Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920629029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892062902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892062902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-29
- Monat1892-06
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ElsKNRtlAkUlsHlkls >» ü» H—pttMetzttw« M,»««» tzetzktck »»b de» v«»tt»» »rrtchtzetttl Av» gabestevea atz,»holt: tterteljttzrltch^lLüöz de» zwetwaltter ttzgltcher Zuftell»», « Ha»<^ L.üL Durch »«, Dost tzej«^» flt» Devtschl»» »u» OeÜmrckch: »t«t«llährltch ^>>.—. Dtnew «,Üche K«»»tz4»tzs«>tz»», «>» »M»»i ««uOtch ^ T-. Abend. Ausgabe. «e Mor^n-Av»«»». ^chK», C^lch',,? Utz^ H» >tz«tzM^»M, Much,»»«» A Uh». »»> Lrreßitio,: A»tz<nl»e«,«Ir A. vt»«N^i«to» ist «ocheat»^ »»„trrbroche, »»V«« «» früh ü »t» «tz»tz« 7 UtzL FUiüle,: vtt» »««»'« »Mett«. («st-«» Hvßvh U-tvasiMtftnch» 1. r»«w erst».. Kothaei»«»-,. Ich »ott. «d M>»i«»l.» 7. rwMtr.TWtbM JnserttonStzrei» Die 6 gespaltene Prsttzeile 20 Pfg^ N.klam.» mtee dem RedacttoaSstrtch <4»» spalte») üt)^, vor de» FamiUevuachrtch»» ld,»>palt«a) 40 4. ErSßer» Schriften laut »»l«ve« V«ri»» vert»ud»iß. Tabellarischer »ad Atss«»jatz »ach höhn«» Larts. Ertr»«vetla,r« lgekalzy. »»» ml» ö» Molo«»-<utgab», oda. Postdefürden», ^l Ü0>—, »,t Postbeiürderuag 70.—» Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschWverNr. ^?32S. Mittwoch den 29. Juni 1892. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man da- Abonnement auf das lll. Quartal 1892 baldgefälligst erneuern. Der AbonnementSpreis beträgt wie bisher Pro Quartal 4 Mt. 5V Pf., incl. Bringer lohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 Mk. 5« Pf., durch die Post bezogen O Mk. I» Leipzig urhmen Bestellungen entgegen sLmmtltch« ZrituagSspeditenr«, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filiale«: Katharinenstraße 14, Königsplatz V und UniverfitStsstrafje 1. 8«"" kaua «a nachfolgenden «u«,a»tfte>en da» Leipjlger Tageblatt — »um Preise von 4 Vit. Lv Psg. für da« lll. Quartal IMS — »d,etz.lt werdea: Nrutz eterlkirchhos 5 Herr Na» >'I«rtb, Buchbinderei, fasseutzarter Str. 1 Herr krltt ««der, Tolonialwaarenbdlg. anttfche« Sätzchen 6 Herr krieär. rleeder, Loloniatwaarenhdtg. »ustitztrr Etrinw. 1 Herr 0. Lngelmana, Loloniotwaarenhdlg. chützenstraste 5 Herr 3«I. Sekilmledea, Coloniolwoarenddlg. leftulast 32 Herr u. vittrlod, lligarrenhandiung. orkstr. 32 (Ecke Berliner Elr.) Herr 6. lauste, Soloaialwaarerih, »ter, Stgarrenhandlung. Arutztsttatze 35 Herr L. 0. Nittel, Lolonialwaarenbandlung. Verth »vrntz ratze 1 Herr Dtze«4. ?eter, Eoloulalwaarenhandtung. drützl 8» lick« choetdestr.) Herr Herr». Ueaetzv, Lolonialwaarkrch Frankknrter Stratze II Herr kirnst Nros. Lolouialwaareah. Latzvjtratze 15 Herr L4u»r<l Netter, Eoloaialwaarendandlung. Marschnerftratze » Herr Baut 8ei»reld«r, Drogengeschäft. Nürutzeegre Ttvatze 4» Herr N. ti. Udreedt, Lolonialwaarenb Lettzrr «ratze 35 Herr V. st> Anger-Erattentzars Herr Lodert Oreloer, Zweinaund. Str. 18.1 ür Neustadt Herr k. Neder, Eiienbabnstroßc 5 - Frau kt.eder, H«mannsrrahe L3. 1. Ltag«. I . Pia.Witz Herr ». «rUtrmauo, Zschochersche Straß« 7». - Herr Tb. kritteeste, Mittrlftrotzr ö. I . Nruduttz Herr IV. kuumaao, Moricdallsrratze 1. » vt»tze»au Herr L4. k. Ntzuar, Wettiner Straße LI. > . . Herr Vervd. li eber, Miitzengeschäst, Leipziger Str. 6. iu Ttz.ntzer» Herr L. Nluteed, Reitzenhainer Straße L8. Die Expedition de- Leipziger Tageblattes. Johannesgasse 8, führt auch Be stellungen auf Reiseabonnements von beliebig dorgeschricbener Zeitdauer aus. Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. Juni. Herr Wiudthorst war ein kluger Mann; daß er abrr ein sehr offener, jeden Winkelzug vermeidender Charakter ge wesen sei, da» haben ihm selbst seine treuesten und ve geistertsteu Anhänger nicht nachaerühmt. Im Gegentheil, sie rühmten seine „diplomatischen'" Gaben, die er al« Fübrrr de» ultramontanen Cenlrum» und der lutherischen Welfen» Partei gründlich au-zubilden Gelegenheit hatte. Er war mit den Hintertreppen vertrauter al« mit den vordertreppcn und beschritt beide nur iu der gleichen Absicht, dem deutschen Reiter, dem Kürst Bismarck in den Sattel geholfen, den doppelten Knüppel de* Welfenthvm» und de» Ultramoatani-mu» iu de» Weg zu werfen. Gerade da» machte ihn den Welfen und dem Cenlrum so theuer. Al» er auf eine bisher noch nicht aufgeklirte Weist dazu brigrtragen hatte, daß Fürst Bismarck zu seinem EntlafsungSgesucbe gezwungen wurde, mußte dem alten Meister diplomatischrr Künste vor Allem daran liegen, bei dem Nachfolger de« Fürsten sich einzuschmeicheln, um ihn dahin zu bnngen, wohin Fürst Bi-marck nun einmal nicht zu bringen war: auf den Weg nach Canossa, und »war quer hindurch durch die preußisch« StaatSschulr. Bekanntlich hat er den Triumph nicht mehr erlebt, den Nachfolger dr» Fürsten Bismarck densrlbrn großen Sprung von dem Goßler'scheu Schulgesetzentwurse zu dem Zrdlitz'scken machen zu sehen, den Herr v. Caprivi von der ersten Sperr- geldervorlagr zur zweiten macht». Aber die Gesinnung»- grnoffen der tobten kleinen Epcellenz waren der festen lieber« »ruguug, daß sie diese Sprünge de» neuen Kanzler» haupt sächlich der Schlaubrit ihre» alten Führer» zu verdanken hätten. Auf welche Weise er sich diese» Verdienst er worben, wird vielleicht nie aufgeklärt werden. E» giebt Hintertrrppengävar, in dir niemal» ein Lichtstrahl fällt, und Vermittler, d,r sich jeder Beleuchtung zu rntziehen wissen. Aber schon damal», al» Fürst Bilmarck .vom goldenen Stuhle fiel", berührte e» dir Kenner der Windthorst'schen Diplomatie seltsam» daß der schlaue alte Herr eifrigst beflissen war, drr Welt »l erzählen, Fürst Bilmarck selbst bade den General von Caprivi al» semrn Nachfolger empfohlen. vom Kaiser, sagte mau sich, kann Herr Windthorst diese Weisheit nicht haben; von wem hat er sie aber sonst und zu welchem Zwecke kündet er sie der Welt? Und die Antwort auf die lrtztrrr Frage lag auf der Hand: Herrn von Caprivi sollte da» vertrauen drr alten Anhänger Bi»marck'« geschaffen werden, damit sie dem neuen Kanzler gutgläubig auf dem Wege folgten, auf dem er zu dem schon genannten Cauoflariele geführt werden sollte. Und der ichlaue Coup de» schlauen Welfen» und CentrumSdiplomate» wäre beinahe gelungen. Bei der zweiten Sperrgeldervorlage wirkte drr Gedanke, daß Herr von Caprivi der von Bilmarck selbst vorgeschlagenr Nachfolger sei, noch nach. Bei drr zweiten Schulgesetzvorlage war freilich selbst dir Annahme, die Empfehlung Bilmarck» stehe hinter dem Bertheidiger de» Zedlitz'schen Cutwurfe», nicht mehr im Stande, auch nur einen der allen Bilmarcksreuiide auf den Eaprivi-Diudthorst'schrn Pfad zu locken. Dafür aber fragte man sich kopfschüttelnd: .Ist denn Bilmarck blind gcwAn, «l» er dir Wahl de» Aaisrr» auf «ine» Caprivi linkte? Dar er wirklich vor seinem Rücktritt so alt geworden, daß er, der den Kample um die Schul« i» Preußen längst voraue- gesebrn und dir Bedeutung desselben für da» ganze Reich längst aenau erkannt hatte, nicht mehr sah. wohin ein Caprivi in diesem Kampfe steuern würde?" Lange hat Fürst Bilmarck den Vorwurf, der in dieser Frage lag, schweige»» getragen^ aber wie el ihm endlich Bedürfniß wurde, in Oesterreich >u erklären, au- welchem Grunde er dal Bcr< hältniß zu Rußland trotz de» deutsch-österreichischen Bünd nisses aufrecht zu erhalten gesucht hatte, so war cS ihm end lich Bedürfniß, dem deutichcn Volke zu sagen, daß Herr Windthorst entweder falsch berichtet gewesen sei oder nicht correct berichtet habe, als er den Fürste» zum Macher der Kanzlerschaft Caprivi und zugleich zum indirekten Macher jener verhängnißvollen Wendung in der inneren deutschen Politik stempelte» dir endlich ein energisches Eingreifen de» Kaiser» nöthig machte. DaS gute Recht, eine falsche Ausstreuung seme» altrn Feinde» Windthorst zu berichtigen und sich zugleich von bei» Borwurf zu reinige», er habe wenigstens indirect den Zedlitz'schen Schulgesetzentwurs verschuldet: diese» gute Recht dem Fürsten zu bestreiten und von ihm zu fordern, daß er, weil er eine gestürzte Größe ist, selbst die Windthorst'schen Legenden schweigend über sich er gehen lasse, wagt dieselbe „Norddenttchr Allgemeine Zeitung", di« ebeinalS in der würdelosesten Schweifwedele! den Fürsten uinkrvchen und tausendmal für ihn gegen Windthorst und Consorten zu Felde gezogen ist. Wir sind indeß der festen Ueberzeugiing, da» ehemalige „Kaiizlcrblatt" wird durch diese unerhörte Leistung böckstenS den Dank und den Beisall der „Freis. Ztg." verdienrn. Graf Caprivi bat mit dieser Art, seinen Nachfolger zu bekämpfen, sicherlich nicht« gemein. Er weiß jedenfalls zu gut, daß e« die bitterste Empfindung für ihn se>n würde, wenn nach seinem etwaigen D«,. ,-m KM'-» ib- monlancr Legenden verurthcilcn wollte. seinen Vorgänger ein. Sr greift dln ^ der dem Fürsten zu bewci,cn. daß ^^„>len die Lände jetzigen R-g.erung .n der Wahl ihrer A„sch aebiinden habe. Apr", dm Z,§.« kann da» — veröffentlicht >n rer c^,nt,er 1883- folgenden Erlaß ^ pursten BlSn>ar vom von hiliSarbeitern. welche dazu b'stin'Mt '>nd. vemn wi ,Drücken. Aue« vonragende.. Rache« innerdalb Dieser „Beweis" fällt aber in sich selbst zusammen. be»nt«r veröffentlich»«» deS Erlasse« w'rd hmzuaesug. dnß Gra Caprivi denselben ausgehoben habe, an r Artikel der .Norkd. Allgem. Ztg.", A^US Ne X» spiration de« jetzigen Reichskanzlers "rr-tb. wud^ voracworfe», er selbst sei eS gewe,en, der daS Veibalimv u Rußland verschlechtert habe, ^ selbst babe chon m Iabie ,887 die Lombardirung der russischen SlaatSpaP>e»- du>ch die deutsche Reicksbank verboten, » selbst habe da* VertdeirigungSbündn.ß mit Ocsterre.ch m f ^ DaS Alles ist richtig, gleichwodl ist eS unter dem Regime Bismarck nickt zu einer russisch-französischen ^"bruderu-ig ge- komme». Und lediglich darum handelt eSst-h. wer die Verantwortung für diese hochwichtige Thalsacht tragi, Daß Fürst Bismarck sie nickt tragen will, ist natürlich, daß Graf Caprivi sie nicht auf seine »Lchultern nehmen mag, >!t nickt m'Nker natürlich. Aber durch eine ZeitungSpoleiiiik und d»rch Uuterredungen niit mehr oder nnnder ;uverlaisigcn Reportern wird diese Frage nicht gelost, sondern lediglich vergiftet und zu einem häßlichen d" ^uell ge,nackt, da- ,m Interesse der