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Dresdner Nachrichten : 12.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188306121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18830612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18830612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-12
- Monat1883-06
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- Dresdner Nachrichten : 12.06.1883
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kelerri-ijeiiöraiilpaqt Berlin.Dresden. »l-I«» Statt k'Ichctn.-,« »Iich lrlltz 7 U»r t. d. »»»cd.: M-rtcnffc. >». »doim«mci>i.»r«t» vt«Hc»ancll» , Mart L0 «sg,„ durch di« Po» S Mark 78 Pfg- Numm. 10 Vtoc. Yür dl« Rtickgabe etiiaelaiidier Ma- >,«Icrt»tc mach! sich bi ' " ' «rbii «mronccn für un» uriimrn IN! DirAi'ninrrii'Nurkaur VÜ>««I«N. »«t« » v«k>>«»! — »ludall Violt«; — »aud« ch «.mp., — - «. «iiiUcr », »örlig: — M«d. Httetz in «aadcdurg: — S. v«r«k » «». in Hall«: — »clner in tzauiburg. , c Rcdacttoo Nicht dcrdindttch renfprellj. Stele« «r.ll (Allst.) u.b«S (Neust.) Jnskrate wrrdrn MarUaIir.be l» »t» Nachm. 2 Mn ume^ Loeiiiag« bi» Mitl»t»i N Udr. An i>i«unadt nur an Wochenlagrn: »r. »loftc, galt« 'Nr. d di« Nachm. <Uar. — L,t einlraltigr Peuuerlc loliek >8 Ps Lingkiand, diestrileeoPf. Line «araniie für da» nächU» tägige itricheinrn drr Inlett« wird »ich, g«,«den. iliitmdrliac ilnnoncen» LuftrLie inikrirc» wir nur gegen vrtuu» mernnd», Andlu», durch vr,cj» marlei, ot>«, tiaiieintadiung. Acht Silben tollen 18 Psg. Inserat« für die Montags»Nummer oder nach 8 l'rvk. I>r. «lnexvr'8 E ^«ormsl- l>. 8sni18t8-/lnrügv N 8 au« por»!-««-» nach blau«« ckiirol, moiucm 8! ^ luosigvu 8olmoiclvr. V»,"/.ü«Iic'hv8 I'uvLou Miuntirt. ^ N v5e. Isedmariv. ^!!M8-8tl'i« i>'r. 21. n K (Fv8e1lLt't8- N V ^ irlIl8e1lLlt8-Li1ekvr, V mu's,n6k I''u>,r-ikill. I^s,'or vctn IIt»l»pt-u.6»«tz»«1»Uedero, !II ^ >1. ttUi'Ni'r1Ul'1-*l»«NHtftkl,«:Il»lN. 2x.rtl»sifortj»,'iun5s,Q II! !j> ^ ,ju<1or .VN kEllnoU m'ä »-»Kot. t'rmmx. IZv»»tor» ALü- « U toriril, ^«ilo und vvrlür.r»1l(:ko ^rdsil. I!! ^ <L. U. Knlitvlft Fe lOlWctsn-^., ÜLunbtztr. 24. « L kvise-krtikel, H ul ttauäreiliellotker. Kelf-i'itlSCken, Ui'lkoAi'eeltibtUre», Itel»e-V?»«edroll«o, » Hz Olsn»«»1»''tll«'n, li-llrivteulLdllu o, I1LdlIl<'r1«k»<'kon, m ole. ^UdfiUiflickn Mlivtrino NroidUdtoll « Hz BkvlävQ xrulllt llt-xoxsdvQ und NLcll LULViulL krarieo vonLvdt. A Dresrlnn, 1 H lVtlsckrutsarvtl. 21d. u. 8»i»Iiian3tr. 6 am l'v^lplatr. kLdrtli-LtMjssomeilt eillkavksr aack vl»ß«mtvr Liocker-liLräsrodo n», LlexrulSvr kdilixsokui HVi»», l>»»Ltl847 v ,u 4 Knrlc m, S un i l'NI< >»>tr« tiir Ku ban di3 16 3ul,ro. r Htz »i»vulii>N8«ti »»«»v 7 (l'nirrte, Htz »»,«« IiltlvlNv» 1ft> 3I»t«1tft,«:» ,, 2 „ „ c Itlvl«l«r, S-tti« l«»t»i ,„»l tür Llücledan diu 16 ckabra. ' Nr. 163. 28. Isstirgililg. Auslage: 88,000 Erpl. ! AuSj>chtcnsürden12.Juni: SchwacheruiibcstrmmrerWind.verändcr-! lOO-r ! licke Bewölk., keine oder geringeNiedcrschl., Temperat. wenig veränd. j DkeSötN. I08-1» ^-»vllslll^p XeM,» Stranlwotllicher «edaclcur für Politische« vr. Smtl viere y tn Dresden Am Sonnabend feuerte die Rieiciikanone, genannt „Deutscher Reichstag", ihren hundertsten Schuh ab. Am Montag folgte in Gestalt der neuesten Sitzung der liundertcinte Schuh. Es ist gerade kein Mktoriaschießcn, wie nach einem Siege, einer Prinzengebrnt oder Käiserkröimug. Die Treffer wurden überholt von den Fehl schüssen. Aber eine „faule Grete" war das ziemlich schwcrsällige ReichStagögcschüh denn nun doch auch nicht. Hundert oft lange, anstrengende und aufreibende Sitzungen im Plenum (die viel zahl reicheren AbtheilungS- und Ausschuhsitzungcn gar nicht gerechnet), das ist wahrlich eine respektable Arbeitsleistung des „langen Parla mentes". S o bat sich noch kein Parlament in die Länge gezogen. Selbst jener 1879er Reichstag, der den neuen Schutzzolltaris ein gehendst berietst, brachte rS nur zu 80 Plenarsitzungen. Der jetzige Reichstag wurde am 15. Juni v. I. bis zum 30. November vertagt und ist seitdem, außer in den Ferien wegen der drei hohen Feste, ununterbrochen beisammen gewesen. Auch jetzt schlicht er noch nicht die müde» Augen. Wenn er am Mittwoch oder Donnerstag aus- einandcrgeht, schütteln sich die Abgeordneten die Hände mit den Worten: „Aus Wiedersehen im Herbste!" Aber jetzt gicbt es kein .Haltens mehr. Selbst die eisernste Parteidisciplin und der wärmste Appell air das Pflichtgefühl vermochte die Dolköboten nicht an ihre carulischen Stühle zu schmieden. Alles, was nicht dringlichster Natur ist, was nicht mit dem Budget unmittelbar znsammenhängt, wird aus die lange Bank geschoben. Das Budget selbst aber wird nicht mehr dnrchbcrathen. sondern durcstgepcitscht. Der Präsident liest die Namen, die Titel und Zistern der einzelnen Budget- Positionen vor. Niemand beantragt Abstimmung, sie gelten dann als genehmigt — TaS ist die ganze Berathuna. Millionen sind da im .Handumdrehen bewilligt. Ob dieses Verfahren im Interesse der Reicbsrcgierung selbst liegt, darüber tauchen lebdaste Zweifel aus. Wenn ein Reichstag wenige Wochen nach der Verabschiedung des nächsten Haushaltes bereits wieder den übernächsten beratsten muh, so stellt sich naturgemäß folgendes Dcrstältniß rin. Der BundeSrath wird in den meisten Fällen auf das Wiedereinbringen einer Forderung verzichten, die der Reichstag vor Kurzem abgelehnt hat, da nicht anzunclniien ist, dah der Reichstag binnen 14 Tagen seine Meinung geändert hat. Gegen besseres Wissen von ihrer Nothmendigkcit bat aber, wie man doch anncstmen muß. der Bunvcs- ratb schon das erste Mal nicht die Forderung eingebracht-, erneuert er sic aber erst nach einem Jahre, so kann er sich weit eher aus Tstatsachcn dcrusen, die inzwischen zu Gunsten seiner Anschauung hervorgctrctcn sind. Doch das wäre zunächst die Sorge des Bundcs- ratbcs. Für den Reichstag aber erwächst» wenn sich die Elalsbe- rathungen so wie jetzt aus die Hacken treten, auch ein häßlicher Uebelsland. Ein Beispiel wird dies klar machen. Beim letzten Post-Etat wurde der Antrag Lingcns auf eine bessere Sonntags ruhe der Postbeamten leider mit Stimmengleichheit abgelehnt. Unermüdlich hat Abg. Lingens seinen Antrag erneuert. Sein dies maliges Schicksal ist ungewiß. Zunächst widerietzt sich ihm mit Hand und Fuß der Generalpoktmcister. Neue Gründe siir die Nothmendigkcit besserer Sonntagsruhe lassen sich in so kurzem Zeit raum nicht auflrciben. Nach einem Fahre aber wäre dies wesentlich anders gewesen. LingcnS hätte bis dahin noch mehr Material her- bciscbnffcn, sich aus vielmehr Thatsachcn stützen können. Auch lügen bis dahin die gutachtlichen Aeußerungen der Oberpostdircctionen über die Streitfrage vor. So ist der Uebergang der Budgetbc- rathung aus dem Bummelzüge des April in den Eourierzug des Mai nach allen Seiten hin ein Mißstand. Viel richtiger ist es da, gleich zweijährige Etatöpcrioden im Reiche cinzurichten. DaS, was man gern verhütet hätte, ist nun doch cingetrctcn: die Kommission für das Unfall-Vcrsichcrnngsgesetz hat sich außer Stande erklärt, aus Grund der BundeSralhs-Vorlagc ein Gesetz auszuarbeiten. Diese Grundlage ist schlechterdings unbrauchbar. Für keinen einzigen der großen durchgreifenden Gesichtspunkte ließ sich eine Mehrheit erzielen. Alle prinzipiellen Bestimmungen wurden abgelehnt. Die Kommission beschloß also, die Bcrathuug abzubrechen. Man entsinne sich, daß der bisherige Referent, Pros, o. Hcrtling, eine Resolution beantragt hatte, wornach der Reichstag ocn Gesetz-Entwurf dem BundeSrathe zurückgebcn und ihn aus- sordern sollte, eine neue Vorlage nach gewissen, näher bczeichneten Gesichtspunkten auszuarbeiten. Da aber daS Eentrum wußte, daß bicser Vorgang den Fürsten Bismarck verschnupsen würde, so bewog der Vorsitzende, Freiherr v. Frankensicin, seinen Parteigenossen, sein Reserat niederzuicgen, v. Hertling reiste von Berlin ab und der KommlfsionSwagen quälte sich noch eine Zeit lang in dem märkischen Sande der Unfallgesetz-Paragraphen ab, ohne vom Flecke zu kommen. Jetzt sicht alle Welt ein. daß daS so nicht weiter» gehen kann und das Ende vom Liede ist, daß cs jetzt unwahrschein lich ist, ob dem BundeSrathe eine feste Unterlage für die Aus arbeitung eine» besseren Gesetz-EntwurseS geboten wird. In Oesterreich ruft di« Frage der Decentralisation der Eisen bahnen fetzt lebhafte Erörterungen hervor. Polen und Tschechen verlangen, da» der Sitz der Galizien und Böhmen durchschneidcnden StaatSbahnen von Wien weg und nach Lemberg und Prag verlegt werde. Darüber ist nun Wien ganz außer sich. Mit der lieber- sirdelung von so und soviel Dutzenden von Eisenbahnbeaintcn ver liert Wien nicht bloS die betreffend« Zahl steuerkrästiger Bewohner, di« Hunderten von Handwerkern Verdienst gewährten, sondern auch der poltttsche Schwerpunkt verschiebt sich auS der Reichs- nach den Provlnztalhauptflädten. S« ist die» «ine wirkliche Brodfrage für Wien. Man kann cü ihren Bürgern nicht verdenken, wenn sie den Schlag variren wollen. Der Bürgermeister begab sich zum Ministerpräsidenten Graten Taasse. Dicker erklärte ihm, daß viel Uchcrtrcibung mit unterlaufe. Die Privat - Eisenbahnen behalten nach wie vor ihren Sitz in Wien. Die Ecntralstelte über sümmt- lickc Eisenbahnen verbleibt schon aus strategischen Gründen gleich falls daselbst. Allerdings beabsichtige man nach Lemberg und Prag Filial-Tirettionen zu legen. Gegen ein solches Projekt läßt sich nichts Vorbringen. Wer gleich uns mit gegen daS Neichseisenbahn- Projekt mit seiner umiöthigcn und schädlichen übermäßigen Centra- lisation in Berlin gestritten, kann darin kein Unglück sehen, wenn die großen Hauptstädte der österreichischen Kroniündcr die Sitze ihrer Eisenbahn-Direktionen werden. Es ist durchaus nicht nöthig, daß in Berlin oder Wien alle politische und wirtbichastliche Macht sich anhüust, cic beiden Ecntralsiellcn sich auf Kosten der anderen Großstädte mästen. Darin haben allerdings die guten Wiener völlig Recht, wenn sic sich beschweren, wie im Gegensatz zur deutschen Negierung, die Alles thut, um nach Berlin alle Säfte und Kräfte der Nation zu leiten, die österreichische die Interessen Wiens ver nachlässigt. „Wien wird dekapitalisirt!" rief zornig im Wiener Gemeinderath Dr. v. Maulhncr auö. Aber ihr lieben Herren! Mas tlnit denn Ihr selbst, um den Verfall Wiens auszuhnltcn? Mit Klagen, daß Wien von Berlin und sogar von Pest übersiüg lt wird, ist's nicht geschehen! Rührt Euch selbst, rafft Euch aus Eurer Trägheit. Lotter,virthschaft und Schlanipamperci auf! Sind die Wiener Zustände seit dem Ringtheaterbrandc verbessert worden? Immer noch die gcmUtblichc Troddclwirthschast! Blickt Ihr neidisch aut Berlin, so überseht wenigstens nickt den Bienenfleiß, die Rührig keit und die Vigilanz der Berliner Stabtverwaltuiig. die täglich darauf sinnt, die Bedeutung Berlins zu erhöhen. Daran nehmt Euch ein Exenivel! Der gekrönte Zar bat nach den ermüdenden Moskauer Fest wochen die Rück eise angctreten und sich dabei der ersten Hauptstadt seines Reichs, Petersburg, gezeigt. Das Unterbleiben dieser Resse wäre eine unverdiente Bestrafung Petersburgs gewesen. Im Uebrigcn sei es gern anerkannt, wie seit der Krönung daftir gesorgt ist, daß ein frischerer Zug in das russische Staftäweien kommt. Die Äobl- tbat der gänzlichen rciv. theiiwcisen Aushebung der Kopfsteuer der Bauern findet ihre Fortsetzung in der größeren Freizügigkeit, die künftig einlrcten soll. Die russische Landgemeinde haftete nämlich bisher solidarisch und im Ganzen für die Ausbringung der Kops- stcuer ihrer Mitglieder: sic batte also ein versönlichcs Interesse, zu verhindern, baß dieselben wcgzogen, ohne die opsstener entrichtet zu haben. Beseitigt man also die Steuer für die ärmsten Ge meinde-Mitglieder. so wird man sie künftig ruhig weiter ziehen lassen, um sich anderswo besseren Verdienst zu suchen. Nimmt man ferner dazu, daß der Zar einen UkaS erlassen Kat. der größere Duldung den nicht der orthodoxen Kirche zugehörigen Sekten ver heißt, sowie daß die Draiigialirimg der Deutschen in den Osti'ee- Prvvinzen aulhören soll, w darf man honen, daß bessere Zeiten über Rußland Heraufziehen. Neueste Telkstramme der „Dresdner Nachr." vom il .Juni. Berlin. Abgcardnctcnha u s. Auf der Tagesordnung: erste Berat!,ung des Gesetzentwurfs betreffe»,' Abänderungen der kircbcnvolitiicheu Gesetze. Zum Wort geu ftdri sind 12 Redner gegen und 4 für die Vorlage. vi'.Reichenspcraer-Oipc: Die gegen wärtige Vorlage wccde von der katholischen Bevölkerung nur mit gemischten Gefühlen ausgenommen. Sic enthalte Milderungen, aber sie mache doch nur der äußersten kirchlichen Nsthlage ein Ende. Die katholische Bevölkerung frage mit Recht, ob sie—10Millionen an der Zahl — nickst aus mehr Anspruch bade, als auf Beteiligung der größten Notli, oh sie nicht aus völlige Beseitigung der ganzen falschen kirchcnpoiitischcm Gesetzgebung Anipruch habe? (Sehr richtig! im Eentrum.) Durch diele Gesetzgebung sei lO Fahre hindurch die katholische Bevölkerung gcmißhaudclt worden. Die dauernde Ausrechllialtung dieser Gesetzgebung sei uumögiich, so lange die lO Millionen Katholiken miste», was sic ;» tiiu» haben. Richter habe dem Centn»!, in letzter Zeit Servilismus gegen die Regierung vorgeivorfcn: nun wenn er glaube, daß der jetzige Zustand daS Centrum zum Servilismus veranlasse, so sollte er doch Alles ausbictcn, um diesem Zustande ein Ende zu machen. Wenn das Ccn- trum der Regierung unbedingt Hccreosolge leiste» wollte, so würde der Kulturkampf längst beendet sein. Er erwarte von dem Gcrcchtigkeits- und Staatsgcsübl der Mehrheit dcS Hauses, daß sic beitrage, dem jetzigen Zustande ein Ende z» »lacken. (Beifall im Centn»»). — Freiherr von Zedlitz - Neiilircb (sreikanservativ): Durch die Beschränkung des Einspruchsrechts werde allerdings der R hmcn der Maigcsctzc durchbrochen, allein daS Einspruchsrecht werde prinzipiell aufrecht erhalten. Artikel 4. welcher bestimmt, daß der Einwnich nnf Grund ungenügender Vorbildung erfolgt, sei für ihn die aouclitia mna g„a non für die Zustimmung zum ganzen Gesetz. Durch die Vorlage geschehe Alles, was gcichcben könne, uni den seelsorgerischen Bedürfnissen der katholischen Be völkerung zu entsprechen. Was die Staatsauroritnt anlangt, so werde dieselbe nicht mehr aus dem Wege der Prävention, sondern aus demderRcprcssio»ausrcck,terhaltcnwcideni»üsscn. I» dieser Beziehung bedürfe die Vorlage wohl einer Ergänzung. (Beilall.) 1)r. Windr- horst beantragt Verweisung der Vorlage an eine 21gliedrige Kom mission. Weder für sich noch für seine Freunde gebe er jetzt eine definitive Entscheidung ab. Der Inhalt der letzten Jacobinr'scden Note sei noch nickt bekannt; e» scheine daraus noch keine Antwort seitens der Regierung erfolgt zu sein. Jetzt sei uns diese Vorlage zuaegangen und damit der Weg der einseitigen Regelung etnge- schlagen. Dieses Dersakrrn müsse er mißbilligen; es war noch nicht die Zeit dazu. Sollen die Verhandlungen mit Rom abge brochen werden? Soll mit dieser Vorlage die Revision der Mai- geictze beendet sein? Er werde in dieser Beziehung sehr bestimmte Fragen in der Commission thun. Ohne Rom ser kein Abschluß möglich, denn die Vertreter der einzelnen Katholiken, und wenn diese Katholiken auch zu Millionen zählen, seien nicht im Stande, übe« Einrichtungen der katholischen Kirche zu entscheiden. Die Vorlage sei nicht daS Werk eines großen Staatsmannes, sondern das Produkt gehe imrätbl ich« Bastelei. So löst man keine großen historischen Fragen. Mit der Vorlage werde der Versuch gemacht, die Katholiken zulriedcu zu stellen: ob cS gelungen, sei eine andere Frage. Die Kirche müsse ihren Prtncipien treu bleiben; daraus beruhe ihr glorreicher Bestand. Die Katholiken Preußens bluten auS tausend Wunden, aber sie bitten den h. Vater tun dieser vorübergehenden Leiden Willen die Prinzipien der Kirche nicht aufzugebcn. Sie würben init Skor pionen gepeitscht und das hat sie nicht gehindert, zur Aufrechrhal- tung der Staatsgewalt den destruktiven Tendenzen entgegen zu treten. . Einer der Hauptträger des KutturkamoscS, Herr v. Bennig sen, hat sein Mandat nicdcrgelegt, weil seine Freunde nicht seine Bahn gehen wollten ; die Ennern haben über Bennigsen gesiegt! (Bewegung.) Durch die Vorlage werde an der Maigelehgebung nichts geändert; es bleibe bei der Airzeigepflictit mit ihren Folgen und mit dem jetzigen Apparat. Die Straisrciheit des Messelesens undSakrameniespendens werde nickt hergestcllt.dcnii.wcnn derKardinal Jacobini in der Hcdwigskirche zu Berlin eine Messe lesen wollte, so würde er Gefahr lausen, sofort arretirt zu werden. Die Vorlage bedürfe der Amenbirung, insbesondere in Bezug aus die Vorbil dung der Geistlichen. (Beifall im Eentrum). — GrasLimburg-Stirum: Tie konservative Partei siebe der Vorlage mit großer Bclriedigung gegenüber. Die Vorlage rcvidire zwar die Maigesetze nickt ganz, aber doch einen wichtigen Theil derselben, und zwar das Gebiet der Anzcige- pslicht. Zu einein Entgegenkommen habe vornehmlich das Verhalten des Centrums in den lebten Jahren Anlaß gegeben, indem cs nicht mehr, wie in den ersten Jahren des Kulturkampfes, immer Alles nur kirckienpolititchen Erwägungen unterstellte. — Richter-Hagen: Die Vorlage lasse jede Einheitlichkeit vermissen. Cr werbe gegen Artikel 3 und 4 stimmen. Rom werde immer mebr und nickr gebeten und schließlich Alles umsonst gegeben. Diese Politik biskrcditirc sich selbst. Für die Parteien liege keine Ursache vor, aus politische Verhandlungen solcher Art Rücksicht zu nehmen. Was soll dieser Artikel 4 ? Es scheint, als ob damit etwas in die Suppe gebrockt werden sollte, um dieselbe ungenießbar zu macken. Die Vorlage sei des Reichskanzlers ureigenstes Werk, nicht das von Gedeimrätben. Der Kanzler behalte fick in der Vorlage weitere Tauschobjekte vor. Tie Parteien aber hätten dem entgegen die Pflicht, entschieden Stellung zu nehmen und genau zu sagen, was sic wollten. Kultusminister von Goßler: Die Vorlage sei ausschließlich aus der hochherzigen Initiative der Regierung bervorgegcmgcn. Wenn auf Oesterreich hingewiescn werde, so würde er damit einverstanden sein, daß man den dortigen Stand mit de» Machtmitteln, die er dem Staate gewährt, aus Preußen übertrage. Der Priestermangel sei kein Produkt der preußischen Verhältnisse; man begegne ihm in Süddcutschland und Oesterreich. Die Verbitterung sei im vorigen Jahre geregelt wor den. Dr. Wiudthorst habe ein in den letzten Tagen viel loursirtes Wort ausgenommen, wonach die Vorlage ein Produkt gelieimrcith- licber Tüftelei sei. Allgemeine Grundsätze könne man nicht ohne Weiteres zu Gesetzen machen, man müsse sie da in Paragraphen bringen. Eins aber acceptice er aus der Rede Windthorst s, daß die Vorlage ein Versuch sei, zum Frieden zu gelangen. Die Wei- terbercfthung wird aus morgen vertagt. Reichstag. Präsident Levetzow theiite mit, daß Bennigsen das Mandat niederlegte. Die zweite Berathung de« Reichshaus- haltsetntS für 1834/85 wird zu Ente geführt. Ber dein ReichSschatz- amt bringt Kardorfs die Währungsfrage »ur Sprache. Dieselbe werde aber lewer in ihrer großen wirthickiastlichen Bedeutung noch immer unterschätzt. Werde die Goldwährung nicht aufgegeben, so werden die landwirthschaftlichen Zollerhöhungen unvcrmeldlich, denn die Goldwäbung dränge jedes Land zu dem protektionistischen System. Man bade in Deutschland die englische Goldwährung nachaeabmt, aber England könne sich bei seinem reichen Kolonialbesitz schon ein schlechtes Währungssysiem gestatten. Gebeimrath Scbraut: Es liegt sür Deutschland kein Grund vor» den st-ftuL guo aufzugeben und die Initiative cur inteniationalen Regelung der Währungsfrage zu ergreifen. Goldnoth besteht nicht. Deulschiaud sei nach seinen finanziellen und Kreditverhältnifsen am Ersten in der Lage, ruhig abzuwarten Bambergcr ist von den Erktärungen des Bundes- kommissars befriedigt und hält eine lange Rede zu Gunsten drr Goldwährung; Silber erschwere den Verkehr. Die Einstellung der Silberoerkäufe sei cm großer Fehler gewesen. Am Schluß der Sitzung zog Staatssekretär Burcbardt die Novelle zum Beamter,- gesetz im Namen des Kaisers zurück. Ter Bundcsrath habe die Zurückziehung beschlossen, veil das Zustandekommen des Militär- pensionSgeseves in dicker Session nicht zu erwarten und weil eine verschiedenartige Behandlung der Civil- und Mitttärbcomten nicht wüisscheiiswerth sei. Ans der morgigen Tagesordnung siebt der Handelsvertrag mit Tunis und die dritte Berathung des Etats. Werden diese Gegenstände erledigt, so wird geschlossen. Berlin. Großes Aussehen erregt, daß der Abg. v. Bennigsen sowohl lein Reichs- als Landlagsmandat niedcrgclegt hat. Berlin. Bcnnigsen's plötzlicher Rücktritt aus den beiden Parlamenten kam selbst seinen Frunden überraschend. Den Anstoß zu dem Rücktritte gab die kirchenpolitischc Vorlage, die Bennigsen sür amendirbar hielt, während die große Mehrzahl seiner Freunde sich sür die vme Ablehnung entschied. Die Ursachen, welche den Rücktritt veranlagte», sind: Differenzen mit seinen Parteigenossen, die ilnn die Uescrzcuguiig beibrachten, daß er die Führung der Partei nickt mehr in der Hand habe, vielleicht auch das Resultat der letzten Unterredung mit Bismarck. Wie verlautet, beabsichtigen die Nationaliibcralcn den Oberbürgermeister Miauet ftir die er ledigten Mandate in Aussicht zu nehmen und diesen, die Führung zu übertragen Das Zustandekommen der preußischen Verwaltungs- gei'etze ist gesickert, da Bismarck seine Zustimmung zu den letzten Beschlüssen des Abgeordnetenhauses erklärte und das Herrenhaus wahrscheinlich nachgeben wird. Damit ,st Minister Pnttkamer'S Stellung wesentlich befestigt. — Der Kaiser geht Donnerstag zu einem dreiwöchentlichen Kurgebrauch nach Ems. Paris. Am Sonntage stieß auf der hiesigen Ringbahn in dem Tunnel bei den Buttes de Chaumont ein Pcrsoucnzug mit einem Güter;,,gc zusammen, 5 Passagiere wurden schwer verletzt. Die Berliner Börse erössnctc auf Grund besserer aus- wä-rtiger Notin»,gen und des günstigen WochenauSwcises der Rcichs- bank gut und vielfach mit etwas höheren Koursen. Daneben herrschte aber intensive GeschäftSstillc, weiche Druck auSülfte. Die Kourse der spekulativen Bankwerthe behaupteten sich im Allgemeinen, ein ani- mirter Verkehr fand auch hier nicht statt. Kassabciiiken still. Von deutschen Bahnen batten Anfangs Oberscklcsischc einigen Verkehr. Marienburger und Ostpreußen bester, Kassababncn schwach behaup tet. Die spekulativen Ocstcrrcichischen Bahnen waren in Folge der SaateustandSberichtc schwächer. Die neue Elbetbalbahn erhöhte sich um einige Mart. Lesterrcichische Kossabahnen er,leiten m. rfach kleine Avancen. Oesterrcichische Prioritäten gut gefragt. Bergwerke still, ziemlich fest. Industrien vorwiegend schwächer. Deutsche Fonds still, von fremden Renten Russen schwächer. araneiur« a. II. Im», «drnd». tzrcdll Liacrdal», 278-/,. Lom- karden >2-. 80cr Looie —. L«,t. Sildcrrcnic —. N>>p>«rrcnie —. Salizlcr 287-/,. Oolterr. Goldrcn,« . <»/, Un«. Goldr«»,« . <7cr Nuffm —. "Skr Rnlkru —. 2.Or,«n,an,ethe —. N«u«Iic Hy«««, »oldanlribc —. 8. Orlk„ia»l«,8« —. Un,«r. Pavicrrrnt« —. DI»conlo —. Ln»«l«r —. Sotl8ard8«b„ ,2». Ruhig «n«n. II. Juni, ildriidi. ar«8,I 284,80. E!aa,»d. —. Lombard«,, —. Rordwecidab» —. Marino,cn —. Ung. llredi, —. 4"'o Ungar. Goid 8S.Sk». »>»«,» »I. Juni. «Schlub.» R«„l« 78,27. tünlril,« IS8.2b. Jlattencr V4.IL. Staairbab» NS7.LN. Lombarde» 810^8. d». Prtoriibte» 2VS. Lgualer 888. v«k«rr. »«ldreni« v3>/,. Fest.
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