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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-18
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1881
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Erscheint täglich früh 8'/, Uhr. Lr-«ktlon und Lrprditi«» JohanneSgaffe 33. LprkchgunLru her Nrditi»»: Lormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. Mir U» RHSftLdr nnjOanttkr Nl-nukra»« »»ch« sich die Uedacli»« m<dl ixrdlLiUch. «»«atz»« der sür di« uLchfts,l,e«ff« Nm»«rr tzesttmmten An« erat« «» «»cke,,a,e» dt« L Uhr Nach»,»«,«. «» S«,u»- und Festtagen früh dt«'/,» Uhr. Ja dra /ilialru sur Ins.-^knahmr: Ott« Klemm, Universiiätsstraße SS. L«ut« Lösche, Kalharinenstraß« 18, p. nur dt« Uhr. HMtr.TaAMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IS^lSo. Äh«nnrment,»rei» vierte», *'/, incl. vrtuaerloh» 5 Mt., durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pj. Gebühren für LLtrabeilaae« «hne PostbefSrderung 39 Ml. «tt Postbesörderuug 48 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen unter den LedartionsSrich die Spaltzeile 40 M. Inserate sind stet« an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuwernmla oder durch Post. Vorschuß. 18. DienStag den 18. Januar 1881. 75. Jal'MNg. Amtlicher^ Thetl. Bekanntmachung. «ir mache« hierdurch öffentlich bekannt. 1) daß alle ui Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1879 und Ostern 1880 aus einer der diesigen Volksschulen ent- lassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da- 1b. Leben-jahr vollendet und die Llassc erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fort- bUdungsschule sür Knaben verpflichtet sind; S) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirke der 1. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Püschmann, daiern sie sich aber im Bezirk der ll. Fortbil dungsschule aufhalten, bei Herrn Direktor vr. Stört zu er folge» hat; v) «ah auch diejenigen Knaben anzn»el«en pnb. welche aus irgcuv einem Grnube »an de« Besuche »er stäbiischeu FartbUdu»««schu1e entbunbru zu sein glauben 4) daß hier etnziehende Knaben, welche Ostern 1878, 1879 und 1880 auS einer au»wLrtigeu Bolk-schul« entlassen worden sind, ebensall- zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach dem tzlnzuge bei dem Direktor der Fortbildungsschule ihres Bezirkes anzumcldrn sind: 8) daß Eltern, Lehrherren. Dienstherrschaften und Arbeitgeber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandel» ist. «te schutpffich- tigen Knaben zu Vieser Anmeldung auznhalten oder letztere selbst vorzuuehmcu habe«. Leipzig, den 14. Januar 1881. Ter Rath der Stadt Letpzig. L> l)r. Georg«. Lehncrt. 7tutzholzauction. Mtttwach, den IS. Januar d. I.. solle» von Bormittags 9 Uhr an, aus dcu neuen Lchteftftande«, in der Nähe der Lentzsch-Wahreuer Brücke ca. 57 eichene, 27 buchene, 37 rüsterne, 2b lindene, 30 «scheue, 8 ahorne, 7 maaSholdcrue, 2 birkene und 8 ellerne Rutzllötze, 187 eschene Schirrhölzer. 68 ellerne Waffcrdaustangen, 160 eschene Schirrst»»»«« und 25 . Hedcbaumr unter den im Termine bekannt zn machenden Bedingungen und gegen die üblich« Anzahlung a» den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: an der Leutzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 10. Januar 1881. . Le« Rath» Karst-Trputatin». Bekanntma -g. de, S1. Januar ». c.. vormittag 10 Uh: sollen aus der Liobenauer Thanffee eine Anzahl starke Pappel-Reitzighausen au de» Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhr öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 17. Januar 1881. Des Rath« Ltratzendan-rrputalian. Gewerbekammer Leipzig. TonuerStag, den 20. dss., Nachmittag 5 Uhr. Oefscntliche Plenarsitzung im Kammerlocalr. Tagesordnung: 1) Registrande. 