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Dresdner Journal : 06.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-06
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 06.08.1879
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Äsiner. llvr»u8xvdvr: Lövi^I. krpeäition 6es Oresäver 6ouru»ts, Drestisn, Liviv^vrsirÄL»« so. Amtlicher Theil. Dretden, 31. Juli. Se. Majestät der König hat dem Lehrer Johann Gottfried Schreiber in Gadewitz da- AlbrechtSkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, die Vornahme einer Ergänzungswahl für die II. Kammer der Ständeversammlung betr. Nachdem der seitherige Abgeordnete de- 38. Wahl kreise- de- platten Lande- die Niederlegung seines Mandats für die II. Kammer der Ständeversammlung erklärt hat, so haben sich die angeordneten Ergänzungs wahlen für die gedachte Kammer auch auf den 38. ländlichen Wahlkreis zu erstrecken. Als Tag der Abgabe der Stimmen in diesem Wahl kreise wird hiermit ebenfalls der S. September 187V mit der Anordnung festgesetzt, daß Alles, was in der Verordnung, die Veranstaltung von Ergänzungswahlen für die II. Kammer der Ständeversammlung betr., vom 29. Juli 1879 in Bezug auf diese Wahlen vorge schrieben ist, auch von der im 38. ländlichen Wahl kreise vorzunehmenden Ergänzungswahl zu gelten hat. Dresden, am 4. August 1879. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Münckner. Nichtamtlicher Theil. L t»e > I > »I. Telegraphische Nachrichten. LageSgeschichte. Zur Orientfrage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Fevilleton. Beilage. Börsrnnachrichtev. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DievStaa, S. August, Nachmittag«. (Tel. d. DreSdn. Journ)) Au« Gastein wird ge meldet, daß Se. Majestät der Kaiser von Oester reich bereit« künftigen Sonnabend zum Besuche Sr. Majestät de« Kaiser« Wilhelm daselbst ein- treffe« wird. Wien, Montag, 4. August, Abend«. (W.T.B.) Die Fürstin von Rumänien ist auf der Durchreise nach Deutschland heute hier eingetroffeu. Wie die „Deutsche Ztg." erfährt, wurde zwischen Hu«ni Pascha und dem österreichischen Repräsen tanten bezüglich de« Einmärsche« in Novi -Barar in den hauptsächlichsten Punkten eine Vereinba rung erzielt. Die Hauptschwierigkeiten bot die Frage der Lruppenbequartterung, da der Koran den muselmännischen Frauen da« Wohnen mit Christen unter einem Dache verbietet. Deshalb wurde vereinbart, daß für die österreichischen Truppen eigene Häuser gemiethet, nöthigrnfall«, wenn keine disponibel wären, Baraken gebaut werden sollen. Der Einmarsch werde wahrschein lich in der zweiten Augusthälfte erfolgen. Pari«, Montag, 4. August, Abend«. (W.T. B.) Der Unterricht«minister I. Ferry, welcher bei der heutigen Vertheilung der Preise für die all gemeine PreiSbewrrbung zwischen den Schülern der Lyceen von Paris den Vorsitz führte, hielt bei dieser Gelegenheit eine Rede, in welcher er be tonte, daß die französische Republik und die Uni versität einig seien in der Bekämpfung des ae- meinsamen Feinde«. Der Geist Frankreichs sei mit ihnen. DaS liberale Frankreich deS JahreS 187S sei nicht Willens, ein Joch auf sich zu neh men, welches daS christliche Frankreich nicht habe tragen wollen. Ein anläßlich der Festlichkeiten in Nancy (vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte") abgelassener, aus 22 Wagen bestehender Extrazug ist auf der Strecke zwischen Nancy und Vezelise verunglückt, indem der Zug auf ein falsches Gleis aerieth und hierdurch ein Zusammenstoß herbeige führt wurde. ES wurden 5 Personen getödtet, 31 verwundet London, Montag, 4. August, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deö Oberhauses beantragte der Staatssekretär für Indien, LiScount Cranbrook, ein DankeSvotum an den Vicekönig von Indien, Lord Lytton, sowie an die Offiziere und Soldaten der Armee von Afghanistan. Der An trag wird nach kurzer Debatte ohne specielle Ab stimmung angenommen. Bei Beginn der UnterhauSsitzung wurden mehrere Interpellationen an die Regierung ge richtet. Der