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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.10.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271007026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927100702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271007
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927100702
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- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
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Briands verschärfter Kamps gegen RakowU Eine neue französische Nole in Vorbereilung. — Tfchitscherin sabolierl den Besuch Serbelles. Dke Demarche Kerbettes verschoben. Low»», 7. Oktober. Nach Meldungen aus Moskau wird von dortiger, gut unterrichteter Quelle mitgcteilt, das; die für teutr angesetzte Besprechung zwischen Litwinow und dem französischen Botschafter in Moskau. Hcrbettc. nicht stattsinden »erde. Tfchitscherin habe erklären lassen, das, er krank sei. worauf Litwinow den französischen Botschafter gebeten habe, am Sonnabend früh seinen Besuch zu machen. Damit ist die mit Spannung erwartete Unterredung aus Sonnabend vertagt worden, obwohl Herbcttc der Sowjet- rcgierung die Bitte hatte zugehcn lassen, die Audienz mit der größten Beschleunigung zu gewähren. Wie weiter berichtet Wird, soll Herbette dem französischen Außenminister dek Wunsch übermittelt haben, znr Berichterstattung über den gegenwärtigen Stand der rufstsch-sranMschen Beziehungen nach Pari» reisen zu dürfen. Eine neue Aakowski-Nole in Vorbereilung. fD u r ch gunkspruch.) ' Paris, 7. Oktober. „Petit Parisic»" glaubt zu wissen, daß die zuständigen Stellen am Quai d'Orsay zurzeit die letzte Hand an eine Note legen, die alsbald Tschttschertn durch Botschafter Herbctte übermittelt werden soll und die einen offizielle« Antrag anf Abberufung Nakowskis enthalten wird. In dieser Note werde die französische Negierung zweifellos sämtliche Bedenken gegen das Verbleiben Nakowskis als Botschafter Vorbringen, nämlich die Unterzeichnung des Mani. feste» des Zentralausschusses der Kommunistischen Partei durch den Sowfetbotschafter und die Tatsache, das, Nakowjkt plötzlich ohne vorherige Verständigung mit dem Quai d'Orsan den Wortlaut des russischen Vorschlages zur Schuldenregclung veröffentlichte. Zur Slufrechtcrhaltung normaler Be ziehungen zwischen den beiden Ländern und im Interesse einer wirksamen Wiederaufnahme der Verhandlungen sei die Ersetzung Nakowskis erforderlich. Die gesamte offizielle Pariser Presse verlangt nicht nur de« Kopf de» Mdffischcn Botschafters Rakowski, sondern auch glefch de« Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Ruß- »<ch Überhaupt. Frankreichs ZoNkonflikk mir Amerika. Die RegicrungSprcsse sucht cinzulcukcu. Paris, 7. Oktober. Im „Mali»" beschäftigt sich heute Sauer wein mit dem f r a n z ö s i s ch - a m e r i k a » t s ch e n Zo l l k o n s l i k t. Er stellt dabei u. a. scsi, das, die Erhöhung >ewiff«r amerikanischer Zölle nicht als ausschließlich gegen die ranzösische Einfuhr gerichtete Maßnahme aufgcfaßt werden önnc »nd „nr eine» geringen TBl der französischen Einfuhr mch Amerika trcssc. Die Nachricht vo« der Erhöhung der » >7 ^7 ^- _ Der Flug der ..v 1230". Der Bericht des Führers. Lissabon, 6. Oktober. Nach seiner Ankunft in Lissabon erklärte der Führer des JunkcrS-Flugzeuges N lSM einem Vertreter der „Agcnce Havas": Wir flogen von Amsterdam in durchschnittlich 5M Meter Höhe die französische Küste ent. lqna und nahmen Richtung aus Qucssant begünstigt von Südostwind, später von Ostwind. Während des ganzen Fluges sandten wir Nachricht an die Station Qucssant, die hieraus antwortete. Wir erreichten bei herrlichem Wetter die spanische Küste und riefen Vigo an, das Antwort sandte. Alsdann folgten wir der portugiesischen Küste. Ungefähr M Kilometer vor Lissabon gerieten mir in dichten Nebel. Wir «ersuchten mehrere Male Lissabon anzurufen, um uns dir Richtung apgebcn zu lassen, ohne scdoch Antwort zu er, halten. Byr die Unmöglichkeit gestellt, den Flug fortzuletzen. beschlossen wir um 4 Uhr 48 Min., aus das Meer niedcrzu- gehen. Dg Lissabon nicht anf unsere Anrufe antwortete, ent- schlossen wsr uns, auf dem Platz unserer Landung z» bleiben, brr unserer Berechnung nach Santa Cruz sein mußte. Day Meer war glücklicherweise ruhig. Die Fischer, barken ln'der Umgebung eilten zu Hilfe. Aber infolge der Unmügltchkeit. un» verständtgcn zu können, ging der Pilot L oiose an Latzd und versuchte, mit dem Reservelandfunk apparat Lisiabof, zu erreichen, da» sedoch immer noch nicht antwortet«. Er »bergab darauf dem Führer eines Auto, mobil» etnen Brief an unseren Lissabon«» Vertreter. In der Sacht wurde unv dann ein Schleppdampfer zur .Hilfeleistung gesandt. Wir hofften, fall» sich der Nebel zerteilen würde, bei TageSanbrnch Lissabon aus dem Luftweg zu erreichen, mußten An» jedoch entschließen, un» tnS Schlepptau nehmen zu lassen. amerikanischen Zölle sei von den englischen Agenturen ab- sichiltch ansgcbauscht worden. Obwohl England das Land des Freihandels sei. wende eS sehr oft hohe Zölle gegenüber Waren an, die für die englische Industrie eine Konkurrenz bildeten. Es könne ihm daher nicht gleichgültig sein, wenn die Methoden des teilweise« Protektionismus in den Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zugelasseu würden. Die sranzösisch- amerikanische Kontroverse über die Zollfrage scheine auch im amerikanischen Wahlkamps eine sührende Nolle spielen zu wolle», da eine Fortführung der protektionistische» Politik in den Vereinigten Staaten den Ruin der amerika nische» Landwirtschaft bedeute» würde. Im Gegensatz zu der ofsiziöscn Preise, die die von den Vereinigten Staaten vorgenommene Zollerhöhung für einen keineswegs gegen Frankreich gerichteten Akt darstellt, sind die Organe der Linken der Ansicht, baß da» Vorgehen der Amerikaner eiu neuerlicher Verve«» für den amertka- Nischen Egoismus sei. Neuyork zögere nie. Gewalt- nias,nahmen zu ergreife», so schreibt die „Volonte", wenn eS glaube, das, diese im amerikanischen Interesse lägen. Sich über das amerikanische Vorgehen zu empören, sei zwecklos, auch das Protestiere» und Appellieren an die Gefühle der Amerikaner habe keine» Zweck. Es gebe nur ein Mittel, und das sei das wirtschaftliche Zusammenarbeiten der europäischen Staaten, nm gegen den amerikanischen Egoismus gemeinsam ausireicn zu können. Der „Matin" beschäftigt sich auch mit de» Gründe», die das Washingtoner Schatzamt veranlaßt haben, gegen -ie Auflegung der Preuhen-Anleihe <A1 Millionen Dollars Einspruch zu erheben. Danach sollen die Haltung und die Erklärungen Dr. Schachts während seines Ausenthalts i» den Vereinigten Staate» gelegentlich der Baiiklciterkvnserenz einen schlechten Eindruck aus das Federal Reserve Board gemacht haben. Ferner sebc man einen Zusammenhang zwischen der in Washington von Mellon getroffenen Entscheidung und den Klagen des Generalagenten für die Neparationen. Parker Gilbert, bezüglich der Anwen dung des DaweS-Plänes. Ein französisch-japanischer Zwischenfall. Belästigung des französischen Botschafters in Tokio. (Durch Funkspruch.s Tokio, 6. Oktober. Der französische Botschafter wurde von zwei betrunkene« Japanern angrgrissen, während er tn der Gegend von Kamaknra mit zwei Marineoffizieren im Kraft- wagen spazieren fuhr. Der Botschafter wurde nicht verletzt, aber die Offiziere erhielten leichte Verletzungen, bevor die Polizei cintras und die Angreifer verhaftete. Der Botschafter sicht t» der Angelegenheit einen Zwischenfall ohne persönliche Bedeutung und hat beim japanischen Auswärtigen Amt keine Beschwerde erhoben. <W. T. B.) Fm übrigen war der Flug ansgezelchnet und wir hätten ihn fortgesetzt, wenn wir nicht durch den Nebel be hindert worden wären. Die Motoren arbeiteten gut. Wir befürchten einen Witterungsumschlag, wenn nicht, so hoffen wir, in zwei bis drei Tagen wieder aussteigen zu können, ohne jedoch die Versicherung geben zu können, ob wir den Flug fortsctzen oder nach Deutschland zurückkchren werden. Die deutschen Flieger wurden von den Lisfaboncr Ber- tretcrn der Junkerswerke und von vielen portugiesischen Fournalistcn empfange» und enthusiastisch begrübt. Es hatte sich vorher das Gerücht von einer Katastrophe herum- acsprvchen, und es wurde vielfach angenommen, daß das Flugzeug von Kap da Roca nur noch als Wrack im Schlepp tau nach Lissabon kommen würde. Die erste, die sich von der etwas ermüdeten Flngzeugbesatzung sprechen ließ, war die Wienerin Fra« Dillcnz. Der S»ar> der ^.V irso- verschoben. Berlin. 7. Oktober. Die Funkerswerke erhielten ei« Tele gramm von heute früh aus Lissabon, tn dem mitgcteilt wird, das, wca-'n schlechter Wetterlage der Start der „v 1S8l>" ver schoben ist. Wie wir hierzu erfahren, ist nach den weiteren Wetter meldungen das Flugwetter an ber portugiesischen Küste zwar sehr gut, da bet wolkenlosem Himmel schwache Süd winde herrschen, die weiter westlich nach Südost drehen, doch liegt zurzeit unmittelbar bei den Azoren ein Tiefdruckgebiet, das zwar räumlich nicht sehr weit ausgedehnt ist. aber doch wohl die Flieger bewogen hat, vom Start zur ersten Ozean, etappe für den heutige» Freitag Abstand zu nehmen, /ks ist damit zu rechnen, daß dieses Tiefdruckgebiet dem vom west lichen Teil des Ozeans aus. der Richtung der Bermudas, inseln heranztehenden Hvchdruchsetzirde Platz mache» wird. Oesterreich un- -er Anschluß. Der gegenwärtige Stand der Bewegung. tLo« unserem Wiener Mt,arbeite«.) Wien, im Oktober 1S27. Fn den letzten Wochen kommt die Bewegung für den An schluß Oesterreichs an das Deutsche Reich, die eine Zettlang trotz ihrer überragenden Wichtigkeit ein wenig inaktuell zu werde» schien, wieder stärker tn der österreichischen Politik zut Geltung. Sie hat diesmal die Form der Recht»- angleichung angenommen; Strafrecht und Urheberrecht solle» d:.n deutschen angeglichcn werden, und die Beratuuge« darüber haben im Parlament bereits begonnen. Gleichzeitig widerhallte der Ring zum 80. Geburtstag -eS greisen Feld- marschallS von den begeisterten o ch-Hi n de n b u ra*, Rufen ber Masse». DaS Volk hatte ja mit dem Instinkt de» .Herzens schon in der ersten Stunde der Existenz des neue» Ltaatswescns erkannt, daß das so beängstigende und schwierige Problem der Lebensfähigkeit Oesterreichs gar nicht von vorn herein besteht, sondern nur künstlich durch die Verweigerung des naturgemäßen Anschluffes an das deutsche Mutterland erzeugt wird. Das Volk verlangte daher schon im Angeudltck des Zusammenbruchs das Ansgchen im Dcntschen Reich «nd ist dieser Ucbcrzcngung treu geblieben. Diese aus den ersten Blick einfache Lösung hat sich aber bisher nicht herbeisühren lassen; dennoch beweist der An- ichlußgedanke immer wieder seine Lebenskraft, er ist trotz all seiner Feinde nicht umzubrtngen. Zu tief ist er tn Vernunft und Gefühl verwurzelt, und seine gegenwärtige Wieder geburt ist daher nicht überraschend. Die Gründet dis für ihn sprechen, sind so schwerwiegender Natur, daß es sich zwischen Deutschen wohl erübrigt, darüber allzuviel Worte zu ver- licren. Der wichtigste Grund ist gewiß der rein gefühlsmäßige, der sich in dem alten Spruch: „Ein Gott, ein Volk, ein Reicht* knapp und deutlich zniammcnsassen läßt. Wenn die deutschen Oesterreicher MB aus dem Verband des deutschen Volkes ansschicden, so sollten sic das Zentrum eines großen Reiches bilden, dessen wahrer Daseinszweck immer war, deutsche Kul tur nach dem Osten zu tragen. Heute ist dieses Reich zerstört, und es gibt nichts, was den übriggebliebenen BolkSsplttter bestimmen könnte, sich von dem Strom deutscher Gesamt- entivicklung abzusondern und so zu vereinsamen. Der zweite» nicht minder wichtige Grund ist die Tatsache, daß es dem öfter, reichlichen Volke sehr schwer fällt, selbständig weiter zu ext- stieren. Absichtlich soll hier nicht die Lebenöunsähtgkeit be- hauptet werden. Aber es gib« auch keinen moralischen Gesichttz. punkt. der es anderen Völkern erlauben würde, ein klein«» Volk wie das österreichische zu zwingen, sich seine Existenz unter den größten Schwierigkeiten zu erkämpfen, wenn «» jederzeit die Möglichkeit hätte, das günstige Geschick de» deutschen Gesamtvolkes zu teilen. t Dieses Oesterreich wurde in seiner Geburtsstunde d«e Länder, aus denen es früher seine Rohprodukte bezog, und gleichzeitig auch seiner Absatzmärkte beraubt. So kann kekst Land bestehen. Etngeschnürt von turmhohen Zollmanern. die alle leine Nachbarn zu dem ausdrücklichen Zweck errichtit haben, der österreichischen Industrie den Export unmöglich z« machen, schleppt dieses Land seil seinem Bestehen rin riesige» Heer von Arbeitslosen mit sich, die vom anderen Teil der Be völkerung erhalten werden müssen. Auch lein Beamtenheer ist viel zu groß und verdankt leine Existenz zum guten Teil nur dem Wunsch der maßgebenden Faktoren, möglichst viele« Menschen bezahlte Beschäftigung zu schassen. Alle die Laste«, die daraus dem Staate erwachsen, sollen aber vpn he« er werbenden Schichten getragen werden, die so untxr den un- verhältnismäßigen Steuerlasten zusaMmenbrechcn. Wie viel« einzelne wertvolle Existenzen dabei unter die Räder komme«, Erwerb. Familienglück und Ehre verlieren, darüber berichtet keine Statistik. ' . - Durch alle diese Verhältnisse ist e» begreiflich, daß da» Wort Dr. Seipels, bei einer Abstimmung müden »9 Prozent der Oesterreicher siir den Anschluß stimme», heute und seder- zeit -er Wahrheit entspricht. Der Ankchlußwtlle der im Volke lebt, wird aber von den leitenden Faktoren, wenn e« auch nicht offiziell eingestanden wird. nicht >,ne>n'e'chränkt geteilt. Dt« E h r i st l i ch s v z i a I e P a r t e t ist tn dieser Frage nicht durchaus einheitlich. Viele ihrer Mitglieder im Ngtivnalrate haben eine sehr entschiedene und antrichtlge deutschnattrnale Richtung. Aber gerade jener Flügel der sich um Bundeskanzler Seipel gruppiert und den meisten Einklüß in der Partei besitzt, hängt innerlich zu kehr an den Tradi tionen de» alten Kaiserr-icheS, um au» vollem Herzen auf dt« Selbstständigkeit Oesterreichs zu verzichten ober sich gar unter preußische Führung stellen z« wollen. Diel« Kreise fühle« sich durch den norddeutschen ProtestantiSmn« adgcstosten» schwärmen für die t« Wien heimische varockkullnr m»d flntz
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