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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-13
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. tlrtakti«!» «nd Lrprdition Johannesgnye 33. H-rechüuu-r« der Lrdartio«: Bormiltags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. tzu» di» Mck««»c «!nqrlantlcr M-nuIc>>pt» macht stch M «ctactiai, nicht »«dtndluh A»««ÜW« der skr »te «Schftsol,«nde -t«««er bestimmten Inserate an Wachente,«» dt« L Uhr NachmittanS, au La,,»- *,d Festtagen früh dt« ff.V Uhr. In den ckUialkn für Iiis.-Anoahme: Ltta Klemm, Universitütssiraye 22, taut« Lözche, Kalyarinenstraße 18, p. «nr dt» ff,3 Utzr. apMtr.EGMM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichtr, Handels- «nd Geschüstsverkehr. MeP-Auflage L71S«. Atz«mr»nttd»rrid viertelj. 4'/, Mk.» tuet. Brmoerlol» 5 Vit. durch die Poß bezogrii « «jf. ged« ei^elitr Nummer N» Pf. vrlegeremplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilage» «h«e Postbklürderung 39 Mk. »tt Postbcsördrrung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzrile LO Pf. «ködere Schriften laut nuferem Preis» verzeichniß. tabellarischer Sah nach höhere« Tarif. Uerlamen unter de» Nedarti«u«Krich die Spaltzeile bO Vs. guserate siad stet« an die «r»«d»rtan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnsnumernnito oder durch Post» Nachnahme. Z? 28k. Donnerstag den 13. October 1881. 75.' Jahrgang. Amtlicher Theil. Nachstehende Bcsiiniiiiungc» drmaen wir zur strengsten Nachachlung hierdurch anderweit in Erinnerung. Leipzig, den 5. October 1881. Der Nath ««d da« Poltzetamt der Gtadt Letprta. Ür. Georgi. Or. Rüder. Harrwitz. Bekanntmackuua. Zu Vermeidung von »euerdingS wiederholt vorgelommenen Verkehrsstockungen bei den im Gewandhau« statlsindende» Conccrten werden nachstehende Bestimmungen in Erinnerung gebracht. 1) Alle Wagen, welche Besucher der Eoncerte diesen in- führen. haben nur vom Neumarkt an« in den Pos de« Gewandhauses ein- oder vor dem im Kupfer- gäßchen befindlichen Eingang desselben, gleichfalls nur dom Markt au-, vorznsahren. 2) Die leeren Wage» haben aus der UniversitätSstraßc ohne allen Aufenthalt abzusahren und darf aus dieser Straße kein Wagen, mag er Concertbesucher zuführen ober abholen. Vorfahren und halten. 8) Da« Gewandgäßchen darf weder von den Conccrt- besuchcr dringenden oder abholenden Wagen beim An- und Absahre». noch während dieser Zeit von anderem Fuhrwerk passtet werden. 4) Beim Abholcn der Concertbesucher ist eS sowohl Equi pagen als bestellten Lvhngeschirren gestattet, der Reihe nach in den GewandbauShos. aber gleichfalls nur vom Neumarkt au-, einzusahren und sich selbst, soweit es der Raum erlaubt, hintereinander, niemals mehrere Waaen nebeneinander auszustcllen. Desgleichen dürfen bestellte Wagen und Equipagen im Kupfergäßcken, wobei die Einfahrt ebenfalls nur vom Neumarkt aus zu erfolgen hat. jedoch wegen der geringen Breite dicieS GäßchcnS nur vom Hause Nr. 2 desselben an aufsahren. L) Tie nicht bestellte» Lohnfuhrwerke haben sich zum Abholcn von Fahrgästen aus der reckten Seite des Neumarktes, von der Grimmaischen Straße auS ge sehen. auszustellen und nicht eber, als bis sie verlangt w,rd,n in den GewandhauShof einzusahren. Zuwiderhandlungen werden mit Geld oder Haftstrafe ge ahndet werden. Leipzig, am l6 März 1868. Der Rath und da» Polizetamt der Stadt Leipzig. 