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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188908136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-13
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1889
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ikrfchekrrt täglich früh «'/, Uhr. lirdlutio» und LrprdMsu Iohauae-gaste 8. Aprrchüvndkn drr UrdacUou: Vormittaq» lv—12 Uhr. Na-mliiag« b—8 Uhr. tir Nva^ab« eingelaridter Manufcrlvr« »»chl sch dir -tedaclio» nicht verbindlich. Innah», her für »te nd>hsttal,en»« stnmmrr »esttmmten Inserate an kS»«e»ti,rn hi- S Nhr Nachmittan«. ,» Loun- und Fest««,cn früh Uhr. 3» den /tti-len für 3ns.-2»,»h«r: ktt« Klrm», Unlversttät-straße 1. Laut» Lösche. Kath«rine»str. 83 Part, und König-Platz 7, nur bis '/,L Uhr. nprigtrMgtliiait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. A»om»O«s«t4prOl4 vierteljLhrlilb «V» Mk. i»cl. Vrtngerlohn 5 Mk. durch die Voft bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 8V Ps velegeremplnr 10 Dt. Gebühren für -rtrabellua«, (in Taqedlait-Format aeialzt, «h«e Postbe'örderung »0 «k. «lt Poftbesöedernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pi. Grötzer« Schnste» laut »ns. VrelO«r»»tch»t» Tabellarischera. Zifferul-» »ach h»h«m Larts. Uerlinte» unter dem Nedartloulstetch di« -OisGalt. Zette bOPs„ vor de, fta«tlt«,»»ckrtcht»» die Sgelvolle,» geil« <0 Pf. Iuierat« stad stets »»die Gxpetzttio z» ieudru. — »tobatt wird »icht gegeben. Zahlung prnuoniuornoiio »der dnrch V«st» »achaahmr. 225. Dienstag den 13. August 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. vekanntmachung. Montag, den Ri>. d. M., soll mit der Pflaste- awg brr 3t««erstraG» begonnen werden. Zn Folge dessen wird letztere vom gedachte« Zeitpunkte a aus die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den ». Augult 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Herwig. Mne Lthrerötlle. Zur Ertbetlung von 8—8 Uaterrtchisstundea im Zeichne» tu der vbche w rd kin Lehrer gesucht. welcher sich durch guie Zeuguiste über je nr Befähigung und Ersahrung auSwetsen kaun. Besuche m» Zenqnißalschrisir» sich spälesten- bi- 80. August d. I. bei dem Unierzeichueten etnzureiche». Curl »ulli-un,, Direktor der Orffentliche» Handel-lehranstalt. Virbkatils-Vekanutmachunji. Ueffvblen warben laut vier erkalte« Lnirigr: 1) ein schwarzlederne« Vnrtemonnate mit gelbem vüqel und Knöpschen-Verlchluß, darin 22 Wart in 4 Tdaler», drei Zwetmark- stüilea und div. kleiner Münze, am 8. v. M.: 2) ein braunleberne» Portemonnaie mit 2V Mark ta s Thlrn., einem Markstück und 10 Mark tu Zehnpsenntgstücken — in 2 Rolle» verpackt —, eine Pions« von dunkelblauem englischen Leder mit Horickiiövsen und eine ebensolche Hose, „8. 8." gez., vom 13. b,S 14. v. M.; 3) circa 70 Mark in einem Zwanzig- und 2 Zehnmarkstücke», ein gm Thaler», Zwei» und Einmarkstücken und Ncckelinüuze, vom 17. di- 18. v. M.: 4) ein schwarzer Ai bett-rock, darin ein Militnir-Patz. Taut-, Imps- und «onfirmattonsschrin, sowie «n, Krankeneaffenduch. sämmliiche Papiere aus „8ro»t Oatewaecb" lautend. am28. v M.; 5) eine Nickel-btzltntzrr-Nhr Mit Sekunde und Llumengrovirung aus der Rückseite, sowie anhängender Etahlkettr, am 1. d. M; 8) eine silberne -irmo»to>r-Nbr mit dnnkelrvlhem Rand am Zifferblatt, Goldrand und Paienlgla-, sowie aahängeuder kurzer silberner Reit«, mit goldenem Medaillon mit schwarzen Steine», am 4 d. M; 7) die linke Hilft« »tue- ««»geschlachteten Tchmetne» mit Trichinenschau-Nummer 21 und den Stempeln „8. IV." und „L. >cdudeN", im Gew'cht von 4l Kilo, am b. d. M. ; 8) ein getragenrt Iackrt von dunkelbraunem Stoff, mit