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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189205299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-29
- Monat1892-05
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1892
- Autor
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8! t» »t Hauptexpeditio» «per de» Ka 8t»dd- bejirk und de» Vororten errichteten Aus ladestellen ndgehott: vierteliabrltch «4^-0 «i zweimaltarr täglicher Zustellung in« Haus >l üchO. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Lesterreich: vierieliädrlich 8.—. Direct» täglich« Dreuzbandseaduaa t»t Lutland: monallich 9.—. Di« Morgrn-Antgob« erscheint täglich'/,7 Uhr, dt« Idend-lilntgad« Wochentag« 5 Utzr. Lrkcttoa »»> LrveLitio»: AntzMUlrsgnG» 8. DAIttedtÜnntßWncheatnglnnnnterdkochnu »<W»1 »» früh 6 di» >d«»d» 7 lltzr. Filiale«: vtt, «»»m « rnrii«. Mlfr«» dntzn), Uuiversitätsstrad» I« Lnat» Lösche. «nthartnenstr. 14, p-O. «e» «Sertgspla» 7. elMM Anzeiger. LWN für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftsveMr. gnsertiouSprei- Die 6gespaltene Pet,heile 20 Psg. Reklamen unter dem Rcdii.tions'rrich läge- ipallenüO^. oor den Fuimlieniiachrichlei» dgeip.'tten- 40^. Größer« Schrillen laut mtterem Preis« verzeichniß. Tcibellarttcher und Zisternlatz nach hodcrrm Dans. Ertra-Veilagen (gelalzN, nur mit der Mvigen-Au-aabe. odne Posibeföederung 60—, mit Posldeiördrrung 70—. Ranahmeschluß f3r Inserate: Ndend-Au-gobe: vormittag« lO N-r. vtorge n-Nu-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« triid9 Uhr vei den Filialen »nd Annahmestellen je eine bald« stund» t-üher. Insernt« sind stets an V» Expesttto« »u richte Druck nnd Verlag von E. Polz tn Leipzig ^- 272. Sonntag den 29. Mai 1892. 88. Jahrgang Bestellungen für den Monat Juni auf das Leipziger Tageblatt zum Preise von 2 Mk. -ei täglich zweimaliger freier Zustellung ins Haus nehmen entgegen sämmtliche Zcitungsspeditenre, sowie die Hauptexpedition: Joliannesgafse die Filialen: Katliarineustratze 14, Körngsplap V und Universitätsstraste 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von Ü Mk. 05 Pfg. für Monat Juni — abgeholt werden: Arndtstrasre 35 Herr K. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung. Peterokirchbof 5 Herr Nrix >lei'1Il. Buchbinderei. Beetbovenstratze 1 Herr HieoN. I'eter, (Lolonialwaarenhandlnng. Pfassendorser Ltratze 1 Herr 1'elt/, »ebee, Colonialwaarenhendlung. Brühl 8V (Ecke Goctliestrapei Herr Uerm. ^1e88ke, Colonialwaarcnhandlung. Nanftschcs (l-ätzchcn O Herr Krietir. Kl^elier, Evlonialwaarenbandlung. Frankfurter Ttratze 11 Herr Krnst L1ro8, Colonialwaarcnhandlung. Ranstädter Tteinweg 1 Herr 0. KnLF Imunn, Eolonialwaarenhandlung. «öhrftrahe 15 Herr KNurirN Uetrer, Colonialwaarcnhandlung. SchüNenstrahe 5 Herr ^ni. 8eIUi«nit Iien, Colonialwaarcnhandlung. Marschnerstrasze O Herr kaul 8eNi'elber, Trogcngeschäft. LVestplatz 32 Herr ll. IMtrlc I», Cigarrenhandlnng. Nürnberger Ttratze 45 Herr 11. L. Xlbreelit, Colonialwaarcnhandlung. Porkstratze 32 (Ecke Berliner Strasse) Herr 0. ^ruike, Colonialwaarcnhandlung. Meitzer Ätrasre 35 Herr V. Kühler, Cigarrcnbandlung. in Anger-Crottendorf Herr ködert 6rein er, Zweinaundorfer Etrasre 18. in Neustadt Herr k. Heiter, Cisenbahnstrasw 5. - Connewitz Frau kjselier. Hcrmannstrape 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr 11. Orltt/innnn. Zschochcrschc Strahe 7 cc. - Gohlis Herr 'rlt. krit/ueke. Mittelstrasze 5. - Reudnitz Herr IV. I'uxmann, Marschallstrasre 1. - Lindeuau Herr L<1. k. Ilüller, Wettiner Straße 51. . - Herr kernl». N'vbvr, Piiitzengeschäft. Leipziger Straße L. in Thonberg Herr 1!. 