UnterstaatSsecretär des Aeußern, Bourke, erwiderte auf eine Anfrage Dilke's, die Pforte habe noch nicht formell auf die Note vom 27. Juni, be treffend die einzuführenden Reformen, geantwortet, doch habe der Botschafter Layard die Versicherung ertheilt, daß die Pforte nicht die Absicht habe, die ihr durch den Berliner Vertrag auferlegte Verantwortlichkeit zu umgehen. Die Einführung der Reformen sei bisher nur verzögert worden, weil die Erwägung derselben zeitraubend sei; er hoffe, daß die Erwägung in einigen Tagen beendet und alsdann die Sache geregelt werden würde. — Dem Parlamentsmitgliede Goldsmid ant wortete der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcote, es sei im Wesentlichen richtig, daß durch die Absetzung des Khedive Ismail die Privilegien Aegyptens nicht geändert worden seien; ein bezüglicher Ferman sei in dessen noch nicht erlassen. Unrichtig sei eS ferner, daß die Pforte vor der Gewährung des betreffenden FermanS eine Erhöhung des ägyptischen Tributes ver lange. — Dem ParlamentSmitaliede JenkinS gegen über erklärte UnterstaatSsecretär Bourke, eS liege noch keine officielle Mittheilung über die Höhe des Werthes und über die Beschaffenheil des EigenthumS, welche der vormalige Khedive mit sich genommen, vor. Weder England, noch irgend eine andere Macht hätte daher in dieser Beziehung Schritte gethan. Vom Schatzkanzler Northcote wurde der An trag auf ein DankeSvotum an den Vicekönig von Indien, Lord Lytton, sowie an die Offiziere und Soldaten der Armee von Afghanistan eingebracht. Der Führer der Opposition, Marquis v. Harting ton, bedauert, daß der Name Lord Lytton« in daS DankeSvotum mit ausgenommen worden sei. Gor man beantragt die Weglassung desselben. Der Antrag wird mit 146 gegen 33 Stimmen abge- lrhnt. Lawson beantragt, daS Haus solle zur Vorfrage übergehen. Auch dieser Antrag wird mit 146 gegen 28 Stimmen abgelehnt und sodann der Antrag Northcote'S einstimmig angenommen. Der von der Regierung für den Krieg mit den Zulu« geforderte Credit von 3 Millionen Pfd. Sterl, wurde nach langer Debatte einstimmig genehmigt. Sofia, Montag, 4. August, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie eine Regierungsmittheilung besagt, wurde der beschränkte Belagerungszustand, welchen dir bulgarische Regierung über daS De partement Varna, sowie über einige Bezirke der Departements Tirnova und Rustschuk verhängte, durch daS Unwesen von auS beurlaubten türkischen Soldaten bestehenden Räuberbanden veranlaßt und ist eine reine Präventivmaßregel. Auch Baschi- Bozuks und reguläre türkische Truppentheile ver übten unausgesetzt Grenzverletzungen, Plünde rungen und andere Gewaltthätigkeiten. Der Fürst Alexander hat sich deshalb telegraphisch an die Pforte gewendet. Tagesgeschichte. Dresden, 5. August. Aus Anlaß des heutigen Geburtstages Ihrer Majestät der Königin durch zog heute stütz große Reveille der Militärmusik die Straßen der Residenz. Die Wachtmannschaften sind im Paradeanzug aufgezogen, und Abends werden die öffentlichen Plätze der Stadt festlich erleuchtet sein. * Berlin, 4. August. Der „Reichsanz." meldet heute die Ernennung des Generalfeldmarschalls und Generaladjutanten Frhrn. v. Manteuffel zum kaiser lichen Statthalter in Elsaß-Lothringen, sowie diejenige der UnterstaatssecretärS im Reichskanzleramt für Elsaß- Lothringen, Herzog, zum StaatSsecretär des Mini steriums für Elsaß-Lothringen mit dem Range eines Staatsministers und dem Prädicate Excellenz. Zu Unterstaatssecretären und Abtheilungsvorständen im Ministerium für Elsaß-Lothringen wurden ernannt, und zwar der Abtheilung für Inneres, Cultus und Unterricht der vortragende Rath im Reichskanzleramt für Elsaß-Lothringen, geh. Oberregierungsrath v. Pommer-Esche; oer Justizabtheilung der erste Ge- neraladvocat am kaiserl. Appellationsgericht zu Colmar, v. Puttkamer; der Abtheilung sür Finanzen und Domänen der königl. bayersche Ministerialrath vr. Mayr. Am 1. October tritt also zugleich mit der Function der Statthalterschaft die davon ressortirende Civilverwaltung in Kraft. — Wie das amtliche Blatt ferner berichtet, hat Se. Majestät der König, „um der Anerkennung der treuen Dienste, welche Ihm und der Monarchie der Staatsminister Or. Falk in seinem bisherigen Amte mit aufopfernder Hingebung unter schwierigen Verhältnissen geleistet hat, eine in der Familie forterbende Erinnerung zu geben," dem ein zigen Sohne (Secondelieutenant im Gardefüsilierregi ment) desselben den Ade! verliehen. — Die „N. Pr. Ztg." beschäftigt sich heute in ausführlicher Weise mit den neuesten Zeitungsmeldungen über den Stand der Verhandlungen mit der Curie und spricht die Ansicht aus, daß über die gegenwärtige Lage der Verhandlungen wohl nur sehr Wenige genau unter richtet sein werden; sie bezweifelt aber, „daß schon jetzt die Verhandlungen zu einem bestimmten Abschlusse gediehen sein sollten." —Wie die„Post"erfährt, wird die Vermehrung des Zollpersonals verhältmßmäßig viel geringer werden, als man vielfach anzunehmen geneigt ist. Eine Vermehrung der Zollbeamten wird namentlich da eintreten, wo die Einfuhr von Holz, Getreide und Mehl stattfindet; insbesondere wird beim letztern die Berechnung der Rückvergütung mehr Kräfte in Anspruch nehmen. Die stärkste Erhöhung der Ar beitskräfte ist auf Grund deS Tabaksteuergesetzes zu erwarten. Das eigentliche Zollpersonal wird hierbei wohl weniger erhöht werden müssen, als die niederer« Arbeitskräfte, welche das Vorwiegen u. s. w. besorgen. Die Pflicht, die Zollämter in den gehörigen Stand bezüglich des Personals zu setzen, liegt den Landes regierungen ob. Das Reich kommt hierbei nur in Mitleidenschaft hinsichtlich der hanseatischen Zollämter; diese sind aber so reich mit allem Personal ver sehen, daß die etwaigen Veränderungen nur geringe sein werden. Bonn, 3. August. (K. Z.) Die akademische Feier des Geburtstags des Königs Friedrich Wilhelm III., deS Stifters der Universität, erhielt in diesem Jahre dadurch eine besondere Weihe, daß sie zugleich officielle Abschiedsfeier war für den kgl. Urenkel Prinzen Wilhelm von Preußen, der nach 2jährigem Studium mit Schluß dieses Semesters die Bonner Universität verläßt. Die Festrede hielt Geh. Rath Prof. Nasse über das Zollgesetz, welches König Friedrich Wilhelm HU an demselben Tage erlassen, von welchem die Stiftung der rheinischen Universität datirt. Den Schluß des Actus bildete die feierliche Uebergabe einer den Ab gangszeugnissen entsprechenden, würdig auSgestatteten Urkunde an den inmitten der Ehrengäste sich befin denden königlichen Prinzen, der dieselbe mit warm empfundenen Worten entgegennahm, welche den Wissen schaften seine stete Gunst und dem Bonner Musensitz sein herzliches Wohlwollen auch für künftig verheißen. München, 4. August. (A. Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten verla- der Abg. Diendorfer eine sehr umfassend motivirte Inter pellation, die Burgpflicht bei Pstündegebäuden soge nannter organisirtec Pfarreien betreffend. StaatS- minister v. Lutz hat wegen Beantwortung der Inter pellation sich zunächst mit dem Finanzministerium inS Benehmen zu setzen, wird dieselbe deshalb erst in einer der nächsten Sitzungen beantworten. Der An trag des Geschäftsordnungsausschusses, die Legitimation der zu Mitgliedern des Reichsgerichts ernannten Ab geordneten Dürrschmidt und Stenglein als fortdauernd zu erklären, wird nach einigen Bemerkungen Schels' von der Kammer angenommen. Hauck referirte hier auf über den Gesetzentwurf bezüglich des Gebühren wesens. Einige Abänderungsanträge veranlaßten län gere Debatten. Der Finanzminister v. Riedel erklärte sich angesichts der Finanzlage des Landes gegen alle Anträge, welche weitere Minderung des Erträgnisses der Gebühren herbeiführen würden; jeder Minderer trag der Gebühren müßte durch directe Steuern ge deckt werden. Der Minister bezifferte die in den Ein nahmen zu erwartenden Ausfälle auf rund 25 357 000 M., wozu voraussichtlich noch eine Erhöhung der Ausgaben hinzukommen werde. Der Ertrag der Zoll- resorm