historischen Wahrheit und ,,,, Interesse der beide» Duellanten am besten unterbleibt. Da» Feld sitr dir Austragung dieser Streitfrage ist der d«uIsche Reichstag, dem jetzt Fürst Bismarck, nachdem er >m Eifer der Vertheivigung zum Angriffe übrrgegangen^ sich nicht länger knizicbm kann und darf. Gras Caprivi selbst laßt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" sagen: „Wenn de» Fürsten Rail, nach seiner «izenen Ansicht dem deutsche» Reich so unentbedrlich ist. so tag seine»» österreichischen Unierredner in der That die Frage nahe, warum der Für,i nicht tn den Reich«taa gehe? Die seltsame Antwort laulet: weis er dann die jetzige Regierung eu viniLro vurertt angreisen müsse. Wir sollten denken, wenn da« Bisir vor einem Berireler de« österreichischen Journati«n,u« und durch diese» vor dem üsier- retchischeii Publicum und weiterhin vor aller Welt ausgezogen ivordcii, so hat die Scheu vor dem vsfenea Bisir an jedem andern Ort keinen Sinn mehr." DaS wird Jeder unterschreiben müssen, der ein un befangene» Urtheil sich bewahrt hat. Der nnsruchlbarcn und die widerwärtigsten Auswüchse zeitigenden Zeitung»- Polemik ist genug und übergenug; die Welt will endlich Thaten sehen. Die vatikanische Presse wird nicht müde, ihre Angriffe auf den Dreibund fortzusetzen. Der Mißerfolg ihrer Be mühungen hält sie nickt ab, sich immer neue ttlnrcichen z„ construiren, die auf «inen baldigen Zerfall des Dreibundes hindeutcn sollen. Seltsam ist e» aber, wenn nun gar der „Osservatore Romano" den Besuch deS italienischen KönigSpaaareS in Berlin als ein solche» Anzeichen z» verwenden sucht. Das Blatt findet es ausfallend, daß Oesterreich-Ungarns während der Berliner Monarchen- Begcgnung angeblich keine Erwäbnuna geschehen sei, »nd das genügt ihm, zu behaupten, daß das Bcryältniß der Dreibund- mächte zu einander gelockert sei. Auch eine Lockerung der Bezitbunaen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn will taS Blatt entdeckt haben, wogegen eS seine Freute darüber Arinadmtschluß fir Z»ser«1er Abe»d-Au«gab»: Vormittag» 10 lltzi. Vtorge a-Susgad«: Rachmittag« »Utzr. Sonn- u»d Festtag» früh v Uhr. Bei tz«a Ftltate» uad Aauahmestelle» t» «iu» halb« Staad« srüher. 8»Iergt« stad Set« a, tzt, GzDeDUta» »u richte». Druck o»b Verlag »»» L Pol« t» Letptzi» 86. Jahrgang auSdrückt, daß si<h die russisch-französischen Beziehungen be festigen. Selbstverständlich ist diesen Auslassungen nicht die geringste Bedeutung bei,u,Hessen, da sie nirgend« auch nur den leisesten Einfluß auSübcn. Es verdien», auf sie nur des halb hingewiesen zu werden, weil sie eben bezeichnend für die Gesinnungen der Kreise sind, deren Anschauungen sirwiedergrben. Die neueste französische Spionagr-Affaire bedarf „och der Aufklärung. Cin Beamter de» französischen Marioe- ministeriuin« Namen« Greiner oder Grcynirr — der Mann ist Elsässer und bat seinen deutschen Namen sranzösirt — soll wichtige Documenle entwendet und dieselben zwar nicht dem deutschen MililairbevolliiiLchligten, wie die Pariser Presse natürlich im ersten Augenblick behauptete, wohl aber dem MilitairattachL der Gesandtschaft der Vereinigten Staaten verkauft baben. Dieser, Hauptmann Borup» „nd drr Gesandte selbst protestirten zunächst gegen die Be» schnldigung, der Gesandte in einer dem Minister Ribot über reichten Note. Gleichwohl bat die Angelegenheit plötzlich eine ür die Herren Amerikaner sebr fatale Wendung genommen. Wie aus