2) Constituirung der Kammer. S) Bericht deS Finanz-AuSschuffeS über die Jahret-Rechnung von 1880 und den HaushaUplaa für 1881. 4) Zuwahl eine- Mitgliedes. Leipzig, den 17. Januar 1881. W. HLcket, vors. Herzog, L Diebstakls Bckanntmacbung. Gestohlen wurden allhicr erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Frauenmantel von grauem, dickem Stoffe, ein Loupon schtvarzseidencr Ripsstoff, 10 Meter haltend, ein Rest rother Lei henstaff, ca. 2 Meter hallend, ein edensalcher von schwarz Farbe, Meter lang, einer desgleichen schwarz und weiß carrirt, ca. 1'/, Meier hallend, und vier Paar wollene Frauenstrnmpse, an« einer Wohnung in Nr. 2 der Münzgass«, m der Zell vom 15. September v. I. bis 1. dss. Mts.: 5) ein brauner Lpazierftock mit Elsenbeiugriff und ebensolcher age. der Griff mit Schnitzerei, einen MannSkops darstellend, bei genhell eines Möbeltransports von der Windmühlengassc bis nach Reudnitz, am 3. d. Mts.; 3) ein Fuhad,'»reicher von Gummistoff «st dem eingepreßten Namen „Richard Merkel", aus der Treppenflur in Nr. Kd der Karlstraße, in der Zeit vom 4. bi- 6. dss. Mts.; 4) eine kleine Holzkiste, enthaltend eine Quantität Barsten, wiaesihr 25 Kilo an Gewicht, mittelst Rachschtüffela, an- einem GeschäsiSlocale in Nr. 18 der Nicolaistraße, am 9. di«. Mts. Abends; 5> ein schwarzer Ftlzhnt mit rothem Futter, au« dem lanzsaal i« Tivoli, in derfelben Zeit; Ü) eine Geldsumme von 27 ^!, in riaer Dopvelkroue und dl». Silbrrmnnzc. mittelst Einbruchs auS einem Tomptoir in Nr. 8d der Lindenstraße, vom 9. bi- 10. dss. Mts.; 7) ein Wiuterüberzirher von dunkelblauem, geriestem Stoffe, mit schwarzem Sammclkragrn. zwei Reihen Knüpfen, Bordrncinfaffung, Paltenlaschen, WollallaStutter und Lederheukel, — in den Taschen befand sich ein weißleincnes Taschentuch, gez. kl. l,., ein Paar oraulede-nc Handschuhe, ein Bifttrutartentiischchrn mit blau sechenem Futter, cntliattend diverse Visitenkarten und eine Legttt »attonökarte aus Lüfchkc lautend, endlich drei Tchlüfiel an einem Ringe — ans einem Gastlocale in Nr. 16 am Markt, am 11. d. M. Mittag«: 8) ein zweischneidiges Wiegemesser mit Hellen Holzgriffen, aus de« Hofraume in Skr. 18 der Zcitzer Straße, am nämlichen Tage Abend«; 9) vier hellgelb« wollene Pserdtdrcke« mit roth und blauen kanlenstreisen, neu, von einem Handwagen, welcher im Hosramne dkl Grundstück- Nr. 3 am König-Platze gestanden hal, in der selben Zell. 10) «in schwarzer Schafpelz, neu, mit Kragen und Ausschlägen von Bisampelz, Ilcberrug von ' schwarzem Tuck,, mit zwei Rei Knöpfen und Seitentaschrn, a»S einem GeschästSlocalc in Nr. 28 am Brühl, vom 10. bis 12. d. M.; 11) ein serner neu« kknle, eine Quantität Schwein ... Partt« Kartoffeln» ungefähr I Eir.. mittelst Giudrnch« au« einer Kcllerabiheilung in Nr. 17 der Schrcberstraße, in der Nacht vom 11. zum 13. d. M.: IS) »in Mannsrock von dunkelblauem Sloss, mit schwarzem Futter, — in den Taschen befanden sich ein Paar icknvarze GlaeS »andschtthe, ein grau- und weißwollenes Halstuch, eia rot he« Tasche«»«^ «in Tankengnik. ein polizcili-her Auweldeschet« und einig« Zeugnisse, sammtliq auf sompb Haaxru lautend —, ^rner ei» Paar Hose» von dunkelgraugestreifte« Gtc^ Tchloslocale in Rr. 23 der Stern wo rtenstraße, i» dericlben Zell; 13) ei, vierrädriger Ktnderwaae« «U schwarzem Korb «nd blaue, Vorhängen, au« der Hausflur d«S Grundstücks Nr. 8 der Hohe» Straße, am