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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189201262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-26
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.01.1892
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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GkMts-AWMr für Hchidirf, Ködlih, Krrnsdors, Kördorf, Lt.COieii.Kcimlhsort, Maricnao u. Mölse». Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. —— —— — 42. Jahrgang. —— —— Nr. 20. Dienstag, den 26. Januar 1892. Dieses Blatt erscheint täglich <autzer Sonn- und Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 23. Januar. Eingegangen: Patent- und Musterschutzkon vention mit Italien. Die erste Beratung des Handelsvertrages mit der Schweiz wird fortgesetzt. Abg. W i n t e r e r (Els.): Der Vertrag bringe Elsaß-Lothringen geringe Vorteile, aber schwere Nachteile. Für die Spinnerei-Industrie Elsaß- Lothringens würde der Vertrag geradezu verhäng nisvoll sein. Der mäßige Schutz, den die Fein spinnerei seit dem Jahre 1879 habe und der ihr ganz unentbehrlich sei, solle ihr jetzt entzogen werden. Durch diesen Schutz sei es ihr möglich gewesen, sich zu erhalten, wenn sie sich auch nicht in nennens werter Weise zu entwickeln vermochte, denn sie arbeite unter ungünstigeren Bedingungen wie die schweizerische, welcher um ca. 20 Prozent niedrigere Löhne zu Gute kämen. Unterstaatssekretär v. Schraut: Die elsässische Industrie sei seit 1870 keineswegs zurückgegangen, sondern sie habe sich weiter entwickelt. Die Baum wollspinnerei, welche seit 1870 stationär geblieben sei, habe schon in der Zeit von 1860—70 einen Rückgang erfahren. Es handele sich nicht darum, daß eine umfangreiche und erhebliche Feinspinnerei- Jndustrie in Elsaß-Lothringen durch den Vertrag geschädigt werde, vielmehr wende sich die Industrie daselbst mehr den gröberen Gespinnsten zu. Abg. Graf v. Stollberg-Wernigerode (kons.) spricht Namens eines Teiles der Konservativen für den Vertrag. Der Auffassung, daß wir die Schweiz zu günstigeren Bedingungen hätten zwingen können, vermöge er nicht zuzustimmen. Er halte die Schweiz für wirtschaftlich recht stark. Die Garn zölle seien seit 1879 nur unter einem gewissen Hoch druck zu Stande gekommen. Die gestrigen Aus führungen des Staatssekretärs v. Marschall hätten ihn hinsichtlich unserer Produktion völlig beruhigt. Abg. Schippel (Soz.): Die Schweiz sei schon viel durch die umgebenden Länder, insbesondere durch Deutschland, gezwungen worden, gleichfalls zum Schutzzoll überzügehen und so sei der General- Tarif entstanden, der sonach auch als Grundlage für die Verhandlungen angenommen werden mußte. Redner wendet sich dann gegen die gestrigen Aus führungen v. Bennigsen's. Er gebe zu, daß agrarische Umwälzungen empfindlicher seien als in dustrielle, aber agrarische Zölle würden unter allen Umständen in erster Reihe von der arbeitenden Bevölkerung getragen, während das bei den in dustriellen nicht der Fall sei. Wollte man die Agrarzölle von den Arbeitern auf die industriellen Unternehmer überwälzen durch entsprechende Erhöh ung der Löhne ihrer Arbeiter, so würde unsere In dustrie auf dem Weltmärkte nicht mehr konkurrieren können. Seine Partei werde unter allen Umständen auf eine völlige Beseitigung der Getreidezölle hin arbeiten ; indem man die heute in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter der Industrie zuführe, hebe man sie in jeder Beziehung. Abg. Frhr. v. Huene(Ztr.) fragt, wer dann das Land bebauen solle. Gegen diesen Vertrag sprächen auch, wie gegen die Verträge mit Oester reich-Ungarn und Italien, vom Standpunkte mancher Industrie«« aus, schwere Bedenken, die aber hier gegenüber höheren Gesichtspunkten zurücktreten müßten. Wenn Herr v. Bennigsen Stabilität wünscht und das Eintreten aller Liberalen dafür anregt, so dürft« das nicht sehr aussichtsvoll sein für den Fall, daß die Stabilität auch für die Landwirtschaft ge fordert wird. (Dr. Meier: Sieht auch schlecht aus). Für die idealen Güter einzutreten, sollten sich alle konservativen Elemente zusammenthun, zu denen er alle rechne, außer Liberalen und Sozialdemokraten. (Beifall). Abg. Dr. Petri (nat.