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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894040501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-05
- Monat1894-04
- Jahr1894
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Vez»gS.PreiS oder öe» i» Statt» bezdk a»d de» Vororten errichtet«» Aut- aabeNeN«» abgetzolt: veerteljthrlich^süO. bet zweftnoiioer Uiglichrr Huft«lt»»> ta« Haas ^l SÄ D«ch die Post b«»V« für D»»tschl«G »^ vefterntch: »ie^ehiMtich L.-> Direct« tS-Iiche Lrr»4d«»-ie»j tat Auslcmö: monatlich -<t 7ckü. DirMov».Aotgabe erscheint tag Sch'/,? U-r» fte »be,d.»»«gab« Wochentag« L Uhr. »gaetta« «» LeneLitton: zatzammt,«»« S. Malea: vtt» ««»»'« »artt». t«fr»h »«»»1b llii^rMdkstraß. 1. 8»«iA Wiche» «ach»A«»»r. 1t. »«t. «.d «chch^hla» 7. Morgen-Ausgabe. rlMM.Tagtlilalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«zLige«.PreiS die 6 gespaltene Petitzeüe Lv Phg. Rrclamen unter demRedacttonsstrich lt«— spattea) 50^, vor de» Familienaach-ichtra (NSpalte«) tvch. Größere Schriften laut unserer, Poett» »rjeichuiH. TedeNartscher nn» jMmchrtz nach hdhrrew Torts- Sxtra-Vettaaa» (gefallt-. ,ur «tt her Molaeu-Au-aakr, ohne Postbeftrdenucg 60.—, mit Postbefördernug 7V.—. A»nah«fchl>ß fiir Anzrize»: Abend.Bmlgob«: vormittag« 1Ü Uhr. Morgen-Amlgabr: Nachmittag« «lchr. Svnn- und Festtag« früh '/,S Uhr. vei den Filialen und Anaahmesiellea z, «tu» halbe Stand« früher. «nzet,r» sm» stet« an dt. »p»e»itt,ll »» richte». Druck und Verlag von E. Pol, t» L«tv»tg. Z171. Donnerstag den 5. April 1894. 88. Jahrgang. AmMche Bekanntmachungen. Lchirmann, Paul, Former. Schirmer. Paul, Glaser. die Polen gar nicht erschöpfen. War es schon schwer dedenl- liH, daß die VolkSschullrhrer der Provinz Posen die Erlaubnis Vekanntnrachung. von einem hiesigen Bürger, welcher uns die Verschweigung seiues Namens ausdrücklich zur Pflicht gemacht hat, ist uns am 27. vor. Mts. ein Capital »au IVO BO« HImi-N mit der Bestimmung überwiesen worden, daß Lm Zehntel der jährlich erwachsenden Zinsen während der ersten 200 Jahre von Begründung der Stiftung an wieder zum Capital geschlagen, die übrigen neun Zehntel aber zu mildthätigen Zwecken verwendet werden sollen. Insbesondere sollen die SnftungSerträgnisse dienen zur Unterstützung von kranken, die zur Wiederherstellung ihrer Gesundst Aufenthalt in einem Kurort nehmen oder ein Heilverfahren gebrauchen müssen und hierfür nicht die nöthigen Mittel besitzen, und von solchen Personen, die, ohne auf den Erwerb vorbereitet zu sein, durch Unglücks fälle gezwungen werden, für ihre« Lebensunterhalt zu sorgen. Die Vergebung der Erträgnisse soll unserer für das Stiftungswrsen bestehenden Deputation obliegen und nur an solche Bedürftige, die in Leipzig wohnhaft sind oder doch in Leipzig lüngrre Zeit gelebt oder in Wirksamkeit gestanden haben, erfolgen, und zwar ahne Unterschied des Glaubensbekenntnisses und ohne Rücksicht auf die kirch liche Stellung der Empfänger. Wir haben beschlossen, diese hochherzige „Stiftung eines Ungenannten" unter den gedachten Bedingungen anzunehmen, und bnngen ihre Begründung, indem wir auch an dieser Stelle unserem wärmsten Tanke für sie Alls» druck geben, zur öffentlichen Kenntniß. ^Leipzig, am 3. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib 4621 Amvktimv- str die O-tMtffk. Die für die diesjährige Ostermesse gültigen polizeilichen Meldezettel und statistischen Frage- kartrn sind UI dkl dk« piliMMt btt As» Mi, »ln bei lc» Kkfirk«ktlt0rIki st>«li!ki»«är»l zu entnehmen. Anmeldungen auf andern als den daselbst unentgeltlich gelieferten Formularen werden von der Polizei znrnckgewiesen. Leipzig, den 30. März 1894. I«r »ttruncd»» krlkiMrlcuiiM. Lekanntmachuny. Ja Gemäßheit de« K. 1 der Vorschrift.» für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Febr. 1888 machen wir hierdurch bekannt, dag der Klempner Herr Max vr«st«ann, Gartcnstrahe Sir. 8, zur Uebernahine solcher Arbeiten bei un« sich angeineldet und den Beim der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiejru hat. Leipzig, den 3. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 2567. vr. Georgi. Wolfram. Vermißt wird seit dem 24. Januar 1894 das am S. April 1878 in Lindenau Vdorene Dienstmädchen Martha TaSka Heiuzr. Tie hat sich am Tage ihre« Verschwindens auS einer Wohnung «er Torganer Straße ia Leipzig-Volkmar-dorf entfernt unter Um ständen, die vermuthen lasten, daß Ihr ein Unfall zugestoßen sei. Ae ist von mittler Größe, kräftiger Gestalt, gesunder Gesichts färbe und hat hellblondes Haar und war bei ihrem Weggange mit schwarzem Kleid«, schwarzer Schürze, schwarzem Krimmerkragen und röchlichbrauaer, gewirkter Kapuze bekleidet. Wahrnehmungen über den Aufenthalt der Heinze bitten wir unserer Lrimiaal-Abtheilung mitzutheileu. Leipzig, den 2. April 1894. Da» Polizei««» der Stadt Leipzig. r. n. 1097. Bretschnetder. Sr Bekanntmachung. Bo» dem Unterzeichneten Armenamte sollen Freitag» den 6. April 1804» vormittag« »an » Uhr an. t« hiesigen Stapttzanse verschieden« Gegenständ«, als: Mddel. Bette». Wäsche, Klei»ung«ftäcke, HauS Küchen- ,n» Wtr1tzschaft»,erä»he «. A. m. «stenüich versteigert werden. Leipzig, am 4. April 1894. Da» Armenamt. Heutschel. Artn«. Die Lieferung und Anfuhr von: L»0 ei,« Schlacken. AIP «i>« Sanp für di« Schleßstandsanlage im Btenitzwald« bei Burghausen soll in öffentlicher Submission vergeben werden. Die Bediaguagen liegen während der Dienststunden im Bureau de- Unterzeichneten Garntsow-Baubeamten, Färberitrahe 16, Part., au», «ach kSunru die Augrbotsfformular« gegen Bezahlung der Selbst- kosten vo» dort bezogen werden. Termin zur Eröffnung der Angebote ist auf den 12. April 1894, Bcrmittags II Uhr, anbevvumt. Leipzig, 2. April 1894. Urah. Garnffvu-Bauinspector. Lekanntmachuug. Der seitens de« uutazeichuetru Amtsgericht« unterm 23. Januar 1391 gegen den Müllergeselle» Alwin Mar Wearg Kügrl aus vresia» erlast«». Steckbrief (vgl. Bekanntmachung i» Nr. 150 des Lelpziger Tageblattes, Jahrgang 1891) ist erledigt. .kücheln, de» L «prtl 1894. Königliche« A«t«gericht. Dekauntmachung. Es, neue« vervckllffändlgtes Berzeichniß der Herren Aerzte und der Apotheken der Ortskraakencaste für Leipzig und Umgegend kt dichte«, und liegen Exemplare bcj der Costen-Nenvaltung und de, Meldestelle» zm Empfongnabme bereit. S^pztL den 4. «prtl 1894 Die vrlMrantenenHe für Leipzig nnd vwgegrnd. vr. Wtllmar Schwad«, Vorsitzender. vr. Georgi. Sekanntmachung. Müller. In der am 15. und 16. März 1394 erfolgten Wahl sind die nachstehend unter ^ und ki Verzeichnelen Arbeitgeber bez. Arbeiter, welch« mit Ausnahme deS in Schoneseld wohnenden Textilarbeiter- Karl Jodler in Leipzig wohnhaft sind, als Beisitzer Pe« Betoerde- gertchtS der Stadt Leipzig gewählt worden. Beschwerden gegen die Stechtsgilligkeit der Wahlen sind gemäß 8. 15 Absatz 1 de« NeichSgesetzes, betreffend die Gewerbegerichte vom 29. Juli 1890, nur binnen rioes Monats nach der Wahl zulässig. Leipzig, am 3. April 1394. Der Vorsitzende »e« Gewerüegericht«. Büttner. Kastelt, Ger.-Schrbr. 4 Arbeitgeber. Arnecke, Carl Christian Bruno, Bäckerobermeister. Bartsch, Hermann Int. Otto, Schlostermeister. Böttchrr. Erdmaan Louis, Fleisckiermrister. CichorinS, Paul Julius, Cigarrensabrikant. Dachs. August, Schnciderobermcister. Erhard, Wilhelm, Trechslermeister. Farius, Hermann Carl Eduard, Hotelier. Fichte, Julius Eduard Beruh., Schuhmachermeister. ütrüner, Eduard Christian, Malerobermeister, itzünzel, Carl Gustav, Tischlerobermeister. Habrnicht, Carl Heinrich, Dachdeckermeister. Habedank, Julius Hermann. Lohaerderobermeister. Hartmann, Carl Wilhelm Alexander, Tapeziererobermeister. Hangt» Carl Friedrich Hermann, Hutsabrikant. Hewpel, Julius Hermann, Steinmetzmeister. Herzog, Carl Emil. Maschinensabrikant. Heydrich, Conrad LouiS, Bildhauer. Hoffman«, Julius Robert, Maurermeister. Jrmschrr, Larl Bernhard, Bürstenmacherobermeister. Jäger, Carl Julius Friedrich August, Glaserobermeister. Kirsten, Oskar Herm. Clemens. Kürschnermeister. Ktialith, Leopold August Gottfried, Klempnrrmetstrr. Kratzt, Franz Felix August, Seilermeister. Kramer. Carl Gottlos Töpfermeister. Kumwig. Carl Friedrich, Eteinsktzobermrister. Kützn, Carl Gustav Adolf, Graveur. Magnu», David Salomon, Maschinensabrikant. Morgenftrrn, LouiS Rupertus, Ztmmermeister. Müder, Wilhelm Franz, Echmiedeineister. Ramm, Joseph Hermann, Buchdruckereibesitzer. Reimann, Hermaon Balduin, Gostwirth Neppenhagen. Heiur. Job. Julius, Eattlerobermeister. Aoft, Earl Julius, Gelbgießeroberineister. Rüger, Friedrich Heinrich, Barbierobermeister. Schlenftedt, Franz Erich, Pferdehändler. Schulze, Carl Theodor, siuhrwerksbesitzer. Sperling, Maximilian Alfred, Buchbindereibesitzer. Sperling, Nathan Martin, Modewaarenhändlrr. Drschachmann, Larl Moritz, Bottcherobermeisker. Ulrich. Friedrich August, Bierbrauereibesitzer. Weise, »ermann Franz, Uhrmacher. Wezel, Franz Julius, Strindruckereibesitzer. Zirtemann, Ernst Wilhelm, Kupferschmiedeobermeister. Zimmermann, Alb., Gürtnereibesitzer, L.-Eu. äiutzsch, Johann August, Stellmacherobermeister. v. Ardeiter. Ackermann, Friedrich August, Tapezierer. Adolph, Emil, Getbgießer, Bedrich, August, Böttcher. Beier, Karl Friedrich, Väckrr. Bnrkharpt. Karl, Schuhmacher. Pger, Moritz, Steinmetz. Brotzman«, Karl, Pianoforteorbeitrr. Hendel, Richard, Stellmacher. Kant«, Karl, Kellner. Klau», Friedrich. Kellner. Kleine, Karl, Schneider. Knesebeck, Louis. Markthelser. Kocherl. Ernst Moritz Paul, Friseur «nd Perrückenmacher. Koker, Hermann, Kürschner. Lässig. Max. Dreher. Lommatzsch. Robert, Tspser. Mattsiek. Franz, va»fch>ostkr. Meinschenk» Herm., Schriftsetzer. Mieder, Man». Tischler. Müder» August, Tpediteurarbeiter. Müder. Karl, Maurer. Müiizengrnder. Ernst, Graveur Ranmann. Paul, Korbmacher. Rrudauer, Karl, Rollfttticher. Rtrdorf. Traug. Adolf Robert, Schmied. Pappe, Albert. Klempner Petne, Karl Richard, Notenstecher. Pfeiffer, Felix, Steindrucker. Plttisirr, Georg, Maler. Plattz, Franz, Maschinenschlosser. Rose. Friedrich, Zimmerer. Rühle. Ernst, «uchbi,d»r. Lalch, Friedrich. Sattler. Schaal, Otto, Mechaniker. Schifer. Franz. Stuckateur. Sommer, Alex., Bildhauer. Strtneckr, Karl. Drechsler. Taschenbrrg, Walter, Buchbinder. Weber. Karl Friedrich, Steinsetzer. Wrtdier, Felix, Conditor Jobler, Karl, Textilarbeiter. Zschauer, Friedrich, Schriftsetzer. polnische Fortschritte. -ft. So hat denn die Ersatzwahl in Mcscritz-Boiiisi noch einmal mit dem Siege des deutschen Eandidaten geendet. Der sreiconservativc Herr von DziembowSki bat iidcr ein halbes Tanscnv Stiminen mehr erhalte», als der polnische Eandidat. Aber trotzdem haben die Anhänger der dcntsche» Sache alle Ursache, a»S der Wahl eine ernste Lehre zu ziehen. Der deutsche Bewerber bat in diesem Wahlkreise seil dem Bestehen des deutschen Reichstags gesiegt, aber während die Zahl der fiir ihn abgegebenen Stimmen eine stabile geblieben ist, sind die für den polnischen Eandidaten abgegebene» von etwa 4200 im Jahre l87l aus über 7800 am >3. Marz 1891 gestiegen, haben sich also um mehr als 80 Proc. ver mehrt. Dabei bat die Zahl der Protestanten, wie in allen Wahlkreisen des Regierungsbezirks Posen, zwar etwas ab- gcnommcn, aber dock, nur um etwa 3 Proc. Diese Zunabme der polnischen Stimmen läßt sich a»S mebrcren Ursachen erklären. Ersten- nämlich aus der immer schärfer werdenden polnischen Agitation, die auch den letzten Mann zur Wahl urne zu bringen versiebt; zweiten« auS der Polonisirung deutschkatbolischcr .stinder, die von dem niederen stlerus, der fast durchweg polnisch ist, mit ebenso viel Eifer als Geschick be triebe» wird; drittens ans dem undeutschen Verhalten der „frei sinnigen" Elemente, die lieber einem Polen die Stimme geben, als einem gemäßigt gesinnten dentschen Eandidaten. Es ist doch recht auffällig, daß bei der Wahl am 13. März, wenn inan sie mit derjenigen vom l.'>. Juni vorigen Jahres vergleicht, die Zahl der polnischen Stimmen säst um ebensoviel gewachsen ist, wie dir der freisinnigen Stimnien adgenommcn hat, nämlich »m etwa l2<»0. Oa^t not loasd ist das Eentrum mit aller »traft für die Wahl deS polnischen Eandidaten ciiigctrcten. und von den deutschen ätatbolikcn dürfte nur ein geringer Brnchtheil für den deutschen Eandidaten eingetretcn sein. Herr Bachem bat den Wahlkreis bereist, gerade als ob cs sich um einen Eandidaten seiner Partei bandle, »nd die EentrmnSpressc ist in der Zeit zwischen der Hanptwahl und der Stichwahl auch nicht faul gewesen. Die „Germania" brachte mehrere Bei träge a»S dem Wahlkreise, in denen vor der Wahl deS Herrn von DziembowSki, dem seine „Sünden" anS der Eultur- kampszeil vorgerechnct wurden, cindringlichst gewarnt wurde. Am naivsten aber zeigte sich die nndculschc cäcsinnuiig dcö „Organs für das deutsche Volk" in einem Bericht, in dem Herr von Tiedeman» verspottet wurde, weil er die Ansicht ausgesprochen batte, ein deutscher Katholik sei doch zuerst ein Deutscher »nd dann erst ein Katbolik. „Eine herrliche Er klärung! eine nette WciSbeit", meint die „Germania" nnd fäbrt dann fort: „Und diese Herren, denen die Religion erst nach der Nationalität kommt, cmpscblen ihren Eandidaten katholischen Männern!" Was also für national empfindende Männer daS Selbstverständliche ist, daß nämlich der vaterländische Gedanke an der Spitze sieben muß, das ist der „Germania" eine Ungeheuerlichkeit. Es dürfte immerhin von Werth sein, sich diese Auslassung des klerikalen Blattes ins Gedächtniß zu schreiben. Unter solchen Umständen liegt deutscherseits keine Ver anlassung vor, sich des knappen Wahlsiegs zn freuen. Wie die Höchste Wahl anssallen wird, tan» man sich, falls die Dingo so weiter geben, leickt sagen. Und »och Eine« muß man sich sagen: ver Fortschritt des Polcntbunis im Wahl kreise Mescritz - Bomst ist kein EinzclsaU, sondern entspricht durchaus den Fortschritten der Pole» in den Provinze» Posen, Westpreußcn, Ostpreußen und Schlesien, wie sie sich bei den vorjährigen ReichStaqSwablen und erst letztbin bei der Ersatz wahl in Neustadt S.-S. in so erschreckender Weise gezeigt baden. In jenem Wahlkreise, in dem die Richlkatbolikcn kaum in Betracht kommen, denn er ist zu 9l Procent katbo lisch, ist bekanntlich vor einigen Woche» der polnische EentrumS mann mit großer Majorität gegen den ossiciellen Eandidaten der EentruniSpartki gewäblt worden. Machen erst die Polen in Lberschlesien weitere Fortschritte, so werden sie das EentrumSmäntelchcn abwcrscn nnd sich als Polen pur ot üimpls von den polnischen Industriearbeitern wählen lassen Dann könnten ganz wohl 3 bis 4 oberschlesische Wahlkreise in polnische Hände sollen, einige noch mit Mühe von den Deutschen gehaltenen Wahlkreise in den Provinzen Posen und Westpreußen würden Nachfolgen, und so wäre cs gar nicht erstaunlich, wenn im Jahre 1898 statt der 19 Polen, die jetzt im Parlamente sitzen, 25—30 in den Reichstag einzögen. Sehr erfreulich ist dieser Gedanke gerade nicht, wenn nian erwägt, daß schon jetzt die 19 Polen in wichtige» Fragen wiederholt den Ausschlag zn geben in der Lage gewesen sind. Und neben dieser praklischcn Erwägung fällt doch auch eine moralische Tbatsache schwer ins Gewicht: Je mehr Polen die östlichen Provinzen als Erwählte des Volkes vertreten, desto mehr habe» sie das Recht, sich als die Herren dieser Provinzen und dir Deutschen als Eindringlinge zu betrachten — und zu behandeln. Wie leicht polnischer Uebermuth dazu geneigt ist, daS hat jener Vorfall in Granden; bewiesen, wo — es war im Herbst vorigen JabreS — die in der Uebermacht befindlichen Polen bei einer Kirchenwahl die Deutschen an der Ausübung ihres Wahlrechts verhindert und sie als „deutsche Hunde, die lodtgcsckilagen werden müßten", de schimpft haben. Welchen Jllnsionen sich aber die Polen de reit« hingcben, das bat Herr v KoSciclSli vor einigen Wochen offenherzig verrathen, indem er erklärte, e» sei zwar jetzt noch nicht möglich, daß ein Pole Oberpräsident der Provinz Posen werte, aber eS sei doch zu hoffen, daß in einem Jahr zehnt dieser Fall Wohl eintrete. Und wer weiß, ob seine Hoffnung zu kübn ist. Wir haben cS verlernt, uns über etwa» zu wundern, und würden einen polnischen Obcr> Präsidenten zwar mit Sckmerz, aber ebne Staunen binnebmen kenn die Regierung kann sich ja in Aufmerksamkeiten gegen doppelt bedenklich, wenn an die Stelle des Privatunterrichts etzt der facultative Schulunterricht treten soll. Denn ob acultaliv oder nicht, der Schulunterricht ist etwa« Amtliche« und die polnische Sprache wird dadurch ofsiciell anerkannt und verbreitet. Und daß die Kinder polnischer Muttersprache von der „tiwulu»^' ausgiebigen Gebrauch machen werde», erscheint uns ganz zweifellos. Und war ta weiß, mit welcher Energie in Posen die Polonisiru»>g betrieben wird, der weiß auch, wie viele Tausende von Itttldern daS Polnische als Muttersprache lerne», deren Großväter noch gute Deutsche gewesen sind. Wie oft gehe» den Landg/erichten, denen daö Berichtiauiigödersahrcii der Namen zustelpl, Anträge zu, pol »iscke Namen als richtig anzuerkenncn, die noch vor wenige» Jahrzehnten unzweifelhaft deutsch gewest?» sind, dir aber der polnische Geistliche zn Polonisir»ngSzn>«:cken mit geschickter ^and polnisch übertüncht bat. Es ist ja so leicht, anS Schumann 8/.nm!ui und anS Grün Oliina zu machen. Tie teutschgesinnlcn Landgerichte haben dies« Gesuche meist zurück gewiesen, weil sie sich nickt bemüßigt sernde», Polonisiruogs- wslrebungcn noch amtlich zu u»terstü(«u; aber wer weiß, ob nicht auch hierin eine Acndcrung einli.-rtt, und ob nicht de» Landgerichten zart angedcutct wird„ daß sic in Zukunft den polnischen Wünschen eine gpwßcre Bereitwilligkeit ciftgcnbringen möchten! DaS wäre Verna freilich im höchsten Grate bedauerlich, denn gerate d«m niederen polaikchcn KIcruS muß möglichst auf die Fingev gesehen werden. Er ist seit alter Zeit der Hauxllräzcr »nd eifrigste Förderer polnischer Bestrebungen. Ans dir Stellung der niederen Geistlichen zu den GeriiianisirungSv'.'rsuchcn toniint e« viel mehr an, als auf diejenige des Erzb-ischofS, dessen Tbatigleit, wenn er daS Deutschlhum fördern ivollce, augenblicklich durch de» passiven Widerstand der uiedeven Geistlichen lahmgelcgl würde. Die Herren würden dann rbcn nicht thun, was der Erzbischof wünscht, sondern sortsackren zu thun, was ihnen beliebt. Deshalb würde eine ziclbcwußt die deutschen Be strcbungen fördernde Regierung vor allen Dingen ein Ein vernebmen mit Rom darüber berzo.stellen suchen müssen, die Geistliche» poluischcr Nalionaliläl durch deulschc Geistliche, die der polnischen Sprache mächtig sind, zu ersetzen. Ob die römische Kirche darauf eingehen Iviirde, steht srcilich dahin Indessen, das ist ja leider zur Zeit gar nicht in Betracht zu ziehen. Durch daS Verhalten der Regierung sind die Deutschen in den östlichen Proviii'^u zur VerlheidigungStaklik gezwungen und müssen glücklich scrn, wenn cs ihnen gelingt, das Fortschrcitcn des PoleiithnniS ein wenig zn verlangsamen. An der Regierung haben sic leine Stütze, so müssen sie den» selbst daraus sehe», daß nicht da- Heerlager der Polen durch deutsche lleberläufer uvrhr und mehr gestärkt Werve. Diese Mahnung richte- sich besonders an die jenigcn dentschen Katlwliten, bie »och nicht auf dein Voten der „Germania" stehen. Ihr KatholicismuS erleidet keinen Abbruch, wenn sic bedenken, daß sie Deutsche sind, »nd daß sic der deulschc» S ache einen geradezu nicht gut zn machenden Schaden ziisiitzcn, wenn sie bei Wablcn polnische Candidatcn unlerstützcii. Aber auch die Deutschen der anderen Eoiifessionen sollen daran denke», daß es hier den Widerstand gilt Hegen den Feind nicht nur deutscher Eultur, sondern einer jeden wahrem Eullur, den Widerstand gegen Elemente, die cö nicht verstunden haben, ein nationales StaatSgebilde zu behaupte». Deutsches Reich. 5<> Berlin, 4. April. Die rnon dem preußischen Justiz- minister durch eine Verfügung an dir Präsidenten der Ober- landeSgcrichte ausgeworfencFrage derRcform derNechtS- anwattsckast wird zunächst am beste» der justiztecknischen Erörterung überlasten bleiben. Sie ist ernst und schwierig, namentlich der >>n Vordergründe stehende Vorschlag aus starke Beschränkung der seit 1879 für daS ganze Reich bestehenden sreienNiederlassung der Rechtsanwälte bedarf der reiflichsten Erwägung. Die 'Juristen haben also zunächst daS Wort. Nur der i» einem THcit der Presse „postwendend" bervvrgetrctcncn grundsätzlichen Verurthcilung einer Be schränkung der Freiheit der Anwaltschaft muß' entgegen getreten werden, damit nicht der Schein entstehe, der preußische Justizmiiiistcr befände sich einer rmgetheilt ablehnenden öffent lichen Meinung gegenüber. Taw ist nicht der Fall. Die Anwendung der Manchestcrlehrc auf die Advocatur, der man in einer Reihe von Blättern begegnet, dürfte vielmehr nur bei einer Minderheit der Bevölkewung Beifall finden. Wenn auch daS Uribeil zutrifft, daß dne Rechtsanwaltschaft ihrer Natur nach kein Amt sei, so ist sie doch auch nicht ein Ge schäftsbetrieb, wie jeder andere, der von dem Nachweise der Befähigung abhängig gemacht ist. Der Anwalt steht im öffentlichen Dienst, seine Thätigkeft ist in einem großen Tbcil der Rechtspflege dadurch obligatorisch, daß in den von den Landgerichten, OberlandeSgerickttzn und dem Reichsgericht verhandelten Eivilsachcn Anwalt-rzwana herrscht. Die Parteien, die kor diesen Gerichten ihr Reck« suchen, sind gezwungen, sich der Anwälte zu bedienen. Desbalb paßt auch der Ver gleich mit den praktische» Acrztcn nicht. Solche in Anspruch zu nehmen, besteht kein staatlöchcr Zwang. Die deutsche Auffassung war immer die, Nch die Anwälte als Justiz Personen in die staatliche Organisation eiugegliedert sind, welcher die Handhabung der Rechtspflege obliegt. Daraus erwächst dem Staat, mindesten« moralisch, eine höhere Ver antwortlichkeit für die zwcckenvsprcchende Beschaffenheit deS AnwaltSstandes als für die Aerz-le, deren Thätigkeit eine rein private ist. Ob der Augenblick gekommen ist, wo der Staat diese Verantwortung ohne Äeadcrung der Anwalt« ordnung nicht mehr tragen 7ann, ist eine Frage, die für da- ganze Reich hier nicht beantwortet werten kann. In vielen großen Städten, namenlstch in Berlin, hat der über große Andrang zweifellos Mißstände gezeitigt, unter denen da- Anseben des Stanke- leidet. Daß auch vor 1879, bi« zu welchem Zcilpuncte in den zwei größten deutschen Bunde staaten die Anwälte ernannt wnrdcn, zweisclhafte Persönlich leiten der Advocatur obliegen konnten, steht noch in frischer Erinnerung. Aber die Vermutlnung sprach damals für den Gentleman-Eharakter de« Anwavs Daß dies, in der Reichs-
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