1)r. Kocb. De. Rüder. -der Inhaber de« abbanden gekommenen Sparcastcn- OuittungSbucheS Serie I Nr. 88.809 wird hierdurch auf- gesordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten« am 13. Januar 1882 zur Nachwcisung seine« Rechte», bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcasteii-Orknung gemäß dem angcmelketen Vcrlustträger nach erfolgter Be eidigung seiner Anzeige der Inhalt dieses Buches aüsgezahlt werden wird. Leipzig, den II. October 1881. Die Verwalt«»- de» Leihhause» und der Sparkasse. Vekanntmachlmg. Der Preis der in hiesiger Gasanstalt produrirten CoakS, deren Verlaus Herrn Louis Meister hier kommissionsweise übertragen ist, beträgt vom heutigen Tage au loco Ga-anstalt für jeden Hektoliter — Mark 80 Pfennige und einschließlich des FuhrlohnS bis an da« HauS — Mark 95 Pfennige. Leipzigs den 13. October 188l. De» Rath» Deputation zur Gasanstalt Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. October. Der Tod Baron Haymerle'« hat die denkbar größte Bewegung in Oesterreich-Ungarn hcrvorgerusen. Selbst der Kaiser Franz Joses unterbrach seinen IagdauSflug, uin alßbald nach Wien zurlickzukehren »nd der Gemahlin dcS verewigten einen Beileidsbesuch abzustattcn. Sämmtliche Wiener Blätter geben den schmerzlichen Empfindungen über den friibzeitigcn Tod des Ministers Ausdruck und betonen teste» maßvolles, entgegenkommendes Vorgehen in allen Fragen der äußeren Politik. Das ..Fremdenblatt" sagt: „Baron Haymerle rechtfertigte glänzend da« in >bn gesetzte Ver« trauen. In vollem Einverständniß mit dem deutschen Kanzler Fürsten Bi« marcktrat er jederzeit für die friedliche Durchführung de« Berliner Vertrage« ein- auch gelang ihm die Geltend machung der Interessen Oesterreich-Ungarn-. Seine versöhn lich« Haltung bewirkte die Beseitigung der Mißverständnisse mit Italien. Die großen Grundsätze unserer auswärtigen Politik iverden durch den Wechsel im Ministerium keine Acnderung erfahren." — Tie „Presse" sagt: „Baron Haymerle wußte da- FreundschastSbündniß mit Deutschland so wohl zu pflegen, daß dasselbe heute als einzig unwandel bare«. feite» politisches Vcrbältniß innerhalb der schwankenden Haltung der anderen europäischen Mächte al« festeste Frieden« »vroschast gepriesen wird." Die „Neue Freie Presse" betont besonder«, daß Havmcrle mit Entschiedenheit für da» denlsch-öster- reiwischc Bündniß eingctrcten und daß diese Politik auch für die Folge einzuhalten sei. ver immer sein Nachfolger werden mag. — schreibt da« leitend« wiener Blatt — er wird genöthigi sei«, die Ltellnng de« Minister» de« Ae»Hern vor Allem ander« zu gestalten, eh« er eS »nternnnmt, di« auswärtigen Angelegenheiten, sei r« in die alten, sei e« in neue vnhnen z« lenke». Di« innere Politik hängt z» sehr mtt der ünßeren zusammen, die eine iß zu sehr durch die andere bedingt, al« daß etne gedeihlich» Wirksamkeit de« Minister« de« Aenßern ohne die Wiederherstellung der Harmonie zwischen allen obersten Llellen im Reiche denkbar wörr. Deswegen «lanbe, wir »nch nicht an de» Name», der heute schon ans allen Lippe, schwebt: «m den Namen Lndrassh. Do oft »ndrasty auch sch» drt Lebzeiten Haymerle's al- dessen Nachfolger genannt wnrdr. und wie wenig wir ihn auch für einen Freund der deutsch-liberalen > wenn ein so beachtenSwerther Mitarbeiter der Politik de« Partei halten: so lange das System Ta affe aufrecht steht, däucht I Kanzler?, wie eS der Direclor im ReichSamt de- Innern, uns ein Ministerium Andrassy sehr unwahrscheinlich. Denn wa« > Ach^mrath Bosse ist. öffentlich und in aller Form erklärt. " oaß Fürst Bismarck gar nicht so unbedingt aus dem Mono- mimer diesem Manne nachgesagt werden kann, seine Politik ist durch etne große historische Dhatsache chavakterisikt, durch da deutsch, ö st erretchischeBünduib, und eine solch« Politik fordert, andere Zustände in Oesterreich. Vielleicht trägt der Tod Haymerle'» dazu bei, daß diese Erkenntmß zum Durchbruch« gelangt, wenn sein Nachfolger die Fähigkeit nicht besitzt, seine Politik den Systemen Anderer anzupassen, und vielleicht wirken dann die aus wärtigen Angelegenheiten wohltbätiger aus die inneren ein als e« umgekehrt der Fall war. Andernfalls bliebe nichts übrig, al- ein Ministerium Hübner oder Trautmannsdorsf zu erwarten, und dazu scheint uns die Lage drr Monarchie doch viel zu ernst zu sein. WaS nun daS Interim anbetrifft, so wird die Leitung deS Auswärtigen Amtes ScctionS-Ches v. Kallay unter der Ver» antwortlickkeit des gemeinsamen Finanzministers v. Ezlavh führen. Fall» bis zum Zusammentritte der Delegationen ein Nachfolger für Baron Haymerle nicht ernannt sein sollte, wird Herr v. Szlavy im Vereine mit Herrn v. Kallay daS Ministerium dcS Aenßern vor den Delegationen vertreten. In Italien bat die Nachricht von dem Tcde Haymerle'S säst srnsalioncll gewirkt. DaS Journal „Popolo Romano" schreibt: „Wir ynd die Dolmetsche der Gefühle deS italie nischen Volkes und jener der Bevölkerung Rom», wenn wir unser» aufrichtigen Schmer; mit dem der Völker de» Kaiser reichs vereinige». Baron Haymerle war einer der bedeutend sten Staatsmänner unserer Zeit »nd ein beständiger und loyaler Freund Italiens. Die Sache de» europäischen Friedens hat an ihm einen ihrer eifrigsten Beschützer verloren." — Die „Riforma" sagt: „Der Tod dcS Barons Haymerle wird ein außerordentliches Ecbo in der euro päischen politischen Welt Hervorrufen. Auch in Italien, wo der Verstorbene als Botschafter lhätig war, wird die Nachricht mit Schmerz vernommen werde». Haymerle war allgemein gekannt und geachtet, er trug wesentlich zur Erkaltung der guten Beziehungen zwischen beiden Ländern bei. — Die „Opinione" sagt: „Der Tod de» BaronS Haymerle ist ein schwerer Verlust sür daS Reich. Haymerle ist e» ge lungen, die Allianz mit Deutschland zu befestigen und die Beziehungen zu Rußland bester zu gestalten. AlS Bot schafter in Roni verstand er eS, sich die allgemeine Sympathie zu erwerben. Sein Verlust wirk auch in Italien tief beklagt werden." Der „Diritto" schreibt: „Der vorzeitige Verlust deS BaronS Havmerlc ist auch für Italien ein schmerzlicher, da Haymerle dazu beige tragen hat» die Syi»pathi«i beide» Ratibtterl zü"P'e7eoe». Wir wünsche», daß sein Nachfolger daS beiderseits sehr weit vorgeschrittene Werl vollende." Die Berliner „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" rühmt die Thätigkeit Haymerlc'S aus dem Berliner Congresse und bemerkt, daß, wenn sein Vaterland in ihm einen treuen Diener verliere, reich an Kcnntiiiß und Erfahrung, die auch dem FrietcnSwerle von 1878 zu Gut? käme», so habe Deutschland einen vcrtraiieuSwcrthcn und thätigcn Freund zu betrauern. Tic Berliner RegicrungSpressehatstch — vivnt so- guonsl —nunmehr Herrn Hobrecht zum Oyscr anScrschen; indessen die bechwoblwcise» Ossiclöse» scheinen nachgerade doch zu der Ertcniitniß zu lemnicn. daß ibrc Versuches Ho- brccht, den ebemaligen preußischen Finanzministcr. i» einen sachlichen Widerspruch mit seiner trüberen Stellungnahme rum Monopol zu bringe», an dem Mangel eines beweis kräftigen tatsächlichen Materials scheitern müncn. Sic nehmen jetzt zu allerband Unterstellungen ihre Zuflucht nach der bekannten Schablone: „Im AuSlegen seid frisch und munter, lrqt ibr nicht an», so legt ihr unter!" Herr Hebrecht, so wird auSgcsührt, mußte bei seinem Ein tritt in baS Ministerium wissen, daß Fürst Bis marck ans der Durchführung reS Monopol» besiehe. War voch der Rücktritt Camphauscn'S nur erfolgt, weil er auf dem Wege zum Monopol nicht schnell und energisch genug voranschritt; war doch ferner die Minislerverbindimg, die sich an den Namen-de» Herrn v. Bennigsen knüpfte^ nur ge scheitert, weil der »ationalliberalc Fübrer sich zu dem „Ideal" dcS Kanzlers nicht bekehren zu lasten gewillt war. Die« schwächliche BeweiSgebändc hält vor einer ernsthaften Prüfung nicht im Geringsten Stand. WaS konnte Herrn Hobrecht wohl verpflichten, aus theo retische Wünsche und Liebhabereien deS Fürsten BiSmarck Rücksicht zu nebmen oder gar dieselben al» bindend sür sich anzuseben, da doch der Gang der Ereignisse während seiner Zugehörigkeit zum Ministerium durchaus vom Monopol bin- wcggleitcte? Zum erste» Mal, wo der Reichstag in die Lage kam, sich mit der stärkeren Heranziehung de« Tabacks an der Hand einer Vorlage der verbündeten Regierungen zu befassen, geschah dies aus der Basis der jetzt geltenden Fabrikatstcncr und nicht des Monopols. Einstimmig hatte der BundeSrath daS letztere verworfen, indem er die ersterc BesteucrungSsorm annabm. Wen» also überhaupt ein Wider spruch niit älteren, in Beschlüsten und Abstimiimngen nicder- gelegtcn Auslastungen sestzustellen ist. so ist e» nicht Herr Hobrecht. sondern der Reichskanzler, welchen der Vor wurf trifft, heute eine andere Stellung zu der Frage des TabakmonopolS einzunehmen al« im Frühjahr 1879. Gerade Herr Hobrecht kann e« al« ein Verdienst für sich in Anspruch nehmen, durch sein entschiedene« Eintreten sür die Fabrikat steuer dem Monopol einen Damm entqegengeworscn zu haben, besten scheinbar geringe Haltbarkeit indessen nicht ihm zur Last gelegt werden darf. Zn sagen, er hätte damal« mit Hintergedanken gehandelt und wäre mit dem Geringeren nur zufrieden gewesen, weil er rin Mehr nicht erreichen konnte, ist unehrlich, schief hämisch und nicht beweisbar. Denn die Herrn, Lfsiciösen so sicher sind, daß der Vor gänger dcS Herrn Bitter sich als Minister für das Monopol verbindlich gemacht habe, warum halten sic alSdann nicht ihre neulichc Behauptung aufrecht, daß er im Scbooße de- MinisteriumS sich ausdrücklich für diese Beslcucrungsart ausgesprochen? DaS Fallenlasten jener kecken Beba»pl»ng und daS jetzige Spiel mit einer nebelhafte» Allgemeinheit von Phrasen zeugt wohl am beste» sür die Versehllkcit der Angriffsstellung, die ste gewählt haben. Ob nun die Erträge pes Monopol« zum „Patrimonium der Enterbten" bestimmt sein oder anders verwandt werden sollten, so. war doch jedenfalls über die Grundlage selber, nämlich über die Absicht des Fürsten BiSmarck, das Mono pol einzuführe«, gar kein Zweifel. Diese Tbatsache stellte sich al« da« einzig Feste in dem verwirrenden Durcheinander von Plänen heran«. Um so überraschender muß e- wirken, zur Beendigung de« Cultnrkainpsr« den Ultramontanen nicht Genüge zu tknn und zugleich dt« Liberalen abzustoßcn. Und wenn nwn sich auS den dürftigen Andeutungen, die da nnd dort gegeben wurden, ein Urtheil über die beabsichtigten ge setzgeberischen Vorschläge bilden könnte, so würde die« in der Thal die Wirkung der neuen kirchenpolitischen Vorlage sein. Ov di« preußische Regierung aber be» dem künstlichen Nebel, den sie über die ganze Angelegenheit breitet, ihre Rechnung weder nach der liberalen noch nach der ultraniontanen Rich tung die Stimmung der Wähler allzusehr za verderben, finden wird, möchten wir recht sehr bezweifeln. Bezüglich der Vorarbeiten zum Tabak Monopole nt« wurs verlautet officiöS Folgende«: Einen Theil de- Ent wurf« arbeitet UntcrstaatSsccretair v. Mayr in Straßburg aus; ein anderer Tbeil wird im ReichSschatzamt fcstgestellt. Augenblicklich werden darauf bezügliche Erlwl'ungen in Straßbnrg und Mannheim vorgenommcn. Der voll ständige Entwurf gelangt dann an da» preußische Mini sterium, aus dessen Bericht die kaiserliche Ermächtigimg zur Ein bringung de» Entwurfs beim BundeSrath erfolgen wird. Möglicherweise wird der Entwurf dem Reichstage noch vor besten Vertagung um Weihnachten zugchen; bcrathen wird derselbe schwerlich vor der Frühjahr-fesf«on. Der Abschluß der Vorarbeiten für den preußischen Staatshaushalt ist nunmehr erfolgt und hat eine erwünschte Finanzlage her-, au-gcstellk. ES wurde allen dringenden Anforderungen ge nügt; die Ressort» de« CultuS. der öffentlichen Arbeiten nnd der Landwirthschaft erklärten sich sür befriedigt. Für die Förderung des Verkehr«, besonder« durch systematisch« Strom- und Flußcorrectionen sind Posten auSgeworfcn, worüber specielle Vorlagen dem Landtage zugehen werden. Nachdem die Berliner Stadtverordnetcn-Berfammlung kürzlich beschlossen, da« der Stadt gehörige Terrain aus dem RaczynSkl'schen Platze dem Reiche zum Zwecke der Er richtung de« ReichStagSgebäude« unentgeltlich zu über lasten, ist. wie jetzt zuvcrläsfig bekannt wird, da« letzte Hinder niß sür die Ausführung de« BauprojectS überwunden und daher zu erwarten, daß dem Reichstage endlich die daraus bezügliche Vorlage zugrstcllt werden wird. Wa« doch gelogen wird! Ein Telegramm »er „Preise" au« Zara bezeichnet die Nachrichten über den angeblichen Uebertritt landwehrpflichtigcr Borchesea aus montene» griuischeS Gebiet, sowie üb« die diplomatische Inveution . . - , E. Oesterreich-Ungarn» in Lettiuje als erfunden. WA 5V*-- pol bestehe und daß es ihm nur willkommen sei» würde, wenn der Reichstag den Vorzug einer anderen Bc- tteucrungSform. etwa drr FabrikationSsteurr. die sich in Amerika so gut bewährt Hab«, Nachweise. Diese Erklä rung ist am Sonntag in einer conservativen Wädlerversamm- lung des Kreise» Müblheim a. d. Ruhr abgegeben worben, wo der Geheimrath Bosse al» Candidat