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Dresdner Nachrichten : 21.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192208216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1922
- Monat1922-08
- Tag1922-08-21
- Monat1922-08
- Jahr1922
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- Dresdner Nachrichten : 21.08.1922
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M. MM»», ri. I»rr Gegründet 18SS > ,»« dmch »», Bezugs-Gebühr tzFA« a» s»i , sooil Anzeigen-Preise. Äorau-d^atzlun» Um« r-HM. «um»««,» ««MO» a«a»» r,—, s»n«a,»»»»,ad« M. r,—. M«U»I»r»d, SS/40. Druck ».B««», »m> UI »»Ich N Slrichmck« >» * V^ck«ck.ck«S, lass l Nachdruck mir mit drutNch« Vu-I-nanzad« t.Dr»»dn«r Dach».") «uvllp». — Anvrrlan-t» SchrtMtck» w«rd«» »Ich« ausbrwa-rt. Fühlmg zwischen Paris und Berlin? Eine wirtschaftliche AnnSherung. Pari», 20. Aug. „Figaro" schreibt zur Abreise der beiden Delegierten der Reparationskommission: Was hält die französische Regierung von diesem Beschluß der Sie- parationskommission? WaS ist ferner von den Gerüchten ,« halte»», die von einer französisch-deutschen An näherung sprechen? An zuständiger Stelle erklärte man Freitag abend: Für den Augenblick kann von einer «»»deren Politik als derjenigen, die der Mintsterrat in Ram bouillet iestgelegt und gebilligt hat. nicht die Rebe sein. Es ist möglich, baß Besprechungen, übrigens streng privater Art, zwischen Franzosen und Deutschen ausgenommen worbe» sind, ohne daß sie di« Richtlinien dieser Politik im mindeste« ändern können. Mehr als je ist die Regierung entschlossen, die Rechte Frankreichs, alle sein« Rechte zu ver- leidigen, gleichviel ob sie sich dabei auf den Vertrag stützt oder nicht. Wenn von Deutschland die erforderlichen Pfänder und Garantien geliefert würben, könnte man an ein umfassenderes Abkommen denken und vielleicht entschei de«. ob sich eine unmittelbare Fühlung zwischen Paris und Berlin Herstellen läßt. Das Blatt „Journöe Industrielle" verfolgt feine Politik der wirtschaftlichen Annäherung an Deutsch land weiter. In dem gestrigen Artikel heißt eS: ES gibt ein Gebiet, auf dem man mit verhältnismäßiger Leichtigkeit etwas schaffen kann: das Gebiet der wirtschaftlichen Organi sation, das der Vertrag von Versailles vollkommen ver- nachlässig» hat. Der Verfasser bezieht sich dann auf das Beispiel Italiens und fährt fort: Was Italien verlangt. waS ebenso Deutschland, was der kleinste Staat des fest ländischen Europa verlangt, ist die Einbeziehung in einen WirtschaftSplan. der ihnen die reguläre Erfüllung ihres Ge schicks gewährleistet. DaS Wirtschaftliche oder, ivenn man will, die Sorge «m bas tägliche Brot umschließt «ine starke politische Kraft. Allerdings bedarf es, um sie nutzbar zu machen, der Kenntnis anderer Archive als derjenigen der Ministerien. Französische llimachgiebigkett. Paris, 20. Aug. Zur Reise der beiden Delegierten der ReparationSkommtssion nach Berlin schreibt „Petit Parisien" offenbar beeinflußt: DaS Borgehen der Repara- _ -si - - - tionskommisston hat den Zweck, zu erfahren, welche pro duktiven Pfänder man in Deutschland nehmen kann. Wenn die NeparationSkomrnission sich auf die einzige Frage des von Deutschland verlangten Moratoriums beschränken will, ergeben sich zwei Möglichkeiten: entweder die Ver» Handlungen werben dazu führen, daß man keine annehm, baren Pfänder für die Bewilligung eines Moratoriums findet — in diesem Falle wird es sicher von der Mehrheit der NeparationSkommisston abgelehnt werben —, oder aber die Verhandlungen werden zu einer Kombination führen, die die NeparationSkomrnission für annehmbar