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Dresdner Journal : 23.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-23
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1877
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Sonnabend, den 23. Juni. 1877 Ap»»«»o»t,»r«l>r r» »»»»«» o««,«»«» x«4»a«: tkbrttod: . . 18 Kord^ ZtMrlchd: «Kark »0 ?L 8ü»«Io»Hlt»ia«n»: Iv kt. L«-rU^V»H,ä«ckmda» k-icd« »ritt ?o«t- —ä 8t«iv Uio». Ixoorutooprotoor KSr 6»o Noa» «u»sr ^«ipsltoovo ?«Ut»«I« X) kk. O»t«r „Kiozvioöät" äi» /«it« 00 kL AreMerMurM. Lr»vd«l»«»r . r»»Uvt» mit Aiumotu»« ä« 8000- uoä koiordoU» Absacl, für ä«v falxooä«, 1^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. »ix>r4o: L«tp«1»r A> LommtxioQtr äs« Dr«»äi»«r ^oorwtt»; U»»0v,>«»U»-Xt»»-I^t»»1»->«»«I-»r»,I»»-7>»»^eL,i ». X.: Sa««nX«»- ck I«U» Xi«» »nid»,,. kr»U-L«ip«1^ knu»1l1ürt». X. X0»«v«»: , 8«rU»: S Lo»x»«t, ^«xiiieie^äet^t> Lc^Uott«, 8r««1««: L. tttU-vou, ck«»»it» e » Vnuntlvrt ». X.: A'. ^»«se^sckv u. t,'. //«rrma«, »cd« üoadd., SürUt»: /mv I-,, S»»»«v»r.- 6. Lck»t«1«r, r»>1«-I«rU» ». X. m»»t,»n: Da«d« L 60., X»»darL: XI»» ^4/. Oppetit. Soronoxvdorr iLSru«1. Lrpväitio» ä« Orssäcsr ^oarv»i», Drsiäso, Zviosvntrsm« Ho. SV. Amtlicher Sheil. Dresden, 22. Juni. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Majestät der Königin Sophie der Niederlande am königlichen Hofe die Trauer auf drei Wochen, von heute bis mit dem 12. Juli dfs. Js. angelegt. Dresden, 16. Juni. Sr. königliche Majestät hat allergnädigft geruht, den zeithrrigen Oberzollinsprctor in Schandau, Anton Clemens Schwede, zum Diri genten des Hauptzollamtes Zittau, und den zeithrrigen Hauptzollamtsrendanten Gustav Emil Michler in Lü beck zum Oberzollinsprctor und Dirigenten des Haupt zollamtes Schandau zu ernennen. Dresden, 19. Juni. Se. Majestät der König hat dem emeritirten kirchschullrhrer Karl Leberecht kloppe in Wachau das Verdienstkrruz allergnädigft zu verleihen geruht. tlMmntlichrr Theil Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Frage. LageSgeschichte. (Berlin. Prag. Paris. Brüssel. Bern.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeatl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Frauenstein. Schneeberg.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EivgesandteS. Feuilleton. Börsennuchrichten. Telegraphische Witterungsberichte. TageSkaleuder. Inserate. NeltgrapMche Nachrichten. Wien, Donnerstag, 21. Juni, AbendS. (Corr.- Bur.) Die „Polit. Corr." erhält auS dem mon tenegrinischen Hauptquartier folgendes Telegramm: Ostrog, 20. Juni, 1 Uhr Nachmittags. Die montenegrinischen Truppen, der erdrückenden türkischen Uebermacht weichend, gaben die Dugapässe auf und bezogen Stellungen bei Deoeli-Grm und unter Ostrog, um da die türkische Macht zu erwarten. Fünf Paschas mit 30 Bataillonen und 20 Kanonen, 5000 Pferde mit Proviant mit sich führend, griffen Sonntag die Montenegriner an. Der Kampf dauert ununterbrochen bis zu dieser Stunde, Tag und Nacht. Die Türken gewannen keinen Fuß breit Terrain bis jetzt. Wenn ihre Uebermacht die Montenegriner auch aus der gegenwärtigen Stellung verdrängt, so wird ihr Erfolg theuer bezahlt werden müssen, da sie auch in den letzten drei Tagen ungeheuere Verluste erlitten habe«. Die Montenegriner setzen den Kampf mit großer Begeisterung fort. Wien, Freitag, 22. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS Er »er um vom 1v. d. geht der „Reuen freien Presse" ein Telegramm z«. wonach am vorigen Sonnabend 12,000 Türken bei Gei- dekan 20,000 Russen eine Schlacht lieferten, welche von früh Morgens bis 2 Uhr Nachmittags währte. Die Türken wurden geschlagen, verloren SOO Mann und mußten sich aus Delibaba zurück- ziehen. Der türkische Commandant, Ferit Me- Hemed Pascha »vrde getödtet. Der englische Militärattache, General Kembell, kam stark inS Gedränge; Kosaken verfolgten ihn und die Suite. Mukhtar Pascha befindet sich in Köpriköi Versailles, Donnerstag, 21. Juni, AbendS. (W. T.B.) In der hentigea Sitzung deS Senats stand ans der TageSordnang die Berathung deS EommisfionSantragS, betreffend die Auflösnng der Depntirteakammer. Der Präsident des Miuisterconseils, Herzog v. Brvglte, weist auf die Fortschritte des RadicalismuS hin und hebt namentlich hervor, dir frühere Minister präsident, Jules Simon, sei nicht mehr Herr der Ma jorität gewesen; Herr sei ein Anderer, viel Radicalerer gewesen, der demselben seinen Schutz habe angedeihen lassen. Wenn es JuleS Simon gefallen habe, sich diesen Mann zu seinem Berather zu wählen, so sei das doch nicht nach dem Gefallen Mac Mahou's ge- wesen, der das Recht habe, sich zu fragen, unter wel chen Bedingungen er seine Gewalt in die Hände sei nes Nachfolgers legen wolle. Man habe gesagt, Mac Mahon habe seine geachtete Stellung aufgezeben, um sich in die Kämpfe der Parteien zu mischen. Allerdings habe aber Mac Mahon das Recht gehabt, zwischen den Majoritäten im Senat und in der Deputirtenkammer seine Wahl zu treffen. Man sage ferner, die jetzigen Minister seien keine Republikaner; die Verfassung von 1875 enthalte aber auch Nichts, das den Ministern eine darauf bezügliche Verpflichtung auferlege, und was überhaupt der Zukunft vorgreife. Unter den 363 De- putirten, von denen die gegen das Ministerium gerich tete Tagesordnung beschlossen worden sei, hätten sich 35 Intransigenten befunden. „Coalition gegen Coalition; ich ziehe die unsrige vor." Was den Vorwurf clericaler Umtriebe betreffe, so sei das Ministerium der Kirche zugethan, ohne indeß einen Grundsatz des öffentlichen Rechts zu verleugnen und ohne daß dasselbe das Land in religiöse Umtriebe oder in einen Krieg verwickeln wolle. Diese „Manöver" hätten beim Auslande keinen Erfolg gehabt und würden auch im Lande selbst keinen Erfolg haben. Letzteres werde nicht zaudern bei der Wahl zwischen Mac Mahon und dem Dictator von Bordeaux. Rach einer weiteren Rede Mrenger'S wurde die Weiterberathung auf morgen vertagt. Auch dir Deputirtenkammer trat heute zu einer Sitzung zusammen. Die Verlesung des Protokolls führte zunächst zu einem sehr lebhaften Zwischenfall zwischen dem Deputirten Saint-Paul, der unter dem Kaiserreiche eine hohe amt liche Stelle bekleidete, und dem Deputirten und ehe maligen Polizeipräfecten Lson Renault. Saint - Paul erhielt seine Behauptung aufrecht, Renault habe gesagt, er mache sich anheischig, mittelst 1 Million König Heinrich V. nach Paris zurückzuführen; Renault be zeichnet wiederholt diese Behauptung Saint-Paul's als unbegründet. Nach dem Beginn der Verhandlungen machte der Handelsmini st er, Vicomte de Meaux, dir Mittheilung, daß die Verhandlungen mtt England über den Abschluß eines neuen Handelsvertrags fortdauerten. Hierauf gelangte der Bericht der Budgetcommission zur Berathung. In demselben wird beantragt, die Be willigung der direkten Steuern abzulehnen, und dieser Antrag damit motivirt, daß die Regierung die neue Kammer so zeitig einberufrn könne, daß die Votirung der Steuern noch vor dem 15. August d. I. möglich sei. Der Finanzminister Caillaux ersuchte um Be willigung der Steuern, damit dir Gencralräthe in der gewohnten, herkömmlichen Weise in ihrer Augustsession die Vertheilung und Repartition der Steuern vorneh men könnten, und wies darauf hin, daß die Negierung, so sehr sie auch allen Aufschub zu vermeiden resp. ab- zukürzcn wünsche, die neue Kammer doch vor dem 15. August d. I. nicht einberufrn könne. Drr Minister erklärte ferner, daß, wenn der öffentliche Dienst Nach theil erleiden sollte, die Verantwortung dafür nicht die Regierung treffen werde. Nachdem Gambetta hier auf erwidert und hervorgehoben hatte, daß das Cabinet allein die Verantwortung für alle gegenwärtigen Schwie rigkeiten trage, beschloß die Kammer mit 364 gegen 160 Stimmen, auf eine Berathung der Steuern gegenwärtig nicht einiugrhen. Langlois empfahl hierauf denjeni gen Theil des Berichtes der Budgetcommifsion, in welchem beantragt wird, die vom Kriegsministerium verlangten Supplementarcreditr zu genehmigen, und hob dabei her- vor, daß die Kammer, wenn sie auch Alles abgelehnt habe, was Vertrauen zu dem jetzigen Cabinet ausdrücken würde, dennoch gewillt sei, alle für den Gang des Dienstes nothwendigen Maßregeln zu beschließen. Der Antrag wurde einstimmig genehmigt und die Sitzung sodann geschloffen. London, Donnerstag, 21. Juni, AbendS. (W T. B.) Im Oberhause zeigte heute der Lord- Präsident de» geheimen RatHS, Herzog v. Rich- mond, an, daß die Regierung die Brgräbnißbill zurückziehe und dir darauf bezüglichen Kragen während der Parlamentsferien einer weitern Prü fung unterriehen werde. Der Earl Granville sprach sein Bedauern über die vom Cabinet ge faßte Entschließung auS. Im Unterhause erläuterte und begründete der UnterstaatSsecretär Lord Hamilton da» Budget für Indien und suchte dir Ermächtigung zur Auf nahme einer Anleihe von 5 Millionen nacv. Die Hälfte hiervon mit 2'^ Millionen soll in Schatz- billrtS bestehen, die andere Hälfte soll zu der stän digen Schuld hinzutreten Die ganze Anleihe ist bestimmt, das durch die HungerSnoth, die Ent- werthung deS Silbers und da» fortdauernde Stocken deS Handelsverkehr» entstandene Deficit zu decken. Die Anleihe wurde schließlich bewilligt. London, Freitag, 22. Juni. (Tel. d. Drrsd». Journ.) Der „Standard" erklärt daS Gerücht, daß die Regierung einen außerordentlichen Credit »um Schutze der englischen Interessen im Orient beantragen werde, für unbegründet Gt. Petersburg, Freitag, 22. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein kaiserlicher UkaS ermäch tigt den Kinanzminister, eine Sprocentige innere Anleihe von 200 Millionen Rubel unter der Be nennung „Orientanleihe 1877" zu emittirrn. Die Stücke nu portvur lauten auf SO, 100 und 1000 Rudel. Die Amortisation geschieht binnen 40 Jahren. Zum Zwecke der Amortifirung wird ein besonderer Fond errichtet. Bukarest, Mittwoch, 20. Juni, AbendS. (Tel. d. Polit. Corr.) Der Senat wurde heute Abend ru einer außerordentlichen Sitzung einbe rufen. ES handelt sich um die Berathung einer neuen Convention mit Rußland, betreffend die Cooperation der rumänischen Armee jenseits der Donau. Der Rücktritt Rosetti s vom Präsidium der Kammer erfolgte wegen eines