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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190512038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19051203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19051203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-03
- Monat1905-12
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tzttztzkHatpichgmdittvn adar d«« tzl>Opa»o< ft,», adgsholt: viertrljttzrttch ^»LLLz bet ttgkich peetmaüg« Znsiellnug in» Han» »terteljLhrltch 8.—. Durch unser« an» tzchttige» Ausgabestellen und durch di« Post bqM^u Kr De»tschl«d nutz Oesterreich vtmMjthttich -.50z für di« stbri,« 2üuder laut Zeitnng-pret-tisi«. Nedakti»» »nd Expedttto« 8»h«ui»gass« 8. «Ächtz« »be. 11^ »tt. «r. 117» kverliuer VirdakttonS-ivur«»: Verlt» UV 7, Dorotheenstrah« SS. Del. 1, «r. «7». Dresdner R edaktton». lvnream »«»« Vl^lkümurttzstr. Del. 1. Sir. 4SM. MpMcrMWMM Handelszeitung. Amtsblatt des Äönigk. Land- und des Liöniql. Amtsgerichtes Leipzig, des Aates »nd des Volizeiamtcs der Lladt Leipzig. Anzeiflen'Prett dt« S gespaUene Petttzetle »5 Pf. Familie», Wohnung* mrd Stelle» Anzeigen 20 Ps. Finanzielle Anzeigen, Beschäst-anzeigen untrr Text oder an besonderer Stelle nach Taris. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Aazetgea-Annahme: AugnsknSplatz 8, Ecke Iohauni-gass«. Tie Expedition ist wochentags «nunter rochen geöffnet von lrüh 8 di- abends 7 Uhr. Filial-Erpeditton: Berlin, Lüxowstr. 10 - - Dresden, Marienstr.34. Druck «nd Verlag von G Potz tu Leipzig (Inh. Or. V, R. L W. Kltnkhardt). tzerau-geber: Or. Viktor Kltnkhardt. Nr. K15. Sonntag 3. Dezember 190Ü. 88. Jahrgang. fieren konnten, «et foiccher Divergenz der Anschauungen muß eS auf die Dauer schwer halten, die doch sehr wicht ge m len Vie Mzchnstaebatie. ES tritt heute wieder einmal die sehr betrübliche Er scheinung zu Tage, daß weite Schichten der Bevölkerung, nämlich dre fleischkonsumierenden, mit der Politik des Reiche- nicht einverstanden sind. Mit der Parteiange hörigkeit hat die Sache wenig zu tun, vielmehr ist allein der Umstand maßgebend, daß das wichtige Nahrungs mittel Fleisch, zu teuer geworden ist, um von der ärmeren Bevölkerung noch in der zur Erhaltung der Leistungs fähigkeit notwendigen Menge erstanden werden zu kön nen. Und ferner ist das Fleisch, besonders das Schweine fleisch so knapp geworden, daß selbst bei ausreichender Zahlkraft der Konsumenten der Verbrauch nicht über die jetzige ungenügende Höhe gesteigert werden könnte. Trotz dieser Sachlage lehnt es die Regierung ab, die allmäh lich unter der Begründung des Seuchenschutzes einge führte und immer dichter geschlossene Grenzsperre für Vieh zu erleichtern, um Schlachtvieh hereinzulassen und damit zugleich ein Sinken der Preise zu Wege zu bringen. Dabei ist immer zu bedenken, daß nach den noch gelten den Caprivischen Handelsverträgen, den Viehseuchen konventionen und den veterinärpolizeilichen Maß nahmen, die Sperrungen als Ausnahmen gelten sollten, daß der Reichskanzler nach den geltenden Bestimmungen nur dann zum Beispiel von seiner Sperrgewalt Gebrauch machen kann, wenn Tierseuchen in den Ausfuhrlän dern einen für die heimische Produktion bedrohlichen Umfang annehmen sollten. Seit Jahren aber hält der Kanzler diese Bedingungen für gegeben bei Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich, überhaupt allen in Be- tracht kommenden Exportländern mit Ausnahme von Rußland, so daß heute nur noch von dort eilt Kontingent lebender Schweme nach Oberschlesien hereingelassen wird. Dabei ist die Tatsache unbestreitbar, daß die gesperrten Länder einen sehr günstigen Seuchenstand haben, wäh rend notorisch Rußland verseucht ist. Tro- dieser Seltsamkeit ist heute nicht mehr daran zu zweifeln, daß die Regierung bei ihrer ablehnenden Hal tung die große Majorität deS Reichstages hinter sich hat. Die gesamte Rechte, da» Zentrum sicher zum größten Teile, die Nationalliberalen, soweit man aus den Aus führungen ihres FraktionSredners Dr. Paasche schließen kann, billigen diese Politik, an der doch schließlich oaS Odium hasten bleibt, daß sie, mit Absicht oder nicht, dem Volke ein Nahrungsmittel zu Gunsten einer Klasse in be- denklichsr Weise verteuert. Daß das Zentrum mit seinen Urbeiterwählermengen e» wagt mitzumachen, ist nur dadurch erklärlich, daß eS doch schließlich seine festesten Stützen auf dem Lande hat, und daß es lieber einmal die vielleicht doch auf die Dauer nicht zu haltenden rheinisch-westfälischen Berg- und Industriearbeiter vor den Kopf stößt als seine allerwege getreuen Bauern. Schließlich interessiert uns die Haltung dieser Partei, aber doch nicht in dem Maße, wie die der National liberalen. Diese haben ihren Rückhalt nicht so wesentlich in einer ländlichen Bevölkerung als vielmehr in der ge- Werblich und industriell tätigen Menge, die in erster Linie unter der Teuerung zu leiden hat. Dabei möchten wir vor einem bösen Fehler warnen. Es scheint, als ob die Fraktion doch allzuwenig Rücksicht auf die große An- hängerschaft nehme, die nicht in der glücklichen Lage ist, in ihren Wahlkreisen die Majorität und damit Abge- ordnete ihrer Partei zu haben. So haben die National liberalen ganst Sachsens keinen eigenen Abgeordneten mehr, sonst durfte eS schwerlich Vorkommen, daß so rein agrarische Ausführungen, wie die des Abgeordneten Dr. Paasche, unwidersprochen al» YraktionSmeinung, Pas. steren konnten. -Bei solcher Divergenz der Anschauungen intime Fühlung zwischen der Parteileitung und dem Reichstage nicht vertretenen Teile der nationallibera Wähler aufrecht zu halten. Damit dürfte die Partei aber sehr Wohl begründete Zukunstshoffnungcn und Pläne stören. Daß die Partei auch diesmal wieder gegen den größten und wichtigsten Teil ihrer eigenen Presse kämvst, sei überdies konstatiert. ES wurde nun zwar das Zugeständnis gemacht, daß armen einen bauernden Preisstand in jetziger Höhe Ab- Hilfe geschaffen werden müsse, daß aber ein vorübergehen der ertragen werden müsse im Interesse der heimischen Piehprobuktion, Da» auch schon von Herrn v. Podbielski erklärt worden war. Aber was ist ein dauernder und wa» ein vorübergehender Zustand? Daß wir uns seit wett üb« einem haüben Jahre im Zustand der Teuerung Var Wichtigste vom rage. * König Friedrich August hielt bei der gestrigen Rekrutenvereivigung in Dresden eine längere Ansprache. (G. unter Dresden.) * In der gestrigen Sitzung de» Reichstage» ergriff zum ersten Male der Erbprinz von Hodenlohe uud zwar al» ^kommiffar deS BuudeSratS" das Wort. Er sprach für de« Bahnbau Lüveritzbucht-Kubub. Die Erörterung über die Vorlage füllte fast d,e ganze Sitzung. (S. ReichStagsber.) * Der Abgeordnete Tuge» Richter hat, wie die „Freie Deutsche Presse" meldet, sein Mandat jür da» preu- ßische AdgeordnetenbauS au« GesundheitSrück- sichteu niedergelegt, wird aber sein ReichStagSmanvat behalten. * Der Landtag von Echwarzburg-Rudolstadt wurde gestern von der Regierung aufgelöst, nachdem die Mehrheit die Vorlage abgelehnt hatte, tue Eameratreate deSFürsteu von 268 000 aus 80V 000 zu erhöht». (S. Deutsche» Reich.) - * In allen Fabriken und auf allen Werften, die dem russischen Marinemiuisterium unterstehen, wurde die neunstündig« Arbeitszeit «iuzejührt. befinden, weiß jede Hausfrau. Und daß die Preise am 1. Mä» nächsten Jahres eine weitere Steigerung er- fahren werden, ist unzweifelhaft, obwohl es auch Herr v. Podbielski angckündigt hat. Ist das nun eine dauernde