IS. d«. Mts. Abends; 14) ein llrberzteher von schwarzem Floconns mit Sammetkragen. Schooßtaschen mit Patten, schwarz-weiß gestreiftem Aermel- und chivarzem Schooßsutter, — in den Taschen besande» sich ein Paar raue «Glacehandschuhe Mid ein lkigarrenetut —. aus einen, icstaurationslocalc in Ne. 7 der Burgstraße, an demselben Abend: 15) eine tombakenr Ehliuveruhr, fast »cu, ohne Glas, mit Se kunde. mit Blumengravirung und wappknsörmigem Schildchen aus der Rückfeite, nebst kurzer großglicdrriger Messiugkette, aus einer Kammer in Nr. 10 des Alten 'Amtshots. am 13. d. M. Vormittags: 16) ein vierrädcrigcr Handwagen mit Leitern und Bietern aus- ctzt, blaugestrichen, an beide» Seiten der Name „X. »Ice, kloppen." angeschrieben, aus den« Rapon deS Dresdner Bahnhoss, im Lause der letzrvcraangenen acht Tage: 17) eine silberne sthlinberuhr mit Serund«, guillochirter Rück- selle mit Gravirung, eine Burg darstellend, nebst kurzer Talmi- kettr, ferner eine kleine Blechbüchse, darin ein Liegküthaler, aus einer Wohnung in Nr. 18 der I urnerstrabe, von, 14. bis 15. d. M.: 18) ein schwarzer Hanbkorb. darin ei» grau- und roihgestreisies Leinwandsäckchen mit einer Geldsumme von ca. 266 6 in Gold- mid Silbermünzcn, ferner mehrere Briese und kleine Packele, aus einem Wagen, welcher in der Burgstraße gestanden hat, am 15. d. M. früh; 19) eine silberne (thliiidcrilhr mit Sekunde, Goldrand und geriester Rückseite, aus einer Werkstelle in Nr. 2 der Seitenstraße, an demselben Tage Mittags: 20) ein schivarzledcnies Geldtäschchen, enthaltend 2 Mark Geld und zwei Psaudschrine, aus einer Wohnung in Skr. 4 der Bairi schen Straße, zu gleicher Zeit: 2l- neun Stück Herrru-Lberhemven von Chiffon, neu. check« mit gesticktem. theilS mit glattem Einlatz und U. U. gez., mitleist Nachschlüssels aus einer Bodenkammer in Nr. 2 der .Hohen Str.. vom 15. dis 16. d. M; 22) eine Steppdecke von grau- und blaugeblumtcm Kattun, ei» Frauenrock von dunkelbrauner Barege, ein ebeii'olches Kleid von rosa- »nd wcißcarrirlei» Stoff, wir Ueberwurs von rolaem Stoffe, mit Stickerei, eine Kleidtaille von bla». ,md weißcarrirtem Kam», und ei» Frauciirock von grauem Kattun mit grauweißgestreiiter Tunica. mittelst Einbruchs aus einem Bodenräume in Nr. 1 der Postsiraßo, vom 14. bis 16. d. M.: 23) drei Billardbälle von Elfenbein, ein weißer, ein kreuzball und ein rother, aus einem Restaurationslocalc in Sir. 2 der Quer- straße, vom 15. bis 16. d. M.: 24) ein Satz Gewichte von Messing und eine Partie div. ltouditorciwaaren, mittelst Einbruchs aus einer Bude aus dem ÄuglistiiSpiave, i» derselben Zeit; 25) ein Portemonnaie vo» gelben, Leder, enthaltend ca. 4 -X in Fünszigpseniligstücken und kleiner Münze auü einen, Gasilocale in Nr. 1 des Goldhaimgäßchcns, am 16. d. Nils. Abends: 26) ein Wtntcrüberztcher von schwarzem, breitgestreislem Stoffe, mit zwei Reihen schwarzen Hornknüpscn. Schoofllaicheii mit Patte» und schwarzwollenem blau- und weißgestteisein Futter, aus einer Bude am Schwanenteich, zu derselben Zeit; 27) ein RtNfferbakbett mit rvlh und «eißgestreistem Inlett »bst roth «nd weißcarrirtem lteberznU» aui einem Kiaberwage», welcher in der Hausflur b«S Grundstücks Rr. 11 der Dorotheenstraße gestanden hat, zu gleicher Zeit: 28) ein Winterüberzirher von dunklem, gerieftem, rauhem Stoffe, fast neu, mit schwarzem Sammelkragen, Bordeneinsassung, Patteiitaschcii, zwei Reihen Knöpfen und fchwarzwollenem, rothge streikten, Futter, — f» de» Tasche» befanden sich ei» Notizbuch, div. Papiere nnd ein Achtcllovü I El. Nr. 6K4G» der 