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Sächsische Volkszeitung : 22.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190302226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-22
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.02.1903
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Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. 50 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0858. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. kuckaruclttrel. Heüalttioil una Lercdättrrtelle: Dresden, Pillnitzer Straße 43. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf, berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1306. Sir. 44. Sonntag, den 22. Februar 1903. 2. Jahrgang. „Zentrum ist Trumpf." So schallt es heute unisono durch den ganzen liberalen Blätterwald, weil in Bayern Graf Crailsheim das Müiislerpräsidimn und sein Ministeramt überhaupt an den bisherigen Kultusminister Frhr. r>. Podewils hat abgeben müssen. Tatsächlich aber ist Graf Crailsheim nicht gefallen, weil „Zentrum Trumpf" wäre, sondern weil er in einer durch seine eigenen groben Fehler unhaltbar gewordenen Position durch die Person des Prinzregenten sich z» decken suchte. Das war vordem zwar öfier gelangen, weil die „chinesische Mauer", die sich zwischen den Regenten und dos bayerische Bolk schob, jede wahrheitsgemäße Aufklärung des Verwesers der Krone über die Stimmung im Lande verhinderte. Aber gerade diese „chinesische Mauer" muß in der letzten Zeit brüchig geworden sein. Zweifellos — darauf deuten auch liberale Blätter hin — haben auch Mitglieder des königlichen Hauses ein großes Verdienst darum, daß in jüngster Zeit auch andere Stimmen als die der Herren Graf Crailsheim, v. Feilitzsch, v. Niedel u. a., das Ohr des Regenten erreichten. Dieser, als er sah. wie sein erster Minister, dem er bis dahin volles Vertrauen cntgegengebracht, ihn jahrelang über die wirkliche Lage und die Volksstinnnung in Bayern getäuscht und ihn selbst vorgeschoben hatte, um nur sein Amt zu retten, war natürlich empört und Unterzeichnete gern das Entlassnngsgesnch, dessen Einreichung Herrn v. Crailsheim allzu deutlich nahe gelegt wurde, als daß er länger noch diese Winke übersehen konnte. Bei alledem ist das Zentrum nur insofern beteiligt, als Graf Crailsheim durch die Art, wie er beim Sturze des früheren Kultusministers v. Landmann unter Preis gabe der Staatsautorität an die Würzburger „Voraus- setznngslosen" zugleich dem Zentrum die denkbar schwerste Beleidigung zufügte, dieses dazu brachte, daß es seine, nach dem Gefühl seiner Wähler schon allzu langmütig bewahrte Geduld endlich aufgab, dem Minister sein Mißtrauen dotierte und folgerichtig diese neue politische Lage durch führte. Doch auch dies hätte dem Ministerpräsidenten schwerlich den Hals gebrochen, wenn er nicht, wie schon vorher, so auch angesichts der Swinemüntwr Kaiser depesche und weiterhin nach der Reichstagsverhandlung über dieselbe gegenüber den von Berlin ausgehenden Ten denzen, die Macht des Kaisertums auf Kosten der Einzel- staaten und ihrer Fürsten zu erweitern, eine kaum begreif liche Nachgiebigkeit und Kurzsichtigkeit an den Tag gelegt und dann für seine eigenen Fehler hinter dem Regenten Deckung gesucht hätte. Die eigentliche Ursache seines Sturzes ist also darin begründet, daß er die Stellung Bayerns im Reiche nicht zu wahren verstand. Und in seinem Ltnrze liegt daher nur insofern ein „Triumph" des Zen trums, als damit dessen strenges Festhalten an dem bundes staatlichen Charakter des Reiches endlich auch bei der bayerischen Regierung ein gewisses Verständnis finden zu sollen scheint. Wenn liberale Blätter auch das protestan. tische Bekenntnis des Grafen Crailsheim heranziehen, so soll damit nur wieder einmal der Ton zu dem bekannten Liede von der „Intoleranz des Ultramontanismus" ange schlagen werden. In Wahrheit aber hatte dieses protestan tische Bekenntnis des Grafen Crailsheim weder mit seinem Sturze noch mit dem scharfen Gegensätze etwas zu tun, in welchem er zuletzt weit mehr als früher zum Zentrum stand. Das Zentrum würde ebenso scharf seinen katholischen — aber nicht „ultramontanen" — Nachfolger bekämpfen müssen, wenn dieser es ebenso schlecht wie sein Vorgänger verstände, Bayern den „Platz an der Sonne" im Reiche zu wahren. Liberale Blätter äußern sich dann auch sehr verdrießlich darüber, daß die halbamtliche „Nordd. Allg. Ztg." zum Papstjubilänm einen Artikel gebracht hat, worin sie auch vom Standpunkte des Nichtkatholiken ans den glänzenden persönlichen Eigenschaften Leos XIII. volle Gerechtigkeit widerfahre» läßt. Sie bezeichnet ihn als „leuchtendes Vor bild für die gesamte Menschheit", als einen „Friedensfürsten" voll „staatsmännischer Weisheit". Nun, ist dies etwa un richtig? Oder ist es für die deutsche Negierung ein Ver brechen, wenn sie dem geistlichen Oberhaupte von 20 Millionen Deutschen ebenso wie andere Negierungen einen herzlichen Glückwunsch darbietet. Nur zelotische Engherzigkeit und Verranntheit kann daraus Anstoß nehmen. Das Zentrum müßte mehr als bescheiden sein, wenn es in solchen Freund lichkeiten die Erfüllung aller seiner Wünsche sehen sollte. Das Zentrum weiß nur zu gut, wie weit es noch von jenem Ziele entfernt ist. das in der völligen Wiederherstellung des Zustandes vor dem Kulturkämpfe besteht. Wir bilden uns nicht ein, daß bei der Regierung „Zentrum Trumps" sei, freuen uns aber, daß dies beim katholischen Volke allerdings der Fall ist. » * * Bei der Betrachtung der Ursachen der Crails heim-Krise muß man natürlich zwischen den eigentlichen Ursachen, wie »vir sie oben dargelegt, und dem nächsten Anlasse unterscheiden. Graf Crailsheim hatte selbstver ständlich bemerkt, daß sein Ansehen beim Regenten erschüttert war. Ilm mm seine Stellung wieder zu festigen, suchte er eine Gelegenheit, um einen Vertrauensbeweis der Krone zu erlangen. Diese Gelegenheit glaubte er gefunden zu haben, als in einer an sich unbedeutenden Meinungs verschiedenheit über eine Kompetenzfrage die Mehr heit des Staatsministerinms, darunter Freiherr von Podewils, gegen ihn entschieden hatte. Darum reichte er sein Entlassungsgesuch ein, in der Hoff nung, daß der Prinzregent dasselbe ablehnen werde. Darin hatte er sich getäuscht; der Regent, der — wie der „Ger mania" aus München telegraphiert wird — in letzter Zeit eingehend über die Stimmung des Landes unterrichtet worden war. nahm ohne weiteres das Entlassnngsgesnch an und ernannte sofort den Freiherrn v. Podewils zum Ministerpräsidenten. Als dessen Nachfolger wird der Iustizminister Miltner genannt, der angeblich durch den protestantischen Oberst landesgerichtspräsidenten v. Thelemann ersetzt werden soll, damit — so schreibt ein „unparteiisches" Blatt scheinbar- ganz ernsthaft — die „Parität" im Ministerium gewahrt werde. Eine nette „Parität", bei welcher die Hälfte der Minister, oder wenn man nur die Zivil Minister rechnet, drei Fünftel derselben protestantisch sind, während die Bevölkerung Bayerns noch nicht zu einem Drittel Prote stantisch ist! Und da soll „Zentrum Trumpf" sein! Reichstag. X. Berlin. 203. Sitzung am 20. F-cbruar, l Uhr. Am Freitag wurde die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern um einige Titel gefördert. Zunächst handelte es sich um die Bekämpfung des Ein dringens der Reblaus von Elsaß-Lothringen her nach den anderen Weinbangebieten. In diesen herrscht, wie die Debatte zeigte, die Ansicht vor. daß in Elsaß-Lothringen nicht genug geschieht, um die Reblaus auszurotten. Von den reichsländischen Abgeordneten wurde dies ebenso ener gisch bestritten wie von dem elsässischen Negiernngsvertreter Geheimrat Halley. Schließlich wurde aber gleichwohl eine Resolution Banmann lZentr.) -Blankenborn <nat.°lib.) im Sinne einer schäferen Bekämpfung des verderblichen In sektes angenommen. Eine weitere Debatte knüpfte sich an die Anregung des Abg. Herold lZentr.), eine ans Ver tretern aller Interessentenkreise, der Landwirtschaft, des Handels, der Müllerei usw. zusammengesetzte Kommission einznsetzen znm Zwecke der Gewinnung einer objektiven Uebersicht über die Preisschwankungen von Getreide. Der Staatssekretär Graf Posadowsky verhielt sich ziemlich ablehnend und ebenso natürlich die Abgeordneten der Linken, während von rechts und den Nationalliberalen dem Abg. Herold bcigepflichtet wurde. Eine weitere Folge hatte die Debatte nicht. Den Schluß bildete eine Er- örternng mecklenburgischer Schnlverhältnisse. Am Sonn abend wird die Beratung fortgesetzt. Der Verlauf der Sitzung war folgender: Ein ge gangen ist die Novelle znm Krankcnvcr- siche r n n g s - 01 esetz. Die Beratung des Etats des Reichsaints des Innern wird fortgesetzt bei dem Titel kosten der Maßregeln gegen die Neblanskrankhcit in Verbindung mit der Resolution Bau mann lZentr.), Blankenborn lnal.-lib.j, welche besondere Maßnahmen gegen die von Elsaß-Lothringen her drohende Reblans- gesahr fordert. Abg. Reiß (Els.-Lothr.) versichert, daß in den Reichslanden alles Erdenkliche geschehe, um die dortige Reblanssenche cinzu- dämmen. Nach Möglichkeit werde auch das bewährte Ausrottungs- Verfahren angcwcndet. Anßerv'-dcntlnlie Maßnahmen gegen die Reblaus in Lothringen zu treffen, wurde Sache des Reiches sein, Lothringen sei da,;n nicht imstande wegen seiner finanziellen Vage. Ucberdies sei 1x71 auch die Reblaus schon mit annektiert worden, und obwohl das Reich die Verwaltung hatte, sei vor Mk.3 zur Be- Im Gsldfieber. Ein Nomcin aus dem Kapland. Von Erich Friesen. <12 Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Gleich darauf Hallen kräftige Männerschritte durch den Korridor. Lord Roberts tritt ein. Sein scharfes Auge überfliegt den ganzen Raum. Bei Irenes Anblick ziehen sich seine Brauen unwillig zu smiinien. Doch er verliert seine Selbstbeherrschung nicht. Nach einer kurzen Verbeugung vor dem Mädchen schreitet er mit ausgestreckter Hand auf Paul van Gülpen zu. Paul scheint die Hand nicht zu scheu. „Ich habe mit Ihnen zu reden, mein Herr," sagt er kalt. Lord Roberts lächelt ein wenig. „Bitte!" XIV. Eine Viertelstunde später .... Bleich, die Lippen fest aufeinander gepreßt, schreitet Irene die Treppe hinab. Sie hat Nero vollständig ver gessen. Vergebens sucht der Hund sich durch allerhand Kniffe bemerkbar zu machen. Sie sieht und hört nichts. Schweigend steigt sie in den Wagen, den Lord Roberts nuten für sie bereit hält. Schweigend läßt sie seine tiefe Verbeugung über sich ergehen. Schweigend steigt sie am Portal der „Villa Eden" aus — alles wie im Traume. Ihr ist. als seien ihre Glieder gelähmt, als könne sie nicht mehr denken, nicht mehr fühlen. Wie eine Nachtwandelnde schwankt sie in ihr Zimmer. Fanny, durch das Aussehen der geliebten Herrin aufs tiefste beunruhigt, eilt ihr nach. Sie findet Irene, noch in Hut und Jacket. starr, unbeweglich, gleich einer Niobe ans dem Sofa sitzen, die Augen mit einem stieren Ausdruck ins Leere gerichtet. Laut aufschluchzcnd sinkt das