schwarzem Stosshenkel, schwarzen glaltru Horrcknöpsen, schwarzem Schob- und bellen, Aermelsuiter, sowie Billenäichchen und ein Araiikenrassrn- buch, aus „Max Sorge" lauiend, von, 6. bi« 8. die>e« Monat»; S) eine grüne gehäkelle Geldbörse mit 2 Stahlringen, aus einer Teile „1882", aus der anderen Sene „F. Vetter'' in weißer Perlen stickerei tragend, mit lä in Thalern, am 8. diele» Monat»; 10) ein Iacket, ziemlich neu, dunkelblau, mit Sloffhenkel, einer stieibe schwarzer Hvrnknövse, dunklem Schob- und Hellem Aerin-l- su irr, ein Paar Hosen von demselben Stoff, ein Paar Hose» von grau- und gelbaestreistem Stoff und eine Tal«>-Ub>kette mit an- dän'.eudem Medaillon, emem Stemvel mit dem Namen „kioderl Sxieeelbauer" enthaltend, am 9. d. M.; 11) eia neuer Werkzeugkasten, gran gestrichen, innen rotb. dari, eine neue Lbth-Lampe (neuer Patent), rin Lchraube»- schinffcl (Franzose), em Pletrohr-Tchneider, eia Hammer» eine Zange und 2 Ltrtnmettzel vom 7. bi» 9. d. M.; 12) eine silberne Anker-Uhr mit Goldrand »nd der Nummer L7864 und geriester Rückseite mit daraus bcfindlichein Schildchen, am 11. d. M. tlwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestoblenea Gegenstände oder über den Thiter sind ungesäumt bet unserer Lriin n!'»Adtheilung zur Auzeige zu briogeu. Leipzig, am 12. August 1889. Ta» Poltzeiamt »er Stadt Leihztg. Brelschueider. vr. D. Ein Lllck nach Osten. Wllsirend die Kaiser Wilhelm unv Franz Josef den vor zehn Jahren geschlossenen Bund zur Anfrechthailung ve» europälichen Frieden» in Berlin erneuern unv befestigen, zeigt sich Rußland bemüht, die kretensische Frage der wirklichen S-chlage widersprechend zu einer europäische» Frag« aufzu tauichen. Die griechische Note, welche eine Einmischung Griechenlands in vie krciensijchen Angelegenbeite» in AnSsichl stellt, ist, wie sie e» verdient, von den Ni ächten de» Drei bundes alS eine »nbcfugle Einmischung in eine die Türkei allem betreffende Sache zurückgewiesen worden, nur Rußland glcubl sich berufen, der Türkei Vorstellungen wegen der be drohten Sicherheit rer russische» Unlerthanen aus Kreta z» machen, unv Frankreich hat die Prüfung deS Inhalt» der griechischen Note zugcsagt. Ter Standpnucl Rußlands ist nuS v«„ Aenßerungen de- „Zournal de St. PölcrSbourg" zu ersehen. Darin wird bereit» der Gang angebcutet, welchen die diplomatische Actio» der Mächte einznschlagen habe. Sie würden daraus dringen müsten, daß die Organe der türkischen Regierung AileS vermieden, waS die Lage verschärfen könnte, besonder» dürse die christliche Bevölkerung brr Znlel nicht aus- gereizt werben, vielmehr gelte eS. die kretensischen Christen durch weise und schnelle Maßregeln zu beruhigen. Do se, zugleich da» beste Mittel, um der Ausregung der stammverwandlen griechische» Bevölkerung vorzubeugen, unter deren Druck die griechische Regierung veranlaßt worden sei, sich an die Mäch>e zu wenden, um nickt durch die Volk» lticen'chaslen übeiflügelt zu werden. Tieie Auslastung ven den Pflichten der Mächte wird in den Kreisen de» Drclbunbeö nicht getbeilt, im Gegentheil ist man dort entschlossen, der Türkei zu überlassen, wa» sie zur Beruhigung Kretas zu tdun sür gut befindet, und ihr darüber keinerlei Raihschläge zu eriheilen. Tiefe Haliung erscheint »m so richtiger, als die türkische Regierung da« Bestreben ze, t, den Anistand zu unterdrücken. Zn diesem Sinne ist die Ablendung Cchakir Pascha» al« Gouverneur und interimistischer Militalrcommankant der Znscl zu verstehen. Durch dir Ber- einiaung drr Eivil- und Militairgewalt in einer Hand ist die tb lkräftig« Leitung der kretensischen Angelegenheiten ange- babiit, und da eine