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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190110157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19011015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19011015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-15
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.10.1901
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u. s. w vcr. 241 M2 Dienstag, den 15. Oktober 1901 Bahnstrake 3 (nahe dem K Slmtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. Sekretär der Akademie der Wissenschaften, Professor Waldmeyer, Virchows bahnbrechendes Wirken und Weltruf, gedachte sodann des Dreigestirns Virchow, Mommsen, Helmholtz und überreichte als Ehrengabe der Aerzte Deutschlands 50 000 Mark für die Verstärkung der Virchow Stiftung. Kultusminister Studt iheilte alsdann mit, daß der Kaiser dem Jubilar die große goldne Medaille verliehen habe und verlas ein Hand schreiben des Kaisers, in welchem Se. Majestät auf die bahnbrechenden Forschungen Virchows hinweist, wodurch der Name Virchow mit markigen Zügen in den Tafeln der Geschichte der Medizin für alle Zeiten eingegraben sei und weit über die Grenzen Deutschlands geehrt werde. Der Minister fügte unter stürmischem Beifall der Verlesung des Kaiserlichen Schreibens ehrende Worte für Virchow hinzu. Es sprachen ferner Ministerial direktor Althoff, Generalarzt Dr. v. Leuthold und Minister Baccelli, letzterer überbrachte die Glückwünsche des italienischen Königs, sowie der Regierung und überreichte die Portrütmedaille des Königs, sowie ein Gemälde, die medizinischen Koryphäen Morgagni und Virchow darstellend. Baccellis Rede wurde oft durch stürmischen Beifall unterbrochen und endigte unter lauten Huldigungen seitens der Versammlung. Namens der Akademie der Wissenschaften sprach Professor Vahlen, namens der Berliner Universität Professor Harnack und namens des Abgeordnetenhauses Vizepräsident Krause. Es folgte noch eine imposante Reihe Ansprachen in-und ausländischer Vertreter. — Der eigentliche Geburtstag Birchow s wurde im engsten Familienkreise begangen. Nachmittags fand Familien-Diner statt, an welchem u. A. Professor Waldmeyer, der italienische Unterrichtsminister Baccelli, Lord Lister und Dr. Langerhans theilnahmen. Letzterer überreichte als Angebinde des 3. Reichstagswahlkreises eine silberne Fruchtschale. Abends hatten sämmtliche Bewohner der Schellingstraße, in welcher Virchow wohnt, illuminirt. — Der neueste Berliner Skandal. Vor einigen Tagen erhob ein Berliner Blatt, die „Welt am Montag", schwere Anschuldigungen gegen einen Berliner Stadt verordneten, dessen Name indessen nicht genannt wurde. Stadtverordnetenvorsteher Langerhans hat nun dieser Tage den Verfasser des betreffenden Artikels gefragt, ob er den Namen des also Beschuldigten nennen wolle. Das ist geschehen; die Angriffe richten sich gegen den Stadtverordneten Jacobi, der fortan seinen Entschluß bekundete, eine Beleidigungsklage anzustrengen. Die „Welt am Montag" hatte geschrieben: „Es befindet sich noch heute unter den Stadtverordneten ein Mann, der übrigens augenblicklich auch zur Wiederwahl steht, über den die eigenthümlichsten Gerüchte in Berlin umher schwirren. Vor Jahren gingen Notizen durch die Blätter, worin, allerdings ohne Namensnennung, aber unter deut lichster Kenntlichmachung der Person, die schwersten Vor würfe gegen ihn erhoben wurden. Es hieß damals, daß er einen Betrug durch Geld wieder ungeschehen gemacht habe und daß als Vermittler bei diesem Sündenbegräbniß zwei Rechtsanwälte, die Namen von gutem Klang tragen, thätig gewesen seien. Es ging ferner das Gerücht über den Mann, daß er notorisch mit Wucherern in Verbin dung gestanden habe. Diese Gerüchte veranlaßten ange sehene Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, diesen Herrn in auffälliger Weise zu meiden. Aber er that nichts dagegen. Und dieser Mann ist nicht etwa ein kleiner unter den Göttern des rothen Hauses, sondern einer der großen .... Er war es, der am schärfsten die Verstadtlichung der Berliner Elektrizitätswerke be kämpft hat. Er war es aber andererseits auch, der in Folge ganz eigenthümlicher verwandtschaftlicher Verhält- nifse sich veranlaßt sah, plötzlich für die Verstadtlichung der Siemens L Halske-Bahn auf» Wärmste einzutreten. 28. Jahrgang Wenn eines schönen Tages die Angelegenheiten dieses Herrn vor der Oeffentlichkeit geordnet werden müßten, so würde das eine Döbücle des Commanab Liberalismus Hervorrufen, wie es schlimmer auch die Liberalen in Wien nicht erlebt haben." — Der Prinz Tschun hat unter seinen Erinner ungen an Berlin auch ein neues Testament in deutscher und chienesischer Sprache mitgenommen. Kurz vor seiner Abreise begab sich eine von I). Merensky geführte Deputation der evangelischen Missionen Deutschlands zu ihm und überreichie eine Adresse, die von einem sprachkundigen Gelehrten übersetzt und mit chinesischen Schriftzügen geschrieben war. Die von v. Merensky gehaltene Ansprache über die Bedeutung des Christenthums für Staat und Gesellschaft ward vom chinesischen Ge sandten Sü-Hai-Huan, der die Besucher in liebens würdigster Weise einsührte, dem Prinzen verdolmetscht. Außer den genannten Büchern übergab die Deputation auch ein Bild vr. Martin Luthers. — Auch ein „Sühnegefandter". Unter dieser Spitzmarke wird der „Kölnischen Zeitung" aus Shang hai, Anfang September, geschrieben: Während es den ungetheilten Beifall aller in Ostasien lebenden Europäer findet, daß als Führer der chinesischen Sühnegesandt schaft nach Berlin kein Geringerer als ein Bruder des Kaisers von China berufen worden, schütteln alle Europäer und viele Chinesen den Kopf über den nach Japan bestimmten Sühnegesandten. Bekanntlich fiel noch vor der Ermordung des Freiherrn v. Ketteler der Kanzler der japanischen Gesandschaft in Peking, Sagiyama. den mit den Boxern verbündeten chinesischen Soldaten zum Opfer. Um hierfür Abbitte zu thun, geht im Auf trage der chinesischen Regierung einer der früheren Boxer führer nach Japan! Das klingt unglaublich, aber es ist trotzdem wahr. Denn Natung, wie der Mann heißt, war als Kommandant der Pekinger Gendarmerie nach gewiesenermaßen einer der eifrigsten Anhänger des Prinzen Tuan und des angeblich tobten Kuangyi, und that Alles, was in seinen Kräften stand, deren ruchlose Absichten zu fördern. Und einen sochen Menschen lassen sich die Japaner in einer so ernsten Angelegen heit gefallen! Die einsichtigen unter Natungs eigenen Landsleuten geben unumwunden zu, daß eine derartige Ernennung ganz außergewöhnlich fei, und daß sie jeden falls nicht dazu beitragen könne, das Ansehen der Aus länder in China zu erhöhen. Ein fremdenfreundlicher Mandarin äußerte sich den „North China Daily News" zufolge darüber folgendermaßen: „Können die Mächte nicht gemeinsam Einspruch dagegen einlegen, daß ein solcher Mann in einer derartigen Sendung nach Japan gehe? Oder können sich die Japaner selbst nicht weigern, einen solchen Gesandten zu empfangen, dessen Ernennung ein wahrer Hohn ist? Ich fürchte sehr, sie wird Wasser auf die Mühle aller Rückschrittler in China sein." Leider kommen diese interessanten Mittheilungen post tostum, da Natung seine Sühnemijsion nunmehr schon beendet hat. — Warum hilft niemand den Buren? Die Erfahrung der beiden letzten Jahre zeigt den Engländern, daß sie weder von Europa noch von Amerika eine Ein- Mischung zu befürchten haben, und daß niemand daran denkt, die vielleicht nicht wiederkehrende Gelegenheit gegen sie auszunutzen, die sich jetzt bietet. Rußland, der „Erb feind", hält sich fein still, obwohl es die einzige Macht ist, die in dem vorliegenden Falle selbständig vorzugehen vermöchte. Der Stand seiner Finanzen läßt das aber nicht zu; schon der vorjährige Feldzug in der Mand schurei hat es, wie die russischen Blätter ganz unver hohlen zugeben, und wie übrigen» in Rußland selbst jedermann weiß, in höchst unliebsamer Weise erschüttert. Wohin würde da ein Kampf mit England führen, der sich leicht zum.Weltbrande" gestalten könnte? Von den Jnsertio ns gebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. , s« HchGhMMhai, NnstWih, GriÄns, Tags § chichre. Deutsches Reich. Berlin, 12. Oktober Di. n von Geheimraih Rudolf Vi ch^^'- Ehren stattsmdenden Festlichkeiten eröfAw di? 4 > ^urtstag errichteten Pathologischen Jnsii!.-? Feier im neu auswärts erschienenen Gäste die a ?! die von Fakultät Berlins und Adaear^ medizinische Unioersiiäten einqefunden hatten deutscher Reichsbehörden erschienen Ktonisk - waren von den Graf von MadL^^ Auswärtigen Amts vr. Frhr 'von des preußischen Ministern Knlo.L ' ^H^c-fen, von den Minister der öffnen L L Studt, Handelsmiuister MöllA ferner der Chef"de? Med"i^ LaL^ Kriegsministeriums Gen!"L wn Leuthold und Generalarzt vr. Schjerrina Professor Marchand-Leipzig/Profcffor BoetrömZießen' Professor Baumgarten-Tübingen u. a Kurz nach 19 Nb>! erschien Geheimrath Rudolf Virchow. Die Versammlung erhob sich zu Ehren des Jubilars und begrüßte ihn mit Minutenlang anhaltendem Händeklatschen Sichtlich das mit einer einfachen Guirlaude geschmückte Katheder; er ergriff sogleich das Wort zu zweistü.idiqen, auch den Laien in hohem Grade fesselnden Vortrag über die Geschichte der pathologischen Wissenschaft. „Angesichts dieser erlauchten Versammlung", begann er, „würde ich kaum das Gefühl von Stolz und Erhebung zurückhalten können. Die Wissenschaft ist nicht dazu geeignet, die Menschen stolz zu machen. Wenn etwas in der Wissenschaft den Menschen vor stolz und Ueberhebung bewahrt, so ist es die Erfahrung, daß jeder Tag Neues bringt 'und eine alte Wahrheit zur Unwahrheit macht. ' Wenn wir zurückblicken auf die Fortschritte in unserer Wissenschaft, so können wir Stolz darauf sein, daß unser deutsches Vaterland einen größeren Antheil daran hat, als man gewöhnlich annimmt". Virchow gedachte besonders der wissenschaftlichen Arbeit, die in Bologna geleistet wurde, und der Thätigkeit Baccellis. Besonderen Dank zollte er dem kürzlich verstorbenen früheren Finanzminister Dr. v. Miquel, der sich seinen Wünschen stets zugänglich gezeigt. Dies nicht an dieser Stelle aussprechen, würde undankbar sein. Im weiteren Verlaufe seines Vortrages präzisirte Virchow den Begriff der Pathologie in folgender Weise: „Die Pathologie ist nicht nur die Lehre von der Krankheit als solcher, ihr Begriff geht viel weiter, die ganze Entwicklung der belebten Natur, auch des Menschen, wäre ohne Pathologie nicht geworden, was sie heute ist". Bevor zur Erläuterung des Vortrags im verdunkelten Raum Projektionsbilder geworfen wurden, sprach Generalarzt Schaper dem ^oommunis muncu prueeoptoi'" die herzlichsten Glückwünsche und den tiefempfundenen Dank aus nicht inur für den durch Virchow erreichten Fortschritt in der ärztlichen Kunst und Wissenschaft, sondern auch für die vielfachen Segnungen, die die Allgemeinheit dem Gefeierten zu verdanken hat. Mit besonderer Freude bnnge er der zu den Füßen des Gefeierten gesessen, die Glückwünsche dew—^krjniiAbgeordnetenhausebeg^ um 8'/. Uhr. Fanfarenklänge und Jubelrufe begrüßten und deutsche Vertreter. Zuerst feierte der stanmg
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