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Sächsische Volkszeitung : 11.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190409111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-11
- Monat1904-09
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.09.1904
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Aber drinnen reate sich nichts Achmibt «n-sak-te» -»in-» 5>^ks gskin«" co ro dv -s Rr. L07. Sonntag, den 11. September 1V04< S. Jahrgang. nuberLeütlcbe» Postunsialt U Zt-türn^sNUl Sinzrlnum«-r 10 RI «rdnklionS.epreLswnde: ll—I» Udr glich nach«. mi«Sn»nabMk ver « -m- »nt> ggslluxr. : >»,»,»»»«1«! «ien»l,übrl. 1 «r. »<» P,. lohn, «„ lißerbeutschen PostLnsinll U 3otwnüsr,e«ri S (lnabdsnglge; lsgeblsn für Lladrdett. llecdi u. freibett. Ein sozialdemokratischer Reichstags abgeordneter als Gehttlse eines Entführers. Tie Flucht der Prinzessin Luise von Koburg gewinnt nunmehr politisches Interesse. Der sozialdemokratische Ab geordnete Dr. Südekum ist in hohem Maße an derselben be teiligt. Kaum war die Nachricht bekannt geworden, als die Nachricht auftauchte, die Prinzessin befinde sich bei einem sozicktdemokratischen Abgeordneten in Berlin. Man hätte hierbei an Singer und Stadthagen denken können, die so elegante Junggesellenheime besitzen. Aber es wurde sofort der Name von Tr. Südeku m genannt, der seinem ganzen Aeußeren nach eher ein Vertreter der „jennesse doroe,. ist, als ein Vertreter der Männer mit der schwieligen Fanst. Ter sozialdemokratische „Vorwärts" nahm von dieser seltsam klingenden Nachricht anch Notiz, hatte aber die Kühn heit, sie als eine „Mystifikation" zu bezeichnen-, hente gesteht er kaltlächelnd ein, daß er damit gelogen hat; er schreibt nun: «Unsere Z?eser werden begreifen, das; bis dahin, wo es alle möglichen Fährlickckeilen zu überwinden galt, die liebe Neugier unbefriedigt sein muhte. ES wird sich nunmehr sehr bald Gelegen heit finden, in dieser Angelegenheit das Nötige milzuteilen." Was soll man zu einem solchen Vorgehen sagen? Erst leugnet man frech ab und einige Tage später gesteht man zn, dah die anfangs abgeleugnete Tatsache doch zutreffend sei. Damit hat sich das sozialdemokratische Hanptorgan den Stem pel der offensichtlichen Unwahrheit an die Stirn gedrückt. Der Abgeordnete Dr. Südekum selbst ist es, der in der fran zösischen sozialdemokratischen Zeitung „Hnmanitä" erzählt, daß Prinzessin Luise von Mittwoch bis Sonnabend nach ihrer Fllicht in seinem Hause in Berlin geweilt hat. daß sie sich jetzt in vollkommener Sicherheit befindet, ihr. Aufenthalt aber erst bekannt geben wird, wenn sie alle Garantien hat, daß sie nicht nach einer Irrenanstalt zurückgebracht werden kann. Ein Berliner Blatt kann von „beteiligter Seite" noch fol gende Einzelheiten publizieren: «Die Prinzessin von Koburg weilte von Mittwoch bis zum Sonnabend voriger Woche in der Düsseldorfer Straße 10 bclegenen Wohnung Dr. SüdeknmS: in ihrer Begleitung waren Mattasich und Frau Stöber, die ehemalige Kantinwirtin des Gefängnisses, in dem Mattasich seine Strafe verbüßt hat. Alle diese Personen entfernten sich während der genannten Zeit nicht aus dein Hause, sie pflegten lediglich mit dem Reichstagsabgcordneten und dessen Frau Verkehr. Sonst sprachen sie mit niemand und empfingen auch nicht Besuche Von Fremden. Zu Sonnabend mittag wurde ein Automobil bestellt: dessen Chauffeur hatte die Weisung, vier Personen zum Zwecke eines Ausflugs nach dem Harz zu fahren. Am hellcrlichten Tage fuhr die Gesellschaft, ohne von irgend jemand gestört zu werden, vom Hause Düsseldorfer Straße 10 ab. Die Prinzessin, ihr Be freier Mattasich. Fran Stöber und Dr. Südekum. Alle trugen Automobilkostümc und blaue Brillen; die Damen hatten dichte Schleier unigebunden; auf diese Weise war ein Erkennen der Persönlichkeiicn fast unmöglich geworden. Die Fahrt ging zunächst bis zum Harz: dort wurde Rast gemacht, dann ging es weiter im Automobil bis an die französische Grenze. In Frankreich selbst wurde abwechselnd Wagen und Bahn benutzt. Ein viertägiger Auf enthalt in Berlin erschien der persönlichen Sicherheit wegen »ölig, um alle Spuren zu verwischen. Ja Frankreich hat nun die Prinzessin, die Frau Stöber als ihre bedienende Dame stets bei sich hat, fünf Aerzte zu Rate gezogen; diese — darunter zwei schweizerische und zwei französische Kapazitäten auf dem Gebiete der Psychiatrie — sollen nach längerer Beobachtung der Prinzessin ein eingehendes Gutachten über ihre» Geisteszustand abgebcn. Darüber werden mindestens noch 4—5 Wochen vergehen. Erft dann, wenn die Prinzessin Luise alle Garantien hat,j daß sie nicht nach einer Irrenanstalt zurückgebracht wird, will sie ihren Aufenthaltsort be kannt geben. Der RcichstagSabgeordnetc Dr. Südekum und seine Frau halten die Prinzessin für eine sehr lebhafte, interessante und energische Frau, die im vollen Besitze ihrer Geisteskräfte sei Auf ihren Zügen spiegeln sich deutlich die seelischen beiden wieder, die sie in ihrer Gefangenschaft zu erdulden hatte; trotz ihrer Jahre sei sie eine schöne Frau." Dr. Südekum selbst gibt in der genannten französischen Zeitung noch folgendes Urteil über die Prinzessin ab: „Sie ist eine sehr lebhafte und interessante Frau, meiner Ansicht nach ist sie im vollsten Besitz ihrer Geisteskräfte, sie hat sicher lich alle Fehler, die ihrer Geburt und ihrer Erziehung an haften-, sie ist viel zu sehr Prinzessin, um wie alle Welt sein zu können. In jedem Augenblick ihrer Flucht, während deren sie vom Mißgeschick verfolgt wurde, hat die Prinzessin be wunderungswürdigen Mut und Geistesgegenwart gezeigt. Sie will übrigens weiter nichts haben als ihre Freiheit, alle anderen Pläne, die man ihr zuschreibt, wie die Scheidung vom Prinzen von Koburg und ihre Heirat mit Mattasich, sind reine Erfindung, sie ist gläubige Katholikin, um eine Schei dung zu erhalten, müßte sie einen Religionswechsel vorneh men und daran denkt sie nicht." Soweit der Tatbestand, wie er von beteiligter Seite selbst geschildert wird. Wir haben keinen Grnnd, an der Richigkeit dieser Mitteilungen zu zweifeln. Aber wir müssen folgendes festhalten: Ein sozialdemokratischer Abgeordneter des Deutschen Reichstages hält es mit seiner Stellung verein bar, daß er einer verheirateten Frau, die mit einem fremden Manne flieht, Unterschlupf gewährt, ja, daß er das Gelingen der Flucht herbeiführt: er rühmt sich sogar noch seiner Taten. Was der Oberleutnant Mattasich ist. brauchen wir nicht erst auszusprechen und sein Helfershelfer Südekum kann sich selbst hiervon seinen Teil nehmen. Die Entschuldigung, man habe eine unglückliche Frau befreien wollen, ist ganz und gar für Dr. Südekum nicht stich- haltig, denn für ihn konnte vor dem persönlichen Bekannt- werden mit der Prinzessin gar nicht feststehen, ab diese im Vollbesitz ihrer Geisteskräfte ist. Was konnte übrigens den sozialdemokratischen Abge- ordneten verleiten, diese unsagbar traurige Rolle zu spielen? Aar es die Sensationslust und Skandalsucht? Oder ist er der Ansicht, dah durch eine solche Flucht der monarchische Ge danke einen Stoß erleiden wird? Oder haben wir hier end lich ein Stück Moral aus dem sozialdemokratischen Zukunsts staat vor uns? Trifft das letztere zu, so beklage sich die So zialdemokratie nicht mehr, wenn man ihr den begründeten Vorwurf macht, daß sie die Ehe zerstöre. Was und wer gab dem Abgeordneten Südekum das Recht, in die Ehe des Prin zen von Koburg so einzugreifen? Mag letzterer gefehlt ha ben oder nicht, jedenfalls ist ein deutscher sozialdemokratischer Abgeordneter nicht dazu berufen, sich hier einzumischen. Aber die gesamte Angelegenheit kann für Dr. Südekum noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Doch ehe ein Gericht spricht, ist er namentlich jetzt schon durch seine „guten Dienste" ge richtet! (Grausame Rücksichtslosigkeit. Wir erhalten folgende Zuschrift aus Oesterreich: Ter preußische Kriegsniinister sagte über die Ernte urlaube folgendes: „Ter Gebrauch, Soldaten zur Erntezeit zu beurlauben, bestellt schon seit einer langen Reihe von Jah ren, und zwar nicht bloß in Preußen, sondern anch in ande ren deutschen Staate». - Ich finde das natürlich und nütz lich -- — —!" Bei uns in Oesterreich denkt man darüber ganz anders. Und da die „Sachs. VolkSztg." anch in Oesterreich ge halten und gelesen wird, so will ich Ihnen das erschütternde Schicksal eines Tiroler Kaiserjägers mitteilen. Ter Mann war Ersatzreservist auf grund des Besrei- ungsrechtes als Familienerhalter (8 3 t V. G.) »ud batte die achtwöchentliche Abrichtung bereits mitgemacht. Da starb sein Vater und er erbte ein bäuerliches An wesen, zn dem anch eine Schmiede gehört. Ter Mann er langte dadurch, da seine Mutter noch lebt, auch das Bcirei- »ngsrecht als Besitzer einer ererbten Landwirtschaft. Im Juni dieses Jahres entdeckte die Behörde, daß der Bruder deS Mannes 18 Jahre alt geworden sei, der Mann daher das Befreiungsrecht als Familienerhalter verloren habe. Nun suchte dieser nm die Befreiung als Besitzer einer ererbten Landwirtschaft an. Das Gesuch war aber fehler haft und unklar der Mann wohnt nämlich in einer Welt fremden Berggemeinde, wo niemand mit solchen Dingen ver traut ist — und deshalb verzögerte sich die Erledigung. Plötzlich, unmittelbar vor der Ernte, erhielt der Mann die Einberufung zur aktiven Dienstleistung. Er bittet, er telegraphiert — umsonst! Er muß nach Eavalese. Der Koh lenmeiler, den der Mann vor der Einberufung in Brand ge steckt, bleibt ohne Wartung, die Ernte geht znm Teil zn gründe der Mann m n ß in der Kaserne bleiben. Ter 18 jäh rige Bruder ist Knecht in einem entlegenen Orte, er kann sei nem Bruder nicht helfen. Tic arme Witwe, die Mutter des Mannes, bekommt keinen Ersatz, keine Arbeitshilse. — Diese Dinge werden der Behörde und durch einen Abgeordneten dem Kriegsniinister mitgcteilt. Alles umsonst. Ter Mann muß in der Kaserne bleiben. Da wird dem armen Manne telegraphisch mitgeteilt, daß seine Mutter schwer er krankt ist. Der menschenfreundliche Hanptmann gibt ihm 48 Stunden Urlaub, damit er zn seiner Mutter eilen kann. Der Hauptmann weiß, daß der Mann -18 Stunden zur Reise hin und zurück-braucht, aber er hofft, daß demselben in anbe tracht der grauenhaste» Notlage seitens des Regimentes ein längerer Urlaub bewilligt werde. Tie Hoffnung war ver gebens. Am Krankenbette der Mutter ohne Rat und Hilfe erhält er die Verständigung, daß er sofort wieder einzu- rücken habe. Die Gemeinde bestätigt dem Manne die Krankheit der Mutter, die Notlage, die Unmöglichkeit, einen Ersatz für den Mann zu bekommen — doch vergebens. Ter Man» muß einrücken. Nun ist die ganze Ernte verloren, eine Familie ruiniert, ein freier Mann zu gründe gerichtet, eine arme, kranke Mutter der Verzweifelnng überantwortet. O. du mein ! I-int jimtitin! Politische Rundschau. Deutschland. — Der Kaiser weilt zu den Manövern in Helgoland. Am i>. d. M. nachts war Festungsalarm. Alle Lchein- Werfer waren in Tätigkeit, sie beleuchteten die Kaiserjacht Hobcnzollern und die Meeresfläche. Freitag srüy .st Uhr lichtete die Hohenzolleru die Anker und dampfte seewärts. Um 8 Uhr erfolgte ein Angriff der Manöoeiflotte auf Helgoland; die Geschütze auf der Insel erwiderlen das Feuer. Dann fand nördlich von Helgoland ein Gefecht statt, welches der Kaiser ans der Hohenzolleru leitete. Die Schlachtflotte ist gegen Abend in BlnnSbüttelkoog einget, offen und auf der Reede vor Anker gegangen. — Anssöhnnug mit dem Welfcnhause. Die Ver- lobung des Kronprinzen mit der Herzogin Eäcilie wird vielfach so aufgefatzt, als ob sie die politische Anssöhnnug des preußischen Königshauses mit den Cnmbcrlands ein- znleiten bezwecke. Das ist ein Irrtum. Wenn eine solche politische Anssöhnnug wünschenswert wäre, so hätte der Kronprinz wahrscheinlich aus diesem politischen Grunde eine Eumberland heiraten müssen. Man hat am preußischen Hofe gar keine Eile mit solcher Aussöhnung, namentlich um den Preis der Herausgabe von Brannschweig. das in den Händen eines preußischen Prinzen der Einheit des Reiches bessere Dienste leistet als in denen eines zum mindesten agitatorischen Fürsten. Alle Kombinationen die sich nach dieser Richtung hin an die Verlobung knüpfen, sind daher hinfällig. -Zu«era>» werde,, die «zelpallene Pettizeile oder deren Raum m ^ Iki Pf. berechnet, bei Mcdrrbolunz bedeutender Rabatt- Uuchdrutterci, Redaktion and ««fchSftSftell«! »resd», PiUnlyrr Etrahe 4!i. — gernlprecher Nml l Nr. I3K6. — lieber einen Unfall des Großhcrzogs von Mecklen burg Schwerin und seiner jungen Gemahlin bei der Rück kehr von der Parade bei Altona Bahrcnseld. von dessen an geblichen schlimmen Folgen in Hamburg Altona viel ge- sprachen wurde, wird jetzt näheres bekannt. DaS groß- herzogliche Paar verließ kurz hinter der von Kürassieren eskortierten Eguipage der Kaiserin den Paradeplatz. Vor Bahrcnseld scheute das eine der Hinteren Pferde, bäumte sich und stürzte im Geschirr nieder. Da der Wagen in folge des Trabtempos im Rollen war. geriet das gestürzte Tier mit einem Hinteifnß in ein Vorderrad, sodaß das Bein kurz über der Fessel zerbrach. Das Tier schlug wild um sich. Das großherzogliche Paar war schnell, ohne irgend welchen Schaden zn nehmen, ans dem Wagen ge sv'rniigeii. Ter Leibjäger durchscknntl die Stränge, indes konnte man das Tier nicht eher befreien, als bis Pioniere im Laufschritt berbcikamen und mit ihren Beilen das^Rad zertrümmerten. Das Pferd wurde dann von einem Feld gendarm erschossen und der Wage» bei -Leite gebracht. Das großherzogliche Paar setzte die Fahrt in einem anderen zweispännigen Wagen fort. Dem Kaiser, der ans die Nach richt von dem Unfall hin seinen Flüaeladjntanlen ^gesandt hatte, konnte gemeldet werden, daß keine Person Lchadcn genommen habe. Im Vornamen Eäcilie bei der Braut des Kron prinzen haben Berliner Zeitungen ansznsetzen. daß er katholisch sei: sie möge sich doch Angnsta nennen. Es gehört eine Portion Dreistigkeit dazu, die konfessionelle Ge hässigkeit so ungeniert bis zu dem Namen einer Dame hinauf zn erstrecken, welche bestimmt ist. einst deutsche Kaiserin zn sein. Den ttltravrotestaitten zn Liebe soll sie ans den Taufnamen verzichten, der ihr gewiß wertvoll ist. — Znm Deutschen Juristcntag sind in Innsbruck bis- her 72<> Teilnehmer ans Deutschland und Oesterreich an- gemeldet. Vertreter der deutschen sowie der österreichischen Negierung werden den Jnristentag begrüßen. — Der preußische Minister des Innern soll, wie die ,,Berl. Neuesten Nachrichten" melden, sein Abschiedsgesuch