Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020808023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902080802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020808
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902080802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-08
- Monat1902-08
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dich» Blatt wird de» Leser» von Dresde» und Umgebung am Tage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugestellt, wahrend es die Post-Abonnenteu au. Morgen in einer TesammtauSgabe erhalten. vk verugrgebüdn : d«r» nicht aalzpcmu oder Steierlaak toll tii «wkt rd»>Iau»,oten »de»»« ««,»»« tt^ekklll. Äs chdsxck aller »r,M, Onainal- k«l»,ra«m.>dr»»>»: Fachetcht»» »»«»»«» Hegr^LLnSeL L8LV Verlas von Atepfch L Uetchardt. Anreizen »cant. »imalime von AntünLiaungen dit Nailimnilias ! Hin Sonn und Nelerllloü INI» ÜHancnInai!-' M von l> bis r,i U>» Die l wawac Grund e>nle cca » LUdeio L0 Ptu. An tundilninoen aui der VlwaNeUe3cUc iL L>li . die Liv»Ui»c ieilc aw ..Ein- ukiandl' vdee uni Dcnleüe »> Än I» üeilnimeru nach Tonn nno ,'e>e> lasen l be, Lipallisk strundictlen so. «o bkj w und so Pia »ach de iondcrem Tarif Audwarüse -int traae nur aeokn Vorandbejaliiuna. BklesblSNer werden Mit »oPi,. berechn«. Nerntvrechanlchluli: «»«I Rr. U und Nr. !t0»v Lodorl Völullv juu. vwpüeklt LLvIÄvrstoüo io LröKter lt»8Miii kvorxplatr 16. Nr. 217. r»ie,tl: Kaiserzusammenkunst in Reval in " ml. Neueste D'nhtberichte. Hosnachrichte», Hosschneiderineister Emmrich Leipzig, Gerichtsverhandlungen. Mißbrauch des Urheberrechts 7, Ter Mord Freitag, 8. August 1W2. Neueste Drahtmeldungen vom ?. August. Die Kaiserzufammenkunft ln Reval. Reval. Gestern Abend 8 Uhr fand an Bord der „Hohcu- zollern" ein Prunkmahl statt, an dem außer den beiden Monarchen Großfürst Aleris, Prinz Friedrich Heinrich und die beiderseitigen Gefolge thciinahmcn. Kaiser Wilhelm begrüßte Kaiser Nikolaus in der Uniform des Narwa'schen Dragoner. Regiments am Fallreep. Kaiser Nikolaus trug die deutsche Marine- unisorm Beim Mahl saß Kaiser Wilhelm links vom Kaiser Nikolaus, nach rechts folgten der Reichskanzler Gras Bülow. der Marineminister Tyrtow, der Chef deS Marinckabinets Vice- admiral v. Senken-Broran. Hofmarschall v. Benkendors, Kontre- admiral Gras Baudijsin und Admiral Boidestwens'i. Nach links folgten Großfürst Aleris, Prinz Friedrich Heinrich. Admiral K-remer. General Scholl. Admiral Makroio, Genera! Mossolosf. Den Monarchen gegenüber laß der Oberhosmarschall Graf zu Eulenburg zwischen dem .Hosininister Fredericks. dem General- adjutanten v. Plessen, dem Generaladiulanten Hesse, iowie dem Gesandten v. Tschirsky und Bögendorss links und dem Niinister Lambsdorff, dem Slaatsministcr v. Tirpitz, Admiral Lome» und dem Grasen v Hülien-Haeseler rechts An der Tascl »ahmen ferner Theil: die anwesende» höheren Marineoffiziere, der Kom mandeur des Woborgcr Jnsanterie-Rcgiinents. dessen Edcs der Deutsche Kaiser lst, und der deutsche Konsul von Reval Koch. Letzterer hatte sich vor dem Diner beim Deutschen Kaiser ge meldet und ein von der Deutschen Kolonie gewidmetes Album mit Ansichten von Reval überreicht. Ter Einband deS Albums ist aus braunem Leder, mit reicher, matlsilberner Perzicrung und dem Monogramm des Kaisers versehen Begleitet war das Album von einer Adresse, die von dem Präsidenten des Vereins Balg unterzeichnet war. Ter Kaiser inlerciiirte sich lebhaft für die einzelnen Albumblätter und bat den Konsul, der Kolonie ieinen kaiserlichen Dank auszniprechen. Er überreichte dem Konsul eigenhändig den Rothen Adlcrorden 4. Klasse. Während des Prunkmahls spielte die Kavclle der ,.Hohen',ollcrn". Bei der Flaggenparade am Abend spielte die Kapelle den holländischen Ehrenmarsch, sowie die preußische und russische Nationalhymne. Nach Beendigung des Mahles hielte» beide Kaiser ans Deck Cercle ab. Jan wäteren Verlauf standen !