-lib.) bekämpft den Vertrag, dessen Nachteile durch die Vorteile bei Weitem nicht aufgehoben werden würden. Abg. Dr. Bamberger (frs.) stimmt den Ausführungen Schippel's zu. Die Schweiz habe sich lange energisch gegen die schutzzöllnerischen Tendenzen gewehrt. Wäre Deutschland nicht zum Schutzzoll übcrgegangen, so wäre die Schweiz auch heute noch freihändlerisch. Auf dem gestern von Herrn v. Bennigsen angegebenen Boden könnten sich die Frei sinnigen nicht mit ihm zusammenfinden. Die Handels verträge seien ein ganz hübscher Rahmen, aber noch lange kein Gemälde, und mit dem, was sie böten, könnten sich die Freisinnigen nun unmöglich für völlig befriedigt erklären. Er und seine Freunde hätten sich seiner Zeit von den National-Liberalen getrennt, weil sie die staatssozialistische Politik des Fürsten Bismarck mit ihrer Spitze gegen den Liberalis mus voran- gesehen hätten. Wenn Herr v. Bennigsen wünscht, daß wir den Kampf nicht mit mehr Schärfe führen, als die sachliche Verhandlung unbedingt er fordere, daß wir uns achtungsvoll behandeln, daß wir unseren Patriotismus gegenseitig nicht anzweifeln, so könne er (Redner) Namens seiner ganzen Partei sein Einverständnis damit erklären. Abg. Fürst Ferdinand Radziwill (Pole) spricht für den Vertrag. Was die gestrigen Ausführungen v. Bennigsen's anlange, so wünsche er einen ge mäßigten Liberalismus, der die Autorität kräftige. Leider seien früher die Polen nichts weniger als liberal behandelt worden. Abg. Frhr. v. Münch (Demokrat) stimme gegen den Vertrag. Abg. Menzer (kons.): Von einer Brutali sierung der Schweiz könne, wenn der Vertrag ab gelehnt werde, keine Rede sein, denn die Schweiz sei in wirtschaftlicher Beziehung nichts weniger als klein. Die badische Industrie werde durch den Ver trag mehr betroffen. Abg. Richter (frs.): Der Gegensatz zwischen Freihandel und Schutzzoll allein habe nicht die Trennung der liberalen Parteien verschuldet. Es seien Gegensätze allgemeiner politischer Natur dazu gekommen. Fürst Bismarck habe diese Gegensätze verschärft, um die Trennung vollständig zu machen. Einen großen Anteil habe das Heidelberger Pro gramm an der Entfernung gehabt. Die Handels verträge gewährten noch keinen gemeinsamen Boden, denn die Freisinnigen könnten Agrarzölle nicht acceptieren. Es gebe allerdings Gebiete, auf denen beide Parteien auf einander angewiesen seien, nament lich das der Schule und das der kommunalen An gelegenheiten. Hoffentlich werde die Rede v. Bennigsen's die Wirkung haben, daß beide Parteien in der Ablehnung des neuen Schulgesetzes zusam menstehen werden. Abg. Dr. Hartmann (kons.): Der Vorredner habe einen interne Angelegenheit behandelt, auf die er hier nicht näher eingehen werde. EinM Punkte des schweizerischen Vertrages hätten auch in seiner sächsischen Heimat ernste Bedenken hervorgerufen, so die Behandlung der Wollindustrie, der Maschinen stickerei und des Veredlungsverkehrs. Ueber die Bedeutung des letzteren seien die Meinungen über haupt geteilt. Eine Erhebung darüber sei wünschens wert. Er stimme indeß für den Vertrag, der uns durch die Meistbegünstigungsklausel alle die Vorteile sichere, welche die Schweiz etwa anderen Staaten gewähre. Abg. v. Bennigsen (nat.