hinreichende militairische Macht aus Kreta versammelt ist, so bängt die Nnderwersung de» Aufstande» nur von der Geschicklichkeit und Festigkeit Fakir Pascha» ab. testen Fähigkeiten bereit- al- Vertreter der Türkei in Sk Petersburg erprobt sind. Tie Antwort der türkischen Regierung aus die griechische Note ist dem Vernehmen nach auch schon erfolgt und besteht eiasach in de, Ablehnung drr Verantwortung slfr die Aus breitung de- Aufstande- aus Kreta. Wo die eigentlichen Schürer der Bewegung zu suchen sind, kann nicht zweisrlhas« sein, der Ausruf de- revolutionairen EomitL- giebl darüber hinreichenden Ausschluß, da- Einverständniß desselben mit den Griechen leuchtet daraus hervor und hat seinen Widerhall in der griechischen Not« und in den Schritten der russischen Re gierung gefunden. Die Künstlichkeit der ganzen Bewegung und die systematische Aufreizung der christliche,, Bevölkerung aus Kreta läßt sich auch darau- entnehme», daß plötzlich ei» bi-her nicht vorhandener Gegensatz zwischen Christen und Mohammedanern auf drr Änsel hervorgetrelen ist, an welchem vie türkischen Behörden keine Schuld tragen. Der Augenblick konnte sür die Entzündung eine- Aus stande- auf der Bdlkanhalbinsrl nicht leicht schlechter gewählt werden, nachdem erst während der letzten Tagung der Dele gationen Oesterreich - Ungarn- at« Grundsatz ausgestellt und von ven Frieden-mächten anerkannt worden ist, tag der Ent wickelung der Völker aus der Balkanbnldinscl kein Hinderniß bereitet werden dürfe. Selbst Rußland stimmte diesem Grundsatz zu, scheint da- aber beute vollständig ver- gissen zu haben. Zu den die Halbinsel bewohnenden Völkern gehören auch die Türken, und wenn man den Bulgaren, Serben, Rumänen. Griechen und Monte negrinern da- Recht zugesteht, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen, so darf auch den Türken nicht verwehrt werden, Maßregeln zur Unterdrückung eine- Ausstaude- nach eigenem Ermessen zu ergreifen. Die Vorgänge »a Serbien, deren Mittelpunkt Garaschanin war. taffen sich auch nicht at- da» Kennzeichen eine- geordneten Staat-wesen- aufsassen, und dennoch hat Rußland damal» keinen Anlaß zur Ein mischung Europa» in die inneren serbischen Angelegenheiten gesunden, natürlich, weil e» den Wünschen dieser Macht ent spricht, wenn die kleinen Balkansiaaten nicht zur Ruhe kommen Wird doch sogar der gegenwärtig >n Bulgarien herrschende hoffnung-volle Zustand vo» Rußland al- ein Unglück für da» Land bezeichnet. Wenn in Serbien dir russische Partei die Oberhand bekommt, dann wird Rußland das nur al- gut unv ordnung-gemäß erklären, gleichviel oder vielmehr gerade d«-halb, weil sich da» mit den Interessen Oesterreich-Ungarn» »icht vereinigen läßt. Zn Kreta nimmt Rußland Partei sür die griechischen Cbristen gegen die Mobammedaner, weit da» der sicherste Weg ist, den Ausstand nicht zur Ruhr kommen zu taffen. Rußland hat offenbar da- verhältniß zwischen Deutsch, laad nnb England nicht richtig erkannt, sonst würde eS nickt gerade jetzt eme sehr Übel angebrachte Theilnahme sür die aus Kreta lebenden Christen gezeigt haben. England hat ebenso wenig Neigung zu einer Einmischung in die kretensischen An- gelegenheilen wie die Mächte de» Dreibünde», und außerdem besteht gegründete Hoffnung, daß e» der türkischen Regierung gelinge» wird, die Ruhe aus Kreta binnen Kurzem wieder herzustellen. Wenn da« geschieht, so hak Rußland eine »e»e empfindliche Niederlage seiner Balkanpolilik erlebt, welche sich würdig den Mißerfolgen in Bulgarien anreihk. Weit wirksamer aber tritt vie moralische Seite dieser verderblichen Politik zur Erscheinung, deren böswillige Absichtlichkeit sich ganz unverhülll vor Europa prei-giebl. Er ist ein eigen- lhümliche» Zusammentreffen, daß der französische Staats anwalt Bcaurepaire gerade jetzt m seinem Bericht den Ver- sasser der falschen Äctenstücke über Bulgarien brandmaikt, welche den Kaiser Alexander zu dem Zrrthum verleiteten, daß Deutschland in der bulgarischen Frage doppelte- Spiel spiele. ES ist nachgerade so weil gekommen, daß Rußland da» Bcr- sländiiiß sür die Beziehungen der übrige» europäischen Groß- mächle unter einander, ausgenommen Frankreich, verloren bat, sonst würbe vie russische Politik »icht zu Schleichwege» ihre Zuflucht nehmen, welche ihr in der öffentlichen Meinung Europa- nur schweren Schaden bereiten können. Zn Berlin feiert gegenwärtig die deutsche Politik einen ihrer größten Triumphe, und kiesen hat sie in erster Linie ihrer Wahrheit-liebe zu verdanken. Deutschland will nichl» Antere» als den europäischen Friede» erhalten »nd daniil zugleich die bestehenden Macht- und Besitzverdällniffe, während die Gegner de» Frieden- aus Eroberungen bedacht sind. DaS ist der durchgreifende Unterschied, ter sich durch keinen d ploniätischen Kunstgriff verdecken läßt und kie Niederlage der außerhalb de» Fricden-bundeS slehencen beidr» Mächte »ns hlbar »ach sich ziebt. Die Haliung Rußland- in rer kretensischen Frage ist der Prüfstein sür seine Balkanpolilik. wie sc» seine Haltung Bulgarien „nd Serbien gegenüber trüber gewesen ist. Die Frieden-mächtr gehen eins solche Winkelzuge nicht ein, sie beschränken sich aus die kurze und bündige Antwort, daß der Aufstand auf Kreta eine innere Angelegenheit der Türkei ist, um welche sich Europa nicht zu kümmern hat. Diese Antwort ist sicher da- beste Miltel, »m R»be unv Ordnung aus Kreta in kurzer Zeit wieder lrzttsiellen. , Leipzig, 13. August. * E» war schon wiederholt zu constatiren, daß Herr Wrndthorsi sich bemüht, Bayern im Reiche zur Ueber- iiahm,' der Rolle al» Vorkämpfer de- .KatholiciSmu-'' im Sinne der EeutrumSpolitik zu bewegen — obgleich Bayern nach der Zusammensetzung seiner Bevölkerung und nach seiner Verfassung ebenso ein paritätischer Staat ist wie Preuße», nur daß dort die Mebrbert katbolisck, hier evangelisch ist. Obgleich diese Bemühungen de» Ce,ilrumS- sübrer- sich bisher at« vergeblich erwiesen haben, kommt er dock immer wieder daraus zurück, sogar bei den Harm losesten geselligen Anlässen So dieser Tage bei einem Festmahl, welches ihm in EmS, wo er sich^»r Cur befindet, von Verehrern gegeben wurde. Herr Wintlhorsi benutzte den Umstand, daß ter Redner, welcher ven Toast aus ib" auS- bracbte, ein Bayer war, um seine Erwiderung mit folgenden Worten zu schließen: „Da- katholische Bayern C!)- daS reich an Gelebrten. an Künstlern, an tapferen Kriegern ist, hat in allen Zeiten sür unsere katholische Sache ruhm voll gestritten. Allerdings schien e» in letzter Zeit, al» ob der bayerische Löwe tchlase. Er ist ausgewacht, und sein Ruf geht durch ganz Deutschland, durch die ganze Welt, unv wir wollen hoffen, daß da» katholische Bayern wieder dir Führer schaft übernimmt, die ibm nie hätte entzogen werden fallen." * Betreff» der Nrubegründung von Schulen und Schulverbänden macht der preußische EuttuSminister von Goßler geaenüber den Beschlüsse» und Anträgen kirchlicher Gemeinschaften daraus ausmerksam, daß der Regierung al» Schulanfsichllbe! öide allein die Beingiiiß zust-ht, über die Einrichtung »euer Schulen oder Schul verbände, wie über di« Theilunq virhandrner Schulvrrbände nach pflichtinäßiger Prüfung d-« Bedürfnisse« und der Angemessenheit zu befinden und Entscheidung zu treffen. DaS Schullastrngesey, nach dem sür jeden ersten oder alleinstehenden Lehrer 500, für jeden andern Lehrer da gegen nur 300 Mark gezahlt werde», hat vielerort« bei den religiösen Minoritäten da» Bestreben bervorgerusen, eigene einclassige Schulen neben den bestehenden Ort-schulen zu begründen, auch dann, wenn die Zahl der Kinder un- vedcutend ist. Gegenüber der Uebersüllung ter Elasten in allen Bezirken und den demgemäß nothwerrdigen ander» weitrgen Auswendungen sür neu« Schulen und Elasten ist e» nur zu billigen, wenn der Minister den consessionellen Abso>»drru»g-bestredrmgen nicht in jedem Falle »achgiebt. Nachdem sür ten Religionsunterricht der coi>sess>o»ellen Minderheiten durch entsprechende Einrichtungen von SlaalS- wegrn in drr denkbar au»re>che„dsten Weise Sorge getragen worden ist, erscheint e» notbwendiger, die Elasten vo» 150 und mehr Kindern zu theileu, al- sür 20 und wenig mehr Schüler nur >m Interesse der consessionellen Scheidung besondere Schulen einzurichten Der .Schutz drr consessionellen Minder- heit" ist einer der ersten Grundsätze ter heutigen preußischen Unterricht-Verwaltung, wie EuttuSminister vo» Goßler bald »ach seinem Amtsantritt aus dem sechsten Deutschen Seminartehrer» tag« am 27. September 183t im Gegensatz zu einer Miinstrrml- versügung von 1834 auSsührte. Aber kie von dirscr Seile erhobenen Ansprüche geben leider so weit, daß auch ein so »consessioneüer- Minister wie Herr von Goßler ihnen nickt überall Nachkommen kann. « » * * Au- Wie», - August, wird der „Schlesischen Zeitung" geschrieben: . Oerechifertigte» Aussehen erregt dte Strenge, mit welcher die Behörden gegen die streikenden Bergleute im trisailer Koytenrevier v-rgehen: Während die bester enttohnlen Arbeiter der böhmischen Kohlenreviere während drr Sireikr- an den ''kköiden vielleicht allzu eifrige Anwälte finden, tällt man nun in da- andere Extrem und stellt sich unbedingt aus d e Seil» der Unternehmer. Wer von den Streikenden — unv da» ist «ine grobe Anzahl — nicht »ach einem der Arbeit«orte zuständig ist. wird f, st. genommen vnd mu dem wächeuiiichen ..Schubiran-vorie" in leinen Hrimaldtort verschickt. Mehrfach suchten die Streikenden di-Mailen- adschtebnngea durch Flucht in- Gebirge zu vereiteln. Die Gen- darmrrie unternimmt jedoch in Begleitung von Milüairpairoutllen lortwährend ausgedehnte Sireifnnqen IN di« Wälder und spürt eit hungernden Fluchiling« in idrea Verstecke» -ns. linier den 35 Per- so»en, die den Slreiipairouilleu am K. dl-, in die Hände steten, desand sich auch ein Knappe, der bereu» über 16 Jahre in Hraftnigg arbeiietr, aus gewrrklch silichem, grvachtetem Gru ite ein eigene« Hau» mit einer kleinen Wirthlchatt besitz! und Aueichubmstqlied der Bruberlade ist. Er wurde gleich der Mehrzahl der Bcrha trien .per Schub" abgrschnffi. Auch die Weiber und Kinder ter Ber- uasteien werden schonungSlo- in die Hrimatb«orte adgeschoden. Bei dielen Ab'chiebiingen, wie bei der Delogirnng derjenigen Arbeitrr- santibe», welche tn den drr Unieriiehmung gehörige» Häusern wolinrn, kommt eS in drr Regel zu kläglichen AuUrilten. Angesicht- de- Eleud» der von der behördlichen Strenge Beteoffeun, sind nur schwer Leute aulzuirribeu, welche sich zu d-m traurigen Geschälte der Tran-Port r»ng der ormfeligen Habiel g- krtlkii drr Streckenden hergeben. G'st.rn wurden ,.»«egen Auslaute-'' an rOO Bergleute sestgenoiiimen und an da« KreiSgrrichl in Tilli eiiigelrefert. Bi» jetzt hat die übermäßige Strenge der Behörden wenig gefruchtet. Auch die Anerbietungen der U iternchmuiig (liiiatler KohlenwerkS-Actien-Gesellschafl) haben bi«her bei drn streikenden kein Gehör gesunde». Der B,irieb«direcior in Trilait wollte den Streik durch eine 25proceniige Lolinausbrst rung verhüten. Die seiten- der Direktion der G s ll'choft von Wien nach Trisail entsandten Delegirten boten jedoch nur eine 8- und später eine I2rroc«nlige Lol nerbüdung an. welche die überall- kärglich rutlohnte Arbeiteischast enlschieden zurückwcist. * Urber die Vorbereitungen, welche sür die Feierlich keiten bei der Vermählung de-Kronprinzen mit der Prinzessin Sophie von Preuße» in der griechischen Hauptstadt getroffen werden, wird dem „NeichSboten" aus Athen gemeldet: Zn den Straßen der Stadt werden bereit- allentbalhen Vorbereitungen sür de» Empfang in Angriff ge nommen. Die wichtigste Aidcit hiervon ist die Bepflasterung veS großen VersassungSplatzrS, aus weichem vor Kaiser Wilhelm eine Parade der i» Albe» und deu nächstgistegeiien Städten garnisonirenden griechischen Truppen staltfiiibe» wirb. Ter Äemeinderath hat sür diesen Zweck 30,000 Franc- bewilligt, sür welche Summe man ansang- aus diesem Platze einen Eiff-lthurm on miniuturv errichten wollte, auf dessen Platt form die in Aussicht gcnommenen Maffeiiconcerte stallsinden sollten. Die Staktväter haben indessen diesen Beschluß wieder zurückgenommcn, offenbar um in den Augen der teulschen Gäste nicht al» Übereifrig« Nachahmer de- FranzosenthuinS Anstoß zu erregen, Zin klebrigen ist für die Ausschmückung der Stadt und de» PiraeuS die Summe von 300 000 Franc- bestimmt worden, davon zwei Drittel au» städtischen und ein Drittel au- staatliche» Mitteln. B>» in-Einzelne hat natürlich die hierzu ernannte Commission die Vorbereitungen z»m Empfang noch nickt seststellen können; dock bieten die bi-h-r gefaßten Beschlüsse bereit» die Gewähr dafür, daß daS Aus sehen der alten Hellenenstatt während jener Festtage ein ganz imposante- werben dürste. Dramatische Kestaussührungen werde» in einem der Theater stattsinden, mit dessen Instand setzung schon jetzt begonnen wird. Die zur Leitung dieser Spiele eingesetzte Commission besteht an» dem Professor der Literatur an der Athener Universität. Herrn SeimteloS, dem vormaligen T-sandte» in Berti». Herrn R.ingabü, und dem Obersten KokkiviS, welcher im vorigen Hei bst als Speciat- allachh der griechischen Gesandtschast den deutschen Kaiser» Manövern de,gewohnt hat, wobei ihm seiten» deS Kaisers Wilhelm eine besondere Auszeichnung z» Theil wurde. Zur Ausführung sind di- jetzt benimmt die „Perser" Von AeschyioS, nach der Co,»Position VeS Eibpnnzen von Sachsen-Meiningen, und ein Lustspiel von RangadS, D e T-'steller werde» aber keine-wegS Dilettanten sein, sondern e» hab-n sich hi-rsür dir ersten Schauspieler Griechenland« bereit erklärt, so daß man qriechischerseitS hofft, mit diese» Vorführungen vor dem höchste» Trrdunat Europa» den Beweis varzubringen, daß die Nach kommen der allen Hellenen heute bereit» aus allen Gebieten der schönen Künste mit den abendländischen Nationen wett eifern können. * Eine drr „Politischen Corrrspondenz" au» Konstanti nopel au» zuverlässiger Onrlle Zligchend' Melduna tritt ten Angaben eine» kürzlich in einem Wiener Blatte veröffentlichten Pariser Berichtes, welchem zusolge der deutsche Bot« schaster am Goldenen Horn, Herr v, Radowitz, sich >n einer am 12, Znli staltgehabken Audienz beim Sultan bemüht bälte, den Großberrn sür den förmlichen Anschluß der Türkei an den Dreibund zu gewinnen, ohne jedoch ten Sultan zu einer Zusage in diesem Sinne bewegen zu können, mit aller Entschiedenheit entgegen Die Mitteilungen jene» Berichte» seien trotz der diplomatischen Quelle, welcher sie auardlich ent springe» sollen, vom Ansang bi» zum Ende erfunden und eS lasse sich aus Grund völlig verläßlicher Informationen über den Verlaus brr in Rede stehenden Audienz der« sichern, daß Herr v, Radowitz diesen Empfang durchaus nicht zu dem Versuche benutzte, dem Sultan den Eintritt der Türkei in die Tripel-Allianz nahezulegen. Der deutsche Bot schafter habe dem Sultan überhaupt bei dieser Gelegenheit keinerlei Eröffnungen über diesen Gegenstand gemacht. Neun in jenem Pariser Berichte behauptet wird, der Sultan habe Herrn v, Radowitz gegenüber betont, daß er von dem Grund sätze. die Aciion der Türkei nach jeder Richtung hin frei zu erhalten, nicht abgeben könne, so sei die- an sich schon eine naive Annahme, da die Richtung-linie der türkischen Politik, mit allen Mächten gute Beziehungen zu pflegen, ohne die Freiheit der Action der Pforte irgendwie einzuschränken, selbst der iiichtdiplomatischen Well zu bekannt ist, atS daß Herrn v Radowitz eine derartige Aufklärung erst jetzt ertheilt werden müßte. Die Fabeln des mehrerwähnten Berichte- seien auf die Tbatsache ausgebaut, daß Herr v. Radowitz vom Sultan am 12, Juli in Audienz empfangen wurde, obgleich dieselbe in keiner Beziehung einen ausfälligen Charakter trug, sondern einfach ein Act der Höflichkeit war. wie ihn die diplomatischen Vertreter der Mächte seit jeher bei ihrer Rückkehr von einem Urlaube nach Konstantiuopel zu üben pflegen. * Zur Entstehung der italienischen Tricolore wird der „Äossischen Zeitung" au» Pari« geschrieben: lieber die Entstehung der itaItrnticheu Lrtcolore bereichen verlchiedene irrige Meinungen. Diele Tricolore ist be- kannilich grün, weiß und roth. in der Mille da« Wapven von sevny n, ein roihe- Schild mit einem silbernen Kreuz«. Voeltsche Schwärmer in der Heraldik gehen bei ihrer Uutrrsnchung über die Einstellung dicse« nationale» dreisarb gen Banner» bi» aus Daute'S .Purgalorio" zurück, in besten dieißigstem Gesang« der Dichter über die Ericheiiiiiiig der Beatricc lagt, sie habe eia wrißr- Unterkleid, ein grüne» Obernewand und einen roihen Mantel geirogen, Dante sprievi zwar nicht von einem „roihen" Mantel, londrr» „äl 81,»MW» viva". Diese Eick Sruag dal natürlich aar keine historische Grundlage, sondern ist nur eine uaiionaie Schwärmerei, welche an drn be rühmten italienischen Dichter anknüvsi, um dem nationalen Banner eine besondere Weihe zu geb u. Die italienische Titcolore findet vielmehr ihren Ursprung tu der sra>izösiichen Revolmiou, Bor deriklbcn und zwar ganz genau vor dem Jahre 1794, hat e» in Italien niemals «in grün-weiß-roihe- Banner gegeben, weder in den italienischen Republiken, noch in den »tolienischea Fürsten, ihümern. Im Iahrr 1794 erhoben zwar di« Pairiotea in Bologna ei» weiß und roth gesirc sie» Banner, allein da- waren nur die Farben de-Siadiwavven«. Einige Jahre später fügien sie noch da- Grün zv, also da- Weiß in der Milte, al- Zeichen der Hoffnung, allein diese Tricolore war nur localer und Parinularistiichrr Natur, in keiner Wcise aber nalional oder otfictell. Zum erste» Male erscheint sie am 9. Juli 1797 in Mailand bei dem Feste der „FörSialivn" und wurde bci dieser Gelegenheit alS Nationale- Banner der Ei-alpine» Republik von den, Erzbischöfe Visconti von Mailand kirchlich etiigesegnet. Im Jahre >802 eriuhr diese- Banner eine Umänderung: in seine Mitte wurde ein mit einem weißen Rande »mgebcne- roihe» Schild ni,t einem grünen Quadrat gesetzt, welche- letzierer bis zum Jahr« 1805 da- Wappen der ilalienischen Republik, eine Waage mit einem Degen und einem Paimeiizweine beide in Kreuziorm übereinander gelegt, enthielt. Im Jahre 1805 trat jedoch an die Stelle de» Wappen- der italienischen Republik da» Wappm de- italienisch» Königreiche», ein Adler, welcher ein >unsc- Schildchen mit der „Eisern,n Krone" aus drr Brust bat. Nebenbei bemerk!, war die alte Longobardenkron« kein-Sw-a- von Eise», sondern ein gol dener, mu Edelsteinen besetzter Reis, jedoch ohne Bügel, um den man einen eiserne», au- einem angeblichen Nagel vom Kreuze Ehristi geschmiedete» Draht gelegt hatte Daher der N>me „Die «iscrne Krone", lieber dem Kopie des Adler- befindet sich ein (Napoleon). Bekanntlich machte sich Napoleon zum Könige von Jialicn und sei» Löblichen zum Könige von Rom. Im März 1848 aber änderte sich Alle». Der König Karl Albert von Sardinien gab sein piei»oi>t>fische- Banner aus und verlieh seiner Arme« die nationale Tricolore, sidoch nur sür Oberitalien, also mit Einschluß der Lombardei. Am Ib. April 1848 wurde diese nationale Trico lore, grün, weiß und roth, auch in der ilalieniichen Krieg-- und HandelSslotle eingesghrt und im Juni dr» Iahrr» 1848 verschwand selbst ans ganz Sardinien da- ur prünglich blaue Banner diese- Königreichs, Auch trat glrichz i!>g an die Slelle der blauen Cocarde Sardini-n- die dkmarbige IialnuS. Am 2. Juni 1861 verlieh der König Victor Emmanuel die nalionale Tricoloie der gelammten Armee, somit rerdankt also die jetzige italienische Tricolore der französischen Republik und dem ersten Kaiserreiche ihren Ursprung. * Wie die „Londoner Zeitung" erfährt, ging die Anregung zu der dem Kaiser in Osborn c mittelst einer Deputation überreichten Adresse aus der Anregung des Herrn Pros. l-r. Lange. d,S Vorsitzenden de» Vereins deutscher Lehrer in England, hervor. Vor der Audienz wurde vie Deputation drn Herren Gras Herbert Bi-marck, Graf Leyden, Herr» v Rath, sowie dem neuen Attache der deutsche» Botichast. Capitein z. S. Hasenclever, vorgestcllt. Gegen >/,l Ubr fand der Emp)a>ig beim Kaiser statt, der die vier Heircn sehr gnädig und herzlich ausnahm, ihnen kräftig die Hand drückte und sich nach Verlesung der Adresse auf da- Huldvollste mit ihnen »nterbieit. Mit freundlichem Händc« cruck ward die Deputation entlasten. Am Nachmittag unter« nahni di- Abordnung eine Dampsersahrt durch die deutsche und englische Flotte. Zu erwähnen ist noch, daß sämmliiche Mitglieder der Deputation durch Ordensverleihungen aus gezeichnet wurden. Die Stadt Gla-gow hat sich an rer Deputation nickt betheiligt, weil die Adresse nur von den .Deutschen in England" spricht; da man dem Wunsche der Deutschen in Gla-gow — die Worte „und in Schottland" emzusügen — nicht nachkam, lehnten sie e» ab. sich an ter Sache zu betbeitigen. * Nach einer der Wiener „Politischen Corrrspondenz" au- Rom zugehenden Meldung lauten die daselbst aus A bessinien kinlangkiiden Nachrichten andauernd höchst befriedigend. Die selben bestätigen neuerdings, daß die B setzuiig von Asmara, einer Pont on, welche d,e Straße von Tigre, sow e diejenige von Sc'nliit deherischt und die ehemals da- Hauptquartier RaS Alula's. dr» Hauptseinde» d r Italiener, gebildet hatte, ohne jeden Zwischenfall duichgefiihrt worben ist. Die ein geborenen Stämme diese« Gebicte» komme» in großen Masten nack ASmara und nach Krren, um ihre Unterwerfung unter die italienische Herrschaft knndziiqeden. Anderseits befestigt sich die Stellung k-s König- Menelik, welcher nach dem Tode deS NeauS Johannes begonnen hat. sich zum Beherrscher von ganz Abessinien aujzuwersen, immer mehr. Er beherrscht bereits Vas ganze Land, auf welche- er An spruch erhebt, mit Ausnahme von Tigre. ES kan» aber al» zweiselloS anaesehen werden, baß er auch diese« Land nach Adlaus der Regenzeit, also ,m Oktober d. I.. mit bewaffneter Gewalt oder durch diplomatische Mittel unierwrrsen wird.
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