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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 15.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-190709156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19070915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19070915
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Fremden-Liste, 69.1907, Nr. 20
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-15
- Monat1907-09
- Jahr1907
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Redakttou-schllrst r » Uhr Mittags. Gprechstmrde der Nedaktto«: S S Uh« Nachmittags. Zuschriften in redaktionellen Nngelegenbeiten find nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschlichlich an die Redaktion zu adressieren Dnu-k -rchiiffe. Der Reichspostdampfer „Prinzessin" mit dem Ab- lösungstransport der Kreuzer „Bussard" und „Seeadler" aus Ostasrika ist in Hamburg eingetrofsen. In Berlin ist der Parteitag der Freisinnigen Volks partei zusammengctretcn. Dem Präsidenten des Reichstages, Grasen Udo Stol berg, ist Las erbliche Recht aus die Mitgliedschaft des Her renhauses verliehen worden. Die Ziehung der Lotterie der deutschen Armee-, Ma rine- und Kolonialausstcllung ist vom 10. September und -en folgenden Tagen auf den 5. und 0. Dezember verlegt worden. Der österreichische Ministerpräsident erkannte einer sozialdemokratischen Abordnung gegeniiber die Notwendig keit von Landtagswahlrcchtsreformcn an. Die österreichisch-ungarischen Ausgleichskonferenzen in Wien sollen heute unterbrochen und etwa am 25. Sept, in Budapest forigeführt werden. Der spanische Kriegsminister sprach sich in einem In terview sehr absprechend über das gewaltsame französische Vorgehen in Marokko aus. Gegen den Fürsten Trübetzkoi in Moskau, Heraus geber der „Moskowski Eshenjedjeljnik" ist Anklage wegen Majestätsbeleidigung erhoben worden. Der Novdpolfahrer Wellmann hat einen Aufstieg unternommen und insolge widriger Winde den Ballon im Stich lassen müssen. Aus den Bereinigten Staaten von Nordamerika wer den neue Kundgebungen des Asiatenhafses gemeldet. Mochnschii. In unserer forthastenden, vorwärtsdrängenden unD stürmenden Zeit erscheint uns, wenn wir uns prüfend um schauen, als charakteristisches Merkmal, als die Signatur der Epoche gewissermaßen, das Streben des Gerüstetseins, der gegenseitigen Aussprache, der Feststellung der wichtig sten Hauptpunkte, um dann zielbewußt im Einzelnen vor zugehen und den politischen und sozialen Erfordernissen nach bestem Wissen durch die allseitig gewonnene Erfah rung gerecht zu werden. Diesem Zweck dienen die zahlreichen Besprechungen in Norderney, mit denen wir uns kürzlich beschäftigten, von Regierungsseite. Den gleichen Zweck, wenn auch nicht immer mit gleicher Unparteilichkeit, wie der Reichskanzler, verfolgen doch auch im Grunde die zahlreichen parteipoli tischen Versammlungen, sowie die noch reicher blühenden Kongresse großer wirtschaftlicher Verbände oder ganzer Be- rüfsklaften. Es ist daher, trotz allein Vorwärtsdrängen, wobei es ja nicht anders sein kann, als daß dank einiger politischer Heißsporne hie und da einmal eine kleine oder große Uebcr- stürzung mit unterläuft, doch im allgemeinen überall eine innere Beruhigung nicht zu verkennen, welche aus dem Be wußtsein entspringt, daß unsere Diplomaten und Politiker mit großer Gewissenhaftigkeit arbeiten und nicht leicht eine Angelegenheit im Parlament zur Sprache bringen, über die sie ungenügend oder einseitig unterrichtet sind. Erst nach Abwägen der verschiedensten Ausfassungen auch der heterogensten, parteipolitischen Ideen und nach Ausschä lung des Kerns der Anschauungen, wobei alles Nebensäch liche und Unnötige auszuscheiden gesucht wird, werden die bleibenden Rückstände in der vereinigten Retorte amalga miert und zu einem Gebilde zusammengeschweißt, von dessen Einheitsmöglichkeit man vor der eingehenden Besprechung und Abwägung kaum eine Vorstellung hatte. Ja, gerade diese Besprechungen lassen erst ^ervortreten, wie diel Ge meinsames auch sie verschiedensten Anschauungen haben und wie leicht bei einigem guten Willen, ohne starre Recht haberei, durch gegenseitiges Entgegenkommen ein prakti sches Ergebnis gewonnen wird. Wir müssen es unserem Reichskanzler, wir müssen es unsern Politikern lassen, daß sie sich die Sache nicht leicht machen, sondern mit großer Gewissenhaftigkeit vorgehen, um bei der Eröffnung der Session in jeder Weise „gerüstet zu sein!". Aber auch im Ausland hat die deutsche Politik in der letzten Woche einen schlagenden Beweis ihrer Fähigkeit und zielbewußten Ueberlegtheit gegeben. Dies geschah in zwei Maßnahmen gelegentlich der Marokkofrage, welche in der auswärtigen Politik noch immer obenan steht. In der deutschen Antwort auf den französischen Vorschlag, in den acht marokkanischen Häfen französisch-spanische Polizeikorps aufzustellen, wird in freundschaftlicher Weise das Bedenken ausgesprochen, daß dadurch die Marokkaner noch mehr ge reizt und infolgedessen die Lage der in Marokko lebenden Europäer noch gissährdeter werden könnte. Die deutsche Regierung hat die außergewöhnlichen Umstände, durch die Frankreichs Vorgehen in Marokko begründet wurde, wohl anerkannt und beabsichtigt nicht, der von Frankreich unter nommenen Aktion Schwierigkeiten zu bereiten, hat aber auch den Wunsch geäußert, Frankreich möge seine weiteren Operationen so einrichten, daß dadurch nicht wieder, wie in Casablanca, deutsches Eigentum beschädigt werde. Es ist zu hofsen, daß durch die deutsche Antwort sich die Ueber- zeugung befestigt, daß zur Vermeidung neuer, allerseits unerwünschter Konflikte die strenge Innehaltung der in Wrlldervvsrll. Bon Anton Andrae. XXIV. Loschwitz zum Kirchweih-Fest. Am heutigen Sonntag, dem 16. nach Trinitatis, und morgen, Montag, begeht die Kirchengemcinde Loschwitz mit Sem eingepfarrten Wachwitz das Kirchweihfest und Alt und Jung rüstete sich schon seit vielen Tagen, dasselbe im Kreise -er Familie und in Anwesenheit der oft weit her zum Be suche angckommenen Verwandten fröhlich zu begehen. Wenn es die erwachsenen Kinder im Laufe des Jahres nicht einrichten konnten, den im lieblichen Loschwitz wohnenden Eltern einen Besuch abzustatten, Lur Kirmes wurde es er möglicht, und das ganze Jahr hindurch freute mna sich schon auf diese festlichen Tage. Erhält doch das Elternhaus auch für die erwachsenen Kinder immer noch seine alte Anziel)- ungskraft, denn an die Stätte, wo man die schönen Jahre der Jugend verlebte, knüpfen sich für alle Zeit die ange nehmsten Erinnerungen. Und auck für den Fremden bil det das idyllisch schön gelegene Dorf mit seinem trauten Kirchlein einen angenehmen Ruhepunkt für das für Natur schönheiten empfängliche Auge. Wie gern weilt man an den unvergleichlich reizend gelegenen Punkten, die dem Blick die wunderbarste Aussicht auf das Elbgelände, den belebten Elbstrom und das großartige Panorama von Blasewih, Dresden und dessen weite, malerische Umgebung eröffnen. Wenn aber am Montag vormittag der würdige Seelsorger der Parochie, Herr Pfarrer Thonig, in feiner Festpredigt den Segen des Höchsten auf. seine getreue Kirch gemeinde erfleht, so wird diese dankbar aufblicken zum Herrn, der seine Gnade so reichlich auf die beiden einye- pfarrten Ortschaften, ihre liebe Heimat, ausgeschüttet hat. Schon über 200 Jahre sind eS her, daß Loschwitz und Dachwitz (1705) mittels, landesherrlichen Rezesses aus der Frauenkirchenparochie zu Dresden auSgepfarrt wurden und eine eigene Parochie bildeten. Die ersten Predigt-Vor lesungen wurden in Ermangelung anderer geeigneter Raume im Schulhause durch Magister Johann Arnold ge- halten, dem bald Predigten folgten, doch schon am 2V. Juni 1705, Montag nach dem 3. Sonntage nach Trinitatis, wurde Ser Grundstein zu unserer heute noch in unverän derter Gestalt erhaltenen schönen Kirche gelegt, wobei mit dem im Schulhause befindlichen Glöckchen geläutet wuröe. Die Feier begann mit dem gemeinsamen Gesänge: Allein Gott in der Höh' fei Ehr'! und nach dem Verlesen des 84. Psalms durch den vorerwähnten Geistlichen >Mag. Arnold hielt Superintendent Dr. Schrader über Esra, Vers 10 flgde. die Predigt und wählte als Thema: „Die Legung des Grundes zum Hause des Herrn!" Nach der Predigt folgte kirchliche Musik, ausgeführt vom Dresdner Kreuzkirchen chor unter Leitung des Kantors Grundig, wie es in alten Chroniken heißt: „eine schöne andächtige Arie solo von Herrn Grundigen mit feiner Fühluim eines inftrumentes intoniret und nach dessen Endigung gesungen: Erhalt uns Herr bey deinem Wort." Nach Erteilung Des Segens und dem Gemeindegesange: „Nun danket alle Gott" stiegen die Teilnehmer an Der würdigen Feier „unter Trompetenschall „in die Gruft", darein der Grundstein geleget werden sollte und über demselben war ein Zelt wie ein Thron ausge- spannet, das bey heißen Tagen Schatten geben sollte", wäh rend ein anderes Zelt die „musici" aufnahm. In der Tiefe stand ein teppichbelegter Tisch, auf welchem neben dem Grundriß ein kupfernes Kästchen stand, in dem sich die „Augsburger Konfession, Luthers Katechismus ein „Abriß des künftigen fämbtlichen gebäudes und auch die historia des Ortes" auf Pergament geschrieben befanden. Nach Ein fügung des Kästchens in die Oeffnunq des Grundsteines wurde von den über 1000 Teilnehmern noch mit Trom peten- und Posaunenbegleitung das Te Deum laudamus gesungen und die Feier „bey der GOTT wohlgefälligen Solennität" geschlossen. Eine Denkmünze in feinem Sil ber an die Feier der Grundsteinlegung wird noch heute im Pfarvhaufe sorgsam aufbewahrt. — Der Bau der Kirche wurde duich den Erbauer der Dresdner Frauenkirche, Rats zimmermeister Georg Bähr, von dem auch die Planung herrührte, im Verein mit dem Ratsmaurermeister Febre auSgeführt, doch so ejjrig inan daS Werk förderte, mußte eS doch zu Anfang deS Jahres 1707 fast liegen bleiben, weil die in Sachsen eingefaUenen Schweden die Dresdner RotS-Kassen geleert hatten. Die Schweden gingen das Jahr vorher, im September, unter Karl XII. bei Hoster- witz über die Elbe, doch blieb Lpschwitz, dessen Einwohner geflüchtet waren, von Der Plündung verschont, nachdem der Pastor Arnold am 7. September 1706, als Karl in Rade berg sein Hauptquartier aufgeschlagen, eine Bittschrift um Schonung des Kirchenbaues überreicht hatte. Der König ließ Darauf dem Bittsteller sagen, man solle die Kirche nur ruhig weiter bauen, er (Der König) habe keiner katholischen Kirche in Polen etwas zu leide getan, so werde er noch we niger einer lutherischen und deren Baumaterialien Schaden tun oöer tun lassen, man solle also in Gottes Namen weiter bauen. — Die Kirche kam Daher auch ungestört im Jahre 1707 noch unter Dach und am 3. August 1708, am Namens tage August des Starken, wurde das neue Gotteshaus ein- geweiht. Schon morgens in der Frühe versammelten sich an diesem Tage Die Einwohner von Loschwitz und Viele aus den benachbarten Dörfern, um der Feier beizuwohnen, doch die Dresdner „Staotknechte" hielten die Eingänge dop pelt besetzt, und ließen nur Varochianen eintreten. Der Weihe-Gottesdienst begann mit einer kirchlichen Musik un ter Leitung des Kgl. Kapellmeisters Schmidt und des schon genannten KreuzAulen-Kantors Zacharias Grundig, wo rauf nach gemeinsamen Absingen mehrerer Lieder der Su perintendent Dr. Schrader eine — wie der gewissenhafte Chronist hervorhebt — zwei Stunden lange Festpredigt hielt über die Worte Jakobs: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus; hier ist die Stätte des Himmels!" Nach der Verlesung eines auf die Kircheneinweihung Bezug nehmenden Gebetes wurde lder Ambrosianische Lobgesang mit Musikbegleitung angestimmt und mit dem alten echt evangelischen Kirchenliede: „Nun danket alle Gott!" schloß die kirchliche Feier, welcher dann ein fröhliches Fest auf Der „Spital-Preffe" sich anreihte, an dem sich auch die erschienenen „Ministerräte" beteilig- ten. Zweihundert Jahre steht nun die traute Kirche zu Loschwitz und immer weilt der Blick deS Beschauers gern auf ihren schönen Formen. Unendlicher Segen ist von ihr uusgegangen, und wenn wir zur heutigen „Kirmes" der ehrwürdigen Stätte gedachten, so glaubten wir den Wün schen unserer geschätzten Leser entgegen zu kommen. Sonntag, den 15. September 1SV7. Nr. 216. -----Fernsprecher:^-- Amt Dresden Rr. 80S. orsMiW M EllMMch Imt < IAt 1 lürdie stgs. Hmlrdauptmaimredatle» Vrerden-MtlLdt u. Neustadt, das stgl. Umirgertcdt vrercke», siir die sigi. buperintendentur Dresden II, die sigl. ?orstrent«imter Dresden, Moritrburg «a rett s«»ti»a<», r»edee«i. vodrnr, w«k»vnr, w«a<r»^n«. n»t«n»nr. em»t«. r«»d»«« m»»»«« UN<I esr»M»a«. ««»«»»»-«re» u»a c»«l1I-Nir»I»rr Nr Msrrmlr, «ockvia. wtirn »irr». VSKKu, <!ir l-rrnillgnminörn. orrrckkn-SIrittni IM<I Nkugmn«. Telegramm - Rdrrsi«: Ulbgauprefie vlasewttz. I SS , dHS I«, .. veilagen: „Illustrierte- Uuterhattuugsblatt" * „Rech Feieradeud- * »Hm»-- «ch Garteawirtschast* * „Fremdeu-Liste*. Druck und Verlag: Elbgau-Vuchdruckerei und Verlagsanstall Hermavn Beyer st Lo., verautto. Redakteur: vr. st. Biesendahl, Blaiewitz. 6S. Jahrg.
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