1ILnt86li, Reitzenhaincr Straße 58. o—c> Die Expedition des Leipziger Tageblattes, Johanncsgasse 8, führt auch Bestellungen auf Reifeabonnements von beliebig vorgeschriebencr Zeitdauer aus. Amtliche Bekanntmachungen. OeffenMche Sitzung der Stadtverordneten Mttt»«ch, de» 1. Juni 18V2. «bei,SS «'/. Utzr i« Lttzimgssaale am Rasch»,arktr. Tagesordnung: I. Bericht de« BerfastungSuusschusics über die Eingabe des Verein- hausgewerbelreibender Obst- und Geiiiilsebändler Alt-Leipzigs wegen Beschränkung des Straßen-Hautirhandets. II. Bericht des Lekomicausschusjes über: n. Erwerbung von Areal von dem an der südöstliche» Ecke der Wiesen- und Promenadensiraße gelegenen Grundstücke für Steaßkiizwecke; d. Erslallung von Kosten an Frau veno. Klarncr sür Fuß wegherstellung vor de» Grundstücke» Sir. 47, 49, 51 an der Hoden Silage; e. Pflasterung einer Strecke der Harkort strabe in Leipzig-Lindenau; n. Pflasterung der von dem Georgenhause bez. der Stadtgeineinde herzustellenden Strecken der Auen- und Fregcstraße; o. Pflasterung einer Strecke der Leipziger Straße und der westlichen und der nördliche» Fahr straße an der Kirche in Leipzig-Gohli»; fl Herstellung eines Reitwege» durch die Probslei im Eonnewitzer Holze ans frei willig gezeichneten Beiträgen und Uebernahme der künftigen Unterhaltung desselben aus die Stadt, x. Benvcudnng der sür Unterhaltung de» Flußbades tn Leipzig-Lonnewitz in Lonto 10 Pos. 62d de« dte«jährigen Haushaltplanes «iw gestellten Beträge. Hl. Bericht des Lekonomie- und bez. Finanzausschusses über die Rückäußerung de« Rathe« wegen Anlegung von Steinlager- plähen. lV. Bericht deS Lekonomie- und StiftungsausschusseS über Er Kauung einer Schleuß« III. Elast« aus einer Strecke des Wind- müdlenwege«. V. Bericht des BauauSschuste« über: Einführung der Wasser leitung in die Straße O V zwischen der West- und O-ueck straße tn Leipzig-Lindenau. VI. Bericht de» Bau- und Schulau»schuste» über: Zahlung eine» Betrage» an Herrn Glasermeisier Rohrberg aus de» ver- willigten Baugeldern für die Volksschule zu Letpztg-Rcudniß, am Täubchenwege. VH. Bericht des Schul- und Bauausschusses über Niischastung einer Uhr und Einrichtung eine» Läutewerkes bez. einer selbstthättgen Klingelanlage sür die 21. Bezirksschul« zu Leipzig-Gohli». Vlll. Bericht de« Schulauischusses über Nachverwilligung sür Mo biliarbeschaffung für die Hl. Realschule. IX. Bericht de» Lölchausschustc» über Verwendung eines Betrages wegen Entsendung je eines Vertreter» der noch bestehenden 11 Feuerwehrcompagmen zu dem technischen Feuerwehrtage in Freiberg. verkauf. DaS an der Ecke der Gemeinde- und Marschallstraße in Leipzig- Reudnitz gelegene, ca. 121,5 Quadratmeter umfassende Area! der Parcelle Nr. 166 de« Flurbuch« sür diesen Ort (vorm. Baatc sches Grundstück, GtineinLeslraße Nr. 2l> ist zu verkaufen und sind etwaige Kaussangebot« aus dem hiesigen Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. v, rinzureichcn. Leipzig, am 19. Mat 1892. Der Nattz Ser Stadt Leiziztg. I». 