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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-20
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1884
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Erschein tä-ttch früh «»/.Uhr- »r»«tt«, «i» «r»e»Moo z»hm>»«,,sie SS. ZPrechikmüe, »er KtbarNiu: LormittagS 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. '"- ' - W»«ch»« Var für dt« »4ch«f»l^»b« R«»Mtk bestimmte» Inserate a» S och ent«,r» »l« j Uhr Nachmtttoo«, a»La».«,« Keftiaaea früh bt»'/,2 U»r. >» bn> Filialro str Ins.-Annatz«: Vtt» Ute»». UaimrsttLtSstraße »1, 2o«t« titsche, Kathattnenstrabe iS, p. «r »«» '/.» v»r. MiWM.TagMIt Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,8V0 Ada«ne»r»t,Prri« viertelt. 4 V,. tacl. vrinarrlaha 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede eiazelae ütwnmer 30 P Brlegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» sin lagedlatt-Format gesalzt) Ohne PosibtsSrderung 39 Mk. «it Postbrsörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzelle 20 Pf. GrSgere Schriften laut nns. PreiSverzeichoiß. labellarlscher u. Ziffernsatz nach hüherm Laris. Ntilamen unter dem Nrdartio»<ftrich dietgespalt. Zeile SO Pf., vor den Familiennachrichten die Ogcfpaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind slelS an die Expeditt«» z, senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuwerami» oder durch Post» Nachnahme. zrs. DomrerStag den 20. November 1884. 78. Jahrgang. Zsr gesiilligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag» den 2L. November Bormittag» mar bi» Uhr «nvsfnet. Lxpeältlon 668 LlvIpAlxvr VaxedlAltes. Amtlicher Theil. Vrkanntmachllng. Der vorbereitungSgotteSdienst für den zweiten die«» jährigen Busttag sindetDonaer-tag, dem 20. laufende« ANmaat« Abend« O Uhr in der MatthätktrePe statt. Leipzig, den 14. November 1884. Die Lircheninspection für Leipzig. De»Superintendent. Der Rath den Stadt Leipzig. Pank.vr. Georgi. Kretschmer. Vekannrrnachimg, de» diesjährige» Lhrtstmarkt betreffend. Segen de« am 17. Dreenrber 1884 beginnenden GHrtftmarkte«, auf welchem feilzubieten »«r hiesige» We»ei»de»ttglteder» gestattet ,st» verordnen wir hier- dnoch Folgende«: k) Diejenige«, welch« Stände auf dem Christmarkte z» «halten wünschen, haben fick bi« zum S»»»ade»h, de» DG. Rovember diese« Jahre«, bei unserem Markt» dotgt« (Nakchmarkt l, 2. Etage) zu metden. Später ein- nehende Unmetduugen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Anweisung eine« Stande« und die Au»s«rtiaung de« Scheuw« hierüber sind 25 zu entrichten. W,rd diese Gebühr nicht sofort entrichtet» so wird Uber den Stand naderweit verfügt. 2) Wer einen ibm angewiesenen Stand nicht späteste»« «» AG. De«e«»er besetzt hat. ist desselben verlvstig, Hot auch zu gewärtigen, vast ibm für spätere Christmärll- Stände nicht wieder überwiese» werde»», sobald er nicht eine» IWstgen den BehinverunaSgrund uachweist. ») Der hiesige B)»che»«arkt wird zuletzt DonneMag, b» 11. December diese« Lahre«, auf dem Marktplatz«, von da «n ab« auf dem Fieischerplatzr avgehalten, auch während d« Markttag« vom Sonnabend, den IS December an, den hiesige» Verkäufern von Töpfer» und Steingutwaarrn die «Nutzung de« Lvpserplatze« gestattet. An den in den Christmarkt fallenden S Wochenmarkt» pme«, also am 18., 20. und 23. December, ist die Dauer den Markte« an ein« bestimmte Sechlutzzeit nicht gebunden. 