Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.06.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186506178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-06
- Tag1865-06-17
- Monat1865-06
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 17.06.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A 137 Somakend, den 17. IM 18«S 1U>rUed: « Tbl». — »«. 1» » '»"» 1 l» ^—1—s» 'FsUul.-1 ,, 1» .. „ „ (tttti k»« «ä Üon«rllet» io vi* *«4«»: 1b Kss»- I Stompol»«- LL»».»o. «oouo.n» , 1 «xr. 1 »«Ll«, U—o. >»srratr»Prrlst: Kvr L«o R»vm «lo«r e—prttoovn 2«u«: 1 Hxe v»t.r „Lior«»«oär" »1« 2.U«, » «rschrt»»: Tll«u«b »11 Lo«o»!uo» ck«» »ooo- n»ä Ale <«» kolk*»ä«o r»U. Nrrs-nerZoimml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. - »»srnrtrmnmah« «umürt». I>«tp«iU. k'». S»»»vir«rr»», ComMinioo», ä«» Orvväoee ^onrost»; «dtzoä»,.! kl. Lnoi.»», L. lr.r.oin; Skwl»u^.LIW»ai L Vooi.e»; Larlia.' tinoi>ie,'«<,'t>« 8uct»- v»o<11., liure^u; Lr«m«o: L. 8<.-ui.oir»; >r—L-n: k,oi.i» kriuOttvrl ». H.: 3t> vt:»'»cd" Lllcdk.; LSI»: Lvoi.» Ute,»:»»:«; kart»! v. er.» (28, ru« ä« doo» ens«n»); kr»x: k"». Lonl-icn'- N»<.iik.z Vi»o: Lowptvir 6. I-. rViso-r 2«ituux, 8t«l»n»pl. 86^. cherausgrbrr: ' RKolzl. 8»p«äitioa ä»» Ve»i<io«v 3onen»w, Or«,<i«o Ll»nvll»rr»»»» Ko. 7. werde«. E» sei alle Hoffnung ans Erreich«»! des vorgestecktrn Zieles vorhanden. New-Dort, 8. Juni, Nachmittags. Die del« LrrschwörungSproceffe bisher unterdrückten Zengen aussagen find jetzt veröffentlicht »orte«. Drei Zeuge« haben ungesagt, da- sie, indem sie vorge geben, mit de« Conföderirteu und Eanada u» Einvernehmen zu stehen, erfahren hätten, Jefferson Davis sei in oas Complot znr Ermordung des Präsidenten Lincoln verwickelt. Die Tesawwtschulb der Union betrug a« 1. Juni 2635 Millionen. Wechselcourt auf Loudon 1512; Toldagio S72: Bonds 1032; Baumwolle 43, matt. Aus Mexico etngegaugeue Nachrichten melde«, daß die Kranzvseu Chihuahua besetzt haben und Jaarrz nach Neumexico geflüchtet sei. Dresden, 16. Juni. Dir Wiener „Presse", ein entschieden liberale- Blatt, bringt einen Artikel über die Zustände in Nordame rika, in welchem sie sich in Bezug auf die Behandlung de- Erpräsideutcn Jefferson Davi- wie folgt auSspricht: „ES ist natürlich, daß einer der größten Bürgerkriege, welche je in der Welt gewüthet, die altbcstandrne Mild« einigermaßen gefährden mußte. Wie au- der leidenschaft lichen Befehdung di« Rachelust auflodert, so hat auch die Gefahr die Strenge in ihrem Gefolge. Wir selbst haben die Meinung vertreten, daß eS nicht klug wäre, durch einen zu weit gehenden Act der Gnade denselben Männern die politische Gewalt in die Hand zu spielen, denen man dieselbe durch einen blutigen Krieg zu entwinden hatte. Aber wir bekennen unS darum nicht zu Bewunderern einer Politik, welche Staatsmänner in Ketten legt, sie im Kerker anschmiedet und ihnen die Aussicht auf den Galgen eröffnet. ES giebt einen Mittelweg zwischen einer unpolitischen, sentimentalen Mild« und einer blutdürsti gen Rachelust, der so breit und sichtbar ist, daß nur die ausgesprochenste Beschränktheit ihn zu übersehen vermag. WaS die europäische Welt in eine gerechte Empörung Versetzte, war, daß man den Präsidenten der südlichen Konföderation in Ketten legte; war, daß der jetzige Prä sident der Bereinigten Staaten als Biceprästdent wenige Tage vor der Ermordung Lincoln's cs auSsprach, man müsse Jenen hängen, wenn^nan ihn fange. Ein Mann, der die nächste Anwartschaft auf ein Amt