Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 06.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-06
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.07.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
*5* sr- rk. rien, otze .-»be Mk. Zrit » »«» «r 187 «Lkn,»«», I» «d,»» «Me»«»«!» »terteliL»»« Ich r Mark »0 Pl-k, durch 8«»,» » Mark .» »t,e. Eintet. Nummer» WPI,e. »ust«M 32000 »l»U Wir dl» «»ik,»»e rln^> laudier Mauulcri»!« Wicht sich die Rrdacita» »icht »rrdiudltch. guseraieu-klnuadme aul» »drt» i Laaleuftel» »n» Vogler inbamdurg, ver- kl», Wien, Lelpttl. Botel, vredlau,Lranksurt a. M, — «ud.vioN» in Berlin. Freitag, den 6. Juli: «ei»»«», wir», Nranksuri ». M., Mün chen, — Daud» » <«. kn Nranisurt a. M. — >r. volgi in llhemn,».— jiara», I.elllle, «uUler ch Co. in Pari«. Tageblatt für Politik, Hlnierhaltuug, Geschäftsverkehr.. Börsenbericht und Iremdenkiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Kiep/ch Neichardt in Dresden. Derantw. Nedacteur: Fr. Eotdsche in Dresden, Sllerai» »erden Mart»» »irali« >r di» L».» Mir «narndmmc», Sonnio,» »l» Mtila,» »S Ulir, IN »Icuftadi: »eofte »Iifter- galie ö bi» Nachm, 4 Ulir. — Der Raum rinrr ein- lpalllgen ü-elltteUr kdilet >S Pjoe. lkingelandt dl» Zeile Lv PI»e. rine Äarauile lilr da» nilchfttäa >» e Erichemen »er 2»>erate wird nicht . g-geden. Auswärtige Aiinoncen- Auftkäge von uu» und«» iauulentzirmeu und Per- loucn In,eenen wir nur ge»»« !t>rL»um«ra»d»» Zaliluun durch Ariel» Marien vder Pofteinzah- Iu»g. Acht Silbe» lofte» U> Pige. Inserat« tiir LI« Mo,itago. Nummer «der nach eiurm gestlog« die Peliljr,lc ga P,ge. XXII. Jahrgang. Für daö Feuilleton: r^»«l»rik Unrtmaii». Mitretacteur: l»r. Lu»»l Dresden, 1877. a. Politisches. Mitten )ur Sommerszeit, kurz vor Beginn der Ernte, hat der König von Baiern seinen Landtag zusammcnberufcn. Es ist eine außerordentliche Session; die ordentliche beginnt schon in 3 Monaten. Lediglich die „außerordentlichen" Bedürfnisse des bairischen Kriegs- ministcriumS verursachen diese LandtagSthütigkeit zu so ungewohnter Stunde. Die jetzigen Gewehre der bairischen Infanterie taugen nicht viel. Die Naupenhelme schossen bis zum französischen Kriege mit Werndl-Gewehren, welche besser waren als die alten Zündnadcl. Als dann die Pickelhauben das Mauser-Gewehr erhielten, änderten die Naupenhelme ihre Werndls ä 1» Mauser um. Man nennt das „aptircn". Aber die „aptirtcn" Werndls schießen schlecht. Folglich müssen die Naupenhelme eine bessere Feuerwaffe erhalten. Das ist naturgemäß das Mauser-Gewehr. Auch dieses entspricht bekannt lich jetzt schon nicht inehr den allerhöchsten Anforderungen. Soeben begicbt sich von Berlin nach Spandau eine Commission von 82 Stabsoffizieren aus fast allen deutschen Infanterie-Regimentern, um (Näheres s. Tagesgesch.) die am Mauser-Gewehr aufgefundenen Mangel zu beseitigen. Aber das solchergestalt in der Mauser liegende Mauser-Gewehr ist doch weit vorzüglicher, als der aptirte Werndl, und so sind in München bereits 14,000 Blauser für die Naupen helme eingetroffcn. Die Kosten für diese Gewehrveränderung zu be willigen, dazu wurde der bairische Landtag zusammenbcrufen. Fallen nebenbei noch einige Milliönchen für die bairische Militairverwal- tung ab, bei der cs ohnehin knapp genug -ugeht, so wird sie der Kriegsminister in München nicht zurückweisen. An der Bewilligung dieser Mittel zweifelt Niemand. Ein un genügend gerüstetes Heer ist ja die wahnsinnigste Verschwendung, und so wenig der Menschenfreund die Erprobung eines Heeres im Kriege zu wünschen hat, so lebhaft hat der