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Dresdner Journal : 16.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185902162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-16
- Monat1859-02
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- Dresdner Journal : 16.02.1859
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Im tritt koM unö Ktewpelru- »eki»x binrn. ILbeliel.: 511.1« Egr- I '/ijLltrl - 1 1 »ton»tii-k in vroSa»; 15 I >'in»«Io« btummera: 1 kkxr. - Zlnferatrnpreist: klir Sen R»nm einer ^«»paltenen ^«ile: 1 ^.ssr. I'oter ,,b:inx«»»n<lr" <ii« 2«il«: 2 bl^r. Lrschrllltn ILxliek, mit ^n^nntim« See Sonn- nnS I'eiert»xe, -pkeoS» für Sen folxenSea 1'»x. Dres-nkrZNirnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Hitsrratrminrahmr auswsrt,: -H l-etpalss: r». ktixirvirurri», See ItreiSnsr ckonen»!»; eI>enSU»ell»t: It. ItCuxin; Xtton»: <ß Voai.in: LeeUn: 6»c>eir,',cl>« Nnckti-, tiirrxrr»» » Itueei-n: Seemen l«. Srni oi-rn; 5rnnLtart U.il.: SL>- nnx'erlin ItnckknnSI.; Snnnoeer: Ito- eenu; Lain: ^ooe.e ttxixinrn; k»rt>: e. I^övxlii-Nl.» (28, eno See bvn, sutnne); kr»x: k». Lnni.ic«', IjuelilinnSInnj«. Cserausgebrr: ltönlxl. ürpoüition Se, NevsSnee ^ouennl», Dreien, -Inrien-teneee Xe. 7. Nichtamtlicher Theit. Uekerficht. rrlegraphische Rachrichtru. Zsitauqsschau. (Wien» Ztg. — Ost-Deutsch, Post. Preußische Ztg.) Tastklgeschlchte. Dresden: Erequien. — Wien: Die angeblichen Verhaftungen in Mailand und Ve nedig. Berichtigung. — Prag: Eisenbahnangelegen heiten. Landwirthschaftliche Jndustrieenquete. — Von der öftere. Grenze: Protestantische Kirche zu Hallstadt. — Berlin: Vom Landtage. Hoftrauer. Militärische«. — Paderborn: Der Bischof nach Rom. — Hannover: Neuer Mintsterresidenl für Hamburg. Zur Pferdeau-fuhr. — Weimar: Vom Landtag,. — Itzehoe: Von dsr Ständeversammlung. Part«: Tagesbericht. — Straßburg: Stimmung. — Turin: Da« Rundschreiben de« Grafen Eavour- — London: Lord Clyde. Stand der indischen Schuld. Vom Hofe. Zur Stellung de- Ministeri um«.— Kanton: Christenverfolgungen. Eruruumtgen, Versetzungen rc. im offen«. Dienste. Dretdner Nachrichten. (Gendarmeriedeputation beim Minister v. Friesen. Vorlesung in der polytechni schen Schule. Feuerlärm.) Proviazialaachrichten. (Kamenz.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. vermischtes. Statistik u. LolkSwirthschaft. Inserate. TageSkaleuder. Börseunachrichteu. Telegraphische Nachrichten. London, Moutag, L4. Februar, NachtS. In der heutigen Sitzung de- Unterhauses hat der Schatzkanzler DiSraeli die Einbringung einer Ne- formbist für den 28. d M. zugrstzgt. Der Mi- nister für Indien, Lord Stanley, beantragte die Contrahiruna einer Anleihe von 7 Mill. Psv. St. (jedenfalls für die oftindische Compagnie) jedoch ohne StaatSbürgschaft. In» Oberbanse erklärt« Lord Malmesbury, als Minister deS Auswärtigen, er hoffe den besten Er folg von Englands, Frankreichs und Nordameri kas gemeinsamem Auftreten gegen den Sklaven handel, vorausgesetzt, daß der Weltfriede keine Störung erleide. Die Fortdauer deS letzter« glaubt rr jedoch nach den von Frankreich erhaltenen Ver sicherungen nicht bezweifeln zu dürfen, indem »er daran erinnert, daß der Kaiser Napoleon sein Wort jederzeit aufs Gewissenhafteste gehalten habe. Dresden, 15. Februar. Di, offirielle „Wiener Zeitung" spricht sich jetzt kbenfall« über dir heutige Lage der Dinge au«. Ohne den kiefern Grund ihrer Entstehung, den man auf dem Gebiete der Principien zu suchen habe, zu berühren, hebt dieselbe hervor, daß die Zeichen, mit denen sich die gegen wärtige Situation schon vor Jahren bereit« angekündigt, mit dem Anfänge de« vorigen Jahre« in immer bestimm terer Art und so sich wiederholt hätten, daß sie (die „Wien. Ztg.") „seit lange darauf gefaßt gewesen, Nach richten zu erhalten, wie die waren, welche wir über den Vorfall am I. Januar d. I. zu Pari« erhielten." Nach dem da« amtliche Wiener Blatt sodann auf den unbe friedigenden Eindruck hingewiesen, welchen die kaiserliche Thronrede vom 7. Februar hervorgebracht, und dargethan hat, daß noch jetzt dieselbe Unsicherheit in der allgemei nen Auffassung der Lage bestehe, versucht Dasselbe sich »ine genauere Rechenschaft über diese Lage zu geben und spricht sich in dieser Beziehung folgendermaßen au«: ,,Al« Prinz Loui« Napoleon Bonaparte, der Präsident der französischen Republik, zu Bordeaux sagt«: „I.'empire c'«t I» psir", da dachte wohl die ganze Welt, diese Worte sollten nicht« Andere« bedeuten, al« daß die Wiederein führung der kaiserlichen Würde in Frankreich die anarchi schen Bewegungen in diesrm Lande selbst beenden und für seine internationalen Beziehungen die Herrschaft de« geschriebenen Recht«, die Heilighaltung der bestehenden Verträge inaugurirrn werde. Irrte dir Welt? Hären wir nochmal« die Erklärung, welche der Kaiser Napo leon selbst in seiner letzten Thronrede jener Versicherung de« Prinzen Loui« Napoleon gab: „Ich wollte damit sa gen, daß, wenn der Erbe de« Kaiser« den Thron wieder besteigen würde, er ein System de« Frieden« einzusetzen denke, da« nur gestört werden könnte, wenn e« der Ver- theidigung der großen nationalen Interessen gelten sollte." Wir glauben, die Absicht dieser Erklärung liegt klar zu Tage. Sie sollte gewissermaßen die Art und Weise be richtigen, in welcher die Welt die Worte von Bordeaux zuerst aufgefaßt hatte, und e« bleiben un« also, um in der Lage klar zu sehen, nur noch zwei Fragen übrig: „Worin besteht da« neue System de« Frieden«, und durch welche Mittel soll e« eingesetzt werden? Vor ausgesetzt, daß diese« System wirklich schon al« rin fer tige« vor dem geistigen Auge selne« Urheber« au-grbrei« tet liegt, verzichten wir natürlich darauf, e« auf dem Wege der Vermuthungen und der Wahrscheinlichkei ten in allen seinen Theilen zu erforschen. Für zwei sehr wichtige und in hohem Grade interessante Punkt« haben wir ganz positive Auskünfte. Wir meinen dir italienische und die Balkan-Halbinsel. Wa« jene an belangt, so belehrt un« die Flugschrift de« Hrn. de la Guer- ronniere, wa« diese betrifft, die letzte Thronrede de« Kai ser« Napoleon selbst wieder, an der Stelle, wo von den Meinungsverschiedenheiten dir Rede ist, welche sich zwi schen dem Cabinete von Pari« und der österreichischen Regierung über die großen europäischen Fragen geltend machten. Hiermit aber, dächten wir, hätten wir wenig sten« für den Augenblick eine genügende Antwort auf die Frage, worin da« „neue System de« Frieden«" bestände, da« „der Erbe de« Kaiser« einzusetzen gesonnen ist." Nicht weviger bestimmt vermag man die zweite Frage zu beantworten: durch welche Mittel da« neue System de« Frieden« eingeführt werden soll? Wir finden die Antwort ebenfall« wieder in der Thronrede vom 7. Fe bruar und in ver Ansprache, welche der Präsident de« gesetzgebenden Körper«, Graf Morny, in der ersten Sitz ung dieser Versammlung hielt. „Ich bleibe unerschüt terlich in der Verfolgung meine« Ziele«, doch hoffe ich, daß der Friede nicht werde gestört werden", sagte der Kaiser. Deutlicher noch stellt Graf Morny da« aut-aut. „Schließen wir un<", sagte rr, „immer inniger an den Thron! Unser entschlossener Beistand wird dem Kaiser beim Unterhandeln größere Autorität verleihen, sowie er ihm nöthigenfall« auch größere Siegelkraft geben wird." Man sieht, in dem Geiste de« Grafen Morny handelt eS sich nur darum, daß da« System seine« Herrn von allen andern Staaten angenommen werde. Ist die Annahme nicht willig, so wird sie eine erzwungene sein. Deut licher konnte der Präsident de« gesetzgebenden Körper wohl nicht sprechen, denn wer hätte noch verlangen wol len, daß er für den zweiten Fall, für die erzwungene Annahme, auch den Punkt bezeichne, wo der caeue belli, die nilhige „ Charles-George«"-.Angelegenheit sich ereig nen werde? Auf sein sut-aut, glauben wir, giedt.e« für Oesterreich nur eine Antwort. Wie jeder andere Staat, hat auch Oesterreich da« Recht seine« Dasein«, seine« unvrrstümmelten Dasein«. Wie jeder andere Staat, hat auch Oesterreich da« Interesse seiner Ehre, seine« legiti men Einflüsse«. Sein Dasein und seinen Einfluß wird e« zu schützen wissen. Seine Ehre sucht e« in der Er füllung seiner Pflichten gegen sich selbst und gegen die Uebrigen, in der Wahrung seiner Unabhängigkeit und seiner Würde, in der Bertheidigung seiner eigenen Rechte und in der Achtung vor dem Rechte der Andern, in der Treue am gegebenen Worte. Sein System de« Frie den« ist dir Heilighaltung der Verträge." Die „Ost-Deutsche Post" meint, die nächste Zeit scheine gegen den Krieg assecuritt zu sein. Sie jage aber mit Vorbedacht die nächste, weil der Friede nun einmal einem Lungenkranken gleiche, der früher oder später dem Uebel erliege. Die „Krankenbulletint", die '-eht in den verschiedenen Blättern enthalten seien, lau teten indessen alle tröstlicher, al« zum Beginne der vo rigen Woche. Dir Rüstungen gingen zwar in Frankreich ihren ununterbrochenen Weg, die Arsenale von Metz und Lyon schickten jeden Tag ungeheure Quantitäten von Munition und Kriegsmaterial nach Marseille und Tou lon, Herr v. Cavour habe eine Circularnote an die Cabinete erlassen (s. dieselbe unter Turin), worin rr Piemont al« ein von Oesterreich verfolgte« Land darstelle, welche« sich endlich zur Wehr setzen müsse. Indessen habe der edle Graf dir 50 Millionen, die er zur Deckung de« Deficit« bedurft, nun votirt erhalten und könne wieder eine Zeit lang „auSfchnauben." Wa« die fran zösischen Rüstungen betreffe, so gehörten sie zu jenen Mitteln, von welchen Graf Morny in seiner Rede gesagt habe: „daß sie dem Kaiser mehr Autorität bei den Un terhandlungen verleihen." Aber e« werde unterhandelt nicht blo« zwischen. Frankreich und Oesterreich, sondern ^auch zwischen England und diesen beiden Staaten. Die '/Frag,: auf welchen Grundlagen diese Verhandlungen geführt werden? sei nicht leicht zu beantworten, sicherlich aber geschehe die« nicht auf den Grundlagen der Broschüre Le« Herrn de la Guerronniöre. Auch die ministerielle „Preußisch« Zeitung" bricht heute ihr Schweigen über die Befürchtungen, den Frieden de« Weltlheil« gestört zu sehen, welche seil dem Beginn de« neuen Jahre« die öffentliche Meinung Europa« erfüllen. Seit kurzem jedoch sei hierin eine sichtliche Besserung eingetreten durch die Aufklärungen, welche die britische wie die französische Thronrede über die leitenden Grundsätze der Regierungen beider Nationen sowohl, al« über den Stand der Dinge gegeben haben. Nachdem diese beiden Thronreden einer nähern Beleuch tung unterworfen worden sind, heißt e« : „Der Wunsch, dir englische Allianz erhalten und befestigt zu sehen, und die« in einem Augenblicke, da die Königin von Großbri tannien feierlich die Achtung vor den Verträgen al- den leitenden Grundsatz ihrer Politik soeben verkündet hat, ist eine unbestreitbare Garantie dafür, daß sich auch die Regierung Frankreich« auf diesen Boden stellt, der die unabweiSliche Grundlage für die Allianz de« Kaiserreichs mit England bildet. Wer etwa noch gewünscht haben möchte, in der französischen Thronrede, wie in der briti schen geschehen, die Verträge ausdrücklich erwähnt zu se hen, wird in der Wahrnehmung, daß der Nachdruck, welcher auf die englische Allianz darin gelegt wird, die Achtung der Verträge selbstverständlich in sich schließt, diese Lücke ausgefüllt finden. E« liegen bereits genü gende Anzeichen dafür vor, daß man in Wien die Rede deS Kaisers Napoleon im Sinne des Friedens deute, daß die k. k. österreichische Regierung geneigt sei, mit Frank reich wegen Aufhörung der militärischen Occupation Mit- lelilaliens in Unterhandlung zu treten, und daß sie ihrer seits die Einstellung der französischen Rüstungen hoffe. Diese entgegenkommenden Absichten Oesterreich« müssen als eine in hohem Grade günstige Aussicht für die fried liche Lösung aller vorhandenen Schwierigkeiten mit Freu den begrüßt werden." Es sei gewiß keine leichte Auf gabe, die Mittel zur Beseitigung der militärischen Occu patio» Mittel-Italiens aufzufinden und inS Werk zu setzen. Aber eS sei eine keineswegs unlösbare Auf gabe. Diese Occupation sei zwar nicht im Widerspruche mit den Verträgen; jedoch sei sie nicht durch dieVerträge ge boten. Die Frage ihrer Beseitigung liege gewissermaßen außerhalb derselben. Und unstreitig könne dir endlos, Verlängkrung d,r jttzigen Situation Mitt,l-Jtaliens für k,in, Macht, auch nicht für O,strrr,ich, wünsch,nSwerth sein Eine Regulirung der dortigen Auständ,, welche die Regierungen diese« Thrtl« der Halbinsel in den Stand setze, ohne fremde Beihilfe di, öffentlich« Ordnung in ihren Territorien zu behaupten, entsprech, dem wohlver standenen Interesse aller Betheiligten. „Wenn von allen Seiten mit Aufrichtigkeit auf diese« Ziel hingearbeitet wird — sagt die ,,Pr. Ztg." — so zweifeln wir nicht an seiner Erreichung Gewiß — dafür erblicken wir eine Bürgschaft in der Thronrede de« Kaiser« Napoleon — wird da« Entgegenkommen Oesterreich« in Pari« in einem entsprechenden Sinne gewürdigt werden. Andererseits werden ohne Zweifel dir Regierungen Preußen« und Eng land« in den Bemühungen beharren, die sie bereit« nach beiden Seiten hin für dir Beilegung vorhandener Miß stimmungen und die Lösung der obschwebenden Differenzen aufqeboten haben, indem sie e« sich dabei zur Aufgabe stellen, auf die Hebung gerechter Beschwerden innerhalb der Schranken der Verträge hinzuwirken. Auch darf man sich mit Hinblick auf die gerechte und friedliche Gesin nung, von welcher der erhabene Monarch, der die Ge schickt Rußland« leitet, schon so viele und glänzende Be weise geliefert har, wohl der Hoffnung hingeben, daß da« Cabinet »on St. Petersburg den Schritten Preußen« und England« seine Unterstützung nicht vorenthalten werde. Mag man denn mit Vertrauen von dem aufrichtigen Willen und der ernsten Thätigkeit der großen Mächte die Erhaltung jener unschätzbaren Güter de« Frieden« er warten, deren Segen von den Völkern dann am meisten empfunden wird, n-enn die Befürchtung sich erhebt, sie mit den unsäglichen Drangsalen, dem Elend und der Zer rüttung vertauschen zu müssen, die ein allgemeiner Krieg in seinem unvermeidlichen Gefolge hat." Tagesgeschichte. Dresden, 15. Februar. Heute Vormittag II Uhr fanden in der hiesigen katholischen Hofkirche die feierlichen Ere guten für Ihre k. k. Hoheit die in Grtt ruhende Erbgroßherzogin Anna von ToScana, Herzogin zu Sachsen, statt, und wurden solche von dem Hrn. Bischof Forwerk unter Assistenz von sieben Geistlichen celebrirt. Auf dem mit dem herzoglichen Mantel bekleideten und mit großen silbernen Candelabern umgebenen, vor dem Hochaltar aus gestellten Katafalk befanden sich Crucifir und Krone. Auf dem schwarzbehangenen Hochaltar und an den Em poren erblickte man den Namenszug der hochseligen Prin zessin neben sächsischen und toScanischen Wappen. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften wohnten in tiefer Trauer der so schmerzlichen Feier bei. Auf den Tribunen befanden sich die am hiesigen k. Hofe accrrditirten Herren Gesandten, die Herren Staatsminister, sowie sehr viele andere hochgestellte Civil- und Militärpersonen, und der überhaupt ungemein zahlreich besuchte Trauergottesdienst wareinneüer Beweis der allgemeinen,innigen Theilnahmr, welche sich in allen Schichten der Bevölkerung kund giebl. Da« hierbei ausqeführte feierliche „Requiem" war von unserm Hofkapellmeistec Reissiger. Wien, 12. Februar. Die „Wien. Ztg." schreibt: Gegen da« Gerücht und die Nachrichten von zahlrei chen Verhaftungen in Mailand und Venedig ist na mentlich die „Triester Ztg." wiederholt mit entschiedenen — auch von un« berührten — Aufklärungen aufgetre ten. „Pays" kommt, unbeirrt durch den Widerspruch, darauf zurück. In einer Correspondenz au« Mailand spricht cs von den zahlreichen Verhaftungen dort und in Venedig, wie von einer unzweifelhaften Thatsache und fügt hinzu, daß.die Verhafteten zum großen Theile zu der bessern Klasse der Bevölkerung gehörten. Das Pa- Robert Burns. (Schluß au« Rr.»7.) De« Dichter« vereinsamte« Herz fand an Jean Armour, einem Mädchen au« Mauchline, Trost und Ersatz, aber die Hindernisse ihre« harten Dater« gegen den Kalvinisten und unnützen Versmacher waren unüberwindlich. In verzweif- lungSvoller Lage beschloß Burn«, jenseil« de« Ocean« sein in der alten Welt ohne Rettung gescheiterte« Leben von Neuem zu beginnen und, wenn er eine Hütte gezimmert, Weib und Kind'an seinen Herd zu rufen. Ein Freund wollte ihn auf einer Plantage in Jamaika placiren: Barn«, der Dichter, der alle« Erschaffene mit wärmster Liebe umfaßte, sollte „Sclavenaufsehrr" werden. Auf da« Dringen seiner Verehrer, um sich Mittel zur Ueberfahrt zu verschaffen und dem heißgelieblrn Baterlande ein Andenken an eine, seiner unglücklichsten Söhne zu hinterlassen, gab er vorher noch im Juli 1786 seine Gedichte herau». Schon hatte rr sich al« Ratrose verdungen, schon von seiner Jean Abschied ge nommen, al« sich ihm plötzlich ein freundlichere« Ziel zeigte. Der Ruhm rief. In die damal« so langweilige poesielose Atmosphäre England«, in die allgemeine Nüchternheit der Gemächer und Verhältnisse drangen jene markigen Natur, laute voll gesunder, blühender Begeisterung, jene Liebeslieder, welche die Lady im Salon wie die Magd beim Heumachen mit gleichem Eindruck überwältigen: sie beschworen einen Sturm von Aufsehen und Aufregung. Man verlangte eine zweite Auflage der Gedichte und lud ihn nach Edinburgh rin. Seine ersten Gänge waren zum Grabe de« Dichter« Ferguson, dessen Hügel rr knlrend küßte, und in da« Hau«, wo Alban Ramsah gewohnt, dessen Schwellt er mit ehr furchtsvoll entblößtem Haupte betrat; bescheiden nannte er diese beiden ungemein beliebten schottischen Bolksdichter seine Vorbilder, obwohl er sie weit überflügelte. Es beginnt nun eine Episode, die sich in Burns' übriger Geschichte ausnimm«, wie ein Purpurfetzen auf eine« Brttlrrmantel: eben so glänzend inmitten de« übrigen Jammer« auch gleich unnütz, denn es ist behaglicher und zuträglicher, sein ganze- Leben hindurch einen schlichten warmen Rock zu tragen, alS einmal seine löcherigen Lumpen mit einem kostbaren Lappen geflickt zu haben. Der poetische geniale Bauer wurde der Mann deS Tage-, er kam in den Kreisen der Großen und Reichen in die Mode: da- ist der bezeichnende ungeschminkte AuSvruck für Da», wa» ihm widerfuhr. Mit ruhiger sicherer Haltung durchschreitet die hohe, von niedriger Beschäftigung etwa- nach vorn gebeugte Gestalt die schimmernden Prunkgemächer^ al- wandle sie auf dem heimathlichen Acker umher; die scharf auSgearbeiteten, männlich schönen und ernsten Züge tragen den Stempel eine- Adel», älter alS der ihn umringend«, und da- große leuchtende Auge schreckt mit seinem ruhigen Blicke die Unverschämtheit der Herablassung zurück. Doch dir Treib. Hau-Hitze des Enthusiasmus kühlte sich bald ab, man Hane sich an ihm gesättigt und im Uebrigen Nichts für ihn gethan'. Begeisterung für Dichtung schließt ja die Vernachlässigung de- Dichter» nicht au». Dieser Umschlag der Stimmung setzte Burns weder in Erstaunen, noch kränkte oder drückte rr ibn; sein Herz begehrte nach anderer Ehre und hiherm Ruhme. Erkennend, daß da- Brod, dessen er so bedürftig, auf diesem Boden nicht wuchs, ging er hin, den wieder zu be bauen, dem er eS bisher bissenweise abgerungen. Rach vor- theilhafter Abrechnung mit dem Buchhändler eilte rr zum Pfluge, an den er festqeschmiedet schien. In der Heimath über nahm er eine kleine Pachtung und fand auch die Hausfrau in seiner lange und treu geliebten Jean, deren Vater sie dem standhaften, unterdeß zu so hohem Ansehen und Ruhm ge stiegenen Bewerber nicht länger verweigerte. Aber dem Dich- ter glückten dir materiellen Interessen de- Oekonomen nicht, er mußte sich aus Sorge für Frau und Kinder zu dem schweren Schritte entschließen, rin früher erhaltene« Ber- sprechen zu benutzen: er wurde Steurraufseher. Das In stitut der Accisr war bei den schottischen Landleuten bitter ver haßt, und der populärst« Mann »nd Dichter mußte zu der unpopulärsten Fahne schwören, dir ihn jeden Augenblick sei nen nächsten Freunden feindlich rntgegenführen konnte. Da geringe Einkommen von jährliches Pf». St. reichte bei dem nie abreißenden Besuche, bei ausgedehntem literarischen Brief wechsel und stets geübter Wohlthätigkeii kaum für daS Noth- wendigste hin ; die Hoffnung auf Beförderung blieb un erfüllt, denn die beim ersten Auöbruche der französischen Re volution von ihm wie von andern Dichtern, z. B. Klopstock und Schiller, ausgesprochenen Sympathien stimmten die Be hörde gegen ihn unerbittlich feindselig. In ast' dem Jammer, den bald auch körperliche Leiden vermehrten, blieb ihm als letzte Freundin und Trösterin die Poesie zur Seite, gerade in jenen schwersten Zeiten seines LebenS hat er noch die schönsten seiner Lieder gesungen; er fühlte, daß seine Tage gezählt, und strömte sich beeilend noch olle herrlichen Klänge seiner sterbenden Brust auS. Ein freundliches Band knüpfte sich ihm noch an mit dem gelehrten und hochherzigen Thomson. Armuth und häusliche Sorgen und der Tod seiner einzigen, von ihm über Alles geliebten Tochter Beß nagten mit gefräßigem Zahne an seiner Gesund, heil. Gegen Ende de« Jahre« I7S5 ward er unfähig, sein Amt zu verwalten, eine schwere Krankheit kam zum AuSbruch, deren schmerzhafte Leiden er mit standhafter Ergebung ertrug, und der arme Dulder sah seinen letzten Tagen ohne Hoff- nnng und mit düsterster Sorge um die Seinen entgegen. Der Dichter stieg vor dem Menschen in« Grab, nach dem er- greifenden Liede „An Jeffy", einem Erguß deS Danke« für ein liebliche« Kind au« der Nachbarschaft, dessen Blicke mit stummem Mitleid auf seiner abgezehrten Gestalt geruht, zer- sprang dir Harfe des schottischen Minstrel». Im Sommer schickte ihn der Arzt In ein benachbartes Seebad. Obwohl sein Zustand einen Gedanken an Rettung auskommen ließ, peinigte den Kranken die grausige Furcht, de» schnellern Hungertodes zu sterben, da ihm da« Eteueramt bei seiner jetzigen Unthäligkeit einen Thril de» Gehaltes vorrnthielt und ein strinrrweichende» Gesuch um Gewährung de« vollen ab- schläglich beschied. Als er sich sterbend fühlte, sandte er die letzten Grüße an seine alte Mutter und seine Geschwister und ließ sich nach Haust zu Weib und Kind bringen. Am >8. Juli kam er nach DumfrieS zurück, eine nur noch athmende Leiche^ Die Kunde von seinem nahen Tode erregte im ganzen Orte eine schmerzliche Aufregung, Hunderte von Menschen um lagerten da- HauS, in dem «in Dichter verschied, um den Arzt gleich beim HerauSireten verhören zu können ; sie sollten nicht lange warten, drei Tage später endete BurnS im Fieber- Wahnsinn, am 21. Juli I7S6, im achtunddreißigsten Leben-- jahre, einem Atter, daö schon vielen Dichtern verhängnißvoll geworden. Sagt doch daS Sprichwort: „Vierzig Jahre wohl- gethan!" und bis zum Wohlergehen können eS immer nur wenige Dichter bringen. Während seine« Begräbnisses wurde die Witwe von einem Knaben entbunden, der aber bald in einer Gruft mit dem Vater ruhte. Burn- ward mit kriegeri schen Ehren bestattet, die Freiwilligen von Dumfries trugen den Sarg ihre» Sänger«, dem die ganze Bevölkerung weinend folgte, und eine dreimalige Salve donnerte über sein Grab. Wir theilen einige der von Pertz übertragenen Lieder mit und beginnen mit: Schön Mary. Schenk' mir der Rete Herzblut ein Und reich' von Silber den Pocal; ES gilt! Dein Wohl Feinsliebchen mein, Geperlt hat Dir'S zum letzten Mal! Am Pfeiler schaukelt wild der Kahn, Vom Fährplatz schwingt der Sturmwind sich, Bor Anker kreist der Rirsenschwan — Und ich muß lassen, Mary, Dich! Die Trommel dröhnt, die Banner weh'n, Es blitzt der Speere Eisenhut, Von ferne hallt da« Kampfgeiön Und Lachen rinnen, roch von Blut. Doch '« ist nicht Sturm noch Wogenschwall Daß scheidend mich solch' Gram beschlich, Auch nicht de« Kampfe« dumpfer Hall — '« ist nur zu lassen, Mary, Dich!
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