hatte, mit wel chem da- BegnadigungSrocht verbunden ist, rin Mann, dessen politische Stellung so hoch ist, darf nicht dem Urtheile dcö Gerichts mit dem seinen voraneilen wollen, darf nicht ohnehin erregten Massen blutdürstige Gesinnungen einzuimpfen versuchen. Man braucht für die Sache, welche Davis vcrtheidigte, nicht die geringstcn Sympa thien zu besitzen, noch dem Individuum selbst Achtung zu zollen, um zu erkennen, daß ein himmelweiter Unter schied zwischen ihm und seinen Bestrebungen und denen eine- gemeinen und todeswürdigcn HochvcrräthcrS besteht. Er wollte nicht, ein zweiter Coriolanus, sein Vaterland an einen Fremden verkaufen. Er strebte nicht auS bloser Hrrrschbegterde danach, eine Umwälzung hervorzurufen, die ihn zum Ersten in Staate machte. Er war nur Einer unter Millionen, welcher sich zu der politischen Meinung bekannte, daß Staaten, welche freiwillig eine politische Union gebildet hatten, freiwillig dieselbe ver lassen dürfen. Er wurde von Millionen zu ihrem poli tischen Oberhaupt- gewählt und unterschied sich von Lincoln und den Männern des Nordens nur in der Beurtheilung der Constitution der Vereinigten Staaten bezüglich eine» Punktes, dessen in derselben keine aus drückliche Erwähnung geschieht. Er wollte auch die In stitution der Eclaverei dort belassen, wo sie Washing ton und Jefferson, wo sie die Republik wahrend ihrer ganzen Dauer belassen hatte. Besiegte aber, die in Ihrem politischen Urtheile von dem Urtheile der Sie ger abgewichen sind, werden in unsrer modernen Zeit nicht mehr gehenkt. Thäte man eS, so würden von den Staatsmännern Frankreichs wenige mehr am Leben sein. Man mag sic wohl der Sicherheit der Gesell ¬ schaft wegen in die Verbannung senden; aber befleckt man sich mit ihrem Blute, so muß auS diesem die Drachen saat langer Zwietracht hcrvorwachsen, so rerläugnrt man die humanen Doktrinen der ctvilisirtesten Nationen un- serS Jahrhundert«. — Wir wundern unS nicht darüber, wenn iw Norden Amerikas hier und da ein Rachege- schrei laut wird. Einem Volke, welche- Hunderttausend« auf dem Schlachtfeld- verloren hat, mögen einzelne Wuth« auSbrüche nachgesehcn werden, umsomehr, als die Mehr heit in einer unverkennbaren Weise, wie eS einem hoch- ctvilistrlen Volke geziemt, auf Seite der Barmherzigkeit und Milde sich befindet. Befremdender ist «S, wenn ein Organ der Presse, welches in der Mitte unser» Wrlt- thetl» erscheint, mit Leidenschaft Bluturtheile gegen po litische Gefangene fordert und mit blindem Eifer sich gegen alle Diejenigen kehrt, welche der großen Republik de« Westen«, einer ersten Leuchte unsrer Civilisation, Mild« und Humanität anrathen. Diese Dienstbeflissen heit dürfte nicht ganz an ihrem Platze sein. Nichts er scheint so wahrscheinlich, als daß Diejenigen bitter ge täuscht und beschämt sich bald verbergen werden, welche jetzt laut proclamtren, die amerikanische Republik werde ven großen Sieg, welchen sie errungen, durch Acte ver- herrlichen, bei welchen dem Henker die erste Rolle zuge dacht ist. Sie kennen das Volk nicht, da- sie beschim pfen, indem sie eS zu loben wähnen. ES besitzt die un schätzbare Fähigkeit, seine eigene Leidenschaftlichkeit zu corrigiren, und eS wird sicherlich durch die Milde seiner später« Handlungsweise die ersten AuSbrüche seine» Zornes zu Nichte machen." Tagesgeschichte * Wien, 14. Juni. Das Abgeordnetenhaus ist heule in die DiScusston über den vom Abg. vr. Ber ger bezüglich deS 8 13 dcS Grundgesetzes über die Reichs vertretung