2082. vr. Georgi. Wagner. Ivaldgräferei-verpachtung. Monta», Sr» »«. «ai S. I«., sollen tm Forftresiere Eonnemitz die Grosnutzuagen aus die 8 Jahre 1892 94 unter den im Termin« noch näder bekannt zu gebenden Bedingungen und gegen sofortige Zahlung der Pachtsumm» nach dem Zuschlag« parcellenweise meistbietend verpachtet werden. Zusammcnlunst: a. Vormittag« 9 Uhr am Streitteiche bei Connewitz und d. Vormittag« 11 Uhr au der Panigsbrücke tn der alten Linie. Leipzig, am 16. Mat ISS2. De» Rath« 3orftdeputation. Versteigerung. Mantag. Sen L0. Mai I8SL. non v«r«. 1« Uhr «» solle» tm Versteigerungsraumr de« »önlgl. Amtsgericht» hier «7 «lörde tt««-» «emtis, gegen sofortige Daarzadlung meistbietend versteigert werden. Leipzig, am 28. Mai W92 Der Gerichtsvollztrhrr bei« «gl. Amtsgericht. Lekanntmachung. Nachdem zufolge unserer Bekanntmacknnig l >- 5428 vom 10. October 189l der Plan 'I U V Nr. 4897 UX Nr. betr. Feststellung der Fluchtlinie der Hoben Ltrafje im Ortslkeile Leipzig-Ll»Sr»a» aus deren gejammle Länge von der Lützener Straße bis zur Aurelien- straße und der Fluchtlinien der Aurelieiislraßc aus deren Ausdehnung von der Hohe» Straße bis zur Gartenstraße. allenthalben in Leipzig- Lindenau, vorschriflsnißig. nnd zwar von, 2l. Oetober bis 18. N >- vcmbcr 1891 ausgelegen hat, ein gegen diesen Plan eingewcndetes Rechtsmittel des Rekurses verworfen und hiergegen ein weiteres Rechtsmittel rechtzeitig nicht eingewendet worden ist, so dal dieser Plan nunmehr in Gemäßheit des §. 22 deS städtische» Neubauten- regulative« vom 15. Rvvember 1867 sür rechlskrästig sestgcsiellt zu gelten. Leipzig, den 20. Mat 1892. Ter -iatv Ser Stadt Lcipzig. Ic. 2224. I»r. Georgi. Vr. Redlich. Sekanutmachung. Wegen Neiipflasterung der «»gustrnstratle in L.-GohliS wird dieselbe aus der Strecke vvm «irch-PIatz dtS mit »cr Langr- strasze aus die Dauer der Arbeite» sür allen unbksngtcn Kahr- verlrbr gesperrt. Leipzig, am 27. Mai 1892. Ter Rath der TtaSt Leipzig. IX. 9054. Or. Georgi. Stahl. Gefunden wurde in der ersten Woche de« laiisenden Monat» rtne goldene Damrn-Ehlindrr-Rrmentoirnhr mtt «ett», wa» zur Ermittelung der Ligenthümeria hierdurch bekannt ge- macht wird. Leipzig, am 23. Mai 1892. Da« Polizriamt Ser Stadt Leipzig. In Stellvertretung: HI. 2852. I»r. Schmid. Ml. Verdingung. 33 T-Träger (5678 lc«) sollen frei Markranstädt angeliesert »erd»». Offerten bi« zum 2. Juni erdete». ». «ot i»«. »or «aotlerat. Die Lrists in Italien. Seit Begründung des Königreich» Italien ist eine Lage wie die bculige nock nicht beobachtet worden. An stünnischc» minersiyuiiaen ist in Italien auch unter DepreliS und iSpi kein Mangel gewesen, aber außer Rand und Band ist die BolkSvcrtrctung erst, seitdem sic von dem (slcd:.»len beherrscht wird, daß die Herstellung des Glcichgewichlö im Staatshaushalt ohne Einführung neuer Steuern die Bor betingung aller ferneren RegierungSthätigkeit sein müsse Da« ist eine rein geschäftsmäßige Auslassung deS Staatszwecks, welche jeder politischen Berechtigung bar ist, denn gute Finanzen lassen sich nicht auS dem Boden stampfen, sondern sie pflegen das Ergcbniß regelmäßiger »nd gesunder Berhält niste zu sein, welche ebenso sehr in den Zcitumständen ihre Grundlage baden, wir in einer besonnenen und zweck mäßigen Verwaltung. In Italien trifft keine dieser Voraussetzungen zu, weil dort die Zustände in jeder Beziehung unfertig sind. Es hat sich noch kein Staats mann gesunden, welcher die Verwaltung nach bestimmlcn durch Theorie und Präzis bewährten Grundsätzen umzugestalten unternommen hätte, cS ist kein straffes Regiment da, welches Ordnung in die verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung gebracht hätte; aus allen Seiten treten noch die Mißstände der Vergangenheit hervor, Italien ist nur 2em Namen nach geeint, aher nicht Ihatsächlich, die Schlußkritik, welche der trübere Finanzminisler Eolombo an der Staatsverwaltung geübt hat, enthält zugleich eine schwere Anklage gegen die bisherige Wirthschaft, denn e« ist nicht« Durchgreifendes ge schebcn, um sie durch elwaS Bessere' zu ersetzen, es befindet sich >tock Vieles in demselben Schlendrian, wie unter den früheren Verhältnissen, bevor Victor Emanucl die Einbecks» bewcgung in Schwung brachte. Es konnte so scheinen, als Verwaltung keine Zeit gewesen Politik und die Partei Zerklüftung alle Kräfte verbraucht hätten. Da« ist aber keineswegs ver Fall, denn Italien bat während der Zeit nach Erringung seiner staatlichen Einheit eine Schlappe erlitten durch die Vereinigung von Tunis mit dem Machtbereich Frankreich» unk hat sich ans Eolonial Abenteuer in Masiauab und Abvssinien eingelassen, welche ihm viel Geld und Kraft gekostet haben Die Vergleichung zwischen den gegenwärtigen Verhältnissen Italien- mit denen Preußen« in der Zeit von l8vü bi« 18l3 siegt nahe» und r« ist ob bisher zur Reform der wäre, weil die auswärtige bekannt, welche Reformen Preußen in der Zeit seines tiefsten Niederganges im Innern durchgesührt hat. Die neue Städtc- ordnung cutstand im Jahre 1808 und die Ordnung der bäuer lichen und gnlsbcrrlichcn Angelegenheiten fällt in dieselbe Zeit, wie die Einführung der allgemeine» LLekrpsiichl und die Organisation der Landwcbr. Da« Alles ist geschehen zu einer Zeit, alS der Feind im Lande stand, also lag durchaus lein unüberwindliches Hinternih sür die Reform der italieni- chen Verwaltung vor. ES ist die südländische Leichtlebigkeit, das beharrliche Festhalte» am Bestehende» unter dem Vor wände, die Freiheit des polltischen Lebens nicht gefährde» zu lasse», was die Italic» gegenwärtig zerrüttenden Wirre» geschaffen hat; ei» organifaiorisch bcaulagtcr Minister des Innern könnte in Italien außerordentliche Erfolge erzielen, die da« Volk erst zuni Bewußtsein seiner LeitlungSsäbig- feit brächten. Aber freilich »nt Gründung von Oberdank- Vereincn, mit Agitationen gegen die HcereSorganisation und gegen Ken Dreibund laste» sich die Schäden des Landes nicht heilen, an welches die Vorsehung durch die Ebolcra i» Neapel und durch da« Erdbeben in ^schia scbr verlieht» licke Warnungen gelichtet bat. Bei diese» Anlässen bat sich die Verwahrlosung der bestehenden staatlichen Einrichtungen Italiens i» der allerschlimmslcn Weise gezeigt, und cs wäre wahrlich nicht zu verwundern, wenn die Krone dort auch einmal so dazwischen fahre» würde gegen die bestehende Wirthschaft, wie das in Griechenland durch .König Georg geschehen ist. Auch dem geduldigste» Machthaber reißt end lich die Geduld, wenn er sicht, daß seine Untcrlhane» oder Staatsbürger, wie die rersassungmäßige Bezeichnung lautet, fort und fort die eigentlichen Lebe»Sbcd>»guitgcn des Staates verkennen und sich statt dessen mit Phrasen bekclsen» mit denen man nickt einen Hund vom Ösen locken kann. Der Rücktritt Rudini'S ist um so mehr zu beklagen, at er durch das Unvermögen des FinanzmiuisicrS Eolombo veranlaßt worden ist, die Finanzverwaltung allmälia aus feste Grundlagen zu stellen. Wäre die Leidenschaft der Opposition zu zügeln gewesen, daun bällc sich wohl mit der Zeit ei» Weg