-lib.): Er sei weit entfernt davon gewesen, Herrn Dr. Bamberger und seinen Freunden zuzumuten, sich mit den Handelsverträgen vollständig zufrieden zu erklären. Er habe nur gesagt, daß die nun eintretende Stabilität von selbst dazu führen müsse, daß die Gegensätze von Schutzzöllnern und Freihändlern weniger scharf sich bethätigen werden. Daß der Schutzzoll die politische Trennung veranlaßt, habe er nicht behauptet. Dr. Bamberger und Richter hätten zugegeben, daß es gemeinsame Arbeitsgebiete für beide Parteien gebe. Seine Partei würde bereit sein, in dieser Hinsicht die Hand zu reichen. Damit ist die erste Beratung des Vertrages mit der Schweiz geschlossen. Montag: Patent- und Musterschutzkonvention mit Italien und 2. Beratung der Schweizer Handels verträge. Tagesgefchichte. * — Lichtenstein, 25. Jan. Auch bei der gestrigen öffentlichen zweiten Aufführung des Werkes „Aus großer Zeit" im hiesigen Ratskellersaale wurde dem Gesangverein Liederkranz im Verein mit dem Stadtorchester für ihre gesamte und mühevolle Leistung auf dem Gebiete der Musik- und Gesangskunst mit verbindender Deklamation die Anerkennung aller An wesenden zu teil. * — Auf die in unserem Blatte unter Zwickau gebrachte Mitteilung, daß die Antwort auf eine Draht nachricht bereits nach 7 Stunden von Amerika ein getroffen war, teilt eine Firma einen Fall von noch schnellerer Beförderung mit. Die Firma hatte abends 6 Uhr ein Telegramm nach Amerika abgehen lassen und war schon um 9 Uhr 35 Minuten abends, also nach 3ffs Stunden, im Besitz der Antwort. * — Nächsten Sonntag, den 31. Jan., von nachm. 2 Uhr an findet im Gasthofe zum „grünen Baum" in Rö blitz die Bezirksvorturnerstunde des I. Be zirks des Ntedererzgebirgischen Turngaues statt. * — St. Egidien, 25. Jan. Infolge des Glatteises verunglückte am vergangenen Sonnabend das Geschirr der Waldschlößchen-Brauerei Chemnitz, welches mit ca. 1200 Flaschen Bock- und Lagerbier von Chemnitz nach Glauchau fuhr. Der Wagen fiel beim Passieren des hiesigen Ortes um, jedoch zerbrachen glücklicherweise nur 180 Stück gefüllte Bierflaschen. * — St. Egidien, 25. Jan. Als Selten heit ist folgendes Vorkommnis zu verzeichnen: Im Oberdorf kam vor einigen Tagen ein Kalb auf die Welt, welches mit Hundskopf und falschen Pfoten versehen ist. — Der Winter vor fünfzig Jahren, 1842, war ein strenger Gast; es gab Tage mit 20 Grad Kälte und dabei Schnee in Massen. Der Winter vor 40 Jahren war milder. Der Wein gedieh im nächsten Herbst zu einem guten Trünke, wenn er auch nicht in großer Menge wuchs. Der kälteste Winter in diesem Jahrhundert war der von 1829 auf 1830. Schon Anfang November fiel damals der erste Schnee, welcher den ganzen Winter liegen blieb. Die Kälte stieg Anfang Februar bis 30 Grad Reaumur. — Das Gesetz, durch welches die Lehrer- psnsionen den Pensionen der Staatsdiener hin sichtlich der Skala, nach welcher sie zu berechnen sind, gleichgestellt werden, ist von der Gesetzgebungsdepu tation der Zweiten Kammer begutachtet worden. Der gedruckte Bericht, den dieselbe soeben durch den Abg. Streit über den Entwurf erstattet hat, sagt, daß die Deputation die Neuerung, die vielen Klagen aus Lehrerkreisen abzuhelfen wohl geeignet sei, mit großer Befriedigung begrüße und teilt zugleich mit, daß der Finanzdeputation der Zweiten Kammer Be denken finanzieller Art gegen den Entwurf nicht bei« gehen. Einige wenige Aenderungen des Entwurfs, welche die Gesetzgebungsdeputation vorschlägt, sind mehr förmlicher Art. — Für diejenigen Gegenstände, welche-auf der vom 1. Mai bis 30. Oktober in Chicago statt findenden Weltausstellung ausgestellt werden sollen, erhebt die Sächsische Staatsbahnverwaltung bei dem Transport auf ihren Strecken für die Hinbeförderung nur die halbe tarifmäßige Fracht, wenn durch eine Bescheinigung des deutschen Reichskommissars nach gewiesen wird, daß diese Gegenstände für die Ausstellung bestimmt sind. Die Frachtbriefe für die Hinbeförder- ung müssen die Bemerkung enthalten, daß die mit denselben aufgegebenen Sendungen durchweg aus Aus-
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