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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140718023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914071802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140718
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914071802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-18
- Monat1914-07
- Jahr1914
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AÜ17 eilige Losev am Freitag abend. Der aus Dresden stammende bekannte Radierer und Maler Professor Karl Aöpping iist in Tegel im Alter von 00 Jahren gestorben. Der Zeppelin-Kreuzer «Z. 4" ist nach einer Mel dung aus Lissa an der russischen Grenze durch russische Grenzsoldaten beschossen worden. Die Fabrikanten in Finster mal de entliehen bereits viele Vorarbeiter, woraus hervorgchcn soll, dab der Betrieb morgen überall eingestellt werden soll. Erzherzog Friedrich ist vom Landwehr-Ober kommando enthoben und zur Disposition des kaiserliche» Oberbefehls gestellt worden. Die serbische Regierung hat nach einer Meldung aus Budapest mehrere Reservesahrgänge in einer Gesamt stärke von 70 PO Man» cinberufcn. Die albanischen Aufständischen bemächtigten sich Spitalis auf dem Westhügel vor Turazzv, legten dort Berschanzungen an und richteten dort ihr Hauptquartier ein. Huertas Familie ist in Puerto Mexiko cingctroffcn: Huerta wird heute abend dort erwartet. Unitardmm und Demokratie. Unter dieser Ueberschrist bra cken mir in der Mitt wochs-Abendausgabe slO. Julii eine Erwiderung auf eine Aeuhcrung der „Frankfurter Zeitung" zu unserem frühe ren Artikel „Staatssekrctarisierung Preuhcns". Hierauf hat sich unter der Ueberschrist „Die Konservativen und das Reich" die „Franks. Ztg." am 10. Juli aus Dresden folgen des telegraphieren lassen: „Die „Dresdner Nachrichten" wenden sich beute gegen die Be hauptung der „Frankfurter Zeitung", bah ausserhalb der konser vativen Zirkel niemand jemals etwas von dem doininicrcildcn Einfluss der Ltaalssekretäre im preussischcn Ministerium bemerkt habe. Die „Nachrichten" sagen, das stimme schon deshalb nicht, weil sie in erster Linie aus die Sache hingewicscn hätte», und sie seien ein unabhängiges nationales Blatt, unterständen keinem Parteizwang und könnten nicht zu Len konservativen Zirkeln ge rechnet werden. Diese Entgegnung gehört zu den journalistischen Merkwürdigkeiten. Alle i??) politischen Kreise in Sachsen wissen, dab die „Dresdner Nachrichten" «in ausgesprochen agrar-konser- uattve» Blakt, das Sprachrohr des Führers der sächsischen LandiagS- konservativen sind. Sie treiben Politik nach engste» konservativen Gesichtswinkeln, die für die volkswirtschaslllchcii Bedürfnisse Sachsen« oft passt wie die Kqust ausS Auge. Ob sich die „Dresdner Nachrichten" selbst zu den konservativen Zirkeln rechne», ist ganz gleichgültig, Tatsache bleibt, dass sie völlig im Fahrwasser der preußischen Konservativen schwimmen." Es gehört zu einer oft angetrosfenen Taktik demo kratisch-liberaler Kampfesweise, mit den Bezeichnungen agrarisch und konservativ graulich zu machen, und deshalb verschmäht cs auch die „Franks. Ztg." nicht, die natürlich mit uns als einem christlich-monarchisch nationalen Blatte nichts gemein hat, ja dessen staatscrhaltcnde nationale Politik sie zu bekämpfen sogar für eine ihrer Hauptauf gaben hält, uns mit dieser Titulatur ein vermeintliches Odium anzuhängen. Wer sich nicht die Mühe nimmt, die „Dresdner Nachrichten" in ihrer politischen Haltung zu beobachten, dem kann es natürlich passieren, das; er den Unsinn der „Franks. Ztg." für bare Münze nimmt. Gott sei Dank gibt cs aber nicht nur in Sachsen, sondern auch in ganz Deutschland Menschen, die sich über die „Dresdner Nachr." ein eigenes Urteil gebildet haben. Leuten, die in dem politischen Fahrwasser der „Franks. Ztg." schwimmen, ist es selbstverständlich ein Greuel, zu erfahren, daß cs auch politische Organe gibt, die ans Grund einer voll ständigen Unabhängigkeit nationale Poli tik verfolgen, die von den Grundsätzen und Tendenzen der „Franks. Ztg." allerdings weit ab liegt. Es ist eine völlig sinnwidrige Auffassung, wenn die „Franks. Ztg." sagt, daß wir Politik „nach engsten konservativen Gesichtswinkeln, die für die volkswirtschaftlichen Bedürfnisse Sachsens oft paßt wie die Faust aufs Auge", trieben. Wenn die „Franks. Ztg." auf Grund einer andauernden Beobachtung unserer Politik bei der Wahrheit bleiben wollte, müßte sie anerkennen, daß wir sowohl in allgemeinen politischen wie namentlich auch in volkswirtschaftlichen Kragen den berechtigten Forderungen nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der Industrie gerecht werden. Daß wir aber sogar „völlig im Fahrwasser der preußischen Konservativen schwimmen", ist der kapitalste Blödsinn, der sich für uns denken läßt, und der nur mit der anderen absurden Behauptung zu vergleichen ist, daß wir engherzigen Parti kularismus trieben. Dabei soll nicht in Abrede gestellt werden, daß wir uns in zahlreichen politischen Fragen aus unserer freien lleberzcugung heraus häusig mit den Grundsätzen der konservativen Partei und einzelner ihrer Führer begegnen, ebenso wie wir in vielen Fällen voll und ganz den Grundsätzen und Auffassungen in natio nalen liberalen Kreisen zusttmmcn. Mit demokratisch- fortschrittlichen Grundsätzen und Tendenzen, wie sie die „Franks. Ztg." vertritt, können wir uns freilich nicht be freunden. Was Preßorgane nach Art der „Franks. Ztg." für unser nationales Leben bedeuten, das hat Fürst Bis marck mehr als einmal dem deutschen Volke klargcmacht. Und auf das Urteil dieses alten Necken geben wir nach wie vor etwas! Neueste DrMmelduugen vom 17. 2uli. Beschießung eines Zeppelin-KreuzerS durch russische Grenzsoldaten? Lissa. iPriv.-Tcl.) Aus Neidcnburg im Kreise Allcn- stein wird gemeldet: Am Dienstag traf derLustkrcuzer „Z. 4" auf einer Uebungsfahrt im Kreise Neidcnburg ein. Er hielt seinen Kurs nahe der russischen Grenze und scheint dann in der Richtung auf Ojotgowiy über die russische Grenze gefahren zu sein. Die russischen Grenz soldaten beschossen den Zeppelin-Kreuzer, trafen ihn aber nicht. „Z. 4" änderte daraufhin seinen Kurs und fuhr über Ncidenburg nach Allenstein zurück. Berlin. sPriv.-Tel.) Zu der Beschießung des „Z. 4" durch russische Grenzsoldaten wird noch mitgeteilt: Die russi schen Grenzwachen haben den strengsten Befehl, jedes Luft fahrzeug, das die russische Grenze zu überfliegen sich an- schickt i!s, rücksichtslos scharf zu beschießen. Namentlich die Führer von Freiballonen haben diese Erfahrung oft ge macht. An hiesiger amtlicher Stelle liegt über den Zwischenfall bis jetzt keine Meldung vor. — „Z. 4", der sich seit etwa Jahresfrist im Besitze der preußischen Militär behörde befindet, ist dasselbe Luftschiff, das am 3. April vorigen Jahres in Lnncville jenseits der französischen Grenze landen mutzte. Damals befand sich „Z. 4" auf seiner Abnahmcsahrt. Türkische Offiziere beim deutsche« Kaiscrmanövcr. Berlin. sPriv.