4) Der Aufbau der Butze» aus ve« Christmarkt« ist lm« Sonntage, den 14. December ab, an diesem Tage jedoch aß nach Beendigung de« Bormittaa-gotteSdienstr«, also nach ttN, Uhr vormittag», gestattet. Da« AuSpackeu und Ein» räume» der Maaren darf nicht vor Mittag« 12 Uhr de« 1«. December beginnen. 5) Der verkauf der Waare» findet bi« zum 24. December k> Uhr Mitternacht« statt, doch «st am 2t. December, dem in de» Christmarkt fallenden vierten Adventsonntage der öffentliche Handel in Läden, auf Straßen und Plätzen erst nach be endigtem Bormittag»gotte«dienste, also nach 10'/, Uhr vor mittag«. gestattet. S) Die Inhaber von Christinarktständr» dürfen nur ihre MmgehArtge» »»d solche Personen »s« Derkäafer »ern»e»dea, welche stänvia ia ihre» Dienst«« siehe» »der sonst hier »oh«»aft sind, »nd e« werden alle Stände sofort et»gezogea, an denen a»«»ärt« U»oh»hafte selbstständige Personen, welch« nicht hiesige Gomeinvemitgliever sind, al« v«käuf« betroffen werde». 7) Sämmlliche Buden und Stände, sowie die auf de« A»m»ft»«piatze znm Feilhalten doa Chnstbäumea benutzte» Plätze find von den Inhabern noch am 24. December bi« Mitternacht« l2 Uhr zu räumen. «) C« bleibt auch dir-mal gestattet, di« für de» Christ» nm»K benutzten Buden aus dem Markte noch am 25. «nd 2V. December stehen zu lassen. L« habe« ab« die Miether sowohl, al« die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmtlicke Buden «ach AuSräumen der darin vesindlichen Maaren sofort gut geschloffen, d. h. die Klappen pmebolzt. die Thüren verschlossen oder vernagelt, sowie die Bndenplankn nebst den dazu gehörigen Planenflangen be» ' foitiat werden. ») Sämmtliche Christmarktbuden, soweit dieselben nicht mit Einwilligung der Meßbudendeputation in der Neujabr«- »mffe benutzt werden sollen, sind am 27. December avzu» brich«», und deren Fortsckaffung muß noch an demselben k«H« «folgen, auch bi» Abend« 8 Uhr beendet sei». 10) Der verkauf von Christbäumen wird vom 17. De» «mber ab auf dem AugustuSplahe gegen ein Standgeld von 3 uä für jeden gleichmäßig großen Platz gestaltet, iedoch uni« ausdrücklichem verbot de« Einschlagen« von Pfählen oder sonstiger Besckädigung der Oberfläche de« Platze«. Segen Aufstellung der Christbäume und sonst allenthalben ist de« bezüglichen Anordnungen unsere« Marktvoigt« nnb«» Folge zu leisten. derbandlungen gegen diese Vorschriften werben «it rose bi« z« GO Mark oder entsprechender r»fe geahndet werden, pzig, «« 10. November 1884. Der Rath her Stahl Leipzig. vr. Georgi. Henniq. rel1er-ver«ie1hun-. Ln de» der Stadtgemeinde gehörigen Hause. Reichsstraße Nr. ««. ist »aar I. Jannar 188» an ein Kellerloea gegen einnierteljätzrlich« KS»dtg»»g anderweit zu oee»ieihe»> Miettzgesuche werden ans dem Rathhanse, l. Etage. Zimm« Nr. l7. entgegengeuommen, woselbst auch di« L«» «iekhnngSbediugungen eingeseh«, ««den können. Leipzig, am l7. November >884. Der Rath der Staht Leipzig. vr. Georgi. strunibiegel. gkttmlMch««r. Unter Aushebung der Bekannlmackungen vom t. Mai d. 2., resp. 27. Juli 1876 wird hinsichtlich der Ha»«» klingeln Folgende« ungeordnet. In der Regel soll für jeden HaoSringang zu einem Ge bäude, Gehöft« oder sonstigen bewohnten Grundstücke eine klingeleinnchtung vorhanden sein, welche e« ermöglicht, die in dem betr. Grundstücke wohnenden bezw. schlafenden Per» onen zum Oefsnen de« fraglichen Eingänge» auszusordern. Wo für da« mit eia und derselben Straßennummer be zeichnet« Grundstück neben einander mrhrere Eingänge be stehen, kann mit besonderer, einzuholender Erlaubnlß de« Rathe« die Anbringung einer derartigen Klingel an nur einem dieser Eingänge erfolgen. Bei Grundstücken, welche an verschiedene Straßen grenze», muß an jeder Straßensronte eine Klingel vorhanden sein, sofern an diesen Fronten ein besondere« Wohngebäude steht. Ferner hat der Besitzer resp. dessen Stellvertreter ein« Person zu bestimmen, welcke auf diese Hauüklingeln zu achten >at. resp. dafür verantwortlich ist, daß gegebenen Falle« dor betr. Eingang geöffnet wird. Insoweit derartige Vorricktungen noch nicht oder nicht tn der vorbezeichneten Weise vorhanden sind, ist da« Erforder liche bi« zum l. April 1885 vorzukehren: im Untertaflungs- älle wird der Säumige mit einer Geldstrafe bi« zu 60 ut ober entsprechender Haststrase belegt werden. Ltipzig, am 18. November 1884. Der Rath her Stadt Letpzta. vr. Georgi. Wilisch, Aff. VMimlimch«»-. ,. . Erstatteter Anzeige zufolge ist da« sür iilora Knnntz Mahnert au» Connewitz vom dortigen lNemeindevorstanl» unterm 4. ^anuar 1881 ausgestellte Dienstbuch abhanden gekommen. «ir bitten, da« Buch lm «uifindnng-sall- bei »n« ab,»gebe«. Leipzig, am 15. November 1884. . ras Polttktamt her Stahl Lei-ztg. Bretichueidrr. Falvix. Rsdr. Die Aussühruna der sür Privatgrundstück-besitzer auz»» legenden Bei-, Fallrohr- und Nebenschteußeu soll auf dt« Dauer der Jahre 1885 und 1888 an einen oder mehrere Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in nuferer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«, N. Etage. Zimmer Nr. 14, au« und können von da entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: .Herstellung von^Privad«" t» hea Jah»»» versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 2». November t«84» Nackmittag« 5 Uhr, einzurrichen. Leipzig, am 7. November 1884. ^ De« Roth« h»*St«ht P-kpM Strasie»h»»^vep»t«tto«i^ httamtnachmir. Die Lieferung von 1,036,000 Scklcußensteine« zu den im Jahr« 1885 au«zusühreuden Sckleußenbauten soll an einen oder mehrere Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung, Rathhall«, H. Etage, Zimmer Nr. 14 an« und können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,^Ltrfer»»g »oa Schle«-e«stetae» t» Jahre 188S" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 29. November 1884 Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig» am 14. November 1884. De« Rath« der Stadt Leipzig Strasienbaudeputattoa. Gr Vrkannlmachung. An einer jeden unserer beiden Gasanstalten soll ein Assistent de« Dirigenten mit einem jährlichen Gehalt von 2000 Pensionsberechtigung und einer Entschädigung von 450 jährlich für freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung ange- stellt werden. Der Assistent der Gasanstalt U wird im Lause de« nächsten Jahre- diese Emolumente ln natura ge» währt erhalten. Technisch voraebildete und mit dem GaSfach vertraute Bewerber habe« ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eine« kurze» Lebenslaufe« tzt« z» de« 24. Rovr«ber d. I. bei miserer Nuntiatur schriftlich einzureichen. Leipzig, den 14. November 1884. Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hentschel. Vkkaillitmachmig. Aus sein Ansuchen ist Herr Fischerobermeister A. W. RGHlee, Arndtstraße Nr. 1 hier, au» dem von ihn, bisher bekleideten Amte eine« Armenpfleger« im 28. Distrikte ent lassen worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank sür die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung au». Leipzig, den 17. November 1884. Da« Arareadtreclorl««. , Ludwig-Wolf. A. Die Stelle de« Oekoaomtetnspector« haben wir dem zeitherigei» RittergutSinspector Herrn Friedrich August Her«a«» Sökstei» übertragen und ist derselbe heute von un« in Pflicht genommen worden. Leipzig, den 17. November 1884. Der Rath her Stadt Leivri vr. Georgi. el Vestiligurig des rrachhuschlags sür sperrige Güter. Der Ltsenbahnioris - Lvmmissioa und dem Ausschuss« der Ber- kehr« - Interesse,te, in Berlin liegt der Antra, vor, »en Krocht» znschloa siir sperrt,« Güter zu beseitige« und die einzelnen ietz« nl» sperrig ous,»führten Güter tu Pie A«f,ählnn, per Güter Per Gpeetnltnrise ttuzureihen. Der Berkehi»An«sa»B der Handelskammer, welchem diese Frage znr gntocktlichen Aenheenng überwiesen ist. nesg» fick der Ansicht zu, daß riae solche Aeudrruug. so wünschenswerth sie für einzelne «e- schllsiHpoelg« sei, »So», nicht tm Interesse de« Gesammwerkehr« liege; er Hot jedoch beschlossen, vor Erstatt,», eines Berichte« de» Belhrtligtr» Gelegenheit zur Geltendmachung ihrer Wünsche za biete», »ob e« »erden dieselbe, daher oisgelorderl, solche bi« zu« 2«. ps«. »1«. schriftlich an da« Vnrea, der Handelskammer. Neumarkt 1V, l., gewngr» z» lassen. Snpzig, den 19. November 1884. Der Vorsitze»«« per H«»pel»ko»«er. vochsmnth. vr. Grusel, S. krriwilll-e verstti-erin-. .«»4.>« die zu dem Nachlasse des Beutler- und Mützenmacher« SrieoNch «orit, «ech1rr in Lansigk gehörigen Grundstücke: 1) das Haus Fol. 315 und 2 da» Feld Fol. 443 de« «rund- und HypothekenbuchS sür Lausigt. vou welchen da- unter 1 aus 14,000 >l und da« unter 2 aus 32-, ort-gerichtlich gewürdert worden ist, i« Nachlatztzause m Laust,k getrennt versteigert werden, wa< unter Verweisung aus deu un Gasthos „zum Engel" tn Lansigk ausgedüngteu Amchlag und mil dem Bemerken, daß in dem Hause sei« 2ü Jahren ein Mützenmacher-, Beutler-, Kürschner- und Hutgeschüst betrieben worden ,st, bekannt gemacht wird. Borna, den 30. Oktober 1834. Ta« «Sntgliche Amtsgericht. In Stellvertretung: vr. Wein icke. LStzsch. Nichtamtlicher Theil. Zur Eröffnung -es Reichstages. Der Reichstag tritt heute in der Gestalt zusammen, welche ihm die Wahlen vom 28. Oktober und die darauf gefolgten Stichwahlen gegeben haben. Diese Gestalt weicht sehr wesent- lich ab von der de- vergangenen Reichstages. Zn gleicher Stärke erscheint nur da- Ecntrum mit seinen Anhängseln, den Welsen und Polen, die Reihen der Consrrvativen, Natio- nalliberdlen und Socialdemokraten weisen erhebliche Ver stärkungen auf und die Deutschfreisinnigen haben mehr al» ein Drittel ihre« früheren Bestände« eingebüßt. Eine feste Mehrheit ist aber auch in dem neuen Reichstage nicht vor handen. Di« Drutschconservativen mit dem Centrnm nebst W«liv» und Pols» sind nur 198 Mann stark und die EsusetDativen beider Gruppen stellen mit den Nattonal- ^iborat» ««, 157 Abgeordnete. Dcutschfreisinnige, Centrnm, Welfen und Polen betrag«« zusammen ISl und mit Hinzunahme de, Volk-Partei 127. Die Entscheidung wlkd« also bei allen Combinationen bei den übrigen Parteien de« Reichstage», bei den Socialdemokraten, den Elsaß-Lothringern und Dänen, liegen. Da« sind Zahlenverhältnisse, welche für die Regierung keineswegs günstig genannt werken können, denn da« Centrum, die'stärkste Pattei, wird stet- unter den Gegnern der Regierung zu finden sein, e« sei denn, daß seine Zustimmung durch Zugeständnisse an die Kirche erkauft wird, iirser Zustand, welcher nun schon seit länger als sechs Jahren andauert, kann nur ein ungesunder genannt werden, denn die Regierung wird dadurch zu einer Haltung in kirchen- politifcher Beziehung genöthigt, welche mit ihren Absichten in Widerspruch steht. Trotzdem läßt sich nicht verkennen, daß sich eine Wendung zum Besseren zu vollziehen beginnt und daß durch die geschehene Parteiverschiebung die Gesammtlage sich gebessert hat. AlS neue« Glied de« Reich«organi-mu» ist der preußische StaatSrath neben BundeSrath und Reichstag eingrsügt worden; sämmtliche Vorlagen, welche ihm bisher zur Begutachtung zugegangen sind, gehören in die RcickSsphäre: die Postspar- casscnvorlage, die Ausdehnung de« UnsallversickerungSgesetze» aus die Land- und Forstwirthschast und diePostdampfersubvention. Alle diese Vorlagen sind vom StaatSrath geprüft und zur Ueberweisung an den Reichstag vorbereitet worden. Die Zu ständigkeit de« BundeSrath« bleibt davon unberührt, die vom StaatSratb geprüften Vorlagen erhalten dadurch nur eine moralische Unterstützung und dürfe trägt wabrsckeinlich dazu bei. den BundeSratb zu entlasten. Die Hauptentscheitung ruht nach wie vor beim Reichstage, dessen Oppositionsparteien durch den StaatSrath sicherlich nicht zum Ausgeben ihre- WiderstandeS veranlaßt werden. Immerhin bleibt adzuwarten, welche Wirkung die Thätigkeit de» preußischen StaatSrath- aus den RcickSorganiSmuS auSüben wird. Wir haben wiederholt unsere Ansicht dahin geäußert, daß wir un« von der Thätig, krit de« Staat-ratbe- kaum eine größere Wirkung versprechen al« von der de« VolkSwirthschastSratbS, daß vielmehr dieser wegen seiner Zusammensetzung in volk-wirthschastlicken Fragen noch ein größere» Gewicht in Anspruch nehmen konnte. Sehr bemerkbar wird sich voraussichtlich die Verdoppelung der socialdemokratischcn Partei im Reichstage machen. Die Socialdemokraten sind jetzt nicht mehr, wie früher, aus die Beihilfe gesinnungSverwandtrr Parteien angewiesen, wenn sie selbstständige Anträge stellen wollen, sondern stehen heute aus eigenen Füßen. Die Vermehrung der Socialdemokraten im Reichstage ist sür den Lauf der Beratbungen durchaus nicht bedenklich, im Gegentheil sind wir überzeugt, daß mit dem wachsenden Einfluß der Partei auch unwillkürlich der LäuterungSproceß. welchen sie schon seit der Geltung de« Socialistengesetze« durchgemacht hat, weitere Fortschritte zeigen wird. Eine Partei, welch« mehr al« eine halbe Million Wähler vertritt» kann aus die Dauer nicht revolutionären Be strebungen huldigen, durch die regelmäßige Theilnahme an der Gesetzgebung macht sich von selbst die Begrenzung ihrer Wünsche nvthig, sonst tbäte sie besser, den parlamentarischen Verhandlungen überhaupt fern zu bleiben. Ueberdie« haben dir Socialdemokraten alle Ursache, mit Dem. wo« sie durch ihre agitatorische Tbätigkrit erreicht haben» zufrieden zu sein. Die soriolpvlitische Gesetzgebung der letzten drei Jahre ist eine unmittelbare Folge Vieser Agitation, sie stellt da» Zn- aeständniß -dar, daß die Forderungen der Socialdemokraten, soweit sie überbauxt in den Rabmrn der bestehenden staat lichen und gesellschaftlichen Zustände Hineinpassen, berech tigt sind. Wenn die Socialdemokraten die Hand dazu bieten, auf diesem von der ReichSregiernng betretenen und von den staat-erhaltenden Parteien gleichfall« verfolgten Wege mit,«gehen, dann werden sie an der Mebr heit de« Reichstage« kein« Gegnerin, sondern eine bilfS bereite Mitarbeiterin finden. Und e« ist in der Tbat Aussicht vorhanden, daß die socialdemokratische Partei sich au« einer Umstnrzpattei in eine Reformpartei verwandelt, welche daraus verzichtet, den konstitutionellen Staat in den socialistischen umzuwandeln und dann erst aus der neu gewonnenen Basis den socialistischen Staat aufzurichten. Auch kic radikalsten Socialisten werden sich der Wahrnehmung nicht verschließen könne», daß die Ausrichtung de» socialistischen Staate« ihre großen Schwierigkeiten hat und daß bi« zur sociatdcmdkratischen Mehrheit im Reichstage noch ein weiter Weg zurlickzu legen ist. E» tritt noch ein andere« wichtige« Moment hinzu und da» ist die Thatsache, daß eine große Anzahl socialdemo kratischer Wähler nur unter der Voraussetzung ihre Stimmen sür di« Candidaten dieser Partei abgegeben haben, daß die Umsturzbestrebungen verlassen werden und die regelmäßige parlamentarische Entwickelung an deren Stelle tritt. Die Noth de« Leben» lastet aus zahlreichen Personen nicht minder al- aus Denjenigen, welche sich mit besonderer Betonung Arbeiter nennen. Zu den Arbeitern, welche den ununter brochenen Kamps um« Dasein kämpfen, gehören auch viele Staat«- und Privat - Beamte, welche mit der Feder arbeiten. Gerade von dieser Seite hat die soeialdemo» kratiscke Partei seit einem Decennium großen Zuzug erhalten, aber nicht .in der Meinung, daß dadurch der Umsturz der bestellenden StaatSeinrichtungen herbeigesührt werden soll. WaS die Mehrzahl der fleißigen Arbeiter anstrebt, mag nun die Fabriklhätigkeit oder die geistige Arbeit ihr Arbeit-frld sein, ist die Verbesserung ihrer materielle» Lage, und diese wirb durch Gesetze angebahnt, Weiche die Arbeiter gegen die Folgen von Krankheit, Unfällen und Arbeitsunsävigkeit wegen AtlerS sicher stellen. Da« Berständniß für die Wohlthäng» keit dieser Reform bricht sich in immer weiteren Kreisen Bahn, und deshalb erscheint die Erwartung gerechtfertigt, daß die socialdemokratischen Abgeordneten den ernstgemeinten vcrsnch machen werde», sich an der socialpolitischen Gesetzgebung z« betheiligen. Geringere Hoffnung hegen wir, die deutschfreisinnig« Pattei zur unbefangenen Würdigung drr Thatsachen zu bekehr«. In dieser Partei ist da- starre Festyalten an einem bestimmten Schema ohne Rücksicht aus die vorliegenden Bedürfnisse de« Volke« so sehr in Fleisch und Blut Lbergegangeu, daß eine anderc mit Thatsackrn rechnende Auffassung sich schwerlich in nächster Zeit bei ihr vollziehen wird. Die sehr die Deutschfreisinnigen in ihre sogenannten Grundsätze verrannt sind, zeigt die Blindheit, welche sie gegen ihre politischen Fehler kundgebrn. Es ist den Dcutschsrcisinnigen beute noch nicht klar, daß sie durch die Verschmelzung der Fortschrittspartei mit der Secession die Art an ihre Wurzeln gelegt, daß sie damit den Wählern erst die Augen geöffnet hoben, wohin der grundsätzliche Wider stand gegen eine Politik führt, die ihre Kraft au« de« nationalen Bedürfnissen und Instincten der Nation saugt. Di« Deutschfreisinnigen halten an ihrem Programm vom 5. März fest, odwojjl sie gesehen haben, daß ein großer Theil der Wähler mit diesem Programm nicht Unverstanden ist. Ter Rückgang der Zahl der deutschfreisinnigen Wähler ist nicht etwa darauf znriickzuführen, daß ein Drittel der Wähler fick der Abstimmung enthalten hätte, sondern darauf» daß dieser Bruchtheil theil» zu Len Nationalliberalen, theil» zu den Socialdemokraten abgeschwenkt ist. Die deutschfrei sinnige Bewegung wollte die liberale Pattei zur radicaleu machen und diesen UmwandlungSproeeß wollten viele ge mäßigt Denkende nicht mitmachen, andererseits ist di« Ver schmelzung der Radikalen unter den Fortschrittler» al« «in Rückschritt erschienen und deshalb baden sie sich kurz ent« schlossen, zu den Socialdemokraten überrugehen. Da« ist «in sehr lehrreicher Vorgang, welcher den Freisinnigen zu denken geben könnte. Ader mit Thatsachen zu rechnen, ist nicht di« Art dieser Partei» und drSbalb ist e« gut, daß der begonnene Zersetzung«» proceß sich weiter entwickelt. In diesem Sinne fassen wir da« Wablresultat aus, soweit e« die Deutschfreisinnigen be trifft. Diese Partei wird nun zu zeigen haben, wie weit st« innerlich einig und gefestigt ist. Hat sie noch ferner Lebens fähigkeit al« selbstständige Partei in ihrer gegenwärtigen Zu sammensetzung, so wird sie ihrm Bestand wahren, ist da« nicht der Fall, wie wir glauben, so wird sie sich in ibr« Br- standtheil« auslösen, der AttractionSproceß nach recht« uud link» wird sich weiter vollziehen und schließlich wird al» letzte Säule der Partei nur übrig bleiben der Abgeordnete Engen Richter. * Leipzig, SV. November 1884. * Zur ReichStagSeröfsnuna wird un« au« Berlin geschrieben: Am 20. November kommt die neue Reich«» Vertretung zum ersten Male zusammen. Die Veränderungen in den Parteiverbältnissen gegen die vorige Legislatur periode sind vielleicht nicht so bedeutend auSgesallen. wie man vielfach erwartet und gehofft hatte, immerhin baben aber doch recht namhafte Verschiebungen stattgesundrn. Da« Centrnm mit seinem welfischen Ankang tritt zwar in der alten Machtstellung von 109 Mit gliedern wieder aus. die wesentlichste Verschiebung besteht in einer ansehnlichen Verstärkung der conscrvaliven und einer entsprechenden Schwächung der deulschsrcisinnigen Partei. Die beiden konservativen Fractioncn treten in einer Stärke von !06 Mitgliedern (gegen 76), die Deutschfreisinnigen in einer Zahl von 67 (gegen >06) auf, während die nationattiberale Fraktion von 45 aus 53 Mit- glirder gewachsen ist. Bon den kleinen Gruppen haben die Bolk-partei (früher 10, jetzt 7), die Polen (jrüher 18, jetzt l8), die Dänen (srührr 2, jetzt l) einige Mandate verloren, die Socialdemokratie aber bat sich gerade verdoppelt (von 12 aus 21), hat also offenbar im Verhältniß weitaus die besten Geschäfte gemacht. Eine feste, sür alle großen Entscheidungen zuverlässige Mehrheit ist auck im neuen Reichstag nicht vor» vanden, und e« ist vorau«zusehen, daß eS an schweren Con- flicten nicht fehlen wird. Für kleine«, reaktionäre« Flick» werk an der bestehenden Gesetzgebung bietet sich aller dings wieder die gegen früher noch verstärkte, conservativ- ultramontan« Mehrheit, und die Schutzwehr gegen eine snstematisck rückschrittliche Politik liegt weniger im Par lament al« in der Regierung. Da» verhältniß der Regierung sowie der Conservativen zu der klerikalen Partei ist durch die Haltung der letzteren be, den Wahlen und den allfcitigen Widerwillen gegen die Herrschaft de« Herrn Winbthorst mit lbren immer maßloseren Ansprüchen jo er» schlittert, daß man große aesehgcberische Thaten, vollbracht von der Regierung im ausschließlichen Einvernehmen mit der konservativ»ultramontaneu Mehrheit, nicht wird befürchten müssen. In den Fragen der Socialpolitik bat sich da« Centrum im großen Ganzen al- brauchbar und willfährig erwiesen, und eS ist sonach, auch wenn die Deutschfreisinnigen 1.
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