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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189803099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-09
- Monat1898-03
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1898
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eil»» in« r Lruck und Verlag von U. Polz tu Leipzig 92. Jahrgang Mittwoch den 9. März 1898. «ne» lONSN » Loeeillatsn » Uork p? SSL i» -u Dtr Vtorgen-Au-gab« erscheint um Uhr, G- Abend-Ausgabe Wochentag» um b Utzr. «o >. xar v87: lw1,LVU. vlM-'/IM ie^.p.I/7.« :->k p 1 L.« attvn. Fragen nvch die Erhaltung des Staates selbst z dahin wird Oesterreich noch viele Ministerien keinem steht eine erfreuliche Aufgabe bevor. Vella Mrant E, tu kelix Austria nlide. (Eine Betrachtung zu der chronischen österreichischen Krisis.) Rascher und rascher nutzen sich die österreichischen Ministerien ab, und seit Graf Taaffe im Jahre 1893 seinen Abschied genommen hatte, haben die Ministerien eine immer kürzere Lebensdauer gehabt, und der Bestand des Ministeriums Gautsch hat nicht einmal drei Monate erreicht. Wie lange wird die Lebensdauer deS Ministeriums Thun sein? Graf Tbun soll offenbar die mittlere Linie zwischen den beiden Extremen, den radicalen deutschen Gruppen und den Jungtschechcn, bilden, aber er hat, bis jetzt wenigstens, weder auf der Rechten noch auf der Linken festen Halt und wird ihn auch schwerlich bekommen. So kann man nickt sagen, daß seine Wahl eine glückliche wäre. Aber wessen Wahl wäre schließlich eine glückliche gewesen? Wie die Dinge in Oesterreich liegen, würde heute selbst ein Bismarck kaum einen Ausweg aus den unglücklichen inneren Zuständen finden können. Tenn daS ist der Fluch dieser Zustände, daß sich nun erfüllt, waS seil Jahrhunderten durch die Art der Ent stehung deS österreichischen Staatswesens vorbedingt war. LeUa geraut nlli, tu lelix Austria uube hieß es Aus- gangS des Mittelalters in einem dem Matthias Corvinus zugcschriebenen Verse. CorvinuS war ein großer Held und Ärttlsvlatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nnd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Annahmeschluß für Anzeigen: Abeab-ÄuSgabr: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je «Nr halb« Stunde früher. Anzeigen sind sie» an die Erpedtttsn zu richten. Direkte täglich« Kreuzbands»« tu- Ausland: monatlich ^l 7.Ü0. Ne-aetion und Lrpt-iÜon: IohanneSgasse 8. Di» Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Ulk wursteln" bestehen müssen. Die Staatsmänner werden eben alle Klugheit daran setzen müssen, mit kleinen Mittelchen bald die eine, bald die andere der streitenden Parteien zu beruhigen, um nur das Ganze so lange zusammenzuhalten, bis die hadernden Nationalitäten einsehen, daß über den nationalen steht. Bis haben, und „r 8^ SS - 2L i « rosoooo Doch die Geschichte dieses einzigen Herrscher« spottet deS Lobpreiser«. Aber an ein Erlebniß darf erinnert werden, weil eS sich in eine Kette von Ereignissen einfügt, deren Gedächt- niß heute mit Eifer erneuert wird. Der Prinz von Preußen war im Jahre 1848 ein so tief verhaßter Mann, daß er eine Weile den vaterländischen Boden meiden mußte. Wenige Jahre und er wurde der HoffnungSanker der nach einem besseren politischen und NechtSzustande für Deutschland Strebenden und er hat diese Hoffnung nicht enttäuscht, sondern unermeßlich mehr erfüllt, als von ihm erwartet worden war. Wer von Denen, die im Jahre 1848 bewundert und gefeiert waren, käme dem nachmaligen Kaiser hierin auch nur nahe? Zehn Jahre ruht der alte Kaiser in der Gruft zu Charlottenburg, und nur Weniges im Baterlanke ist seitdem so unverändert geblieben, wie die Liebe und Verehrung für den Entschlafenen. Doch das Köstlichste ist uns bewahrt, sein großer Berather und Freund — und e« will den An schein gewinnen, al« ob die lebende Brücke von der Gegenwart zur Vergangenheit, die Wilhelm I. im Fürsten Bismarck hinterlassen hat, überall wieder die ver diente Schätzung erlangt habe. In diesem Großen ver körpert sich daS Vermächlniß deS ersten Kaisers, ihm gebührt der Gruß am Grabe seines Herrn. Wir Anderen aber, Alle ohne Ausnahme, sollen sorgen und wachen, daß, wenn auch das Angedenken Kaiser Wilbelm's I. nun und nimmer erlöschen wird, doch nicht Zeiten kommen, wo sein gedacht wird, wie dereinst deS Kaisers Barbarossa. Nur in der Pflege seines Erbes vermögen wir den hehren Tobten würdig zu ehren. ZUM 9. März. ü Zehn Jahre sind eS heute, daß Kaiser Wilhelm I. ins Grab gestiegen, und wie wenn eS gestern gewesen wäre, so leb haft sind uns jene erst so bangen, dann so tieftraurigen März tage des Jahre« 1888 im Gedächtniß geblieben. Nicht auf da« schlichte Fürstenhaus Unter den Linden in Berlin, nach dem Gestade de« Mittelmeeres, wo der Kronprinz Friedrich Wilhelm vergebens mit tückischem Siechthum rang, waren zu Beginn de« Monat« die Augen Deutschlands, der Welt gerichtet. Die Kernnatur seines fast 91jährigen Kaiser« erachtete da« deutsche Volk mit Kinderglauben als einen noch für lange gesicherten Besitz, und schon rüstete man sich, der vorhergegangenen Feier deS 90. Geburtstages ein minder glänzende«, aber nicht minder freudig begangenes Wiegenfest folgen zu lassen. Da mahnte am 6. März der elektrische Draht an die leibliche Vergänglichkeit auch dieses zum Heile deS Vaterlandes so lange und so wunderbar behüteten Greise«. Es erschien ein KrankbeitSbericht. Aber so gut man die Vorsicht kannte, die mit der Verbreitung solch' inhaltsschwerer Nachrichten bis zum Aeußersten zurückhielt, Deutschland wollte, konnte nicht glauben, daß sein guter alter Kaiser von ihm zu gehen vermöchte. Die Aerzte ver schmähten in den folgenden Berichten leere Tröstungen, aber die Zuversicht wich nicht, und als sich eine am 8. März in den größten Theil des Reiches gedrungene Todesnachricht als unbegründet erwies, da klammerte die Hoffnung sich an den Aberglauben, der fälschlich Todtgesagten eine weitere lange Lebensdauer zuerkennt. Allein die Natur forderte den Zoll. Mit dem Ablauf der ersten Hälfte der neunten Stunde deS 9. März entwich die große Seele, groß in der Hingebung an die Pflicht, sich selbst getreu bi- zum letzten Athemzuge. Der Schmerz, den die Trauerbotschaft in die ent legensten Weiler, in die letzte Hütte trug, ist nicht zu be schreiben und braucht nicht beschrieben zu werden, denn er zittert noch heute in uns nach. Die Tugenden und Thaten Wilhelm'S I. machen das Wort von der Vergeßlichkeit des dahin hastenden Zeitalters zu Schanden. Nicht der Denk mäler, nicht der Feier des hundertsten Geburtstages bätte eS bedurft: zehn Jahre nach seinem Hintritte fließen dem ersten Kaiser noch ManneSthränen, er preßt von Liebe und Dankbarkeit zu einer Herrscher persönlichkeit, die sich ihrem Berufe, ihrem Volke ganz mit beispielloser Selbstentäußerung geweiht und dadurch eine Jahrhunderte vergebens ersehnte Zeit für Deutschland heraus- lommen ließ. Nicht Wilhelm I. ist eS gewesen, der den Plan zum Baue deS neuen Reiches entworfen hat, aber ohne ihn bätte dieser Bau niemals aus dem Boden wachsen, noch weniger so widerstandsfähig, weil so den deutschen Besonder beiten entsprechend, eingerichtet werden können. VezugS-Pret- Hauptexpedttion od«r dell t« Gtadt» ». o i l>. ripMer TaMatt Anzeiger. 11) >. l). t. v 10. I.p. ».v. io. r.v r.o io. I o. 1. v. w OpLV wOx.Lb 1.0 i. V. 1 0 1.0. i V. i. r> i. o i. o. Filialen: ttt» Klemm'S Sorttm. (Alfred Hahn), ÜUibersitätsstraßr 3 (Paulinum), Louis Lösche, Kacharinrnstr. 14, pari. mW König-Platz 7. RkKkigen-PrttO die S gespaltene Prtttzrile ÜS Wg. Reklamen unter dem8tebt»ctibn»strlch (4a0- fpaltrn) öO/H, vor den FamiliennäqAchlei» (vgripalttU) Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzrichniß. Tabellarischer und tzifftrnsatz nach höherem Dotis. Gkstra-Veilägen (gesalzt), nur mlt btr Motaen-Au-aabe, ohne Poflbeförvekuüg 60.—, mit Postbesörberultg 70.—. U. IUM» i o. > o. Bezirksamts geleitete Schule im Dorfe Sega bei Tanga, sowie die Unterrichtung einiger intelligenter Leute in Kilwa durch einen Dolmetscher. Als erstes Unterrichtsziel wird überall die Erlernung deS Schreiben« und Lesens der Suahelisprache mit lateinischen Buchstaben erstrebt, nächstdem einfaches Rechnen. Nebenbei, besonders bei fortgeschrittenen Schülern, wird die deutsche Sprache und Schrift gelehrt, ebenso etwa« HeimathS- kunde, Geographie u. s. w. Die Schule inDar-eS-Salaam nahm am 24. März 1897 ihren Fortgang resp. Anfang, nachdem sie seit Januar 1896 durch den Tod des früheren Lehrer» verwaist war. Als UnterrichtSgebäude ist vorläufig ein einstöckiges Jnder- hauS gemietbet. Die Zahl der angemeldeten Schüler betrug am 10. April d. I. 85, von denen jedoch viele nur ans Neu gierde sich zum Besuche de« Unterrichts meldeten und, wie vorauszusehen war, auch nach kurzer Zeit nicht wieder erschienen. 41 Schüler von 7—35 Jahren weisen jedoch einen leidlich regelmäßigen Schulbesuch auf. Bei Beginn deS ersten Unterrichts wurden zwei Abtbei- lungen gemacht, in die erste wurden Schüler im Alter von 7— 16 Äahren, in die zweite solche im Alter von 16 Jahren und darüber eingereiht. Die Unterrichtsstunden wurden wie folgt gelegt: 1. Abteilung 7»/,—9>/, Uhr Vormittags 2. - 9>/,-11 - Al» Unterrichtsfächer wurden für den Anfang Kisuaheli- Lesen und -Schreiben, Anschauungsunterricht mit Bezugnahme auf die deutsche Sprache, Rechnen, Gesang und außerdem Schulspiele ausgenommen. Die Unterrichtszeit in der indischen Schule ist Vormittag« 8— 11 Uhr und Nachmittag« 2—5 Uhr. Die Schule zäblt 39 Schüler, welche in fünf Abtheilungrn getbrilt sind. E« wird gelehrt: Gudjrrati (Lesen, Schreiben, Sprechen), sowie Rechnen und Singen. Ja Bagamoyo haben sich zum Schulbesuch 36 Kinder und 14 Erwachsene gemeldet. Seit Bestehen der Schule (22. Octobrr 1895) bi« zum 31. Mai 1897 haben sich im Ganzen 137 Kinder und 76 Erwachsene gemeldet. Der Schulbesuch der indischen Kinder war regelmäßig, der der übrigen Kinder und der Erwachsenen oft recht un regelmäßig. Um den Schulbesuch zu fördern, wurden seit dem 1. Juli 1896 am Schluff» jeden Vierteljahre« Geld prämien vertheilt, nach Maßgabe deS Schulbesuche«, de« Fleißes und der Leistungen. Hatte diese Einrichtung auch nicht ganz den gewünschten Erfolg, so Warrn doch einige Schüler »m Besuche der Schul« regelmäßiger uud dauernder. Deutsche- Reich. * Berlin, 8. März. Ein Organ der bürgerlichen Demokratie, „Die Welt am Montag", Leckert-Lützow'schen Angedenkens, gefällt sich in der Behauptung, daß dir west- , europäischen Völker am Vorabende einer neuen Revolution stehen. In einem Aufsatz, der al« Musterlristung demo kratischer Verhetzung bezeichnet werden kann, schreibt diese- Organ, der „Kreuzztg." zufolge, u. A.: „Immer breiter und tiefer, immer reißender braust der ungeheure Strom der Geschichte durch sei« Bett, seitdem er im Jahre de» Heils 1789 die Barre zerbrach, die ihn vier Jahrhunderte lang gestaut hatte. Und auf diesem reißenden Strome rudern die regierenden Classen der westeuropäischen Böller rückwärts, dem Strom entgegen, im Schweiße ihres Angesichts, keuchend und prusteud. Die Scheuklappen, di« sie sich angelegt haben, verhindern sie zu sehen, daß der Strom sie trotz aller Anstrengung abwärts reißt; Jahrzehnte lang haben sie geglaubt, sie kämen vorwärts, d. h. rückwärts, aber jetzt wird ihr heldische« Antlitz immer bleicher und das tapfere Herz rutscht immer tiefer in ihre Bein Hülse; denn sie können sich nicht länger verhehlen, daß der Donner des fürchterlichen Kataraktes immer lauter klingt, von dem sie sich zu entfernen meinten. Und e» ist komisch, zu beobachten, daß drohende Geslen mit schlotternden Gliedern gemacht werden und große Worte mit bebenden Lippen gesprochen werdru. Noch scheint es zwar nicht, als sei jetzt schon beim deutschen Volke die „Empsindungsschwelle" erreicht. Der deutsch« Michel hat bekanntlich eine weltberühmte Geduld. Aber die Herren sorgen schon dafür, daß er ausmachrn muß. Tie haben ihn mit Ruthen gezüchtigt — und er hat kaum im Schlaft geknurrt; jetzt werden sie ihn mit Scorpionen züchtigen — und er wird ausspringen und ihnen den großen Tritt geben, auf den wir seit fünfzig Jahren so geduldig warten. Wenn 80 Betreidezoll noch nicht fruchten, so werden es 120 thun; wenn die Abschaffung der Handelsverträge noch nicht genug Arbeiter brodlos macht, dann wird der Woll- und Baumwollzoll unsere Textil-Jndufirie er würgen; wenn die Sittlichkeit der lex Heinze nnd die Sonntags ruhe noch nicht ausreicht, dann wird man den obligatorischen Kirchenbesuch einsühren, wozu das Centrum ja jetzt schon die Einleitung schreibt. Tas Arsenal der „vom Staat erhaltenen Kreise" ist groß genug, wenn es sich nur darum handelt, ein Volk zur Verzweiflung zu treiben; sie brauchen ja nur Vorgeschichte der europäischen Revolutionen zu studiren. Und da- ist gewiß: kein Geduldsfaden ist jo dick, daß ihre Kraft und Klugheit ihn nicht zerreißen könnte. Lst moäu» in rebusl Laß sie sich weiter brüsten aus ihrer Schaubühne, die für sie „die Welt bedeutet". Laß das Kasperle „Ordnungsstütze" mit seinem Polizeiknüppel den Tod Um sturz und den Teufel Socialismus durchprügeln: wir sehen die Strippen, an denen die Puppen tanzen; wir sehen den Augenblick kommen, wo auch das gaffende Volk sie sehen und erkennen wird; und wir wissen, daß den Epilog dann ein anderer sprechen wird, als der lustige Kasperle. Dann ist die Comödie au«, die Comövianten fliegen in Len Kasten, und auf der großen Bühne der Weltgeschichte beginnt da« gewaltige Drama der neuen Zeit." Der Verfasser dieser Hetzerei, an dessen Styl übrigens unseres Erachten- nur daS „Specifiscke" Original ist, gebt daß bisher die Zeit und Arbeitskraft der Missionare haupt sächlich von den nothwendigsten Bauten in Anspruch genommen war, so kann man sich über die Zahl von 150 Schülern freuen. Auch im Innern ist die Congregation St. Bencdicti thätig. Am 1. Januar 1897 errichteten die Missionare auf einer herrlich gelegenen Anböhe an den Ufern des Ruaba, 2t/r Stunden von der Militairstation und r/r Stunde von der Stadt Jringa entfernt, daS Missionskreuz und begannen die Gründung der Station. Die Missionare haben sich zunächst GraSbütten gebaut. Da aber auf der Baustelle selbst auSreickend Steine und auch Kalk sich finden, so wurde bereits mit dem Baue eines Steinhauses begonnen. 22 schwarze Maurer wurden für diesen Zweck von Dar-eS-Salaam dorthin geschickt. Die Missionare rühmen in ihren Briefen aufs Höchste Uhehe und namentlich Jringa und setzen große Hoffnungen auf die Zukunft dieser Station. Leider wurde die Ausnahme der eigentlichen MissionS- tbätigkeit durch einen Aufstand eine« TheileS der Uhehe ver hindert. Eine ernste Gefahr für die neue Station oder das Leben der Missionar« hat trotz dieser KriegSwirren nie be standen, da Hauptmann Prince VorsicktSmaßregeln getroffen und die Missionare von vornherein verpflichtet hatte, eine kleine militairische Bedeckung in ihre Niederlassung aufzu nehmen. Andererseits hat der Cbrf der Militairstation zu wiederholten Malen seine dankende Anerkennung ausgesprochen für den beruhigenden Einfluß, welchen die Missionare auf die erregten Waheheleute, besonders die Bewohner von Jringa, auSübten. Die Trapvisten in Transvaal beabsichtigen im Bezirk Kilwa, der bisher noch jeder MissionSthätigkeit entbehrt, eine Niederlassung anzulegen. Di« drei Regierungsschulen in Ostafrika sind wieder in roller Thäligkeit. Um die Inder mehr beranzuziehen und besonders, um den Bedingungen einer Stiftung deS ver storbenen Inders Sewa Hadji gerecht zu werden, sind für Dar-eS-Salaam und Bagamoyo je ein indischer Lehrer ein gestellt, der Unterricht in der Gudjerati-Sprachr und -Schrift rrtheilt. Eine Neuerung ist ferner der Versuch, in Tanga und Bagamoyo auf städtische Kosten und unter Heranziehung einiger Eingeborenea-Häuptlinge einige Knaben vollständig in Pension zu nehmen, die nach ihrer Ausbildung im Schreiben und Lesen den eingeborenen OrtSvorstebern al- Schreiber beiaegeben werden, um den Verkehr der Leute mit dem Be zirksamt zu erleichtern. Aehnlichem Zwecke dient eine von einem eingeborenen Zögling der Mission auf Kosten de« Staatsmann seiner Zeit, aber eben einer Zeit, die um vier Jahrhunderte rurückliegt. Er konnte nicht wissen, daß einst die Naiivnalitatenfrage zur weltbewegenden, daS Leben aller Staaten ausS Tiefste erfassenden Frage werden würde. Er entstammte einer Zeit in der die Völker nichts als ein An hängsel der regierenden Häuser waren, in der Staats zugehörigkeit und Glaube eines Volkes nur von dem Herrscher haus abhingen. Pu tdlix Austria uube. Durch Heirathen und Erbschaften ist ein großer Theil deS österreichischen Staatsgebildes zu- sanimengekommen. So wurde Oesterreich zu einem unorgani schen Staatswesen. Nichts verband die Völker dieses Landes, als das gemeinsame Herrscherhaus. Interessen, Sprache, Eultur und Lebensgewohnheiten der Bewohner der einzelnen LandeStheile waren verschieden. So lange das Staatswesen ein patriarchalisches war, ging daS noch an. Als aber mit dem Siege des constitutionellen PrincipS die universale Macht der Krone ein Ende fand, al» dadurch da« gemein same Band dünner und lockerer wurde, traten naturgemäß die Gegensätze stärker hervor. Und daß daS Princip deS constitutionellen Staats und das NationalitätSprincip gleich zeitig ibren Weg durch die Welt »nackten, mußte für einen Staat wie Oesterreich doppelt gefährlick werden. LeUa gerant alü. Zu dem unorganischen Entstehen Oesterreichs steht in einem lehrreichen Gegensätze das organiscke Zusammenwachsen Preußen—Deutschlands. Den Hobenzollernfürsten, die nach dem märkischen Sand meere verschlagen wurden, wurde eS nicht so gut, daß sie in rascher Folge durch Heirath und Erbschaft große Länder massen in ihrer Hand hätten vereinigen können. Vierhundert und fünfzig Jahre währte es, bis Preußen seine heutige Ausdehnung erreichte. In Jahrhunderte langem Ringen kam Stück um Stück zu der Mark hinzu, nnd so bekam der allmählich sich auSbehnende Staat die Zeit, die neuen Glieder immer wieder mit dem bereits Vorhandenen organisch zu verbinden, und in schwerem Lsampfe gelang es auch erst, da deutsche Reich unter Dach zu bringen. So ist Deutschland in Mühe und Kampf zusammengefügt, und in einer gewissen Weise kann man Wohl sagen, daß eS für den dauernden, festen Bestand des Reiches ganz gut ist, daß die deutschen Stämme auch für die Zukunft auf Mühe und Kampf gefaßt sein müssen, weil sie Gegner haben, die ihnen ein festes Zu sammenhalten zur zwingenden Nothwendigkeit machen. Und der Gedanke an Mühe und Kampf ist eS, der dem Freund Oesterreichs, der sich sorgend fragt, wie dieser Staat zusammengehalten werden soll, die Möglichkeit zeigt, daß Oesterreich als ein einheitlicher Staat erhalten bleiben kann. Die Völker, die durch daS leichte Spiel glücklicher Zufällig keiten zusammengefügt wurden, müssen durch Mühe und Kampf zusammengesckweißt werden. Deutsche und Tschechen werden sich nie mit einander verschmelzen, aber sie werden einen gemeinsamen Kampf zu führen haben. Der Kampf der wirthschaftlichen Kräfte wird immer stärker sich entwickeln und den Nationalitätenkampf zurückdrängen. Deutsche und Tschechen werden den schweren Kampf gegen den socialen Umsturz zu führen haben, und sie werden ihn gemeinsam führen müssen, um des Feindes Herr zu werden. Dann werden sie lernen, einen erträglichen Ausgleich mit einander zu finden. Vorher aber kann eS wohl gelegentlich zu einem Waffenstillstände kommen, nie zu einem Frieden. Deshalb wird schließlich das Wesen der österreichischen Staatskunst wohl oder übel in dem verspotteten „Fort- Der stete Wechsel der Schüler war einem ruhigen Fort schreiten deS Unterrichts recht hinderlich. Mit der dritten Abtheilung mußte de« Oefteren von vorn begonnen werden, da theils neue Schüler hinzukamen, theil« der Besuch der vorhandenen Schüler unregelmäßig war. Nur wenige konnten in die höhere Abtheilung versetzt werden. -Um e« ferner zu ermöglichen, eingeborene Schüler (Suaheli u. a.) eine längere Zeit an die Schule zu fesseln, werden Waisenknaben derselben zur Erziehung übergeben. Diese werden in einer jetzt im Bau begriffenen Hütte unter gebracht werden und erhalten Kleidung und Nahrung. Für dleselben besteht Schulzwang. Die Schule in Tanga ist die älteste im Schutzgebiet DaS vergangene Jahr hat für die Schule zwar nicht eine Zunahme der Schulbesucker (95) gebracht, Wohl aber bat sich die Zahl der regelmäßig den Unterricht Besuchenden — im Durchschnitt täglich 37 — in erfreulicher Weise erhöht. Die Scküler wurden in zwei Abtheilungrn unterwiesen. Für Vie Zutheilung zu einer derselben hat e« sich al« praktisch herausgestellt, nicht, wie im Vorjahr, Alter und Nationalität der Scküler, sondern, wie sonst üblich, die von ihnen erworbenen Kenntnisse bestimmend sein zu lassen. Die älteren Schüler werden von den ansässigen Europäern sehr gesucht und erhalten gut bezahlte Stellungen al« Laden- und Burraugehilfen (Bezirksamt, Gericht, Post). Die Ueberzeuguna von dein Werthe der in der deutschen Schule erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten bricht sich bei der schwarzen Bevölkerung immer mehr Bahn nnd trägt der gestalt zur Ueberwindung des arabischen Einflüsse« bei. Auch au« dem Hinterland? von Tanga bat die Sckule zwei Scküler gewonnen, die mit Eifer und Erfolg sich mühen: e« sind dies Verwandte de« Sultan« Kiniassi in Wuga, d»e von seinem Geld« hier unterhalten werden. Da« hat dazu geführt, junge Leut« aus den verschiedensten Ortschaften de« Bezirks auf Staatskosten einige Monate hindurch die Schule in Tanga besuchen zu lassen und auf diese Weise Schreibgehilfen für die OrtSältesten heranzubilden, so daß mit diesen ein unmittel barer schriftlicher verkebr ermöglicht ist; früher mußte immer die Hilfe Anderer in Anspruch genommen werden. Die Einrichtung weiterer Schulen im Binnenlande ist geplant. Schulen und Missionen in unseren Colonien. m. In Ostafrika haben wir an der Mission ein besonderes Interesse, denn dort und zwar am Kilimandscharo ist unsere Leipziger evangelische Mission thätig. Vorläufig ist zwar ihre Absicht, ihr Gebiet über den Ki imandscharo auS- zudebnen, gescheitert, weil ihre beiden Missionare Segebroek und Ovir ermordet wurden, allein e« ist zu hoffen, daß sie den Versuch nicht aufgeben wird. E« ist hier gleich ein- zufügen, daß ausführliche Regierungsberichte über die Thäligkeit der Missionen und Schulen in Ostafrika nicht eingegangen sind, sondern daß im Allgemeinen der günstige Stand der Mission und deS Schulwesens belont wird. Auch in Ostasrika, insbesondere Tanga, kam eS darauf an, eine Heilstätte für erkrankte Missionare zu grünten, und r« erhielten daher die Diakonen Brokermann und Liebusch vom Vorstande deS evangelischen AsrikavereinS den Auftrag, in Süd-Usambara einen geeigneten Platz hierfür zu suchen. Zugleich sollte diese Heilstätte mit einer Sklaven- sreistätte verbunden sein. Ein solches Sanatorium ist nun in der Landschaft Tamota (sechs Stunden von Korogwe) in einer Hvlenlage von 1300 m gefunden worden. Tie Häuser waren Ende Januar vorigen JabreS fertig gestellt, und die Diakonissin Lina Dickmann siedelte mit 17 Kindern von der Missionsstation Kiserawe dahin über. Jetzt nehmen am Schulunterricht 21 Kinder Theil. Leider konnte sich die Diakonissin nicht lange deS schönen KlimaS freuen. Das Malariasieber hatte sie schon zu stark an der Küste ergriffen, sie starb bald. Ihren Posten füllt jetzt die Frau de« Missionars Gerde« au«. Da« Sanatorium ist Ende vorigen Jahre« fertig gestellt worden. In Dar-eS-Salaam wirkt die evangelische Missions gesellschaft in drei Stationen, die evangelische Kirche dürfte bald erstehen, sonst sind zumeist katholische Missionare lbälig. In Tanga wurde im Vorjahre die vierzehnte Station der Mission der Väter de« Heiligen Geistes in Ost- afrika gegründet, in Dar-eS-Salaam wirkt die St.-BenedictuS- mission-gesellschaft, die gleichen Missionare wirken im südlichen «wstengebirt, hier hat die Station Lukule di nach zwei» lahriger Thätigkrit zu Ostern 150 Neger taufen können, 260 » sich auf die Taufe vor, und 800 Personen besuchen Religionsunterricht. Dies« guten Erfolge haben zur Gründung einer neuen Station geführt. Wenn man bedenkt,
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