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02-Abendausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 06.06.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19090606026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1909060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19090606
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1909060602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-06
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DreFnerNeuefteNakhrichten M. tät. A. Au( 100 000 M! Sonnta- v. Juni 1909. 111-eigene» Unabhängige Ttlgeszskktlngi Die einfpatiige colonelgeile kostet iiir Dresden nndsotdeie 25 Pf« für auswdrts sc Hi» fiir das Anstand 0 It. Tadelleniak Ost. Die sweiipaiiigeßeklamäeiieöiitDtesden und Umge ung 1 sit» ftit augw ris l« s. ei wieder« holungen und lazresniniåyen Rabaii nach Laut. chitin gcbühten 20 11. nietaie von answiitisswetden nur gegen Voeauddesadlung aufgenommen. Fu: das Erscheinen an bestimmten Tagen nnd Olähen wird nicht gar-inficirt· Tele phpnifchcslufgade vonJnieraten unsntäiiicp Unite Dteddner nnd auswärtigen Innabnseitellety sowie iiimilicheclnuoncens Expedieionea tin Jni und Ausland nehmen Jnierate In Originale-reifen und itadatten an. Dicke s4fcitiqe»Souutaqsffrübauöqalse uns-fast mit» der lvleitlqen I. Sonntag-Ausgabe zusammen! « Seiten. Roman flehe Seiten 28 und M. Unter« lsaltunasblatt und Fraueuzeitnua Seiten I? unt) IS. Bricfkaften und Bereiuslebeu Seite U. Standes· instit-he Nachrichten Seite 11. Organisation und wirtschaftlicher Kampf. Im Aprilheft des Reichsarbeitsblattes verdsfents licht das sisais Statistische Amt die Hauptergeb uisse der Statistik über Streits und Aus« so er r un ge n im Deutschen Reich im Jahre 1908.; Nach diesen Zahlen wurden im abgelaufenen lahrei im ganzen 1347 Streits beendet, welche insgesamti 4774 Betriebe mit 199871 Arbeitern in Mitleiden schast zogen. Zum völligen Stillstand wurden durch die Streiks 1214 Betriebe gebracht. Beobachtet man die Verteilung der Strcikhäufigkeit auf die einzel nen Branchen, so steht das Baugewerbe an der Spitze, dann folgt die Industrie der Holz· und Schnitzstofsm dann diejenige der Steine und Erden. In weitem Abstand folgt erst die metallverarbeitende Industrie, Industrie der Maschinen, Instrumente und Apparate sowie die Textilindustrie. Verhält nismiißig am geringsten bestreikt ist von den größe ren Industriezweigen die chemische liidustrie und die Papierindustrie gewesen. Das Gegenstiick zu den Streits bilden die A us so e r r u n g e n, von denen imlahre 1908 im ganzen 1117 stattgefunden haben. Hier kamen insgesaint 1758 Betriebe mit 81286 Arbeitern in Betracht. 484 Lietriebe wurden durch die Ausfperrung vollständig itillgelegt Aus die einzelnen Industriezweige ein gehend, stellt sich heraus, das; entsprechend der Mehr zahl der Streits im Baugewerbe in diesem auch die Mehrzahl der Aussperrungen stattgefunden hat. Dann folgen jedoch entgegen der oben angegebenen tiieiheiifolge bei den Streiks die Metallindustrie und an dritter Stelle die Textilindustrie· Verglichen mit den Zahlen des Jahres 1907 be deuten die Zifserii des Jahres 1908 einen erheblichen R ii ckg ang in der Ausdehnung der wirtschaftlichen sisiiiiipfe, und das ist ja auch infolge der sinkenden Konjunktur leicht zu verstehen. In solchen Zeiten, wo durch die in nianchen Industriezweigen stattfin denden Arbeiterentlassungen ohnehin das Angebot aus dem Arbeitsmarkt verringert wird, nnd wo auch den Gewerkschaften durch