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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187904226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18790422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18790422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-04
- Tag1879-04-22
- Monat1879-04
- Jahr1879
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.04.1879
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-» /» M Erscheint jeden Wochenlag Abends ü Uhr für den ./V" «F» anoern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Ps., v-I.« zweimonatlich 1 M. üv Ps. u. einmonatl. 7d Ps. Zwischen Oesterreich und der Pforte ist nun endlich doch eine Konvention hinsichtlich der Besetzung NovibazarS zu Stande gekommen. Wie es heißt, wird der Einmarsch der österreichischen Truppen in das Paschalik Anfang Juni erfolgen. Diesbezügliche Ordres sind bereits an das Ober kommando ergangen. - Ein internationaler Prozeß, in welchem der Verklagte Niemand Geringeres ist, als der Bruder des Kaisers von Oesterreich, Erzherzog Karl Ludwig, wird demnächst dir Wiener Gerichte beschäftigen. Die Vorgeschichte der der interessanten Klage zu Grunde liegenden Angelegenheit datirt weit zurück, bis in jene Zeit, zu welcher Garibaldi nach dem La Plata wandelte und die Duodezfürsten Italiens sich noch im Vollgenuß ihrer Herrschaft befanden. Herzog Franz IV. in Modena war, was immer auch das Land unter seiner Regierung gelitten haben mag, seinen Bediensteten gegenüber ein mil der und liebevoller Herr, der treue Dienste gern aner kannte. In seinem, vom 2l. September 1845 datirten Testamente traf er zu Gunsten seiner Dienerschaft ein Verfügung, nach welcher jedem derselben „nach Maßgabe seiner Dienstzeit ein aliquoter Theil seines Gehaltes und der fixen Emolumente als lebenslängliche Pension ,»gewen det werden sollte." Erzherzog Franz IV. starb im Jahre 1846. Sein Sohn und Nachfolger — der letzte Regierende seines Stammes — bestätigte im Jahre 1849 die letzt willigen Bestimmungen seines Vaters, und ließ ferner im Jahre 1859 zu Gunsten der im Jahre 1845 pensions berechtigt gewesenen Diener auf sieben seiner Güter einen den jährlichen Penstonsbezügen entsprechenden Kapitals betrag von Lire 1166801 40 Ct hypothekarisch ficherstellen. Inzwischen ist auch Franz V. zu seinen Vätern versammelt worden. Sein Erbe ist der minorenne Sohn des Erz herzogs Karl Ludwig. ES scheint nun, daß seit dem Tode Franz V. die Pensionen nicht mehr bezahlt worden sind, und daß die rückständigen Beträge sich jetzt auf etwa 500000 Lire beziffern, denn nachdem Seitens eines Kon sortiums der Pensionsberechtigten bei dem Erzherzog Karl Ludwig, als dem Vormund seines Sohnes, vergeblich der Versuch gemacht worden, eine Einigung herbeizusühren, haben jetzt die Rechtsvertreter der Geschädigten, die Herre» Cssare Levants und Erio Sala, einen Wiener Rechtsanwalt beaustragt, die einleitenden Schritte zur Wahr»»« der Rechte ihrer Mandanten zu thuu. - Anläßlich des Ehe-, Jubiläums des österreichischen Kaiserpaares' werden zahlreiche Begnadigungen statlfinden. Das Lem berger Amtsblatt polemisirt gegen die Blätter, welche die sozialistischen Umtriebe unterschätzen, indem es sagt: Das Bestehen einer gefährlichen Agitation in Galizien seitens geheimer sozialistischer Gesellschaften, sowie deren Verbin dung mit dem ausländischen Agitationsheeroe sei erwiesen. Ueber den Verkehr, der dieser Tage in Italien zwischen Garibaldi und dem König Humbert stattgefunden, wird aus Rom geschrieben: „General Garibaldi, dessen Gesundheit sich sehr gebessert hat, ist nunmehr ausgefahren. Seine erste Sorge war der Besuch beim König. Se. Majestät, vorher benachrichtigt, erwartete zugleich mit dem General Medici in den Gärten des Quirinals den Wagen des Generals Garibaldi. Als der greise Kranke eintraf, ließ ihm der junge König den wohlwollendsten Empfang zu Theil werden. Mrnotti Garibaldi, welcher sich mit seinem Vater im Wagen befand, verließ denselben und der König stieg ein. Se. Majestät unterhielt sich fast eine halbe Stunde mit dem General Beim Abschiednehmen war Garibaldi gerührt und drückte durch Worte und Geberden die größte Achtung und die größte Zuneigung für den König aus, welcher von Viktor Emanuel die Krone, die Tapferkeit, den loyalen und den ritterlichen Sinn geerbt hat." Mit diesen Mtttheilungen stimmen auch die Infor mationen des römischen Spezialkorrespondenten der „N.-Z." überein, welcher bereits vor einigen Tagen darauf hinwteS, daß eine kriegerische Aktion dem alten Frethettshelden jeden falls fern liegt. In Frankreich trägt die Regierung jetzt eine be- wundernSwerthe Ruhe und Leidenschaftslosigkeit zur Schau. Während nämlich die Agitation der Radikalen für die Wahl Blanqut's in die Deputirtenkammer, die Agitation der Jesuiten in der Armee, die Agitation des EpiskopatS gegen die Feny'schen Gesetze und die Agitation der Schutz« Zöllner gegen die Freihändler ungeschwächt und ungestört fortdauert, handhabt daS Kabinet die Politik des „Gehen- laffenS" in der vollsten Ausgiebigkeit und zeigt eine wahre HiobSgeduld. Das souveräne Volk kann sich wenigstens dann nicht beklagen, wenn es die Folgen seiner Unmündig keiten und Thorhetten zu tragen hat. Grsvy'S Politik war von jeher, daß die Regierung möglichst wenig ver hindern müsse; Lepere aber ist augenblicklich durch körper liche Gebrechen unfähig, einen Entschluß zu fassen und die Gambettisten finden es zweckmäßig, dem Lande zu zeigen, daß die Republik eine Regierungsform auf so breiter Grundlage sei, daß sie die Geduld gegen Freund und Feind bis aufs Aeußerste treiben dürfe, ohne Schaden be sorgen zu müssen. Auch die Presse erfreut sich dieser Lang- > muth und nur die allerrohesten Ausbrüch' des Radikalis- mus und nur das offenbare AufrM ledigen auf der > Kanzel bewog die Regierung, zu Proz ss ihre Zuflacht zu nehmen. Mit der Kanditatur Bianqai's in Bordeaux, die übrigens auch von Garibalvi in Rom empfohlen wird, wollen die Radikalen sich an der Regierung rächen, welche rechnet werden kann. Um dieses zu beschaffen, soll dir so genannte Licenzsteuer eingeführt werden, zu deren Kontrole die Steuerbeamten zur Einsicht in die Geschäftsbücher der Fabrikanten und Händler und zur Besichtigung der Ge schäftsräume berechtigt werden. Die Licenzsteuer wird zudem auch dem Nebenhandel mit Tabak ein Ende machen und eventuell also die Entschädigungsfrage vereinfachen. Wenn der Reichstag diesen Vorschlägen seine Zustimmung ertheilen sollte, so würde man sich nicht wundern können, wenn in einigen Jahren genau nach dem bei der Revision des Zoll tarifs erprobten Rezept daS Tabaksmonopol in Deutschland eingeführt werden sollte. Der Bundesrath hielt am Sonnabend Nachmittag eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz des Präsidenten Hof mann, welche im Wesentlichen der Abwickelung laufender Geschäfte gewidmet war. Hauptsächlich galt es der An hörung des mündlichen Berichtes des Justiz-Ausschusses über die Besetzung des Reichs Gerichts. Die Ausschußan träge gelangten zur Annahme und werden nunmehr dem Kaiser zur Bestätigung unterbreitet. — Der Reichs- und Staats-Anzeiger veröffentlicht einen an den Reichskanzler, den Justizminister und die Minister des Innern und des Handels gerichteten Erlaß, durch welchen der „Kaiser Wilhelms-Spende"als einer allgemein en deutschen Stiftung für Alters-, Renten- und Kapital-Versicherung auf Grund des vom deutschen Kronprinzen unter Uebernahme des Pro tektorats über die Stiftung am 21. März vollzogenen Statuts die landesherrliche Genehmigung ertheilt wird. — Von den Telegraphen-Verwaltungen des deutschen Reichs und von Norwegen ist vor einigen Tagen eine Ueberein- kunft zum Abschluß gebracht, zufolge deren noch in diesem Sommer eine direkte Telegraphen-Verbindung zwischen Deutschland und Norwegen hergestellt werden soll. Bisher fehlte es an einer solchen, und der Telegrap en- Verkehr beider Länder, welcher wegen der wichtigen Schiff- fahrts- und Handels-Interessen nicht unbedeutend ist, mußte durch zwischenltegende fremde Telegraphengebiete bzw. Kabel vermittelt werden. Behufs der nunmehrigen direkten Verbindung beider Länder foll ein unterseeisches dreiadriges Kabel vorzüglichster Konstruktion, ausgehend von der Insel Sylt und endend in Arendal, also westlich von Jütland die Nordsee durchschreitend, in einer Länge von ca. 55 deutsche Meilen, gelegt werden. Die größte in Betracht kommende Tiefe beträgt 280 Faden — 1680 Fuß. Die Herstellung und Legung des Kabels ist von Deutschland übernommen und einem l ewährten Unternehmer übertragen worden. Obgleich die Zeit ziemlich kurz ist, so hofft man doch, daß die Legung des Kabels vor Eintritt der Herbst stürme beendet und die direkte Verbindung zum I Oktober in Betrieb sein wird. Von Norwegen werden besondere Landleitungen zum Anschluß an das Kabel bis Christiania hergestellt, so daß von Berlin, Hamburg u. s. w. nach Arendal und Christiania ohne Unterwegs-Aufnahme der Telegramme gesprochen werden kann. — Der Präsident des Berliner Kammergerichts vr. v. Strampff ist am gestrigen Sonntag früh 5 Uhr nach kurzem Krankenlager verschieden. — Zwischen Berlin und Leipzig soll seitens der Nieder- , schlesisch-Märkischen Eisenbahn ein neuer Zug eingelegt werden, der gleichzeitig bezweckt, die Halle-Sorau-Gubener Bahn mit Berlin und Leipzig zu verbinden. ES handelt sich jedoch um weiter nichts, als um eine Konkurrenz gegen- , über der Berlin-Anhaltischen Eisenbabn. Tagesschau. Freiberg, 21. April, i Im deutsche» Reiche konzeutrirt sich augenblicklich alle Aufmerksamkeit auf den großen Zoll- und Tarifkampf, dessen Entscheidung nun immer näher rückt. Die Motive zur Zollvorlage find bekanntlich den Volksvertretern in die Heimath nachgesandt worden. Nachdem bislang die schütz- - zöllnerische Partei in Versammlungen, Adressen, Petitionen und Kundgebungen aller Art imVvrdergkunde gestanden, > haben nun auch die Gegner sich bewogen gefühlt, auf dem Kampfplatz zu erscheinen. Ihre Opposition wächst von Tag > zu Tag und es find nicht unbedeutende Korporationen, voran die Reichshauptstadt, welche sich entweder gegen daS , Ganze, oder gegen einzelne Theile der neuen Handelspolitik erklären ; insbesondere sind es die Getreide-, Holz- und Viehzölle, welche die meiste Opposition Hervorrufen. Die Reichsregierung kann heute nicht mehr mit der früheren Sicherheit auf die volle Zustimmung zu ihren Projekten rechnen. Das Material an Petitionen, Vorstellungen und Denkschriften, welches dem Reichstage in diesen wichtigen Fragen zugegangen, übersteigt an Massenhaftigkeit alles bis dahin Dagewesene und schwillt noch täglich mehr an. Dieser Eifer, neue Gesichtspunkte und berechtigte Interessen