sehr argen Zerwürf- »iffeS mit dem CabinetSpräfidenten Bratiano, welchem Ersterer den Borwurf machte, sich mit Rußland allru tief eingelassen zu haben. Wie versichert wird, soll Bratiano sich sehr angegriffen fublen und kaum lange mehr au der Spitzt der Geschäfte bleiben. Bukarest, Donnerstag, 21. Juni, AbendS. (W. T.B.) Gestern bei Anbruch der Nacht lande ten SO Türken bei Kalarasch; dieselben wurden von einer Abtheiluna russischer Truppen ange griffen und nach erbittertem Kampfe fast sämmt- lich getödtet Auch die Russen hatten mehrere Todte und Verwundete. Bon heute Nachmittag 2 Uhr an fand ein hef tiges Bombardement zwischen Widdin und Kala- fat Statt. Die Rumänrn drmaSkirttn eine mit Ichwcren weittragtndtn Geschützen armirtt neut Batterie; 2 Häuser in Kalasat find arg be schädigt. Konstantinopel, Donnerstag, 21. Juni, AbendS. (Tcl. d. Dresdn. Journ.) Der Senat hat die von der Kammer votirte Herabminderung deS Budgets nicht angenommen. Die Kammer wird bei ihrer Vertagung keine Permanenzcommisfion, wohl aber ein auS 2 Secre- tären und 1 Deputirten bestehende» Permanenz- bureau einsttzen. Der Prinz Hassan von Aegypten soll morgen nach dem Kriegsschauplätze abgehen. DaS Journal „Levant Herald" ist suSpendirt worden. Lon dem Kriegsschauplätze an der Donau wird nichts BemerkenSwertheS gemeldet. Die Nachricht von der Wirdereinnahme von Bajafid bedarf der Bestätigung. Mukhtar Pascha hatte keinerlei Zusammenstoß mit dem Feinde. Einer Depesche auS Suchum-Kaleh zufolge haben die Türken in der Umgebung von Tschamtschara abermals einen BortheU errungen. Washington, Donnerstag, 21. Juni. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten haben sich die Indianer im Territorium Idaho erhoben, eine Truppenabtheilung zurückgetrieben und einen Capitän und 27 Mann getödtet. Der Gouver neur von Idaho hat telegraphisch um Verstär kungen gebeten, weil anscheinend rin allgemeiner Jndianerkrieg auSgebrochen sei. Rach in London eingeganaenen Nachrichten ist die Stadt St. John» in Neubraunschwrig von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden, die gestern ausbrach und bi» heute früh 3 Uhr fortdauerte. Die öffentlichen Gebäude und die Privathäuser auf einer 200 Hektaren umfassenden Fläche, auf welcher sich namentlich die HandelS- und Geschäftölocalitüten befanden, sind ringe- äschert. Der Verlust wird auf 10—15 Millionen Dollar» geschätzt, lieber 10,000 Personen sind ohne alle» Obdach. Jur orientalischen /rage. * Wien, 2l. Juni. Die seit einigen Tagen circu lirenden Gerüchte über militärische Vorbereitun gen, welche angeblich an der südlichen Grenze Oester reich-Ungarns getroffen werden, bilden auch in allen Abgeordnetenkreisen den Gegenstand lebhafter Erörterung. Wie die „Pr." hört, wird die Einbringung einer Inter pellation über diese Gerüchte beabsichtigt. Dieselbe soll von der gcsammten Verfassungspartei ausgehen und die Anfrage an das Ministerium enthalten, ob es wahr sei, daß zwei Armeccorps unter dem Commando der Generäle Baron Rodich und Baron Mollinary an der Grenze ausgestellt werden sollen und zu welchem Zwecke die Mobilistrung dieser zwei Corps erfolge. In den hiesigen Kreisen glaubt man, laut der „N. fr. Pr.", mit allem Nachdrucke betonen zu müssen, daß es sich nur um eine militärische „Bereitschaft", nicht um eine Action handle, und mit diesem Umstande stehe wohl auch die Thatsache in Verbindung, daß gerade jetzt ziemlich ostensibel General Rodich, der Statthalter von Dalmatien, nach Marienbad abgereist ist. Der Feld- zeugmetster Baron Mollinary ist bereits gestern wieder in Agram eingetroffen. Derselben Quelle zufolge wäre unter der angekündigten Kriegsbereitschaft keine neu zu schaffende Truppenformation zu verstehen, sondern nur Maßregeln, um gegebenen Falls die Mobilistrung durch zuführen. Dazu gehören die Ergänzung der Äugmen- tationsvorräthe an Monturen, Waffen und Munition. Die Offiziere und Bureaux müssen sich möglichst marsch fertig machen und alle Einleitungen treffen, um bei Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Eine Stunde au» einem Frauevlrben. Novrllette (Schluß ans Nr. "1.) Mit zitternden Händen knöpfte sie ihre Handschuhe. Es drängte sie fort, aus dem Hause hinaus, der Ent scheidung — wie sie auch fallen möge — entgegen. Im Vorzimmer hüllte ihre Zofe die herrliche, stolze Gestalt der Comtesse in einen kostbaren weißen Pelz. Ein Blick der Bewunderung aus ihres Bruders Augen ruhte auf ihr und die kleine zierliche Schwägerin Leonore lieh auch ihrer Anerkennung der königlich stolzen Schwester des Gemahls neidlos aufrichtig em pfundenen Ausdruck. „Isabella, Du bist entzückend heute I" rief sie. „Ich habe Dich nie so schön gesehen und prophezeihe Dir, Du wirst Eroberungen machen!" k Ein schwaches Lächeln Jsabella's war die einzige Antwort auf daS unbedingte Lob der kleinen Schwägerin Die gräfliche Equipage rollte durch die Hellen Straßen; eS schien Isabella eine Ewigkeit, al» die feu rigen Thierr endlich vor dem Portal des R.'schen vot- schaftshottls hielten. Mit bang klopfendem Herzen betrat Comtesse Isa bella mtt Bruder und Schwägerin die glänzenden Salons. Zerstreut erwiderte sie dir ehrerbietigen Grüße der zahl- reich anwesenden Cavaliere — ihr Auge suchte nur Eiuen. Jetzt erbleichte sie — ja, dort stand Er — und, wie rS schien, tu eifrigem Gespräch« mtt — einer schönen, blonden, jungen Dame!. . . . Nur eines Momentes Dauer hatte sie ihn beobach tet, dann stellte ihr Bruder einige seiner Freunde ihr vor. Es galt, all' die Selbstbeherrschung, über die sie zu gebieten hatte, zur Hilfe zu nehmen, um äußerlich in diesem Augenblick nicht zu verrathen, was sie so mächtig im Tiefinnersten erregte. Endlich war sie — in gewisser Weise wenigstens — wieder allein. Auch Er stand jetzt allein, an eine Säule gelehnt, kaum zehn Schritte von ihr entfernt. Sein Blick schien suchend den weiten Saal zu durchstreifen. Isabella hatte ihn sofort erkannt, obschon eine große Veränderung mit ihm vorgeaangrn war. Das vor zehn Jahren so jugendlich-srische Gesicht war jetzt ge bräunt, die Züge erschienen schärfer ausgeprägt, tiefer Ernst und Nachdenken lagen auf ihnen und auf der hohen Stirn, über der aber noch dasselbe blonde, ge lockte, seidenweiche Haar seine Wellen zog, während ein gleichfarbiger Vollbart dem ganzen Profil de» noch jugendlich zu nennenden Diplomaten etwas gemessen Ernstes, fast Würdebewußtes verlieh. Seine gesammte Erscheinung war männlicher, selbstbewußter, edler und stolzer als die deS jungen Gardelieutenants vor zehn Jahren. Jsabella's Herz jubelte ihm entgegen: ja so hatte sie sich ihn vorgrstellt, so männlich und schön! — All' dir längst begrabene Hoffnung lebte auf's Neue in ihr auf: dies offne, edle Anrliy konnte nicht lügen und war eines Trrubruch- auch nicht fähig. Und hatte er ihr nicht ewige Treue geschworen? — Da, gleichsam wie magnetisch angrzogen durch die ihrigen, welche mit so unendlicher Liebe auf ihm ruhten, wandten sich auch seine Augen der Stelle zu, wo Isa- bella stand. Jetzt erblickte er auch sie. — Isabella sah. wie dunkle Gluth sein Gesicht im Nu überzog, wie seine Augen freudig aufblitzten und er auf sie zuschritt. Es summte ihr vor dm Ohren, es war, als drehe, der ganze Saal sich im Kreise mit ihr; sie mußte sich auf die Lehne eines Fauteuils stützen — und jetzt, jetzt stand Karl v. B"** vor ihr. — Nun endlich blickte sie auf zu ihm, sah wieder in die alten, treuen Augen — dieselben wie vor zehn Jahren! — Und wie damals, so zitterte sie auch heute in mächtiger Erregung und stand, keines Wortes mächtig, da. — Doch ein stummer Blick, ein Hände druck — und sie wußten Beide, woran sie waren: ohne Worte hatten sie sich verstanden — nach zehn Jahren ununterbrochener Trennung! Die glänzende Gesellschaft um sie her hatte keine Ahnung von dem wahren Roman, der hier sein gutes Ende gefunden hatte; und hätte man es gewußt, wer weiß, ob nicht manch' mitleidiges Lächeln diese mythen- hafte Treue belohnt hätte! — Als Graf M * * ", Jsabella's Bruder, zu dem Paare trat, stellte sie den Geliebten als ihren guten alten Freund vor; die verklärten Blicke der Beiden ließen indessen den Grafen leicht errathen, daß hier etwas mehr als Freundschaft im Spiele sein müsse. Auch erinnerte er sich jetzt, einst von seinem seligen Vater-gehört zu haben, daß ein Herr v. B""" ver geblich um Isabella geworben — vergeblich, weil der Vater sein Veto eingelegt hatte. „Darum dir Aufregung, Schwesterchen!" sagte er leise, neckend zu Isabella, während er dem zukünftigen bsau krörs die Hand drückte. Isabella errithete verschämt, genau so, wie sie vor zehn Jahren gethan haben würde. Als dann Karl v. B " * * mit ihr zum ersten Walzer antrat und ihre Hände sich fest umschlungen hielten, flüsterte er ihr leise zu: „In der ganzen langen Zeit unsrer Trennung hat der Gedanke an Dich mich nie verlassen. Ob Du mir treu bleiben würdest, bis ich im Stande sei, Dir eine Deiner würdige Stellung zu bieten, bis ich das Ziel meines nur Dir geweihten Strebens erreicht — das allein war es, was mich beschäftigte. Es ist mir das nun gelungen, Isabella: willst Du jetzt die Meine werden?" — „Während zehn langer Jahre war die Erfüllung dieses Wunsches mein einziges Gebet zu Gott, Karl! — Er hat mich nicht umsonst bitten lassen, er hat mich heute unaussprechlich glücklich gemacht!" * * * Der Bund der beiden Herzen war erneut für immer, die Treue — kein leerer Wahn! — hatte glänzend ihre Probe bestanden und war nun belohnt für all' die Angst und den Schmerz, die sie im Gefolge gehabt, durch eine Zukunft voll reinen, ungetrübten Glücks. „Ich wußt' es ja I" sagte Graf Georg, al- Isabella ihn um seine Zustimmung fragte, neckisch lächelnd und eines treuen Bruders Kuß auf ihre weiße Stirne drückend, Und diese Stunde im Leben der Comtesse Isabella, so ost herbeigesehnt — welch' ein Meer von Hoffen und Fürchten, Glück und Zweifel hatte sie in ihrem Schooße geborgen! Theodor Küster. Rumänien, Land und Volk. (Schloß zu Nr. 141.) Es ist schwer, das wirklich großartige Panorama, wie e» sich von oben gesehen dem Auge bietet, auch nur annähernd richtig zu beschreiben. Tief unter sich sieh.
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