Unterstützung der Arbeits losen größere fincinzielle Opfer auferlegt werden, ist natürlich die Aussicht aiif erfolgreiche Durchführung eines Streits geringer. Im Jahre 1907 dagegen, das wenigstens in der ersten Hälfte das wirtschaft liche Leben noch auf der Höhe zeigte, ist die doppelte sah! von Streiks und Anssperrungen und die Be teiligung einer beinahe dreifachen Arbeiterzahl zu verzeichnen gewesen. Eine besondere Beachtung verdient in den stati stischen Aufstellungen diejenige Rubrik, welche Tiber den Erfolg der Arbeitsftrcitigkeiten berichtet. Die Statistik teilt die Arbeiisftreitigkeiten in drei Grup pen ein; solche, die einen vollen Erfolg nach. fich zogen, solche Streitigkeiten, die erfolglos für den Angreifenden oerliefen und endlich diejenigen, die zu einem teilweisen Erfolg führen. Es handelt sich ja bekanntlich bei den Streitigkeiten nicht nur um K-ämpfe, die um Erhöhung derLiihne geführt werden, sondern es kommt auch eine Reihe andrer Momente in Betracht, Fragen der Arbeitsoerteilung der Zu gehitrigkeit zu Organisationen und ähnlitheey bei denen sich, sofern der gute Wille vorhanden ist, ein Weg finden läßt, der die beiden sich gegenüberstehen den Parteien wieder vereinigt. Verfolgt man nun diese Rubrik über den Erfolg der Arbeitskämpfe um etwa 10Jahre zurück. so erhält man ein äußerst lehr-I reiches Bild über den Charakter und die Bedeutung der wirtschaftlichen Kämpfe für das gesamte Wirt schaftsleben überhaupt, denn in der heutigenZeit der Organisation mufz natürlich in dem Erfolg oder Nichterfolg eines Streits oder ein-er Aussperrung erkennbar werden die Stärke und Macht der Organi sation der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die sich bei den Kämdfen gegenüberstehen. Auf seiten der Arbeiter ist ja schon längst die Zeit, wo die Arbeiter eines Betriebes» ohne Zusammenhang mit einer Organisation in Streik traten, vorüber. Heute wer den wohl mit wenig Ausnahmen alle Streits von den Gewerkschaften geleitet. Auf seiten der Arbeit« geber ist diese Erscheinung erst viel später zu be· obachten gewesen. Deren Organisation setzte zu einer Zeit ein, als die Gewerkfrhaften schon einen macht vollen Faktor im Wirtschaftsleben darstellten, und noch heute ist die Organisation der Arbeiter anFeinH heit der Durchführung, Disziplin und Schlagfertig keit derjenigen der Arbeitgeber bei weitem über legen. Die Statistik beweist aber, daß aukh die Arbeitgeberorganisation in stetigem Ausbau und rascher Entwicklung begriffen ist, und dafür liefern eben die Ziffern über die Erfolge der wirtschaft· lichen Kämpfe den besten Beweis. Denn während beispielsweise Streits, d. h. also die von den slrbeiq tern begonnenen Kämpfe, im Jahre 1899 noch zu: 25,7 Proz. mit vollem Erfolg endeten, ist diefe Zahl im Jahre 1907 auf 16,4 Proz. gesunken, wohingegen die Zahl der ersolglofen Streits von 41,0 Proz. tm Jahre 1899 auf ZU Proz. im Jahre 1907 kgestiegeic ist. Das Entsprechende ist zu beobachten ei den Rasse-errungen. Jm Jahre 1899 erzielten die Arbeit« geber nur in 26,1 Proz. aller Fälle einen Erfolg, im Jahre 1907 waren es 4b,5 Proz. Erfolglos verliefen im Jahre 1899 txt-s Proz. der Aussperrungein im Jahre 1906 waren es nur 12,1 Proz. und im Jahre 1907 nur 6,1 Proz. aller Angst-errungen, bei denen· »die Arbeitgeber den Rückzug antreten mußten. Für »den Kenner des Wirtschaftslebens ist aus diesen IZahleU die Tatsache zu entnehmen, daß die Arbeit sgeber mehr und mehr dazu übergegangen sind, sieh jauch ihrerseits zu festen Organisationen