>e in regem Gespräch aus Achterdecks während in einiger Entfernung sich andere Gruppen gebildet hatten. So sah man den Großfürst Alexis mit dem Prinzen Friedrich Heinrich, den Reichskanzler Grasen Bülow mit dem Ministerpräsidenten Grasen Lambsdorss und dem Gesandten o Tschirschky u. Bögendorfs in angeregter Unterhaltung. Gegen 10 Uhr erstrahlten tme aus Kommando alle Schisse beider Flotten in elektrischer Beleuchtung. Die Konturen der hellcrlcnchtetcn Schisse hoben sich, hier mit dem Namcnszug der beiden Kaiser, dort, mit mächtigen Sternen geschmückt, >u der dunklen Nacht au? der weiten Meercsfläche wirkungsvoll ab und boten ein in Reval noch nie gesehenes, herrliches Bild. Bald nach Itt Uhr begaben sich beide Monarchen mit allen Herren des GciolgeS an Bord des „Standart", von wo lle den Nachtschießübungcn aus 37- und 44-Milliinetergeschützm und aus Einiahrohrcii gegen feste Scheiben unter Benutzung von Scheinwerfern beiwohnten. Gegen 11Vs Uhr kehrte Kaiser Wilhelm an Bord der „Hohcn- zollern" zurück, von wo man Reval im Lichterglanze erblicke» konnte. Tie Rhede bot bei der ihr eigenen nordische» Beleucht ung ein imposantes Bild. In de» Straßen herrschte bis tief in die Nacht hinein reges Lebe». Erst nach Mitternacht kehrten die zahlreichen Vergnügungsdampscr in den Hafen zurück. Gegen 9 Uhr Vormittags begaben sich die beiden Kaiser mit Gctolge von ihren Nachten nach dem russischen Flaggschiff „Minin", worauf das Artillcricaeschwader die Anker lichtete und aus hohe See damvstc. Das Geschwader nahm aus der Fahrt verschiedene Mnnöoer vor, wobei aus allen Geschützen gegen schwimmende Scheiben, gegen feste Scheiben und gegen an Land errichtete Crdwälle geschossen wurde, die Küstcnbatlerien dar- stellten. — Um 1 Uhr findet an Bord des „Standart" ein Frühstück statt, zu dem die gcsammte» Umgebungen beider Monarchen geladen sind. Das Wetter ist prachtvoll. Kiel. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind heute Vormittag gegen IIVZ Uhr zu den Kiönungsseierlich- keiten nach England abgereist. Kiel. Der 18. Deutsche landwirthschastliche Ge- nossenschaftstag wählte Bonn als nächsten Versammlungs ort. Hamburg. Die Elbschissfahrtsgesellschaste» haben, wie die „Hamb. Nachr" melden, neue Bcsrachtiings- bedingungeu, die am 15. d. M. in Kraft treten sollen, heraus- gegeben. Die Bedingungen vom 1. April 1900 treten am gleichen Lage außer Kraft. Bre 1» e n. Der König der Belgier traf gestern Abend an Bord seiner Nacht „Alberta" von Bremerhaven hier ein. Tie Nacht legte im Freihafen am Anleger an. Paris. Nach statistischer Feststellung sind die Dekrete betr. die kongreganlstlschen Schulen jetzt in allen Departe ments. ausgenommen Cölcs-du-Nord, Morbihan und Finislcre, durchgesührt. Paris. Mehrere Zeitungen drucken ein von dem Politischen Bureau des Herzogs von Orleans verbreitetes Rund- schreiben ab, dos die royalistischen Vercinsvorstände aussordcrt, zu Gunsten der Freiheit des Unterrichts und der Wiedereröffnung der geschlossenen Co »gregalionS schulen thatträstigc Maß- regeln zu ergreifen. Das „Echo de Paris" veröffentlicht einen Aus- ruf von Jules Lcmaitre, der die Mitglieder der VaterlandSliga anspornt, zur Wiedereröffnung der Schulen eine Massenbittschrist zu veranstalten. Paris. Das „Petit Journal" meldet aus Nantes: In Folge ! der Abstimmung über das Handelsmar 1 negeictz verminder- ! len sich die Bestellungen bei den Wersten. 