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Dresdner Journal : 10.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-10
- Monat1866-07
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- Dresdner Journal : 10.07.1866
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Uebersicht Ltirgraphische Nachrichtt«. Tagr»seichichte. SchleSwtg-Holfttin. (AuS Kiel und Schleswig.) Krieg»»achrichttN. (Vermischtes.) Ernrnaunaen, Verletzungen re. im iisientliche« Dienste. Dre»d«er Nachrichtev. Provinzialnachrichte«. (Reichenbach.) Vermischter. Feuilleton. Inserate. Dagerk-lender. VSrse»«,ch- richten. Tetrgraphischc Uuchrichton. Wien, Sonntag, 8. Juli. (W.T.B.) Eine amtliche Mittheilung in der „Wiener Zeitung" er klärt, die koiserl. Regierung habe erst in der Nacht vom 5. aus den 6. Juli davon Kenntniß erhalten, daß FZM. Benedek Unterhandlungen zur Herbei führung eine» Waffenstillstand» eröffnet habe, woge gen da» freiwillige Anerbieten einer Vermittelung sei len de» Kaiser» der Franzosen zum Zwecke eine» Waffenstillstands mit Preußen bereit» am 4. d. nach Wien gelangt und unverzüglich angenommen worden sei. In jenem Augenblicke habe mithin die kaiserl. Regierung von den Schritten Benedek » noch keine Kunde gehabt. Berlin, Montag, 9. Juli, Nachmittag». (W. T. B.) Ter diesseitige Bevollmächtigte für Militärauge- legenheitrn beim St. Petertburgrr kabinet, Oberst v. Schweinitz, der bisher bei Sr. Majestät dem Kö nige im Hauptquartier sich befand, ist heute früh hier eingetrossen und von Ihrer Majestät der Königin empfangen worden. Derselbe geht in allerhöchstem Auftrage nach St. Prtertdura ab. Au» de« Hauptquartier Pardubitz wird gemel det : Die kronprinzliche Armee, welche dir vrrfolgung»- tvte bildet, ist bereits weit über Pardubitz hinan». Verwundetenverhältniß der Oesterreicher und Preußen au» der Schlacht bei Küniggrätz wird wir 8 zu 1 an gegeben. Pari», Sonntag, 8. Juli, Morgen». (W.T.B.) Der heutige „Moniteur" sagt in seinem Vüllrtin: Dir Unterhandlungen, betreffend de« Abschluß eine» Waffenstillstand» zwischen den kriegführenden Mächten, werden lebhaft fortgeführt. Pari», Sonntag, 8. Juli. (W. T. B.) Die „Presse" sagt: Oesterreich tritt Venetien bedingungs los ad. Frankreich bietet seine Vermittelung an und schlägt einen Waffenstillstand vor. Ein Waffenstill stand kann aber nur zu Stande komme», wenn die Präliminarien allseitig angenommen find. Daran» kann für die Bewilligung de» Waffenstillstands noch eine Verzögerung von einigen Lagen entspringen. Dir neutralrn Möchte dürften ferner verlangen, bei der Neugestaltung Deutschland», welche sie gleichfalls angeht, mit befragt zu werden. Daraus könnte neuer Aufschub entstehen. Florenz, Sonntag, 8. Juli, Abend». (W.T.B.) Heute hat kialvini mit srinem Armrerorp» den Po überschritten und das vrnetianische Gebiet betreten. Ferrara, Montag, 9. Juli. (W.T.B.) Cialdini hat den Po mit der Hälfte der Armee überschritten und rückt widerstandslos vor. Ein großer Theil der österreichischen Armer scheint per Eisenbahn nordwart« abgrgangen zu sein. London, Sonntag, 8. Juli. (K. A.) Gestern ist in valentia, wie von dort gemeldet wird, da» Ende de» alten atlantischen Kabel» glücklich an» Land ge- FeuiUeton. Thierbändiger. (Forttryung au» -tr. 155.) Diese pomphafte Anzeige brachte die volle Wirkung hervor, welche der gewandte Direktor von ihr erwar ten konnte, und der Circus war sehr früh von einer großen Masse überfüllt, welche darauf gescannt war, dem ihr versprochenen, bisher noch nie dagewesenen Schauspiele brizuwohnen. Paulus — berichtet serner der Geschichtschreiber, dem wir diese Erzählung ver danken — war ein Gallier von riesenhaftem Wüchse, dessen wahrhaft außerordentliche Schönheit ihm den Bei namen „Snperbus" verschafft hatte. Als er in der Arena erschien, richteten sich Aller Blicke nach ihm, und wagte es Niemand, diesem Acte der Tollkühnheit zu applaudiren, weil jeder Einzelne befürchtete, noch mehr den Zorn der beiden gewaltigen Löwen aufzustacheln, welche mitten im Circus brüllten und umhrrsprangen. Paulus trat, ruhig und lächelnd, mit langsamen Schrit ten, die Augen fest auf die beiden wilden Bestien ge richtet, an diese hinan und zwang sie allmählich, vor der Gewalt seine» Blickes zurückzuweichen. Nicht zu frieden mit diesem ersten Erfolge, erhob der Gladiator seine Peitsche und schlug damit zweimal auf die Weichen der beiden edeln Thiere lo», deren entsetzliche» Brüllen die anwesenden Zuschauer im höchsten Grade erstarren ließ. Niemand wagte e» in diesem Augenblicke, einen Laut von sich zu geben. Jeder hielt seinen Athem an sich, man befürchtete eine Katastrophe, und dieses Volk, da» au» Gewohnheit so wenig geizig auf da» Blut der Kämpfer war, schien vor Angst und Bangen fast in eine allgemeine Ohnmacht finken zu wollen; so mächtig ist der weihevolle Eindruck, welcher stets einen wahr haft muthigen Menschen umgiebt. Paulus indessen schlug tracht. Dir Legung H«1 begonnen. Die Signule find vollkommen. Der Zustand de» alten Kabel» ist au»gezeich«et. Da» Wetter ist schön. Tagesgeschtchte. Drriden, 9. Juli. Aus dem Quartier de» Mili- tärgouvernrurs, Herrn Generalleutnants v. d. Mülbe, Ercellenz („Hotel Bellevue"), weht seit heute Morgen die königl. preußische Kriegsflagge. — Die königl. preußische Direktion der niederschle sisch märkischen Eisenbabn in Berlin erläßt unter dem 7. Juli folgende Bekanntmachung: -Um vor Wiedereröffnung des regelmäßigen Verkehrs auf der Bahnstrecke von Dresden nach Görlitz dem Publicum Gelegenheit zu geben, diese Strecke zu benutzen, sollen von Dienstag, den IO. Juli ab den nm S Uhr av Minuten Vor mittags von Dresden, resp. um 8 Uhr 3» Minuten Vor mittags von Görlitz abgehenden Militärzüaen einige Personen wagen angehängt werden. Wer sich dieser Züge bedienen will, hat die ersorderliche Legitimation be« Lösung deS Billets vorzuzeigen und muß sich den Unbequemlichkeiten und Verzö gerungen unterwerfen, welche bei einer solchen Beförderung nicht zu vermeiden find." — Von heute an ist die Albertsbahn und die Tharaud-Freiberger Bahn insoweit wieder dem Verkehr übergeben, als Vormittags 8 Uhr und Nach mittags 4 Uhr Personenzüge auf derselben von hier abgehen. — Gestern endlich sind uns die rückständigen Zei tungen und Briefe aus Oesterreich nachträglich zugegangen; es befanden sich darunter die amtliche „Wiener Zeitung" vom 17. dis 2). Juni und ein Brief aus Prag vom 16. Juni! Leipzig, 8. Juli Im heutigen „Tgbl." macht der Rath Folgendes bekannt: -Bon der königl. preußischen Commaudantur ist die Ge nehmigung ertheilt worden, daß verwundete Soldaten der königl. preußischen Armee von Privaten in ihre Wohnung zur Cur und Verpflegung unter gewissen von uns zu beobach tenden Controlemaßregeln ausgenommen werden. Diese Er- laabniß kann jedoch nicht auf Verwundete der mit dem Kö nigreiche Preußen im Kriegt begriffenen Armeen ausgedehnt werden, weil diese als Kriegsgefangene behandelt und demzu folge fortwährend unter unmittelbarer Aufsicht der königl. preu ßischen Commaudantur gehalten werden muffen." — Wie die „D. Allg. Ztg." meldet, ist gestern der k.k. österreichische Generalconsulatskanzler, Herr Herga, aus Beseht der königl. preußischen Commaudantur ver- hastet und unter Eskorte eine» preußischen Offiziers nach Berlin abgeführt worden. — Von Seiten des k. preußischen Commandanten enthält das „Tgbl." Folgendes: -Bewohner Leipzigs!" Die Wunden, die der Krieg geschlagen, zu heilen und zu lindern eilt Ihr opferbereit her bei und spendet mit offenen Händen, was den verwundeten Krieger erquicken, stärken, abziehen kann von seinem tiefen Schmerze. Nehmt meinen Dank dafür, nehmt ihn im Namen jener Leidenden und seid überzeugt, daß Euern verwundeten Söhnen und Brüdern bei uns überall eine gleiche liebevolle Sorgfalt zu Theil werden wird. Leipzig, 8. Juli I8V6. Der Generalleutnant v. Glisczinski, Kommandant von Leipzig." Chemnitz, 8. Juli. Das königliche Gerichtsamt all- hier erläßt unterm gestrigem Tage folgende Bekannt machung: „Das früher unter dem Titel: „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger" erschienene Amtsblatt für die königlichen und städ- tisch ll Behörden in Chemnitz und Stollberg hat aufgehört. An dellen Stelle ist getreten „Amtsblatt für die Gerichts- und städtische» Behörden in Chemnitz und Stollberg, sowie Anzeige- blatt für Geschäfts- und Familienangelegenheiten", was zur Nachachiung hiermit öffentlich bekannt gemacht wird." * Budisfin, 8. Juli. Der hiesige Stadtrath macht bekannt, daß auf das an das Oberkommando der kgl. preußischen ersten Armee gerichtete Gesuch um Rück gabe der feiten des kgl. preußischen Militär» in Be schlag genommenen Kommunal- u. Bürgergarden- sowie sonstigen Privatwaffen die nachstehende Be scheidung an den Herrn Bürgermeister Löhr eingegan- grn ist: .Hauptquartier Müncheugrätz, den 2«. Juni 18««. Auf Euer Wohlgeboren an Se. königl. Hoheit den Prinzen mehrmals seine fürchterlichen Gefährten im Circus ; dann wollte er ohne Zweifel diese entsetzliche Scene nicht länger hinausziehen und gewann, indem er sich rück wärts zurückzog, den Platz wieder, wo sich die Gladia toren auszuhalten pflegten, wenn sie die Stunde des Kampses erwarteten. Kaum war er verschwunden, so fühlte sich Jeder von einer gewaltigen Last erleichtert, und von allen Seiten erdröhnten die zügellosesten Bei fallsrufe; dann schritten alle Anwesenden hinter dem Gladiator, als dieser den Circus verließ, einher, und führten ihn im Triumphe in der Stadt umher. Die Thierbändiger waren übrigen» zahlreich in die sem Zeitraum, und Baton, ein berühmter Gladiator, der unter der Regierung Caracalla's lebte, war selbst eigentlich nur ein geschickter Thierbändiger. Zunächst wurde aus Karthago der Gebrauch nach Rom eingeführt, Menschen Hegen Thiere kämpfen zu lasten, und aus je ner Stadt kamen auch die ersten Thierbändiger, deren Industrie bi» dahin den Römern völlig unbekannt ge wesen war. Doch erreichten sie in Rom so glänzende Erfolge, daß sie sofort eine große Anzahl von Nach ahmern fanden. Alle diese Thatsachen würden nur den Beweis allein dafür hergeben können, daß der Mensch zu allen Zeiten eine besondere Hinneigung zu heftigen Aufregungen dargethan habe, und daß er, trotz der war nenden Scheu, die ihm inne wohnt, gefährliche Schau spiele zu meiden, doch mit einem unerklärlichen Drange zu denselben rennt, und e» ihm dann überlasten bleibt, eS vielleicht später zu bereuen, daß er die Stimme der Vernunft nicht gehört. Während der ganzen Periode de- Mittelalters finden sich wenig Vorkommnisse, die auf die Kunst de- Thierbändiger» Bezug hätten. Di« großen reißenden Thiere waren in dieser Zeitepoche, mit wenigen Ausnahmen, in Europa unbekannt; wa» hierfür besonder» geeignet erscheint, den Beweis zu lie- Kr iedrich Karl gerichtete» gefällige Schreiben vom 23. d. M, worin Sie um Zurückgabe der Waffen der Communal- und Bürgergarde bitten, wird Iharn erwidert, daß Se. k. Hoheit unter den jetzigen Verhältnissen bedauert, keinen Befehl zur Zurückgabe der Waffen geben zu können, jedoch später nicht verfehlen wird, dafür Sorge zu tragen, daß die Privat Waf fen den Eigenthümera wieder zugestellt werden. Bon Seiten de» Oberkommandos: A. B-v. Roo s, Major im Geueralstabe." Prag, 2. Juli. (Boh.) Eine Kundmachung des Skatthaltereileiters wurde am den Straßenecken affigirt, in welcher es u. A. heißt: „Da Seine k. k. apostolische Majestät gleich bei Eintritt der gegenwär tigen Kriegsgefahr zu befehlen geruht haben, daß die königl. Hauptstadt Prag und Stadt Wyschehrad, ob wohl Festung, dennoch als offene Städte zu behan deln, daher im Falle ihrer Bedrohung durch den Feind von dem k. k. Militär zu verlassen und von allem Kriegs material zu entblößen sind, damit sic nicht der Even tualität eroberter Städte, insbesondere aber nicht einer Beschießung preisgegeben werden, so muß das k. k. Militär mit allem Kriegsmaterial die Stadt schon gegenwärtig verlassen. Die Bevölkerung kann hierin nur eine Garantie der Fürsorge sür die Stadt erkennen, daher ich der Hoffnung Raum gebe, daß die Bewohner Prags sich keinen unbegründeten Befürchtun gen hingeben und die bewährte patriotische Haltung, Ruhe und Mäßigung erhalten werden. Für die Auf rechthaltung der Ruhe und Ordnung ist nach dem Ab züge des k. k. Militärs gesorgt, indem die Bürgercorps die nöthigen Wachdienste übernommen haben. Schließ lich gebe ich bekannt, daß das gestern aufgetauchte Ge rücht, daß die k. k. Statthalterei ihre AmtSthätig- keit bereits eingestellt hat, unbegründet ist. — Vom k. k. Statthaltereipräsidium. Prag, den 2. Juli 1866. Der Statthaltereileitcr: Anton Graf Lazanzki." Brrli«, 7. Juli. (B. Bl.) Morgen findet auf Be fehl Sr. Majestät des Königs zur Feier deS Sieges bei Königgrätz ein allgemeiner Dankgottesdienst statt, an welchem sich die Truppen der hiesigen Gar nison durch Deputationen betheiligen werden und dabei im Sonntagsparadeanzuge erscheinen. Während des Te- deums im Dom werden durch vier Geschütze der Er- satzabtheilung des Gardefeldartilleriereziments 101 Sa lutschüsse im Lustgarten abgefeuert. — Folgende amtliche Erlasse sind erschienen: I. „Ausruf. Durch die siegreichen Ereignisse der letzten Tage ist der Armeeverwallung die Pflicht zugesallen, nicht nur für die ärztliche Pflege der nicht unerheblichen Zahl der eigenen Verwundeten, sondern auch sür die noch größere Zahl der iu «usre Hände gefallenen Verwundeten der Kindlichen Armee zu sorgen. Dazu reicht die etatmäßige Zahl der Truppen- und Lazarethärzte nicht mehr aus. Es werben daher die Mili tär- und Civilärzte auch des außerpreußischen Valetta» de», welche sich gedrungen fühlen, durch Ausübung ihres Be rufs bei der im Felde stehenden Armee den Bestrebungen der Humanität nachzukommen, die uns heißt, dem überwundenen Feinde dieselbe liebreiche Fürsorge zuznwenden, welche den eigenen Angehörigen gewährt wird, aufgefordert, sich bei dem Medi- cinalstabe der Armee in Berlin zu melden. Dabei werden den betreffenden Militärärzten bis znm Range eines preußischen Oberstabsarztes aufwärts, deren Dienste in dem Heiinathlande entbehrt werden können, die Rangsteünng und die Kompeten zen zugesichert, welche dieselben in der betreffenden Armee, der sie angehören, inne gehabt haben- Die sich meldenden Civil ärzte haben bei dem genannten Medicinalstabe ihre Quali- fication nachzuweisen und eine derselben entsprechende Vertuen- düng zu gewärtigen. Hauptquartier Ho rzitz, den». Juli >8Sü. Der Knegs- und Marmeminister. v. Roon." II. „Um den eintretendeu Bedarf an Ersatzmannschaften zu decken, soll nöthigenfalls noch im Laufe des Sommers eine Musterung der Heerespflichtigen, welche in den Jahren 18«5 rückwärts bis 1857 von der Einstellung frei gedtteden sind, statt- finden, und zu diesem Behusc ein zweites Ersatzgeschäft abgehalten werden. Infolge besten werden alle Diejenigen, welche in dem Zeiträume vom I. Januar 1835 bis einschließ lich den 31. December >843 geboren, und zur Armeereserve, resp. zum Train oder zum Dienst als Handwerker, oder aus irgend welchen Gründen zur Ersatzreserve designirt, oder wegen hoher Loosnummer sür den Militärdienst nicht io Anspruch genommen worden sind, — und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes diesiger Residenz ihr gesetzliches Domicll (Heimath) haben, oder bei Einwohnern derselben sich aushalten, hierdurch angewiesen: sich behufs ihrer Aufnahme in die Stammrolle in der Zeit vom 8. bis incl. 15. d. M bei dem königlichen Po- lizeileutnant ihres Reviers persönlich zu melden und dabei die über ihr Militärdienstverhältniß sprechenden Atteste mit zur fern, das ist die fast schülerhafte Genauigkeit, womit fast alle gleichzeitigen Geschichtschreiber die Erzählung von einem Kampfe Pipin's des Kleinen gegen einen Löwen und einen Stier aufbewahrt haben. Die berühmte Löwin von Florenz, deren sich die Legende auf so geschickte Weise bemächtigt hat, um sie, das muß man zugeben, zu einer der rührendsten Erzählungen wahrer Moral zu benützen, gehörte einer reisenden Menagerie an, welche sich gerade in jener Stadt sehen ließ, und jene Löwin war während einer Entfernung ihres Herrn entsprun gen. Unter Karl V. kam ein berühmter Thierbändiger nach Paris, der den Hof und die Stadt durch wahr haft außerordentliche Kunststücke in Erstaunen versetzte, die er von'Löwen und Tigern ausführen ließ, welche in große Käfige eingesperrt waren, die auf eigens da für erbauten Wagen standen und von zwölf starken Pferden gezogen wurden. Ein schwere» Unglück durch eines dieser Thiere traf einen Bedienten de» Thierbän- digerS, und der König gab infolge dessen den Befehl, alle diese Thiere sollten umgebracht werden. Doch kam dieser Befehl nicht zur Ausführung, denn der unglück liche Unternehmer bewies dem Könige, daß der Verlust seiner Thiere für ihn der Ruin und der Tod sein würde, worauf der König einwilligte, daß sie am Leben blei ben sollten, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, der schnellstmöglichen Entfernung de» Thierbändiger» und seiner Menagerie au» der guten Stadt Part» und deren Umgebung. Dieser fügte sich auch dieser Bedin gung auf da» Rascheste und ließ sich in Frankreich auch nicht wieder sehen. In neuester Zeit find die Thier- bändiger in großartigstem Maßstabe wieder aufgetaucht, und einer sucht immer den andern an Verwegenheit und in dem Entsetzen seiner Vorstellungen zu über treffen. Viele werden sich noch de» Audranges erinnern, den die Vorstellungen de« Thierbändiger» Martin fan- Stelle zu bringen. Diejenigen, welche diele nur zum Zwecke der eventuellen Musterung zu erfolgende Meldung unterlassen, werden al» unsichere Heere-pflichtige behandelt werden. Etwaige Gesuche um Zurückstellung vom Eintritt in den Militärdienst dürfen nicht früher, als nach geschehener Musterung, müffen aber daun sogleich, spätesten» innerhalb drei Togen nach dieser, bei der unterzeichneten Commission angebracht werden. Per der Entscheidung über dieselben sind die Vorschriften im S 4 der Bestimmungen vom 2«. Oktober 1850, betreffend da- Ver- fahren bei Einoerufung der Reserve- und Landwehrmannschaf- ten zu den Fahnen, maßgebend. Berlin, 5. Juli IKA. Königliche KreiSersatzcommission." — Die „N. A. Z." schreibt: „Die öffentliche Mei nung beschäftigt sich, und sehr begreiflicher Weise, noch immer vorzugsweise mit der Situation, die durch die diplomatische Einmischung Frankreich» hervorge- rufen werden könnte. Wir glauben unsern Lesern ver sichern zu dürfen, daß diese Situation nichts Bedenk liches hat, und das Unerwartete derselben würde eben nur insoweit berechtigt sein, als es sich auf die tiefe Erschöpfung, oder vielmehr die gänzliche Ohnmacht Oesterreichs beziehen könnte, welche den Kaiserstaat zur Abtretung seiner schönsten Provinz zwingt. Was aber unS betrifft, so sind preußischerseits, in Voraussicht der kommenden Dinge, vor dem AuSbruch des Krieges nicht allein sehr bestimmte und bindende Vereinbarun gen mitJtalien getroffen worden, sondern die preu ßische Politik wird es selbstverständlich auch in Rech nung gezogen haben, daß bei der schließlichen Lösung der schwebenden Fragen das diplomatische Tribunal Europas werde in Anspruch genommen werden. Und wenn unter allen Umständen die preußische Regierung darauf bedacht gewesen ist, den Verhandlungen eine den Interessen Preußens und Deutschlands entsprechende Richtung zu geben, so darf man doch wohl fest versichert sein, daß fie jetzt, nach einer so glänzenden Bewährung der preußischen Waffen, das volle Gewicht der erkämpf ten Siege zur Verstärkung der gerechten Ansprüche Preußens geltend machen wird, und daß einem so star ken Rechtstitel auch Frankreich seine Achtung und An erkennung nicht.wird versagen können. Was die nächste Frage, die des Waffenstillstands anbetrifft, so meldeten wir bereits gestern, daß das hierauf gerichtete Ersuchen Oesterreichs von Preußen abgelehnt ist, und man kann überzeugt sein, daß ohne genügende Garantien für die Erfüllung aller gerechten und den gebrachten Opfern angemessenen preußischen Forderungen auch auf eine vermittelnde Initiative nicht wird eingegangen werden." — Wie die „N. Pr. Z." meldet, ist gestern Abend hier in Berlin ein französischer Courier eingetroffen, welcher vermuthlich die Vorschläge Franckreichs in Bezug auf die Verhandlungen mit Oesterreich überbringt. Er ist nach dem preußischen Hauptquartier weiter gereist. — Gestern Abend ist der Vicepräsident beim k. geh. Obertridunal, wirkl. geh. Ober-Justizrath Jähnigen, nach kurzem Leiden an der Cholera verstorben. Er war auch als Kronsyndikus Mitglied des Herrenhauses. — Bis zum 6. Juli Mittags waren an der Cholera er krankt 526 Personen, neuerkrankt sind bis heute Mit tag 161, von denen sofort 63 verstärken. Von der Gesammtzahl der Erkrankten von 687 sind lb genesen, 390 gestorben, 282 noch in der Behandlung. — Der Andrang zu dem Werbebüreau für daS schle sische v. d. Recke'sche Recognoscirungscorps war heute Vormittag so groß, daß dasselbe von dem Hause unter den Linden 22 nach der Kaserne deS Regiment- Garde du Corps verlegt werden mußte. Die Mehrzahl der jungen Männer, welche Dienste nehmen wollten, gehörte noch nicht dem militärpflichtigen Alter an. — Prof. Heinrich v. Treitschke wird den „Köln. Bl." zufolge, nachdem er seinen Abschied aus dem ba- dcnschen Staatsdienste genommen und aus Freiburg im Brei-gau, vm Frankreich, hier angekommcn ist, die Re daction der „preußischen Jahrbücher" übernehmen München, 4. Juli (A. Z.) Dir „Bayer. Ztg " ver nimmt so eben „aus sicherer Quelle" daß heute Abend Se. Maj. der König von Berg hierher kommen und das Actienvolkstheater wiederholt mit seinem Besuche den. Man stürmte fast seine Thierbude. Das war eine Begeisterung, ein Beifall, ein Rasen für ihn, als ob man es mit einer Patti, oder Taglioni zu thun hätte. Das weibliche Geschlecht, das vor Allem die Kraft und den Muth im Manne verehrt und anbetet, that eS der Männerwelt in seiner Begeisterung für den kleinen, dicken Mann mit den großen, schwarzen Augen noch bei Weitem zuvor. Was ihm in Deutschland aber nicht ge stattet wurde, das setzte Martin in Paris durch. Dort steigerte sich die Begeisterung bis zur Verzückung, als er mit seiner Favoritlöwin auf der Bühne erschien, und diese in voller Freiheit auf der Scene umherpromenirte. Die» geschah auf dem Theater der Porte-Saint-Martin, in einem eigens dafür geschriebenen Drama, daS den Titel führte: „Die Löwen von Misore" und dessen Inhalt die Geschichte von den Abenteuern deS Sclaven Androklus zu Grunde gelegt war. Martin spielte selbst verständlich die Hauptrolle in diesem Stücke. Im Ver laufe desselben wurde er gefangen genommen und von einem Sultan verurtheilt, den wilden Thieren vorgcwor- fcn zu werden. Plötzlich sah man ihn mitten in einem Circu» erscheinen, und auf einen Befehl des Sultan wurde auch der Löwe dem Publicum vorgeführt. Da» Thier kam mit einem Sprunge auf die Bühne und ließ ein dumpfes Brüllen ertönen, dann näherte e» sich mit langsamen Schritten, wie eine Katze, die sich vorberei tet, ihr Spiel mit einer Mau- zu treiben, dem waffen losen Sclaven, mit dem Schweife gegen die Hüften schlagend, während seine Augen mit den röthlich gelben Sternen Flammen sprühten. Man kann sich leicht von dem Eindrücke eine Vorstellung machen, den diese» Schau spiel auf dir dickttgedrängten Auschauermaffen hervorrief, die vor Angst schwer aufathmend, mit dem Schweiß auf der Stirn, mit sich fortwährend steigender Besorgniß dir grringstrn Brwezunzen jrne» Ungethüms mit de»
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