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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-27
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh S-/,Uhr. Netettio» »«h ErPtdUis» Joham>e<gasse 33. HPrrchtun-kn der Nedattin: Bormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« b—K Uhr. AH.VN «^»»in^M Macht DG »«»»«« der f»r die ,»ch»fsl^*d« tzn»«er deM««»»« Aase rate a» Wchche,tch,e» »i« » Uhr Rachmtn«,«» «» L«,»-»ad Krstlagr« srktz »i»Uhr. I» he« Filiale« str Ins.-A>o«h»e ktt« Ule««. UnivrrfilLirstrahe 21, Lots Lischt, Aathariarastrahr 18, p, »»r its '/,» Uhr. NMMIlUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschästsverkchr. 3«2. Sounaberr- oeu 27. December 1884. Auslage LS,7Sv Lbonnnnkn1»»rei» viettelj. 4'/, MN t»rl. Bringerlohn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer AI Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren i»r Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 39 Mk. mtt Dostbeförderung «8 Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichaiß. Ladellartscher u. Ziffernsay nach höher», Tarrs. iiertamen «tter dem RrdactionSstrich dir4geloav. Zeile üOPs., vor den Familien nachrichte» die 6gespaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind siet« an die Epprölti«» zu senden. — Rabatt wird n chl gegeben. Zahlung praenuim-rauuo ober dura, Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. Bestellungen ans das erste Quartal L88S des Leipziger Tageblattes (Auflage LS,7SV) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition. Johanne-gasse Nr. 33. gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Zeitungsspediteuren Bestellungen aus das Tageblatt angenommen und ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der AdouuemeutSprei» beträgt pro Quartal L Mark 80 Pfennige, inclusive Bringerloh» 8 Mark, durch die Poft bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefvrdcrung 39 Atari, mit Postbefürderung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der Jnsertionsgcbühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Reclamen aus Petitschrift unter dem RrdactionSstrich die 4 gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familiennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzeichnis, tabellarischer und Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumsvLuclo oder durch Pvstnachnahme. Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen wichtigsten politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original- Depeschen. Es berichtet im Allgemeinen über den Gang der Ereignisse in übersicktlicher Kürze und über die großen TageSsragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt behandelt die localen und sächsischen Angelegenheiten in ein gehender Weise und referirt über Theater. Musik. Literatur, Kunst und Wissenschaft. Tie Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Originalberichten. Mit seiner „Bolkswirthschastlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels- und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sammtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Classcn der Königlich Sächsischen Landes-Lotterie und die Nummer-Verzeichnisse der ausgclovstcn Königlich Sächsischen StaatSschuldscheiue. Leipzig, im December 1884. Zur gksiilligtn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. December Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpMMon ä«8I-vlp/-1xer Daxelrialtes. Amtlicher Thetll Vkkmmtmlich««-. Die i« unserer Bekanntmachung vom 14. December 1883 zum Ablagern von Schutt, Asche, Schlamm und HauSabsällen aller Art angewiesenen Plätze, nämlich daS a« Veatzscher Wege liegende alte jtzlast- bett t» der Nahe de» neuen Tchützenhause«, link« von der über da« Koburger Wasser führenden so genannten verschlossenen Brücke und da» auSgefchachtete städtische Sandarnben- areal recht» an -er Lh^uffee nach Grimma in der Nähe des Hochreservoir der Stadtwasserkuust. in Probstbeidaer Flur, Koben lediglich der Stadt Leipzig cd deren Einwohnern zur Benutzung zu dienen. E« wird daher das Ablager» von Schutt. Asche, Schlamm und HauSabsällen aus den genannten Plätzen seiten« anderer, al« Einwohner der hiesigen Stadt, und a»S anderen Orten ferner nicht mehr gestattet. Leipzig, am 18. December 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». G. Brennljoh Auction. Wdoatag den S. Januar I88S sollen im Forstreviere Eonnewitz aus dem Kablschlage in Adtheilung 8» I. von Vormittag» st Uhr an c» SO Rm. Eiche»-Nutzschcite I. und II. Elaste. »120 » Eichen-, 5 R>». Weißbuchen. 2 Rm. Ahorn- und 2 Rm. Linden-Breanschette; H. von Vormittag» lv Uhr an o». Ivo Hause» starker Abraum »nd » 30 Haufen Tchlagreißig Mrngbausen) unter den öffentlich aushänicnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung o» den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage am Gautzsch« Fußwege durch vie sogenannten Fuch«löcher. Leipzig, am l«. December 1884. De» Rath» Aorst-Deputation. Bekanntmachung. Bei der Unterzeichneten Äkmeinde-Berwaii.ing find baldmöglichst ««et neugegrüiidete Lchutzuiannsstellen zu besetzen. Jährliche« Einkommen iucl. Brkleibunalgeld 82L Gesuche unter Beifügung von Zeugnißabichriften stad bi« längsten« den 1». Januar I88d bei Unterzeichneter Behörde riuzureichen. Gediente Milttair« erhalten den Vorzug. Eutritzsch, a« 24. December 1884. Der «emeiode-Lsttz. Lhomo«. Brrnnholzauction. Mittwoch» den 7. Januar 188«! scven von Bor mittags 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz, Ablh. 26a und 27 o ca. 90 starke, ellerne Lanqhaufe« und « 350 Bund starke Dornen unter den öffentlich aushängenven Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: an der weißen Brücke in der Conne» witzer Linie. Leipzig, am 1k. December 1884. DcS Rath» Forstdepatation. WMtlion. Freitag, den st. Januar 1885, sollen auf dem dies jährigen Miitelwaldfchlage, in Abtheilung llo und 14» de« Burgauer Forstreviers am Leutzsch-Wahrener Fahrweg und den Militairschießstänven 23 Rmlr. Eicken »Rutzföheite I. Cl., 4'/. Rutzscheite ll. Cl. Breunscheite, unter den öffentlich auSbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werde». Zusammenkunft früh 9 Udr auf obigem Schlage am Leutz'ch-Wahrener Fabrweg und der Fluthrinne. Leipzig, am 24. December 1884. De» Raths Forstdeputatiou. 189 B Eichen- 35 B Buchen» 10 B Akorn- K3 B Rüsiern 3 B Erlen- 17 B Linden- und 4 - ASpen- Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. Derember 1884. * Ja der deutschen Presse hat die positive Meldung des Figaro", daß Fürst BiSmarck auf der Reise nach dem Süden zu dreitägigem Aufenthalt in Paris eintreffen und bei dieser Gelegenheit mit dem französischen Conseilpräsidente» Herrn Ferrh consrriren werde, biSber wenig Glauben ge sunden. Die .Post" hält die Nachricht jedoch keineswegs für ein haltlose« SensationSgeriicht. Ein fester Entschluß des Reichskanzler- — so meint sie — liege allerdings noch nickst vor; a>S ausgeschlossen sei die Eventualität eine« Be suche- de« Reichskanzler- in Pari- jedoch nicht zu betrachten. Die Pariser Preßorgane behandeln die bisher nur vom .GauloiS" direct niiterstiitzte Mittbeilung de« Boulevard blattes lediglich vom Parteistandpuncte; d. b. sie suchen au« derselben für oder gegen da? Ministerium Ferrh Capital zu schlagen. Die Gegner Ferry'S erklären, da« Erscheine» Bismarck'« in Pari« würde eine Erniedrigung Frankreich» sein. .Welche« Brandmal für die in weitauSjchauenteAbenteurr sich einladenden Machthaber" — schreibt z B. vie rraicrungsfeindliche .Justier", da» Organ dcS radikalen Abg. Elömeiiccau — „wenn daS Resultat ihrer Politik darin bestände, daß wir den weinenden Elsässern zeigen, wie Bismarck von der Regierung Frank reich- einqeladen und in Paris empfangen wird." Andere radicale Blätter ergeben sich in noch heftigeren Ausfällen Die gemäßigten republikanischen Blätter sagen wenig über ?ie Sache. zDie „Liberts" hält die Nachricht für einen Versuch, vie Stimmung zu erproben. Nachdem sie bemerkt hat. daß diese Probe nu» angrstellt sei. fährt sie fort: ..Man darf die dektagenswerthen Vorfälle wäkrenb des Aufenthalt« de« König« von Spanien nicht vergessen. Was würde erst geschehen» wenn Bismarck plötzlich unter unserer « leicht auszuregeadeu Bevölkerung erschiene? Welche Maßregeln müßten getrosten werten, einen Ausbruch der Ausregung zu verhindern und die enlsrsselten Leiden schaften im Zaume zu halten?" Bismarck, meint die ..Llberts". kenne den französischen Charakter zu gut, als daß er au« freien Stücken durch feine Gegenwart kochendes Ocl in da« schlecht erstickte Feuer gießen sollte. * Wenn die »Westasrikanische Can serenz" sich aus vierzehn Tage verlagl bat. so ist die» hauptsächlich aus dem Grunde geschehen, um Frankreich Zeit zu lassen, sich mil der Brüsseler Eongo-Gesellschast über den Streit um den Slanlcy- Pool zu verständigen. Auch ist di« Anerkennung des zu arünbenkrn Congo-Freistaale« von den meisten Mächten be- Mleunigl worden, um demselben noch während der Consrrenz- Berhandlungen einen festeren Halt zu geben. Der Ursprung de« jetzigen Zwiespalle« ist zurückzusühren aus den Wettkampf zwischen de Brazza und Ctanich um die Eröffnung Inner- afrikaS in der Acguatorregion. de Brazza gelangte bckannllich längs des LauscS de« Ogoweflusses nach dem Congogebicl; feiner Ansicht »ach war zwijchen dem Alima, einem der nördlichen Zuflüsse de« CcngoS. und dem Ogowe eine Wasser straße berzustellcn, durch weiche man leicht in da- große Eongobecken hätte einbringcn können. Diese Straße wäre für Frankreich ui» so vortheilhasler gewesen, alS die Mündung des Ogowe sich nahe der französische» Colvnie Gabun (Gaboon) besiudet. de Brazza Halle sich jedoch nach zwei Richtungen hiu verrechnet. Zunächst ist der Ogowe nur aus eine kurze Strecke von seiner Mündung aus als eine brauchbare Wasser straße zu betrachten, sc», oberer Laus genügt a»ch seihst geringen Ansprüchen nicht; dann aber stellte cS sich heraus, Vak zwischen dem Ogowe und dem Attma sich ein Gebirgszug befindet, der die Herstellung einer Verbindungslinie zwischen beiden als ausgeschlossen erscheinen läßt. Stanley aus der andere» Seite war glücklicher; er balle nur den Congo ins Auge gefaßt und bald erkannte man bestimmt, daß eine danernde und genügende Verbindung des inneren Lande- mit de« Oceaa nur mit Hilje diese« «Ltromes herznstrllen sei. Sadorgnon de Brazza gab sich nun nicht damit zusrieden, daß er sich getäuscht halte, er wollte durchaus »och etwas jür ,7ankrrich besonder« Bedeutsames mache» und erklärte dab r mit Hilfe de- leicht zu gewinnenden Maloko auch da- Süd- nfer de- Sees, der gleichsam die >»nere Mündung de- Strome- bildet, für französische« Eigenthum, ein Schritt, wodurch der zukünstige Freistaat von Eciitralasuka vollständig voin Meere abgeschnilkcn wird. Diese Forderung ist etwa mit der zu vergleichen, wenn Rußland der Türkei sagen würde, wir wollen Euch voll i» Eurem europäischen und asiatischen Besitze lasten, nur müßt Ihr unö die beiden User de» Bosporus abtretcn. Diese Streitfrage um den Slanleq - Pool ist nicht etwa cine solche, welche die Congo-GeseUschast alle», berührt, sie ist vielinehr eine Frage de» inlernalionalen ReckttS ge worden, nachdem die westasrikanische Consereuz rusammenge- trrten ist. DaS Werk der Consercnz selbst erscheint, wenn de Brazza's Wünsche sich ersüllcu. als ein ganz überflüssiges, da der sreien Entwickelung des fraglichen Länder - Gebietes gleichsam der Lebenssaden abgeschmllen würde. Daß diese Frage als «ine wichtige internationale ausgesaßt wird, gehl schon daran- hervor, daß ein Berliner Blatt i» einem inspirirlen Artikel erklärt, Frankreich schasse sich beim Fesihalten an de Brazza'S unberechtigten Ansprüchen ein ungünstiges Präjudiz in den egyplische» Angelegenheiten. Gehl Frankreich nicht aus einen aiinchinbareli Lergleich mit der Congo Gesellschaft ein, so kann ih^. 1er Vorwurf nicht erspart bleibe», baß cS die Bildung des l^ongostaates und die bainil beabsichliglen Ziele mit Becackt verhindere; denn da- fragliche Gebiet ist ver- hält»iß»iäßi-> kl.in und a» sich von geringem Wcrtbe, für den Congvstaat ist e» aber eine Lebensbedingung. Die an der Conferrnz betheiligten Machte können der Entwickelung der Sacke nick t gleickigillig zujehen. Deutschland, Spanien und England Unterzeichneten ein Prolvcoll, least kesse, Spanien seine streitigen Rechte aus den nördlichen Tbeil der Insel Borneo definitiv >. Eng land ablrilt, wogegen andererseits die Senveränelät Spaniens über die L»lu-J»sel im indisch,» Archipel anerkannl wird. Beide Mächte gestatten Deutschlanb ans den genannten Inseln, soweit dieselben ihnen gehören, volle Schiss- sahrts- »nd Handelsfreiheit. Auch verbietet da» Pro tokoll den Sclavenhandel. DaS Zustandekommen dieser Convention wird den Bemühungen der deutschen Diplomaten zuzuschreibrn sein. * Telegraphisch ist berichtet worden, daß da- angekündigte englische Blaubuch über die Verhandlungen zwischen Deutschland und England über Westajrika i» London ausgegeben worden. Unsere vermutkung, dag das selbe da« Urlhei'. über da« Verhallen des englischen CabinetS schwerlich modificiren würde, wird, wie telegraphische Mel dungen an« London über die Aeußerungen der dortigen Presse betreffs de« Blaubuchs erkennen lasse», durch dieselben bereits bestätigt; die Londoner Blätter, voran die .TimeS", bleiben dabei, daß die englische Regierung in diesem diplomatischen Streite den Kürzeren gezogen habe, und daß das Recht aus Seiten Deutschland- war. * Die Londoner „Time«" veröffentlicht einen langen Brief au« BriSbane in Queensland vom 31. Oclvber d. I., aus welchem ersichtlich ist, wie sehr in den australischen Colo nie» schon der Gedanke an die bloße Möglichkeit unv andererseits die bereit- damals empfundene Boräbniing einer Besetzung d«S noch unbelebten Thcile- von Ne»-Guinea durch nne nichtenglischc Macht die Gemülher in Aufregung versetzt bat. Nach diesen Ausführungen läßt sich ermesse», welche Entrüstung jetzt da- Ausbissen der dculschen Flagge aus Neu-Guinea unk den übrigen Inseln der Südsee hervor gebracht haben müsse. Man kann sich verstellen, daß eie Entrüstung um so größer sein wird, al» bereits vor beinahe zwei Jahren die auslraliicheu Colonien die englische Negie rung zur Besitzergreifung der jetzt unter deutsche« Protektorat genommenen Inseln aufgeforderl haben. Gegen die englische Regierung und ihre Unentschlossenheit richtet sich deshalb in erster Lime die Erbitterung. Zur Kennzeichnung der Stim mung eitirt der Correspondent der „Times" einen Artikel de» „Courier", des leitenden Journals von Queensland; cS heißt darin: „Die Errichtung eine« britischen Protektorat« über einen Theil von Neu-Guinea mag vom auftraliichen Volke als erster Schritt angenommen werden zur Erreichung der Sicherheit, welche dnsselle gegen die Niederlassung irgend einer fremden Macht in z» unmittel barer Nachbarschaft seiner Lüsten verlangt. Wie habe» das halbe Laib, welches dem Sprüchwvrt zufolge besser als gar kein Brob ist; aber wir hoffen und beabsichtigen, ehe lange Zeit vergeht, das ganze Laib zu erhallen ... Die Anneclirung vo» ganz Ncu Gnmea bc- oeutet für Australien die Beseitigung beinahe der M, glichk.it eines ernsten feindlichen Angriffs; die Besetzung eines Thcils davon mir Franzosen. Deutschen oder Russen als unseren unmittelbaren Nach barn schafft die Gelegenheit für zukünftige Kriege." * An« Pari« wird geschrieben: Die TiScnssion des Militärbudget« hat die Aufmerksamkeit aus die fran zösischen Armeeverhältnisse gelenkt. Es wird conttatirl. daß durch die allgemeine Wehrpflicht in Friedenszeilen nur imlitairiscbe Neulinge gewonnen werten. Di,S ist allerdings unvermeidlich, da die finanziellen Verhältnisse den KriegS- minister zur Reducirung der wirklichen Dienstzeit zwingen. Die moderne Armee, daS Volk in Waffen, umfaßt die nuli- tairischen Neulinge und die Reservisten, d. i. auSgebildete Soldaten. Diese der deutschen nachgebilkete HeereSoraanisation wird ichwersällig unv kostspielig und nicht allen Bedürfnissen Frankreichs erlsprechend befunden. Es wurden denn auch den Kammern ein Gesetzentwurf, betreffend die Unterofsiciere, rin weiterer, betreffend die Recrutirung und ein dritter, betreffend die Ereirung einer Colonialarmee.vorgelcgt. Man arbeitet nunmehr bereits I29ahrc an dcrHceresorganisation und trotzdem ist noch nicht» Endgilliges geschaffen. In einem Falle, wo eS sich um die Derthkidigung de- französischen Territoriums, d. h. um die Führung eine- nationalen Krieges handelte, würde sich die gegenwärtige Armee sicher bewähren. Eine andere Frage wäre es jedoch, wenn eS gelten würde, einen poli tischen Krieg zu führen, zum Beispiel eine Expct tion nach Egvplcn oder Syrien zu entsenden. Welche chwicrig- keiten mußten doch überwunden werden, um daS n ch Tunis bestimmte ExpedtlionScorpS zu bilden. Und gegci värtig ist man noch immer nicht dahin gelangt, 12.000 oder 15.000 Man» Truppen mit einem Schlage nach Tonkin entsenden z» können. Wie würde man vollend« ein CorpS von 35,000 Mann niobilisiren können? Da liegt entschieden ei» Mangel in der Organisation vor. Für kleine coloniale Kriege beabsich tigt man daher eine unabbängigeColonialarmee zu schassen, welche nuSMarmesoldatenundeingrdorenen afrikanischen odcrasiatischen Truppen recrutirt würde. Der Bestand einer solchen Armee, deren Creirung nur eine Geldfrage ist, würde an den Ver hältnissen de- kontinentalen Heeres nichts ändern. Europa weiß, daß Frankreich über eine starke Armee zu seiner Ber- iheidigmx, verfügt; dagegen läßt sich die Frage auswerfen, ob Frankreich in der Lage wäre. 80.000, >00,000 oder 200,000 Mann für einen Krieg im Interesse deS europäischen Gleichgewichtes in Egypten, Syrien oder im Balkan zu mohilisiren. ES scheint, Laß Frankreich heute weder einen Krinikrieg, noch einen italienischen Krieg führen könnte. Wenn dies aber der Fall ist. wie ist dann Frankreich in der Lage, seinen Ansichten in der internationalen Politik Nach druck zn verleihen und aus dem Continente eine ernste Rolle zu spielen? Frankreich t einen Schild, aber kein Schwert. s Altes Theater. Leipzig. 26. December. „Halbe Dichter" heißt der neueste Schwank von JuliuS Rosen, der gestern daS Fest- tagSpublicuni im Alten Tbealcr zu aiuüslren schien, der aber doch für den Dichter eines so treffliche» Lustspiel- wie: „O, diese Männer" einen Rückschritt bekundet; denn eS ist in der Thal eine vollendete Purzelbaumko»»k. die in diesem Stücke herrscht. Die Bezeichnung „Schwank" gilt zwar für eiu Amulct gegen die Kritik: ein Schwank verlangt aber eine derbe volkSthümliche Handlung; wenn Lnstspiclmotive in solcher vergröberten DarstellnngSwcisc bearbeitet werden, so ist ein solcher Schwank nichts als ein im Ton ^vergriffene- Lustspiel und nicht vor krilischer Verdammung geschützt. Und Luslspielmolive sind es, »m die ca sich in diesem Stücke handelt; die Grundlage desselben bildet eine dramatische Mitarbeiterschaft unter erschwerenden Umständen. Diese neuesten Lustspielschwänke haben eine unglückliche Vorliebe für dramatische Dichter. In der dramatische» Sck'nlc war da- auch der Fall; doch da handelte eS sich um dichterische Genics; gegenwärtig spielt dabei »ur die scickUestc Belletristik eine Nolle, nur daS Metier, der Dilettantismus, unv daö kann nur dazu dienen, den Respect vor dem echten Talent und seine Schöpfungen zu beeinträchtige»; wir greisen auiö gera^'wobl auS dem jetzigen Repertoire einige Stücke heraus: „Schwaben streich". „Noderich Heller", „der Schnfistellertag". ..der Raub der Sabinerinnen" — überall in der Dichtung wieder die Dichter — und welche Sorte! Es ist die sich iu den Sckwanz beißende Schlange! Die Mitarbeiterschaft hat in Deutschland bisher keine glücklichen Erfolge auszuweisen; Bencdir und Moser sind über ein gemeinsames Stück nickt einig geworden; Lindau und Lublano haben mit einem solchen bisher kein sondcrl-ckc- Glück gehabt. Ta geht cs dem Or. Born und der Frau Tora von Puls in unserem Stücke bcssir; ibr gemeinsame» dramatisckes OpuS hat Erfolg; aber die Autoren müssen sich vorher durchschlagen per tot ckiscriwinkc loium! Born bat ein ihni unter einem Pieudonvm euigerclchles Drama für d e Bühne umgearbeilel; alS die Verfasserin ciilhülll sich ihm am Tage der Aufführung Dora von Puls, ein lebcuSgesährl cker Blaustrumpf; sie legt B> schlag aus ihren M larbeiler, Lcr sich selbst m Quaranlanic befindet, indem er von einem Vor mund obscrvirt wird, ob er für seine Mündel, sür seine Nichte geeignet ist; Frau von Puls schleppt ihn mit sich ins Hotel. Fhrem Gatten ist sic gleichsam bnrchgrgangcn; dieser folgt ihr nach in der Stimmung eine-Olhcllo. Das eheliche Glück scheint gefährdet, ebenso cic Brautscbast dcS 1>r Born; dock am Schlüsse nach dem Erfolge des Stückes klärt sich alle- i» befriedigender Weise aus; auch der eisersücklige Galle hält sich für geschlagen, obsckio» dicke Mitarbeiterschaft mit ihren geheimen Bcraihungen dock immer ihre bedenklichen Seiten hak. Es ließe sich aus diesem Slotse wohl ein Lustspiel mache», doch die Art und Weise, wie Rosen ihn dramatisirt Hai. grenzt an» Marioneltcnbasle. In dem Hotelzimmer kommt alles durch die Zwischentbüren; man weiß zuletzt gar nicht mehr, bei wem man sich b.sinkck; eS fehlt nur noch, daß die Personen durch die Wände kommen. Nur einmal geht der Aulor in Bezug aus die Behandlung des Localö correkt zu Werke: dir Mitarbeiterin schiebt einen Waschtisch beiseite, um ibren Mitarbeiter durch die Tbüre dem Wandiiachbar znzu schieben; sic erklärt zuerst, er sei ihr Bruder und dann , >l r Zusammensein bringe ibn in Gefahr. Ausrichkig getagt, nach dieser Probe ihres Ersinduuastalcntcv können wir auf ihr
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