Patriot zu verlangen, daß die Söhne des Vaterlandes mit den besten Waffen die Grenze vcrtheidigen. Diejenige Partei nun, die man in Baierndie „Patrioten", nämlich in Gänsefüßchen nennt, verfügt in München über die Kam mermehrheit. Auch besetzte sie wiederum mitNuSschlußderNational- libcralcn das Kammerpräsidium mit ihren Leuten. Doch die Einigkeit bei der Präsidentenwahl wird nicht lange Vorhalten. Ein Theil der „Patrioten" hat sich nämlich als „katholische Volks-Partei" abgezwcigt und den Syllabus als politisches Partei-Programm proclamirt. Sie befehdet den Partcistamm als verächtliche „Semmelschmarrn-Partci", heftiger als dies die Nationalliberalen thun. Wir freuen uns dieser Scheidung der „Patrioten." Klarheit und Aufrichtigkeit ist, wie überall, so auch im politischen Partcilcben der Verschwommenheit und Heuchelei vorzuziehen. Die „katholische Volkspartei" ist, mit einem Worte es zu sagen, die „Papisten-Partei." Alle Anderen, Liberale, Eonservative, gemäßigte Katholiken, sind in ihren Augen Antipapisten. Die Papisten haben nur eine Fahne, die päpstliche gelbweiße und wenn sie diese offen aufstecken und sich von der blauweißen loösagcn, so erweisen sie dem Ganzen einen großen Dienst. Man kann ja als Katholik ein trefflicher Reichsbürgcr sein und wenn die gemäßigten Katholiken Baierns aus der Gemeinschaft der reichsfcindlichen Papisten sich durch deren Abfall erlöst finden, wer sollte sich dieses heilsamen Schrittes nicht freuen? Bald wird sich Herausstellen, daß die fanatifirten Papisten die schlimmsten Feinde des Königs von Baiern und ihres eigenen Landes sind und die ehrlichen Liberalen werden mit den reichstreucn „Patrioten" eine Mittelpartei unter dem Banner „Gut Deutsch und gut Baierisch zugleich!" zu bilden vermögen. Frankreichs Bevölkerung wird bald vom Wahlfieber ergriffen sein. Ganz offen geben die Bonapartistcn die Wiederherstellung des Kaiserreichs, die Legitimisten die Restauration des Kömgthums als Wahl-Parole aus. Von dem Marschall ist kaum mehr die Rede. „In den Augen des Publikums", heißt es in einem an den Soleil gerichteten Schreiben, „ist die Person des Marschalls bei aller Achtungswürdigkeit nicht bedeutend genug, um das LegitimitätS- Princip aufzuwicgen." Wenn man nicht aus der Scylla in die Charybdis, aus der Republik in das Empire fallen wolle, führt der Briesschrciber weiter aus, so muffe man auf ein Bündniß zwischen Orleanistcn und Legitimisten hinarbeiten. Darauf erwiedert der Soleil: „Die Bonapartisten werden bei den Wahlen erklären, daß sie den Marschall bis zum Jahre 1880 unterstützen und dann wenn möglich daS Kaiserreich wieder Herstellen wollen. Nichts hindert die Royalisten, ihrerseits zu erklären, daß auch sie bis zum Jahre 1880 den Marschall unterstützen und dann, wenn möglich, daS Königthum wieder Herstellen wollen." Von einer Coalition kann man unter solchen Umständen im eigentlichen Sinne nicht mehr sprechen, denn jeder von den Coalirten geht seinen eigenen Weg. Die Bonapartistcn sind, wie gewöhnlich, frech und gcwaltthätig, die Orleanistcn, wie gewöhnlich, furchtsam und schwachmttthig, die Legitimisten verstockt und querköpfig. Die französischen Journale, welche die Nachricht eines englischen Blattes nnchgedruckt hatten, daß der Pariser Erzbischof Guibert im Aufträge Mac Mahons nach Rom gegangen sei und die man deshalb wegen „Verbreitung falscher Nachrichten" vor Gericht gestellt hatte, sind srcigesprochcn worden, weil das betr. englische Blatt 48 Stunden lang in Frankreich unconfiscirt verbreitet worden sei. Hingegen wurde ein heuchlerischer