im Reiche werde später die Vertheilung eines Betrages von etwa 95 Millionen an die Einzelstaaten ergeben. Im nächsten Jahre werde zunächst nur auf einen Betrag von 60 Millionen zu rechnen sein; e» würden davon also etwa 11, resp. 7 Millionen auf Bayern entfallen, so daß für nächstes Jahr ein Deficit von etwa 16 Millionen zu decken bleibe. Die Anträge Stenglein's und Aub's wurden abgelehnt. Die De batte ist bis Art. 208 gediehen; morgen Fortsetzung derselben. Stuttgart, 3. August. Wie man der „N. A. Z." schreibt, ist das umfassende Forstpolizeigesetz von der Zweiten Kammer erledigt worden, und zwar in allen wesentlichen Fragen nach den Vorschlägen der Regie rung, wenn auch bei einzelnen Artikeln die CommissionS- anträge durchgegangen sind, die sämmtlich eine ver schärfende Fassung im Auge hatten. Was daS Forst- strasgesetz anbelangt, so hatten die Abgeordneten die Werthsgrenze, von wo ab der Holzdiebstahl als ge meiner Diebstahl bestraft werden soll, auf 50 M. fixirt. Die Standesherren hatten dieselbe auf 10 M. herab gesetzt. Bei der zweiten Berathung deS Gegenstandes in der Zweiten Kammer ging dieselbe auf 20 M. herunter, und eS ist anzunchmen, daß die Erste Kammer sich mit dieser Werthsgrenze begnügen wird. Eine Interpellation über das Disciplmarrecht der Schule war von dem Prälaten v. Beck gestellt und begründet worden mit der allgemeinen Zuchtlosigkeit, die bei der »Jugend Platz greife, dem gegenüber der Lehrer zu Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Karl « V. Einzug in Antwerpen. (Ausgestellt im AunstvereinSlocal.) (Schluß zu Nr. 17» ) Albrecht Dürer hat in seinem Tagebuche über seine Reise nach den Niederlanden einige Detail- verzeichnet, die sich auf Karl'- Einzug beziehen. Wie er erzählt, sei er (im August 1520) von seinem Wirth in die Werkstätte der Maler im Zeughaus zu Antwerpen ge- führt worden, „wo sie den Triumphbau Herrichten, durch welchen man den König Karl einführen soll. Diese- Werk ist einhundert Bögen lang und ein jeder vierzig Schuh weit und wird auf beiden Seiten der Gasse aufgestellt, hübsch geordnet, zwei Stockwerk hoch; darauf wird man die Schauspiele aufführen." Später kommt der Meister in dem Tagebuche noch einmal auf da-selbe Ereigniß zurück: „Ich habe einen Stüber ge geben für da- gedruckte „Einreiten zu Antwerpen," wie der König mit einem köstlichen Triumph empfangen wurde. Da waren die Pforten gar kostbar verziett — mit Schauspielen, großer Freudigkeit und so schönen Mäd- chengkstaltcn, dergleichen ich wenig gesehen habe." Diese Bemerkung bekundet, daß Dürer beim Einzug selbst Augenzeuge war, sowie ihn denn auch Makart auf feinem Bude augebracht hat. Da- wird auch noch durch eine von Manliu- überlieferte Mittheilung Melanchthon'- bestätigt. Dürer habe ihm, so berichtet dieser, erzählt, daß er den Einzug mit Kaiser Karl mitgemacht habe. In den augenscheinlich mythologischen Gruppen, du, nach der Beschreibung Dürer'- zu ur- theilen, oben auf den Gerüsten standen, seien die schön sten Jungstauen ausgestellt gewesen, fast ganz nackt und blo- mit einem ganz und durchsichtigen Schleier um hüllt. Der junge Kaiser habe zwar die Mädchen keines Blickes gewürdigt, er aber sei ganz gerne näher Heran aegangen, sowohl um zu sehen, was eigentlich dargestellt sei, als auch um den vollkommenen Wuchs der sehr schönen Jungfrauen genauer zu bettachten. „Ich", so sagt er wörtlich, „habe mich, weil ich ein Maler bin, etwas unverschämter umgesehen." Außerdem giebt eS über dergleichen historische Feier lichkeiten verschiedene specielle Nachrichten, die mancherlei dabei übliche charakteristische Erscheinungen, Bräuche und Eeremonien erwähnen, von welchen der Maler keine Notiz genommen hat. Wie er den von Dürer genannten provisorischen Colonnadenbau ignorirte, so sah er auch von vielen andern Localmerkmalen ab, welche al- Bauwerke, Trachten und Volkstypen die Hauptstadt an der Schelde zu Anfang deS 16. Jahr hundert- kennzeichneten. Was wir auf dem prachtvollen Bild« finden, könnte in jeder Stadt der Welt sich zeigen, wie denn auch jene» allgemeine Zeitcostume der mittleren Renaissance gewählt worden ist, dessen Details in reichster Fülle auf den Bildern der venetianischen und römischen Schule überliefett wurden. Ja der Einfluß dieser Bilder läßt sich noch einen Schritt weiter verfolgen, indem der Typu» der Köpfe, nament lich jener, wrlche die weibliche Schönheit repräsentiren sollen, keine-weg- national niederländisch, sondern viel mehr italienisch und eine Remini-cenz der italienischen Meisterschöpfungen ist. Indem sich Makart diesem Einflüsse hingab, dachte er indessen nicht daran, das große Reiterportrait Karl'S in der Schlacht bei Mühlberg von Titian, den Kupfer stich von Beham oder dergleichen zu studiren, um sich aus der Jugendperiode des Monarchen (wenn auch nicht auS jener ganz stützen — Karl war 1500 ge boren) eine Grundlage zu sichern. Er arbeitete auch in die ser Beziehung ziemlich ungenirt, aber er traf geistvoll ge nug den damals schon unbewegten, maskirten GcsichtS- auSdruck dieses Herrschers von stütz verlebter kränkeln der Jugend. Außerdem traf er noch etwas Anderes sehr richtig: er brachte diesen einreitenden Fürsten, wie sich- gehört, in die Mitte, aber nicht in den geistigen Mittelpunkt deS Bildes. In diesem Mittelpunkt steht wie billig die Action der Huldigung selbst, deren Dar stellung hier in der That die Hauptsache ist; nicht so ist eS die Person, deren Erscheinen zu diesen Ovationen nur die erwünschte Gelegenheitsmacherin abgab. Außer dem war Karl damals noch nicht der berühmte Welt herrscher, in dessen Reiche die Sonne nie unterging, sondern nur rin junger Fürst, Begünstiger und Lieb ling der Niederlande, dessen Glücksstern man inmitten deS gewitternächtigen politischen Himmels hoffend und fürchtend entgegensah. Damals war die Schlacht von Pavia noch nicht für Karl von einem Anderen geschla gen, damals hatte der Gewaltige seine zweideutige Rolle in der ReformationSentwickeluna noch nicht ge spielt, mit der verschlagenen Weisheit seiner Herrscher künste die Throne Europa- noch nicht verstummen ge macht. Unser Verlangen nach der imposanten Erschei nung berühmter Männer muß sich auf dem Felde der Dichtung und Kunst in Acht nehmen, Thatsachen zu supponiren, welche noch in dem Schoße der Zukunft, um nicht zu sagen des Zufalls diplomatischer Taschen spielerei schlummerten. Dies vorzeitige Beilegen eine- Nimbus ist gerade so falsch und komisch, als ob man einen Weltpoeten schildert und ihm sein Jahrhundert schon in früher Jugend entgegenjauchzen läßt; da» Jahrhundert war vielmehr immer nur dazu bereit, ihn bestens verhungern zu lassen, wenn kein günstigere» Schicksal, von ihm selbst geschmiedet, dazwischen trat. Dieser utopische Anachronismus hat schon viel Ver wirrung angerichtet. Und nun noch eine andere Frage, die so vielen Localkritikern peinliche Bedenken erregt hat. Auf die sem durch die Kraft deS Pinsels, durch die harmonische Macht des GesammtausdruckeS so berückenden, so dämo nisch anziehenden Bilde, dem man nachreisen möchte, um eS andern Oris wieder in anderer Beleuchtung zu genießen, gehen fünf nackte Jungfrauen zwischen Pfer den und Kriegsknechten spazieren. Wie kommen sie dort hin? und wie entspricht dieser seltsame Vorgang der historischen Wahrheit? Wir haben schon gesehen, wa» Dürer über dies« Jungstauen, die allerdings weit mehr Bekleidung, als nur Armbänder und Ohrringe trugen, erwähnt hat, und man darf hinzufügen, daß e» im 15. Jahrhun dert hier und da in Frankreich und England üblich gewesen ist, dem Einzuge von vornehmen Fürsten auch ausnahmsweise dadurch zu huldigen, daß man den Gefeirtten durch edle Jungstauen in unverhüllter Schön heit bewillkommnen ließ. E» war eine üppige und »ugleich devote Symbolik, der Stol» der alten Ge schlechter, da» Fleisch der Tugend auf dem Opferaltar der ersterbenden Verehrung, und der demüthigende An blick war der Ersatz für die Darbringung der Per-
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