vom 26. Februar 1861 gestellten Antrag auf authentische Erläuterung der gedachten Vcrfassungsbestim- mung eingetreten. Seit Beginn dieser ReichsrathSsejston kehrt dieser Paragraph der Verfassung in den Verhand lungen dcS Abgeordnetenhauses immer wieder. Die In terpretation, welche der Herr Staatsminister namens der Regierung dem Paragraphen gelegentlich der Verhandlung des auf den galizischen Belagerungszustand bezüglichen Passus der Adresse gegeben, gab die Anregung zu dem Bergcr'schen Anträge, dem ein zur Vorberathung nieder gesetzter Ausschuß, welcher den Antragsteller zum Refe rent bestellt, die folgende Gestalt gab: .Da» hohe Hau- wolle beschlichen: Das Haus der Abgeord neten spricht die Ueberzeugung aus: 1) dah dessen versassungsmähige» Recht, zu jeder Art und zu jedem Acte der Gesetzgebung durch Zustimmung mitzuwirken, durch den 8 l3 des StaalSgrundgesetzes über die Reichsverlretung vom 26. Februar 1861 nicht ausgehoben werde, daher sich das Hau» der Abgeordneten gegen jede diesem Rechte widerstreitende Auslegung oder Anwendung der angeführten Versassungsbestrm- mung verwahrt; 2) daß der 8 l3 deS Grundgesetzes über die Reichsvertrctung vom 26. Februar 1861 nach seiner dermaligen Fassung nur in dringenden Fällen und aus vorübergehend« Verhältnisse Anwendung finden könne, und daß jede im Grunde der angeführten Versas- sungsbestimmungen getroffene Verfügung mit dem Aushören de» besonder» Falle», sür welchen sie erlassen werden mußte, außer Wirksamkeit trete." Um übrigens für die Zukunst alle Zweifel zu beseitigen und alle Besorgnisse der Anwenoung zu beschwichtigen, beantragt der Ausschuß ferner: Da» hohe Hau» wolle dem nachfolgenden Ge setzentwürfe seine versassungsmäßige Zustimmung ertheilen: ,Gesetz, den 8 13 des Grundgesetzes über die Reichsvertretung vom 26. Februar 1861 betreffend. Ueber Antrag der beiden Häuser Meine» Reichsrath», und im Einklänge mit dem Artikel 1 Meine» kaiserlichen Diploms vom 2V. Oktober 1860 und dem 8 12 des Grundgesetzes über die Reichsvertretung vom 26. Februar 1861 finde Ich bezüglich dcS 8 13 diese» letzter» zu verordnen, wie folgt: Zur Zeit de» nicht versammelten ReichsrathS ist die Regie rung nach 8 13 des Grundgesetzes über die Reichsvertretung vom 26. Februar 1861 berechtigt, nur dringende, in den Gesetzen nicht vorgesehene und den StaatSgrundgesetzcn nicht zuwidertaufende Verordnungen unter Verantwortlichkeit des Gesammtministeriums mit provisorischer Gesetzeskrast zu erlassen. Jede solche gesetzliche Anordnung tritt außer Wirksamkeit, wenn sie nicht die Geneh migung des nach ihrer Erlassung einberusenen nächsten Reichs- rathS erhält." Amtlicher Theil. Dresden, 8. Juni. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Kammerherr Graf von Einsiedel auf GerSdorf den von Seiner Majestät de« Könige von Preußen ihm verliehenen Kronenorden III. Clafle annehme und trage. Dresden, 15. Juni. Seine Majestät der König haben in einer heute dem Königlich Hannoverschen Ge heimen rathr und Kammerherrn von Stockhausen rr- thrilten Partikular-Audienz dessen Beglaubigungsschrei ben al- außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Seiner Königlichen Majestät von Hannover an AllcrhöchstJhrem Hof«, entgegen zu nehmen geruhet. Dresden, 16. Juni. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht: den Briqadeadjutanten der 2. Rei ter-Brigade Oberleutnant Hübel, wegen dessen Versetzung auf den Etat dcS Gencralstabe», der Adjutantenfuncttoa zu entheben und an dessen Stelle den Oberleutnant Ap«l genannt Pusch vom 2. Reiter-Regiment« zum Brigade adjutanten zu ernennen, ebenso dem Oberleutnant v. Bü- nau de» 7. Infanterie-Bataillon» di« erledigte Adjutan tenfunction bei gedachtem Bataillone zu übertragen, sowie die Leutnants v. Einsiedel l. und v. Oppell l. de» Gard«-Reiter-Regiment- und v. Schönberg I. de» 1. Jäger-Bataillon- zu Oberleutnants zu ernennen. Nichtamtlicher Theil-. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zrttuugsschau. (Presse.) Lagesgeschichte. Wien: Verhandlungen de- Abgeord netenhauses. Die Berufung deS GeneralconsulS v. Schwarz. — Verona: Eine Räuberbande gefan gen. Theaterbrand. — Berlin: Budzrtbericht de- Herrenhauses. Badereise de- König-. Au den Kam- merverhandlungen. NichtbestLtigung von Stadträthen. Herbstmanöver. — München: ReichSrathsverhand- lungcn. — Stuttgart: Bewilligungen der Zweiten Kammer. — Hannover: EntlaffungSgesuch deS Ar- tilleriecommandanten. — Kassel: Kammerverhand lungen über da» Jagdgesetz. — Pari»: Die algier- sche Duellangelegenheit. Geld aus Mexico. Aus dem gesetzgebenden Körper. Deputirtenwahl. Prinz Napoleon. Keine Verstärkungen nach Mexico. — Florenz: Werbung-Versuche sür Mexico. — Rom: Dir Unterhandlungen mit Vegezzi. — Ma drid: Die Verschwörung in Valencia. — London: PffrlamentLschluß. Rücktritt Palmerston'- dcmcn- tirt. — Kopenhagen: Zollangelegenheiten. — Peking: Die Taching». — Haiti: Die Militär revolte beendet Schleswig-Holstein. (Militärisches.) Innere Angelegenheiten. (Das Bezirksarmenhaus in Altensalz.) Ernennungen, Lersetzuugen rc. im öffentl. Dienst». Dresdner Nachrichten. Vrovtnzialnuchrichte«. (Leipzig. Plauen.) Etngesandtes. Statistik und Lolksvirthschaft. (Die sächsischen Ei senbahnen im ersten Quartal 1865.) Feuilleton. Inserate. Tagetkalruder. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. London, Donnerstag, 15. Juni, Nachts. In der heutigen Unterhausfitzung drwentirte der Unter- -aatssecretär des Auswärtigen, Layard, das (von österreichschen Blättern gemeldete) Gerücht, wonach die SAerrrichsch-englische Enquötecommission in Wien (zur Herbeiführung eines Handelsvertrages) in Voller Auflösung begriffen sein sollte. Die Unterhand lungen seien nur während der Sommermonate sutpendirt und würben im September fortgesetzt Feuilleton. Literatur. „Waterloo. Gedenkbuch an da glorreiche Jahr 1815. HerauSgege'en von llr. Ed. Große und Franz Otto. Erweiterter Abdruck auS dem „vaterländischen Ehrenbuche". Zweite Auflage. Leipzig, Perlig von Otto Spamer. 1865." ES ist hinreichend bekannt, wie sorgfältig die „Jllustrirte Jugend- und HauSbidliothek" der genannten BerlagShandlung geleitet wird; auch da- vorliegende Echriftchen, zum Andenken an den 18. Juni bestimmt und mit zahlreichen, in den Tert gedruckten Abbildungen versehen, erfüllt seinen Zweck in ansprechender Weis«. Die Herausgeber haben gute Quellen benutzt, da» Material geschickt au-gewählt und die geschichtlichen Vorgänge frisch und lebendig erzählt, wie denn auch di« poetischen Zugaben paffend angebracht find. E» wird zur Empfehlung d«S zeitgemäßen Merk chen» genügen, wenn wir nachstehend den Hauptinhalt »»geben. Die zwölf Capitel tragen folgend« Ueberschrif- ten: Rückkehr Napoleon'« von Elba, die preußischen Heer führer im entbrennenden Kampfe, der Oberbefehlshaber Arthur WelleSlry, die englisch.deutsche Legion, Heldentod de« Herzog« von Lraunschweig-Oel« bei Quatrebra», die Preußen bet Ligny, Wellington und Blücher bei Belle- Alliaacr, da« Nachspiel von Waterloo, End« der hundert Lage, die Preußen zum zweiten Mal in Pari-, die Heim kehr der Sieger, die Helden der großen Kämpfe gehen zu Grabe. X M,-k. «»J.S.Bach'« Mathäu-.Passion»- »usik vor einigen dreißig Jahren in Berlin wieder neu entdeckt war und Felix Mendrl-soh« deren Ausführung vorbereitete, hörte auch der Muflkhändler Schlesinger von da» Werke. Er fragte nach dem Verleger — erzählt v. Marr, der wie Mendelssohn davon begeistert war. ES war ja nie verlegt worden. Er fragte,'ob denn diese Musik wirklich so unerhört sei, und ob sie Marr be säße. Da- wurde bejaht. ,,So geb ich'- heraus", rief er. Aber die Freunde deS Hause- suchten den Entschluß zu ersticken, und bei einem Diner wurde Marr die wet tere Frage vorgelegt, ob mit dem Werke „waS zu machen sei?" Er erklärte, da- wüßte er nicht, hätte es auch nie behauptet; er wüßte nur, daß dis Werk da- höchste der Kirchenmusik sei. — „Und ich grb's heraus", rief der alte Schlesinger mit Löwcnstimme und schlug dabei auf den Tisch, „und sollte e» mir 3000 Thlr. kosten. Da» thue ich für die Ehre deS Hause-". — Die- war damal» eia kühner gewagter Entschluß für die Herau-gabe der Partitur. Jetzt ist die hohe Schätzung dieser unsterblichen Schöpfung so allgemein verbreitet, daß B. Sen ff in Leipzig eS sogar unternahm, einen vollständigen ClavterauSzugzu vier Händen, von Aug. Horn gearbeitet, zu rdiren. Daß davon der gewöhnliche musikalische Genuß virrhän- dtgen Clavtersptel» nicht zu erwarten ist, versteht sich von selbst. Vach'« streng« und selbstständige Führung, Verschlingung und Kreuzung der Polyphoni«, di« Figu ration seine« Orchester», die Gegensätze der Dopprlchöre, die Klangtrennung von Gesang und begleitenden Instru menten — dir« Alle« konnte nicht genau und wirksam wiedergegeben werden und ergab überhaupt unendliche Schwierigkeiten. Es genügt, zu sagen, daß Herr A. Horn dieselben mit musikalischem Brrständniß vollkom men erkannt hat, um sie mit unermüdlich beflissener Ge wandtheit und künstlerisch treuer Gewissenhaftigkeit in soweit zu besiegen, al« da« überhaupt möglich «ar. Er hat alle« Wesentliche gegeben, um einen klaren Eindruck de« musikalischen Inhalt« de« Werke« zu erzielen und zugleich da« Arrangement mit höchst geschickter Behand lung für gut durchgebildet« Dilettanten auch spielbar herzustrllen. Damit man sich dabei mit dem verständ- niß de« Werke» in Wahrheit allmählich vertraut machen könne, ist in beiden Partien der Tert vollständig, selbst für die Recitative bcigedruckt. So wird denn dies kost spielig« Unternehmen (die musterhaft elegant auSgestat- tete Ausgabe zählt 291 Seilen) allen Musikfreunden, die zugleich geübte Pianisten sind, willkommen sein, so wohl um sich durch genauere Kenntniß der großartigen Komposition auf den Genuß einer Aufführung derselben in ihrer Originalgestalt vorzubereiten, als auch um durch häuslichen Nachgenuß für die durch letztere erhaltenen Eindrücke an musikalischer Anschaulichkeit und Vertie fung zu gewinnen. B. *1° Theater. Am 13. Juni fand in München die zweite Aufführung von R. Wagner'« „Tristan und Isolde " statt. Ee. Majestät der König wohnte der Vor stellung abermals vom Anfang bi« zum Ende bet. Die „A. Z." schreibt in Bezug auf da« Werk selbst: „Mag auch ein gut Theil de« günstigen Erfolg» den in der That bewundernSwerthen Leistungen de« Orchester« und sämwt« licher Mitwirkenden, namentlich de« Schnorr'schrn Ehe paar«, zuzuschreiben sein, so find doch alle unbefangenen Stimmen darüber vollkommen einverstanden, daß hier eine in ihrer Art großartige und originelle, allerdings oft an» Barok« streifende Tonschöpfung vorltegt, welche einer würdigen und ernsten Prüfung in hohem Grade Werth erscheint." Diese«, die Bestrebungen de« Compo« nisten gewiß nicht unterschätzende Urth«il bestätigt — voll kommen zugegeben, daß sich der Kritik diese» Werke» manche «nlWrterr Elemente und der Sache selbst abseits liegende Persönlichkeiten beigemischt haben — nur auf» Reue, daß Wagner'« Tonschöpfung wedrr al« «in Ge winn, noch al» ein Fortschritt für die Kunst betrachtet werden kann. Diese Thatsachr ist auch unschwer au« einer sehr ausführlichen und mit wärmster Sympathie Die Minorität der Deputation (Ref. Abg. Pankratz) stellt folgenden Antrag: „Da» Haus woSe beschließen: In Erwägung, daß 8 >3 de» Grundgesetzes über die Reichsverlretung aus dringende Maß regeln, welche in einem Gegenstände der Wirksamkeit de» Reichs- ratbes zur Zeit, als der Reichsrath nicht versammelt ist, ge troffen werden müssen, beschränkt ist; in sernerer Erwägung, daß es dermalen nicht zeitgemäß erscheint, die Aenderung der Versassung in Berathung zu ziehen, wird ülnr den vom Abg. vr Berger und Genossen gestellten Antrag aus Erläuterung des 8 13 des Grundgesetze» über die Reichsvertretung und die au» diesem Anlasse vom Ausschüsse gestellten weitern Anträge zur Tagesordnung übergegangen." Der Berichterstatter der Äusschußmajorität, vr. Berger, Verla« den Bericht, der Vertreter der Minorität, vr. Pan kratz, entwickelte deren Motive für den Uebergang zur Tagesordnung neuerlich. Die UnirrstützungSfrage zu letz ter« Anträge schaffte über das Schicksal desselben allso- gleich Aufklärung. Inclusive der Ministerabgeordneten erhoben sich nur 15 Abgeordnete dafür. Die Sieben bürger waren gespalten. Die Mehrzahl derselben blieb fitzen. In der heutigen Debatte sprach zunächst Ab geordneter Brolich gegen den AuSschußantrag. Der Saal war während dieser Rede ziemlich leer, und da dem Redner der Jrrthum unterlaufen war, den Ausschußan- trag mit dem ursprünglichen Anträge des vr. Berger zu verwechseln und eigentlich gegen den letzter«, der gar nicht in Verhandlung stand, zu polemistren, so zog er sich eine scharfe Antwort deS Berichterstatters zu. Frhr. v. Pra- tobevera gehört, seitdem der Paragraph 13 an das Licht der Diskussion des Abgeordnetenhauses gezogen wurde, zu dessen Gegnern. Er hat in der Adreßdebatte die Modifikation desselben bei der Regierung befürwortet, er that eS heute wieder und zwar unter großem Beifall. Freiherr v. Pratobevera hegt die Hoffnung, die Regie rung werd« durch ihre Erklärungen die allzuweit gehen den Besorgnisse verscheuchen, welche in neuester Zeit über den §. 13 erregt worden sind. Auch der Abg. Haßel- wanter ließ sich eines Längern über die Bedeutung dieses Paragraphen aus. Er wollte blos, daß über den Gesctzvorschlag, nicht aber über die Resolution der Ma jorität des Ausschusses zur Tagesordnung übergegangen werde. Freitag wird die DiScusston über diesen Gegen stand fortgesetzt und kommt hoffentlich auch dann zum Abschluß. Im Ganzen hat der Gegenstand keine höhere Bedeutung gewonnen, wie sehr man ihm dieselbe auch beilegen wollte. Die Augen der Bevölkerung sind nach ganz andern Zielen gerichtet Man kann nur wünschen, daß die Arbeiten, welche der Reichsrath zu erledigen hat, möglichst beschleunigt werden, damit das Werk der Eint- gung mit den Ländern jenseits der Leitha einmal frisch und