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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.05.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050502018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905050201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905050201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
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BezugS-PreiS t> der Ha^,wxpM«o» oder der« llUwgab«- stelle» abqeholtr olertelsährltch 8.—, bei zweimaliger täglich« Fast,llung tu« Hau« 3-7L. Durch die Post bezogen sLr Deutsch- land a. Oesterreich vierteljährlich ^l LLO, für dir übrigen Länder laut FeÜuugSprei-liste. Dies« A««««p kastel aus allen Bahnhöfen und III 1^ I beide»ssrttungt^SerkLuser, s* llte»«rri,u US» Expedtttam 1Ü3 Fernsprecher 222 Iohauui-gaff, S. Yaupt-Filtal« Dre-vear Marieustratz, 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale verlttr LarlDuucker, HerzghBaqr^ofbuchhauLlg, Lützowltraße 10 - tFerujplrch« Auu VI Nr. 4M31 Morgen-Ausgabe. MpMerIasMatt Haudelszeituug. Ämtsökatt -es Löuigl. Laub- «uv des LSnigk. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «ub des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipstg. Anzeige«» Preis die 6gespaltene Petitzeile 2S Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Fiuanzielle Anzeigen, BeschSstsanzetgru unt« Text oder an besonderer Stell« nach Taris. Di« «gespaltene Reklamezeile 78^. «unahmeschlutz sür An-et,m: Abeud-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gaber nachmittag« 4 Uhr. Anzetgeu fiud stet« an dieExpedttton »u richten. Ertra-veUage« luur mü d« Morgen. Ausgabe) uäch besonder« Beretubaruag. Die Expepttt»« ist Wochentag« »nuutrrbrochen geöffuet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von G. vnh in Leipzig (Inh. ttr. B^R. » W. Klinkhardt). Herau« geb er: vr. Victor Kliukhardt. Nr. 220. Dienstag den 2. Mai 1905. 99. Jahrgang. Var Mcdligrte vsm läge. * Ja Warschau kam es gestern wohl an läßlich der sozialdemokratischen Maifeier zu blu tigen Ausammenftößen zwischen Militär und großen Bolkshaufen. Die bisher ge meldeten Berluftziffern, die schon in die Hun derte gehen, lasten ans überaus heftige Kämpfe schließen. lS. Letzte Depeschen.) * König Friedrich August übernahm das Protek torat über die in Zittau geplanten vaterländischen Fest spiele. (S. Sachsen.) * Von deutschoffiziöser Stelle werden die französischen Verdächtigungen, Deutschland habe Frankreich bei Italien wegen Tripolis anschwärzen wollen, energisch zurückgewiesen. (S. Dsch. Reich.) * Der preußische Generalinspekteur der Kavallerie Edler v. d. Planitz feierte gestern sein LOjähriges Militär dienstjubiläum. Der Kaiser und andere Fürsten aratu- lierteu. (S. Dtsch. Reich.) * Pariser Blätter erörtern ernsthaft die Möglichkeit eines französisch-russisch-japanisch-englischen Vier- Hundes und zwar in zustimmendem Sinne. (S. AuSld ). * New Dorker Blätter sprechen sich für eine Zollver ständigung mit Deutschland aus und konstatieren auch eine freundliche Haltung der Bundesregierung. Die deutschen Zölle auf Getreide beträfen nur ein Drittel der Boden- erzeugmfse der Union. Vie riirrizche Seemacht. Kurz nach 'dem „Toggerbank-Zwrschenftckl" tauchte in der Presse der Name des russischen Kapitäns Klado auf, eines hervorragenden Marineoffiziers, der mit be merkenswertem Freimut in einer Reche von Artikeln der Petersburger „Nowoje Wremja" die Zustände in der russischen Flotte und in den Verwcrltungsdepartenrents kritisierte. Klado mußte es sich zwar anfangs auch, wie so viele andere, gefallen lassen, als mißvergnügter Nörgler angesehen zu werden, aber schon nach ganz kur zer Zeit gewann man allgemein den Eindruck, daß man es mit einem durchaus sachverständigen, von glühender Vaterlandsliebe erfüllten Manne zu tun habe, dem es ernstlich um Besserung von Notständen zu tun ist. Seine Veröffentlichungen, deren erste am 24. November 1904 erschien, berührten in den „höheren" Regionen natür lich nicht angenehm und hatten sogar zur Folge, daß Kapitän Klado zeitweilig feines Postens enthoben wurde, allmählich kam man aber auch an leitender Stelle zu der Einsicht, daß Klado nicht so Unrecht habe. Man erteilte ihm am 14. April zwar vom Marineministerium aus einen scharfen Verweis, entsandte ihn aber gleich zeitig nach dem Kriegsschauplätze, wo er die Leitung und Bewaffnung der Flußdampfer unternehmen soll. Da Klado diese Maßregel selbst befürwortet hat, so ist in seiner Abkommandierung eine indirekte Anerkennung zu erblicken, daß man seine Ansichten in Petersburg als richtig erkannt hat. Zwar sind die Kladoschen Veröffentlichungen mittler, weile durch die Ereignisse überholt worden, aber eben der Verlauf der Ereignisse hat so manches Moment ge zeitigt, das Klado vorhergesagt hatte, daß es sich wohl verlohnt, heute des Näheren darauf einzugehen, zumal die Ausführungen Klados nun in Form eines deutschen Buches vovliegen. Rittmeister a. D. von Drygalski, ein Oheim des deutschen Südpolarforfchers Erich von Dry galski, hat sie ins Deutsche übertragen und beli Karl Sigismund in Berlin erscheinen lassen. Herr von Dry- galski ist als Schriftsteller speziell auf dem Gebiete der russischen Militärliteratur bereits bekannt, und so ist auch diese Nebersetzung als eine wohlgelungene Heber- tragung zu bezeichnen, an der nur gelegentlich kleine Härten auffallen, so z. B. S. .152 'der Gebrauch des Wortes „Fabrik" statt „Werft" und S. 149 das fran- zösifche Wort „Mousson" statt 'des bei uns gebräuch lichen „Monsun". , Daß Kapitän Klado selbst zur Abgabe eines gründ lichen Urteils über russische Flottenzuständc berufen ist, geht schon daraus hervor, daß er von AprÄ bis August 1904 Admirvlstabschef beim Admiral Skhdlow in Wladiwostok war und dann mit dem auslaufenden zweiten (baltischen) Geschwader einen ganzen Monat in See gewesen ist und dieses erst am 16. Oktober in Vigo verlassen hat. Seine Aussagen sind 'denn auch bei den Verhandlungen der Hull-Kom-mission über den Doggerbank-Zwischenfall von entscheidender Bedeutung gewesen. Bei Beurteilung der ganzem Sachlage ist Kapitän Klado in einer Hinsicht entschiedener Optimist: er hält an der Ueberzeugung fest, daß bei energischem Aufraffen Rußland sehr wohl im stände ist, den Aapan-rn bei dem im Stillen Ozean zu erwartenden Entscheidungskampse ein viel gefährlicherer Gegner zu werden, als diese bis jetzt angenommen haben. „Jeder Kahn muß flott sein, alles was wir an Leuten haben, an Bord, und wenn nötig, mutz auch das Geschwader des Schwarzen Meeres hevangezogen werden, eventuell unter gütlicher oder ge- waltfamer Beseitigung der Dardanellen-Verträge." Das geht denn doch zu weit, hier ist offenbar der Patriot m Klado mit dem Militär und Diplomaten durch- gegangen, und er unterschätzt vor allem einen verhäng nisvollen Einfluß, der sich nach seiner eigenen Angabe sehr unheilvoll bemerkbar gemacht hat: die Schwerfällig keit des russischen Verwaltungsorganismus. Was diese aber verschuldet hat, läßt sich doch nicht in wenigen Monaten wieder gut machen. Hierzu bedarf es einer radikalen Systemänderung, und eine solche ist gerade in Rußland besonders schwer. Ganz recht sagt Klado selbst auf S. 149: „Je dicker die Akten (der Verwaltungsbehörden) werden, umso langsamer wird die Ausrüstung des Geschwaders vor sich gehen. Meinetwegen lege man 'die Akten auch an, lasse es aber bei «ner einzigen Nummer bewenden, auf der zu lesen steht, daß die Ausrüstung nur einer energischen, dabei kompetenten Persönlichkeit zu übertragen ist, mit 'der Machtvoll kommenheit, sich über alle bursauLoatifchen Klein- krämereien hinwegzufetzen." Das wäre allerdings ein Radikalmittel, aber welcher .Herkules wird sich finden, um Liese Riefenarbeit zu voll- bringen, bei der man einigermaßen in Verlegenheit ist, ob man sie mit der Reinigung des Augiasstalles oder dem Rollen des Sifyphus-Feksens vergleichen soll? Denn darüber muß sich doch auch Herr Klado klar sein: der leitende Geist an der Spitze allein tut es auch nächt, er bedarf unter allen Umständen zuverlässiger aus führender Organe. Zuverlässigkeit ist aber von jeher im Zarenreiche ein rarer Artikel gewesen, und heute ist davon weniger auf Lager als je. Hinzu kommt der eben- falls von Klado gerügte Mangel an Wissenschaftlichkeit im russischen Offizier- und Jngenieurkorps. „Auch jetzt noch will man bei uns von Koeffizienten, historischen Forschungen, dem Studium der <Äetaktik und Strategie, kurz, von allem, was nach — Wissen schaftlichkeit schmeckt, nichts wissen. Und alle die un zähligen Kommissionen, an denen mehreren auch ich, ohne etwas ausrichten zu können, mit Wut im Herzen beteiligt gewesen bin, haben den auf die Verstärkung der Panzerung gerichteten Umschwung im Schiffsbau verschlafen. Sie befanden sich noch auf dem in West- europa vor zwanzig Jahren maßgebenden Stand punkt, und ich bin nicht sicher, Latz wir jetzt nicht das selbe erleben werden." Von besonderem Interesse ist der Vergleich, 'den Kapitän Klado bezüglich der Kräfte des zweiten (bail,- ttschen) Geschwaders mit dem Effektivbestande der japo- nischen Flotte anstellt. Er führt aus, daß die Panzer- gedeckten Kreuzer des Admirals Togo an Zahl, Eigen schaften und Stärke ungefähr zweimal so stark sinid, wie die Roschdjestwenskis, und daß die Japaner sine unge heure Uebermacht an Torpedobooten haben. Der Haupt- kämpf um die Herrschaft zur See wird alber nicht mit diesen, sondern nur von den aus Panzerschiffen und Panzerkreuzern bestehenden Teilen der beiderseitigen Geschwader ausgefochten Warden. Und bei Liefer Ge- legenheit kommt Klaido zu Ausführungen, die matati« mutaväis auch auf deutsche Verhältnisse passen und des halb hier ausführlicher wieder gegeben feien. Er sagt unter anderem: „Vor dem Kriege war es bei uns sehr modern, über die Panzergiganten zu schimpfen. Man sagte, diese ungefügen Kolosse würden im Kriege schnell von den leiden Flottillen der Torpedo- und Unterwasserboote vom Meere fort gefegt werden. Ich hoffe, man wird jetzt von diesen unbegründeten Theorien zurückge kommen sein. Ich leugne nicht, daß die Torpedo- und Unterwasserboote, obwohl nicht leicht, einige Panzer- schiffe zu versenken vermögen — sonst lohnte es sich nicht, sie überhaupt zu haben —, dadurch erleichtern sie aber nur ihren Panzerträgern die Möglichkeit, ihren Gegner endgültig zu vernichten und die Herr schaft auf dem Meere — den Hauptzweck jedes See krieges — zu erlangen. Wenn nun unser zweites Ge schwader Liese Panzerschiffe verliert und dadurch außer Stand gesetzt wird, seinen Weg fortzufetzen und Las Meer zu beherrschen, so beweist das nicht, daß die Torpedo- und Unterwasserboote 'den Panzern über legen sind, sondern daß die Zahl der unsrigsn im Ver gleich zu denen des Feindes so beschränkt ist, daß sie nach erlittenen Verlusten zu sehr in der Minderheit sind, um auf Erfolg rechnen zu können. Es bewiese ferner, daß unsere Panzerschiffe über eine zu geringe Zahl von Schiffen mithelfenden Cha- ratter s, als welche die Kreuzer mit Panzerdeck und die Torpedoboote anzusehen sind, verfügen, um dem Foinde in gleicher Weise zu begegnen. Man braucht nur anzunehmen, daß die kleinen Fahrzeuge des Feindes keine Schlachtschiffe hinter sich hätten. Dann könnte zwar unsere Panzerflotte durch die Anfälle der feindlichen kleinen Schiffe einige Verluste erleiden, sie würde aber sofort nach ihrem Erscheinen auf dem Kriegsthoater vollständig Herr des Meeres sein. Die japanische Armee wäre dann vom Mutterlande abge schnitten, und nur hierin liegt die Möglichkeit, sie voll- ständig niederzuwerfen. Zieht man die sogenannten Koeffizienten, d. h. die Zahlen in Bettacht, die die Eigenschaften der Schiffe gewissermaßen summieren, so erreicht die Summe dieser Koeffizienten bei den Panzerschiffen Roschdjestwenskis die Ziffer 334; bei Len Panzern und Panzerkreuzern Togos macht sie 613 aus. Das heißt also, die japanische Panzerflotte' ist 1,8 mal so stark wie die unsere. Das sollte nicht unbeachtet bleiben. Nehmen wir — ich bin im übrigen gegen derartige Berechnungen — an, daß die Kreuzer aus Wladi wostok vier gepanzerte japanische Kreuzer auf sich ab lenken. Dann würde die Stärke der Motte Togos immer noch der Zahl 451 entsprechen, mithin die der unsrigen um 0,3 übersteigen. Aus diesem Grunde durfte ich sagen, daß man auf den Erfolg Roschdjestwenskis zwar hoffen, aber nicht davon überzeugt sein darf, wie es doch bei siner so wichtigen Unternehmung Vorbedingung sein müßte." Ob Kapitän Klado Recht behält, wird sich vermutlich schon in wenigen Tagen zeigen. Sicher ist, daß RofchdjestwenSki schon dadurch, daß er die Flotte über haupt in den Stillen Ozean gebracht hat, mehr geleistet hat, als man allgemein von ihm annahm. Für das Zu- sammentteffen der beiden Flotten, das man jetzt täglich erwarten darf, ist aber vor allem das eine zu berück- sichtigen, daß die russischen Geschwaderschiffe durch ihren langen Aufenthalt in den tropischen Gewässern an Ge schwindigkeit und Manövrierfähigkeit bedenkliche Ein buße erlitten haben, während ihnen Togo mit verhält nismäßig frisch gedockten Schiffen gegenübertveten kann. Wie aber sagt Hamlet? „In Bereitschaft sein ist alles." Liegt also der Ausgang des großen Kampfes auch noch im Schoße der Götter, so scheint man nach den neuesten Meldungen aus Odessa doch für den von .Klado prophe zeiten Fall eines neuen Krieges sich bereits zu rüsten, in dem man neue Kriegsschiffe und Maschinen bestellt hat. Bestätigt sich dies, so wäre darin unzweisÄhaft ein Er folg der sehr lesenswerten Kladoschen Schrift zu er- blicken. vr. k. Vie Maroirlwfrage. Graf Lattenbach über die bentsche Marekke-Pelttik. Wir batten bereits gestern kurz Mitteilung davon ge macht, daß sich Graf Tattenbach vor seiner Abreise nach Fez über die Ziele der deutschen Marokko-Politik in bemerkenswerter Weise geäußert hat. Nach einem dem „L.-A." vorliegendem Reuter-Telegramm hat der Gesandte sich folgendermaßen auSaelaffen: Deutschland braucht Raum für seine fernere Entwickelung erstens wegen seiner schnellen Bevölkerungszunahme, die einer fürsorglichen Regierung die Beschaffung von Existenzmöglichkeiten zur Pflicht macht; zweiten« ver- langt die Ausdehnung des deutschen Handels und der deutschen Industrie Schutz gegen die Hinder nisse, die ihnen im Auslande in den Weg gelegt werden. Andere Mächte haben große Kolonien, wo sie ihren eigenen Handel durch Vorzugstarife fördern können. Deutschlands Kolonien sind gering an Zahl und Umfang, und jeder seiner Versuche kolonialer Ausdehnung begegnet dem ver einigten Widerstand anderer, die aus schwer ersichtlichen Gründen seine Bestrebungen zu durchkreuzen trachten. Bei alledem ist Deutschlands Haltung korrekt und loyal. Während deS südafrikanischen Feldzuges wahrte eS strengste Neutralität. Großbritannien aber führte gleich nach der Eroberung der Burenstaaten einen Sondertarif zum Schaden deutscher Interessen ein. Das Analoge geschah in Tunis und anderswo. Was Marokko anlaugt, so hat Deutschland als Signatarmacht der Madrider Konvention Anspruch auf Meistbegünstigung und mußte sich notgedrungen dem Versuch widersetzen, seine dortigen be trächtlichen Handelöinterefsen durch eine Vorzugspolitik der selben Art zu schädmen. Hätte Frankreich sich rechtzeitig mit Deutschland in Verbindung gesetzt, so würde Deutsch land auf die Unverträglichkeit privater Abmachungen ein zelner Mächte mit dem Vorhandensein einer internationalen Vereinbarung, au der auch der Sultan teilgenommen hat, hin gewiesen haben. Nachträglich scheint Frankreich jetzt zu Unter- bandlungeu und Zugeständnissen bereit, Deutschland aber darf sich nicht desselben Fehler», den e« andern zur Last legt, näm lich der Umgehung der Madrider Konvention, schuldig machen. Deutschland steuert einen vollkommen klaren Kur». ES beansprucht Gleichberechtigung mit anderen Nationen und besteht auf der Integrität de« maurischen Kaiserreiches. „Der Zweck meiner Mission nach Fez", fügte Gras Latten bach hinzu, „besteht darin, dem Sultan für den dem Kaiser Wilhelm gewährten Empfang zu danken und ihm tzü Ver sicherungen zu wiederholen, die der Kaiser ihm in dem eben angedeuteteu Sinne gegeben hat. Vorschläge zum Abschluß eine« Handelsvertrages habe ich dem Sultan nicht zu unter breiten, ebensowenig Konzessionen von ihm zu erbitten. Deutschland regt von sich au« keine internatio nale Konferenz an, würde jedoch, fall« sie vom Sultan vorgeschlagen würde, warm dafür eintreten, da sie den ein zigen Weg zur Lösung de« gegenwärtigen Interefsen-Kouflikte« bietet." — Nach diesen Aeußerunge» de« Grafen Tattenbach, so fügt der Korrespondent hinzu, zielt di« deutsche Politik offenbar auf die Herstellung de« statu« quo in Marokko vor Abschluß des englisch-französischen Abkommen« ab. veulrcbes üeick. Leipzig, 1. Mai. * Heber den Profefioren-AuStausch zwischen Deutschland und Amerika macht Professor Dr. Kuno Fraucke in der Jubiläumsausgabe der „New Aorker Staats - Zeitung" (16. April) eine überraschende Mitteilung. „Ich glaube keine Indiskretion zu begehen", schreibt er, „wenn ich mich schuldig bekenne, zuerst von amerikanischer Seite her den Austausch gedanken vertreten zu haben. Denn der jetzt ja tatsächlich geschloffene, auf fünf Jahre gültige Vertrag zwischen Harvard und dem preußischen Kultusministerium geht zurück auf Ver handlungen, die ich im Frühjahr 1901 während eine» mehr monatigen Aufenthaltes zu Berlin mit dem hochverdienten Leiter des preußischen UnrversitätSwesenS, Ministerialdirektor Alt hoff, zu führen Gelegenheit hatte. Ministerialdirektor Althoff sowohl wie ich gingen aus von dem Bestreben, deutscher Wissenschaft in Amerika noch tieferaeheude Wir kungen zu ermöglichen, als sie jetzt schon au-geübt werden..." Bisher wurde das Kartell zwischen deutschen und amerika nischen Universitäten auf die Initiative de« Kaiser« zurück geführt, ohne dessen Eingreifen die Angelegenheit auch kaum so schnell in die Reihe gekommen wäre. S vcrlt«, 1. Mai. * »in katter Wasserstrahl «ach Part«. Der „Köln. Ztg." wird von hier geschrieben: Die vor einiger Zeit aufgetauchte, dann von französischer Seite als falsch bezeichnete Behauptung, daß Frankreich in Tripolis weitgehende Hafenkonzessionea er halten habe, wird jetzt vom „TempS" zu Verdächtigungen gegen Deutschland benutzt. Die Nachricht soll, wie der „TempS", ohne eine Spur eines Beweise« beizubringeu, behauptet, vou Deutschland verbreitet sein, um in Italien Mißtrauen gegen die französische Politik zu erregen. E« ist kaum nötig, darauf hiuzuweisen, daß hieran kein wahre« Wort ist und daß Deutschland mit dieser ganzen tripolitanifcheu Angelegenheit nicht da« Geringste zu tun hat. Solche unehrliche Ausstreuungen können höchstens den Verdacht bestärken, daß Frankreich« Vorgehen in der marokkanischen Frage doch nicht so harmlo« ist, wie es die französischen Offiziösen manchmal darzustellen be lieben. Eine gute Sache braucht man nicht mit so schlechten Mitteln zu vertreten. * Ueber das heutige 50jährige Militärdienftjubtlüu« des «cneralinspektcurS der Sadallerte Edler da« der Plauitz berichtet die „Kreuzztg.": Heute früh traf ein Glück wunsch- und Dankschreiben des Kaiser« au« Messiua ein mit der Mitteilung, daß der Kaiser ihm den Verdienstorden der preußischen Krone verliehen habe. Kaiser Franz Joseph als Chef de« 1k. preußi schen Husaren-Regiments, L In «uits dessen von der Planitz steht, sandte telegraphisch die wärmsten Glückwünsche. Der Prinzregent von Bayern verlieh dem Jubilar daS Großkreuz des bayerischen Militärverdienst-Orveo»; der Prinzregent von Braunschweig sandte gleichfalls Glückwünsche. Nach der Begrüßung durch die Familien mitglieder begann die Beglückwünschung durch Abgesandte der brutschen Kavallerie, zunächst durch die Vertretungen des Stabes der Kavallerie-Inspektion und deS Militar- reitinstitutS Hannover, dann durch hundert Offiziere der deutschen Kavallerie-Regimenter, an ihrer Spitze Korps- kommandeur General Frhr. v. Bissingen. Dieser überreichte mit einer Ansprache einen silbernen Tafelschmuck, zu dem auch der Kaiser und die Prinzen Albrecht und Friedrich Leopold beigesteuert haben Ferner brachten Glückwünsche dar das Offizierkorps des 16. Husaren-RegimentS, General stabschef General v. Schlieffen u. a. Heute abend findet ein Jubiläumsfestmahl im Hotel Kaiserhof statt. Etfenbahnkonferenzen. Am 5. Mai werden Vertreter der außerpreußischen StaatSbahnverwaltungen mit den preußischen Vertretern in Berlin zu einer Konferenz zu sammentreten, in der über die Vereinfachung der Per sonentarife verhandelt werden soll. Die Beratungen über die Betriebsmittelgemeiuschaft werden am 29. Mai in Berlin wieder ausgenommen werden. — Der Bevollmächtigte zum Bundesrat königlich bayerische Ministerialrat Ritter von Schneider ist in Berlin angekommen. Der Vorsitzende der Reichsschulkommissiou, Wirkliche Geheime Ober regierungsrat Präsident Dr. Kelch, hat sich auf kürzere Zeit zur Frühjahrstagung der Kommission nach Danzig begeben. — Der „Staatsanz." meldet: Der bisherige Präsident der preußischen Eisenbahndirektion in Hannover WieSner wurde zum Oberbaudirektor und Ministerialdirektor im Ministerium der öffent lichen Arbeiten, der Oberrrgierungsrat Herwig in Hannover zum Präsidenten der Eisenbahndirektion daselbst ernannt. — In Arnswalde fand zum Ersatz deS verstorbenen Majoratsbesitzer» Oberstleutnant a. D. v. Brand-Wutzig Prä sentationswahl eines HerrenhauSmitgliedeS für deu Verband des alten und befestigten Grundbesitze» in dem Landschafts bezirke Neumark (Saldin) statt. Landrat a. D. Kammerherr v. Sydow-Stolzenselde wurde einstimmig gewählt. * * Eventuelle NeichStagSersatzwahl tu WalPShut. Die lebensgefährliche Erkrankung des Zentrumsabgeordneten sür den 3. badischen Reichstagswahlkreis WaldShut-Säckiaaen, de« Pfarrers Schuler, rückt eine eventuelle ReichStagSersahwahl sür deu genannten Krei« in den Bereich der Möglich keit. Es ist allerdings nicht zu erwarten, daß diese Ersatzwahl eine Aenderung in dem Besitzstände Hervorrufen könnte, den» seit 1890 ist der Krei« ununterbrochen in den Händen de« Zentrums und stets schon im ersten Wahlgange behauptet. Bis 1890 war er fast immer nationalliberal vertreten mit Ausnahme der Legislaturperiode von 1881 bis 1884, wo ihn das Zentrum vertrat. Der Kreis gehört zu den wenigen, in denen eS bisher noch niemals zur Stichwahl gekommen ist Auch bei
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