Kalamität oder eine vorübergehende? Immerhin ist durch die Debatte etwas erreicht, was vorher von agra rischer Seite mit aller Heiligkeit bestritten wurde. Der Minister selbst hat zugegeben, daß die heutigen Preise un berechtigt und unerwünscht hoch sind. Sogar mehr noch: er hat einen Preis von 40 bis 44 Mark für den Zentner Schweinefleisch als auskömmlich in normalen Zeiten er- klärt, bei der jetzigen exzeptionellen Lage infolge der Futternot des vergangnen Jahres hält er einen Preis von 54 bis 58 Mark für ausreichend. Und den jetzigen Preis von 74 Mark hält auch er für übertrieben hoch. Der heutige Preis ist also um gut 80 Prozent höher als der normale. Und das soll kein Notstand sein? Ange sichts dieser Sachlage muß doch ausgesprochen werden, daß den Konsumenten mit der Geschichte der Entstehung dieser Preise und allen Erörterungen wenig gedient ist. Er will normale Preise und kann sie verlangen, wenn es in der Macht deS Reiches liegt, sie ihm zu verschaffen, ohne daß der heimische Viehbestand gefährdet wird. Wenn aber diese Gefahr selbst bei der Schweinccinfuhr aus dem verseuchten Rußland vermieden werden kann, so ist wohl anzunchmen, daß dies auch bm einem Im port auS dem nicht verseuchten Dänemark zum Beispiel möglich sein wird. Besonderes Interesse verdient noch ein Punkt, der von der rechten Seite des Reichstags regelmäßig vorgebracht wird, so daß cs selbstverständlich ist, wenn ihn auch der preußische Landwirtschaftsminister benutzt. Es handelt sich um die der Presse zugeschobenc Mitschuld an der Teuerung. Die Interessenten an hohen Fleischpreisen be zichtigen die Presse, sie habe durch ihre Alarmartikel die Produzenten wie die Händler veranlaßt, noch höhere Forderungen zu stellen. Wenn cs so wäre, wenn wirklich die Preisbildung sich monatelang durch Zeitungsartikel und nicht durch Angebot und Nachfrage derartig habe be einflussen lassen, so wäre doch aller Grund r.irhanden, baß die Viehproduzenten dieser Preisschraube.'n Press, ein Loblied anstimmten. Aber so selbstlos sind nun einmal diese Leute: den hohen Erlös stecken sie in die Tasche, und die, so ihnen dazu verhalfen haben sollen, werden an den Pranger gestellt. Daß Herr v. Podbielski sich deS gleichen Undanks schuldig macht und denselben Mut zur Konse- quenzlosigkcit betätigt, ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, in welchem Grade er sich als "Landwirtschafts minister und in welchem als Staatsminister fühlt. Die Identifizierung deS Ministers mit den Landwirten ver leitete ihn sogar im Reichstage dazu, immer „wir" zu sagen, wenn er von den Viehproduzenten sprechen wollte. Aber auch wenn die Auslassungen der Presse stimulierend gewirkt hätten, so kann ihr das wahrlich nicht zur Schuld angerechnet werden. Sie hat einfach ihre Pflicht erfüllt, wenn sie auf die traurigen Folgen einer andauernden Fleischteuerung mit allem Ernst und ohne jede Be schönigung hinwics. In solchen Momenten zu schweigen, um nicht etwa die Begehrlichkeit zu reizen, beißt Unmög liches und Unentschuldbares verlangen. Die Presse hat keine durchgehende Organisation, durch die eine General ordre erteilt werden könnte. Und das ist gut so, damit nicht eine Totschweigepraxis die Presse um allen Kredit im Lande bringen kann. Nochmals 4er dsbere Lrlmrrtsnü in Zschsen. Bon befreundeter Seite wird uns geschrieben: In der „Nationalzcitung" erschien vor kurzem ein „auS höheren Lehrerkreiien' stammender Artikel unter der lieber- schrift „Der höhere Lehrersland in Sachsen", der zum Teil auch im „Leipziger Tageblatt" »reilich unter Bor bebalt —- abgedruckt worden ist. Der Artikel ent hält neben zweifellos berechtigten Klagen ebenso zweifel- los unberechtigte Vorwürfe, auf die hier, ebenfalls ,,auS höheren Lehrerkreiien", kurz geantwortet werden soll, da sonst über die sächsischen Zustände ein ganz falsches Bild entstehen könnte. Nichtig ist, daß die Gel-alte in Sachsen seit vielen Jahren hinter denen in Preußen und anderen Bundesstaaten zurückltehen, und daß eS Zeit.wärc, hier durch greifend zu bessern: die beharrliche Auswanderung sächsischer Lehrer und Kandidaten enthält in dieser Richtung eine sehr ernste Mahnung. Vor wenigen Tagen erst ist aus diese ungünstige Lage im sächsischen Landtage von konservativer und nalionalliberaler Seite hingewiesen worden, und auch der Minister hat die Gehaltserhöhung als notwendig aner- kannt, aber auf die Zukunft verschoben. Unter diesen Um ständen darf man vielleicht annehmen, daß dem Kultusmini sterium ein Gesalle geschehen würde, wenn der Landtag die Initiative ergriffe, um das als notwendig Erkannte schon jetzt zu tun. ES ist zu beachten, daß es sich bei der Ver- tröstung auf die Zukunft um mindestens 2 Jahre handelt, daß zwar den fungen Lehrern, auf die der Mmister hinwies, bei dem herrschenden Mangel aünstige Aussichten blühen, die älteren aber mit der ungünstigen Konjunktur zu kämpfen hatten und die vielen unerfreulichen Jahre durchgemacht haben. Auch im Interesse ihrer Familien und tm Hinblick aus die fortschreitende Verteuerung des Leben» snamentlich der Wohnunal können sie eine schnelle Aufbesserung dringend brauchen: eS kann ihnen sonst passieren, daß sie sie nicht mehr erleben, und dann würden auch ihre Witwen und Waisen noch dauernd unter den ungünstigen Verhältnissen leid'1 müßen. Wenn sich der Berfaffer.deS Artikel» auf diese rein prak- tischen Fragen beschränkt hatte, so würde für un» kein An- laß sein, uns dazu zu äußern. Indes, ex führt noch andere Klagen an, von denen >..indestcnS zwei eine Entgegnung ver- dienen. Die eine Klage ist bereit» in anderen Zeitungen zurück gewiesen wrrden: e» ist der Vorwurf, daß einige konservativ tätige Oberlehrer eben wegen dieser Tätigkeit Rektoren ge- worden seien. Wir glauben bestimmt, daß Beförderungen au» diesem Grunde nicht erfolgt sind, und halten die Er- klärung-dex zuständigen Stelle für richtig, wonach ^die po litische Stellung deS zu Befördernden dabei nicht in Betracht kommt, e» sei denn daß dieselbe derart sich entwickelt hat. daß sie sich mit den allgemeinen Ansichten eine» Staats bürger» nicht in Einklang bringen läßt", daß aber „von einem solchen Falle nicht da» geringste bekannt sei", und daß i „noch kein Oberlehrer derart agitatorisch im politischen Leben ausgetreten sei, um bei der Aufsichtsbehörde unliebsam zu I berühren". Die zweite Klage hat noch keine Erörterung gefunden, es ist die Klage, daß „der Lehrer, wie nirgends sonst, vom Ur teil des Rektors abhängig sei", und daß „Revisionen säst nie erfolgen". Es ist das wohl der eigenartigste Vorwurf, der je im Sämlleben erhoben worden ist. Bisher galt cs immer als ein Vorzug, wenn im Unterricht nicht so viel reglemen tiert, inspiziert und revidiert wurde. Und glaubt man denn wirklich, daß ein Schulrat, der eine Stunde hospitiert, den Lehrer richtiger beurteilen kann, als der Rektor, der ihn täglich sieht? Bei dein einen Mal svielt doch der Zufall eine große Rolle. Wenn nun gerade diese eine unter be- onderen Verhältnissen gehaltene Stunde mißlingt — und das kann auch tüchtigen Lehrern passieren —: wie ist dann die Korrektur möglich? Man braucht nur einmal mit Offi zieren zu sprechen, um zu wissen, wie solche Inspektionen doch auch verhängnisvoll sein und tüchtige Leute stürzen können. Der Rektor aber gründet sein Urteil nicht auf eine Stunde, sondern aus die Gesantttätigkeit und die Persönlich keit des Lehrers: er sieht ihn täglich im Verkehr mit Schü lern, Kollegen und Eltern, er kennt ihn aus den Konferenzen, kennt ihn in seiner Familie, hört ihn selbst und hört von ihm und ist in der Lage, das Gehörte und Gesehene genau zu prüfen. Man muh nur nicht glauben, daß ein Rektor seine Lehrer nur durch Hoivitiercn >u ^en Stunden kennen lernt: eS nibt andere Mittel, die viel, i^c wichtiger sind und viel leicht einen viel tieferen Blick gewähren. Wer aber nicht im- stände ist, seine Lehrer, mit denen er täglich zusammenkommt, richtig zu beurteilen, der taugt eben nicht zum Rektor. Es ist also dnr^nnS erklär!