9l>. «ünigl. Sächj. Landeslottcrie, aus einem Rcstaurationslocale in Sir. 1 der Parkftrabe, am gleichen Abend. Etwaige Wahrnehnuingen- über den Verblieb der Sachen oder den Dieb und bei unserer Eriiwiial-Ablheilung zur Anzeige zu dringen. Leipzig, am 17. Januar 1881. Tas Polizei-Awt »er Stadt Leipzig. I>r. Rüder. Hohlseid. Partei nicht entfernt von dem Einsluffc, welcher den Natio na l- liberalcnbeiwohnte. Nur ein Biindniß der Conservaliven mit dem llllramoiitaniöinuö tvürde einen Factor von entscheiden- kcni (ücwichl Herstellen, jedoch um den Preis einer Politik, mit ivelck'cr eine Regierung des Deutschen Reichs sich nimmern>ehr verständigen könnte. DaS Bedauerlichste aber ist die Unklar heit, iveiche über die cigrnUiche Richtung der RegiernngS- pviitik seil Jahren herrscht und trotz aller officiösen Äbleng- nungen noch immer fortdauerl. Und so leidet unser politisches Leben an einer Stagnation, an einer Verwirrung,^welche nur den unversöhnlichen Feinden unseres »alionalen Slaales zur Freute gereichen kann. — TaS Alles ist gewiß kein Anlaß zu gehobene» (üesuhle» am zehnten Geburtslage des Reichs. Unk dennoch können und müssen wir von der höheren Warle aus. aus welche dieser Tag uns stellt. daS Vertrauen m die ^nkunsk wiekenlnten. Was will kenn rin Abschnitt von zebn Jabren besagen in dem Leben eines Belkes! Und welcher Mann von politischer »nd historischer Erfahrung hätte erwailen können, daß die Entwickelung unseres nationalen Staates sich in alle Ankunft so glatt vollziehen werde wie in den ersten Jahren! Ein freundliches Geschick halte »ns die äußere Einheit so zu sage» über Racbl in den Sck'ooß geworfen; bekennen wir nur, daß wir in der Freute über kies langcrsehnlc Glück die ungeheure Ausgabe der innere» Verschmelzung sehr »ntcrschätzl haben. Wollen wir ehrlich sein, so mimen wir gestehe», cs ist kies noch heule eine Ausgabe, wie sic schwerer kaum jemals einem Volke gestellt worden ist. Und dazu kommt, daß zugleich mil diesem Verichniclzungsproccß das Princip des konstitutionellen Slaales in Teulsckland Fleisch »nt Blut gewinnen soll — auch die» eine Ausgabe, die inmitten unserer eigenartigen Ver hältnisse nicht durch die bloße Nachahmung eines fremde» Beispiels, sondern nur in langwieriger und aus dauernder Arbeit gelöst werden kann. Diese nüchterne Betrachtung darf uns inimerl'in die Ueberzengung geben, daß es um das Deutsche Reich nach dem Ablauf seines ersten Decenniums leiiieswegs schlechter steht, als man nach menschlicher Schätzung hätte erwarten dürfen. Und darum getrosten Mnlhcs in die Zukunft! Nichtamtlicher Tlicil. Leipzig, 1§. Januar. To liegt dem» heute daS erste Jahrzehnt des neue» Deutschen Reiches abgeschlossen vor nnseren Augen. Als am 18. Januar des JabrcS >871 König Wilhelm in dem Bersailler Prunkiaale Ludwig s XIV. die deutsche Kaiser würde wicderherstcllte, da war eö ausschließlich das Bild einer gewaltigen .Kriegsmacht, das sich vor den Blicken der staunenden Welt entfaltete. Die Räume jenes glänzenden BeurbonenpalasteS, der laut seiner berühmten Inschrift ge weiht ist ü tonte-; los ^loiies <lo ln b runeo", sie hallten wider von dem strammen Tritt tapferer dcntscher Krieger, von dem Rauschen siegbedccktcr tculscher Fahnen, von den klängen deS Hohenfriedberger Marsches und der dculschc» Nationalhymne. Die Wirkung dieses Anblicks war zu über- wälkigcnd, als daß nicht die ängstlichen Geniüther in Europa hinter diesem wickererstankenen deutschen Bvlke ungemeffene Kriegs- nnd Eroberungslust, den Anspruch der Vorherrschaft unlcr den Weltmächlen hätten befürchten solle». Heute