-Tel.s 40 höhere türkische Offi ziere werden am deutschen K a i s c r m a n ö v c r teil- nchmen. Die Erkrankung des Herzogs von Aosta. Neapel. Nach dem heute ausgcgebcnen Krankhcits- bcrichtc handelt cs sich bei der Erkrankung des Herzogs v o n A o st a um eine tnphuSartige Infektion. Das Be finden des Herzogs ist wenig verändert. Serbische Reservistencinberusuugc». Budapest. Der „Pester Llorid" meldet ans Scra- jewo, daß die serbische Regierung mehrere Rcserve- iahrgänge in einer Gesamtstärke von 70 000 Mann einberufen habe. Das serbische Heer befindet sich schon heute auf halber Kriegsstärke. Auch Truppcnvcr- schiebungen aus Neuserbieu sind im Gange. Vordringen der Aufständischen »egen Durazzo. Dnrazzo. Die Aufständischen haben sich SpiialiS, eines Punktes auf dem Wcsthügcl. bemächiigt, dort schanzungcn augelegt und ihr Hauptquartier eingerichtet. Ein Parlamentär wurde zu ihnen geschickt, aber von den Vorposten nicht durchgelassc». Als er zum zweiten Male zu den Aufständischen kam, übergaben sic ihm Briese für die Gesandten Italiens, Rußlands, Frankreichs und Englands. Die Kontrollkommission hat beschlossen, siir die Verpflegung der Flüchtlinge ans Walona Sorge zu tragen Duell zwischen spanischen Zcitungsdirektorcr Madrid. Zwischen den Direktoren der Zeitungen „El Parlamentariv" und „Tribnna" hat ein Zweikampf ans schwere Säbel slattgcsunden, wobei jener durch einen Hieb über den Kops schwer verletzt wurde. Huertas Familie in Puerto Mexiko Puerto Mexiko. Die Familie Huertas ist hier eingelrosscn. Huerta wird heute abend hier erwartet. Die Revolution in San Domingo Washington. Ter Kommandaiik des amerikanischen Kreuzers „Tciincsscc" berichtet, daß zwei Vorstädte der Stadt Sa» Domingo von den Aufständischen eingenommen worden seien. Tie Frcmdenkvlonien befürchteten einen Angriff aus die Hauptstadt. Von Turk-Jsland iBahama- Jnselnj werden sich zwei englische Schisse nach San Domingo begeben, um die dortigen britische» Staats angehörigen nach Turl-Jsland zu bringen, München. Die Gattin des Kunstmalers von- der H e n d t, die in einer Villa am Starnberger Sec wohnt,^ fuhr gestern mit zwei Töchtern des Schneidermeisters Tutzing in einem Boote aus den Sec. entkleidete sich, anscheinend in einem Anfälle geistiger Umnachtung, trank ein Fläschchen Lysol und stürzte sich ins Wasser. Tic Kinder kamen mit Hilft von Fischern an Land. Die Leiche der Frau wurde noch nicht gefunden. Sertliches und Sächsisches. Dresden, 17. 2uli. —* Sc. Majestät der König in Sand in Täufers. Von der Ankunft Sr. Majestät in Sand in Täufers wird uns von dort unter dem >8. Juli geschrieben: Mit dem Zuge um 10,37 Uhr vormittags kam heute Sc. Majestät der König von Sachsen hier an. Airs diesem Anlasse prangte die ganze Sommcrortschnst im Flaggeilschinnck, viele Fahnen in Seit sächsischen Farben wehen vvn den Häusern. Das Schloß Hotel Schrottminkcl, der Svmmcrsitz des Königs, ist vräch tig dekoriert und mit einer Ehrenpforte geschmückt. Bereits um 7,30 Uhr früh kamen die königlichen Kinder Prinz Ernst Heinrich und die Prinzessinnen Margarete, Maria Alix und Anna samt Ihrer Exz. Frau Obcrhofineistcri» von der Gabclentz-Linsingcn und Gefolge hier an. Eine donnernde Völlcrsalvc begrüßte sie. Der König wurde von seine» Kindern herzlich» am Bahnhöfe begrüßt, wo sich eine Unmasse von Sommergästen und Einheimischen ei» gefunden hatte, die ihm den Willkomm brachte». Unter dem Donner der Fcstbollcr begab sich sodann der König in das Schloßhotcl, wo er von der Schloßhotel- besitzerin Frau Kerschbaumer und vom Vorstand des Frei» denvcrkehrsvcrcins Herrn Trambcrgcr aus das herzlichste begrüßt wurde. Hierauf begab sich der König in seine Zimmer. Die Witterung ist herrlich, wolkenlos blaut sich der Himmel über das ganze Tal, das in voller Pracht ausgebreitet liegt. Wie feenhafte Märchcnpalästc schimmcr tcn die Firnen unserer Berge hernieder, ei» Panorama von unbeschreiblicher Pracht, woran sich Le. Majestät kaum sattsehcu konnte. Der König hat erst aestcrn sein Reise Programm geändert und stieg von der Defrcggerhiittc sofort nach Prägratcn ab. fuhr sodann mit Wagen bis Lienz, nach tigtc dort und fuhr heute mit der Lüdbahu hierher. —* Der König hat dem Pfarrer Je nt sch in Kohrcir beim Ucocrtritt in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrcchtsorden, dem Bürgerschuloberlchrcr Lchrem- Msstkerseftsplele aus der Louisenburg. Iphigenie auf Tauris. .... Des Fichtelgebirges herrlich-schönes Marmor städtchen Wnnsiedel hat Fahnen und Wimpel lierauSgestcckt, eine festliche Menge flutet durch die saubere Stadt mit ihren hügeligen Straßen, ihrem biederen Frankenvolk. Wie Uber Nacht hat sich das Gesicht der Heimatstättc eines Jean Paul verändert. Vor den Häusern mit ihren altväterlich anmuten den Giebeldächern stehen die Hausbewohner und schauen neugierig den Fremden nach, die über den Marktplatz wallen hinaus nach der Louisenburg, denn Fcstspieltag ist heute, Er öffnung der Klassikersestspicle 1914 Wo Goethes Fuß einst gewandert, wo sich der große Olympier zu Stunden träumenden Verweilens niedergelassen und das höchste Lob über das Felsengestein geschrieben, das je ans einer Feder seit Menschengcdcnkcn über die Louisen burg geflossen, dort auf der ragenden Feste sollten heute nachmittag Worte und Gestalten Goethes selbst lebendig werden, sollte sich vor den Augen neugierigen Volks, herbei- gcströmt aus allen Himmelsrichtungen, das tragischste aller griechischen Geschehnisse, das Schicksal der Letzten des un seligen Tantalusgeschlcchtcs vollziehen. Wo bisher an sonncn- leuchtenden Sommernachmittagen heimatlichem Spiel zur Kurzweil nachbarlicher Bevölkerung gehuldigt worden war, -a sollten beute zum ersten Male Klassikcrworte in ragende Baumwipfel verklingen und von ziehenden Wolken von dannen getragen werden in weite, weite blaue Kernen . . . Konnte es da Wunder nehmen, daß zu solchem Tag aus seiner Stetnburg der Kculenmann, der Waldgott selbst von seinem moosumwuchertcn Thron herniedcrsticg und den Menschlein, die zu festlichem Spiel staunend harrend ver sammelt saßen, den Gruß entbot? . . . Max Halbe hatte dem eisgrauen Hüter der Berge das Willkommen in den Mund gelegt, das also anhob: Bon wild-gctürmtem Hochthrons Gipfelsttz, Granitne Trümmer zickzack übcrklimmend, Geschliffener Glctscherttsche schwankem Rund Vorbei, durch Klötze. Würfel, Spalten, Höhlen Gezwängt, geduckt und bäuchlings und im Sprung Den Fuß gestemmt auf grauer Kelsgesichter Versteinte Runzelfratzcn, Surs' um Stufe inunter stieg ich aus dem Fichtcndunkel u dieser Bühne heiter luft'gcm Kreis Und grüß Euch Menscheuvolk der Dörfer, Städte, Als Herr und Meister dieses Zaubcrwalds . . . Hofschauspicler Friedrich Basil-Münchcn (zugleich der künstlerische Leiter der Festspiele, dem Possart als Protek tor ein herzliches Begrüßungstelegramm gesandt hatte), sprach die markigen Worte des Bcrggottes, hielt mit Baum und Strauch, mit eilenden Wolken und singenden, summen den ewigen Kelsgesteinbemohncrn Zwiesprache, gedachte der Menschen, die mit elektrischem Draht und knatterndem Flug zeug sich selbst zu der Gottheit Angesicht cmporrcckcn, als märe sic ihresgleichen und zog dann Frieden spendend, Frieden verheißend wieder hinauf in die uralten Klüfte. Noch sah das Auge das letzte Zipfelchen üeS moosumspon nenen Kleides des Keulenmannes, da flatterte von hoher Felsenstufe das schneeig-weiße Faltenkleid Iphigeniens, unvermittelt war von Waldgottes hehrer Segnung das Spiel hinübcrgeglitten zu Goethes hoheitsvollem Werk «Iphigenie auf Tauris" . . . Mas sich nun in knappen zwei Stunden unter blauem Himmelsüom vollzog, Iphigeniens Geschick in Dianens Tempel, umworben von verzehrender Minne des Scuthen- königs Thoas, das wir alle ohne Ansnahmc von der Schul bank her bis in seine letzte Verästelung kennen: . . . Hier obcsi wurde es uns zu neuer Offenbarung. Die Natur war hier die große unerreichte Meisterin der Szene, die Sonne selbst Beleuchtungsinspektor und die Bögel des Himmels in dichtbelaubtem Geäst die Musikanten. Wer diesen Nachmittag miterlcbt, der wird ihn als unauslösch liche Erinnerung immerdar in freudigem Gedenken be halten. Es schien, als ob Gestein, himmclragende Bäume eins seien mit den fünf Gestalten, die ihr Leid hinauS- ricfcn in die sonnenzitternde Weite. Iphigeniens weiße Gewandung, des TaurterkönigS ThosS' blutrote Tunika, über die sich schwarzer Bärenpelz u« die Schulter breitete, Pnlades' buntgesticktcr kurzer Lilarock. Orcsts dunkle un licilkündcndc Gewandung und des treuen KönigSdicners einfaches Wasscntlcid: . . . das aab mit Moosgrün und grauem Felsen eine Farbcnsnmphvnic, die kein Maler realistischer ans seiner Palette zaubern kann. Es schien, als habe der Waldgott selbst die Regie übernommen. Als Iphigenie zum Himmel sreuöciibcrstrvmcnd ausjubelte und um den herrlichsten Sonnenstrahl bat, um ihn vor Dianens Altar als Herzcnsgabe zu legen, da vergoldete die Abend sonne mit ihrem milden Leuchten Banmivipscl und schlang sich zärtlich um die minnige Gestalt, als Pnlades von neuem Gemöll sprach, das sich unheildräucnd über der Griechen Häupter zusammcnziehc und in weiter Ferne grimmen Antlitzes der verschmähte König nahte, da lag kein Sonnenleuchtcn über dem Gestein und das Moos hatte sein samtweiches Glänzen verloren, als Orcst, von Fiebern wahn gepackt, mit den längst Abgeschiedenen der Tanda-, liden ergreifende Zwicsprach hielt und seine blassen Lippen lispelten, daß er in des heiligen Haines Zwciacn Summen vcrncchme, da klana es hernieder aus Baumkronenliühe von leisem, wie verhaltenem Bogelgczwitschcr . . . Und leise Svmmcrwindc trugen Freud und Leid der Taillier wie der Griechen wie ewiges Schicksalsknndcn von dannen. So war GoctheS „Iphigenie", vlmc daß eine Silbe im Text verändert worden wäre, in diese Fclscngigantik hincinkomvoinert. und stahlhart prägten sich wohl in jeden Zuschauers Seele die Sentenzen, Es wurde aber auch mit verinnerlichter Charakteristik gespielt. Weit über alles Lob erhaben war der König Thoas von W c r » c r K r a u ß iDcutschcs Theater Berlin). Das war mcnschgcwordcncs Schicksal selbst. Größer, erhabener kann dieser König, der in seinem Barbarentum zum entsagenden Helden über mächtig wächst, nicht gegeben werden. In Anna Gör- ling iHoftheatcr Kasscll stand ihm eine Iphigenie gegen über, die mit dem Wohllaut ihrer Sprache de» Barbaren nicdcrzwang. Pani Kalbeck iHoftheatcr Meiningen» und Kurt Ehrlc iHoftheatcr Darmstadt) waren als Orest und Pyladeö ein unzertrennlich Freimdespaar, das^
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