^'. daß das Ministerium dem Urteil des Rektors ein großes Gewicht beilegt, diese „Ab- hängiakeit vom Urteil des Rektors" liegt eben in der Natur der Sache und besteht gewiß anderswo in ganz ähnlicher Weise. Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, daß Revisionen überflüssig seien, aber sie können doch nur er- aä">eud binnstreten lind ist denn nickst schon std? Reist- vrüsuna ganz von selbst die beste „Revision", mindestens für die dabei beteiligten Herren? Auch einiges andere, was in dem Artikel steht, könnte noch zu einem Protest reizen. Indes wir verzichten auf eine weitere Erörterung uud weisen nur noch darauf hin, daß man übei die Frage der Nesormanstaltcu tcch sehr verschiedener 'Meneng lei,' kann, und daß cs vielleicht aut ist, wenn hier nicht mit Ueberei'er vorgcgangen wird, Näber können wir i darauf hier natürlich nicht eingehen, sedenstills aber glauben ! wir Nicht, daß das Fehlen der Reformanstalten einen Lehrer außer Landes treibt. Das tun allein die GebaltSv'rhältniste: hier bessere man energis-st und schnell, dann wird die Aus- Wanderung von selbst aushörcn. Um eine falsche Austastung dieser Zeilen zu vermeiden, wollen wir ausdrücklich betonen, daß auch wir natürlich nicht alles in den höheren §^ulen wachsens für vollkommen halten, — wie überall gibt eS auch hier m Hestern. — aber unberechtiate Verwürfe verlangen eine Abwehr. UebriaenS mögen alle, die für die Schulen VerbesterungSvorschläge haben, sich immer so^-n, daß die allermeisten Neformfragen im Schulwesen in erster Linie Geldfragen sind. Deutsches Deich. Leipzig, 8. Dezember. * Eine Ansprache des Gonverneur« v. Lindeguist. Der „Deutschen Kolonialzeitung" wir- aus Windhuk telegraphiert: Am Montag, -em 27. November, hielt Gouverneur v. Lindequist seinen feierlichen Einzug in das festlich geschmückte Windhuk, begrüßt von der gesamten Bevölkerung, Offizieren und Beamten. Auf bewillkommnende Ansprachen erwiderte er, daß in Slidwcstafrika jetzt ein neues Gebäude errichtet werden müsse, aber nicht auS Fachwerk, sondern ein massiver, echt deutscher Bau mit festem Fundament, zu dem die Deutschen ganz Südafrikas als zu einer Hochburg des Deutschtums in diesem Erdteile emporblicken sollten. „Wir wollen nicht hinter den älteren Kolonialmächten zurückstehen, sondern eS ihnen gleichtun und sie womög lich übertreffen." Denn der Deutsche habe sich als Kulturpionier in allen Teilen der Welt bewährt und werde in vielen Gebieten der Erde um seine Erfolge be neidet. Was er aber in fremden Landen erreicht hat, das soll er erst recht vollbringen können unter seiner eigenen deutschen Negierung. Er hoffe, daß alle in der Erreichung des gemeinsamen Zieles des Wiederaufbaues getreulich Mitarbeiten würden, und eS sei sein Wunsch, daß in Slidwcstafrika jeder Weiße sich als freier Bürger fühle. Der Dank der Versammelten gebühre in erster Linie dem Kaiser, der durch die Nachsendung immer neuer Truppen die Niederwerfung des Feindes ermög lichte, und gebühre auch -em teuren deutschen Vaterlande, das durch seine Opfcrwilligkcit dieses Land dem Deutsch tum erhalten Habs. Dank gebühre nicht minder den Ansiedlern, die mit zäher Tapferkeit