ist die Grundlosigkeit dieser Befürchtungen durch histvrische Tbalsachen erwiesen. Deutschland hat während dieser zekn Jahre i»n Ratlic der Völker keinen ankeren Ehrgeiz gezeigt, als seinen wiekergewonncnc» berechtigten Einstuß zur Erhaltung und Be festigung deS europäischen Friedens zu gebrauchen? Und es ist dieser Ausgabe gerecht geworden Dank eben jener niili- tairischcn Macht, welcke seit de» Tagen deS Krieges »»geschwächt erhalte» und, wo nötkig, noch ergänzt worden ist. Tenn darüber ist kein Z " rüstung ist c« un dem jungen Dcul wäre es die älteste Macht der Welt. — Leider nicht die gleich Befriedigung gewährt ein Rückblick aus unsere innere Ent Wickelung während dieses Jahrzehnts. Daß die Helle Be aeincrung, mit welcher die. Nation Anfangs an dic Arbeit deS Aus- und Ausbaucns ging, nicht von langer Dauer sein konnte, lag freilich in der Nalnr der menschlichen Dinge begründet. Aber beute ist an die Stelle jener ursprünglichen Stiininnng vielfach daS gerade Gegentbeil, Unlust imd Pessimismus getreten. Wer die gegenwärtige Lage mit der vor zehn Jahren vergleicht, gewahrt eine seltsame Verschiebung der Kräfte. Während der ersten Hälfte deü DecenniumS war die Signatur der politischen Arbeit im Reick« daS Zusammenwirken des Fürsten Bismarck mit der nationatliberalen Partei; die letztere war — man kann es ohne Nrbertreibung sagen — die vollgültige Vertretung der breiten Mittelschichten des deutschen Volkes. Heule sehen wir sie stark ziisamlncnqcschmclzen, dem Kanzler entfremdet, in ihrer Tätigkeit mehr aus Abwehr als aus positives Schaffe« angewiesen. Besaßen >v,r ein voll au-gebilkete« politische- Leo«, et»« «nh der Art VeS engljsckcen, wäre die national llbrralr Partei einfach durch e,ne »ational-consrrvative ab aGöff. so möchte in den, heutigen Zustande nicht« Bedenkliche« liegen. Aber DaS. was sich bei uns conservative Parte, nennt, ist vom Standpiwcte der RcicbSitttercsien aus al« coit- servakkv gar Nicht vnziicrkennc». Und dann ist diese „conservative' Zweifel: nur gestützt ans unsere starke KrieqS- inung ifi cs unserem großen Staatsmann,' möglich gewesen, cm jungen Dculschc» Reiche eine S lcllung zu behaupte», als ärc es dic älteste Macht der Welt. — Leider nicht dic gleiche Der Zusammentritt deS VolkSwirthschasts- ralbs mit seine Eonstituirung dürfte, gutem Vernehmen nach, noch im letzten Drittel diese» MonalS erfolgen. Ob die Ver handlungen nach Analogie der kürzlich stattgefundencii Enqnetc- Eon»niinvn geheim gehallen werden, »der ob den Mitglie dern stillschweigend gestattet wird, Mittheiluuge» an die Presse Mcmgcn zll lassen, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Jeden falls siebt man mit Spannung den Ergebnissen diese» Be rathnngsköi'perö entgegen, nicht nur wegen des eben pnblicir- ten Gesetzentwurfs, betreffend die UnfaUversichenimz. und der noch zu erwartenden Berlage über die gesetzliche Regelung des freien Junungsivelens, sondern auch wegen der Zu sainniciisetzuiig des Vvfkswirtbschastsralbs. Dieser be- greist 6o Industrielle, Großkausleule und Grnndbesitzer, sowie >5 Handwerker und Arbeiter in sich. Nack' einer oberflächlichen Schatzung bestrben kiele ans 30 Schutzzöllnern, etwa 2o Freihändler'». 