zusammen zuschließem die sie einmal in die Lage sehen, den organisierten Arbeitern bei Streiks eine geschlosseue Macht gegenüberzustellem anderseits aber auch die Möglichkeit bieten, eventuell drohendenStreikö durih eine Aussperrung zuvorzukomtnen oder aber die von ihnen gestellten Forderungen durch eine Rasse-er rung zu unterftittzeru Bekanntlich sind in der Straffs hcit und Durchführung der Organisation von allen Jnduftriezweigen die Metallindustrie und die Textil- Größte Anflage in Sachsen. Reduktion und Hauptgdfchiiftsftclle Jeedinandftrcde C. Fernsprecherx Redaktlon Nr. IN. ckpetition Ue. Am, Besprxgsjcjz IF. Pächter. Indes-tagen ixtvnctxoilichlsc lpto Quart-Leg l, . c· n , n! un t to i en mona CI sei. pro Oaszktai hss sitt. frei dkntats Mk? der Beilage Eil« tiefste uäettveptesyrszdft länlåf de: Zkilagte »Ja-sue ese e . pro one: me r. Sitte-zu( u- Destfchland und den deutschen cito-ten: Fuss. z Iszäxsstlåsstkiiæixtsi neuen. F Pf. pro Quart. äæ Mk. · u r. a e «. . · · · Z« wisset-Mittagsm- « Lug. A mit .Jllustr. Neues« loncthlsssky pro Quart. QIV Ist. lusps sbmsllttstr. Beile e 1.42 . . , 425 , m« u« www« ps- suqÅpy öschu w. ein» stumm. 10 im. Deutsclkenglische Besuche. Von unserm 0-Mitarbeitcr. London. H« Juni· Bei Gerniania und Btitaiinia ist wieder Visiten seit. An ihren Türen wird fleiszig gekliitgclt nnd ge klopft und die abgegebencii Karten häufen fiel) z« Bergen. Während es engltscheii Provinziabßiirgers uieiftern noch ani Rhein wohl erging, kamen die Ver liner Stadtweisen nach London. Sie kehrten heim mit einer Woche voll schöner Erinnerungen in Herzen und Magen. Ihnen folgt vielleicht schon im nachsten Fug eine Schar englischer Parlametitariey znnieist der Zlrbeiterpartei angehdrend, die in Berlin Eindrücke sammeln ioolleii, iind in den iiachsten Tagen trifft eine zahlreiche Grukpe englischer Geistlicher aus allen Konsessionen ein. lnd so fort. Kein Wortcheis fci gegen den Besuehseiser selbst gesagt. Es ist viel nassen r und gemtitlicheiy als wenn die griisznicichtigeii Nachbarn fiel) über den Gartenzaun ein bißchen dic Wahrheit agen, und es komnit mehr dabei heran-s zu gegenfeitigein Vorteil und Frieden. Aber die»ein«e Frage mag doch erlaubt fein, ob die Vesucherci in ihrer üblich gewordenen Form wirklich deti Nittzeii bringt, den sie bringen könnte. Die Antwort liefert uns die Presse beider Länder in der Kürze, mit der sie allmählich den Verlauf der Besuche abniacht Abmachen muß, weil sich nichts da bei ändert als die Saisongerichte auf»dei·i Soeisekartem Wir kennen nuti sson genau den Weg in die englische gute Stube, ihre usstattnng iind Erinnerungsstticktz skcnnen das Eszziminer und die Vratenredem wissen, daß dann der Garten gezeigt wird, ivo wir dieselben alten Bäume iind Prachtbcete bestauneip wissen, in welcher Laube der Kafsee eingenommen wird uiid dann zurück zumslbschiedssnack vom unendlichen Vergnügen, tiefsten Dank und recht baldigen Wiederschen Geht es in Deutschland viel abweehsliinasreicher her? Wenn die Besuche: einmal Listen ausstellen ivollten von dem, was sie sehen und vor allem von deii Persönlichkeit«- die sie treffen, und man vergliche sie Stand siir Stand, »dann würde man finden, daß die Listen zn neun Zehnteln iibereinstimtnen Darin liegt aber eine große Vergeudung von Zeit nnd Miihen und besonders die Gefahr der Ueberfchiitziing und falschen Anschauung. Sinn und Zweit dieser Besuche ist doch wohl, Land und Leute kennen zu lernen, irrige Auffassungen zu berichtigen und neue Freunde für sein Volk zn wer ben. In ihrer gegenwärtigen Form sind indessen diese Visiten kaum besser als kurze »Gesellschafts reifen« unter streng ossizieller Leitung iind Obhut, und jeder hat beobachtet, das; deren Teilnehmer wie eine dlldrde Scbiifchen einhergetricben werden und ebenso gescheit heimkehren. Es ist ia ganz interessant, einmal den uraltenTowen Feste und Blut gerieht Londons, zu besichtigem aber vom heutigen Englandleriit man mehr, »wenn man dem ersten besten Trupp junger »Freiivilliger« beim Exerziercn zu fchaut und dabei kurz das Wesen der britischen Volks armee erläutert bekommt. Es mag schmeichelm von einer Gräfin in ihrem Pruiikschlosz empfangen iind ab aefiittert zu werden, aber ein Nachmittag in einem eng lischen Biirgerhaus gewährt einen tieferen Blick in das wirkliche Leben der Nation nnd beseitigt inePr irrige Anschauungen. Jch inache niich anheischig, so ch einein deutschen Gast an einem einzigen Tage mehr wichtige und interessante Staats- iind Lebenseinrichg tungen Englands zii zeigen iind ihn mit wertoolleren Kenntnissen zu bereicherm als feine höflichen Wirte ihm in der Faiizen Festwoche geben. Ich rede aus Er fahrung un ich habe von englischen Gästen in Deutsch- indnstrie am weitesten voran nnd dem entspricht es durchaus, daß, wie wir oben schon gesagt haben, in» diesen beiden Zweigen die meisten Erfolge bei den slusfperrungen zu verzeichnen waren. Berhältnismäßig zahlreich und sich ungefähr immer auf gleicher Höhe haltend sind die Fälle, bei denen ein teilweiser Erfolg der Streits oder der Aussperrung zu erzielen war, bei denen also durch gegenseitige Berhandluisen schließlich. eine Verstän digung iiber die Streitfrage erzielt wurde. Beson ders zahlreich sind diese Fälle in den Jahren der steigenden Konjunktur, was wohl daraus zu er klären ist, das; in diesen Zeiten der Jnditstrielle sei nen Lluftraggebern znr Jnnehaltnng der ihm ge stellten Frist verpflichtet ist und infolgedessen an einer möglichst raschen Beilegung der in seinem Be triebe obwaltenden Differenzen Interesse hat. Man sieht aber aus dieser Tatsache auch die Richtlinie, in der sich die wirtschaftlichen Kämpfe in Zukunft be wegen werdem Mehr und mehr werden beide Par teien zu der Ueberzeugung kommen, daß fortgesetzter Kriegszustand und fortgesetzte Beunruhigung ihnen selbst am meisten schadet, wie ja auch das gesamte wirtschaftliche Leben durch diese Kämpfe eine erheb liche Beeinträchtigung erleidet. Die einzige Mög lichkeit, den gewissermaßen dauernden Kriegszustand zu beseitigen, kann nur darin gegeben sein, daß die kriegsührenden Parteien sich über die Differenzen durch Verhandlungen verständigen. Je mächtiger hierbei die einander gegenüberstehenden Organisa tionen sind, desto glatter wird der Ausgleich vor sich gehen, desto weniger wird dieGefahr vorhanden sein, daß einer der beiden Teile zugunsten des andern sich unterwerfen muß. Gänzlich wird man die Kämpfe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wohl niemals aus der Welt fchaffen können, denn es werden immer - felbst wenn wie inEngland die Be tonung der Klassengegensätze von den wirtschaftlichen Kämpfen zum Teil ausgeschaltet werden - Differen zen übrig bleiben, die schließlich einmal zum Kampfe fithren müssen. Es ist bei diesen wirtschaftlichen Kämpfen ganz ähnlich wie im gegenseitigen Verhal »ten der Völker. Auch hier ist der Gedanke des ewigen Friedens eine Utopie, und wenn es gelingt, Ausbrüche der Volcksleidenschaft aus Jahrzehnte hin saus zu dämpfen und Kriege hintan zu halten, so ist jdas eben nur möglich auf dem Boden der Riiftungen durchslufrechterhaltung des sogenannten bewaffneten Friedens. Es müssen beide Teile im Gefühle ihrer Verantwortlichkeit Bedenken tragen, es bis zum äußersten kommen zu lassen. Aber es wird Momente geben, wo auch diese Bedenken überwunden sind. So wird es auch bei den wirtschaftlichen Kämpfen zwar dahin kommen, daß der Kleinkrieg und das Los schlagen bei verhältnismäßig geringen Ilnlässen aus hören, daß aber - wenn es einmal zum Kampfe kommt —— dann wegen derStärke der einander gegen· überstehenden Organisationen derKampf um so hart näckiger, langwieriger und erbitterter wird, wie man dies in England, dem Lande der ältesten und am meisten durchgebildeten wirtschaftlichen Organisatio nen schon heute beobachten kann. Rund um den Kreuzturtw Die Familie Müller wollte am Sonntag eine Landpartie»machett. In der Nacht vorher hatte der Pater famihas ein-en schrecklichen Traum. Als er nntsauit der teuren Gattin und gefolgt von den vie Sprößlingcti dieses glücklichen Ehebundes nach heifzer Wanderung über die staubige Landstraße sich dem Walde nahte, um in dem kühlen Schatten sich von der Iserkeltaae Last und Miiheti zu erholen, fand er am Eingange zum Paradiese eine ganz frische War-nun«- tafel drohend aufgerichtet. Das war Herrn Müller. einem Mufterstaatb biirgen von dem auch das schärfste Auge nicht in irgendwelchen Polizeiatten irgend etwas «Naebtei-, Wes« hätte entdeeben können, nun zwar an sieh nichts Uscberrasthendeä Im Gegenteil! Er wußte wohl« »daß in einem geordneten Staatswesen von zehn Dingen, die ein Mensch vielleicht gern Alte, min destens neun verboten sind. Er wunderte sieh nur bisweilen ganz imsstillem wie sehr die Menschen sich doch zum Schlimmen verändert haben mußten seit jenen K»indheitstagen, als Moses das gelobte Land von ferne sah. Denn damals reichten zwei Tafeln und zehn Gebote aus, um gut und bdse voneinander izn scheiden, heute aber waren viele hunderttausend Paragraphen nötig nnd zahllose Folianten wie ein Elefant so dick, um all die Sünder auf dem rechten HWege zu erhalten. Herr Müller also packte schleunigft seinen liinasten beim Sehlafittchetn der ahnunadlos wie Moses einst dem feurigen Busch« einemhaselnußftrauth jenseits Zdes Strafzengrabens zu nahe gekommen war. Dann— skomniandierte er lMüllerwar im Militärverhiilmiö zunterofftzier der Landwehrit Einks um! via-tschi« um keinen andern Eingang in das Paradies zu when. EDoch siehe da! Als die Familienkarawane den näch- Esten in den Wald bineinführettden Wen erreicht hatte-l Hda standen dort gleich einem Cherub mit gestickte-It« «Schwert gleich drei Warnunabtafeln aufuerichiset und :riefen Herrn Müller und den Seinen das Donner usort »Verbote«« hu. Unglücklicherweisc hatte Herr Müller seinen Klem mer zu Hause gelassen nnd konnte somit nicht einmal. entkxifferty was hier alles verboten war. Jhm blieb nichts andres übrig, als seiner Erdentage Last auf der rLatcdstraße dahinzufebleppen Je weiter et: aber mit »den Seinen kam, desto zahlreiche«- wurden die War« jnungdtafeln Sie standen zu beiden Seiiendeö Weges sfein auxgerithtw wie das· Spalte: eines» Krieger- Vereins, und fZfiEslich säh Heu« Müller den Wald vor Schilhern überhaupt nichk weht. · ·· · · ·· ·· . Das war selbst siir sein saägtsniitiges Gemüt sit-l viel. Herrn Müller packte der ut der Verzweiflung. Und als zum Unglück obendrein noch ein Forstbeaniter xdes Weges kam, der sieh mit freundlichem Interesse nach Fder Herknnst einer Haselgerte erkundigen wollte. die Miillerö Jüngste: sich hinter des Vaters Rücken ab geschnitten hatte, da geschah etwas ganz unerhörtes. Her: Müller, dieses Micster eine-s Staatsbiirgers ver· gaß seine vierzigiährige gute Erziehung gänzlich und agte dem psliehttrecien Beamten Dinge, von denen sedes Wort mindestens siins Mark kostete. Gliicklichcrweise erwachte Herr— Mülley als er die erstenhnndert Mark voll hatte, von einem gewaltigen Stoß, den ihm der ergrimmte Forstbeankte gab. Als er sich aber ausrichtete nnd die Augen rieb, da sah er, das; er dem Beamten bitter unrecht getan hatte. Denn den Stoß hatte ihm in Wirklichkeit nicht dieser, sondern die Gattin versehn weil ·er im , Traume so laut gesprochen hatte. Und die ganze« Geschichte war überhaupt nsnr ein Traum gewesen. Wie. aber konnte es geschehen, dasz ein durch und durch loyaler StaatDbtirger, wie Herr Müller ist, so ungeheuerltehe Dinge träumte? Sehr einfach! Der gewissenhaste Jatnilienvater hatte »am Abend vor dein geplanten Au singe das neue sachsische Forst- und Feldstrasgesets dnrkhgelesem das seit otet Wochen in grast gelirsstjeätä ist, und diese Lektiire hatt-e ihm den rann: e Denn in Wahrheit ist die Sache niiht nur ein »Traum, sie ist vielmehr recht siihlhare Wirklichkeit. Das neue Gesteh hat in weiten Kreisen der Bevölke rung eine tiefgehende Beunruhigung hervorgerufene, nein Gefühl, das in zahlreichen an un re Reduktion ge iriehteten Zuichriiten sum Ausdruck stimmt. i Jst diese Beunruhigung berechtigt oder ist sie über« itriebenk Jst sie vielleicht nur dein ganz allgemeinen; iMißttaiien entsprungen« das die unleugdare Ueber-« lwucherung unsres Lebend mit Geseeem Vorschriften« nnd Verboten itn Volke leider gegen die Gesehgehungss ardeij iiderhauvtjjervzzrgernseu hat? · . « Die Frage tst tvlxctkg genas, um auch in diesem! Rahmen einmal erörtert zu wer en. Betrisst sie doch; jeden der Tausende und Abertnit(ende, die allsonntäqq lich siedet freien Natur ihre Erholung suchen. » Daß die Beunruhigung an sitb sum nnndeften nicht arundlvh is» das. echt Zu, C. MS. fvlsendet·-sttschtift« eines angesehener! Juristen und Naturfrennbeg hervor, die ich hier wiedergebe, weil sie zeigt, was der Jurist, den: doch schließt-ich die praktische Anwendung Zeö Gesetzes an die Hand gegeben ist, daraus ableiten ann. Die Zuichrift lautet: ; · Nehmen ·wir an, es geht der Rentier Müller init ferner Familie spazieren. Sie geben iiber einen Rain an dem Erdbeereii wachsen. Herr Mitller pflückt eine Grdbeere und ißt sie. Dann bat er einen Felddiebs stahl begangen, auch wenn der Rain zu einem öffent licben Wege gehört. Ein Diebstahl war es auch. wenn die Beet-n Heideldeeren waren und im Straßen graben wuchsen. Ich glaube wenigstens, daß der Ge setzgeber die Grdbeeren und dergleichen unter die Früchte zciblt genau wissen kann man das aller dings nicht. Vielleicht bat auch Herr Müller seiner Erim als galanter Ebegatie ein paar davon gegeben. ann bat lich ieine Frau der Dehlerei iehuldia ge macYi Ißt Frau Müller solche Beeren häufiger, die ihr ann auf diesem Wege erworben hat, io daß man von einer Gewohnheit der Eheäsaiten sprechen dann. solche Beeren zu eilen, dann wir Frau Müller wegen gestkoldfttibeitsmäßiger Heblerei ioaar mit Geiiinanis ra . Da kommen die Gheaatten immer noch besser weg, wenn der Weg. auf dem sie gestohlen haben, kein dfientiieher Weg war, denn dann musz der Eigentümer erst ausdrücklich dad Stehlen bei ihm iekdoten haben. Aber aiud dann kommen ste noch ftei, wenn sie von dem Verbot iinversihuldet nichts Fewudt baden. Das ilt aber wieder eine neue Er ehweruna des Spazieren-sehend: Wenn man iedt in den Wald geht. mnsi man lich erkitndiaem wem der Wald aehdrt und ob vielleieht im Blatt qeidanden hat. das das Psliicken von Blumen und Sammeln von deidelheeren oder Pilzen hier verboten sei. Denn so vielsiiismerksamkeit wird wahrieheinlieh der Richter vom Publikum verlanam Vielleicht macht er einen Unterschied. ob man nahe an dem Walde wohnt oder qiveniqer nahe. Wohnt man näher dem Walde, dann muß man sieh mehr um den Wald kümmern. als wenn man entfernte: wohnt und nur hier und da einmal! and Dresden hinsdhrt Ader wie viele Leute in» Dresden wissen, das dad Waldrevier K. Biahetreten verboten ist, die andern angrenzenden ldveviere aber ni i? Vielleicht irre iid miib auch iiher dieten Punkt. «. lese auch nicht reqelmäsMie Bekannt machnnaen der Fvtstverivaltiinpctn « der Wald· eiaenttimer ein vostbtiaer Mann« dann wird er at! alle-Eingänge des: lite- in den ttdon Oorhandenen PITECEM Uvch tin neues lesen. wodurch er das VlUMkUpflückeU, das Lesen der Eicheln und Buch: SckSM UND MS Piliiesuchen und dergleichen verbietet. Dann wird Herr Müller noch weniger mit seiner Audflutdt Gebot. finden, er habe von dem Verbote nichts gewußt. Bei einein andern Forftfpazieraange wird viel leicht der Sohn des Herrn Müller: Pilze suchen, und wenn er das lange genug getan bat, wird die aanze Familie· wegen gewohnheitsmäßig« Hehlerei ins Gefangnis kommen, weil sie die Pilze ißt. Aber autd Leute können bestraft-werden, die weder eine Blume pfliicken noch einen Grashalm, dtim Bei: Mel, wenn sie durch eine Schonung geben. letzt braucht nicht einmal mehr anaefchrieben zu fein, das; eine Schonung vorhanden ist. wenn dad anderweit offensichtlich kennbar ist. Zu einem ganz besonders aefälirlichen Julien ment, aestlbrlich fiir den Besitzer, bat fich die Betaut fiertrommel entwickelt. Ver aus einem Felde mit einem Geräte, das zum Sammeln von Felder-zeug fniffen nach seiner Beschaffenheit bestimmt ist. be ittvffen wird, ohne einen erlaubten Zweck nachweisen szu können, wird bestraft. Ich glaube. der Zweck einer Botanisiertrommel ist im Sinne des Gefedes immer bin unerlaubh Vor allem aber. wie foll man die Unschuld der Botanisiertrommel nachweisen? Kann man daö nicht, wird die Botanisiertroninicl ein-ic- Eogem aueb wenn sie einem aar nicdt gehört. Der räger kann aber Hast bis du 2 Wochen bekommen. Pest-packt wird auch, wer unbesugt eine Hütte oder ein ädnli es Bauwerk auf einem Grundstücke erk richtet. Gliicklicberweise trifft die Strafdrobuna bei Kindern unter 12 Jahren nicht zu. Kinder aber, die älter find. können seht in Hast aenommen werden, wenn sie eine Indianerdiitte im Walde bauen. Man möchte ficb wirtlich fragen, ob man da nicht besser tut» die Kinder aar nitdt mit in den Wald zu nehmen. Gleiche Strafen kdnnen ausgeworfen werden, wenn die Jungen mit Steinen in die Baume werfen, weil vielleicht derliinafte die Mühe dorthin aeworfen bat und sie biinaen geblieben ist. Ilber es ift nitdt nur die Jugend, die bestraft wird. Gleiche Strafen treffen die Erwachsenen« wenn sie sum Veioiel die Wildaatter nnd deraleiiben offen sieben la en. Ctra ist ausb- wer Steine ans den Wen wirft oder wer einen Itnieiienbaufen zerfiretn oder oerndrt Solch ein Frevler sann 4 Wochen haft bekommen. Das find alles fehl! barie Bestimmungen, die man kennen. stand. tun nitdt durch folibed Tun. was seitde-
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