Paris gemeldet wird, ist Hauptmanu Borup auf Betreiben der französischen Regierung seines Posten» enthoben »nd zu sosortiger Rückkehr nach Washington, »in sich dort zu rechtfertige», ausgesordert worden. Zum Nachfolger Borup'S ist Major Glaßsord ernannt worden. Der Abgeordnete Naquct gedenkt den Vorgang in drr Pariser Kammer zur Sprache zu bringen. Durch cin Telegramm an» Washington wird ferner bestätigt, daß die Regierung der Bereinigten Staaten auf Ersuchen Frankreich« ibren Miltlair- attackt in Pari« abberufcn bat. Bei dieser Sachlage kann man kaum daran zweifeln, daß Hauptmann Borup wirklich Aktenstücke von Greiner gekauft habe. Di« französische Regierung muß vollgiliigc Beweise in Händen baben, aildern- falls wäre sie schwerlich mit solcher Energie ausgetreten. Der Regierung in Washington dürste dir Angelegenbeit angesichts der bkvorstebende» Prasidentenwabl doppelt unangenebm sein. Die Demokraten werden es sich nicht nehmen lasse», diese für die Bereinigten Staaten so fatale Angelegenheit gegen die von den Republikaner» so viel gerühmten Erfolge de« Präsi denten Harris»» aus dem Gebiete der auswärtigen Politik nach Kräften auSzunutzcn. Die portugiesische Regierung laßt durch ihre Preß- organe verkünden, daß sie die Einsprüche drr portugiesischen SiaatSgläubigcr einfach »ck acta legt. Wie der „Times" au- Lissabon geniclvct wird, erklären die ministeriellen Zeitungen, daß keine diplomatischen Erörterungen geplant werden. Die portugiesische Regierung habe die vorläufig getroffene Maß regel gebilligt, sie babc sich bereit erklärt, zu zahlen, soviel sie z» zahle» im Stande ist, und sie habe sich schließlich endgillig entschlossen, den Erlaß vom 13. d. M, welcher die Höhe der Zi»scn;ahl»»g seslfetzt, nicht zu ändern. Die portugiesische Regierung wird c» den Cortcö überlassen, di« Angelegenheit später vollständig zu regeln, und die Boud- holderS mögen daher ihre Beschwerden an die Volks vertretung richten, welche volle Gewalt hat, den NegierungS- «rlaß zu ändern oder eine» anderen Plan zu btfchließen. Sollten dringende Beschwerde» erfolgen oder irgend ein Vor gehen eine augenblickliche Entschließung bedingen, so wird nach den ministeriellen Zeitungen die Negierung felbst sich an da- Parlament weilte». Die Schwierigkeit, um nicht zu sagen, die Unmöglichkeit, Portugal im Wege Rechtens zur Ersüllung seiner Verpflichtungen zu zwinge», verleiht den portugiesischen Machtbabern den Mutb, rücksichtslos auf dem eingeschlagenea Wege de« Vertragsbruches zu verharren. Tie Aufforderung, die Staat-gläubiger möge» sich mit ihre» Klage» an da« Parlamenl wenden, fügt zu dein Verlust, den die Staat»- gläubiger erleiden, noch den Hohn. Die Londoner Zeitungen veröffentlichen bereits daS fertige Tableau aller Eandidalurcn für die bevorstchciiden allge meinen ParlainenlSwableu in England. Es bietet siä, da ein lehrreiches Bild, auch snr die politischen Kreise ticSseilS kcS CanalS, namentlich für uns Deutsche, die wir gar niemals i»i Staude waren, eine so einfache Ucbersicht zu geben, wie eS den Engländern heute noch, oder soll man «1 Fettilletsn. «ach-1» flß. Humoreske von Markau« Seil. S>ach»i«4 eer»»t». lvchluß.) Dir Schauspieler und Schauspielerinnen waren im Con versattonlzimmer versammelt und verhandelten eifrig über die gestrigen Ereignisse. Ob man beute «hoe^CLcili« Romano di« Jungfrau von Orlran« geben würde? Nun, da trat sie freundlich grüßend soeben durch die