sür den Reichstag ausgestellt ist. Wer den Redner kennt, weiß, daß ihm nickt leicht ein unbedachte- Wort entflieht, und daß er seine Mit- theilungrn nicht gemacht haben würde, wenn er nickt von der llebereinstiinmung derselben mit den An- und Absichten de» Fürsten BiSmarck überzeugt wäre. Beruhigend ist e« nun freilich ganz und gar nicht, wa« Herr Bosse ankttndigt. Die Untersuchungen der Tabak- enquetecommissiön haben zur Genüge dargethan. daß nach Lage der deutschen Verhältnisse weder da» Rohtabak monopol, noch die englische, noch irgend eine andere Be- stcuerunqSsorm, sondern einzig und allem die jetzt in Geltung befindliche Fabrikatstcuer mögiich ist. Indem also der Reichs tag ansgesordert wird. Ersatz sür da» Monopol zu schaffen, miltbet man ibm zu, baß Eingeständniß zu mache», daß ein solcher Ersatz nicht vorhanden und daß hiernach da» Monopol unumgänglich sei. Es wird dabei nur da« Eine vergessen, daß der ReichSlag sich gar nicht gemüßigt zn fühlen braucht, die Frage in diesem schroffen „Entweder — Oder" zur Beantwortung entgegen zu nehmen, sondern daß er sowohl das Monopol al» auch den etwaigen Erfolg sür dasselbe ablchnt. Bennigsen hat in seiner Magdeburger Rede, welche in ganz Deutschland lauten Widerhall findet, die heutige Stellung, die vergangenen Leistungen und die künftigen Auf gaben der nationalliberalen Partei in wahrhaft über zeugender Weise dargclcat. Er konnte eS mit vollem Rechte als daS Verdienst einer Partei deS gemäßigten, mit den wirklichen Verhältnissen rechnenden Liberalismus bean spruchen, ein sür die liberalen und nationalen Be strebungen günstigeres Jahrzehnt mit Aufopferung mancher weitergcbenden Wünsche derart zur Schaffung fester Grund lagen benutzt zu haben, daß die Reaktion jetzt »ehr al« die daß wir so viel vo» unseren Forderungen in Sicherheit ge bracht haben, als möglich war. Hätten wir damal« den Moment vörsäumt, dann hätte die Reaction jetzt vielleicht versucht, den Staat nach ihren Grundsätzen einzurichten." Die Verdienste der nativnalliberalen Parker in früheren Jahren werden auch von einsichtigeren nnd unbefangeneren Männer» eines fortgeschritteneren Liberalismus zugegeben; aber eS wird von dieser Seite, wie eS noch dieser Tage Herr von Forckcnbcck gelban. behauptet, die Partei habe jetzt ihre Ausgabe erfüllt; die Zeit zu wirklichen Schaffen sei jetzt vorüber; jetzt gelte c» nur noch Abwebr reactionairer An griffe auf den mühsam errungenen Besitzstand an FrriheitS- recbten. und in dieser Lage sei eine kräftigere Betonung und energischere Hervorkchrung der liberalen Grundgedanken, wie es von sortschrittlich-seressionistischer Seite geschehe, daS ein zig Ersprießliche. In dieser Auffassung unterscheiden sich eben die beiten Richtungen dcS Liberalismus. Die nationalliberale Partei ist in der Abwehr reactionairer Angriffe mit anderen Liberalen einig; sie ist aber in manchen Fragen geneigter, unbefangen zu prüfen, ob vielleicht praktisch bervorgctrctcne Uebelfländc die heilende Hand dcS Gesetzgeber» erfordern, statt in jeder von conservativer Seite ausgehenden Anregung gleich von vornherein die nackte Reaction zu erblicken und zu bekämpfen, und sie hält auch jetzt neck an der Möglichkeit und der Hoffnung positiven Schaffens, wenn auch unter äußerst erschwerten Ver hältnissen, fest. Die ungebeure Gefahr der gegenwärtigen nnd künftigen Lage ist da» immer festere Zusammengehen der politischen und kirchlichen Reaction Ver konservativen und de« Centrum«. Nicht« ist leichtfertiger, al« diese Ver brüderung, die alle Augenblicke handgreiflich vor unsere Augen tritt, sür ein Schreckgespenst zu erklären. Gewiß hat Herr von Bennigsen recht, wenn er behauptet, ein solche« Bnndniß, »velche« dem deutschen Volke aus« Tiefste verhaßt ist, werde keinen dauernde» Bestand haben. Aber eS kann sich in einer Reihe politischer Fragen von Fall zu Fall zusammenfinden, e« kann ein« Zeit lang seine verderb liche Wirksamkeit entfalten und unberechenbaren Schaden tlm». Zieht sich der Liberali-mu« ganz allein in die Rolle der Opposition und Verneinung zurück, so arbeitet er ganz unzweifelhaft diesen Leuten in dir Hände und fördert rin wirkliches Schaffen seiten« der entschieden reationären Ele mente, da» gewiß nicht bei den Außenwerken sieben bleiben würde. Insofern glauben wir. daß gerade der gemäßigtere Liberalismus die Reaction wirksamer und ersolqreicher ab- wehrt al« der Radikalismus. Mit der Einberufung de« BundrSratheS zum 20. October wird die parlamentarische Wintersaison eröffnet. Die Angabe, daß der Reichstag um die Mitte des folgenden Monat», etwa am >7. November zu seiner ersten Atzung zusammentreten soll, wird noch immer aufrecht erhalten, wenn auch ein entgiltiger Beschluß noch nicht vorliegt. E« werden zunächst nicht die großen vielerörterten Zeitfragen, wie Tabaksmonopol, Altersversicherung u. dergl. sein, wa« den Reichstag in seiner Vorsefsion vor Weihnachten beschäftigen wird; e« wird aus alle Fälle noch geraume Zeit dauern, bis diese Entwürfe in Angriff genommen werden können, und Den« entsprechend wird sich auch der BundeSrath zunächst nur mit Angelegenheiten von minder großem Belang zu be schäftigen haben. Tag sür Tag werden un« jetzt von officivser Seite soge nannte Aufklärungen über den gegenwärtigen Stand der kirchenpolitischen Frage und deren AuSnchten zu TheÜ. Allein e« verlobnt sich kaum mehr, diese dunkeln und ge schraubte» Auslastungen zu lesen. Wer erwarten würbe, durch dieselben irgend einen Einblick zu gewinnen in da« wa« vorgeqangen ist und noch beabsichtigt wirk, der würde bitter getäuscht werden. E« ist drr preußischen Regierung offenbar darum zu lhun. vor den Dahlen da« trübselige Dunkel nicht zu lichten, welche« über dieser Frage schwebt. Sie mag der Meinung sein, mit ihren weiteren Vorschlägen St- Peter«. bürg. Wie bestimmt verlautet, sollen Depntirte der Land stände in den Reich«rath gewählt werden, die mit vom Kaiser bestimmten Mitgliedern de« RrichSrath« gleichberechtigt sein solle». Daß Gambettasich einige Wochen incognitv in Dentsch - land ausgehalten, ist nach allen Nachrichten a»S Hamburg. Dresden (?). Frankfurt a. M. wohl kaum noch zu bezweifeln. Daß aber der französische Staatsmann eine Zusammenkunft mit dem Fürsten BiSmarck in Barzin gehabt Hab«, daran will in der ernstbasten politischen Welt Niemand glauben. Es ist freilich bis jetzt noch nicht aufgeklärt, wo Gambctta die Zeit vom 26. September, an weichem Tage er von Hauiburg nach Lübeck abrciste, bi« zum Beginn des Monat» Oktober, wo er in Frankfurt wieder austaucht, zu- gebrachl hat; aber ist eS denn so unwahrscheinlich, daß der öemnächstige französische Ministerpräsident, der unsere« Wissen« Deutschland noch nicht besucht hat. den Wunsch gehegt haben soll, fick einmal m aller Ruhe und mit der Ungestörthrit eine« schlichten Privatmann» die deutsche Hauptstadt und da« Leben und Treiben in ihr anzusehen? Merkwürdig ist eS immerhin, daß man seine Spur in Berlin noch nicht ent deckt hat. Die Heiden großen Nachrichten auS Frankreich, welche alle Welt beschäftigen, sind die Besetzung drr Stadt Tunis und die Rückkehr Gambetta'« au» Deutschland nach Paris. Die Mini st er kr isiS befindet sich immernoch aus demselben Pnncte; indessen die höchste Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß daS Cabinet Ferry einstweilen bi« zur Kammereröfsnung bleibt und die ihm angcdrohtc Debatte über seine Politik ausnimnit. Die Officiösen beharren zwar bei der Behauptung, daß der Entschluß de» Ministerium«, seine Entlastung zu nehmen, seststeyc, doch rath man dem selben zugleich im Interesse seiner Würde, wenigstens der Debatte nicht au-zuweiche». DaS „Journal des LöbatS" spricht Ferry energisch Muth zn. da vielleicht seine Sache vor der Kammer noch gar nickt verloren fei. Rane im „Voltaire" wiederum giebt der ganzen Krisis den Charakter eine- Kampfe« zwischen Grevh und Gambetta, und stellt da« Projcct einer sofortigen neuen CabinetSbildung unter Gambetta und Ferry al« ein wahre« Complot gegen Gam betta dar, besten Sturz und Verderben als Minister die Um gebung deS Präsidenten Grcvy wünsche und anstrebe. DaS Ganze ist ein unklarer Wirrwarr von einander sich durch kreuzende» Slrcbeqclüsten und Conliffen-Intriguc». wie von widersprechenden Nachrichten »nd Phantasten. Nack den neuesten Meldungen vom tunesischen Kriegs schauplätze wird der von der Hafenstadt Susa au« gegen Kairuan, unter dem Oberbefehl de« General« Sanssier operirenden, etwa 8000 Mann starken Colonne die Haupt aufgabe Zufällen. Da die Entfernung zwischen de« beiden Städten nur zwei Tagereisen beträgt, wird diese Eolonne jeden falls früher eintrrffen, al« die von Zaghuan au« vorgebendk oolonne «in noech zumal die Insurgenten insbesondere di« von Zaghuan au« „ach Kairnau führende Straß« befrtzt halten. Des halb wird e« dem General Saufsier auch obliegt», die Aufständi sche« im Rücken anzuqreifen. Während e« aber ursprünglich in den. Plane der französischen HeersUbriing lag. neben den beiden erwähnten noch eine dritte Colonne von Tcbrssa (in der alge rischen Provinz Constantine) au« aus Kairuan marschiren zn lasten. ,st neuerding« hiervon wegen der großen Entfernung der beiden Orte von einander Abstand genommen worden Der Krieg-minister Farre läßt verkünden, daß er sich beeilt habe, bezüglich der entsetzlichen Entbüllungen der* „Gazette mödicale" die Untersuchung einzuleiten. In Estremadura bei dem alte« Städtchen Alcantara am Tajo, da« von der Brücke Uber den Strom seinen arabi schen Namen (Alkantarah — die Brücke) hat. sind die Könige von Spanien und Pvrtugak am Sonntag zusammengetrvffen. Trotzdem, daß Don Alsvnso von Dpanie» von srinen Ministern Sagasta und dem Marquis V«a de Armins, Do« Lui« von Portugal von vier Munster« begleitet war, bildet« den sichtliche« Zweck der
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