hält: dann wird sie ihre Entscheidung bementsprechenb treffen. Die Regierungen, die sich ihre Handlungsfreiheit vor- behalten haben, und insbesondere Frankreich, daS sein Programm aufrechterhalten hat, werden sich alShgnn vor eine Entscheidung der NeparationSkommisston gestellt sehen. Wir glaube« bestätige« z« könne«, daß, wen« eine zu» gunsten eines MoratorinmS getroffene Entscheidung nicht die von Frankreich verlangten Pfänder enthält, wenn sie im Gegenteil Kompromisse in sich schließt, die vom französtsche« Standpunkt ans als ««annehmbar angesehe« «erden, sich die französtsche Regierung für berechtigt halte« wird, dem gemäß z« Handel«. (W.T.B.) Paris, 20. Aug. Ueber die Red«, die Poincard morgen in Bar-le-Due aus Anlaß einer außerordentlichen Tagung des GcneralrateS halten wird, schreibt „Echo de Paris": Morgen wird Poincars aufs neue die Reparations politik der französischen Negierung begründen. Er wirb dieses Mal öffentlich seinen Entschluß Mitteilen, Deutsch land «ur gegen die Verpfändung der staatliche« Grube« im Ruhrgcbiete «nd der Domauialwälder ans dem linken Nheinnfer ei« Moratorium zu bewilligen. Er wird seinen Entschluß zum Ausdruck bringe,», sich nicht durch Kompro misse aushalten zu lasten, an denen im Augenblick die Ne« parationskommission arbeitet, wenn diese Kompromisse hinter dem Minimalprogramm zurückbleiben, das er in den letzten Tagen der Konferenz von London sich zu eigen ge macht hat. Endlich wird er zweifellos avLente«, daß er eventuell nicht zögern werbe, z« de« strengsten Sank tionen gegenüber de« widerspenstige« sjj Schnldner überzugchen. lW. T. 8.) Enkscheiden-e Schritte Oesterreichs. Wie«, 1». Aug. Die Führung -er äußere,, Politik t» Deutsch-Oesterreich steht vor einem sensationellen, aber nicht unerwartete« Wendepunkt. Wie maßgebenden Orts «itgetellt wird, hatte Bundeskanzler Dr. Seipel Bespre chungen mit den Wiener Vertreter« der Entente, in denen er ans den Ausgang der Londoner Konsercnz hiuwieS und erklärte, daß Lurch die abermalige Verweisung der Hilfs aktion sür Deutsch-Oesterreich vor den Völkerbund «nd di« dadnrch bewirkte neuerliche Verzögerung der Notenbank- «ründnng sich di« innere Lage in Deutsch-Oesterreich ver schärft habe. Das österreichische Problem könne jetzt nicht mehr als ein sinanzielles, fondern müsse i« Zu sammenhang mit der Weltlage als ein politisches be trachtet werden. Da in erster Reihe durch Veränderungen l« Oesterreich die Nachbarstaaten in Mitleidenschaft gezogeu seien, sehe sich di« österreichische Regierung veranlaßt, mit de« führenden Nachbarstaaten Fühlung zu suchen und sei bereits mit Berlin, Rom und Prag in Verbindung getreten. Bundeskanzler D r. Seipel wird sich Sonntag abend zu eintägigem Ansenthalt nach Prag begebe«, nm mit be« tschecho-slowakischen Ministerpräsidenten Dr. Benesch die Situation Deutsch-Oesterreichs zu besprechen. Montag abend reift Bundeskanzler Dr. Seipel von Prag «ach Ber lin» wo er vom Reichskanzler Dr. Wirth erwartet wird. Ohne die Absichten der deutsch-österreichische« Negierungen im einzelnen z« kennen, kan« doch gesagt werden, daß offen bar jetzt als letztes Hilfsmittel der so ost aus höhere« Zwang aufgegebene Anfchlnßgedanke in den Vorder grund tritt. ^ Wie», 10. Aug. Den Bundeskanzler wird ans seiner Reise nach Prag und Berlin der Finanzmintsier be- gleiten. Die Nachrichten über einen von den Banken der Negierung gewährten Mtlltardenvorschuß entsprechen nicht den Tatsachen. Die weitere geordnete Führung deS Staats haushalts ist gesichert. lW. T. B.) Wie»«. IS. Aug. Die Anglo-Vank und die Län- Lerbank stimmten der Beteiligung an der Oesterreichi- scheu Notenbank zu, machen jedoch die Zustimmung von einigen Aenderungen im Statut der österreichischen Bank abhängig, die im wesentlichen die völlige Unabhängigkeit der neuen Notenbank gegenüber der Negierung sichern sollen, um daS uneingeschränkte Vertrauen deS Auslandes zu der neuen Bank zu erreichen und die Beteiligung ausländischen Kapitals zu erleichtern. lW. T. B.j Erhöhung der österreichischen Zölle auf da» Aünstausendfache. Wie«, IS. August. Von Montag ab treten erhöhte Post tarife in Kraft. Danach kosten Briefe im Fernverkehr VIS öv Gramm 200 Kronen, Postkarten 60 Kronen, Drucksachen bis VO Gramm 20 Kronen, Postanweisungen bis 10000 Kronen kosten 200 Kronen» bis 26 000 Kronen 400 Krone». Der Hüchstbetrag ist 2000 Kronen. Gewöhnliche GewichtS- gebühreu für Pakete für je 5 Kilogramm kosten 2400 Kronen. Bet Leitung über die Tschecho-Slowaket für je 6 Kilogramm 8000 Kronen. Wie die Staats» korrespondcnz erfährt, werde« auf de« Staats» bahne« der Südbah« «nd der «Spang-Bahn die Gütertarife »»« 1. September ab «m ISO Prozent, die Personen- und Aepäcktarise vom 8. September «« SV« Prozent hinanf- -esetzt. Vom 28. Angnft ab werden die Zollaufschläg« ans da» Fünftausend fach« des Nominalbetrages erhöht. Gewisse Artikel» wie Kaffee, Zucker nnd Petroleum, ««er be» aber «nr zu 4V Prozent der jeweilige« Goldparität ver» „Kt. Die bisherige Zoilfreiheit» insbesondere auch für Ar» Ukel wie Getreide. Mehl. Fett, Fleisch, Milch nnd Kohle Wb» Ist-,«. England UN- -er Marksturz. London, 10. Aug. Der neue Sturz der Mark auf 6700 für das Pfund Sterling wird in der englischen Presse leb haft erörtert. Der City-Redakteur der „Daily News" sagt, jede weitere Entwertung der Mark mache die Handels lage Deutschlands immer verzweifelter. Das Geschäfts- leben scheine sich dem toten Punkt zu nähern. Alle Abmachungen deutscher Geschäftsleute in auswärtiger Wäh rung müßten in Frage gestellt werden, denn mit den besten Absichten der Welt seien die Kaufleute nicht in der Lage, mit derartigen katastrophalen Wcrtschwankungcn fertig zu werden. Je mehr man die Lage untersuche, um so mehr sei zu befürchten, daß Deutschland als Handelsnatton für einige Zeit auSgeschaltet werbe, bis Ordnung in die deutschen Finanzen gebracht worden sei. „We st min st er Gazette" schreibt: Diese plötzlichen Stürze der deutschen Währung, die so ost unter dem Ein fluß einer Neparationskrise erfolgen, können nicht auf die Mängel der deutschen Finanz- und Kiskalpolitik zurück geführt werden. Der neue Zusammenbruch ist, wie die früheren, auf die Tatsache zurückzuführen, daß Deutschland seine Verpflichtungen an die Alliierten nicht in Waren er- Men kann und daher gezwungen ist, sie durch Verkauf vou Mark an den Börsen zu erfüllen. Mn amerikanisches Urteil. London, 20. Aug. Der Direktor des bekannten amertka Nischen Bankhauses Lazar Brothers Brand erklärt in einer Zuschrift an die Presse, daß die Franzosen unrecht hätten, wenn sie die Summ en, die ste von Deutschland zu erlangen hofften, übertriebe«, und wenn ste sich namentlich einbildeten, daß man groß« Beträge sofort er- halten könne. Brand zeigt, welches die Ursachen der Markentwertung sind: Deutschland könne, so lange es Geldzahlungen leisten müsse, sein Budget nicht ins Gleichgewicht bringen und auch keine auSrvärtige Anleihe aufnehmen. Selbst wenn Deutschland aus der Markent wertung jemals einen wirklichen Vorteil gezogen hätte, so laufe eS doch jetzt Gefahr, auf dem abschüssigen Wege einer weiteren Markentwertung bleibe« zu müssen. Gegenwärtig könne man die jährlichen Reparationszahlungen überhaupt nicht festlegen. Vor allem müsse der deutsche Kredit wieder hergestellt und die Mark stabilisiert werden, was viel Zeit erfordere. Deutschland brauche eine« völligen Zah. lungSaufschub für zwei bi» drei Jahre. Parmentter» Wltzersolg In Amerika. Paris, 20. Aug. „Sre Nouvelle" schreibt: Die MisNou Parmentier» endete praktisch mit einem Mißerfolg. Mtllerand hat richtig geseheu, als er dt« Entscheidung, diesen Beamten des Finanzministerium- nach Washington zu senden, kritisierte. Wir können den Präsidenten der Re publik nicht tadeln, daß er jetzt von seiner Autorität Ge- brauch gemacht hat, um die Rückberufung eines unzuläng» lichen Unterhändlers zu beschleunigen. Wer das nationale Interesse im Auge hat, mutz sich wohl hüten, Herrn Parmen tier nach den Vereinigten Staaten zurückzusendeu. Dadurch, daß wir einen Beamten mit einem offiziellen Aufträge zum Staatsdepartement «ach Washington geschickt haben, haben »vir uns ostentativ von England getrennt, und England seinerseits wollte uns begreiflich machen, daß es unsere Geste verstanden hat. DaS Kabinett von Gt. James hat auf die Mission Parmentier- mit der Rote BalfourS geant wortet. sW.T.B.) Paris, 20. Aug. Nach einer Meldung au» Washington tritt Parmentier am 28. August die Rückreise auS ^Washington an. lW. P, B.j Sozial-emokrakische Drohungen gegen Bayern. <D rah t m e lL u » g unsrer Berliner G ch ristl e t t« « g-s Berlin, 20. Aug. Der BeztrkSverband Brau- benburg der Sozialdemokratischen Partei hielt am Sonntag eine Tagung ab, auf der der Vorsitzende der S. P. D. Weis einen ausgedehnten Bericht über die innere und äußere Lage des Reiches gab. Er stellte fest, daß die innerpolitische Lage bestimmt sei durch die ergebnislose Londoner Konferenz und den ihr auf dem Fuße gefolgten Zusammenbruch der deutschen Währung. Dazu trete die innerpolitische Gefahr, die der Einheit des Reiches durch Bayern drohe. Die deutschen Monarchisten hätten in den französischen Chauvinisten und in Poincarss Nache- politik wertvolle Helfer erhalten. Im früher demokratischen Bayern spiele jetzt die Elite der Reaktion, das preußische Junkertum, die erste Geige. Nur aus außenpolitische« Gründe« habe die ReichS- regiernng der bayrischen Negierung gegenüber eine so große Nachgiebigkeit bewiesen. Bei den verflossenen Verhandlungen habe die sozia listische Partei der Reichsregierung gegenüber den Stand punkt vertreten, daß sie vor Bayern diesmal nicht zurttckweichen dürfe. Es sei bedauerlich, daß wichtige Gründe außenpolitischer Natur nötigten, den Kampf gegen Bayern, der ja nur ein Karnpf gegen eine reaktionäre Minderheit sei, der ja doch noch einmal kommen müsse, zu- rückzustellen. Die Sozialdemokratische Partei wünsche diesen Kampf nicht. Es wäre ihr auch lieber, wenn Lerchenfeld nicht mehr die Scheinkulifle für die Kahrs und Poehners abaeben würde. Es gehe nicht an, daß das Gesetz zum Schutze der Republik an der bayrischen Grenze Halt mache. Geschehe dies aber, bann komme es zu einer Um wälzung, die im Vergleich zur Revolution von 1818, auf deren unblutigen Verlauf man stolz sei, entsetz lich wäre. Nach dieser Drohung ging dann WelS mit den Freunden von der äußersten Linken, den Kommunisten, scharf ins Gericht. Zur mehrheitssozialistisch - unab hängigen Arbeitsgemeinschaft erklärte er, in seiner Partei habe zwar mancher dieses Zusammengehen nicht gern gesehen, aber die Unabhängige Partei stände vor dein Verfall. Es ginge nicht an, eine Arbeiterpartei vor den Augen des Bürgertums der ganzen Welt zusammen brechen zu lassen. Auch liege im geplanten Zusammen schluß der bürgerlichen Parteien, wenn auch nicht aus gesprochen, doch der Gedanke des Blocks gegen den Sozialts- mnS. Der Zusammenschluß des Bürgertums würde den Kampf im Parlament vereinfachen und den Massen draußen zeigen, wo die Feinde stehen. Nachdem WelS noch das kläglich scheiternde bolschewistische Weltbeglückungssystem gebrandmarkt hatte, sprach er zum Schluß die Hoffnung aus, daß die internationale Sozialdemokratie cs erreichen möge, baß Deutschland ein längerer Zahlungsaufschub gewährt werde. Der Parteitag nahm bann eine Entschließung an, iu der eS heißt, daß er ernste Bedenken gegen das zwischen der Neichsregierung und Bayern abgeschlossene Berliner Protokoll nicht zurückhalten könne. Um so mehr erwarte er, daß dir Reichsregierung keine weiteren Konzessionen mache. Sollte die bayrische Reaktion trotzdem noch weitere Schwie rigkeiten machen, so verlange der Parteitag, daß die Neichs- regicrung von allen gesetzlichen Mitteln Gebrauch mache, um ihren Willen durchzusehen. In einer weiteren Ent schließung wird von der Neichstagsfraktion verlangt, dafür einzutreten, daß Schülern höherer Lehranstalten der Ur laub für den Eintritt in die Technische Nothilfe verweigert werde, um beim Landarbeiterstreik zu helfen. Wie -as Berliner Protokoll zuslan-e kam. München, IS. Aug. Die Münchner Zeitungen veröffent- lichen heute eine Zuschrift, betitelt: „Wie daS Berliner Protokoll zustande kam." Darin heißt es: „Sofort bei Be ginn der Verhandlungen zeigte sich deutlich, daß die Neichsregierung offenbar auf Grund eines KabtnettsbeschluffeS zwar bereit war. in der Frage des Beamtengesetzes und in gewissen Einzelheiten des Reichs- kriminalgcsetzeS Zugeständnisse zu machen, dafür aber die Frage des StaatsgerichtShofes als unantastbar zu behaupten und das Hauptgewicht ihres Widerstandes darauf zu verlegen. Die Verhandlungen der beiden Justiz- minister drohten bet der wiederholten schroffen Erklärung deS Ministers Radbruch, daß der StaatsgerichtSbof völlig «ndtökutabel bleiben müsse und das Kabinett mit Rücksicht auf die Wahrung seiner Autorität zu keinerlei Zugeständ nissen bereit sei, völlig zu scheitern, zumal Minister Dr. Gürtner erklärt hatte, daß bet dieser Starrheit des Reichs- kabinettS in -er Frage des StaatSgcrichtShofeS jedes andere Entgegenkommen für Bayern unnütz sei — selbst wenn eS der Chef der Mission zugeben sollte. Dieser kritische Augen blick, der den Abbruch der Verhandlungen in sich tragen konnte und Sine deutliche Verlegenheit des ReichSkabinetts hervorrief, wurde von dem Reichspräsidenten Ebert mit der Bemerkung unterstrichen, daß durch daS Urteil deS bayrischen JustizmintsterS eine Verschärfung der Lage ein getreten sei. Die Wendung wurde dadurch berbetgeführt, daß eS dem Reichspräsidenten gelungen ist. dem Grafen Lerchenfeld in Prtvatunterrcdungen den Gedanken eines süddeutschen Senat» nahczubrtngen. Durch eine so fort einberufene Kabinettsitzung wurde denn auch dieser Vorschlag zum Beschluß erhoben und der Minister Nabbruch beauftragt, dies Kompromiß dem bayrischen Justizministcr als neue VerhandlungSgrunblage vorzuschlagen. Dr. Gärt ner erklärte hierauf, daß er nicht in der Lage sei, da» Kom- promiß anzunehmen, da dasselbe unter die Grenzlinien hinabgehe, die ihm durch seine Instruktionen gezogen seien. Die folgenden Besprechungen bewegten sich auf dem Gebiet der technischen Einzelheiten des Vorschlages, ohne Ver- btndltchkett, wie die gesamten Berliner Verhand lungen überhaupt, entgegen -em Versuch der amtlichen Presse, da» bekannte Protokoll »» «irrem offiziellen Vertrage umzudenteo.
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