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Dresdner Journal : 20.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-20
- Monat1879-07
- Jahr1879
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- Dresdner Journal : 20.07.1879
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O166 Sonntag, den 20. Juli. 1878 JUbrUod: . . 18 )t jLkrllok: - lltu-k 60?s >ü»«tv« l» 10 kt ^»»—rd»Id a«,cleut»cd«o ksiob«, tritt k—t uoä 8temp«Iru»cdI»8 bivru. I»»«r»t«i>preiii«: k^lr a«n k»aw «a«r ^«»p»It«Qeu ketitrsile SO kk. votsr „Livs«Kaat" äis 2«ii« 60 kk. NrrMerIomnal. knicvelu«»» HtUlia^ »it ««vLbme ä«r Son»- iwä ?eivrt»^k Xtxocti kür 6«a solxsnäsv Tic^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. li^pratcuainiLlimv »iiivLrtj,, I-rixiix: ^r Lranli«tetter, OommiiwionLr 6es Orvsäoer ^ouroals; S»wdniA -L«rlii» Visa l-sipsi^ »»»«> -^r»nktu>t It: Daarenstern L ^«Aier, 8«rl>» Vi«»-S»mdiirx -l.«ip»,x'krsnkkvi-t »I «ülldisv: Lu«/ O/oE; L,riio; §. Lornick, /n, Srsmso: D 8c,it»tte, Lr«»I»u: /> LtanAen « Lüreau; vkrmiut, ^'oiAt; kriuillkllrt ». H.' F ^arAer^seke u. F Der-ina»»- sedv üuobtinväliio^; OdrUtr: </ Siuurovir! 6. ä'cküsn/er,' k»ri» V«rlm-kr»o2turt » H Daube L <-«. , 1l»mdm-x^ F /k/eueiAe», Fct. Lt«ner. Ucrau^xvder: Xvniel. Lxpeüition äe» Oresüoer 1ourv»t», llresäsn, ^viu^erütrusse Xo. 20. Ämtlicher Theil. Bekanntmachung. Eiuer im diplomatischen Wege an da- unterzeich nete Ministerium gelangten amtlichen Anzeige zufolge, hat die Tunesische Regierung beschlossen, Ende August ds». I«., behuf- der Eontrole der Pässe oder sonstigen Legitimation-Papiere ankommender Fremder aller Na tionen, in La Goulette ein Paßbüreau zu errichten. Die Pässe und Papiere werden auf dem Paßbureau zurückbehalten und dem Fremden durch die betreffenden Eonsulate wieder zugestellt. Fremde, welche ohne Legi timation eintreffen, werden dem Eonsulate gemeldet, auf welches sie sich beziehen. Dresden, den 15. Juli 1879. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Münckner. Nichtamtlicher Ttzeil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. BreSlau. München. Wien. Paris. Brüssel. Rom. Madrid. London. St. Petersburg. New-Aork.) Zur Orientfrage. Dretduer Nachrichten. Provinzialuachrichtm. (Stollberg. Pirna.) Vermischte-. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Sächsische Bäder. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Borna.) EingesandteS. Die Hauptresultate der sächs. Einkommen-ad- schätzungru nach den OrtSkarten in dem Jahre IMS. Börsennackrickten. Trlegraphische Witterung-berickte. Inserate. Lelttzraphischc Nachrichten. Versailles, Freitag, 18. Juli, AbendS. (W. T.B.) Die Commission de- Senat- für die Bor- läge, betreffend die Freiheit de- Unterricht-, hat JuleS Timon zu ihrem Vorsitzenden ernannt. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesge schichte"). Die Commission de- Senats für den Gesetz entwurf, betreffend die Rückverlegung der Kammern nach Paris, hat sich einstimmig für die von der Kammer beschlossene Abänderung de- SenatSent- wurfS ausgesprochen, wonach den Präsidenten bei der Kammern daS Recht der direkten Truppenre- quifition zusteht. Brüssel, Freitag, 18. Juli, AbendS. (Tel. d DreSdn. Journ.) Wie die „Etoile beige" erfährt, ist heute ein gewisser van Hamme, früherer kleri kaler Wahlagent, unter der Beschuldigung ver haftet worden, die von der Polizei saifirten Pla kate mit Drohungen geaen da- Leben de- König- angeschlagen oder auzuschlagen versucht zu haben. Wie eS hri-t, ist van Hamme der Anschuldigung geständig. Infolge dessen fand in dem Jesuiten- rollegium in der Ursulinerinurnstraße eine gericht liche Haussuchung Statt. Brüssel, Sonnabend, 1V. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) ES bestätigt sich, daß van Hamme einge- standen hat, Placate mit Drohungen gegen daS Leben de« Königs angeschlagen zu haben. Zu gleich beschuldigte er Personen de- Jesuitencolle- gium- in der Ursulinerinnenstraße, ihm die Pla cate und Geld zugestellt zu haben. Infolge dessen ist eine zweite gerichtliche Hau-suchung im Jesuiten- rollegium vorgenommen worden, wobei ein jesuiti scher Bibliothekar verhaftet wurde. Rom, Freitag, 18. Juli, Abend«. (W. T.B) Bei Eröffnung der heutigen Sitzung der Deputir- tenkammer wurde ein Schreiben de« Kammerprä sidenten Karini verlesen, worin derselbe erklärt, daß er infolge der neuen parlamentarischen Situa tion sein Amt al« Präsident niederlege. Nachdem Zanardelli, Depceti«, Mirelli und der Ministerprä sident Cairoli namens der Kammer und namenS der Regierung ihr volle« Vertrauen für Karini ausgesprochen hatten, beschloß die Kammer ein- stimmig, die Demission Karini'« abzulrhnen. Bei der hierauf fortgesetzten Berathung der Mahlsteuervorlage stellte der Ministerpräsident Cairoli den Antrag, den vom Senat abgeändrrten Entwurf anzunehmen und sodann die andere Re gierungsvorlage zu genehmigen, durch welche die Steuer für feine Getreidesoll»« um '/< herabge- mindert und die Mahlstrurr vom 1. Januar 1884 ab vollständig aufgehoben werden würde. Der Finanzminister begründete diese Anträge des Nähe ren. Der Berichterstatter der Commission erklärte, daß die Mehrheit der Commission mit den frag lichen Anträgen einverstanden sei. London, Sonnabend, 19. Juli, Morgens. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das Unterhaus hat ohne Abstimmung die Armeediskiplinbill in dritter Be- rathung nach langer Debatte, welche bis früh ^4 Uhr währte, angenommen. Bei Beginn der Sitzung deS Unterhauses er widerte auf eine Anfrage des Parlamentsmitglie des Barter der UnterstaatSseeretär de« Aeußrrn, Bourke, daß mit der Pforte rin Schriftwechsel stattgefunden habe und noch stattsinde, um die die asiatischen Provinzen der Türkei betreffenden Arrangement« in Gemäßheit der abgeschlossenen Convention zur Durchführung zu bringen. In einer au« der Capstadt hier eingegange- nen amtlichen Depesche spricht der Oberbefehls haber der englischen Truppen, General Wolseley, die Ansicht auS, daß der Krieg mit den ZuluS in dem gegenwärtigen Feldzüge sein Ende finden werde. Er habe, um die Aufrichtigkeit der vom König Cetewayo gemachten Friedensanträge zu prüfen, die Boten deS Königs wieder zurückgrsandt und Cetewayo auffordern lassen, 3 seiner vornehm sten Räthe al« Unterhändler in da« englische Lager zu senden. König Cetewayo sei nicht im Stande, gegenwärtig mehr, alS 19000 Mann Truppen zu- sammenzubringen. (Vgl. die „TageSgeschichte") Konstantinopel, Kreitag, 18. Juli. (Tel. d. Presse.) Eine kaiserl. Dacht ging nach Tripoli« ab, um Mahmud Damat Pascha an Bord zu nehmen und hierher zu bringen. Tayesgeschichte. Dresden, 19. Juli. Se. Excellenz der Herr StaatSminister v. Gerber hat heute eine mehrwöchige Urlaubsreise angelreten. Dresden, 19. Juli. Die am hiesigen Hose be glaubigten Gesandten von Oesterreich-Ungarn und Bayern, Frhr. v. Franckenstein und Frhr v. Gasser, haben in mehrwöchigem Urlaube Dresden verlassen und werden die Geschäfte der k. und k. österreichisch- ungarische» Gesandtschaft durch den interimistischen Ge schäftsträger Frhrn. v. Biegeleben weitergeführt, wäh rend der hiesige k. bayersche Consul Hesse die der k. bayerjchen Gesandtschaft zeitweilig übernommen hat. Während einer kurzen Beurlaubung des k. preußischen Gesandten Frhrn. v. Dönhoff befinden sich zur Zeit die gesandtschaftlichen Geschäfte unter der Leitung des interimistischen Geschäftsträgers Grafen Herbert v. Bis marck-Schönhausen. Dresden, !9. Juli. Bom Reichs-Gesetzblatt ist das 25. Stück vom Jahre 1879 heute hier einge- troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1317) Gesetz vom 9. Juli d. I., den Bau von Eisenbahnen von Teterchen nach Diedenhofen und von Buchsweiler nach Schweig hausen, sowie den Ausbau des zweiten Gleises zwischen den Bahnhöfen Teterchen und Hargarten-Falk be treffend; Nr. 1318) Allerhöchster Erlaß vom 14. Juli d. I, die Errichtung des Reichsschatzamts betreffend. * Berlin, 18. Juli. Aus Mainau wird tele graphisch gemeldet, daß heute Nachmittag von 3 bis 5> Uhr Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg, sowie der Prinz und die Prinzessin Hermann von Sachsen-Weimar Sr. Majestät dem Kaiser au? Schloß Mainau einen Besuch abgestattet haben. — Die drei neuen Minister (Bitter, v. Putt- kamer und Dr. Lucius) sind von Coblenz, wo sie sich den Majestäten vorgestellt hatten, wieder nach Berlin zurückgekehrt — In Bezug auf das in der heutigen Morgenausgabe deS „Berliner Tageblattes" erwähnte Gerücht, „der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke habe die Enthebung von den Functionen des Chefs des Generalstabes der Armee nachgesucht u. s. w.", geht der „N. Pr. Z." von competenter Stelle die Nachricht zu, daß dort von einem solchen Schritte oder Absicht nichts bekannt ist. Gegenüber diesem Gerüchte, welches durch die längere Beurlaubung des Feldmar schalls entstanden zu sein scheint, wird darauf hinge wiesen, daß derselbe schon seit dem letzten Kriege von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige zur Erholung den Sommer über Urlaub nach seiner Besitzung in Schlesien erhält, wobei er die wichtigsten Geschäfte von dort aus selbst erledigt, während in dem minder wich tigen laufenden Dienstbetriebe hier eine Vertretung stattfindet. — Die heute ausgegebene Nummer des Justizministerialblattes publicirt eine allerhöchste Ordre vom 5. d. Mts. über die Einführung einer AmtS- tracht für die Richter, Staatsanwälte und Gerichts- schreiber, sowie für die in den öffentlichen Sitzungen der Oberlandesgerichte und der Landgerichte auftreten den Rechtsanwälte. Im Anschluß daran wird in Aus führung des ß 89 des Aussührungsgesetzes zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetze die allgemeine Ver- sügung des Justizministers vom 12. d. Mts. mitge- theilt, welche als Amtstracht ein schwarzes Gewand, weiße Halsbinde und schwarzes Barct mit den für die einzelnen Beamtenkategorien, resp. Rangklassen vorge schriebenen Abzeichen bestimmt. Zeichnungen zur Ver anschaulichung des Schnitts sollen den Gerichtsbehör den zugehen. — Der Minister Friedenthal hat kurz vor seinem Ausscheiden im Laufe des Juni noch eine bedeutsame Lircularversügung im Bereich der Domänen- und Forstverwaltung an die Bezirtsregierungen erlassen. Der Minister weist daraus hin, daß der Rückgang der Rente vom landwirthschasllich benutzten Grundbesitz eine wesent liche Ursache finde in dem Mißverhättniß zwischen der zur Ver zinsung des Anlagecapitair ersordcrlichen Lumme und den Er trägen. Die zur Verzinsung erforderliche Summe hänge nicht allein, aber wesentlich von den Wirthschasttkosten ab Daß diese neuerdings immer höher geworden, dazu trage neben anderen Dingen die Neigung zu kostspieligen Einrichtungen, BclriebSapparaten und namentlich zu luxuriösen Bauten bei. Der Staat als erster Großgrundbesitzer habe hier durch sein Beispiel remedirend einzuwirken. Die Anträge der könig ¬ lichen Regierungen bezüglich der Ausführung der aus Staats kosten zu errichtenden Bauwerke seien oftmals über dar Maß hinausgegangen, welches durch den Zweck bedingt sei, und hätten gezeigt, daß der Gesichtspunkt der Rentabilität nicht immer genügend gewahrt worden. Es sei öfters betont worden, der Staat müsse der Landbevölkerung durch Errichtung solider Ge bäude vorangehen. Diese Aussassung könne nicht unbedingt anerkannt werden. Es sei sestzuhalten, daß die Gebäude nur als Mittel zum Zweck zu behandeln seien; dem Interesse des LandwirtHS entspreche aber nicht immer die Errichtung massiver Gebäude, sondern in vielen Fällen die Wahl einer wohlseilen, wenn auch vergänglichen Bauart Es müsse allgemein der Grundsatz ausgestellt werden, möglichst billig und namentlich nicht theurer zu bauen, als die Erträgnisse des Gutes zulasten, aus welchem gebaut werden solle. Tie Erfahrung lehre, daß namentlich aus kleineren Wirthschasten die Gebäude im Ber hältniß des Bruttoertrages in der Regel bedeutender seien, als aus großen Wirthschasten. Es sei deshalb ein Unterschied zu machen zwischen denjenigen Domänen, welche in Verbindung mit großen industriellen Etablissements einen intensiveren Be trieb beanspruchen, und Gütern von geringeren Erträgen. Aus den ersteren, wo es sich um Unterbringung eines werthvollen lebenden Inventars handle, wcrde man die Aufwendung größerer Beträge nicht zu scheuen brauchen, bei Gütern aber, deren Be- wirthschastung nicht aus dem Betrieb industrieller Anlagen (Zuckerfabriken, Brennereien u s. w.) basirt seien, werde jede zulässige Sparsamkeit zur Nothwendigkeit, um so mehr, als wechselnde Conjuncturen eine Aenderung der Bewirth- schastung bedingen. Die Lircularversügung vom 21. December 1868, welche die ausschließliche Errichtung massiver Ge bäude vorgeschrieben, hebt der Minister aus, weil mit der Besorgung derselben die Rentabilität nicht in der ersor- derlichen Weise vereinbar gewesen sei. E» werden alsdann verschiedene, weniger kostspielige Bauweisen namhaft gemacht, der Holzsachwerkbau mit Lehmstatung, der Bau milMehm- patzen, der Bau mit Kalkhandziegeln. Nachdem der Minister sich über die Anwendbarkeit jeder dieser Bauweisen verbreitet, spricht er gegenüber den Regierungen, insbesondere gegenüber den einzelnen technischen Rächen, die Erwartung eines ener gischen Vorgehens bei Einführung dieser Grundsätze in die Praxis aus Die Localbaubeamien sowohl, al- die Pächter sollen dahin insormirt werden, bei ihren Bauanträgen die ent wickelten Gesichtspunkte gebührend zu berücksichtigen. — Seiten der kaiserlichen Admiralität sind, wie die „Wes.-Ztg." erfährt, neuestens Bestimmungen bezüg lich einer Reihe von Ersatz- und Neubauten von Kriegsschiffen getroffen worden, welche erkennen lassen, wie sehr der Ches der Admiralität darauf be dacht ist, die Prwatindustrie bei der Erweiterung der Kriegsmarine zu bethelligen. Zunächst ist der Gesell schaft „Vulcan" in Bredow bei Stettin der Bau von 2 Glatldeckscorvetten, davon eine als Ersatz für die Corvette „Augusta" übertragen worden. Der Bau einer dritten Corvette als Ersatz für die gedeckte Cor vette „Bineta" ist der Rheier-Stleg'schen Schiffswerft in Hamburg übertragen. Die zugehörige Maschine liefert die Gesellschaft „Vulcan". Nur die vierte Cor vette, ebenfalls Glattdeckscorvette, soll auf der kaiser lichen Werft in Danzig in Bau genommen werden. Die zugehörige Maschine wird aber wieder von einer Privatgesellschaft, der niederschlesisch-märkischen Ma- schinenbaugesellfchaft (Egeler L Co.) geliefert werden. Endlich sind noch 2 Panzerkanonenboote, für welche der Reichstag in diesem Jahre die erforderlichen Mittel bewilligt hat, der Schiffsbaugefellschast „Weser" über tragen worden. * Breslau, 18. Juli. Bei der heute hier statt gehabten engern Reichstagsabgeordnetenwahl erhielt Justizrath Leonhardt (nationalliberal) 6390, Hasenclever (Socialdemotrat) 7589 Stimmen. Der Letztere ist sonach gewählt. — Der in Zabrze erschei nende „Anzeiger" berichtet über die Arbeiterunruhen und constatirt die bemerkenswerthe Thatsache, daß ge rade auf der Königin - Louisegrube, wo der Aufruhr ausbrach, zur Zeit die höchsten Löhne den übrigen Privalbergwerken Oberschlesiens gegenüber bezahlt wer den. — Die „König-Hütter Zeitung" sagt: Daß die Schnapsläden auch dies Mal ein gut Stück Schuld an den Excessen tragen mögen, wolle» wir nicht weiter erörtern. So viel ist uns aber erinnerlich, daß in Königshütte der Branntwein und einige unersättliche Schenkwirthe einen großen Theil an der Herbeiführung Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Tin att-merikanisch»« König-grab. (Schluß zu Nr. 166.) Von dem ganzen wunderbaren Funde blieben nur vier Stücke verschont, die wir nach den Photographien, welche der amerikanische Consul zu Tehuantepec davon aufnehmen ließ, hier schildern wollen. Da ist eine kleine Statuette au- Gold, die aller Wahrscheinlichkeit nach einen zapotekischen König dar stellt, vielleicht jenen, dessen Gebeine in dem Grab hügel im Hofe der Donna Gregoria geruht. Dann ein Anhängsel, oben mit einem weiblichen Kopfe ge ziert. Diese beiden Gegenständ« wurden für ihren Goldwerth, 60 Peso-, von einem Mr. Carlock gekauft, der sie wieder an den Treasurer de- englischen Kriegs schiffe- „Fantome", Thoma- Clayton, verkaufte, al- da- Schiff im Beginne de- Jahre- 1876 an der Küste deS stillen Ocean« zu Salina-Cruz vor Anker lag. Eine goldene Schildkröte und ein Llppenring waren die einzigen Gegenstände au- dem reichen Funde, die sich im Februar 1876 noch zu Tehuantepec be fanden, al- unser Gewährsmann, F. Maler, daselbst eintraf und sie um den Goldwerth von 1b Peso- an ssch brachte. Um sie bei seinem Wanderleben nicht den Gefahren möglichen Verluste- au-zusetzen, hat er diese merkwürdigen Antiquitäten dem Berliner Museum zum Geschenke gemacht. Die eine Photographie zeigt un» den zapotekischen König in grotesk posfirlicher Steifheit auf dem Throne sitzend, einen vorn erhöhten Kronreif auf dem Haupte, in der linken Hand ein Ding, das ebenso wohl eine Keule wie ein Scepter sein könnte. In der Rechten aber hält er ein zweifelloses Schild. Er trägt lange Gehänge in den Ohren und auch die Unterlippe ist mit einem gewaltigen Anhängsel geziert. Ein weib liches Portrait ruht auf seiner Brust, vielleicht das Bildniß seiner Gemahlin. So schlecht proportionirt diese KönigSgestalt auch ist, so ist sie doch sehr merk würdig; man kann ihre einzelnen Attribute so wohl unterscheiden, daß man sich dar Aussehen einer hoch gestellten Persönlichkeit zur Blüthezeit der Zapoteken ganz wohl danach vorstellen kann. Man meint bei nahe, die vielen kleinen Schellen, die an der Figur niederhängen, klingeln zu hören, wie sie klingeln muhten, wenn ein Großer deS Reiche- in diesem Schmucke spazieren ging oder würdevoll die heiligen Tänze ausführte. Die goldene Schildkröte, die einzig von 60 anderen errettet geblieben, mißt mit den beiden schellenartigen Anhängseln, die an ihren hintcren Füßen angebracht sind, 8 cm. Sie weist an jeder Seite zwei kleine Bohrlöcher auf, durch die wohl Schnüre gezogen wor den, an denen man diese Schildkröten zu Halsbändern aufrechte. Allem Anscheine nach kamen die größeren in die Mitte und schlossen die kleinsten auf beiden Seiten die Reihen ab. Der Lippenring, oben mit einem starkschnabeligen Bogelkopfe geschmückt, ist ganz besonder» merkwürdig, da er einzig in seiner Art ist. Er ist somit von ganz speciellem Interesse für die Archäologie dieses seltsamen Volke», dessen hohe Eivilisation un» in so überraschen der und imponirender Weise durch die Ruinen von Mictla — unweit Oajaca — kund geworden. Eine diesem Lippenringe ganz außerordentlich ähnliche Zierde finden wir auch am Munde der kleinen Königsstatuette angebracht. Der Vogelkopf ist an einer räderartigen Scheibe aus Filigranarbeit befestigt. Der Schnabel ist lang genug gespalten, um uns an den Brauch zu gemahnen, einige duftende Blumen oder glänzendsardige Vogelfedern zur Zier hineinzustecken. Unterhalb des Vogelkopfes befindet sich ein Häkchen, von dem als Anhängsel ein viereckiges Goldblatt, in vier goldene Schellen au-laufend, niederhängt. Die Gesammtlänge des Schmuckgegenstandes mißt 9 cm. Diese Proben zapotekischer Goldschmiedekunst geben uns das Beispiel einer Kunstfertigkeit, welche die Menschheit in ihrer Jugend gekannt und in ihren alten Tagen vergessen hat. Sie sind hohl gegossen und ohne Löthung. Die Schildkröte von 8 cm Länge z. B. ist mit Ausnahme der beiden schellenartigen An hängsel nur auS einem Stücke gemacht. Sie ist ganz hohl und nicht dicker, al- ein Blatt Briefpapier. Sie ist nirgends gelöthrt und eS sind nur die zwei früher erwähnten kleinen Löcher an ihr wahrzunehmen. Die Goldschmiede unserer Tage haben sicherlich das Recht, über die Kunstproducte ihrer alten StandeSge- nossen die Nase zu rümpfen, waS die Proportionen der Gegenstände anbelangt. Wenn man aber sagen würde, fertigt un» eine ganz gleiche Schildkröte, sei sie auch eben so plump geformt, aber au- einem Stücke, hohl und ohne jegliche Löthung, keiner unserer modernen Goldschmiede brächte e» zusammen. Diese Art der Goldschmitdearbett ist ein Räthsel geworden, vielleicht sogar ein unlö-bare«. Allein eine andere wehmüthige Betrachtung noch erregt dieses zapotekische Königsgrab. Welch' glückliche Zeiten waren das, in denen man die sterblichen Ueber- reste eines Herrschers mit den kostbaren Dingen der Erde anvertrauen konnte, die er im Leben zu Zier und Schmuck getragen. Heutzutage, 350 Jahre nach der Eroberung durch die Spanier, die stolz darauf sind, die Civilisation m viese» schöne Land verpflanzt zu haben, die eS jedoch thatsächlich ruinirten, wäre eine derartige Grabstätte nicht 24 Stunden intact zu erhal ten, es sei denn, daß man sie mit einem Bataillon Soldaten umstellte. Ist eS doch schon für den Leben den gefährlich, an etwas einsamerem Orte Uhr oder Kette zur Schau zu tragen. Kein Zweifel, der wun derliche König, den die Statuette vorstellt, hat ein un schuldigeres Volk beherrscht, als da- von heute ist. Diese sehr wahre Betrachtung fügt die „W. Abdp." der Mittheilung dieser Thatsachen hinzu. Literatur. „Die Entwickelung deS Nihilis mus" betitelt sich eine in den letzten Tagen in Berlin er schienene Broschüre von Nikolai KaSlowitsch. Der Verfasser, welcher mit dem Leben nnd Treiben der verschiedenen Schichten der russischen Bevölkerung auf das Genaueste vertraut ist, giebt in dieser Broschüre eine überaus klare und übersichtlich« Darlegung der Ursachen, weshalb der Nihilismus in Rußland zu sol cher Ausbreitung hat gelangen können, wie sie die Vorgänge der letzten Zeit bewiesen. Au-aehend von der Thatsache, daß gerade die wohlmeinendsten Refor men deS Kaiser- Alexander II. eine absonderliche und völlig unerwartete Wirkung auf die russische Gesell schaft geäußert haben, iveift der Verfasser darauf hin,
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