Hirtenknabe in den Pyrenäen, welcher an geblich eine wunderthätige Madonnencrscheinung gehabt haben und damit einen Eoncurrenz-Wallfahrtsort von Lourdes schaffen wollte, „wegen Verbreitung falscher Nachrichten" zu 50 Francs Strafe ver- urtheilt. Eine curiose Justiz — die französische nämlich, ihr Herren Denuncianten! Vom kleinasiatischen Kriegsschauplatz folgt für die Russen eine Hiobspost der anderen. Es bedarf der ganzen Stylistik des Ober befehlshabers der Kaukasus Armee, um die erlittenen Schlappen leidlich zu maSkiren. Achnlich wie ein deutscher Journalist, um nicht vom Staatsanwalt ertappt zu werden, die vorsichtigsten Wendungen und halbverschleierte Worte gebraucht, berichten die russischen Ge neräle vor der öffentlichen Meinung Europas in den gewundensten, tiefsinnigsten Phrasen. In Wahrheit befinden sich alle russischen HeereSabtheilungen in Kleinasien im vollen Rückzüge, die Belage rung von Kars ist vermuthlich schon aufgegeben und geht's in 6 weiter so fort, dann wird bald auö armenischem Wasser kein Kosaken roß mehr getränkt werden. Die Türken in Asien commandirt dem Namen nach Mukhtar Pascha, in Wirklichkeit der englische Oberst Kemball und der polnische General Klapka. Auch auf dem Kriegs schauplatz an der Donau sind die russenfreundlichcn Berichte den Ereignissen weit vorangecilt. Unbegründet, sagen wir: verfrüht ist die Besetzung der alten bulgarischen KrönungS- und Hauptstadt Tirnowa am Fuße des Balkan und die Einsetzung des bulgarischen Civilgouvcrncurs Fürst Tscherkaßky daselbst. Einstweilen sind noch nicht so gewaltige russische Streitkräfte über die Donau, um derartige weite Expeditionen ungestraft aussendenzu dürfen. Vielmehr kämpft noch die russische Vorhut um den Besitz der Brücke über die Jantra bei Biela. Diese Brücke, 3 Meilen aufwärts der Mündung der Jantra in die Donau, ist das vollendetste Wasserbauwerk in der ganzen Türkei. Sie wurde von Midhat Pascha, als derselbe Gou verneur von Bulgarien war, 12bogig und 9 Nieter breit, massiv von Stein gebaut, über sie brechen die Türken, vom Festungsviercck kommend, auf die ihre Aufstellung und den Vormarsch bewirkenden Russen hervor. Diese müssen sich unbedingt in den Besitz dieser, alle ihre weiteren Operationen hindernden einzigen Brücke über die Jantra setzen. Zunächst hat die russische Vorhut bei dem Versuche, sich dieses Opcrationshindernisses zu bemächtigen, eine derbe Schlappe erlitten. Wir zweifeln jedoch nicht, daß wenn der Aufmarsch der Russen auf den, rechtcnDonauufer genügend sundamentirt ist, dann auch diese Brücke in die Gewalt der Russen fällt und ihr weiterer Vormarsch zur Bezwingung der Balkanpässe erfolgt. Ncneste Telegramme Her „Dresdner Nachrichten." Straß bürg, den 5. Juli. Der Oberpräsident von Elsaß verfügte, nachdem wiederholte Warnungen fruchtlos geblieben, die Unterdrückung des „Jndustriel Alsacien" wegen Verbreitung deutsch feindlicher Gesinnungen und wegen der Agitationen gegen dieZugc- hörigkcit Elsaß-Lothringens zum deutschen Reiche. Konstantinopel, den 5. Juli. ES werden hier Ge. rüchte verbreitet, daß im Kaukasus ein ausgedehnter Auf stand gegen die Russen ausgebrochen sei. Mukhtar Pascha meldet, er wäre in der Richtung auf Kars bis Sassakumysch vorgerückt. Locales «uv Sächsisches. ^ — Wie daö „Dr. I." meldet, haben II. Mas. der KönIg» und die Königin die in Ictztverflosscncr Woche von Ragatz auö angctrctcne Reise inö Engadin im besten Wohlsein zurückgclcgt. die Tour über den Albula-Paß gewählt, in Bad Alvcren über nachtet und sind am 27. Juni Nachmittags in Pontrcsina an- gclangt, daselbst aber im Hotel Rosah abgeslicgen. Bon hier aüS haben die hoben Reisenden täglich Ausflüge zu Wagen und zu Fuß. namentlich aus dem Bernina-Paß, zum Mortcratsch-Glct- schcr und St. Moritz unternommen. Bon Pontrcsina bat Sc. Mai. der König das Innthal hinab durch Tirol die Rückreise aiigetrctcn, I. Mas. die Königin sich nach Bad Taraöp begeben. — - II. KK. HH. Prinz und Prinzessin Georg und I. Mas. die Königin Marie beehrten gesicr» die A g uarc l l en»Mus st e 11 u » g der Arnold'schcn Kunsthandlung aus der Brtthl'schc» Terrasse mit einem längeren Besuche. Daö kgl. Ministerium dcö Innern hat de» 5 AMitern und Arbeiterinnen ber Gold- und S i I b e rwa a re« m an u- sactur bon ThieleLStcinert in Freiberg, Äug. Fr. Hoftnann, Ghls. Fr. Krätzschmar, Ernestine Wilhcimine bcrehcl. Neubcrt, Christ. Wllhelmtnc vcrehel.Ehrcncr »nd Louise Adelheid bcrw. Fischcr die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehe». -- — Aus Anordnung der kgl. Geiieral-Directlon der Staatöbahnen ist an den Durchgänge» der Eisenbahn,,Ver drückungen hier die Höbe derselben mit deutlichen Ziffer» an geschlagen worden, um künftig Verkehrsstörungen, wie solche oft durch übermäßiges Befrachte» von Lasigcschirrcn Uv,gekommen sind, vorznbcugcn. — — Oefscntliche Sitzung der Stadtverordneten den 4. Juli. Die Beschlußfähigkeit steifte sich wieder einmal recht langsam her; eine Halde Stunde nach 6 Uhr fehlten unent schuldigt nicht weniger alö 21 Gcmcindcverireter. Der Vor stand, Herr Hosrath Ackermann, nahm Gelegenheit, diesen Um stand zu rügen. Daß unscr vcrantwortlichcr Redakteur. Herr Fr. Goctsche, an RathSstclie aus Betragen erklärt habe, der dein Stadtverordneten-Collegium so auffällig gewesene icinerzcitige Artikel zur Obcrbürgcnncislcr-Wabl sei aus der Feder unseres lii-.Bicrch geflossen, wird vom Vorsitzenden »iftgetdeilt unter dein Ansügcn, daß, da Ur. Bicreh gegenwärtig sich aus der Festung befindet, vor dessen Eintreffen i» der Sache weiter nichiS zu thun sei. Ferner trägt der Vorsitzende die Einladung des hiesigen Advoratcn-VckeinS zu einem am 1». b. im Harmonie-Saale aus Anlaß des 5t>jährigcn Atvokatcn-Jubiläumö deö hiesigen Herrn Finanzprocuratorö Küttner abzuhaltenden Festessens vor und schlägt dann die dringliche Erinnerung mehrerer Angelegenheiten vor, in denen der Stadtratb wiederum die oft beklagte Verschleppung hinsichtlich dco Antwortens an den Tag gelegt hat. Unsere Lcdrcr- wclt ist zum Theil ei» Wenig auö dem Häuschen über eine» Vor schlag, den der Stadtrath den Stadtverordneten unterbreitet hat, nämlich die 1. Bezirköschule I» daö neue für die VI.Bürgerschule bestimmt gewesene Schulgebäude an der Blochmannstraße zu ver legen. Bet der Berathung dieser Frage hat sich der bcrichtcrstat- tcnde VerwaltungScinsschuß der Stadtverordneten in eine Majo- rität und Minorität gespalten; die erstere will dem siad»räthllchen Vorschläge zugestimmr, die letztere will ihn abgelehnt und bei den früheren gemeinsamen Beschlüssen beider Colleglcn bedarrt schen. Der schon mehrfach durch Unerschrockenheit bekannt gewordene Stadtv. S ch öne tritt noch Eröffnung der Debatte dem Stadt- rathc i» einer ftilminanten Rede entgegen. Er lönnc den Vor schlag an sich und daö durch denselben beabsichtigte Hin- und! Hcrwmcii der Elaffen, Schüler und Lehrer, das Erperunciitiren und Abgehcn von wohlerwogene» Plänen gar nicht begreifen», wenn er nicht wüßte, daß die Verlegung nur erlolge »r solle, um eine persönliche Begünstigung des der zeitigen Dir»ectorS der l. Bezirksschulc durchzusetzen; „maßlosen Ansprüchen" inüsse aber mit aller Energie cntgegen- gelrctcn werde» u. s. w. Er rechnet vor, daß die VI. Bürger schule bei der Verwendung, für die sic erbaut ward. übcr'ooOM. mehr jährlich cintrage. als wenn sie zur Bezirksschule degradirt würde und schließt seine Rete mit der Behauptung, daß durch Sinnahme dcö siadträthlichcn Vorschlages die Gemeinde geradezu geschädigt würde. In der Sache selbst waren auch all die anderen Redner dar,» mit Herrn Schöne einperstanbc», daß die geplante Verlegung nicht praktisch, also nicht räthlich sei; sogar Herr Stadtv. Heger, der gewiegte Schulmann, ist gegen den Rath und seine Gründe waren so überzeugende und durchschlagende, daß ihm allgemeines Bravo! zugcrmen waid; er schloß mit dem bekannten Spruch „Mau füllt nicht frische» Most in alte Schläuche!" Der Ratbdcommissar, Herr Stadtratb Heubner, begründete dagegen den Vorschlag. Zunächst aber trat er der von Herrn Schöne ausgesprochenen 'Beschuldigung, alö be günstigte tgö RathS-Collegium einzelne städtische Beamte tn nicht zu billigender Weise, mit ernster Entrüstung entgegen und seine Versicherungen der völligen Unbegründetheit der Schenc'schc» Behauptung bekräftigte er von voinhcrcin durch die Bemerkung, er habe wohl in seinem Leben Beweise dalür gegeben, daß ihm die Wahrheit heilig sei und spreche sie also auch jetzt. Er verkennt nicht, daß der Schein gegen den Raib sein könne, versichert aber, daß die Idee der Verlegung der 1. Bezirköschule keineswegs von ibrcm derzeitigen Director ausgegangen, sondern lediglich daö Resultat der Erwägungen der mit den Verhältnissen genau bekannten maßgebenden Persönlichkeiten sei. Schließlich ward Indessen der Vorschlag der Ausschuß-Majorität: dem An träge deö Stadtratbs zuzuftimmen, mit -10 gegen 14 Stimmen abgelevnt. — Im Uebrige» wurden im Laufe der Sitzung um Errichtung einer Bebürfiiißanstalt an bcrApparcilte bcim Dampf- schisjlandeplatze ersucht; dann ein Stcllvcrtretungöauiwanv sür eine» erkrankten Oberlehrer an der Krcuzschulc, lcrncr die Vermehrung deö englischen und Zelchnen-UnterrichtS in der Neu- städtcr Realschule und die Gewährung einer Unterstützung an den vormaligen im Dienst erkrankten städtischen Feuerwcbrmann Mobr bewilligt n. s w. Hinsichtlich der Unterrichtszeit in den Fortbildungsschulen hat der Rath Veränderungen vor- gcschlagcn. über welche der berichtende RechtSanöschuß auch nicht einig werden konnte und nun MajoritätS- und Minvritätögut. achten vorlegt. Nach längerer Debatte, in welcher namentlich durch den Stadtv. Herrn Hauöwald (Bäckermeisters die Miß stimmung im Gewerbeiiande gegen diese cmsgedrungencn Bild- ungSinstitute zum Ausdruck kam, ward ein Antrag des Herrn Stadtv. Altncr (Lehrer an der Fortbildungsschule), den Unter richt nur einmal iu der Woche und zwar Nachmittags von 1 biö 5 Ubr zn crthcilcn, mit 28 gegen 12 Stimmen zum Beschluß er hoben. Schließlich macht man sich noch über einige Modalitäten betreffs der Bcschlc»ßung der Albertstadt schlüssig und setzt In Anbetracht der vorgeschrittenen Zeit die übrigen Nummern der Tagesordnung ab, geht dafür aber zu einer als wichtig angeiiicl- tctcn Gcbeimsitzung über. — Die verbreitete Meinung, daß die Alber tbrückc zur silbernen HochzcilSicicr Sr. Mai. des Königs — also am >8. Juni nächsten JahrcS — feierlich cingcwciift und dem Verkehr übergeben werten soll, wird wohl nur zum Thctl richtig sein. Denn wen» ma» auch die offizielleBrückenwcihe mit dem schönen Feste in nniercm Königohauie zusaimncnlcgcn will, so wird doch die Fertigstellung biö zum Uebcrschreiten der Albertbrücke hoffent lich noch vor dem Eintritt dcö Winters erfolgen. Einmal hat dies schon zu geschehen nach dem mit dem Erbauer der Brücke abgeschlossenen Vertrage, und zum Anderen wird man diesen hochwichtigen VcrkchrSpunkt. der im Oktober vollendet bcrgeftellt sein muß. doch gewiß dem Publikum nicht länger wie nöthig vorcnthaftcn. — Die Trichinenschau wird bekanntlich im Central- schlachtvichhos täglich und bei icdcm geschlachteten Schweine ge wissenhaft vorgenommen. Der von Herrn 11r. Voigtländcr cigeuS dazu beauftragte Ficischbeschancr Wilhelm Neumali» hat nun gestern und zwar bereits zum zweiter. Male seit Kurzem, in einem schönen, gesund ciucschcnden Lcintschweine, welches von sünien, dem hiesigen Fleischer Reinhard Schuizc gehörigen noch dazu daö beste war, millionenfach Trichinen gefunden. Herr Neu- ma»n hat dies natürlich sofort Hrn. 1)r. Voigtländer gemeldet und aus dessen Veranlassung bat die Wohlsahrtopolizci daö so triciunenrelche Schwein mit Beschlag belegt und ist das Flcilch desselben bereits zum Tcilgschmclzen abgcliefcrt. Das bei der Trichinenschau von Hrn. Neurnami benützte Mikroskop bietet eine läOmaligc Vergrößerung und zeigt die Trichinen ganz deutlich In der bekannten zusgmcngcringcltcn, brczc'.ähnlichcn Form. Wie der ein Beleg dafür, daß mit de» Schweinen nicht vorsichtig ge nug umgcgangcn werden kann — Anö KleIn - Bcrlin a. t. Pleiße. In unserer Staubmctropole wirbeln jetzt zwei hochwichtige, aber ganz betero- gcnc Fragen am meisten Staub aus: I. Wo soll das Sicgcö- dcnkmal hiukommen? 2. Wird ber Kaffeesieder Konze trotzdem und alledem bei dem Titel seiner Condilorci : Ccffö ä ln. >i!Io cka Baris stehen bleiben? Wegen der enteren scheint der Rath vor läufig noch rathloö. die öffentliche Meinung sehr verschiedener Meinung zu sein. Daö Pappdenkinal hat am Montag in der Mitte des Angustnöplatzes Probe gehanten. aber die meisten Stimme» sprachen sich dagegen auö wegen der Verkehrsstörung und weil cö dort nicht imposant genug zur Erscheinung kommt. Auch müßten seinerzeit tür die Beschgucr des Denkmals Tribünen gebaut werde», wenn sic über Alice und Pfertcbahnwagcn hin weg mit dem Operngucker die ohnehin undeuftichen Ecksigurcn der Helden nebst den ln ibrem Nichts durchbohrenden Gciühlc zurücktrctcndc» Einpfangö-Bicdcrmänncr» erkennen sollen. Stach dem Vorschlag eines Gelehrte» soll dagegen der Hügel an der Promenade (Stabe!) der günstigste Platz sein. Für die Stadt verordneten in der I. Bürgerschule wäre das alicidingö günstig, den» sie hätten daö Slcgcödcnkmal stctö vor Singen und im Herzen, welcher Anblick vielleicht Ihre Bcrathnugcn manchmal auf die höhere Zinne der Partcliosigkclt heben könnte. Ferner wirb ein Platz Vinter dem Schwancifteichc bcffirworkct, weit dort daö Denkmal die von Dresden kommenden Fremden gleich an- glänzen und in Bewunderung vor Leipzigs Dcnkmäierpracht ver setzen solle. Am wenigste» Opportunität bat der alte Marktplatz, weil dort daö Denkmal zu sehr gedrückt erscheinen müßte. So schwebt denn die Frage noch in den blauesten Lütten der Unent schlossenheit. Ja, vielleicht findet der Vorschlag eines sonderbaren Heiligen, daS ganze Denkmal im Eiftwuriöstadlum zu lasse» und ta!ür lieber zwischen dcrPost und dcr anccrn Eckc einen gloriosen Trlumphbogc» zu setzen, auch noch slrcilsamc Vcrthcldigcr. denn die Trinmphirmanic ist ja noch vom Kaiscr-Empiangc her im Zuge. So tan» es tommcn. daß das erste ansehnliche Denkmal dcr Stadt cm spateren Enkeln zur Ansicht geboten wird. Dcr Streit, welcher sich wegen dco Kaffeesieders Konze und seiner > W x , -r
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite