichtigen, da diese ebenso wichtig sei, als der Konsum. Die Position Zölle wird angenommetr Bei der Ab stimmung über die Resolution Menzei und Genoffe» macht sich Auszählung nöthtg, welche Beschlußnirsähigkeit desHruscs ergiebt. Der Präsident setzt die nächste Sitzung aus eine Viertelstunde später an. — Ahg. v Massow (kons.) fragt, ob vom Reichskanzler die angekündiglc Novelle zum llnlerstütztingSwobrisitzgesetz ein- gegangen sei. — Präsident v. Levetzow bemerkt, daß er dann dem grause davon Mütheilung gemacht traben wurde — Staatssekretär v. Bötticher therlt mit, daß die Novelle dem BrmdeSralh zugegangen sei: wenn sic hier werde erledigt werden, könne er natürlich nicht sage» — In der neuen Sitzung werden die VerbrcnichSsteiicrii und Stcmpelabgabe», die Etats des Reicksichatzamtes nnv der Ncichs- schnld, die Matrikularbciträgc, die nach der erfolgten Streichung um 2.6 Mill. gekürzt werden, das Elatsgesetz nnd das Aiileiöegesetz angenommen — Nächste Sitzung Montan : Urbebeischutzkonvenlio» mit Amerika, 3. Lesung der Krankenkassenrwvellc. Der Präsident hofft mis rin vollzähliges Hans. Druck den bisherige» Zustand würden nicht nur die Geschäfte ausgehallcn. cs litt auch das An sehen deS Reichstages Die Abstimmung über die Rcsolutioiren. betreffend die Auslieferung an fremde Regierungen und die Er höhung des TabnkSzolles finde! in 3. Lesung des Etat statt. Berlin Zu Ebren des heutige» Geburtstages des Czaren findet morgen beim Kaiscrpaor eine größere Tafel statt. — Die Nachricht der „Kreuzreitung". daß mit dem Herzog von Cumber- la»d Verhandlungen bezüglich der Thrvniolae seines Sohnes in Braunichweig stattgesunden hälten, entbehrt dem .Neichs.mzeiaer" znfolae jeder Begründung. — Der Kultusminister hat die llni- versilätS-Kuratoren ersticht, die akademischen Senate und einzelnen Fakultäten über die Frage der Zulassung der Frauen al« Studi- rcnde oder Gostinhörerinnen zn den Vorlesungen zu kören und deren Berichte mit eigene» gritachilichen Aeiißeumgeir alsbald ein- rurrichen. -- Die Vudgetkom»»!sio» des Reichstage» nahm die Vorlage über Unterstützung von Familie» der zu Fnedeusubuugen einbcrriscnen Manuschosten in mehrfach veränderter Fassung an. Darnach erhallen Familien der Mannscbastc» aus der Ersatzreierve dieselbe Unterstützung für die zweite und dritte Uebung, wie die der eiiibrzogcnen Maittischnften der Reserve. Land- und Lcewehr Der Anspruch muß binnen 4 Wochen nach Beendigung der Uebung bei der Gemeindebehörde angebracht werden. Tie mglichcn Unter stützungen sollen benagen a) für die Ehefrau :^0 Pro», des orlS- übstchen Tngelohnes; d) für jede der sonst unbrstützuiiqsbc- rrchtigten Pcrwnen 10 Pro; des orisübstche» Tngelobne» nm der Maßgabe, daß der Geiamnstbcirag der Unterstützung 00 Proz. deS Betrages des ortsnblichr» TagelotmeS nicht überncigt. Schließlich wird aus Antrag des Abg. Dr. Hirtmann-Plaaen svlgonder ncuer Paragraph beschlossen: Unterstützungen na h Maßgabe dieses Ge setzes werden auch rücksichtlich solcher FricdenSnvnngcn gewährt, die ganz oder thcilweise in der Zeit vom I. April bis I Juli >892 stattgesunden haben Ist die Frlebcirsübuntz vor dem Jnlrastlrcten des Gesetzes beendet, so beginnt die vierwöchige Frist für die An bringung deS Untcrsiötzttng'aiisprnches mit dem 1. Inst 1802. — Der Deutsche LandwirthschaitSrald tdeilte dem Minister v Bötti cher mit. daß die dem Bundcsratd vorgrlegte Novelle zum Unter- stütznngswohttsitzgesctz der Altersgrenze, von der ab der Unler- sliitzniigswahnsitz erworben werde» kann, aus das >8. Jahr fest gesetzt und postzciliche Strasvorschristen für Verlassen der An gehörigen ohne Unterstützung vorsehe. Berlin Der „Hannov. Post." zufolge ist der wetentlichr Inhalt de» mit dem Herzog von Cnmbcrland abgeschlossenen Ver trages der. daß der Fond» vorläufig noch tn preußnchcr Verwahrung bleibt, aber di« Zinsen dem Herzog auSgrzahtt werden Der Fond» 2 «
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