10 Agrariern nnd >5 lhewerbetreiben den und Gehülsen. Je nach den, politischen und wirlbschasl- lichcn Standpunclc der Parteien macht sich eine verschiedene Auffassung über die Vertretung der Interessengruppen geltend. Von einer Seile wird behauptet, daß die preußische Regierung strikte die in der Verordnung vorgrschricbencn Mlnimalzifser» der einzelnen Kategorien innegcbatlen habe, wenn sic auch selbstvcrsiändlich jenen Elementen nnmerisch den Vorzug gab, welche die gegenwärtige Wirlbichastspotitik und insbesondere die Gefetzgebniigsrevision der sog. liberalen Acra nnlerstützen. Dic Ralhgebcr der Krone hätten es aber vermieden, die Repräsen tanten erlrciner wirlhichastlichcr Richtungen, wenn sie auch mehr oder minder zur conservaliven Partei gehören, zu be rufe». Dies beweist ». A, daß sie die seit Jahre» tliätigen ckkSimpser der Innung» nnd Zunsipartri, wie die Herren ierbcrg, Brandes. Koppen, Schmitt, Felil'ch. Bauer >Ham burg) n. A. übergangen habe, waS diese sehr enttäuschen dürfte. Ob sich die Christlich-Socialen auch enttäuscht sinken werden, daß ihre Henrici, Ruppel, Körner. Fiun », A. nickst der Ehre lkeilhaltig werken, im Bolkswirthschaslsrath Sitz und Sriimne cinzunehmcn, läßt sich kaum anders als bejahen. Nach ihrer Aufsastung gehören sie nicht nur zu den Berufenen, sondern auch z» den Erwählten ihrer Jntercsfenkreise, und sic werden es der Regierung nickst wenig verübeln, daß ihre 'Namen übersehen worden find. Von der anderen Seite wird dagegen angcsührt, daß durch die Zusammen setzung des BottSwirthschastsratbs den Regicrunasvorlagen die Mehrheit gesickert ist. Noch ließe sich aus Grund der piibkicirkeil Namen und besonders ihre Unterscheidung als Schntzzöllner. Freihändler nnd Agrarier nicht bestimmen, welche Stellung sie zu den Vorlagen in der Arbeiterfrage »ekmru werden, aber im Allgemeinen ließe sich annrhmen. daß die überwiegende Anzahl derjenige», die seil langem eine prmcipiclle Haltung in wirlbschalllichen Angelegenheiten em nehmen, sich gegenwärtig nicht ans einen Boden stelle» dürsten, welcher gewissen Bedingungen der Vorlage entgegen ist. Wie viel vo» den 15 Handwerkern nnd Arbeitern aus den eigentlichen Arbeikorstand kommen »nk welcher Richtung dieselben angchörcn, läßt sich, zunächst »ichl bestimmen, da die sehr große Mehrzahl der Ernannten bisher durchaus unbekannt waren. Von ton Arbeitern gehört mir zn den bekannten Persönlichkeiten der vom Eentral rvttz der dculftlnii Gewerkvcrcine vorgeschlagene Eisensormer. .Herr Komian. welcher augenblicklich als stellvertretender Vor sitzender des Gewerkvereines der Maschinenbau- und Melall arbriter funczirt. Befremdet bat es in weiteren Kreisen, daß Maffizer, wie Schuli-e Dekitzsch »nt I»r. Hirsch, welche be- svifter» Mif dem Geriete der Arbeitcrversicherung. der Haft pflicht und des JnnuugSwesenö feit Langem lbälig sind'und als Vertränensmänncr großer Volkskreise anerkannt werden, vöm Bolkswirthschaslsrath ausgeschlossen sind. Beim Studiimi der neueste» Rang- nnd O-uarticr liste des preußischen Heeres und der mit ihn» der einigten Truppentheilc anderer Bundesstaaten bat man eine inlercssante Entdeckung gemacht, die sicherlich bei den Reichs tagsvrrbantlnnaen über da» Militairbudgct vcrwertbet wer j. «Aa - - - - - - - - - den wird. nach der obengetachten Rangliste säminlliche Nt drei zehnte Hauplleuie mit Ausnahme eines einzigen augenblicklich überzählige MajorS sind. Das ist nickst das einzige Mittel, welches man ergriffen bat, »in das Avancement lniisilich zw iördern, welches, nachdem einmal die Nachwehe» der großen Kriege verwunden waren, naturgemäß stocken mußbe. Wo in einem Regiment I oder 2 besondcrs alle Haupllexle waren, wurden dieselben znMajors beförderst Und dem Regiinemt „aggre girt", d. k. sie wurden nebenbei geführt ohne eine hesiienmte dan crndc Beschäftigung. Ihre S lrlien als Eempagnie Ebois ivurten indcß besetzt und halfen beim Avancement. Dan» kamen