ihre neue Heimat verteidigt, und den braven Offizieren und Soldaten, die ihr Leben für daS Schutzgebiet in die Schanze geschlagen haben. „Die Wolken beginnen sich zu verteilen, ein naher Friede ist zu erhoffen, und dann wollen wir mit voller Kraft vereint, hier fern von der Heimat, eine blühende deutsche Kolonie schaffen." Ein Hoch auf den Kaiser schloß die feierliche Begrüßung. * Parlamentarische Nachrichten. Dem Reichstage ist gestern eine vom Marincamt bearbsitete Sammlung von statistischem Material zugegangen über die Entwickelung der deutschen Seeinteressen cm letzten Jahrzehnt. Die Einleitung sagt: Schon im Jahre 1897 war die Ucbcr- zcugung allgemein, daß der Aufwand für eine starke Flotte nur eine Risikoprämie sei. Die Aufgabe, die zu- nehmende Bevölkerung zu ernähren, sei nur erfüllbar, wenn diejenigen Zweige der volkswirtschaftlichen Betäti gung geschützt werden, welche dem Kapital „Arbeit über See" Gelegenheit zum Erwerb geben. Nur so können die Materialien dauernd bezahlt werden, die al» steigen der Einfuhrüberschuß allen Schichten der Bevölkerung zugute komme. Der Umfang de» Schuhaufwande» muß mit deni Werte der zu schützenden Objekte und dem Auf wande anderer Mächte steigen. Deutschland» Aufgaben i hierfür sind gewachsen, doch nicht der Vermehrung der ' »u schützenden Interessen vorangestellt, auch nicht der maßen, daß andere Aufgaben des Staate» zu kurz ge kommen wären. * Dir Denkschrift über die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze ist beim Reichstage eingegangen. Die Anleihekredite des letzten Jahres betragen 327 237 243 von 1904 sind an offenen Krediten 40 097 079 verblieben. Für Rech nung dieser Kredite sind 3'/rprozentige Schuldverschrei bungen im Nennwerte von 360 Millionen mit Zins scheinen vom 2. Januar und 1. Juli in Stücken von 200, 500, 1000, 5000, 10 000 ausgegcben worden. 300 Millionen davon sind an die Reichsbank, Seehand lung und 26 Bankfirmen verkauft worden. Ist. Tie Nachweisung über die Ergebnisse de» HeerrsergänzungsgeschäftS und über die Herkunft und Beschäftigung der Militärpflichtigen im Jahre 1M4 ist dem Reichstage zugcgangen. Zur Stellung verpflichtet waren 1 088 801 Mann, davon wurden ausgehoben 218 962 Mann, davon für das Heer 210 551, für die Marine 8411. Von Einjährig-Freiwilligen wurden in» Heer 8768, in die Marine 616 eingestellt. Ausge schlossen wurden insgesamt 1092, ausgemustert 34 961, dem Landsturm überwiesen 110 300, der Ersatzreserve überwiesen 89 304 Mann. Von den AuSgehobenen (218 962) waren auf dem Lande geboren 143 999, in der Stadt 74 963 Mann geboren, eS waren also 67 Prozent der AuSgehobenen Landleute, respektive auf dem Lande geboren. * Ansichutz des deutschen Handelst««». Am 3V. No vember hictt der Ausschuß ve« Deutschen Handelst ag« uittcr dem Vorsitz des Herrn Kaempf ^Berlin) eine Sitzung ab. Zn eisttr Linie beriet ver AuSlchuß über die Fleisch teuerung (Berichterstatter: Syndikus Dove, Berlin) und stellte eine Reibe von Forderungen auf, die die sofortige Zulassung von Schweinen, die Einsuhr lebenden Vieh« und aueg schlachteten Fle.schc», Ermäßigung der Zölle und Eistubahniarlfe für Futtermittel verlange«. Mit den in der „Noiddeuischen Allgemeinen Zeitung" vom 28. November veröffentlichten Bestimmungen, die binsichilich de» Werte» der Elntuhrscheine für Getreide für eine UebergangSzect vom t. Ma»z 19oü ab in Aussicht genommen sind, erklärte sich der AuSichuß (Berichterstatter: Poffelbt, Königsberg) einverstanden. Lebhafte Beschwerden über die neue preußische Gericht»- voUzreherordnung vom 3t. März 1900 führten zu dem Beschluß, dafür einzulreten, daß Vie Einrichtung der Ver- tellungöämter beieittgt, mithin die freie Wahl ve» Gerichts vollziehers durch den Auftraggeber wieverhergestellt und der Gedühlenanteü des Gerichtsvollziehers von 24 auf 50 Prozent erhöht werde. Zn bezug atzf e,ne Anregung wegen Haftung des Staat« für den durch Gerichtsvollzieher zugefügten Schaden wurde von einer Beschlußfassung zurzeit abgesehen. Der Ausschuß sprach sich für Vermehrung der Nickelm ünzeu aus, stimmte jedoch dem von der Kommission betr. Geld, Banken, Börse gemachten Vorschlag wegen Schaffung eine« Küiifluidzwanzigpfennigstückes nicht zu. Für die neu au«- zuorägenceu Zehnpfennigstücke soll die Durchlochung nach belgischem Muster befüiworlet werden, damit eine Ver wechselung mit rem Fünszigpsenniguück vermieden wird. — Eine Reihe weiterer Beschlüsse bezog sich auf die Ausdehnung der unmittelbaren Ueberiveiiungen im beschränkten Girover kehr der Reichsbank, Sicherung gegen gefälschte und betrüge- iische Wechsel, Aencerung des WechselstempelsieuergesetzeS, Befchäsligung auSländrsck-poluifcher Arbeiter (Betanntgabe der Bestimmungen, Zulassung von Ausnahmen vom Verbot der Befchästigung, keine Zurücksetzung der Industrie hinter der Laiidwlrts'chask), »Verhängung ver Schaufenster an Sonn- unv Festtage»". * Ein aufgelöster Landtag. Die Herrlichkeit des jüngst gewählten Lchwarzburg-Nu-olstädter Landtages, in dem die Sozialdemokraten die Hälfte der Sitze einnahmen, hat nicht lange gewährt. Schon gestern hat ihn ein frühes Lebensende — ungewollt — erreicht. Nachdem er noch den Staatsvertrag mit Preußen über die Lotterie gemeinschaft angenommen hatte, wurde er vor die Frage gestellt, ob er bereit sei, eine Regierungs vorlage anzunehmen, die die Kameralrente des Fürsten um 32 000 erhöhen wollte. Darüber kam e» zum Kon flikt. Nicht nur die acht sozialdemokratischen Abgeord neten lehnten die Vorlage ab. Auch drei Abgeordnete der bürgerlichen Parteien enthielten sich der Abstimmung, und nur vier stimmten dafür. Da erreichte den Landtag die fürstliche Nemesis. Staatsinmister von der Necke er hob sich und erklärte tm Namen des Fürsten den Landtag für aufgelöst. Das Land wird nun abermals zu wählen haben. Und diese Wahl wird politisch um so peinlicher, als sie sich nun direkt auf die Frage der Erhöhung der Kameralrente des Fürsten zuspitzt, wobei stark in das Gewicht fällt, daß — nach dieser Abstimmung zu schließen — nicht nur unter den sozialdemokratischen Wählern, sondern auch in den bürgerlichen Kreisen keine große Neigung für jene Nentenerhöhung zu bestehen scheint. ' Ein neuer Hochschulkonflikt. Wie die „Frkf. Ztg." mitteilt, ist »nn auch in Darmstadt ein konfessioneller Hochschnlkonflikt auSgebrochen. Der Senat der Tech nischen Hochschule hat die von der Studentenschaft im Sommer im Sinne der Ebarlottcnburgcr Beschlüsse ge soßte Resolution abgelehnt. Darauf löste sich gestern abend in einer Sitzung der Studentenschaft der Ausschuß ans. ES wurde eine Kommission gewählt zur Neu abfassung der Satzungen. * Klein« politische Nachrichten. Der Großherzog von Baden bat, wl« die ,T. R." meldet den webeimrat Dr. vuerk- ltn in dl« erst« Kammer berufen und zum zweiten Vizepräsi denten ernannt. — Durch den Rücktritt de- Grafen Limburg- Tttrnm ii der Vorsitz in dir deutsch-konservativen Fraktion de« preußischen Landtag- frei aewordin. L« verlaui«t, daß man ihn dem Grasta von Wart«n»l«be»-Rogattn übertrage» werde. — Der Netch-tag«- und Lantz»»g«aba«ord- net« Dr. Sattler ist witder erkrankt o«d »«fiudet sich »ar Herstellung feiner Aesundkeit in einem Sanatorium. Dr. kattler leidet an bochqradtger Nervosität und war bereits im letzten Früh- labr zur Lrbolung in Jtaiie«. — Di« Stadt Ulm ist al» «sie Stadt Württember-s d«« vnnd str L«ntsch« V»tz«»««f„» deigttret«.
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