eingereicht haben. Das mag schon sein. Wenn er aber anch »in seine Entlassung nicht nachgesncht hat. so könnte er sic dennoch erhalten, meint die ..Germania" dazu. — Bloße Vermutungen sind es offenhar. wenn die „Sozialpolitische Rundschau" schreibt, der Reichstag werde für Mitte Oktober einbernsen werden. — Die Ausgaben des preußischen Landtages und des driitschcii Reichstages glauben die „Münchener Neuesten Nachrichten" dabin ziisainniensassen zn können: Den preußi schen Landtag, der vermutlich in der zweiten Hälfte des Oktober znsainmentreten wird, sollen hauptsächlich drei Fra gen beschäftigen. Von den wasserwirtschaftlichen Vorlagen wird der Rhein Leinekanal den einzig ernstlichen Streit punkt bilden. Die zweite große Frage bezieht sich ans die Siinnltanschnlen! Tann werde die Kartell- und Syndikats- srage zn erörtern sein, welche die ..Hibernia" Affäre in den Vordergrund geschoben bat. Tie im Landtage bestehende Parteikonstellation, die im Wesentlichen durch die Mehr heit ans den Konselvativeii und dein Zentrum gegeben ist. wird Pernintlich anch den Reichstag Anfangs November de herrschen. Manche Wetterpropheten tiinden Sturm und Ge witter an, das Blatt glaubt aber nicht daran. Tie ärgste Belastung werde der Reichstag bei den Handelsverträgen anszilbalten haben. Geringere Schwierigkeiten werde die Ei-ne»ernng des Mililärgningnennats machen. In der So zialpolitik sei ans eine große Aktion für die Arbeiterversiche rnng schwerlich zn rechnen. Tie ninsassendere Reform des Krankenkassengesetzes stecke noch tief in den Borarbeiten. Da gegen soll die Zebnstnndenarbeit für Frauen in den Fabriken gefordert werden. Eine große Mehrheit sei dafür ini Reichs tage sicher. Tic Sozialdemokraten versuchen anch das Heer, die festeste Grnndsänle der staatlichen und gesellschaftlichen Ord nung. zu untergraben. Ans dem bevorstehenden Parteitage in Bremen soll über neue Vorstöße nach dieser Richtung hin verhandelt werden. Ein Beschluß des internationalen So zialistenkongresses zn Paris von verlangte von den sozialistischen Parteien aller Länder, daß sie die Erziehung und Organisation der Jugend behufs Bekäinpsnng des Mili tarismus in Angriff nehmen und mit Eifer betreiben. Diese Resolution bringt ein Antrag für den Bremer Parteitag in Erinnerung; er verweist ans die Notwendigkeit einer inten siven, planmäßig betriebenen Propaganda gegen den Mili tarismus und Marinismns. Ans der Begründung zn die sem Anträge ergibt sich, daß die Genossen die Bedentnng des Heeres für Staat und Gesellschaft erkennen. Ein weiterer Antrag der Genossen von Elbing, Potsdam, Spandau und Ostbavelland besagt: «Die Partei möge unter den Proletariern, die zur Nnnec cinbernfen werde», vor dem Eintritt in dieselbe in geeigneter Weise Propaganda für die Ideen des Sozialismus mackirn Insbesondere sind die künftigen Soldaten dnrck, Broschüren über ihre Pflicht gegenüber dem sogenannten «inneren Feinde" ansziilläie», In diesen Broschüren ist den Soldaten auch Rat z» erteilen, wie sie sich angesichts der zahlreichen Soldnlenmis-,Handlungen zu verhalten haben " Ta man dem Heere nicht unmittelbar beisammen kann, so soll die Agitation besonders in den Kreisen derjenigen be trieben werden, die voraussichtlich in das Heer cinzutreten habe». Leider hat der Gesetzgeber auch keine Handhabe, nm die Heranwachsende, lvehrkrästige deutsche Jugend vor einer Agitation z» schützen, die alles bekämpft, was dem deutschen Wchrmann hoch „nd heilig sein soll: Gott. König und Vater land. Vielleicht sehen sich durch diese sozialdemokratische Ab- I R
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