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Sächsische Elbzeitung : 05.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187911053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18791105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18791105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1879
- Monat1879-11
- Tag1879-11-05
- Monat1879-11
- Jahr1879
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 05.11.1879
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Schandau, Mittwoch, den 5. November MMche (WMmg. Amts- u«ö Anzeigeblstt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und'Sonnabend und ist durch alle Postanstaltc», sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 b<n »cx- Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh » Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh "ve n u- spaltene Corpuszeile oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Ucbercmkunft.) ^ng t Mosse an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Aürcaus von Haascnstein ck Vogler, W. Saalbach, Jnva l e» an l ;— Sckmndmi. Mittwncü. dm 5. November Politische Wcltschau. Die hinter imö liegenden acht Tage enthalten ein vollständiges Bild des ersten Actes vom parlamen tarischen Leben deö Königreichs. Klar und ungeschminkt, aber auch offen und ehrlich liegt dieses Bild nnu den Augen der Welt vor und der preußische Landtag kann sein Ziel fest in'S Auge fassen. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser Wilhelm den Landtag am 28. Oc- tobcr eröffnete, eröffnete dem Landtage den Znstand der finanziellen Lage des Königreichs, für welchen die guten Hoffnungen auf ciuc nicht ferne Znknnft ver schoben wurden und dann erwähnte die Thronrede eine Anzahl Ncformvorschlägc zweiten Ranges, wie die Besteuerung des Ausschanks und Kleinhandels mit geistigen Getränken und die Besteuerung der Wandcr- lagcr zu Gunsten der Gemeinden, ferner die weitere Entwickelung des Staatöbahnsystcms und die Vcr- bcsscrnng der Wasserstraßen zur Erleichterung des Verkehrs. Im Interesse der einheitlichen Landcö- organisation hob die Thronrede auch eine weitere Ent wickelung der Benvaltnngsrcform hervor. Außerdem erwähnte die Thronrede als Borlagcn flir den Land tag nnr noch die ans voriger Session unerledigten Gesetzesvorlagen bezüglich der Jagdvrdnung, der Auf bringung der Gcmcindeabgabcn und des Schutzes der Forsten und Felder. Ein mit der Thronrede übereinstimmendes Bild entwickelte sich in den bisher stattgchabtcn Sitzungen des preußischen Landtages. Wenig in Betracht kommt dabei das Herrenhaus, welches mir am Dienstag und Mittwoch zum Zwecke seiner Constituirnng zwei kurze Sitzungen abhiclt, in welchen die vorjährigen Prä sidcntcn: Herzog v. Natibor, Graf v. Arnim-Boitzcm- burg und Oberbürgermeister Hasselbach wieder ge wählt wurden, worauf sich daö Herrenhaus auf un bestimmte Zeit vertagte. Im Abgeordnetenhaus«: fan- dcn indessen bereits eine Anzahl bedeutsamer parla mcntarischcr Ereignisse statt. Am Donnerstage wurden in demselben unter dem Vorsitze deö Alterspräsidenten v. Bockum-DolfS die Präsidentenwahlen vorgcnommc». Bei denselben kamen hauptsächlich zwei Coalitioucn in Frage, diejenige der Alt- und Ncnconscrvativen mit dem Ccnlrnm gegen diejenige der Frciconscrvalivcn und Nationallibcralen. Da die Coalition der Con- scrvativen nnd Elcrikalcn die stärkere ist, so drang auch deren Candidatcnlistc durch und wurde zum Präsidenten gewählt der conscrvalivc Abg. v. Köller mit 218 gegen 164 Stimmen gegen den nationallibcralen Abg.v. Bennigsen; znm ersten Viccpräsidcntcn wählte die conscrvativ-clcrikale Mehrheit den nationallibcralen Abg. v. Benda mit 220 Stimmen, gegen den freiconscr- vativcn Grafen Bclhnsh-Huc, der nur 155 Stimmen erhielt, gewühlt nnd bei der Wahl des zweiten Vicc präsidcntcn crhiclt dcr klerikale Frhr. v. Hcercmann die Mehrheit gegen den abermals von den Frcicon- scrvativen und Nationallibcralen ausgestellten Grafen Bclhusy-Hnc mit 215 gegen 167 Stimmen. Ucbcr daö Ncsnltat dieser Präsidentenwahlen mag in manchen Kreisen Unzufriedenheit herrschen, doch ist cö ohne Zweifel ein natürliches und auch nach parlamenta rischem Gebrauche gerechtes, denn die Conscrvativen, als die stärkste Partei des