finden lasten, »m nützliche Reformen auzubalmen und durchzusühren; aber da Alles übcrstürzl werde» soll, um daö Gleichgewicht im StaatSbauSball zu erreiche», so wird sür de» Augenblick die Haiidbabung einer vrdiiuiigsgcmäßc» Regierung gehemmt und dadurch die naturgemäße Entwickelung des iLlaalcs unterbrochen. Emen gewaltsamen Fortschritt kennt die Wclt- ordnung liicht; Alles,was ausDauerAnspruch erbeben kann, c»t wickelt sich aus iiiucrer Nolbwciidigtcit heraus, nur geniale Naturen wie Friedrich der Große und Napoleon I. könne» die natürliche Entwickelung beschleunigen und Einrichtungen schasse», welche die gaiize zukünftige Bewegung der incuich- siche» Verhältnisse drdcrrschen. In Italien fehlt cS an solchen Trägern der bewegenden Kreisle vollständig, vielleicht mil alleiniger Ausnahme EriSpi's, dessen Fähigkeit, die össentliche Meinung sür sich zu gewinnen, nicht bezweifelt werden kann Aber dazu reicht sein Talent nickt aus, um den Hebel an der rechten Stelle anzuseyen, damit die Reorganisation de« tie in den Vorurtheilcn der Vergangenheit befangenen Staats wesen- erreicht werden kann. Der Grundgedanke, welcher den Widerstand der feindlichen Parteien gegen die Regierung teilet, ist der Gegensatz zwischen den germanische» und romanischen Interessen; ein solcher Gegensatz besteht aber nur in der Empfindung eine« TbeileS des italienischen Volke», in Wahrheit ist er nickl vorhanden. Da« von Napoleon III. ausgsttellte NatioualilälSprincip hat seine innere Berechtigung, aber die öffentliche Meinung in Frankreich hat sich »nt diesem Princip weder in Bezug a» Italien, noch aus Deutschland einverstanden erklärt. Co weit Italien in Betracht kommt, ist Frankreich durch den Besitz von Savoyen und Nizza abgefundcn worden und seine lleberlcgcnbcit über Italien dal sich auch nackt der Einigung durch die Verlündung der Schutzberrschast über Tunis bcwäbrt, aber die Abrechnung mit Deutschland ist in die Brücke ge gangen. Gerate die Ansrechtbaltung des Nationalität-princip- mußte Italien dem Gedanken deS Dreibundes gewinnen, weil diescin Bunde nichts so fern liegt als die Herrschaft der einen Macht über die beiden anderen. Der Dreibund ist zur Ausrechlbaltting de« europäischen Frieden« geschaffen, da« können aber viele Italiener nickt begreifen, weil sie sich von dem Gedanken nicht sreimachen können. Laß ein Bund auch aus Erwerb neuer Rechte auSgebe» muß. wenn er lebenssädig sem soll, daß er sich nicht blo« auf Erhaltung de« Bestehen den beschränken darf. Es wird stets mit besonderer Betonung darauf hingcwiese», daß durch tie nun schon so lange dauernde Krisis in Italien der Dreibund i» keiner Weise gcsäbrdcl werde, aber cs ist jedenfalls ein bedenkliche« Zeichen, baß diese Be bauplung fort und fv»t wiederholt wird. Weil» überhaupt keine Gefahr vorlicgt, dann bedarf cS auch nickt der Ab wehr vou Stimmen, welche sie aukündi,zc». Wir wissen ganz genau, daß König Umberlo de» Dreibund als die Grundlage der auswärtigen Politik Italien« betrachtet; cs ist kein Zweifel darüber, daß Rutiui und EriSpi, Giolitti und Briu auf dem gleiche» Staudpunct sieben, aber wir wissen nickt, unter welchen Bedingungen eine neue Regierung da« Feld für ihre Tbättgkcit geebnet erhalle» wird, kenn das ist klar, daß der Zustand der dauernden Ministcrkrisiö i» Italic» nickt auf unbestimmte Zeit verlängert werde» kann Giolitti bat die Kaniincr »m vorläufige Bewilligung des ButgelS