treue Mädchen ihrer Herrin zu Füßen. „Fräulein Morrison! Liebes teures Fräulein! Was ist Ihnen? Sehen Sie doch nicht so schrecklich aus! Kann ich etwas für sie tun? So sprechen Sie doch!" So bittet und fleht das gute Mädchen, die kalten Hände ihrer Herrin reibend und ihre Schläfen mit Kölni schem Wasser bespritzend .... Und nach und nach weicht die Erstarrung von Irenes Gliedern. Sie reibt sich die Stirn, als wolle sie einen bösen Traum verscheuchen. Und Plötzlich bricht sie in Tränen ans — in heiße, bittere Thränen, so heiß und bitter, wie sie sie noch nie geweint — selbst nicht beim Tode des geliebten Vaters. „Gott sei Dank!" schluchzt Fanny, die Hände der teuren Hern;: mit Küssen bedeckend. „Und mm fassen Sie sich, liebes, gutes Fräulein Morrison! Und wenn ich irgend etwas für Sie tun kann —" Irene schüttelt den Kopf. Eine bittende Handbewegung — und Fanny verläßt das Zimmer. Mit der Erstarrung ist auch Irenes Mutlosigkeit von ihr gewichen. Sie weiß: jetzt gilt es „handeln". Rasch nimmt sie ein paar Bissen zu sich, trotz ihrer gänzlichen Appetitlosigkeit, um sich für ihre schwere Auf- gäbe zu stärken. Daun fährt sie zu dem berühmtesten Rechtsanwalt, den Kapstadt anfznweiseu hat. Mit großem Interesse hört I)r. Harley ihrer kurzen und bündigen Erzählung zu. Sein scharfes Auge durch schaut sofort den Gemütszustand seiner jungen Klientin. Er läßt sich nicht täuschen durch ihrcu starren Blick, durch ihre anscheinende Gefühllosigkeit. Er weiß nur zu gut: solch unnatürliche Starrheit löst sich nach und nach in um so tieferen Schmerz, in um so herbere Verzweiflung .... Irene hat ihre Geschichte beendet. Ohne eine Muskel ihres Gesichtes zu verziehen, sitzt sie da und wartet auf eine Entgegnung. „Sie meinen," bemerkt der kleine Rechtsanwalt, sie durch seine Brillengläser forschend anblickend, „daß Herr van Gülpen bereits verhaftet ist?" „Ich glaube wohl. Lord Roberts gab ihm eine halbe Stunde Bedenkzeit, um seine Schuld einzngestehen — wie er es nannte. Herr van Gülpen wies diese Bedenkzeit mit Entrüstung zurück. Er habe nichts zu bedenken und nichts einzugestehen. Er verlangte, vor den Richter geführt zu werden. Dort müsse seine Unschuld an den Tag kommen." Ilr. Harley nickt lebhaft. „Ein äußerst merkwürdiger Fall!" murmelt er, indem er sich rasch ein Paar Notizen macht. „Aber ich hoffe, Herrn van Gülpens Unschuld beweisen zu können. Lassen Sie mich, bitte, jetzt allein, Fräulein Morrison! Sollte irgend etwas besonderes passieren oder ihre Gegenwart wünschenswert erscheinen, so lasse ich es Sie sofort wissen. Der Fall ist so außergewöhnlich, daß ich ihn mit Sir Arthur Donald, nnserm berühmtesten Rechtsanwalt in Strafsachen, besprechen möchte, Sir Donald rühmt sich, daß noch niemals einer seiner Klienten Todesstrafe und mir zwei oder drei Zuchthausstrafe erhalten haben. Er ist der klügste Kopf in ganz Kapstadt. Zuerst aber muß ich Herrn van Gülpen selbst anfsuchen. Ich habe die feste Ucberzengnng, daß ein Komplott besteht, um die Ehre eines braven Mannes zu vernichten." „Es scheint fast so. Aber zu welchem Zweck? Zu welchem Zweck? Das ist mir ein Rätsel!" Die scharfen Angen des kleinen Rechtsanwalts über- fliegen die anmutige Gestalt seiner jungen Klientin. Ihm erscheint es durchaus kein Rätsel. Er ahnt den Zweck. Als Irene Dr. Harlcy'S Bureau verlassen hat. ruft dieser unverzüglich seinen Privatsekretär und erteilt ihm Ordre, die ungefähre Höhe von Fräulein Morrisons Ver mögen auszuknndschaften, außerdem Lord Roberts peku niäre Verhältnisse, sowie seinen Ruf, seine Art der Geschäfts führung rc. (Fortsetzung folgt.)
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