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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-29
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1885
- Autor
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ft-h L'/^jhr. Let«ti«n unt Lr»E,i, Iobannesqasse 8. Sprrchlkaten drr Nr-ackion: Barmittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—K Uhr. «uugtz», »er für »1« Mchftf-l^»e -luMwer »eft««»»en Juserate «m W«che»t«»e» bis 3 lltzr ««ch»ttta»ü. an E««»-»» Keftt«,e» früh bi»»tzr. In den Fittnle« fm 3»s.-Ann«tz«e: Ltt« Kt««», Uawerfitäisstraße L. Laut» Lisch«, Katharincustr. 23, p. ,«r bl» llbr. Anzeiger. OrM fSr Pslitik/Localgeschichte, tzandels- und Seschäftsverkehr. IS,««» .»»«arnmMPrn, mertelj. 4'/, Mb. «kl. Bria» Wahn 5 Mk., durch bi« Haft bezageo »Mk. Jede emtzetue Nummer 2V Hs. VrNWll nipIar N> Pf. Gebühren ;ür Lxtrad eilaaeu sin Tageblatt-Format geialzi) «tzne Pastdejürderuug 39 Mt. »«1 P^drsSrderung 48 Ml. Intern»« «gespaltene PetüßeLe 20 Pf. Getßece Schriften laut uns. Preisvrrziichuch Tabellarischer u. Zisterniatz nach döherm Tarif. ttttlamr» anter bem RedactionSstrick dkesgrspalt. Zeile 50 Ps., vor den F a n, i l i c n n a chrl chtea die 6gespalteue Zeile 40 Ps. Inserate sind ft.rS an die Axprbitta« za jeuden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerunüo oder durch Post. Nachnahme. 119. Mittwoch «n 29. «pnl 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Ta-riktuMlunz. Nus Grund einer Generalverordnung IV. 390 der König lichen KreiShauptmannschast Leipzig vom 27. December 1882 «st auch am I. Mai dieses JabreS eine Fabrikenzählunavor- zuuehmen und nach einer Verordnung des Königlichen Mini steriums de» Innern vom K. December 1883 aus diejenige« Gewerbennternehnier zu erstrecken, welch« 1) in ihren Gewerbepnlagen mindesten» t» Arbeiter be schäftigen oder ^ 2) Dampfkestel ^ktwenden oder 3) mit Wind«, Wasser-, Gasmaschinen- ober Heißlust- maschinenbctrieb arbeiten oder 4) nach ß. 16 der Gewerbeordnung und deu Nachträgen hier»» besonderer Genehmigung unterliegen. Wir hoben allen uns bekannten Gewerdelreibenden dieser Art Fragebogen zusertigen lasten mit der Beranlasiung, die selben spätestens bis z„m 5. Mai diese- Jahre» an unser Statistisches Aint zuruckgelangcn zu lasten. Diejenigen hiesigen Gewerbetreibenden der bezeichnet?» Art. welcbc noch nickt in den Besitz von Fragebogen gelangten, wolle« dieselben bis «um 1. Mai in unserem Statistischen Amte (Stadthaus, Obumarkt 3) abholen lasten. Leipzig, am 23. April 1885. Der Rath »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. ' vr. Haste. Vekamitinachimg. Nachdem Herr Fjriedrieb Wilhelm Jwlia» iMtke, Lebrer an der IV. Bürgerschule und 2. Fortbildungsschule iiir Knaben, Marschnerstraße 14. die ans ihn gefallene Wahl > >1» Arinenpfleger in> 17. .Distrikte angenommen hat, ist Derselbe am 24. Avril a. e. durch Herrn DistrictSvorsteher ülechisinwalt vi. Günlhrr in dieses Amt eingewicsrn worden. Leipzig, de» 27. April 1885. DaS Nrmendirectori««. Luvwig-Wols. A. Verkaufslscal. An drr Einfahrt zwischen dem Fürsteuhause und dem Mauri- - eiium, Grinimaischc Slrnße 30/L2 (alle Nr. 15/16), ist ein kleines kf.rknufslocal vom 1. Juli dss. Is. ab bis aus halbjährliche Aus» !i:nd: .ll»g n.cisibietend, jedoch vordehäktlich der Auswahl uuler den Bietern, andcrweii zu »ermietben. Neflecranten werden ersucht, Freitag. deu 8. Mai S. I. vorniittag» l i Uhr, im Unioersnäis-Neulanite zu erschrinrn und ihre Gebote abzugeben. Die Licitationsbedingungc» liegen daselbst zur Einsicht ans. Leipzig, am 27. April 1885. UniUerfitätS-Reutamt. «ras. rgSisoerNiethuus. Im UniversitSiSgrunLstück? zum „Galdenen Anker", Grohe Flrischrrgaffc Nr. 19 falte Nr. 3). siud im I. Obergeschoß zwei Wotnnnifk». die rinc aus 2 Stube«. 4 Kammern, Küche und übrigem Zubehör »i,d k i« andere aus 4 Stuben. 5 Kümmern, Küche und übrigem Zubehör bestehend, getrennt oder zusammen vom 1. Oktober dss. Is. an aus drei Jahre und daun aut viertel, jährige.Kündigung im Wege der Lieitation, jedoch unter Borbehalt der Auswahl unter deu Bietern, anderweit zu vermietheu. Reslectanten werden ersucht, DannkrStag. Sen 7. Mat 188S, vormitta»» 11 Ahe im Universi!äts>Re»tamie, woselbst auch di« LicituttouSbediuguugen zur Einsicht ausliegcn, zu erscheinen uud ihre Gebote abzugebau. Leipzig, am 27. April 1885. UuiNerfititSAcutaml. «ras. Vermie1lj««s. Die Parterrelocalitätrn der hiesigen alten Schule solle» als Be- ichLss-, SewerbSräume oder dergl. veriniethet »erde« und fiub daraus bezüglich« Offerten keim Unterzeichneten einzurrichen. Anger-Lrottendorf, am 27. April 1885. Bern». Metzer. Bem.-Barß. I» einer hier anhängigen Nachlaßsache sollen den 9 Mai 1885, Vormittag» 11 Ahr. «ine größere Partie Tabake, Tigarren, Schnupftabake, Rauch» und Ligarrensabrikutenstlie«. Möbel, Betten, Wäsche und verschiedene Wirkhschastssachen öffentlich meistbietend hier Lützeuer Stra sie Nr. »2 versteigert werden. Markranstädt, den 22, April 1985. König!. Amtsgericht daselbst. Flohr. Welser. Se-enlliche Verpachtung. Dos der Kloster Berge'schen Stiftung gehörige, im Kreise Wanz» leb«, (Eisenbahn-Station Dodendorf) brlrgenc Gut Züsttzarf wird mit dem 1. Juli 1886 pachtlos und soll von da ab ans 18 aus- einandersolgende Jahre neu verpachtet werden. Zur Abgabe der Pacblgebote ist vor unseren Tommiksarien, dem Beriuoltnnqsrutv Herrn Regiernngsrath Schuppe und dem Justi» liariuS Herrn Lonfistorialralb Nitje, Termin ans de» 25. Aunt d. I., Vormittags II Uhr. »n «nserem Sitzungszimmer. Tomplatz Nr. 4 dirrseldst, anberaumt, ». DaS GutSareal bettägt im Ganzen 253 k» 22 n 20 gm Land, b. Die Pachibcdingungen und zugehörigen Verzeichnisse, sowie die Llcitationsbedingungen kön eu in unserer Registratur beim Herrn Lanzlriralh Koch, sowie in Sülldors bei dem jetzigen Pachter Her» n Amisratb Schneprr, welcher auch zur örtlichen Jnjormalion bereit ist. eingeieken werdei». o. Das Pachtqelder-Minimuiii ist aus 25,40) ^l, das nachzu- weis-ude disponible Berwöge» d-s Pächters auf 145,000 ^l, die Pachtcaution aus diejenige Summe, welche dem aus die nächst HSVeren Hundert abgerundeten B'trnge des jährlichen Pachizinscs gleich ist, nnch die etwa zu erlegende Bietercaution aus 5000 sestgesetzt. Zur Bewirkhsttzirsttinq gnalificirte Pachtbewerber werde» zu dem gedachten Termine eingeladen. Die Schließung drS Termins rrsolgt, sosrrn ein Meistgcbot bis dahin erzielt ist, um 12 Uhr Mittag-. Magdeburg, 20. Avril 1885, Königliches Provinziak-Schnl-skolleginnt, Geci'ci. . R Nichtamtlicher Theil. Der Schauplatz -es euglisch-ruUcheu Streites. * Seit dem zwischen England und Rußland an der afgha nischen Grenze «»»gebrochenen Conflicte wimmeln die Zei tungen täglich von allerlei, in jenem mittelasiatischen Greuz- striche vorkommenden topographischen Namen und Bezeich nungen, mit denen ind«ß die Leser, ohne eine gute Karte jene» Gebiet» zur Hand zu hoben, nichi« anzusangen wissen. Nun mangelt e« allerdings nicht an Generalkarten Mittel- asten», die mdrß naturgemäß über die topographische Be schaffenheit des Schauplatzes veS englisch-russischen Streites keine erschöpfenden uud zuverlässigen Ausschlüsse geben können. Die einzig richtigen Speeialkartcn jener Gegenden dürften sich wohl nur im Besitze der englischen und russischen Regierung befinde«, deren politisch-militairische« Interesse es gebietet, ihm topographische« Ausnabmen geheim zu halten. Besonder« waren schon seit längerer Zeit russische Generalstabsofpciere mit topographischen Ausnahmen in Turkeftan beschäftigt, weshalb jedenfalls anzuuehmen ist. daß gegenwärtig die Rüsten Uber ein ziemlich zuverlässige», ans jene Gegenden bezügliches Karkenmaterial verfügen. UeberdieS bringen jetzt auch die meisten russischen Blätter sehr umständliche topographische Schilderungen über den Schauplatz de» Eonflict«, die selbst noch durch eingczeichnete Crcquis erläutert und vervollständigt «erden. Auf Arund einer solchen Schilderung und eines dazu gehörigen CroquiS in den „Rußkija WjedomoSti", wollen wir eS versuchen, unseren Lesern em möglichst genaue- Bild der topographischen Berhällniste auf dem Confliclsscbaaplatze zu geben. Dabei sei »och bemerkt, daß die Form unserer Beschreibung eS Jeder mann ermögltcheu soll, aus Grund einer einigermaßen brauch baren Karte Turkefians und Afghanistan», sich eine ziemlich genaue Skizze de« erwähnten Grenzgebietes zu entwerfen. Unsere Schilderung beginnt im Norden mit Merw, der Hauptstadt von Russisch-Turkeftan und dem äußersten, gegen die afghanische Rordgrenze vorgeschobenen Sammelpunkte der russischen Macht. Bo» Merw, sowie von dem etwa» süd wärts gelegenen Saraks führt die Heerstraße und die erst jüngst errrichteie Telegraphenverbindung nordwestlich nach ASkabad. das die Rüsten zu einem militairische» Slützpuncte ersten Ranges gestaltet haben, wo sich ihre Waffen-, Munition«- und Mundvorräthe befinden; Überdies mündet in ASkabad die neue, vom Kaspischen Meere ausgehende transkaspische Ersendabn, wodurch eS den Russen in, Vereine mit großen Trajectdampfern auf dem Kaspischen Meere möglich wird, au» dem Kaukasus binnen drei, höchstens vier Tagen bedeutende Truppcnmasten in ASkabad eintreffen zu niacken, von wo bi« Merw fünf bis sechs Tagemärsche gerechnet werden. Es ist also den Rüsten thatsächlich möglich, in acht bis zehn Tagen beträchtliche militairische Streitkräfte auS Kankasien nach Merw. beziehungsweise an die Grenze Afghanistans zu werfe», von wo sich die politisch-militairische Opcrationslinie der Russen direct nach Hcrat, dem Schlüssel zur englischen Machtstellung in Indien, richtet. Ter Hcrat zunächst liegende englisch-indische Stützpunkt ist in südöstlicher Richtung Qucttah, welches die Rüsten „Kwcta" schreibe», da im Russischen, sowie überhaupt in den slawischen Sprachen der Buchstabe „q" fehlt. Bon Herat bis Kweta rechnet man sunsundachlzig geographische Meilen, also etwa fünfundzwanzig Tagemärsche; letzterer Punct, der nordwärts al« der äußerste Vorposten Englands betrachtet «erden kann, entbehrt noch jeder Eisenbahnverbindung mit dem Hinterlande. Auch das theilweise gebirgige Zwischen land hat keine Straßen, sondern nur Saumwege und vermag durchziehende größere Truppenmasten nicht zu ernäbrcn. Ein Vergleich der Entfernungen und der Beschaffenheit der Verbindungen zwischen Herat und Merw einerseits und Kweta andererseits läßt sofort erkennen, wie ungleich aus dem Kriegsschauplätze in jenen Gegenden die Verhältnisse zwischen Rußland und England getheilt wären. Dem ersten, gewaltigen Anprall deS russischen HeereS wären vor Allem die Afghanen auSgesetzt, die ohne beträchtliche englische Hilf« truppen den Russen nicht lange widerstehen könnten. Es erübrigt nun noch, auf die verschiedenen im Streite liegenden Linien der Nordgrenz« Afghanistans aufmerksam zu machen. Die nördlichste Linie ist die angeblich alle Grenze Afghanistans unter Schir Ali und Dost Mohamed. Aus diesen Grenzfirich stützten sich die Engländer, als sie vor einigen Jahren ihren Protest gegen Rußland wegen der Ein verleibung Saraks' erhoben. Die südlichste Grenzlinie wird edcnsallS angesochten. Gegen die dortige» topographischen Ausnahmen seitens russischer GeneralstabSosficicre hat der englische Botschafter in Petersburg, Tbortvn, gleichfalls Ein sprache erhoben und in, März vorigen Jahre« vonHerrn v. Gier- Erklärungen verlangt. Die neue südliche Grenzlinie ivird von dem russischen Genieosficier Lcssar, die nördliche von Eng land snr Afghanistan verlockten. DaS zwischen diesen beiden Grenzlinien liegende Gebiet soll als „> cutrale Zone" betrachtet werken, worüber aber auch zwischen Rüsten unv England er hebliche Mciiiuiigsverschicdeiibetten Kerrschen. Aus diesem Gebiete fand auch der Zusammenstoß der Vortruppen VeS Generals Komaroff mit den Afghanen statt. Unfern der Stelle, wo die Grenzlinie den Mnrgbabfluß passirt, in der Nähe von Aktepe und dem oft genannten Pcnschveb, stößt man aus die Einmündung deS AuschkflusseS in den Murahab und oberhalb Penschteh, ani westliche» User des Kuscht ist der Punct zu suchen, wo am 30. März dieses Jahres die russischen »nv afghanischen Vortruppc» blutig an einander geratben sind. Diese ganze neutrale Zone ist eine nncultivirte Steppe von einigen Dutzend Ouadratwerst Flächenraum. der kaum von 5000 Menschen bewobnl wird Der materielle Besitz wert!) dieses »ock in asiatischer Barbarei versunkcnen Land striches kommt also für Rußland natürlich gar nicht in Betracht, aber um so mehr seine strategische Bedeutung. Durch diese Slcppe führt nämlich die russische HanplvperalionS- linie »ach Afghanistan und besten Hauptstavt Herat, welche Rußland unmöglich ausgebcn kann, wenn eS nicht seiner Mission in Mittelasien völlig untrcu werden und alle seine bisherigen Opfer vergeblich gebracht haben will. Leidig, 89. April 1885. * Die .Germania" kommt immer deutlicher mit ihren wahltaktischeu Anweisungen für die bevorstehenden preußischen Wahlen hervor. ES sollen denjenigen Eandidaten anderer Parteien, welchen klerikale Stimmen zu Theil werden, zuvor ganz befummle cvncrete Verpflichtungen kirchenpolitischer Art auferlrgt werden. DaS leitende Blatt de» Eentrum« schreibt: „Für uns entscheidet nun einmal der Eultnrkamps über die Waklaction. zwar nicht allein, aber unbedingt in erster Linie. Es genügt auch nach den gemachten Erfahrungen nicht mehr, daß wir von zu unterstützenden Eandidaten anderer Parteien schöne Reden entgegennehmen über di« Verwerflichkeit des Eulturkampse» und die Nothwendigkeit seiner Beendigung. Ja eS genügt nicht einmal mehr die Versicherung, für die Wiederaufnahme der kirchenpolitischen Bersastunqsartikel in dir preußische Verfassung oder für eine „organische Revision" der Maigesetze stimmen zu wollen. Den Hauvtprüsstein müssen ganz concrete Fragen abgehen, wie die folgenden: Straffreiheit deS Meffelesen» und de» Sacramentespendens, vollständige Aushebung deS Sperrgesehe«, staatliche Pensionirung der sämmtlichen Staalspsarrer uud des einer ganz katholischen Gemeinde ausgcdrängten altkatholischen Pfarrer» in Herzogs walde, Gleichstellung der katholischen barmherzigen Schwestern und barmherzigen Brüder in allen Rechten mit den Diakonissen und de» Brüdern vom Rauhen Hanse." Ehnischer ist der kirchenpolitische Markt noch nicht eröffnet worden. Man wird gespannt sein dürfen aus die Kauflustigen, die sich einstellen werden. * I» Bundesrath haben ffir di« Wiederein führung der Berufung gestimmt: Preußen mit Waldeck (18 Stimmen), Hessen (3), Braunschwrig (2), Meiningen, Anhalt, Sondershausen (je 1), zusammen 25 Stimmen. Die übrigen 32 Stimmen, alio die Majorität, wurden gegen die Berufung abgegeben, mit der Molivirung, daß sich ein Be dürfnis nach einer solchen Acnderung nicht gäteud gemacht habe, und daß deshalb die Motive, aus denen man die Be rufung nicht in di« Reichsjustizgesetze ausgenommen, noch voll bestehen. * Dem Bnndesrath ist ein Verordnungs-Entwurf zu- gegange«, wonach da« Eautionsverhältniß der Zahlm elfter bei dem Reichsheer« i» ähnlicher Weise geordnet wird, w,e dies kürzlich bei der Marine geschehen ist. Die Eaution soll in Höhe von 2500 geleistet werden. * Wie die „Kreuzzeitung" vernimmt, wird »eben der'jetzt beschlossenen Zuthcilung von Generalstabs-Ossicieren an die Commandanturen von Coblenz unv Posen in nicht ferner Zeit auch eine solche an da« Gouvernement von Mainz erfolgen. * Der „Reichs- und Staatsanzeiger" publicirt die Er nennung de- ordentlichen Mitgliedes de» kaiserlichen Ge sundheitsamt-, Geheimen RegierungSrathS vr. Heinrich Hermann Robert Koch in Berlin, zuni ordentlichen Professor in der mcdicinischen Facultät der Friebrich-WilhelmS-Uaiversität daselbst, unter gleichzeitiger Verleihung de» Charakter- al- Gehcimer Medicinalrath. * Au» Aachen, 26. April, wird der „Lossischen Zeitung" geschrieben: In voriger Woche haben die Mitglieder der technisch-wistenschast- lichrn Lbtheilung der von dem Herrn Minister für öffentlich« Ar beiten eingesepten Wettercommisjion in unserer Stadt ihre Versammlung abgehalte». Es handelte sich dabei hauptsächlich um äußerst Interessante Versuche lm elektrischen Laboratorium de» hiesigen PolvtechniknniS, welche auf Beranlastuua dieser Commission durch die Herren Professor Wüllner und 1^. Lehmann ausgesührt wurden und welche eine Prüfung der Einwirkung von glühenden Drähten und elektrischen Funken aus ein künstlich hergeftellte« Gemisch von schlagenden Wettern, das au« 9 Theilen leichtem Wasserstossga» »nd 91 Theilen atmosphärischer Luft bestand, zum Zwecke hatten. LS konnte dabei die erfreuliche Thatsache constatirt werden, daß zur Entzündung solcher schlagender Wetter eine sehr hohe Temperatur erforderlich ist, ou Kupfer-, Silber- und Eisendrähle abschmelzeu, ohne daß sie zünden, während man mit weiß- glühendem Hlotiodraht jede-mal eine Entzündung hervorrulca konnte. Elektrische Funken mästen ebenfalls von besonderer Stärke sei», wenn st« eine Explosion jenes Gemisches bewirken sollen. Nach Ansicht der Eommnsion wurde durch diele Vertuch« als sestgeftellt erachtet, daß die gebräuchlichen Sicherheitslampen von guter Eon- ftrnrtioo iu den meisten Fälle» in eutzüntlichcn Gasgemischen säst absolute Sicherheit bieten. Dagegen mußte die Eommissiou bei ihren weiteren eingehenden Verhandlungen leider constatiren, daß die Ge- sadren, welche dem Bergmann durch die Schießarbeit drohen, bedeutend größer sind, als man bisher angenommen Hai, und daß der iu den Gruben vorhandene Kohlenstaub ein äußerst gefährlicher Feind sei, welcher nicht nur di« Explosiv» c.itzündlicher Gase weittrtrage, son- dern im Gemisch mit ganz geringen Mengen schlagender Wetter selbst explosibel werde. Die jüngsten großen Unfälle zn Karwin und Saar brücken sind nach der einstimmigen Meinung der 15 anwZende» Commissionsiiiitalieder höchst wabrscheinlich in der Weise entstanden, daß Sprengschülie den trockenen Kohleniiailb uuswirbelteu und dieser dann jene Katastrophen so äußerst verhängmßvoll machte. Nach langen und ernsten Erwägunge» beschloß man. der Hanptcommission, welche im Ganzen ans 25 Mitglieder» besteht, eine Resolution vor- zujchlagen daß in Zukunst in allen Schlagwetter gruben die Schießarbeit in der Kohle zu ver bieten sei. Wenn auch nicht verkannt wurde, daß durch eine derartige einschneidende Maßregel die Gewinnungskosten der Kohlen um eia BedeulendeS sich erhöhen müßte», so wurde doch aus der anderen Sette hervorgehoben, daß man unmöglich die Ber- aniwortung aus sich nehmen könne, die jetzigen gefahrdrohenden Zustände bestehen zu lasten, und man glaubt, daß eine Einführung dieser Bestimmung bei der augenblicklichen Eonjiinctur sich am leichtesten werde dnrchsübren lassen. Die erhöhte» Selbstkosten würden jedenfalls durch die höheren Preise, welche die eintretend« bedeutende Verlagerung der Production mit Nothwendigkeit herbei- führen dürste, reichlich ausgeglichen werden. Da die wistenschastüch- lechnische Abtheilung der WeNercommissioa dem Vernehmen nach ene» schwerwiegenden Beschluß einstinimig gefaßt hat. so dürste eine Annahme in der Haupieommiision kaum zweiselhast sein. Unseres Erachtens würde die Aussühiung desselben auch den Vor theil haben, daß die Qualität der Kohle im Allgemeinen eine wesenllich bessere würde, denn durch die jetzt beliebte Sprengarbeit wird eine Zertrümmerung der wertbvollen Stücke in hohem Maße herbeigeführr Auch für die Heranbildung tüchtiger Bergleute und für die Hebung des ganzen Standes dürste jene Maßregel von besonders günstigem Einfluß sein: Die Kohlengewinnung wird wieder zu einer Kunst, die erlernt sein will. Zahlreiche, ungelchulte und deshalb auch unvorsichtige Arbeiter, welche jetzt den Stein« kohlengruben als Kohlenhauer zuströmen, werde« in Zukunft von diesen sernbleibcn und daher nicht mehr in di« Lage komnien, ihre besseren Kameraden durch Leichtsinn oder Unverstand mit in Gefahr zu bringen. * Am 23. d. M hielt der preußische Landtagsabaeordnrte von S«b«tickenVorn »m Gewerbe-Verein zu Erfurt vor einer sebr zahlreich besuchten V..s.>:»!»l.ing einen Bortrag über Zweck und Ziel de« Haadfertigkeit»unterricht«. Diese Frage war in Erfurt in den letzten Monaten schon mehrmals von einander widerstreitenden Gesichtspunkten an» einqehend erörtert, doch kam man schließlich überein, vor definitiver Brschlußfastung den vornehmlichsten Führer dieser Bewegung selbst zu hören. Der Erfolg der Red« war ein vollständiaer, da in der daraus folgenden sehr animirten Dis kussion kein einziger Gegner, sondern nur Freunde hervor traten. Kerr von Schenckendorss will im Grunde eine Er- ziehunqSresorm, welche die harmonische Menschen«,iebnng zun, Ziele hat. Um diese zu erreichen, will er nicht Resolutionen jasten, sondern ans praktischem Wege Vorgehen und einen Unterrichtsgegenstand einscbieben, welcher in erster Lime schon dabin wirkt, der heute überwuchernden einseitig geistigen Richlung wirksam entgeaenzuarbeiten. Dieser Unterricht-gegenständ, der Handfertiakeitsunterricht, soll für jetzt durchaus saeultativer Natur sein, aber er soll nnt der Zeit dahin führen, daß eine größere Eonrentration des Unterrichts erzielt und damit Raum für den Handfertigkeit« unterricht und für andere, der körperlichen Ausbildung dienende Disciplinen im Lehrplan geschaffen werde. Herr Oberbürgermeister Geh. Reg.-Ratb Breslau stellte am Schluß unter allgemeiner Zustimmung den Antrag, daß der Gewerbe- Verein die Bildung einer Handfertigkeitsschnle nach dem Gör litzer Muster für Erfurt in die Hand nehmen solle und stellte die wirksamste Unterstützung der Cominunalbehörde in Ans sicht. Von besonderem Interesse in dieser Versammlung war die Mittheilnng eine» Vorstandsmitgliedes des Gewerbe- Verein«, de- Hulmacker Henkel. Derfelbe hatte sich vorher an einen Handwerker in Görlitz mit folgender Krage ge wendet: ..Welches Urtbeil haben sich die Handwerksmeister in Görlitz über den Nutzen des Handfertigkeit»«ntereichts ge bildet. namentlich darüber, ob die Lehrlinge, welche am .Handsertigkeits,inkerricht Tbeil genommen bade», geschickter, ardcil-sreudiger sind, und eine bessere Auffassungsgabe haben als solche, die diesen Unterricht nicht besuchten, und ob die Hand werksmeister einen Knaben, der den Handsertigkeitsunterrichl besuchte, lieber in die Lebre nehmen, als einen solchen, der den Unterricht nicht besuchte?" Die Antwort ist nach vokher mehrfach einczegangener Erkundigung eine durchaus zufriedenstellend« ge- wesen un d wurde von Herrn Henkel unter Beifall der Versamm lung verlesen. Wiewohl der eigentliche Zweck der Bestrebungen dahin gerichtet ist. Schule uud Leben mehr in Einklang zu bringen nnd dir Einwirkung aus den Handwerkerstand also erst al» eine Folge dieser Ausbildung zu erachten ist. so ist dieser Vorgang doch immerhin charakteristisch und spricht für die Sache. Der gute Einfluß muß in späterer Zeit aber noch wesentlich schärfer hervortreten, weun di« Ausbildungs zeit. die jetzt nur l—2 Jahre beträgt, später in noch größerem Umfange austritt. DaS deutsche Eentralevmitß »erd de, dem am 27. Mai in Görlitz bevorstehenden Eoogrrß für Hond- sertigkeitSnnterricbt der Frage näher treten, wie diese Au- qelegenheit nunmehr in größerem Sthle auf dem Weg« der Freiwilligkeit gefördert werden kann, und wird Herr von Schenckendorss, wie er in Erfurt mittbeilte, dem Eo«g«tz einen dahin gehenden ausführlichen Plan vorlegen. ^ An den Bürgermeister vr. v. Erhardt in Mstushen ist folgender Brief gelangt: „Berlin, oen 20. April Mstb. Euer Hochwvblgedoren bitte ich, den Herren, welche »ich mit ihren freundlichen Glückwünschen zn meinem 70. Geburtstage beehrt haben, meinen verbindlichsten Dank ousznsprechen. Die prächtige Gedenktafel, aus der Ihre liebenSmÜrdrge Be grüßung verzeichnet steht, ist ein Meisterwerk und wird ein Schmuck meine« Arbeitszimmer« sein, an dem auch meine Nachkommen das Wohlwollen erkennen werden, welche« mir von so zahlreichen uud angesehenen Kreisen der Hauptstadt Bayern« entgegengetragen wird. v. Bismarck." * Man schreibt uns cu>» Oesterreich: Enttäuschung einerseits nnd Erbitterung andererseits brachte» in Oesterreich die zwei wichtige« poiitiichen Momente der jüngsten Tage, die Verlesung der Thronrede und der RecheuschaftS- bericht der Vereinigten Liuken. Nicht deutlicher als durch die Thronrede konnte es bestätigt werden, daß dte Aera der Ver- iöhnuug in Oesterreich, wie sie Graf Ta affe aufsoßle und hand habte, ein Sisyvhnswerk bedeute; denn van deu Erfolgen dieser Versöhnung schweigt die Thronrede weislich; dieselbe Thronrede, welche di geriagstr» Erfolge im vokkSwirthschaftlichen Leben in bi» redtester Weise zn umsastende» Staatswohlihaten aufbauschtl Hier verließ den Verfasser dieser Thronrede, den Polen Ziemiakkowski denn doch der Mathl Iu der Tdat spiegelt« sich die Enttäuschung über die Throirred' in der Presse iümmtlttber Nottouen Oesterreichs wieder; kaum daß irgend ein oder das andere czechischc Blatt, so die deutschqcschriebenr „Politik" in Prag, mit besonderen, Behagen und Nachdruck auf den Schluß der Thronrede verweist, in welchem ganz unzweideutig aue- gesprochen ist, daß das 'vf.m Toaste auch für die nächste Zukun't keine Aendernng eafah.^.i werde. DicS letztere Moment ist ei, Labsal für die Vedürsiiiste der Lzechen; verspricht eS ihnen auch nicht in Aaren Borten die begehrte erweiterte Autonomie de.' Königreiches Böhmen, eesp. die Wiederherstellung des ..historischen ' Rechtes der Länder der böbmischen Krone, so gestattet ihnen doch die Bekräftigung dessen, daß von den einaeschtagene» Bahnen nicht abgewichen werde, eine süße Perspective. Wenn an dem d>r»»o» quo nur nichts verändert wird, dann wird die slawische Mcnirorvcit rührig weitrrsorgcn für die Zerbröckelung des deutschen Oester- reichtz. — De» Deutschen ward natürlich jede Besprechung der Thronrede »«möglich gemacht: welche Empfindungen sie im deutschen Volke erregte, durste nirgends verlaulbart werden. Aber bekümmerter als je legt mau sich in deutschen Bolkskreisen die entscheidungsichwere Frage »or, ob man in den RegierungS- kreiseu Oesterreichs überhaupt sich besten bewußt sei, was di« Fort- setzuug der einmal einq-schlagenea Bahnen zu bedeuten habe, i» ob man überhaupt feste Bahnen sich vorgeichricden Hot — denn iu der gesammten Thronrede verlautet kein einziges Aares Wort darüber —, oder ob min nicht vielmehr willenlos und ohne Kraft, zu stenern, sich van den hcxbgehcnden slawischen Finthen hin und her treiben laste. — Polen und Slowenen, denen ja kein Kappzaum »orgelegt wird, wie den Deutschen, äußerten sich in sehr bitterer Kritik über die Thronrede. Sie vermißen bedauernd concrete Zusagen, wie sie der nattanalen Ehre der Polen, wie sie der noch immer »ernach- lässigte» „Graßkraaten" würdig wäre. Die ganze nationale Begehr- ltthkieit, die bei gedeckier Tafel doch immer vom Heißhunger geplagt wird, spricht aus den Anklagen polnischer und slowenischer Journale. Was sind ihnen alle Opfer, di« ihnen gebracht wurden, deue» zu Liebe das ganze einheitliche Oesterreich anßer Rand und Hand gesetzt ward? Nicht» weiter als kleine Abschlagszahlungen von dem große» Kapital, da- ihnen die kommende« Tage voll und ungeschmülert übergeben müssen. Halte die Thronrede nirgends recht befriedigt und die Zerfahren heit der Verhältnisse deutlich illustrirt, io haben die Lonftscation,» des Rechenschaftsberichtes der Bereinigten Linken eine hochqradigeErbi! rung unter den Teulschcn erregt, di« ma» eist reckt würdigen kan wenn man den zahmen, sorgsam aller Sp ^> >. c>..Ac.dc:.'il Bei ich:
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