energisch beginnen könne. — (Botsch.) Einige Blätter melden, der Kanzlet« director dcS k. k. Generalkonsulats in Paris, SeclionS- rath v. Schwarz, sei hierher berufen worden, um di« Leitung des Handelsministeriums zu übernehmen. Diese Notiz erheischt eine Berichtigung. Herr Sectionsrath v. Schwarz ist allerdings von seinem Ehef, dem Herrn Minister deS Aeußern, hierher berufen worden, jedoch nur, um bezüglich der handelspolitischen Angelegenheiten um sein Gutachten befragt zu werden; keineswegs aber, um eine Stellung im Handelsministerium zu übernehmen. Berona, 12. Juni. (Pr.) Seit nahezu zwei Jahren machte eine wohlbewaffnete, von einem gewissen Borght geführte Räuberbande die Umgegend von Mantua un sicher und dehnte ihre Raubzüge mitunter bi» unter die Mauern von Verona auS. Trotz der eifrigen Verfolgung durch unsre Sicherheitsorgane gelang c« den Räubern doch, bisher sich der Gefangennahme zu entziehen. Nach dem vor einigen Wochen ein Theil dieser Bande in der Nähe von S. Bcnedetto durch eine Gendarmerie- und Polizeipatrouillc erreicht und nach einem hartnäckigen Ge fechte, wobei ein Räuber getödtct und zwei verwundet wurden, theils gefangen, thcils zersprengt wurde, gelang eS nun gestern einer durch den Polizeibcamten Mazzotto geführten Patrouille, den Rest der Bande auf einer Cam pagne unweit Mantua zu überraschen. Es entspann sich ein heftiges Gefecht, in welchem der Anführer Borght selbst und zwei Räuber verwundet, die übrigen gefangen wurden. Es scheint jedoch, daß die Bande nebst de« in die Intentionen de» Dichtcr-Componisten eingehenden Correspondrnz des „N. C." herauSzulcsen. Ein nüch ternerer Berichterstatter der „Nat.-Ztg.", der aber übrigen» den bekannt gewordenen Jnstrumcntalsätzcn aü» der Ni belungentrilogie Geist und Genialität freudig zuerkennt, vermißt diese Eigenschaften in „Tristan und Isolde" ganz und bemerkt: „Von Anfang bis zu Ende ist die Musik nichl» als eine fortwährende chromatische An häufung von einigen, an sich schon möglichst abstruscn Figuren, von musikalischen Trugschlüssen und, WaS die Hauptsache ist, von verminderten Septimenaccorden. Nicht eine in sich abgesLloffene Melodie, nicht 16 Tacte ruhi- ger Entwickelung eine- festgrhaltenen Gedankens. Bet der Tonmalerei nach dem Worte, die sich doch Wagner zum Vorwurf genommen, bei der großen und zugleich melodielosen Unruhe, die durch da- Ganze geht, kommt der Komponist in den Momenten, in welchen er einen wirklich gesteigerten Effect schildern will, zu einem Spek takel und zu einer Potenzirung der Septimengänge, die den Zuhörer zunächst förmlich beiäuben, um sodann bei ihm da« Gefühl de« äußersten Mißbehagen» zurückzu lassen." Dieser „Spektakel" findet seine Erklärung durch folgende Aeußrrungen eine« Wagner-Enthusiasten in de« „Botschafter", der da- Werk neben Schöpfungen wie Beethoven'« und Bach'« große Messen gestellt wissen will: „Bet der symphonischen Behandlung de» instrumentalen Thrilr« ist in diesem Werke da» Orchester der Träger de« Mclodirngewebe«, welche« den Bau de» ganzen Drama« umspannt. Die Führung der einzelnen Stimmen ist immer eine so selbstständige, daß wir in den feühern dra- mattsch-mufikalischen Werken gar kein Analogon sür «ine derartig« kunstvolle Form finden." Auch der an dieser Stelle bereit« ritirte Mufikrrferrnt der Wiener „Presse" Nagt über den „Canntbalenlärm" dieser Musik, der eia Uriheil über dieselbe nach einmaligem Hören unmöglich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite