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Dresdner Nachrichten : 14.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-14
- Monat1871-01
- Jahr1871
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- Dresdner Nachrichten : 14.01.1871
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Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Dnrck uast «igmchu« der Herausgeber: Litpsch L Rtichar-t. — B»r«nt»orl!ichn Rebacteur: IvtkUS NMarSI. Versailles, Ui. Januar. General-Frlb-Mar- scdalt Prinz Friedrich Earl. dcffen Corps seit dein unter fortwährenden siegreichen Kämpfen die Armee dcS Gcncraid Edanzy aus der Gegend von Vcntome diö auf Le »Nano zurückgcträngt, nahm am 12. Nachmittags diese Stadt und warf den Gegner gleichzeitig aus seinen nordöstlich davon vesindlichen Stellungen dci St. Cornaille. Große Vorrättze wurden in Le Manö crodcrt. Die seinv- lichc Armee ist im Rückzüge. Vor Paris Fortsetzung der Beschießung mit gutein Erfolge und uuter un- dcdcutcnten diesseitigen Verlusten. von Potdiel Ski. Nr. 14 Scchszehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Sonnabend, 14: Januar 1871. Dresden, 14. Januar. — Die Assessoren Ernst Moritz Portmann denn Gerichtö- amte Pirna und Moritz Julius Bahrdt beim Gcrichtöamtc Leipzig 11. sind zu Kominissionsrättzcn in der fünften Klasse der Hofrangordnung ernannt worden. — Der Kammerherr Leopold von Globig dat von Sr. Maf. dem Könige von Preußen das eiserne Kreuz zweiter Klasse mit dem weißen Bande erhalten. -Vorgestern Abend hat bei Sr.Exc. dem Kais.Russischen Gesandten am hiesigen Kgl. Hofe, Herrn Staatörath v. Kotzc- bue eine musikalische Soiree stattgesundcn. — Man schätzt die Zahl der zur Zeit hier intcrnirten Franzo sen auf mehr alö 17,000 Mann. Die Zal'l der gefangenen Offiziere, die sich hier anshaltcn, soll gegen 00 betragen. — Wenn cö ein chrenbafter Vorzug der Offieircist, tapfe und hochherzig an der Spitze ihrer Mannschaften voranzugebcnr und Muth und Tapferkeit als Heldenbcispicl leuchten zu lassen, so dürfte eö wohl nicht ungeeignet sein, auch eines unserer tapferen höhere» Ofsiciere zu erwähnen, der durch Bravour und Muth sich stets in allen Kriegen, in denen er mitgcsochtcn, ausgezeichnet. Wir meinen den Eommandanteu deö 3. Bataillons dcö 4. Jn- ianterie-Regiinents Nr. 103, Herrn Obristiicutcnant Richard v. Mcerhcimb. Schon 1849 in Schleswig-Holstein, wie l8W in Oesterreich folgten ihm die Soldaten mit Vertrauen und Zu. verficht in das Schlachtgewühl. Obgleich bei Gitschin schwer verwundet, zeigte und zeigt er sich auch diesmal alö der alte bewährte Held. Das bewies rr am 18. August bei St. Marie, der blutigen Schlacht, wo er mit feurigem Blick und zuckendem Schwert am Abend in den Sturm ging. Ebenso kühn ritt er am 29. August bei Rouartt dem Bataillon voran und selbst als das Pferd ihm unter dem Leibe erschossen wurde, gab „der Mann von Eisen" z» Fuß die weiteren Befehle zur Ausdauer in Tapferkeit und Muth, während um ihn herum schon fünf andere Officiere gefallen waren. Seine Brust ziert nunmehr das wohlverdiente eiserne Kreuz. — Vorgestrige Nachmittags- und Abendzüae brachten 34 Mann Ersatzmannschastcn sür Dresden und Görlitz, unter denen 1 preußischer Offizier. Gestern früh folgten weitere 2» Mann und ) kriegsgefangener französischer Offizier, der unter Bedeck ung eines preußischen Offiziers nach Schlesien chng. Ein Extra zug führte gestern früh 14 preußische Offiziere und WO Mann nach dem Kriegsschauplatz, während mit dem Mittagö- zuge 12 Uhr 28 Man» zum Ersatz sür Dresden und t> Mann sür Görlitz ankamcn. Die Thätigkeit und Hilfe der Leipziger Vcrbandstation war übrigens im Laufe dieser Tage mehrfach in Anspruch genominen. — Nach einer von der königl. Gesandtschaft in Wien hier eingcgangencn telegraphischen Meldung hat die Ecntraldircction der k. k. österreichiichen Staatsciscnbalmgcscllschaft dieselbe be nachrichtigt, daß beute der Verkehr via Bodcnbach sür geschlossene Züge wieder ausgenommen wird. Von Herrn Handclokammcr. sccrctär vr. Rcntzsch erhält daS Dr. I. folgende Meldung aus Leplitz vom gestrigen Tage: „Am Anordnung dcö kaiserlichen Commissars beginnt heute wieder der Kohlcnvcrkci'r via Bodcn- bach. Sächsische Wagen werden wieder angenommen." — Eö war ein wahrhaftes „VorwärtScoiizcntrireii", daö sich am Donnerstag »Abend aus der Brühl'schcn Terrasse nach dem Königlichen Belvedere kundgab. Das russische Neujahr war cs, das Russen und Deutsche in inniger Einigkeit versammelt. Fest liche Dceoration, das war der erste Anblick deö Entrccö, daö Herr Marschncr dein, man kann sagen, fast überfüllten Hause im oberen und unteren Saale geboten. Der Ezaar von Ruß land, der Herrscher aller Reußen paradirtc in trefflichem Bilde dicht vor dem Orchester inmitten einer reichen Orangerie. Viele Toiletten der eleganten Damenwelt erinnerten an daö große Reich der Moökowiten, in dem „die Sonne nie untcrgcht" und alö um Mitternacht das metallene Privatgcläute des umsichti gen Restaurateurs die Schcitcstunde dcö russischen alten Jahres verkündete, da sah man die Vertreterinnen dcö ewigen Reichcö mit den rosigen Händen das vom Firnewein bell perlende Glas ergreifen und anstoßen aus daö neue Jabr nach russischer Zeit rechnung. Die Kapelle dcö Hauses unter Direction des Herrn Pohle jun. intonirte die russische Nationalhymne und die ans dem Rainpion der Terrasse glühenden bengalischen Flammen verkündeten in ihrem rotbcn und grünen Eolorit das Ercigniß. Erst spät nach Mitternacht trennte sich die zahlreiche Ver sammlung. — Beim Aufthaucn einer Gasse hat vor einigen Tagen ein Hauömann auf der Badcrgassc sein Leben dadurch cinac- büßt, daß er durch ein über dem Hofe bcfindlichcö Glaödach, auf daö er getreten, durchgcbroclxm und auf daö Pflaster im Hofe aus bedeutender Höhe herabgcstürzt ist, hierdurch aber töttliche Erschütterungen erlitten hat. — In einem Geschäft der Altstadt ist in der vergangenen Nacht mittelst Einbruchs die Ladcnkasse spurlos entwendet worden. — In der Theresicnstraße hat vorgestern »Abend ein Gar dinenbrand stattgcfunden. Einst Jahre altes Kind soll denselben durch unvorsichtiges Umgehen mit einem brennenden Licht verschuldet haben. „ , — »Am 20. December wurde in der Nähe von Großmilkau bei Rochlitz der 40 Jahre alte Strumpfwirker unk Hausbesitzer Volgtländer auS Zettritz erfroren auigcfundcn. - Am 8. Jan. ist in »Mehltheuer bei Riesa eine Scheune dcö Gutsbesitzers Böhme eingeäschert worden. , — «Der »Mohr hat seine Schuldigkeit gctban, der Mohr kann gehen!" Drei Mohren aber kommen nächsten Montag nach Dresden, um in der musikalische» Soiree dcö Herrn »Alwin Wieck ihre Schuldigkeit aus Elavier, »Violine und Eello zu thun. Im Saale des Hotel de Sare werten sie austreten, nämlich der »Vater Joseph Julian Jiminez, 43 Jahre, und seine beiden «söhne Nicano und Manuel, 22 und l8 Jahre alt. Ihre Heimath ist Trinität, Insel Euba, und nach »Aus spruch dcö Vaters läßt s.ch die musikalische »Begabung in der Familie bis über zweihundert Jahre zurücklcitcn. Immer lernte der Lohn vom »Later, und um sich in seiner Kunst zu vervoll kommnen. begab sich der Vater Julian Jiminez vor 18 Jahren von Cuba nach Leipzig, wo er am dortigen Conscrvatorinm unter dem Eoncertmeister David seine Studien machte. Nach Trinität zurückgekehrt, gründete er eine musikalische Kapelle, welche bei seiner »Abreise mit den Söhnen noch dreißig Mit glieder zählte und meist elastische Musik ansiührie. Der spanische Krieg, unter »vclche», Euba so sehr gelitten, hat leider daö Kunst - Institut aufgelöst, besonders aber auch die finanziellen »Verhältnisse der Familie Jiminez so zerrüttet, daß die drei musikalischen Künstler wohl nicht in ihre Heimath zurückkchrcn werden. »Aus der Bühne sah man bisher nur den bekannten Jra Aldritgc wirken; hören wir seine »Nachfolger im Eoncert- saalc deö Herrn Wieck, der daö musikalische Trifolium nicht ohne pekuniäre Opfer sür nächsten Montag gewonnen bat. — Eine Warnung, die nicht genug wiederholt werden kann, so oft die Elbe ihre Eisdecke autzbrcitct, bietet neuerdings ein trauriger Fall, der sich am 9. d. M. zugetragcn. Ein lunger Mann, der beabsichtigte, einen Bekannten in »Neustadt-Dresden aufzusuchcn, benützte den EiSwcq über die Elbe, um Zeit und Weg zu sparen, ist aber seitdem spurlos verschwunden. Der junge Mann hatte gegen seinen »Vater die »Absicht ausgespro chen, den Weg über das Eiö zu nehme». — Oessentliche Gerichtssitzung am 11. Januar. Der l9jährige Kellner »Paul Treuter aus Glauchau ist wegen drei Betrügereien und zwei einfacher Diebstähle angeklagt. Treuter ist geständig, in der Nacht vom 30. zum 31. Juli v. I. im Gasthofe „zur Weintraube" hier, Wcbergasse, einem daselbst übernachtenden Fremden, dem Fleischer Wolf auS Pöblau. 118 Tbaler gestohlen zu haben. Der »Angeklagte kain »Nachts 1 Nbr in genanntem Gastbofc an und verlangte Nachtquartier, worauf ihm ein Zimmer angewiesen ward, in welchem schon zwei Fremde schliefen. Treuter entkleidete sich; aus einmal bemerkte er, daß einer der Nachtgäste am Kopfende seines Bctteö ein Etuis liegen habe. Treuter, welcher schon zweimal wegen Dieb stahls Strafe erlitten hat, besann sich nicht lange; erdachte,da ist ein Fang zu machen, kleidete sich schnell wieder an, nahm das Etuiö an sich, ohne hinein zu sehen, und entfernte sich von den zwei unerwachten Schläfern. In der Hausflur bat er den Hausknecht, ibm die Haudthür noch einmal zu öffnen, „er habe sein Portemonnaie in einer Wirthschaft auf der Badergaste lie gen gelassen und wolle eö holen." Der Dieb verschwand mit der oben genannten Summe und verwendete das gestohlene Gilt in seinem »Nutzen. --- Später hielt Treuter sich in Chem nitz auf, ohne eine feste Stellung zu haben. »Am ID October kam er auf den käsigen »Bahnhof und bemerkte in einem un verschlossenen Raume der Gepäckausgabe eine »Reisetasche. Er nahm dieselbe an sich und öffnete sie mit seinem Kofferschlüssel. Zu seinem Leidwesen enthielt die Tasche nur Damenwäsche und Kleidungsstücke, a» Gesammtwertb 13 Tblr., so daß man die selbe bei seiner später erfolgten Arretur noch mit sämmtlichcm Inhalte vorfand. Die »Verletzte, Fräulein Emilie Gräse in Sclnwebcrg, erhielt ihr Eigcnthum zurück. — Drei Gastwirthe in Chemnitz, bei denen Treuter cingekehrt ist, hat derselbe nicht bezahlt. Bei Gastwirt!» Weigand wohnte der jugendliche »Ver brecher eine Zeit lang unter dem finsirten Namen „Paul". Er sagt, dies sei deshalb geschehe», weil er gewußt, daß er slcäbricflich verfolgt werde. Beim Verlassen dieses Gasthauses ließ er für die schuldende »Rechnung von ll'^THlr. seinen Wi»- tcrrock alö Pfand zurück. Der Wirtff hat angegeben, der Rock sei nicht so viel wcrth. Dagegen gicbt Treuter zu, daß er gar nicht den Willen gehabt habe, beim Restaurateur Ekauß die Zcchschuld von 7 Ngr. zu bezahlen. Im dritten Falle, beim Gastwirt!' Eincnkcl, von welchem auö der »Angeklagte unfrei willig anderes O.uarticr beziehen mußte, bcl»auptct derselbe, er habe stä' Geld von seiner Mutter brieflich bestellt gelmbt, um die über l Tblr. betragende Rechnung davon bezahlen zu wol len; auch sei er noch im »Besitz der gestohlenen Reisetasche ge wesen; er habe nicht betrügen wollen. Herr Staatsanwalt Roßtcuschcr stellt Strafantrag bezüglich der beiden Diebstähle. Dagegen hält er den Schuldbcwcis bezüglich des ersten und dritten »BctrugSfallcS nicht für vollständig erbracht (sämmtliche vier Fälle unter »Bezugnahme auf die milderen »Bestimmungen des früheren Gesetzbuches» und hält den Angeklagten in »Bezug au! den zweite» Bctrugöfall »nach dem neuen norddeutschen Gesetzbuches auch sür straflos. Der »Vertheidigcr, Herr »Advocat Or. Schaffratb, stimmt der Hauptsache nach mit der Staats anwaltschaft überein. Daö Schöffengericht, unter Vorsitz des Herrn Gcrichtsrath Eincrt, vcrurthcilt den »Angeklagten zu 1 Jabr und 9 Monaten Zuchthaus. Dresden, 15. Januar. Der Bombcnsegen, welcher über einen Theil der Stadt Paris ausgegofsen ivird, übt seine er wartete »Wirkung. Die »Bewohner der südwestlichen und süd liehen Vorstädte beginnen zu flüchten und sich nach jetzt noch sicheren Quartieren umzusehcn. Die Umgebung des Pantheon und des Jnvalidcndoms ist in unser Feuerbcrcich bereits ge zogen und bald werden auch in anderen Stadtthcilen unsre Brandkugcln und platzenden Granaten den Bewohnern nur noch den »Aufenthalt in Souterrains und Kellern gestatten. Fcuers- brünste lodern an verschiedenen Stellen auf, man hat sie bis her löschen können. Die Bevölkerung ivird gctödtct, sie wird sich in Zukunft verbergen oder nur vorsichtig über die Straßen wagen. »Wenn in einer einzigen Nacht allein 2000 »Bomben in das Häusermeer geworfen wurden, jetzt, ivo wir mit ver- hältnißmäßig nur wenigen Batterien die nächsten Stadtviertel von »Paris bestreichen können, so bedarf man keiner großen Einbildungskraft, um sich eine Vorstellung von der Masse der Geschosse zu machen, welche wir nach »Paris werfen können, sobald wir das eine oder andere der Forts niedcrgckämpst und die geknebelte Weltstadt mit unfern näher gerückten »BaULrien völlig beschieße» können. Jetzt beschießen wir die Vorwerke von den Forts, diese selbst und die Stadt und zwar nach Berech nung der Pariser täglich mit 2000 Bomben, was uns der Wahrheit ziemlich nahe zu kommen scheint - wenn sich unsre »Batterienzahl vermehrt und zur selben Zeit die Mündungen ihrer Geschütze einzig auf die Stadt gerichtet sein werden, so ist es gar nicht unmöglich, daß wir in verhältnißmäßig kurzer Zeit ein Drittel von Paris in einen einzigen Trümmerhaufen verwandeln können. »Wie weit unter solchen Umständen die Widerstandskraft der Pariser bombenfest ist, wird sich sehr bald zeigen. Moltke befolgt dabei das System, den Gegner nicht zu Athem kommen zu lassen. Es muh in der langen Zeit, welche die Vorbereitungen zu d:m Bombardement in An spruch nahm, eine ganz unglaubliche Masse an Geschossen auf gehäuft worden sein und auch hieraus erklärt sich der späte Beginn der Beschießung. — Immer ist es ziemlich schwierig, aus der Unmasse von Eorrespondenzen über die Wirkung des Bombardements das wahrhaft Wissenswerthe herauszugreifen. Man muß sich mit dem allgemeineren Bild begnügen, daß es sich zunächst um die Bezwingung der Südforts handelt und daß daneben auch die Stadt mit Bomben überschüttet und an einzelnen wichtigen Punkten Bresche in die Umwallung ge schossen wird. »Man kann unmöglich jede einzelne Feuersbrunst verzeichnen, jede einzelne Wirkung der Bomben an dm Forts und der Umwallung notircn. Im Ganzen geben die amtlichen Telegramme über die Beschießung das hinreichende Material. Zunächst dürfte wohl das Fort Jssy fallen. Es ist von der größten Wichtigkeit, zu vernehmen, daß 9 Batterien weiter vor geschoben worden sind, ihre »Wirkung also eine verstärkte ist. Ob es einer förmlichen Belagerung dieser Forts bedürfen wird, wissen wir nicht; im bezeichnet«.'» Falle könnte es längere Zeit dauern. Aus französischen Berichten aber wissen wir, daß die französischen Artillerieoffiziere die größte Mühe haben, ihre Leute zum Bedienen an die Geschütze heranzubringen, da die Treffsicherheit unsrer Artillerie eine so große ist, daß genau in die Schießscharten hineingeschossen wird. Nicht minder verdient es bemerkt zu werden, daß die Pariser bestätigen, daß unsre Jngenieurosfiziere Lausgräben gegen die Forts Nosny und Nogent bauen. Dies deutet auf einen ernstlichen Angriff auch auf der Oftseite und eine regelmäßige »Belagerung der Ostforts. Wie schwierig gerade die Belagerung auf der sehr starken Ost front ist, haben wir schon früher erwähnt. — Die Armee Ehanzy's muß sich in ziemlicher Auflösung befinden.! (Nach dem neuesten Telegramm ist sie auf das Haupt geschlagen.) Man muß es anerkennen, daß Chanzy seine »Niederlagen nicht vertuscht, aber sie müssen auch wirklich gar zu groß sein. Mag der Mecklenburger allein in der Schlacht am Dienstag auf dem rechten Flügel 10,000 Gefangene gemacht haben oder ob diese Summe die Gcsammtziffcr der Verluste darstellen, welche Chanzy sowohl gegen den Mecklenburger als dm Prinz-Feldmarschall erlitten hat — die Thalsache selbst spricht deutlich genug für sich. Auf alle Fälle ist für Chanzy auf lange Zeit die Mög lichkeit vorbei, »Paris den ersehirten Ersatz zu bringen und er ivird »Mühe genug haben, noch einen leidlichen Rest von Truppen nach Nordwestcn zurückzusühren. Wir glauben kaum, daß er in der nächsten Zeit sich noch stellen kann. Interessant wird es sein, zu erfahren, wie Gambetta sich zu dm Niederlagen dieses seines Günstlings stellen wird Chanzy war bekanntlich der Mann nach dem Herzen Gambetta's. »Wird letzterer ihn auch Verräther oder Dummlopf schelten? Die massenhafte Ge fangennahme französischer Soldaten ist aber auch als Symptom ihrer geringen Kampfeslust bcachtenSwerth. Ohne Umzingelungen in großem Style fängt man nicht 10,000 Mann mit Gewalt. Diese einzige Thatsache, daß Tausende unvcrwundcter Gefangener in unsere Hände fielen, zeigt, wie herzlich satt die Loirearmee diese Kriegssührung hat. — Faidherbes Thatm ün »Norden sind besser als seine »Worte. ES hieße, der Tapferkeit der Unsrigm, welche der Uebermacht Faidhcrbes siegreichen »Widerstand leisteten, zu nahe treten, wenn man den feindlichen General im Norden als einen unbedeutenden Feldherr» und seine »Armee als eine zusammengclaufene Horde anschen wollte. Außer vielen unzu verlässigen Elementen zählt sie einen tüchtigen militärischen Kern, welcher Faidherbc befähigt hat, auf's »Neue gegen General v. Göben vorzugehm. Letzterer aber l>at durch den Fall von Peronne und sonstigen Zuzug eine Streitmacht erhalten, welche ihn be fähigt, selbst einen, so thatkräftigen Mann, wie Faidherbe ist, die Spitze zu bieten. — Recht dunkel hingegen klingt das neueste Telegramm über die »Bewegung von Werder. Was heißt cs: er sei von Vesoul links abgeschwcnlt und der Gegner beunruhige seine strategischen Bewegungen nicht? Darnach will es fast scheinen, als sei Vesoul ausgegcbcn. Wohin Werdern sein Linlsmarsch geführt, wird verschwiegen, wie man überhaupt nicht wissen kann, ob links von Versailles oder von Werder gemeint ist. »Wahrscheinlich soll nicht sür uns, sondern sür den Feind ein wichtiges Ereigniß in Dunkel gehüllt werden. Versailles, 12. Januar. (Ossiciell^ »An die Königin Augusta: »Am 10. und I I. Januar siegreiche Gefechte in le Mans ; viele Gefangene, Mitrailleusm und Kanonen genommen. »Verluste mäßig beim 3., 9. und 13. Corps. Details fehlen noch. Französische Telegramme räumen selbst zum ersten Male ein, geschlagen zu sein. — »Bei Villers exel hatte am 9. Ja nuar General v. »Werder ein glückliches Gefecht und nahm 2 Neuestes Telegramm siehe am «oM
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