auf sechs Monate ersucht und damit intircet die Auslosung der Kauiiucr in Aussicht gestellt. Dieser Schritt ist unseres Erachtens nickt zu rechter Zeit geschehen. Wenn Bongbi iind Eavallotti dem Minister entgegen halte», daß er nicht die erforderliche Autorität besitze, um daö Land über eine Meinung zu befrage», so baden sie darin Reckt. Ein Ministerium, was gleich bei seinem ersten Auftreten in der Kammcr sür die Möglichkeit, sein Fi»a»zprogramm vorzulcgcn, mir eine Mcbrbcit von neu» Stimmen erzielt, ist nicht leben« ähig und ein solche« Ministerium ist auch zur Ausschreibung von Neuwahlen nicht gcelgnet. * Deutsches Reich. »8. Berlin, 28. Mai. lieber den BermögenSstand der Bevölkerung »nd der Genossenschaften, Actien- Gesellschaften re. in Berlin gicbl der „ReichSaiizciger" heute aus Grund der Veranlagung rur Eiiilommcnstcuer eine nach mancher Seite bin sehr bcmcriciiSwerlbe Auskunft. Lediglich die pbnsisebcn Personen, also die einzelnen Steuerzahler, so weit sic über 3000 versteuern, haben auf Grund der Declaration jetzt ein Einkommen von 540 Millionen aus gewiesen. Im Jahre vorder, in welchem die in Sicht bc sintlichc Declaration Manchen schon veranlaßt balle, sich freiwillig elwaS höher ciuzuschätze», bezifferte sich bei den selbe» physischen Personen das auSgewicscnc sleucrpslichligc Vermögen aus rund 431 Millionen. Die Declaration bat also rund l>>9 Millionen oder nahezu 20 Prcc. mehr stcucr pflichtiges Einkommen ermittelt, cm erstes Ergcbniß, mit dem man im Interesse der auSglcicbentcii Gcrechiiglcit wohl zufrieden sein kann. Besonders ausfällig darf eine weitere Ziffer erscheinen. Dem ermittelte» Eliikommcii von 540 Millionen gegenüber siebt ein Aufwand von 3' . Mit lioncn sür abzugssabige Lcbensversichcruiigspräiuie». Niinint man sogar an, daß die nicht abzugssähigc» Beträge über 600 .6 hinaus noch volle 2 Millionen ausiuachcn, so wäre man immer erst bei einer bis zu l Proc. de« EiiikemmciiS reichenden VersichcrungSguole angelangt. In Anbetracht dessen, daß cS sich hier überall uni Einkommen von mehr als 3000 handelt, also um Bcvölkciuiigüschichle», bei denen man die gcreislcre wirthschasilichc Einsicht vorauSscyt, so wird man sagen dürfen, daß die Berliner Bcoölkcrung in diesem Puiiclc »nt einem erheblich besseren Beispiel vorangehcn könnte. Tic nicht pbufischen Personen zablc» 2,3 Millionen Steuern im Ganzen. Wenn man dafür den Steucrsuß mit 3'/. Proc. anmnimt, da der Hauptertrag mit 2,t Millionen ans Steuerpflichtige not mehr als 100 000 Einkommen fällt, so gelangt man zu einem Gesammteinkommen dieser Gesellschaften von rund 60 Millionen. — Ten preußischen Finanzpoltttker» wird beute eine unliebsame lltderraschung bereitet durch den Ausweis über die BetriebSergcbnissc der StaatSbahnen im Monat April. Danach sind die Ein nahmen au« dem Güterverkehr von 5l,8 aus 48,8 Millionen in, Vergleich zun, April l89l zurUckgegangen oder um 117 .<? pro BctricbSkilonieter. Die Einnahmen a»S dem Personenverkehr sind zwar von >7,8 aus 20.8 Millionen gestiegen, was aber seine Erklärung in den außerordentlich hoben Aufwendungen der Babnverwallung zur Verbesserung de« Personenverkehrs findet. Die 3 Millionen Mebrergebnik dürften schwerlich eine nenncnswerlbe Verzinsung der be deutenden Eapitalanlag« sür Medrbeschaffung von Betriebs mitteln, sür Bahnhof- und Glrisebaute» darstellr». -!
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