5009 Arbeiter sind t arbeitslos. Ehambery. In Lavavoire mußte der Polizeiloinmissar eine Schule mit Gewalt össnen lassen. Marquis Eosla Bcaurc- gard erhob dagegen Widerspruch und brach die Siegel ab Lissabon. Ter Führer der Sambesi-Expedition ist mit einem Theile seiner Truppen st» Masundö-Kraal an gelangt. Der Feind erössnete ein lebhaftes Feuer und räumte dann den Kraal. Die Truppen setzte» de» Marsch fort, um sich Jnyacasuras zu bemächtigten, wo ein Posten errichtet wer den soll. London. Heute wurde folgendes Bulletin im Buckiiigham- palast ausgcgcbcn: Der König hat die gestrige Neste nach London ohne die geringste Ermüdung ertragen. Er hatte eine gute Nacht und ist bei ausgezeichneter Gesundheit Die Wunde ist so gut wie vernarbt. Das nächste Bulletin wird am Sonntag ausgcgcbcn werden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 7. August. —* Der „Rcichsanz." schreibt: Se. Majestät König Georg von Sachsen begeht morgen die Feier seines 70. Ge burtstages. W'r erinnern uns am Vorabend dieses Festes dank- bar der Verdienste, die der hochverehrte Bundesfürst sich neben seinem unvergeßlichen Bruder als erfolgreicher Feldherr um das deutsche Vaterland erworben bat und vereinigen uns mit unseren sächsischen Landsleuten in dem herzlichen Wunsche: Es möge Sr. Majestät et» frisches, rüstiges Alter und eine lange ge segnete Regierung beschicken sein! —* An der heutigen Königlichen Mittagstafel in Villa Hosterwitz nahm Se. Königl. Hoheit der Kronprinz Theil. — Zum Besuche Sr. Majestät des Königs ist der Erzherzog Karl Franz Joseph von Oesterreich heute Vormittag 10 Uhr 21 Min. auf dem hiesigen Neustädlcr Bahnhöfe eingetrossen und bat sich nach Hosterwitz begebe», wo er in der Königlichen Villa Wohnung genommen ha«. In der Begleitung des Erzherzogs b> findet sich der Gouverneur Gras Wallis. — Ebenso ist Ihre Ma jestät die König 1 n - Wittwe zum Besuche des Könins in Hoster witz eingetrossen. Sie hatte Reheseld Mittags verlassen und traf mit dem Zuge 3 Uhr 24 Min. aus Station Mügeln ein, von wo aus sie sich zu Wagen nach Hosterwitz begab. In ihrem Gefolge befinden sich: Hofdame Gräfin Rcutrncr v. Weyl und Kammer- Herr v. Mehsch-Reichenbach. —* Wie den „Zitlaucr Nachr." aus völlig zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, hat Sc. Majestät der König von einer Entsendung eines Vertreters des königlichen .Hauses zum 5. Wellin-Bundcsschiebcn — anscheinend aus Rücksicht aus dic Trauer des Königshauses — abgesehen, dagegen sich Vorbehalten wenn angängig, noch die Oberlausitzcr Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Zittau zu beluchc». —* S«. Majestät der König hat die silberne Carola- Medaille Frau Juslizratl, Enz m ann in Chemnitz, die gleiche Auszeichnung in Bronze Frau Kirchschullehrcr Kolbe in Ocls- nitz i. B. verliehen. —* In 'Rudolstadt ist Gcheimrath v. Hollebcn, der frühere Leiter des Finanzwesens un Fürstenthum, im Alter von 77 Fahren gestorben. —* Heute Vormittag ll Uhr fand aus dem TrinitatissricL- Hofe die Beerdigung des im 74. Lebensjahre verstorbenen, lang- jährigen Stadtverordneten. Junungsvorstaiides und Tircklo, der akademischen Lehranstalt für Zusch»e>dcku»st, des.Herrn Hw- schneidermestters Johann Friedrich Wilhelm