Abgeordnetenhauses, crhicl- teu die erste Präsidcutcustelle, die Liberalen als die zweit stärkste Partei erhielten die zweite Präsidcntcn- stcllc und die Clcriknlcn empfingen als die dritt stärkste Partei die dritte Präsidcntcnstcllc. Dcr Prä sident v. Köller, Abgeordneter des 6. Wahlkreises Greifcnberg-Camlnin, ist auch bereits mit den Präsi- dialgcschäftcn vertrant, denn er fnngirtc in dcr Session von 1870/73 als erster Viccpräsidcut. Die Frcitagö- sitzung des Abgeordnetenhauses wurde hochinteressant durch die Ausführungen des Finanzministcrö Bitter, dcr ein ungeschminktes Bild von der preußischen Finanzlage gab. Das eigentliche Deficit für das neue Finanzjahr beträgt nnr 5'/s Millionen, doch wegen noch zn deckender anßcrordcntlichcn Ausgaben, beläuft sich das Deficit auf 47 Millionen, welche wie früher im Wege einer Anleihe gedeckt werden fol An eine Ermäßigung der direkten Steuern kann daher trotz des Zuflusses an Neichöstcucrn nicht gedacht werden. Das Abgeordnetenhaus vertagte sich nach Empfangnahme dcr Etatövorlagcn bis Dienstag, wo die Etatöbcrathnngcn beginnen werden. Dcr schon längst augekündigtc Wechsel im preußi- schcn Jnstizministcrinm ist nunmehr vollzogen. Der verdiente, aber in seiner Gesundheit stark angegriffene Justizministcr Leonhardt, welcher nahezu zwölf Jahre sciu Amt bekleidete, ist durch den Präsidenten des NcichSjustizamteS Stantösccretär Friedberg ersetzt wor den. Unser Kaiser hat einen seiner trcncslcn Diener verloren. Am Freitag Nachmittag starb plötzlich an einem Schlaganfall der General dcr Cavallcric v. Pod biclöki, dcr als Gcncralqnarticrmcistcr in den Fcld- zügcn von 1866 »nd 1870 dem Hccrc die größten Dienste leistete nnd überhaupt bei allen wichtigen Ent- scheidnngcn im Hccrcswcscn ein hervorragender Rath geber des Kaisers war. Dcr Dahingcschicdcnc war geboren nm I7. Oktober 1814. Dcr BnndcSrath hielt am letzten Donnerstag eine Bcrathnng ab, in welcher unter anderem ein Gesetz entwurf, betreffend das Verbot der Rcbcncinfnhr zum Schutze gegen dic Verschleppung dcr Neblanö ange nommen wurde. Dic dcntsch-russischcn Beziehungen beginnen sich anfznhcllcn. Rußland hat erklären lassen, daß es ge neigt sei, den Vereinbarungen zwischen Deutschland und Oesterreich bcizutrctcn, wodurch denn allerdings eine entschiedene Wendung in dem bisherigen Gange dcr auswärtigen Politik hcrbcigcführt werden würdc. Auch hält man eine abermalige Zusammenkunft dcr Kaiser Wilhelm und Alexander für sehr wahrscheinlich. Oesterreich steht vielleicht wieder am Vorabend einer Ministcrkrisis. Dem Ministerpräsidenten Grafen Taafc mißbehagt die Stelle im Adreßcntwnrf, welche lantct: „Das Hcrrcnhanö erblickt in dem Eintritt dcr Czechen in den Ncichsrath nicht blos ciuc Stärkung der Ncichsvcrtrctnng durch den Hinzutritt vieler auf anderen Gebieten bewährten Kräfte, cs muß auch den selben als Thatsachc der Anerkennung des Ncchtöbodcuö dcr Verfassung betrachten." Doch wnrdc dcr Antrag der Ncgicrnng auf Revision dieser Stelle vom Herren- Hause mit 78 gegen 57 Stimmen abgclchnt. In dcr inncrcn Politik Frankreichs giebt sich das eigcnthümlichc Streben knud durch ciuc erzwungene änßcrc Nnhc nnd Glcichmüthigkcit, die innere Unruhe und Spannung zn verbergen. Während der Mini- stcrrathö-Präsident Waddington nach einmaliger Ver sammlung dcö Miuistcrraths wieder nach dem Aiüne- Dcpartcmcnt zurückkchrt, um zu beweisen, „daß die innere Situation augenblicklich nicht für kritisch erachtet werde", macht dic von dcr „Republik franyaisc" ein- gclcitetc Agitation für völlige Amnestie der vcrurthciltcn Commnnardcn solche Fortschritte, daß dcr Gencralrath dcö Scinc-DcpartcmcntS, dcr zum größten Theile aus den Mitgliedern dcö Pariser Munizipalrathcö zu sammengesetzt ist, mit allen gegen 4 Stimmen eine Resolution zn Gnnstcn dcr vollständigen Amnestie annehmen konnte. Dieser Wnnsch des Gcncralrathcö wnrdc jcdoch dnrch ein Dekret dcr Ncgicrnng, alö ungesetzlich, für nichtig erklärt. Die commnuistischcn Mitglieder dcö Pariser Gcmcindcrathö bcricthcn in Folge dessen daö Projcct, sämmtlich ihre Entlassung zu nehmen, um dadurch eine große Wahlagitation un ter der Pariser Bevölkerung hcrvorzurufcu und über dic Amncsticfrngc öffentlich abstimmcn zn lassen. — Eine gleiche änßcrc Ruhe, wie die Spitzen der Nc gicrnng, sucht auch Gambetta zu bewahren; daö Or gan seiner Partei weist nnr den Vorwurf zurück, daß dcr Entschluß dcö GencralrathS anö „eitler Popn- laritütöhascherci" entstamme, und empfiehlt die Am- ncsticfragc einer nnverzüglichcn ernsthaften Erwägung. Auf wnö indessen das verborgene Streben Gambctta'ö gerichtet ist, zeigt dic Nachricht, daß er von dem öster reichischen Botschafter Graf Bcnst dic Vcrsichcrnng erhalten hat, Oesterreich werde sich nie auf ciu Bünd- uiß mit (Deutschland) „Preußen" ciulasscn. Drc Täuschung dieser Hoffnung, sowie die Erkenulniß, daß Rußland kein nützlicher Bnudcögcuossc für Frankreich sei, soll Herrn Gambetta veranlassen, Alles nufzubic- tcu, damit Frankreich durch innere Partcistrciligkcilcu nicht gehindert werde, bei passender Gelegenheit Par tei im Auslände zu ergreifen. Englands militärische Kreise sind, durch die aus Petersburg verbreiteten Gerüchte, daß Rußland zwei Armeen anörüstc, welche die empörten Stämme in Afghanistan gegen dic Engländer zu unterstützen be stimmt wären, lebhaft erregt, da man sich nicht gegen die Erkenntnis; zu verschließen vermag, daß cö für Rußland augenblicklich ein günstiger Augenblick ist, wenn cö gegen England Vorgehen will. — Daß sich England für einen solchen Fall mit allen erreichbaren Hülfömittcln zu versehen bestrebt ist, zeigt seine ncn- gckuüpftc Beziehung zn Persien nnd deren erste nach- thciligc Folge für Rußland. Letzteres halte persischen Kaufleuten größere Armcclicfcruugcn in Anftrag ge geben nnd darauf Vorschüsse znm Ankauf dcr Gegen stände gezahlt. Nach einiger Zeit brachten jcdoch dic Perser den Russen dic gezahlten Vorschüsse wieder znrück nnd verzichteten auf das gewinnbringende Ge schäft. — Von dem Zerstreuen dcr feindlichen Hau fen, welche die englischen Truppen am Schutargardan zu umzingeln suchten, gingen bestätigende Nachrichten ciu. — Unter der Bevölkerung der Transvaalrcpublik herrscht große Aufregung wegen dcr von England bc- schlosscncn Annexion dcö Tranövaalgcbictcö. Dic Bocrö sollen sich mit dem Gedanken tragen, dic Steuern zu verweigern. Für Rußland bleiben auch in Ccntralnsicn trübe Erfahrungen nicht erspart. Die Nachrichten, welche von den russischen Truppen dcr Expedition gegen die Tnrkmencn ciugchcn, erwecken tiefes Mitleid. Das Elend soll noch bedeutend größer sein, alö bci dem letzten Fcldzngc in Bulgarien, wo doch wenigstens füt Geld etwas zn bekommen gewesen ist, was bci den Turkmcncn durchaus nicht dcr Fall sein soll. Dic Vorrälhc sollen nnr noch für kurze Zeit reichen nnd wegen des weiteren Schicksals dcr zahlreichen Detache ments werden daher große Besorgnisse gehegt. — Am 22. Oktober griffen Tckctnrkmcncn das russische Dorf Avasi an, tödtetcn 62 Männer nnd nahmen gegen hundert Weiber nnd Kinder gefangen, entflohen aber bci dcm Erscheinen russischer Truppen. Dcr in Belgien entbrannte Kampf zwischen dcr Negierung nnd dcr katholischen Geistlichkeit wird im mer heißer, nnd beginnt dic Ncgicrnng, mit schürfcrcn Maßregeln gegen die Ucbcrgriffc deö Elcrnö vorzn- gehcn. So hat dcr Justizministcr Bara dic Verwalt- ungö- und kirchlichen Behörden wiederholt und sehr entschieden darauf hingcwicscu, daß dcn unter dcr Herrschaft des UltramoutaniömnS stehenden sogenann ten freien Schillen öffentliche Gcbünde znr Bcnntznng nicht überlassen werden dürften; „cü müsse endlich dcm Mißbrauch, dcr mit dcn gesetzlichen Bcstimmnngcn gc- trieben werde, nnd dcr Insurrektion gegen die Ein- richtnugcu dcö Staates ein Ziel gesetzt werden". Die Israeliten in Nnmäuicn sind durch daö neue Gesetz, welches die Judeufrage im Sinuc dcö Ber liner EougrcsscS regeln soll, peinlich berührt worden, sic erklären jcdoch, sich ohne ein Wort dcr Widerrede dem Gesetz bcngcn zu wollen. Die eigentliche Lösnng der Jndcnfrage könne erst kommen, sobald diese Frage aufgchört haben werde, eine Waffe dcr politischen Parteien im Lande zn sein. In Serbien ist die Unabhängigkeit deö Landes nun einen Schritt gefördert worden, und zwar auf kirchlichem Gebiet. Dic iu den letzten Tagen ver sammelt gewesene serbische Synode hat dic Unabhängig keit dcr serbischen Kirche proclamirt. Dic türkische Ncgicrnng hat befohlen, dic albgnc-
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