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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192201234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-01
- Tag1922-01-23
- Monat1922-01
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1922
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Riesaer H Tageblatt « « d Anrei a?r (Eldtblatt «nd Ämeiaer). und Anzeiger tLlbeblalt MI-Anzeiger). D>cl» »d>N NX»«« «e »««Ich!» Srl»n»tm»«»>v» der Lmt-han-tmaunschast Großenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschaft beim Amtsgerichte und des Rates der Stadt Riesa, des Finanzamt« Mieia und de« Hauvtzollamtü Meißen, sowie des SemeinderateS Aröba. 1V. Montag, 23. Januar 1V22, adends. 7S. Jahrg. Da» Riesa« Tageblatt erscheint jede» -«« abend» '/,s Uhr mit Ausnahme der Äonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, monatlich 8.— Mark ohne Zustellgebühr. Mnzelnummer t« Vi- A«»t»ea Wr di« Nummer de« Ausgabetage« sind bi« V Uhr vormittag« aufzugeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr flir da« Erscheinen au bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Prei« für die 43 mm breit«, 8 nun hohe Grundschrlst-Zeil« <7 Silben) 2.— Mark. OrtSpreit l.75 Mark; zeitraubender und tabellarischer Sag 50°/, Aufschlag. Nach weisung«' und DermtttelungSgebUhr 7L Pf. Fest« Tarif«.. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der betrag verfällt, durch Klage eingezogen werden muh ooei der Auftraggeber >n Konkurs gerät. Zahlung«- und Srsiillung«ort: Riesa. Achttägig» Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". - Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Ltrseranten oder der vefvrd«rung«einr»chtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung -der Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung 'des Bezugspreise«. Rotation«druck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Geethestraste 59. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Die große Rede Lloyd Georges. An» London wird gemeldet: Don einer 6000- köpfigen Zuhörerschaft stürmisch begrüßt, hielt Lloyd George am Sonnabend auf der nationalen liberalen Konferenz in der Central Hall in West minster seine mit Svannung erwartete große Rede. Lloyd George drückte zuerst seine Befriedigung über die Schaf fung einer irischen Republik mit Zustimmung des Volkes au». Um das Vertrauen wiederherzustellen, müsse man emen wirklichen Frieden in der ganzen Welt schaffen. TieS sei die Aufgabe, der sich alle Regierungen gegenübergestellt sähen. Lloyd George fuhr fort: Welches ist die Lage der Welt? Mr haben einen erschütternden und verwirrenden Krieg hinter uns. Ter Handel der ganzen Welt befindet sich in einer schlimmeren Laie als le- In unserem Lande sind zwei Millionen Erwerbslose, in den Vereinigten Staaten noch viel mehr Warum? In der Welt besteht größeres Bedürfnis nach unseren Waren als je zuvor, irdoch weniger Nachfrage. Nicht, daß tue Welt den Reichtum nicht erzeugen kann, der sle in den Stand setzen würde, diese Waren zu bezahlen, wenn Kredite er- hältlich wären, aber Kredit ist unmöglich ohne Vertrauen und Stabilität. Tas Problem, dem Groß' rijann en und die ganze Welt sich qegeniibergestellt sieht, kann in einem Sähe zusa nmengefatzt werd-n- Wiederherstellung des internationalen Vertrauens (Befall.) Vertrauen zu Großbritannien, Vertrauen zu anderen Ländern, ied"ch vor allem Vertrauen iedes Landes zu allen anderen Lä d rn Internationales Vertrauen ist die Grundlage des internationalen Handels. Wr sind ein Land, das vor allem vom internationalen Handel abhängt. Die elektrischen Ströme deö Handels müssen in der erschütterten Atmosphäre der Welt not wendigerweise unregelmäßig und schwach sein Ohne Vertrauen kann Kredit nicht ausgebaut werden, ohne Kredit kein Handel und ohne Handel kein Unterhalt für unser Volk. Unsere Lasten werden unerträglich werden, und Bankerott wird der Welt ins Angesicht starren, wenn keine Aktion er griffen wird und zwar eine internationale Aktion, nicht nur die Aktion eines Landes, sondern die aller Länder. (Beifall.) Me kann Vertrauen geschaffen werden? Ich werde manchmal von meinen Freunden gefragt, weshalb ich eine» so großen Te l meiner Pit internationalen Angelegenheiten widme und nicht nur Zeit für innere Fragen verwende- Ich werde jetzt sagen warum. Solange nicht der Frieden in der Welt wiederhergestellt wird, sind wir das größte Opfer und die am meisten Leidtragenden. (Beifall.) Um Ver trauen Wiederherzustel en, muß man einen wirklichen Frieden in der Welt wiederherstellen. Solange Fragen bestehen, die Unruhe erzeugen, wird der Handel nicht das notwendige Risiko übernehmen. Ter Friede muß auf einer festen Grundlage guten Einvernehmens unter allen Volkern gegründet sein. Dies ist die eAte Bedingung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in der Welt, und die? ist die Aufgabe, der sich die Regierung gegenübergestellt sieht. Nicht nur unsere Regierung, sondern alle Regierungen m der gesamten Welt. (Anhaltender Beifall.) Je weniger die Negierungen sich in den Handel einmischen, um so besser ist eS. Tie Industrieschub-Bill bezieht sich aus eme rein zeitweilige Lage von ganz abnormem Charakter Wir wollen «S auf unser Banner schreiben: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohl gefallen! (Beifall.) Wenn man ern allgemeines Einvernehmen unter den Nationen Herstellen will, so er fordert das größte Geduld, denn eS besteht viel Mißtrauen und Argwohn. Es gibt Leute, die denken, sie hätten eS durch einen Federstrichen» können, wenn sie vor zwei oder drei Jahren in Versailles gewesen wären. Die Levtr, die so denken, haben sicher nicht die ausländische Presse gelesen, weder damals noch heute, sonst würden sie von ihrem Wahn geheilt sein. Es kann jedoch ein Fortschritt nur allmählich surch Geduld rmd Tätigkeit gemacht werden, nicht durch Ueber- eilung, sondern indem die Ueberzeugung und das Urteil aller Volker beachtet werden. Tw Washingtoner Konferenz ist ein bedeutsamer Beweis gewesen, ein Beispiel, dem man folgen muß. Vier Fünftel der Schwierigkeiten sind au' Argwohn m der Welt zyrückzu- sührcn. Die meisten Streitigkeiten entstehen durch Arg wohn, der beseitigt wird durch einen vernünftigen Meinungsaustausch. DaS ist in Washington. erreicht worden, und viel mehr ist noch zu erwarten. Nicht- Hat so viel dazu beigetrazen, ein gute» Einvernehmen zwischen den Vereinigten Staaten Und Großbritannien herzustellen. Ter Frieden der Welt hängt in hohem Maße von dieser Grundlage ab. Bei den europäischen Ländern hat inan e» mit alteingewurzelten Verwicklungen zu tun. ES besteht alter Haß, alte Rivalität, alte Fehde, alter Argwohn und alte» Mißtranen. Lloyd George sagte in seiner Rede weiter: ES gibt nur einen Weg, um da- Ziel zu erreichen. Dieser Weg schreibt vor, daß man darauf besteht, die Nationen zu dem Prüfstein der Vernunft und nicht der Gewalt zu bringen. Das Ziel ist zu erreichen durch beharrliche Zu- sammenkünste, Erörterungen und Konferenzen. Wenn im Juli 1914 eme Konferenz stattgefunden hätte, dann würde es im August kerne Katastrophe gegeben haben. Ohne Mei nungsaustausch entstehen Mißverständnisie, und diese kön nen sch zu Verwickelungen autwachsen. Konferenzen beseitigen Mißverständnisse und Argwohn. Jede Konferenz ist erne Sprosse in der Leiter, die »um Frieden aus Erden führt. (Lebhafter Beifall.) ES gibt Leut«, die erklären; Genug mit den Konferenzen! wir wollen Depeschen und Briefe austauschen! Wie ist dixS an gängig? Jede Partei legt ihren eigenen Standpunkt dar, und anstatt daß die Parteien zusammengcbracht werden, versteifen sic sich nur zu oft auf ihre Ueberzeugungen. Mit einem Briefe ist die Sache nicht gemacht, mit emer Tevcsäie kann man nicht argumentieren und mit einer diplomati schen Mitteilung kann man nicht diskutieren. Man muß sich von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Ich habe den festen Glauben an die schließliche Vernunft der Men schen, ich bin Optimist. Am meisten treten für die Rück kehr zur alten Diplomatie diejenigen ein, die mster ihren Verwüstungen leiden. Wenn man seinerzeit eme Konferenz nach der neuen Methode gehabt hätte, dann würden setzt leine franzöf scheu Provinzen auf Wiederherstellung Ivar- ten Die Männer, die die Konferenzen hassen, kind die Männer der starren Ansichten, die Männer, die nicht gern der Wirklichkeit inS Auge sehen. In Genua soll letzt eine Konferenz swttnndeii, in vieler Hinsicht die größte internationale Konferenz, die i« abgehalten wurde. Die Nationen Eurovas ohne Unterschied sind zur Teilnahme eingeladen worden. (Bei'all.) Sie sind emgeladen worden, we l wir diesen dauernden Kr'egs- gerüchten. die für das interimtionale Wirtschaftsleben ge nau.so schlimm sind wie der Krieg selbst, em Ende machen IiL m. Manche rufen: Was? 45 Nationen und lOM S?1gverständ'ge? Welche Extravaganz! Tausend Sachver ständige, finanzielle, diplomatische, wirtschaftlich-! Aker, erklärte Lloyd G^orae ironisch: Sie sind immer noch bil- lirer als die militärischen Sachverständigen. (Anhaltender Beifall.) Mir haben soeben eine Auseinander setzung zwischen denselben Nationen zu Ende geführt, di« viereinhalb furchtbare Jahre dauerte. An dieser Kon ferenz nahmen 30 Millionen Menschen teil. An den Stel len, wo die Debatte stattgefunden hat, bliebe« 10 Mil lionen junger Männer tot liegen, 10 weitere Millionen wurden verstümmelt, die Ausgaben betrugen 50 Mil liarden Pfund Sterling. Die Völker, fuhr Lloyd George fort, sollten lieber eine andere Konferenz versuchen. (Leb hafter Beifall.) Schaut auf das arme Eurova, blutend, verwüstet, öde und in Not! Gebt uns eine neue Gelegen heit, um zusammen zu sprechen, an die Vernunft zu avvel- lieren und zu sehen, ob der alte Geist der Bruderschaft, der der ganzen menschlichen Rasse zugrundeliegt, nicht zu einem Hand in Hand und zu emem freundschaftlichen Zusammenwirken führen wird, statt zu Konflikte», die ver hängnisvoll wären und das Verderben aller herbetführc» würden! Er wolle Von dieser Stelle, soweit seine schwache Stimme reiche, an alle Männer, die sich in Machtstellungen be fänden, an alle Lenker der Menschheit die Aufforderung richten, im Geiste des Friedens nach Genua zu gehen, Kann werde der Friede folgen. (Beifall.) Ohne Frieden keine Sparsamkeit, daher sei absichtlich auf das Pro gramm der Konferenz an die erste Stelle die Frage der Schaffung deS Friedens in Europa gesetzt worden. Sonst sei eS zwecklos, Sachverständige zu er suchen, finanzielle und Handelskrcditpläne zu erörtern. Zu den Erklärungen Lord Greys und Lord Robert Cecils, daß die Konferenz von Genua dem Völkerbund hätte überlassen werden müssen, bemerkte Lloyd George, er glaube am den Völkerbund, wenn man dem Völker bund jedoch eine Aufgabe stelle, für die er aus besonderen Gründen nicht geeignet sei, so schade man damit nur dem Völkerblind. Zwei Nationen würden sicher nicht kommen, wenn dir Konferenz von Genua, auf der man alle Na tionen znsammenbrinaen wolle, unter den Auipizien de» Völkerbundes einberufen worden wäre, nämlich Amerika und Rußland, die mit dem Völkerbünde nichts zu tuü haben wollten. Die Washingtoner Konferenz, erklärte Lloyd George weiter, errichtete den Frieden im Westen und die Konferenz von Genua wird hoffentlich den Frieden im Osten bringen. Das ist unser Kriedenspro- gramm. ES wird keinen Frieden geben, wenn nicht ein Wirkliches Einvernehmen vorhanden ist und wenn nicht auf dieses Einvernehmen eine beträchtliche Verminderung der drückenden Rüstungen folgt, die immer noch auf der Welt lasten. Wenn in Genua em Einvernehmen erzielt wird, so werden sicher die Nationen selbst eine Vermin derung der Rüstungen verlangen. England hat das Beispiel gegeben. ES setzte sein Heer unter die Vor- kriegsstarke herab und verringert den BestMiS seiner Flotte und Luftmacht. Ueber die Frage der deutschen Reparationen sprechend, erklärte Lloyd George, er gebäre nicht zu denjeniyen, die der Ansicht seien, daß Deutschland die Zah. lung dieser Summe «lassen werden müsse. Deutschland habe den Schaden mutwillig ang-richtet. Frankreich quäle sich unter sehr schweren Lasten, um diese Schäden wieder- berzustellen, desgleichen Belgien, Italien und die anderen Länder. Deutschland solle bezahle» (ougkt to p»7) und Deutschland könne bezahlen. Deutschland leide wie jedes andere Land unter dem großen Zusammenbruch de» inter nationalen Handels. An »weiter Stelle nach Großbritannien hänge Deutschland mehr vom internationalen Handel ad, als jedes andere Land. Deutschland aber leide nur zeit- weil«». Mit dieser Frage könnten sich die Sachverständigen befamn. Tatsächlich seien die Sachverständigen auch, bevor die Konferenz von Cannes auseinander ging, zu einer Ver einbarung gelangt, die seiner Ansicht nach befriedigend sei, und die seines Erachtens sür Deutschland annehmbar wäre iOermsvx oogkt to b»vs »oosptsä). Lloyd George sagte weiter: Wir haben uns vorläufig darüber geeinigt, und ich hoffe, daß etwa« derartiges auch später geschehen wird, wenn keine Torheit dazwischen kommt. T» ist jedoch eine Frage, die «wogen und auf eine teste Grundlage gestellt werde» muß. damit England genau weiß, woran r« ist. Verzug ist gefährlich, und je.eher diese Frage geregelt würde, Um so Hess« wäre e» Lloyd George befaßt« sich hierauf mit der Frage der Herabsetzung der AnSnobe» im Inland, mit der Frage des Friedens zwischen den Klassen der Bevölkerung und trat nachdrücklich für die Aufrechterhaltung der natio nalen Einheit im Gegensatz zur Partelvolitik ein. Er er klärte, es würde verhängnisvoll sein, zu dem alten Partei- kampf zurückzukebren, bevor das Werk der nationalen Ein beit zu Ende geführt sei. Zum Schluß seiner Rede sagte Lloyd George, es sei die Aufgabe des britischen Reiches, zur Schaffung des Friedens ans dem Kontinent beizutragen FrauzSMche Urteile zur Rede Lloyd Georges. Zur Rede Lloyd Georges schreibt der „TcmpS", auf dem Gebiete der äußeren Politik babe Lloyd George nur auf Hoffnungen hingewiesen und diese in lebhaften Farben ge schildert, während ein düsteres Bild genügen würde, um die Wirklichkeit darzustellen. Wie Lloyd George basse man in Frankreich den Krieg; wie er glaube man, daß die Völker Europas nur gemeinsam gedeihen können, und gerade des wegen sei man immer für die finanzielle Solidarität der Alliierten eingrtreten. Um den Frieden Eurovas zu festigen, dürfe vor allen Dingen das Einverständnis zwischen den Alliierten nicht zerstört werden. Lloyd George habe ab« gestern Worte aekorocken. die sich gerade gegen die augen blickliche französische Regierung richteten. Das „Journal des T^baiS" schreibt, wenn Lloyd Georg« überlegt hatte, so batte er nicht den Plan von Genua da durch zu rechtfertigen gesucht, daß er saate. wenn im Juli 1914 eine Konferenz znsammengetreten wäre, hätte man im August nicht die Katastrophe gehabt. Die Kata strophe sei über Europa gekommen, weil Deutschland und Oesterreich entschlossen gewesen seien, zur Gewalt ihr« Zu flucht zu nehmen, um ohne Rückficht auf die anderen Staaten ihre Absichten zu verwirklichen. Weder in Berlin noch in Wien habe man von einer Konferenz etwa» wissen wollen. Wenn man den Frieden aufrecht erhalten «olle, muffe man, wenn rin Kriegsfall sich zeige, den Friedenswille« durch die «forderlichen Machtmittel unterstützen, um di« Angreifer anfzuhalten. Deutscher Reichstag. wtb. Berlin, 21. Januar. Der Entwurf über den Kassenbeftand der Reichsbems geht debattelos an den Haushaltsausschuß. Zum vierten Nachtraasetat, der 4'/, Milliarden for dert, davon '/, Milliarde für die Gehaltserhöhungen, gibt Ministerialdirektor v. Schliebe» namens der Regierung die Erklärung ab. daß die unveränderte Annahme de» Nachtrags «forderlich sei, um die sofortige Auszahlung der Erhöhungen vornehmen zu können. Jede Abänderung mache erst langwierige Verbandlungen mit den Ländern er forderlich. Nach Annahme des Nachtrags sei die Regierung ab« zu einer Aussprache über die weitergebenden Wünsche der Beamtenschaft bereit. Nach kurzer Debatte wurde der Nachtrag sodann auch in zweiter Lesung genehmigt unter Ablehnung der dazu ge stellten AbandrrnngSanträgi, ebenso in dritter Lesung. Präsident Löbe teilt mit, daß soeben die Nachricht vom Ableben de- Papstes eingegangen ist und gedenkt sein« Verdienste im Dienste der Menschenliebe und Linderung der seelischen Not. Er wollte einen Frieden im Sinne der Mäßigung. Als der Gewaltfrieden durchgesetzt war, bat er, ohne je nach konfeifionellen Gegensätzen zu fragen, fick im Sinne der Dölkerversöhnuna betätigt. Das deutsche Volk nimmt tiefen schmerzlichen Anteil an dem Tode dieses ver dienten Mannes. Da» Hau» hört den Nachruf stehend an. „ Der Entwurf über di« Erbebuna einer Abgabe zur Förderung deS Wohnungsbaues wird an den 18. Aus schuß überwiesen. Sodann begründet Abg. Graf Kanitz (Dnat.) dir guter- Vellatio«, welche Schritte die Regierung zur -ringend not wendigen Besserung der Wirtschaftslage Ostpreußens, vor allem auf dem Wege des Frachtenausgleichs, zu tun gedenke. Ostpreußen, vom Reiche getrennt, muffe auf be sonders festen Füßen stehen. Staatssekretär Stteler betont, daß das Reich kein Mittel unversucht lasten wolle, um den abgeschnürten Ost preußen das schwere Schicksal zu erleichtern, speziell sei dir Regelung deS Verkehrs durch den Korridor fortgesetzt Gegen stand ernster Sorge. Die Staffeltarife seien schon mit Rück sicht auf Ostpreußen eingeführt und es komme für die pol- nifche Strecke auch nur die deutsche Berechnung in Frage. Ostpreußen stehe somit wesentlich günstiger, als die übrige» Landesteile. Auch bei de» neuen Tarifen werd« noch ein« weitere Staffelung zu Gunsten Ostpreußens eintreten, be sondere AuSnaymetarife aber seien nicht mehr möglich. Für weitere Transporterleichterungen sei mit der preußischen Regierungins Benehmen getreten. Gegenüber Polen Haden wir alle» Mögliche versucht, um dem geschlossenen Abkomme« wegen de» Korridors Geltung zu verschaffen, aber «S ist «st jetzt möglich geworden, Polen zur Anerkennung des Abkommens zu bewegen. Die Eisenbahnverwaltung hat jedenfalls sich nach Kräften bemüht, Transporterleichterungen zu gewähren, sie hat oom 1. bis 1». Januar diese» Jahre» 88 000 Eisenbahnwagen mehr gestellt, als im Vorjahre. Im weiteren Verlauf der Aussprache teilt Staats- sekretär Kirstet« mit, der Masurische Kanal solle bester nutzbar gemacht werden, durch Anlage von 7 bi» 8 Kraft werken. Ostpreußen werde zwar ans die Fertigstellung de» ganzen Kanals warten müsten, erhalte dafür aber billige Kraft aus dem Kanal. Abg. Dr. Fleischer (Z.) führt au», Memel mäste selb ständig bleiben und dürfe nicht weiter unter französischer Verwaltung stehen. Verhandlungen mit Polen zur Siche rung de» freien Verkehrs durch den Korridor und zur Ersatz- letftung für wtderrechtliche Beschlagnahme von Gütern, Ausbau der Wasserstraßen und Oraaniiatla» -er Sfiedeltmg find «forderlich.
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