Emmrich stau Es hatte sich zu der erhebenden, würdigen Feier eine zahlreiche Trauerversaminliing, nicht zum kleinsten Theile aus Mitglieder» der Dresdner Schneider-Innung bestehend, eingefunden. Außer- dem bemerlte man Herrn Sladtrath Kammerrath Schröcr, Vor- stand der Gewcrbckammcr. die Herren Stadtverordneten Vice- Vorsteher Kändlcr, Gandil und Anger, eine Deputation des Dresdner Allgemeinen Handwcrkcrvcrcms mit dessen Banner, eine solche der allgemeinen Dresdner Schneider- und Begräbnis; Kasse, vertreten durch ihren Obmann, und eine Abordnung des Bekleidungsamtes des 12. Armeekorps. De» zwischen brennen de» Kandelabern stehenden Sarg deckten herrliche Blumcnspcndeu, darunter ein Kranz mit Schleife des Konsernativen Vereins, des Jnnunasvcrbondcs, des Bundes Deutscher Schncider-Jniningeu, der Schneider-Jniuing zu Dresden, der vereinigten Sparcinlegcr, des Verbandes der Schnelder-Jnnungen Sachsens, der sächsischen Herzoglhümcr und Thüringens und der Schneider-Innung zu .Hamburg. Z» Häupte» des Sarges halten die Banner der Schncider-Jnnung und des Allgemeinen Dresdner Handwerler- Vereins AlllsteUung genommen. Tie Feier selbst leitete de» Schulze'lchc Friedhoischor mit dem Choral: „Nach einer Prüsung kurzer Tage" ein, woraus Herr Pastor Ncubcrt von der Krcuz- kirche dic Gedächtnißredc hielt über den Text aus dem 14. Kapitel der Ossenbarung Johannis: „Schlage an mit Deiner Eichel und ernte, denn die Zeit der Ernte ist gekommen." „Erntezeit ', so führte der Geistliche aus, ist erschienen, und goldene Früchte bringen die Schnitter ein in die Scheuer». Aber der Christ kenne noch eine andere Erntezeit, noch einen anderen Schnitter, bei die Garben cinsammle, — den Tod. Und dieser Schnitter habe auch den zur Ruhe Gegangenen von seiner Ausreise hcirngc- leitet und ihn abgcruscn zur ewigen Ernte. Auf ein nun ob- geschlossenes Mcnichcnlcbcn schauen wir an diesem Sarge zurück, an dem wahr geworden ist das Wort: „Wer in Segen säet, wird in Segen ernten. " Treu in seiner Arbeit, schlicht und cinsach i» seinem Leben, sci der Heimgegangene stets bemüht gcwcie». eine gute Aussaat zu säen Ein Ehrenmann im besten Sinne des Wortes sei mit ihm dahingcgangcn, der in seinem Berufe ein Vorbild gewesen sei, auf dem Boden des Handwerks in gute!, deutscher Weise förderlich zu sein noch besten Kräften, der nicht blos i» seiner Innung sich thätig bewiesen, sondern auch in der Vertretung Dresdens redlich bedacht war, die Stadl nach bestem Wissen nntzuberathen. Seinem Wirken folge ein „.Habe Dank!" nach in dic Ewigkeit. Nachdem der Geistliche geendet, wurde der Sarg aufgehoben und unter dem Gesänge „Jesus, meine Zuversicht" nach der Gruft getragen. Dem Zuge voran schritten Paradcure der Pietät und die Fahnen der beiden Vereine Unter den Klängen des Liedes „Es ist bestimmt in Gottes Ratb" wurde der Sarg dem Lchooße der Erde übergeben. Gebet uns Segen endeten die ernste Feier. —* Zu der Festnahme des Mörders der 0 chtjähriacn Anna Klein in Leipzig schreibt das „L. Tgbl.": Hatte schon dic Thal selbst in allen Kreisen tiefen Abscheu hcrvvrgcruicn. so steigerte sich derselbe zu einem beinahe fassungslosen Ewsetzcu, als man cNilhr, daß der Thälcr nicht etwa ein verkommene,, vcrtdicrter Mensch, ein Gewohnheitsverbrecher war, sondern ein sorgfältig erzogener junger Mann von 20 Jahren, der Sohn eincs hochgeachteten und aut sjtuirtcn Bürgers und Geschäftsmannes. Es ist der Optiker Wilhelm Grobich. ge boren am 28. Juni 1882 in Leipzig, der Sohn des Inhabers der optische» Firnis