Thür, dir der Erzbischof von Rheim» diensteifrig vor,hr ausgerisse» hatte, während der König von Frankreich und GrafDunoi» ihr entgegrn- aiaaen, um sie höflich zu begrüß«, Die Gruppe der Damen flüsterte noch ein Weilchen leise mit einander, bi» Agne« Sorrl, ,m gewöhnliche» Letzen Fräulei» Schnridemüller genannt, hervortrat und mit erhobener Stimme fragte: „Nun, Cärilchtt», wie war » denn in Berlin?' „Heiß «nd staubig I" war die gelassen, Antwort. .Und da« neu« Stück? Nicht wahr, .eine heimlich, Ehe" heißt'«?' .Ich hatte mir mehr davon versprochen; übrigen« ist drr Titel: eine vornehme Ehrl' .Freilich I' kicherte Margot, di« ältere Schwester drr Jungfrau von Orleau», .wie kommen Sie denn auf den Titel: Heimlich« Ehr, Scknieidrmllllrrchrn- So etwa» ist heutzutage gar nicht mehr zeitgemäß." .Warum »icht? Auch i» unserem prosaischen Alltag«- l,hn> »ragen st» zuweilen di, wunderbarsten Ereignisse ,«I" tzrmertt» »i« Königin Jsabeau, Frau Holzuer-Schulzenders, dir ehedem die erste tragische Liebhaber« am Linvrndurger Theater gewesen war und folglich ihre Nachfolgerin nicht gMd« mit sehr liebevolle» Bücken betrachtete .Ich vrr« mutbe übrigen-, schönste Eäcilie, baß Sie nur im Geiste in Berlin waren, während Sic körperlich in Lindenburg oder vielmehr auf dem Hahncnberg weilten I" .Ich bin bi» jetzt weder geistig, noch körperlich auf dem Hahnenberg gewesen", entgegnet« Fräulein Romano auf die Stichelei ihrer älteren Evllegin, .aber wenn Sie so gütig sein wollen, mich als Ebrendaine zu begleiten, so können wir ja nächsten» bei schönem Wetter eine Partie dahin unttr- nrhniral" Frau Holzner-Schulzendorf warf einen Blick grimmigen Hasses aus dir junge schöne Evllegin. .Da» Amt einer Ehrrndame bei Ihnen, möchte ich denn doch ablehnen" — sie würde noch mehr binruzesetzt haben, aber di« Klingel de» Regisseur» rief die Personen de- Vor spiel» auf die Bllbne. Al» Johanna d'Arc nach Ihrem be rühmten Monolog abgetreten war, sab sie sich forschend unttr den Statisten »m, die hinter den Couliffcn zusainenenstanden oder auf den dort untergcbrachten DecvrationSstllcken saßen. Da war der Statist Klümper an den sie in der vergangenen Nacht gedacht hatte, «in junger, mit einen, ziemlich unbedeu tenden Gesicht begabter Mann; aus den schritt sie lc» und redete ihn an .Herr Klümper, Sie wissen, daß ich im letzten Act Ihnen da» Schwert zu entreißen habe; ich möchte mit Ihnen ein paar Worte darüber sprechen!" Der entrückte Klüiiiper hatte sich erhoben und folgte der großen Künstlerin, die mit ibm in den leeren Bllbnenraum, hinter einen königlichen Tbronsessel trat und leise und eifrig in ihn hineinsprach. Di« Scene mußte ganz ungeheuer schwierig sei», aber schließlich schien Klümper verstanken zu haben, wa» sie von ihm fordere, legte die Hand aus» Herz uad versprach Gehorsam, und Cacili» lächelte ihn dankbar an. » * » E« war rin prächtiger Sommermorgen: in ungetrübtem Bla» breitet» sich tzer Himmel über Lindrnburg au»; dunkel Hotz sich di« bewaldete Bergkette vom Helle» Horizont« ab, und vom goldnen Sonnenlichte bestrahlt, gewahrte man auf dem höchsten Gipfel Schloß Hahnenstein mit den, spitzen steilen Dach, de» weiß:» Mauern, Bogenfenstern, Erkern und THUrmen. Die Kastanienstraße war seit dem frühe» Morgen unge wöhnlich belebt, da aus den Straßen und Plätzen ter inneren Stadt Jahrmarkt abgcballcu wurde, aber Jeder der da- Schloß des BaronS auf dem Hahnenberge erblickte, sah