die drei zehnte» Hanpllente, dic aber in Wirklichkeit nbcrzälstige Majors nid. Somit giebl es jetzt in mehreren preußischen Ree imentern anßer de» dre, Majors, welche die Bataillone führen, noch vier, nämlick' den etalsmäßigcn Stabsossicier, zivci gggrcgirle »nd einen überzähligen Major, letztere drei lbalsächkich ohne irgend eine bifftimmle Beschäftigung. Bei die'er Lage der Dinge klingt eS doch sehr seltsam, wenn die Militairverwal- Inng immer fvicder die Unmöglichkeit von Erspar»iffon betont. Gewiß sind die jungen Osficierr z» bedauern, wenn im Avancement wieder Zusiände rintreten. wie in den langen Friekensjabren vor 1864, aber wer garanlirt kenn unter den heutigen Verhältnissen dem jungen Juristen, dem Banlechniker u. s. >v. eine auskömmliche Stellung'? In Berlin bat am Sonnabend dic jährliche Gcneral- versaiiimlnng des Vorstandes der unter dem Prolectorate de« Kronprinz«: n stehenden Victoria - Nativnal - Inva - liden-Stiflung statlgefunde». Sämmtlichc Berliner Blätter berichten über eine Unterredung, welche bei dieser Gelegenheit Sc. Kafferl. König!. Holvil mit dein einen der beiden Vor sitzende». Slaktralb Meyer MagnuS, balle Einen, wie es scheint, unparteilichen Bericht über dieses Gespräch enthält die „Nationalzritnng". Danach wandte sich der Kronprinz an Herrn MagnuS mil der Frage, „wie er mit dein ver gangenen Jabre zufrieden sei ?" Ter Angercdele entgegnete, daß angesichls der Sr. Kaiserliche» Hoheit wohlbekannten Agilation das Jahr sur ihn eines der trübsten seines lange» Lebens gewesen sei. Wen» ihm und unzähligen seiner Glaubensgenossen inmitten dieser traurigen Bewegung ein starker Trost geblieben wäre, so sei es die lebendige Erinnern»» an den an dieser Stelle gethanen Ausspruch des Kronprinzen, daß er die Bewegung bedauere und daß sie eine Schmach sür unsere Zelt sei. Mit allem Nachdruck bemerkte hieraus der Kronprinz, daß er die- selbe Aiiichaining heute wie damals hege, daß er die gedachten Be- slrebungen aus das Entschiedenste mitzbillige »nd verwerfe. Was sei» Gefühl dabei am ineisten verletze, sei die Hineiulragung dieser Tendenzen in die Schule und die L>örsäle; in die Pflanzstätten des Edlen und Guten sei dieses böse Samenkorn hiaeingcworscu worden. Hoffentlich iverde es nicht zur Reise gelangen. Er vennöae eS Nicht 'der ih z« fassen, wie Männer, me ans geistiger Höhe stehen oder ihrem Berufe »ach sieben sollten, sich hier z» Trägern »nd Hülfsmiltelii einer in ihren Voraussetzlingen nnd Zielen gleichmäßig venverslichen Bewegung hcrgcbrn könnten. Ter Kronprinz zog zur Erläuterung dieser Anschauungen eine Anzahl markanter Zwischen Me .der letzlen Zeit herbei, wobei rr aus die Geschichte der Agitation und ihrer einzelnen Phasen einaing. Gelegentlich der Versammlung knüpfte der Kronprinz insbesondere an die in den „Reich-Hallen" statt- gesundene Worte der Vernrfheilung. J»l weitere» Verlaufe der Unterredung fragte der Kronprinz, ob eS wahr sei, daß viele jüdische Familien Berlin zu verlassen deabsichligten. Herr Magnus entgegnete, daß ihm kein einziger derartiger Fall zur Kenntnis; gekommen sei und er auch nicht daran glaube. Unter, den Jude» herrsche wohl eine leicht begreifliche und tiefgehende Er regung, aber keinerlei Furcht. Die früheren Worte des Kronprinzen, dic „Erklärung" der Notablen, die Resolution der Berliner Wahi- männer »nd Allem voran die Antwort deS Kaisers an die Stadt- vertretllngcn von Berlin hätten mächtig dazu beigelrage», die feind seligen Bestrebungen in ihren nächsten Wirkungen ahziischwächen. Der Kronprinz meinte hieraus auch, er gebe sich der sicheren Hoff nung hi», die Bewegung werde sich langsam im Sande verliere», derartige ungesunde Tinge könnten keinen Bestand haben. Ter in Nürnberg erscheinende „Eorrespondent von nnd sür Deutschland" meldet: Das bairische Ministerium deS Inner-» bat in Folge de« Umstandes, daß die von Berlin aus gehende antisemilischc Bewegung auch in Baiern Boden zu gewinnen sucht, dicDistrictöpoUzcivehörden durch die Regierungen beaustragt, diesen Verhältnissen die größte Ansnicrksamkeit zn- zuwenden und dafür zn sorgen, daß veranlaßten Falls, durch aui'klärende Belehrung und soweit cs nölkig sei. durch Gütend- machung gesetzlicher Mittel der Bewegung in ihrem Entstehen wirksam enlgegcntrcten werde. »- » * Dic Ministerkrisis in Wien kommt der österreichi schen Preise durchaus überraschend. Niemand (selbst die ei» gcweibtcn Officiösen nickt) batte eine Ahnung davon, daß die Reconstruction des CabinctS Taasse schon so bald erfolge» würde. Bekannt war freilich — und der Ministerpräsident selbst bat dies zugegeben — daß zwischen den bisherigen Ministern Krcmer und Streit „nd den übrige» Eollegcn eine tiescrgrcisenke Meinungsverschiedenheit über das bis zur Stunde beliebte Regierung« sh st ein hervorgetreten war, welche sich zu einer unüberbrückbaren Klint erweiterte, lieber die spericllc Veranlassung, welche das Sleincheii ins Rollen brachte, wird bekannt, daß die Zusammensetzung der Liste inr die neu zu ernennenden Herrcnl'ansmikglieker den enlfchie- dcnsten Widerspruch der beiden iübrigens ebne „Auszeichnung" auS den Amte scheidcnben) Minister hervorriet, daß alte der Pairoschub die eigentliche Uriache der beiden DemilsionSgesiich' war. Gras Taasse ist jetzt weniger beengt in Bezug auf seine TranSaclionen mit der parlamentarische» Majorität »md seine innere Politik wird sür die Folge an Actnalitäl nichts z» wünsch,-,, übrig lasten. Prazak, der neue Jinliznmiister. ist Ezc»he und in den politischen Kämpfen de« neuen Oesterreich ergraut. Sein Bestreben wird sein, da« Dcntsck'Ihiiin noch lester als bislwr regierungsseitig niederziibalten nnd für die rücksichts loseste AnStül'rnng des Spracbenerlastes im Sinne der czechi- scben Wünsche einzulrete». Da er Monster ob»c Portefeuille war. so wird ein Platz sür einen enragirlen Ezechen frei, dessen Ernrnming wobt schon bald er'olgei» dürste. Der Frciberi von Pino ist Homo noviw in der großen Politik. Er war bisher Statthalter von Oberösterreich, ist ein selbstständiger Ekarakler, der init Talenl und Wissen begabt, aber l-ereik ist, den Wünschen der Majorität nack'znkommen. Daß er Handels in in i stcr grwordcn ist. bedauert die Wiener Preise, denn es fehlt ibm jegliche En'abiung für die Uebernalnne diese« Ressort«. Indessen das Hanc-elsamt ist von jeb, r in Oesterreich stiefmütterlich behandelt, die Beietzniig des selben aber nach Möglichkeit sür politische Zwecke ans- gedeutel worden Fctir Freiherr Pino v. Friedrnlbal ist am >4. Oktober 1826 in Wien geboren; er stammt an« einer alten lombardischen Adelsiamilie. und sein Vater war nntlich ist Jahre hindurch ein Kampf um den sogenannten dreizehnten Hauptniann geführt worden, den die Militairvevwallnna als unentbehrlich vezeichnele, während die OppoKtio» die Unentbehrlichkeit nicht cinsehen wollte Schließlich Heck die letztere nacbgebcn muffen »nd dic For i Ober-Finanzralh- Er widmete sich gleichfalls dem Staats- derung ist bewilligt worden. Nun stellt sich heraus, daß I dicnstr, wnrtc zunächst Provinzial - Delegat in Bclluno null
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