zum Ausdruck zu bringen, die thatsächlichen Verhältnisse und Bedürfnisse noch einmal von sachkundigster und nächst- betheiligter Seite der Volksvertretung vorzutragen, giebt den Beweis, wie außerordentlich tief unser Volk von den jetzt zur Verhandlung kommenden wirthschaftlichen Fragen berührt wird. Es kann wohl behauptet werden, daß noch niemals eine Angelegenheit die Reichsgesetzgebung beschäftigt hat, die in demselben Maße die unmittelbarsten und empfind lichsten, die materiellsten Interessen des Volkes berührt hätte. Was sind alle politischen Fragen, die sonst die Köpfe zu erhitzen pflegen, gegenüber diesen Fragen des täglichen Brotes l Die dreiwöchentliche Osterpaufe, die den parla mentarischen Kampf unterbricht, ist durch eine unmittelbar aus dem Volke ausgehende Bewegung von einer Lebhaftigkeit und Intensität ausgefüllt worden, wie sie kaum jemals gegenüber irgend welchen Fragen der Gesetzgebung zu Tage getreten ist. Der parlamentarischen Arbeit wird dadurch in erwünschter Weise vorgearbeitet; die allseitige und billige Abwägung der verschiedenen Gesichtspunkte und Interessen, wie sie den Abgeordneten als Vertretern des ganzen Volkes obliegt, kann durch den rührigen Eifer nur gewinnen, der aus dem vollen Leben heraus ihnen die Kenntniß der That- sachen und Bedürfnisse des materiellen Lebens vom ver schiedensten Standpunkt aus vermittelt. Der berechtigte Wunsch, diesen Stimmen des praktischen Lebens Gehör zu verschaffen, war wohl auch mitbestimmend für eine längere Unterbrechung der parlamentarischen Arbeiten. Die lrouprinzliche Familie traf am Sonnabend, von Wiesbaden zurückkehrend, auf der Wildparkstation bei Potsdam ein und begab sich nach dem Neuen Palais zum Sommeraufenthalte. — Der heftige Sturm, welcher in der Nacht zum Sonnabend herrschte, hat in der Umgegend von Berlin fast sämmtliche oberirdische Reichs- und Eisen- bahn-Telegraphenlinten arg beschädigt, so daß die Verbindung aus diesen Linien, selbst mit den nächsten Stationsorten, fast gänzlich unterbrochen war. Nur mit Hilfe der vorhandenen ueterirdischeu Telegraphenlinien hat der telegraphische Ver kehr in westlicher Richtung nach den wichtigsten Punkten, Vie Leipzig, Frankfurt a. M., Straßburg, Paris, Köln, Brüssel, Hamburg, Kiel u. s. w., ungehinderten Fortgang gehabt. Wer bis jetzt noch daran gezweifelt, ob die Vorlage wegen höherer Besteuerung des Tabaks, welche der Bundesrat h dem Reichstage vorgelegt hat, nur als ein Nolhbthelf gemeint sei für den Augenblick und daß die Einführung des Tabaksmonopols Vorbehalten bleibe, dem dürfte die „Begründung" dieser Vorlage eines Besseren belehren. Nur für den Augenblick ist die Ein führung des Monopols nicht thunlich, weil die mit der Einführung desselben verbundenen Einrichtungen Zett und Geld in Anspruch nehmen und die Reichsregierung vor Allem sofortiger höherer Einnahmen bedarf. Abgesehen i Aivon aber hat die Reichsregierung gar keine sachlichen t Bedenken gegen das Monopol, was ihr für die Ausarbeitung l eines bezüglichen Gesetzes noch fehlt, ist lediglich das I statistische Material, auf Grund dessen die Höhe der den t Fabrikanten und Händlern zu zahlenden Entschädigung be- Jnserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom-» - men und beträgt dn Breis für die gespaltene Zeile /KZ oder deren Raum IS Pfennige. > v. — 81. Jahrgang. Dienstag, den 22. April. md Tagedi-ll? Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden za Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Brauu in Freiberg. —
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