G. F. W. Grabich, Nicolaistraße ll/13. Bei- 'S B - 2 »tunst uuk» Wissenschaft. -s* In der für Sonntag als Eröffnungsvorstellung der König!. Hofoper angesetzten „Tannhäuser"-Ausfuhrung ist folgende Rollenbesetzung vorgesehen: Tannhäuser: Hr. Anihcs: Wolfram: Hr. Perron: Elisabeth: Frl. Krull; VcnuS: Irl. Eiben- schütz. s* Frl. Bossen berger als falscher Hirtenknabe. Den jungen Hirten in Wagner s „Tannhäuser" sollte, so wissen die „Franks. N. Nachr." zu erzähle», am Dienstag laut Theaterzettel die Soubrette Irl. Hohenlcitner singen. Diese Dame hatte ihre Ferien an den oberbayrischen Seen verbracht, sich dort erkältet, oder hatte unterwegs den Anschluß versäumt. Kurz: sic war vcr- hindert und konnte die „große" Partie nicht singen. 'Run war „Holland in Nöthen!" Der andere „Hirtenknabe" war auch noch nicht zurück. Um nun einer solchen „großen" Rolle wegen keine Vorstellung oblagen zu müssen, verfiel man auf eine geniale Idee. Mon stopfte einen Hirtenknaben in der Gestalt einer reizenden Statistin aus, stillte ihn, mit den nöthige» Anweisungen versehen, an seinen traditionellen Platz und lick — Frl. Bosscnbergcr hinter der Bühne die Partie singen. Das hat die gutmüthige Künstlerin auch gethan, aber da sie am gleichen Abend die VcnuS sang, ver stellte sie ihre Stimme." 7* In Woidhosen ist gestern, 74 Jahre alt, der Komponist und Kunstschriststeller Karl de Brois v. Bruyck gestorben. Er komponirte Cantaten, Jnstrumentalwerke, sowie zahlreiche Lieder und Besänge. Zu seinen Freunden zählten Friedrich Hebbel und Paul Heyse. s* Ueber einen Mißbrauch des Urheberrecht» führt die .Post" Klage, indem sie schreibt: „Wir brachten einen Lokal- artikel auS einer hektographirten Korrespondenz, der. weil er ein sachliches Interesse für wettere .Kreise hatte, sofort von einem anderen Berliner Blatte unter loyaler Angabe der Quelle nachaedruckt wurde. Wa» thut nun der Verfasser? Er zeigt die betreffend« Zeitung, die, wie gesagt, unser Blatt als Quelle be- uudangeaeben hat, bei der Staatsanwalt wegen unbefugten Nachdruck» anl Da» ist ein so böSayiae» Verfahren, daß wir unsererseit» au« <polcharttoi»gcfuhl auf fernere Mitarbeit «ine» de-arva» Korrespondenten verachten. Mir »Srdigen die Beweggründe, dic de» Gesetzgeber zur Schassung der Be stimmungen über das Urheberrecht bestimmt haben, durchaus. Tic Eigenarbeit eines Mitarbeiters soll gegen den kostenfreien Mit- acnauß anderer Blätter, die nicht Mitbeziehcr sind, geschützt wer den. Demacmäß muß gegen den oben erwähnten Publizisten schon deshalb ein Vorwurf erhoben werden, weil er sei» Recht nicht durch ein civilrechtliches Urtheil, sondern in einem Falle, wo jede Böswilligleit ausgeschlossen ist, durch eine Strasvcrsolgung erzielen wollte. Er wollte also lediglich eine Vendetta ausübcn und nicht sich sür seine Mühe bezahlt machen." Die „Königsb. Hart. Ztg." bemerkt dazu: „Es dürste wohl kaum mehr eine Redaktion einer größeren lcistiingssähigcn Zeitung geben, der ähn liche Erfahrungen in letzter Zeit erspart geblieben wären. Die Herausgeber der „Korrespondenzen" lauern förmlich aus die Zeit ung. die sich ahnungslos in dem Netz deS Gesetzes über das Urheberrecht gefangen hat. Ein besonders eklatanter Fall betraf den Nachdruck einiger 40 Zeilen messender kleiner Anekdoten aus dem Leben des verstorbenen Königs von Sachsen ans einer Berliner Zeitung, die dieselbe» in keinerlei Weise äußerlich als geschütztes Gut und fremdes Eigenthum kenntlich gemacht hatte, und die wir unter voller Angabe der journalistischen Quelle Wiedergaben. Das Eitircn der Quelle schützt nicht nur nach Brauch und Vcrkehrssitte im Journalismus vor dem Vorwurf eines unberechtigten Nachdrucks — soweit dieser nicht durch be- sonderen Hinwels ausgeschlosscii wird —. cs wird sogar von den Zeitungen besonderer Werth darauf gelegt, citirt zu werden. Nichtsdestoweniger wurde uns von einem uns bis dahin vollständig unbekannten Feuilletonkorrcspondenzbureau eine Rechnung Prä- sentirt, die unter Beilegung eines gedruckten Zettels, der die entsprechenden Paragraphen des neuen Gesetzes mit Erläuler- ungen enthielt, «in für einen Nachdruck ganz unverhältnißinäßig hohes Honorar verlangte. Als Antwort auf unsere bescheidene Anfrage, inwiefern die Wiedergabe der nicht als besondere Korre spondenz kenntlich gemachten Notiz unter loyaler Angabe der Quelle einen unberechtigten Nachdruck darstelle, erhöhte der liebenswürdige Geschäftsmann der Korrespondenz seine Fordcr- una ohne nähere Angabe der Gründe fast um das Doppelte Auf mrser« Anfrage, ob die Korrespondenz vielleicht die Eigen- schaft de» edlen Deine» besitze, und durch Lagern werthvotler wer»«, wurde un» dann die Antwort, daß der nachträgliche Zu schlag die „übliche" l??> Sühne für de» „unberechtigten" Nach- druck darstclle. Eigentlich gehörte» wir überhaupt vor de» Staats anwalt. Mit Rücksicht auf unsere bisherige Unbescholtenheit uua in der Annahme, daß wir uns der ganzen Schwere unseres Verbrechens nicht bewußt gewesen seien, solle noch einmal Gnade vor Recht ergeben. Es solle bei der ursprünglichen Forderung sein Bewenden haben, ja, „man denke!" die Forderung solle ganz fallen gelassen werden >m Falle eines halbjährigen Abonnements aus die hochgeschätzte Korrespondenz. Das ist des Pudels Kern, und daraus lausen schließlich alle diese m:t Hrlsc des Gesetz, auf die Redaktionen ausgcübtcn „Pressionen" hinaus, dic man bereits »n ein vollständiges System gebracht hat." Es sind voll ständige Bureaus unter Assistenz hilfsbereiter Rechtsanwälte ein gerichtet, welche zum Zwecke der Honorarbcilrcibung genau be- obachtcu, was von den Zeitungen gegenseitig abgcornckt wird Auch aus der Provinz ertöne» Klage» über dm Mißbrauch des neuen Gesetzes. Vermischtes. ** Tic mächtige Entwickelung des Fcrnsprcchwcscns unter der neuen Gebührenordnung zeigt ein Nachweis über die Erls- Fernsprechnetze, den das Rcichsvosianit nacki dem Stande von» Ansong dicies Jahres ausgestellt Hai Danach haben letzt im Rcichstelcgraphcnaebict, allo ohne Bayern und Wurttcint'erg. 15 155 Orte Fcrnsprechanstaltcn. Die Beqncmlichtcit des s^rnsprcchcrs steht also bereits den kleinen und kleinsten Orten zur Versngiing. Aus diese Orte vcrthcilcn sich nahezu 300000. genau 291835 Sprechstcllcn, von denen 231000 Hauvt- „nd 58OM Nebenanschlüsse sind Von den Hauptanichliissc» zahlen 167 055 Bausch- und 63968 Grund- »nd Gesprächsgebühren Ocfsentlichc Svrcchstcllen in Orten ohne Bcrmittclungsanstalicn gicbt es 12203, Uinschaltestellen 928. „Stodt-Fcrnsprcchcinricht- ungen", das heißt Vcrmillclunasanstolte». qiebt cs 2024, das sind 474 mehr als im Vorjahre. Von diese» hat eine, Berlin, mehr als 20000 Theilnehmeranschlüssc, 5 haben mehr als 5000. 24 mehr als 10M Von 50l bis 1000 Anschlüsse haben 19 An stalten. 201 bis 500 67. 101 bis 200 96, 51 bis IM 171 und 5 bis 50 Thcilnehmcr 1641 Anstalten Sämmtliche Vermülel- ungSanstaltcn hatten im Jahr« nahezu 700 Million» LiksfvMr zu vermitteln, täglich also mchr al» 2.2 Millionen. iS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite