Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-03
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Ilkdartion und Lrprditiou Johonuesgasse 8. SprkchÜuudrn der Uedaltion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. k di tietlttspabe einqeiandle» vlanuicrirte mach! stch die Netactio» nicht »nduitiich. Annahme der für Ute nichstsolgeude Nummer beftimmten Inserate an Woche,>ta»en dt» S Uhr Nachmittag», au Lon»- »»d -efttaaen früh d,s '/,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Ännahmr: Ltt» Kiew«, Universitätsstraße 1. Laut» Lösche, Katharlnenstr. 23 Part, und König-Platz 7, nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abo«n«ment4pr»i» vierteljährlich »V, Mk. mck. Briugerlohn 5 Mk., durch die Post bezöge» öMk. Jede einzelne Nummer SO Ps Belegeremptar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt! ohne Postbejördcruag 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Prcisverzeichuiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Taris. Krclamrn »ater dem Redacttoolstrich dir tgelpalt. Zeile 50PI„ vor de»Familieaoachrichte» die Kgespalteue geile »0 Pf. Inserate fiud stets a» die Gx-edttton za seude». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumenuitio oder durch Post« Nachnahme. 276. Donnerstag den 3. Oktober 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vrkaniltuiachlmg. Den Akmiethern städtischer Mctzbuden wird hier hierdurch in Erinnerung gebracht, daß die Miekbzinsen für die nächste Haupt,nesse im DorauS und zwar noch während der lausenden Messe an die Sladtcasse zu entrichten sind. Säumige Zahler gewärtigen, daß ihre derzeitigen Plätze und Buden an Andere vergeben werden, und baß sie daher zum mindesten einen Wechsel bezüglich de» Platze« und der Bude sich gefasten lassen müsse». Leipzig, den 30. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Tröndlin. Hennig. Vekanlitlnachung. Die Leuchtkrast de» siävkischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 2I. bis 2S. dieses MoaatS IM Argankbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consnm da» 18.4sache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhvhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.449. Leipzig, am 1. Oclober 1889. DeS RathS Deputation zu de« Gasanstalten. ' Vckanntmachllng. Die Räume der Rechnung»- und Cassenverwaltung der Gasanstalten (Ritterstratze 6. I.) bleiben wegen vorzu nehmender Reinigung Montag, den 7. Oktober d. I., geschloffen Leipzig, den 26 September 1889. De» RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalte«. Vrkanlltmachung. Den aus dem AugustuSplatz seil hallende» Verkäufern wir» hierdurch in Erinnerung gebracht, daß die AuSlegetifche a» den von ihnen benutzten Buden höchstens 0,75 Meter lies sein dürfen. Verkäufer, welche dieser Vorschrift zuwider Au-legetisckc von größerer Tiefe benutzen, sowie Bubenbcsitzer und Buden- derleiher, welcher dieser Vorschrift zuwider Buden mit Au»lege- tische» von größerer Tiefe ausstellen oder ausstellen laste», gewärtigen Geldstrafe bi» zu 60 F oder Haflstrase bi« zu 14 Tagen. Außerdem kann die weitere Benutzung der Bude bi« zur Abstellung de» gerügten llebelstanve» den Verkäufern bei gleicher Strafe untersagt werben. Leipzig, am 30. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hennig. ^erstlieker Lexielrsv erein Is6ipöiA-8tal1t. sittLUNU «I. s. Oetot»«r, zäl»». « VI»r, iw duale «ler 1. Itllrxervekule. Taxeooräuuus-: 1s Kepflntrancke. 2) >Vnb> einer Lommisoion /ur Seratiiuvx äer äeutecbeo krü- kuuxeoränune kür Zerrte (Luktrapr <1. ckeutocüeo ^errle- vereillübanckes). N bieratbuvx äsr ^nkrit^s kür äie Lreisvereill«tus«dn»«itrnl>L 4) 2ur Vorberatduvx evsot. rvei IVtlueebe nur Leüulh^^isiue. 5) Oie liusetra^e. vr. Xeudert. DaS Ende -er Slockade der ostafrikauischen Lüste. Die Blockade der ostasrikanischcn Küste hat »ach einer Dauer von zehn Monaten am 30. September ihr Ende er reicht. Der deutsche und englische Admiral nebst dem Com- mandanten de« italienischen Schiffe« „Slaffella" haben eine daraus bezügliche Verfügung erlasten, »nd eine weitere Ver fügung de» Chefs des deutschen Kreuzergeschwaders bestimmt, baß die Einfuhr von Waffen und Kriegsmaterial an der unter deutscher Verwaltung stehenden ostasrikanische» Küste Verboten ist. E» fragt sich, ob der Zweck der Blockade er reicht worbe» ist, ob in der Thai der Sclavenhanbel an der ostajrikanischen Küste unterdrückt worbe» ist. Diese Frage muß verneint werden, e« ist nur eine Erschwerung de» Sclavenbandel« erreicht worden, und die Sclavenhändler und Cclavenjäger sind durch mannigfache Gefahren in ihrem Geschäftsbetrieb gebindert worden Tie Zahl der befreite» Sclaven ist nicht allzu groß, manche Dhau ist der Ausmerk- sainkeil der blockirenden Sch.sic entgangen und bat ihr Ziel erreicht, aber der moralische Einfluß der Blockade ist nicht zu unterschätzen. Bi« dahin halten die Sclaven Händler ihr ver derbliche« Geschäft ganz ungestört betrieben, ja noch mehr — sie betrachtete» di; Menschenjagv al« ihr gute« Recht, welche« durch Herkommen bestätigt und anerkannt war. Und das halte seinen guten Grund. War doch der Sultan von Zanzibar selbst nicht« andere« al« ein großer Sclavenhändler, dessen Macht und Reichthum sich au« dieser Quelle ent wickelt hat. Als die Deutschen sich an der ostasrikanischcn Küste an siedelten, trat plötzlich ein vollständiger Umschwung bezüglich de« Sclavenbandel« ein. und al» der Cardinal de Lavigerie seinen Ausruf gegen den Sclavenbandel erließ, verwandelte sich d,e Duldung diese» Hantel» plötzlich in einen erbitterten Kamps gegen veusclbe», der von allen civilisirten Nationen Europas gemeinsam geführt wurde. Im Lause de» letzten Jahres ist eine so durchgreifende Veränderung in den An schauungen über die Berechtigung de« Sclavenbandel» an der ostasrikanischcn Küste eingctreten. daß der Sultan von Zavzibar an« eigenem Antriebe den ersten Schritt zur Befreiung der Sclaven gelban bat, indem er unter dem 20 September ein Decret erlirß. durch welche» alle nack dem l. November 1889 in seine Besitzungen eingesübrten Sclaven für frei erklärt werden. Da« ist ein so vollständiger Gegensatz z» den bi» dabin an der ostasrikanischen Küste geltenden Grundsätzen, daß man alle Ursache hat, sich im Interesse der Mensch, lichkcit darüber zu freuen, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß damit zunächst nur ein vielversprechender Anfang gemacht ist, dcssca Bewährung in der Praxi» abzuwarten bleibt. An dem Ernst der Absicht de« Sultan« von Zanzibar, den Worte» Thaten folgen z» lasten, ist um so weniger zu Weiseln, al- sein dankenswerther Enlschluß mit der Ab endung einer Gesandtschaft an den deutschen Kaiser zusammen- ällt, welche beauftragt ist, die Glückwünsche des Sultan« zur Thronbesteigung zu überbrinqen. Au« der Wahl des Zeit» puncle« für diese Beglückwünschung ist zu erkennen, daß ver eiden lebhafte innere Kämpfe de« Sultan« vorangegangen ein müssen. Trotz aller äußeren Freundlichkeit in den Be ziehungen zwischen Zanzibar und Deutschland, die ja bereit unter Seyid Bargasch, dem Vorgänger von Srvid Chalisa, bestanden, fehlte es doch nicht an vi'etsacben Anzeichen dafür, daß die Freundlichkeit des Sultan« der Aufrichtigkeit entbehrte. Er süblte sich durch da« Erscheinen der Deutschen in seinem Machtbereiche beengt und mochte wohl auch die Befürchtung Kegen, daß feine Stellung durch sie allmälig unhaltbar werden könnte. Diese Befürchtungen scheinen in neuester Zeit geschwunden zu sei», zumal nach der in Uebereinstimmung mit der eng- ischcn Rcgieruna seitens der deutsche» Regierung abgegebenen öffentlichen Erklärung, daß e« Deutschland ebenso fern liege wie EiiZlanv, de» Sulla» von Zanzibar in der AuSiibung einer SouvcränetLtsrechle zu beeinträchtigen. Seyid Chalisa hat das schwer erschütterte Vertrauen aus die friedlichen Ab sichten Deutschland« wicdeigcwonne», nachdem er gesehen hat, daß diese Macht sehr wohl zwischen dcn ausständischen Arabern und dem Sultanat Zanzibar zu unterscheiden weiß. Der a-genwärlige Feldzug unter Führung de« NeichScommissar» Wißmann ist nur gegen Bnl'ckiri und besten Parteigänger gerichtet, läßt aber die Interessen de« Sultan« von Zanzibar gänzlich unberührt Nachdem Seyid Chalisa kiese Gewißheit erlangt hatte, ist er zu Deutschland in Beziehungen getreten, welche allem Anschein nach wirklich aufrichtig genannt zu werden verdienen, und e« ist ihm zugleich klar geworden, daß er seine Freundschaft für Deutschlanv nicht bester bethätigen kann, als wenn er sich dem Sclavenhanbel und den Sclaven» jagden feindlich geaenübersiellt. Gras Herbert BiSmarck bezeichnet« e« bereit» im vorigen Jahre im Reichstage als eine Hauptaufgabe Wißmann'», die Blockade der ostasrikanischen Küste vo» der Seeseite durch eine Landblockade zu ergänze», und Wißmann ist sich dieser Aus gabe so wohl bewußt und bat sie nach Lage der Verhältnisse so vollständig gelöst, daß Deutschland ihm dafür zu großem Dank verpflichtet ist. In seinem Berichte vom 29. August spricht er sich über die Sclavensrage in den, Sinne an« , daß er feine Aufgabe vorläufig in der verbindet.,ag der Sclavcnanssuhr erblickt und diese auch gelöst hat, daß er aber im ttebrigen vorsichtig austreten müsse, um nicht die jetzt zu Unterwerfenden durch zu harte Bedingungen abermal» in» feindliche Lager zu drängen. Er hat e« nach seiner eigenen Aussage durch Strenge gegen die Sclavenhändler so weit gebracht, daß es in dem von ihm unterworfenen Theil der Ostküste Niemand mehr Wagt, Sclaven auSzuführen. Da mit ist die Landblockade, von welcher Gras B Smarck »n Reichs tage sprach, wirksam geworden. E» zieht aber noch einen nicht unterworfenen Theil der Küste, und an diesem macht sich die SclavenauSsnhr, wie der Fall des Sclaven-HändlcrS Salnn beweist, leider noch breit genug. Die Sclavensrage ist überhaupt eine solche, die nicht im Handumdrehen, sonder» nur »ach lange Zeit fortgesetzten energischen Bemühungen gelöst werden kann. Der Theil der Ostküste Asrika», über welchen sich die Machlbesugniß Wiß mann'» erstrecken kan», ist auch nach der Unterwerfung de» ganzen von der beutsch-ostafrikanischcn Gesellschaft vertrags mäßig erworbenen Küstenstrichs nur klein im Vergleich mit dem großen Küstengebiet, von welchem au» der Sclavenhandel betrieben wird, und deshalb kann der Sclavenhandel aus die Dauer nur durch die gemeinsame Anstrengung aller betheiliglrn europäischen Nationen verhindert werden. In nächster Zeit wird in Brüssel ei» Congreß zusammen« treten, welcher über Mittel und Wege zur Abstellung de» Sclavenhandel« und der Sclavenjagven in Centralafrika be- rathcn wird. Alle an dieser Frage belheiligte» Mächte haben bre Betheiligung an dem Congrrsse zugesagt und demgemäß ist derselbe al« die Fortsetzung de« Berliner Congrestcs vom Iabre 1885 zu betrachten, ans welchem die Sclavensrage auch bereits zur Sprache gekommen ist. Seitdem bat da« Werk der Colonisirung Centralasrika» große Fortschritte ge macht und besonder« der Congostaat hat seine Leben«- und Entwickelungsiäbigkeit aus« Beste dargethan. Da« Bei spiel, welches W ßmann a» der ostasrikanischen Küste gegeben bat. fordert die an der Conserenz belheiligleii europäische» Regierungen zur Nachahmung ans. und selbstverständlich fällt dein Congostaat eine Hauptausgabe in der Bekämpfung der Menschenjagden und de« Sclavenbandel« zu. Tieie Be« kämpsung niuß zu Lande in gleicher Weise erfolge» wie zur See. und deshalb ist die Beendigung der Blockade der oft- afrikanischen Küste nicht etwa so su verstehen, al« ob nun die Sclavenhändler dort wieder ungestört ihr Wesen treiben könnten. Die Ausgabe des civilisirten Europa, welches a» der Colonisation Centralasrika« betheiligt ist, stellt sich al« eine doppelte dar: sie besteht in dem Kampf gegen die Sclaven- jäger und Sclavendändler zu Lande und in der Verhinderung der SclavenauSfuhr zur See. England und Italien behandeln den Sclavenhandel zur See al« Se-raub, und e« ist anzu- nehmen. daß der Congreß in Brüssel diesen Satz auf alle europäischen Stationen auSdchncn wird. * Leipzig 3. Oktober. * Ter Finanzminister v. Scholz, so wird der .National-Zeitung" berichtet, hat die Geschälte seine« Restorts in vollem Ilmsang wieder ausgenommen und wird zweifellos den SlaalühauShall-etat in der nächsten Landtags- sessivn einbriiigen und vertreten. Die Vorlagen, welche dem Landtag aus dem VerwaltungSberichl de« Herrn v. Scholz zugehen werden, dürste» sich aus den Etat beschränke» * Au» Berlin wird der .Kölnischen Zeitung" geschrieben: Eine» verhällnißmäßig sehr bedeulenden Procenisiy weile» unter den von dcii gegenwärtig lügenden Schwurgerichten abzuurlhcilknden Stialsache» die Verbrechen gegen die Sitllichkeil und die Eid kSverlktziiiigen aus, und es ist bemerkeuripe tb, büß diese Erscheinung vor Allem im Gebiete de- Königreich» Bayern zu Tage trist, eine», Lande, dessen Triminakitätsve bilinisse im Uebriqen m,l zu den küasligeien im deutschen Reiche gehören. D,e Ausmerkiamkeil, welche die Presse dieser unersreustchen Wahrnedmung zuwendct, ist gewiß an, Platze, bandelt cs sich doch um eine Ldaiiache, welche dem lchwari<eh«rischkn Veurtheiler unserer Zustände Anlaß geben könnie, von einer fortschreitenden Verrohung de« deuischen Volke» zu spreche». Die Zunahme dies« betdeu verbrecheusclasse, wird »ou der ktatlftik der Strafrechtspflege schon seit Jahren sestgestellt: die Verm ehrung der Sittlichkeit-Verbrechen hängt, abgesehen von andernUrsachen, aus welche hier nicht des Näheren eingcgangen werden kann, iinzweiielhast mit der Au»breitung der den, neunzehnten Jahrhundert w ganz cigen- Idümlichen Krankheit zusammen, mit jener Nervosität, welche be.astete Menschen züchtet, wie dies einer der klarsten Forscher aus dem Ge- diele der krankhaften Verirrungen der Mensche», der bekannte Irren arzt v. Krastl-Ebing. vor einiger Zeit osten ausgesprochen hat. -was aber die Zunahme der Eidcsverletzungen anlangt. so ist hiertur, wie schon wiederholt hervorgehobe» wurde, die geltende Proceß- II es e tz ge du n g nicht in letzter Lüne verantwortlich zu mache», und die Abänderung derselben erweist sich in der Thal von Tag zu Ta, al» ein dringendere» Bedürsniß. sowohl die deuiscde Straf- wie die Eivilproccßordnuiig weisen bezüglich einer Reihe von Puuclen so bedeutende Mängel aus. daß es nicht zu verwundern ist. wenn unter der Hcrrschast ihrer Larschiriten sich die Eidesverletzungen gleich einer Bollsieuche au»brciten. Wie erinnern an Bekanntes, wen» w>r die Einführung des Boreidrs an Stelle de- Nacheidcs in erster Lime hervorüeden, wenn wir der verständnißlosen Vorlch-isl gedenken, die dcn Zeugen zwingt, auch über solche Dinge eidlich Aussagen zu machen, die ihm zur Unehre gereichen, und der nicht minder tadelnswrethen, daß der Richter auch Personen vereidigen muß. die ihm verdächtig erscheinen oder bei welche» er den Eis für übeiflüisig erachtet. Sehr beklagenswerlh ist es auch, daß inhaltlich der Vorichrisien der Livilproceßordnung auch solche Personen >n die Laie kommen können, einen zugeschobenen, auseclegien oder zurück- qeschobencn Eid leisten zu müssen, welche wegen wissentlicher Ver letzung der Eidespfllchk rechlskräslig verurtheilt sind. So lange daS denisch- Recht nicht in diele» Punkten wenigstens, welche nicht als die alleinigen, aber die Hauptpunkte anzusehen sind, gründlich ge ändert wird, können wir eine Verminderung der Eidesvcrlctzuugen kaum erwarten. * Man schreibt der „National-Zeitung" au» Baden, 1. October: Der Kraihgau-Milttairverein-verband hielt gestern in Bruchsal einen ersten GauverbandStag ab, dem der Groß- Herzog von Baden beiwohnte. Aus eine» ihm dorgebrachten Toaü antwartele der Großherzog ln einer längeren, das Wesen der Kiieqervereine und ihre Stellung zur Gesellschaft beleuchtenden Rede. Indem der Großherzog aus die Entstehung der badisch n Militair- vereuie verwies, die nch vor 50 Jahren im Lande gebildet Hallen, fuhr er wörtlich fort: „Wir müssen uns imnier fragen: ist cs nur die Erinnerung, welche die allen Krieger in Vereine» zusaminen- sührl, oder ist es vielmehr die Schule, die sie durchgemacht haben. Ich bleibe gern bei letzterer stehen, denn Sie weiden es alle empfunden habe», wie bedeutungsvoll es ist, die Schule der Armee burchgemacht zu haben. Es gehört sehr viel dazu, um den Pflichten zu genügen, welche die Hcerespflichl an den Einzelnen stellt. Wer dieselbe glücklich burchgemacht, hat die L'bensschule burchgemacht und bringt nach Haute diejenige Er- jahrung, welche »»tzllch ist im ganzen übrigen bürgerlichen Lebea. and so begrübe ich insbesondere daS Bestehen ans die Forleiit- ivickelung der Militairveieuie, denn da- Pflichtgefühl, die Treue, die Hingebnug, die aufopfernde Selbstlosigkeit, das sind Eigenschaften, die gepflegt werden da, wo Gehorsam verlangt wird. Gehorsam alle n lautet sehr Kart, aber er wird verstanden, weil er den Eigen, schasten, die ich vorhin nannte, vorangedt und weil man di- Ueber- zeugung hak, daß ohne dieien Gehorsam weder in der Armee, noch im Lebe» irgend etwas mit Ersolg burchgesührt werden kan». Halten Sie also fest an den Grundlagen, aui dencn die Mitilairvereine ausgebaut sind, und sorgen Sie auch dasür, daß auch die nachfolgende Generation, diejrnrgen junge» Leute, die aus der Armee heraus- ireten, reichlich den Militairvereincn beitreken, um die rrwordene Schule mehr und mehr zu pflege» und uni sich an Denienigen zu erheben, die schon Größere» und Ernsteres erlebt haben. Sir, meine älteren Froinde, sind ganz besonders da^n berufen, diese Schule mehr und niehr zu pflegen und durchzusühre». Trachten Sie darnach, daß Derjenige, welcher seine drei Jahre gedient hat, ,»it Ihne» sich vereinigt, daß >r an diesen Vereinigungen sich mehr und mehr erhebt, dann werden wir auch mit Ruhe und Zuversicht jedweder Zukunft entgegeniehen könne». Und baß dies recht »olh- wendig ist. w rden Sic wohl Alle zugeben, wenn Sie einen Blick in die Zelt werfen, in der wir uns bewege», wo eS immer noth- wendigec wird, große Kräfte zu entwickeln, um zu erhallen, was wir errungen habe». Es ist nothweudig, daß die Miluaiivereine dazu beitragen helfen, den Sinn der treuen Hingebung zn den be stehende,, Verhältnissen fester zu gestalten und mehr zu pflegen." — Der Großherzog schloß mit dein Ausdruck seiner Ueverzeuguiig, daß dieser Geist in dcn Milnairvereinen lebe und von ihnen fori- gepflanzt werde. * Der Polizeipräsident von PotSdam, Herr Wolss- gramm, sieveil bereit« nach Detmold Uber, um seinen neuen Posten als CabinetSminister von Lippe an- zutrclen. Seine Ausgabe ist keine leichte. Er ist schon der drille preußische Beamte, so bemerkt die ..Magdeburgiiche Zeitung", der dazu auserjehen wird, die Zwistigkeiten zwijchrn fturst und Volk im Fürsteiitbum Lippe au-zugleichen. Ob er erjolgreicher sc», wird als seine Vorgänger, siebt dahin. D,c einem Ausgleiche entgegenstehendc», zum großen Theil in der Abneigung de« Fürste», zum Erlasse eines ThronjolgegesetzeS milzuwirkeii, begründet» Schwierigkeiten sind so groß, daß man, nachdem der Vorgänger Wolfsgramm's, der jetzt in Potsdam als Ober-Regierungsralh wieder angestellte Freiderr v. Nichlhosen. trotz der Anerkennung und Beliebt heit, die er sich allenthalben tm Lande erworben, gescheitert ist, kann, annehmen kann, gerade Herr Wolfjgramm biete Aussicht, ihrer Herr zu werden. * * * Am Sonntag hatte die Königin Natalie lange Unterredungen mit dem Regenten'Ristitsck und dem Ministerpräsidenten Gruilsch. welche ihr die Bedingungen karleglen, denen sie sich unterwerft» müsse, wenn sie ihre» Sohn sehen wolle. Unter Andern, wurde vo» ihr verlangt, baß sie al« Madame Kelschko eine Audienz beim Könige Alexander nachsuche» müsse. Ais Natalie »ul der größten Bestimmtheit diese Bedinaung ablehnte, mußte der junge König seine täglichen AuSsayrtkn einstellen, um eine Begegnung mit seiner Müller zu vermeiden. Publicum und Presse nimmt für die Königin Partei, und die zündende» Worte, welche die Presse in die Massen wirft, werden ibre Wirkung nicht verfehlen. Die Kaufmannschaft von Belgrad hielt eine Versammlung und beschloß, der Königin eine Adresse zu über reichen und einen Fackelzug barzubrmgen. * In den erstell Tagen dieser Woche starb in Neuwied der Chesrevacteur de» .DaabladS" im Haag, der Baro» van Hogendorp, der Enkel des Grafen GiSdcrl van Hogendorp, eine« der Männer, denen die Niederlande ihre Befreiung von französischer H?rrschasl im Jahre l8l3 ver- dankten. Der Verstorbene, der »ach Vollendung seiner juristischen Studien größere Reisen gemacht, sich längere Zeit in Pari« ausgehallc» hatte und Mitarbeiter de» .Figaro" gewesen war, erregte »ach seiner Rückkehr i» sein Vaterland bauptsächlich durch die vcn ihm ini „Vaterland" ver öffentlichten „Haaasche Omtrekken" die allgemeine Ausmerk- samkeit, da er der Erste war. der e» mit Glück versuchte, dem französischen Causeriestil da« Heimalh-recht zu erwerben. Später übernahm er die Redaction de» „Tagblad", in wclchem Blatt «r dcn starrsten Tonservatismu» vertrat. Sein Ideal einer Staattform war der aufgeklärte DeSpoti-mu« und da» Urbild der vollkommensten gesellschaftlichen Ordnung »nd Gliederung fand er im Zeitalter Ludwig« XIV., weshalb er von gegnerischer Seite manchen nicht unverdienten Spott über sich ergehen lassen mußte. Zum letzten Male schwang er norncrsiilll die Geißel, als am letzten Geburtslage der Königin in einem der Weiher im Haag eine Nachbildung de« Elffellburms errichtet worden war, der Abend» festlich bc- lenchlet wurde, und er konnte kaum Worte genug finde», um seinen Abscheu darüber an den Tag zu legen, daß ein Symbol der französischen Revolution zur Verherrlichung einer nieder« ländischen Königin gebraucht wurde. Aber an diesem innen, Widerspruch, der begeisterte Lobrcdner und Verehrer de» fran zösischen Geiste» und zugleich der eifersüchtige Hüter der vrauischen Ueberlieserungen, wie sie sich geschichtlich entwickelt Hallen, sein zu wollen, >st er auch zu Grunde gegangen. * Die „Neue Züricher Zeitung" begleitet die Mittheilung von der Fruchtlosigkeit der socialde mokrati sch-kleri- kalcn Bemühungen, die Volksabstimmung für da« Gesetz über den BundeSanwalt zu erlangen, mit folgenden Be merkungen: Fasse» n»r die allgemeine politische Lage unsere» Vaterlandes und dessen Brrhällniß zu», Ausland in» Auge, so müssen wir un» sreuen. daß es so gekommen ist. Es unterbleibt nun die Aufregung, welche naturgemäß entstanden wäre und sich bis zum Tage der Ab stimmung immer mehr gesteigert hätte. Die Sociaidemvkrate» haben mit dem Mißglücken der ReserendumSbewegung eine Niederlage er litten, die sreilich durch eine Volksabstimmung noch bedeutender und vcrnichtknd.r ansqesallen wäre, selbst wenn, was gar nicht aus- geschlossen war, die Minderheit der abgegebenen Glimmen die Zahl der gesammelten Unterschriften weit überschritten hätte. Im Weilern können wir jetzt die Macht der schweizerischen Sociatdemokraten bis aus einige Tausend abjchätzen, während sie bei einer Abstimmung die ganze Minderheit zu ihrer Partei gezählt hätten. Das wichligste Bedenken gegen eine Abstimmung gab aber die internationale Stellung der Schweiz. Es hätte im Auslände sicherlich keine» guten Eindiuck gemacht, wenn wir über eine Amtsstelle und all Dasjenige, was sich daran knüpft, über Dinge also, die sich von selbst verstehen, noch Kälten abstimmen müssen. Ob wir unsere völkerrechtlichen Verpflichtungen erfülle» wollen oder nicht, taS kann kein- Frage mehr sein, keine Sache, über die man noch in der Lage wäre, ab- zusiimmeii. Das muß und wird geschehen, trotz allem Geschrei der Sociatdemokraten und ihrer Verbündeten. DaS Schweizervolk hat sich damit einverstanden erklärt und hat sich durch den Warnrui, daß Bundrsanwalischast und Fremdenpolizei die politische Freiheit und die Rcchte der Bürger untergraben werden, nicht verblüffen lassen. Die Führer der schweizerischen Socialisten wissen übrigen- ganz genau, daß «ine solche Gesodr nie bestand und me komme» wird, aber es galt, noch einen Versuch zur Rrtlung brr Freunde zu machen. Sic sind jetzt nicht mehr zu retten. * Der schweizerische BundcSrath hat beschlossen, daß das Gesetz, belr. die Bundesanwaltschast, mit dem l5. Oclober >n Kraft treten soll. * An» Rom wird der „Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Dos Bauunglück in Mailand, welches den König H »In der t veranlaßt hak, abermals zu zeige», in wie bochsinniger und edler Weise er die Pfl chtcn des Lanbcsoaters ausfaßi, giebt den radikale» Schreiern crwünichte Gelegenheit zu Schmähungen der Bourgeoisie und zu unsinnigen Anklagen der Behörde» und der Regierung. Kein Zweifel, daß seitens der Eigenthümer des einge- sturzten Gebäudes, unter welchem elf Arbeiter de» Tod gesunde» habe», »nd seitens der Bauunternehmer und Aufseher schwere Be>- schulüungen vorlieaen. Stein Zweisel auch, daß, wie ähnliche Vor gänge früherer Zeit beweisen, das Gesetz häufig allzu nach sichtig gegen derartige Verschuldungen ist. Aber es erscheint ebemo unvernünftig, in Z-iten und an Orten reger BouthLtig. keit ein völliges Aufhören derartiger Unglückssälle erwarte» zu wollen, wie eS unberechtigt iit, für dieselben daS Elassen-Interess', die Bekörde» und die soc ale Ordnung verantwortlich zu machen und die Arbeiter lediglich als Ovser der herrschenden Enirichtungen und Gesetze hinzuflellen. Der Mailänder Arbeiiei-Deputirte Miifi Hai in einem dortigen Blatt »itt großer Hefl.gkeit die herrschende social, Ordnung, die bürgerlichen Elasten, die Sladib Hörde, die Polizei, die Gerichte, das Parlament, die Regierung und wer weiß was sonst noch angegriffen und da« in dem Au>cnblick. in welche,,, der Mai länder Magistrat, der Bürgermeister an der Sp tze, de» vcrungtückicn Opicrn die letzte Ehre erwies und das Staalsobrrbaupt persönlich die Verwundeten besuchte und sür die Hinte, blieben n der Um gekommenen zu sorgen versprach. Masff hat sich als Denjenigen beze chnet, der im Parlament an, eifrigste» tür Maßregeln gegen die Beiriebsuiisälle geiochlen habe. Weiche Maßregeln er wünsche, Hai er weder in der Kammer, noch in seiner jüngste:, öffentlichen Pnilippika gesagt, obwohl es sür das Publicum von großem Interesse sein mußte, zu erfahren, w c nicht blos die wirihichaillichen Folgen der Belriebs- »n'ällc gemflden. sonder» auch die Unsalle selbe, verh ndert werden können. Die unlerjchiedloie» Anklagen würdm kaum gerechtst rli;t iei», wen» die Gesetze nicht ausreichten, um die sür die Uniälle Ver- onlivortlichen zur 2'rasc zu ziehen und den Bltroffencn gebührende Euischädigung zu sichern. D-e Gesetze reichen aber dazu vollkommen nus. Wenn sie in einzelnen Fälle» zn milde gehnndhabk sind, so ist dies ein n>cht zu verhindernder und ,n der ganzen W u voikonini n der Uebeistand. I» anderen Fälle» hat man die betreffe e > Arbeite, so reichlich enischädigi geiche», daß sie sich »ach dem Unfall in besserer Lage besande» als vorher. Es scheint seftzustcheii, daß der Mailänder Unfall wesentlich durch schlechtes Baumalcrial und allzu eifrige Arbeit veranlaßt wurde. Davon konnten und mußten die Bauarbeiter kenntniß haben; wen» sie die Anzeige bci ten siädiisch.'i, Aussichtsdehülden unierlicß-n, so dürfe» sie nicht »ach- träqlich übrr grobes Verschulden der Bauleitung klagen. Freilich haben die Aufsichtsbehörden auch ohne besondere Auswiderung die Bauthäligkeil im Hinblick aus die Sicherheit der Arociter sorg- sä liger zu überwachen. Aber eS giebt hierbei eine Grenze, welche nicht übeischiiiten werden kann, ohne b>e Industrie in einer W n- einzuengen, welche die Arbeiterschaft mehr schädigen würde a's rnr- einzclie Unglückssälle. Gerade in Mailand ist »och ein Andei-s hcrvorzubebe». Es besteht daselbst ein „Arbeitercoasulot", welches beansprucht, eine hochwichtige Institution zu sein und die Inteicssen der Arbeiter kräftigst zn wahren. In der Thal entfaltet es ein rege Thät gkeit, wenn es gilt, radikale Meetings zu veran stalten, socialistischc Abgeordnete ins Parlament zu schicken und »>il den Franzosen Verbrüberungssestc zu feiern. Von einer Sorge sür das Wobt der Arbeiter, wetkbe als Fungestell für den Ehrgeiz der Führer gebrauch! werden, scheint dagegen das Consulai weit entserrt zu sein. Es hätte anderuialls tue beste Gelegenheit, sich verdient zu machen, wenn es de» Schutz der Arbeiter gegen die Pslichlvcrgesic»- hett von Arbeitgebern in die Hand nähme. Eine Anzeige der Al be.ler. w Ich- e ne G lahr ini Betriebe wahrnchme», und eine B >- Wendung d>S Tonsulats bei der Aufsichtsbehörde müßten genüge», uni manch- derartige Gefahr zu beseitigen. Allerdm S wurden dann treffliche Gelegenheiten zum Declamieen und Hetzen w gstillcn. * Inle» Ferry läßt i» der .Estafette" erkläre», daß cr sür die Sli chwah len seineCanvibatur nicht cmsstcllen werde. * Tie .Time»" glaubt nicht, daß der Congreß der amerikanischen Staaten, welcher dieser Tage i» Washington eröffnet wird, praktische Resultate habe» w r : „Nicht wenige amerikanische Staatsmänner haben geträumt, daß ihr Land >m Lauft der Zeit eine Ail Hegemonie über dcn ganzen Continrnt auSüben werde. Gemeinsame StaalS- «inrichlungm und rinr ähnliche -»schichte irwecken ia auch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite