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Dresdner neueste Nachrichten : 03.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194002030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19400203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19400203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1940
- Monat1940-02
- Tag1940-02-03
- Monat1940-02
- Jahr1940
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 03.02.1940
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Sonnabend/Sonntag, 3./4. Februar 4940 48. Jahrgang Ar. 29 * Dresdner Neueste Nachrichten Bezugspreis: 2.- 3M. ^.12 Anzeigenpreise: n'H^g'süch- psllbezug r.-ZtM. (elnschl. ZI,« Zipf. postgedühren) hier,« ZSIips. Sefiellgeld. GtztzG» VVGV' GtztztzV NN"NNIGN Nv vNNNNNNEP prldal« Famlllenan,e!,,n S Rps., di« 7S mm drille mm.Zeile im Tertteil gr«u!dands«ndun-; Inland 7Z Zips., Ausland 1.— wSchenlllch. . 1,10 RM. Nachlaß nach Malßaffil I oder Alengenslaffil o. Sritsgedühr silr Zister- alnzetpeet«» In Sroß-Vresdea und außerhalb -^»ps» anzti-en Z0 Nps. ausschließlich Paria. Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. S gittiig. Verlag und Schristleitung: Dresden «. ?erblnanbstra-e 4 * Postanschrift: Dresden«1, Postfach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnnmmer 24601, Fernverkehr 27S81 * Telegramme: neueste Dresden * Postscheck: Dresden 2060 Aichlverlangte Einsendungen an die Schristleitung ohne Rückporto werden weder zurückgesandt nach aufbewahrt. - 2m Fast« höherer Gewalt oder Letrlebsstörung haben unsre Lezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Kriegs-Dienstplan -er Hitlerjugend Neue Richtlinien sür Erziehung und Unterricht an Volts- und Mittelschulen — Reichsminister Funk über die gesicherte Kriegsfinanzierung Erziehungsarbeit gesichert Geordnete Erfüllung aller Aufgaben, aber keine lleberanstrengung der Jugend XBerlin, 8. Februar Die Rclchsjrrgendsührung gibt jetzt den Dienstplan der Hitlerjugend sür daS Kriegsjahr 1840 bekannt. Aus Grund bisheriger Erfahrungen und in Zusammenarbeit mit den HI.»Acrz>en ist ein Nahmendienftplan aus» gehellt worden, der die umfangreiche Erziehungsarbeit der Hitlerjugend unter Berücksichtigung der Kriegöver» hältniilc sicherstem und die Jugend vor Ueberan» slrcngung bewahrt. Den Eltern wird damit ein lieber» blick gegeben, in welchem Umsange ihre Sinder heran- gczogcn werden. Im einzelnen gilt folgende Diensteintcilung: 1. Weltanschauliche und politische Schu lung. Ter wöchentliche Heimabend für Hitler jugend und BDM. und der H e i m n a ch m i t t a g sür Jungvolk und Jungmädel zur Durchführung der welt- anich.inliche» und der charakterlichen Schulung wirb beibchallcn. Tie Heimabende und Heimnachmittage dürien höchstens zwei Stunden dauern. Für daS BTM. Werk „Glaube und Schönheit" tritt an Stelle dec- Heimabends der D i e n st a b e n b der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften. Die HI. wird auch künftig „Versammlungen der Jugend" durchsühren, iu denen der politische und kämpferische Wille der Jugend zum Ausdruck kommt. Der aus eine Versamm lung iolgende Heimabend fällt auS, so dab eine zusätz liche Beanspruchung der Jugend vermieden wird. 2. Kulturelle Arbeit. Im Sommer wirb wieder össentliches Singen in Dörfern und Städten veranstaltet. Die SpielmannS-, Fanfaren- und Musik- rüge werden im Freien, bet den Versammlungen der Jugend und in den Jugendsilmslunden eingesetzt. Auch aus de» Elternabenden, in den Lazaretten und Betrieben wird die HI., wie bisher, singen und spielen. Die Junge» und Mädel selbst werden in den „Konzerten der Jugend", in den Theater abenden, Dichterlesungen und sonstigen Darbietungen des VeranstaltungSriugcö der HI. an die wertvollsten Kulturgüter unseres Volkes hcrangcführt. 3. Leibeserziehung. Für alle Einheiten mit Ausnahme der 16—18 jährigen Hitlcrsnngcn und der Angehörigen des BDM.-Werkes „Glaube und Schön heit" findet wöchentlich ein zweistündiger Sport dienst statt. Dieser Pslichtsportdienst kann an Wochentagen wie an Sonntagen angesctzt werden, im letzten Falle jedoch nur am ersten und dritten Sonn tag. Für die 1s- und 15jährigen Hitlerjungcn der Sonberetnheiten wird die Grundschule der Leibes übungen zweimal im Monat durchgcführt. Für den freiwilligen Leistungssport steht der zweite und vierte Sonntag im Monat zur Verfügung. Die vormili tärische Ertüchtigung der 10—18jährigen Hit- lcrjungen ist von sechs aus zwölf Monate verteilt wor den, so das» die Abschlußprüfungen bis zum 15. Oktober 1940 beendet sind. Ter sonnabendliche Unterricht wird künftig nur noch vicrzehntägig und der Ski- und Gc- ländcdienst an zwei Sonntagen durchgesiihrt. Für die Sondereinheitcn der HI. wird der Sommcrdienstplan noch bekanntgegeben. lFortsetzung auf Seite 2) Oer heutige Bericht -es OKW. X Berlin, s. Februar DaS Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Sein« besondere« Ereignisse. Churchills Schiffsauferstehungs-Theorie Eine tolle Lügenleistung - Seisterflotte von 490 000 Tonnen «Amsterdams. Februar Durch die steigenden deutschen HaudelSkriegSersolge der letzten Tage, die ihren Eindruck ans die Rentralen nicht verfehlt haben, ist Lügenlord Ehnrchill in nervöse Verlegenheit geraten, ans der er nun mit grotesken Lügenipriingeu einen Ausweg sucht. Er läßt kurzer hand tlwllllli BRT. britischen HandelSschissSraums vom Mecrcogrund wieder auftanchcn. lind das geht folgendermaßen vor sich? Churchill ließ am Freitag über den Londoner Rundfunk ver künden, Großbritannien habe in den ersten sünf «riegsiuonalcn lediglich einen Tonnageverlust von z-,nnvn Tonnen zu verzeichne«, was nur 2,U Prozent der Vorlriegslonnage auSmache. Er hat dabei über sehen, daß von deutscher Seite bereits vor mehr als Moualssrist ein NamensvcrzcichniS der bis znm .'n. Dezember 1939 versenkten Schisse ver öffentlicht wurde. Da in dieser Liste Name um Name mit genauester Angabe der Tonnage jedes einzelnen einwandfrei verlorcngegangenen Schisses — soiveit Churchill ein Vekanntwerden deS Verlustes nicht zu verhindern wußte — ausgeführt worben war, hatte man damals die Nichtigkeit der Ausstellung nicht ernst lich auzweiscln können. Danach waren allein an britischem Schissöraum rund llistlmn Tonnen vcrlorengcgangcn, womit sich die er« siannlichc Tatsache ergibt, daß in der Zelt zwischen dem 2st. Dezember 1838 und dem 2. Februar 1818 in der kühnen Phantasie des ersten LUgenlords britische Han- delsschisse mit 188 008 Bruttorcgistertonncn wieder vom Meeresgrund ausgetaucht sind und neue Verluste in dieser Zeit überhaupt nicht eintratcn! Damit stimmt aber nun wieder nicht überein, daß man in der gleichen Londoner Nundfunkerklärung wenGOcnS den Verlust von 10 000 Tonnen Schisssraum bei den deutschen Luftangriffen zugibt, also immerhin ein Fünftel der wirklichen Ziffer. Hierüber tröstet der Londoner Rundsunk seine Hörer mit dem Hinweis, daß „solche gelegentlichen Erfolge nur wenig Einfluß auf die ungeheuer starke Stellung Großbritanniens im Außenhandel" haben könnten. Wir werden ja sehen! Vritifche Wersten schaffen es nicht mehr X Amsterdam,». Februar Die britische Admiralität erließ am Freitag eine Verordnung, die de« Ban von Schisse» ihrer Genehmi gung uuterwirst. Ausbesserungen, Umbauten oder das Ausdocklegcn von Schissen ohne Genehmigung der Ad miralität wird verboten. Durch diese neuen, einschneidenden Maßnahmen widerlegt Churchill selbst leine großsprecherischen Be hauptungen, die englischen Tchisfsvcrlustc seien nur ge ring. Die Verluste und 'Beschädigungen durch die deutsche Seckriegsührung sind so groß geworden, daß die britischen Wersten init Bauten und Reparaturen nicht mehr nachkommen können und die Admiralität sich einschalten muß. Wirtschastsgeneralsta- ohne General Exporirat statt Wirtschaftsminister in England — Vorwürfe gegen Chamberlain Telegramm unseres Korrespondenten 8t. Amsterdam, 8. Februar In London wurde gestern bckannlgegcben, daß zum Vorsitzenden des Exportrates, den Chamberlain als Ersatz sür einen allgemeinen Wirlschaftsmintster eingesetzt hat, Handelsminister Duncan und zum stellvertretenden Vorsitzenden der Leiter des Amtes für ttebcrscchanbel, Hudson, ernannt worden sind. In parlamentarische» Kreisen Londons hat nach einem Bericht des Amsterdamer „Tclcgraaf" die UnlcrhauS- debatte über die Ernennung eines WirtschastSmintsterS große Enttäuschung hcrvorgerusen. DaS Unterhaus hatte zumindest gehasst, baß der HandelSmtnister in das Kriegskabinctt ausgenommen werden würde. In der Presse wird Chamberlain der Vorwurf gemacht, -aß er von dem eigentlichen Thema abgclcnkt habe und daß der Exportrat nicht mehr als günsttgensallS -en ersten Schritt aus dem richtigen Wege darstelle. Allgemein wird die Ansicht geäußert, baß Chamberlain früher oder später die Forderung «ach Einsetzung eines übergeordnete« WirtschastSmtuistrrS erfüllen müsse. Die „Time-" meinen, Chamberlain habe einen General st ab ohne General ernannt. „DailnTelegraph" erblickt tm Exporirat einBekenntntS, daß auf dem Gebiete des Exports die Negierung sich tatsächlich großer Versäumnisse schuldig gemacht habe. Der „Manchester Guardian" wirft Chamberlain Selbstzufriedenheit vor und läßt durchblicken, daß er die Ernennung eines WirtschastSmintsterS nur des wegen abgelehnt habe, weil dieser seine eigene Auto rität beeinträchtigen könnte. General Cort, der Befehlshaber der englischen Streitkräfte in Frankreich, ist nach einem zehntägigen Urlaub in England nach Frankreich zurückgekehrt. Während seines Aufenthalts in England ist eine Aenderung i« der Orgauisatiou des englischen ReichSverteidignugsauSschusses bekanntgegeben worden. Der RcichsvcrtcidigungS- auSschuß ist mit dem W c h r m a ch t S a n ö s ch n ß dcS Kabinetts verschmolzen worden, der einen von fünf Hauptausschüsscn deS KricgskabiucttS darsteltt. Die englische A r b e i t ü l o s c n z i s s c r, die am Montag veröffentlicht werden soll, wird nach einem Bericht des WirtschastSkorrespondentcn des „Daily Telegraph" wahrscheinlich eine Erhöhung um an nähernd 158 808 auswetsen. Der Korrespondent bemüht sich, die Erhöhung mit jahreszeitlichen Schwankungen zu erklären, die sich unvermeidlich in der Landwirtschaft und im Baugewerbe auswirken müßten. Er kann jedoch nicht leugnen, baß diese Saijonerhöhungcn nicht durch eine ArbcttSlosenvcr- minderung In anderen Berufszweigen ausgeglichen werden, daß also die Arbeitslosigkeit in anderen Gewerben trotz dem Kriege zumindest nicht abgenom- meu hat. Blick zum Ziel Unser die Zukunft! ES gibt Augenblicke der Geschichte, In denen der Schleier, der vor alle Zukunst gebreitet ist, sich blitzartig und weit öffnet und unsere Augen schauen, was morgen Wahrheit und Wirklichkeit sein wird. Solch eine Stunde schuf der Führer am 30. Januar seinem Volke und der Welt. Tas Bild der neuen Welt erstand aus seinen Wor ten, die durch Deutschlands Freihettskampf gegen Haß und Herrschsucht der alten P l u t o k r a t i e n, gegen den Geist von 1819 und von 1848, erstehen wird. Einer Welt, deren Frieden — ein wahrhafter Frieden — auf gerechter Verteilung ihrer Güter ruht. Eiueö Deutschlands, dessen Lcbensraum und Lebenörecht gegen alle Angriffe gefeit und geschirmt ist, daS in seinem Kamps und seinem Sieg aller westlichen Hegemonie über Europa den Todesstoß gegeben hat. Offenes Osttor Englands Plutokraten haben Deutschland zu diesem Kampfe hcrausgesvrdcrt. Sie wiederholten 1939, was sic 1914 getan haben; aber sie vergaßen, daß sie ein anderes Deutschland als damals heraussordcrten. Tas Deutschland von 1914 mar stark, an seiner Blüte jedoch zehrte der Spaltpilz der inneren Zwietracht und Zer rissenheit. Was damals aber Kaste und Klasse war, ist heute Gemeinschaft und Geschlossenheit geworden. Tas Deutschland des Weltkrieges war in Wehr und Wirt schaft nicht bis zum letzten gerüstet. Das Groß deutschland Adolf Hitlers ist einzigartig gewappnet in den Kamps getreten, mit der besten Wehrmacht der Erde, mit der geballten Arbeitskraft von Millionen in den Fabriken und Werkstätten mit vollen Scheunen und Kammern. Vom Vorfeld deS Westwalls bis zum letzten Acker und Schraubstock eine einzige Front von achtzig Millionen. Es ist anders, sehr erheblich anders als vor fünf undzwanzig Jahren. Heute ragt an der Westgrcnze der Westwall, und heute steht Deutschlands O st t v r von Kiel bis Klagensnr» offen für den Strom von Zu fuhren, der die Blockadchossnung der alten Herren in London, die mit den alten Mitteln wieder operieren wollten, zuschanden hat werben lasten. Mit trau- rigem Blick schauen sie in London und Paris auf die Karte der Neutralen von 1940, und sehn süchtig schauen sie aus die Karte der Neutralen von 1914, innig und verzweifelt bemüht, den Unterschied zwischen beiden, zwischen dem Damals und dem Heute, nach Kräften zu mindern. Vielleicht hat Winston Chur chill, der bei seinem Wicdercinzng in die Räume der britischen Admiralität die alten Wandkarten von 1914 wieder aushängcn ließ, auch diese Karle der englischen Wcllkriegskoalition vor sich liegen gehabt, als er in seiner Rede den Startschuß zur Gr ob offen sive Englands und Frankreichs aus die Neutralen gab. Husarenritt am Kamin Ein „Runbsunkgespräch am Kamin" hat hinterher ein Beschwichtigungsossiziosus an der Themse Chur chills Faust schlag gegen die Neutralen genannt, sein Verlangen, daß alle neutralen Staaten mit dem britischen und dem französischen Imperium mitmachen müßten, und er hat den kühnen Satz gefunden und ausgesprochen, daß dieser Appell nicht als eine Darlegung der Rcgierungspolitik ausgcsaßt werden solle. Man sicht das Bild geradezu vor sich, wie der gute, alte Churchill, die Mintstcruntsorm iu den Schrank gehängt, im Schlafrock, Pantoffel an den Füßen, am traulich lodernden «aminscucr, die Havanna im breiten Mund, fröhlich durch den Aether plaudert, harmloser, biederer Bürger. Aber dieser Kamin-Redner ist immerhin Minister, er ist sogar ein Minister, von dem manche sagen, daß er mehr und der zumindest nicht weniger zu sagen hat als Chamberlain selbst, und er wird wohl am Kamin keine anderen Ge danken als am Ministertisch haben. Und wer eigentlich ist in England Sprecher der RegicrungspoliNk, wenn nicht der Minister, der einer der Väter dieser Politik ist? Man hat ja denn alsbald, damit die Beschwich tigung nicht allzu wörtlich genommen werde, be tont, daß im Grunde ja auch die anderen Minister Churchills Meinung wären, daß die Neutralen die ver dammte Pflicht hätten, Englands Vasallen zu werden; man bereute nur nach dem Echo der Churchill- Rede bet den Neutralen sehr lebhaft, seine Meinung so offen ausgesprochen zu haben. Seine Sehnsucht nämlich, fremde Kräfte zu gewinnen, weil man ein gesehen hat, dab man aus eigener Kraft allein nicht siegen kann. Churchills Hnsarenritt am Kamin war keine mut volle Attacke, es ivar eine Flucht nach vorne, Furcht vor dem Fiasko, uud der Zwilling der Churchill- Rede war die Rede seines Kollegen Croß, des britischen BlockadcministerS, mit der bitteren Fest stellung, daß eine englisch-französische Blockade allein wirkungslos bleiben müsse. Man hat das nicht gerne so laut gesagt. Man sagte es seinem Kinde erst, als alle, optimistischen Prophezeiungen sich als jämmerliche Seifenblasen erwiesen hatten und man, nach dem treffenden Ausdruck eines spanischen Blattes, Eimer Kaltwaster auf den selbst hochgezüchteten britischen Optimismus leeren mußte, weil sich mit solchem Rosen rot die unerläßliche Forderung nach schweren Opfern nicht vertrug. Diese Eimer mußten denn auch gleich kübclweise auögegosten werden, und die Engländer ver nahmen bestürzt aus dem Munde ihrer Minister, baß sie sehr weise daran täten, jede Erinnerung an ihr ver hältnismäßig bequemes Lebeu Im Weltkrieg zu ver gessen, daß ihr Lebensstandard unvorstellbar sinken müsse und Opfer und Entbehrungen von bisher unvor stellbarem Ausmaß ihrer harrten. Kreuzritter gegen Neutrale Vor Tische, d. h. vor der deutschen Gegen blockade und ihren steten Erfolgen, las man das er heblich anders. Heute nun hat man schon den gesamten britischen Schisssraum requirieren müssen, weil die Schisse um so knapper werden, je mehr die SchissSfrieb- höse um die britischen Küsten anschwellen. Heute spürt man, daß die Blockade ein sehr zweischneidiges Schwert ist, und um so peinlicher ist cs, gerade iu dem Augenblick, in dem dabei die Scharfe des deutschen Schwertes immer fühlbarer wird, zngcben zu müssen, daß das englische Schwert immer stumpfer wird angesichts der völligen Rückcnsreihcit Deutschlands und seiner ungestörten und nnangrcisbaren kontinentalen Verbindungen. „Deutschland i st stärker als 191 4", hat Mi nister Croß mit zusainmengebistcncu Zähnen zugeben müssen, seine Zuiuhrkanäle sind viel zahlreicher als damals, und Englands „neue Technik" des Wcgkanses von Waren aus den neutralen Ländern steht vor der Barriere deS britischen Devisenmangels, der kein Posten in der Rechnung von 1914 und in die Rech nung von 1940 nicht einkalkuliert war. Diese Rechnung geht in entscheidenden Punkten nicht aus. Es hat sich sür die unklugen Rechner an der Themse ein Koalittons-undBlockadedesizit ergeben, und so gehe» die Enttäuschten jetzt offen dazu über, die neutralen kleinen Staaten zu ihrcnKoalisierten uud Blockadesreunden zwiugeu zu wollen. Man hat nach alter Sitte und in Spekulation ans die Zukunft schon beim Kriegsbeginn vom „Kreuzzug sür die Frei heit der kleinen Nationen" geredet. Der Phrase folgte dann die etwas deutlichere Variation, daß man eigent lich gerade sür diese kleinen Staaten kämpfe. Nicht lange dauerte es, bis dann Folgerung und Forderung laut ward, daß die so edelmütig Beschützten doch auch ihren Beitrag leisten müßten, bis man endlich zur Umwand lung der Parole „Wir kämpfen sür cu ch" in die Losung Churchills kam: „Ihr müßt für uns kämpfen." Was von Anfang an der Zweck dieler Redeübnngen war. Englische Plutokraten pflegen sich in solchen Fällen auch kein Blatt vor den Mund zu nehmen^ und so bekamen denn die Neutralen zu hören, daß sie eigentlich schäbige Kriegsgewinnler seien, die mit dem Blute Englands und Frankreichs ihren Krieg führen wollten — besonders reizvolle Anspielung im Munde derer, die mit dem Blute der Neutralen in Wirklichkeit ihren Krieg führen wollen —, und ent rüstete Briten verkündeten in den Spalten Londoner Zeitungen, daß Churchill viel zu milde gegenüber der Sünde der Neutralen — unter Sünde tut cs ein bibel fester Engländer nicht — gewesen sei und noch viel deut licher geredet werden solle, auf daß die verstockten Neu tralen ihre Sünde erkennen würden. Dies nahm sich denn auch der stellvertretende britische JusormationS- miuister sehr zu Herzen und informierte alsbald die Neutralen, daß cs in dem Kreuzzug zur Verteidigung der christlichen Zivilisation k c i n c N e u t r a l e gäbe. Einladung zum Selbstmord Für England allerdings hat es in seinen Kriegen Neutrale nie gegeben und gibt cs auch in diesem Kriege nicht. In aller Ocsscntlichkeit hat Chamberlain dar getan, daß England die Verletzung der Interessen neutraler Mächte vermeiden werde, soweit cS mit seinem Ziel vereinbar sei, den Krieg sorlzusührcu, was denn das klare Eingeständnis ist, daß England vor keiner Verletzung neutraler Rechte zurückschrecken wird, die es seinen Interessen sür dienlich hält. In solcher Situation ist cs dann von bemerkenswertem Interesse, daß eine englische Zeitschrift eS sür einen Irrtum erklärt hat, die Neutralität der skandinavischen Staaten uud der Staaten des BalkanS sür vorteilhaft sür England zu halten, und der erpresserische Druck ausR u m änicn , das seine Erdölprodnktion nach seinen eigenen Interessen und nicht durch die Interessen der englischen und sranzösischeu Kapitalisten bestimmt sehen will, hat einen drastischen Anschauungs unterricht sür die englische Auffassung von Rechten uud Achtung der Neutralen ge geben, eine lehrreiche Illustration zu Churchills Worten und zur letzten Chambcrlainrcdc, die nur eine vor sichtigere Umschreibung der Churchillschcn Deutlich keiten und Dreistigkeiten war. Auch Chamberlain richtete die freundliche Auf forderung an die Neutralen, den Westmächten zur bitter ersehnten Hilke zu kommen. Auch ans seinem Munde erging an die Neutralen die Einladung znm Selbstmord. Zum Kamps für ihre eigene Vakal- lität. Test» so unbestreitbar ist, daß die Nentralcn sür England streiten sollen, so unrichtig ist, daß England sür die Neutralen kämpfe. ES kämpft vielmehr gegen sie; denn es kämpft sür seine Hegemonie über die Völker, sür die Herrschaft deS GeldsackeS über die Nationen. Es ersehnt die Wiederkehr der Glanzzeit britischer Plutokratie, in der sich, wie in zeitgenössischem, englischem Bilde zu sehen, John Bull als Herr der Welt triumphierend auf die dichtaeküllte Geldkatze schlägt, die den Tribut abhängiger, auSgelogener Völker in sich birgt. / In der sich Albion ans dem Rücken Europa» und mit dem Blute des Kontinents sein Welt- reich schuf. Aber eS gibt auch eine Rache der Geschichte, und wie England in Europa sein Empire gewonnen
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