un willkürlich auch nach den Fenstern der Schauspielerin, denn daß zwischen den beiden Lieblingen der Lintenburgcr ein ver- bältniß bestand, das ließ sich Niemand au-reken, wenngleich der Baron nur geheiiiinißvoll lächelte, wenn ihn Jemand bc- fragte, und Cäcilic verächtlich verneinte. Die breite Veranda, die sonst durch Oleanderbäume be- schattet war, lag beute offen vor allen Blicken, und in, Schaukelstubl. wo sonst zuweilen CäcilienS graziöse Gestalt lcbnlt, — war» denn keine Täuschung'? da streckte nnv dehnte sich ein junger Manul Wer war«? Baron Hähnchen iu eigner Person! v DaS blasse Gesicht, den dunkeln spitzen Schnurrbart, den Weißen Somineranzug. den blaue» flatternden SblipS mit Len, Hufeisen von Brillanten, und de» mächtigen Siegelring am Zeigefinger kannte ,a jede« Kind in Lindenbiirg. Also doch! Nur der Gatt, der schönen Cäcilie. nur der HaiiSbrrr könnt, hier so behaglich seinen Kaffee trinken rauchen und Zeitungen lesen. Die Neugierigen, d.e sich gruppenweise anf der Straße und an den Fenstern der Nachbarbauirr versammelten, störten ,l>n durchaus nickt »1 al« «in weibliche« Wesen durch die GlaSthür aus dem Salon auf dir Veranda trat da sprang er bas„g aus und legte die Zeitung be, Seite ' ^0"'" Romano, wir dir Znschaucr hofften, sondern nur die Kamnierjungfrr Bertha Sie steltie einen mächtigen Teckelkorb und Schüsseln aus °en t^rte iick und dann .„„alt... si. we.ße «llch"n?chürze L sich"p?, Herr Baron ganz geduldig von chr umbinde» l»rß; eilfertig öffnete er den Korb, zog allerband grüne Gemüse hervor und machte sich ohne Besinnen an die Arbeit. Ja wohl, c« war keine Sinnestäuschung. Der Baron Häbnckcn sollte Gemüse zuputzc»! Er schälte Spargel, er bülstc Schoten aus, er schnitt Kohlrabi und Möhren in seine Strcifchen. er zerlegte einen großen Blumen kohl in kleine Stückchen und alle» ging ibm mit solcher Schnelligkeit und Geschicklichkeit von der Hand, al- babc er sein Lebtage nicht» andere- getban als gelockt. Kaum »rar er mit dem Gemüse fertig, als ihm die unermüdliche Bertha neue Arbeit zutrug; er schnitt, schabte und klopfte Kalbs kotelette». er spickte eine Leute, er schälte Kartoffeln, wusch Salat, schnitt «ine grüne Gurke rum Salat sein zurecht, und schlug Sabnenschaum zur süßen Nachspeise — über da» beutige MittagSrssen der Schauspielerin konnte bei de» Zuschauern kein Zweifel sein. Jetzt kam sie selbst au» dem Hanse, durch den kleinen Vorgarten und blieb eine» Augenblick vor der Veranda siebe», um dem Baron znzuseheu. Sie lächelte befriedigt und nickte ihm zu. „Recht fleißig sein, Franzel, daß da» MittagSessen ja recht pünctlich fertig ist! Wen» ich aus der Probe komme, habe ich stets eine» wabrcn WolsSbungerl Die Gemüse nicht ver salze», die CotcletteS nicht zu scharf braten! Di« Lende soll saftig, abrr ja nicht mehr blutig sein!" Nachdem die Schauspielerin diese Anweisungen gegeben, nickte sie abermals leicht mit dem Kopse, und ging mit ihren leichten, schwebende» Schritten nach dem Theater, ohne sich um die Mensche» zu kümmern, die da» Haus umlagerten, denn die Nachricht, daß der Herr Baron Hähnchen heute bei Fräulein Romano koche, hatte sich bereit« in der ganzen Stadt verbreitet und ren größten Theil der Marktbesuchrr nach der Kastanienstraße gelockt. Ter Baron balle am Gitter der Veranda gestanden und ehrerbietig Cäcilien S Anordnung gelauscht, dann v«r«eigt»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite