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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190310167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-16
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1903
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SWsche PolksMimg Erscheint tiiglich nach«, mit Slu-nahme der Emm-». Festtage. Bezugspreis r Bierteljährl. 1 Mk. 80 Pf. söhne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6888. Bei auherdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-PreiSliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt A für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucbsniclltrei. beailttio« ««< StrcdLNrrtrNer Presse», Piklmtzer Sttaße 43. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 18 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1866. 236. Katholiken: GalluS. Freitag, den 16. Oktober 1903. Protestanten: Gallns. 2. Jahrgang. Evangelischer Geist. In unserer gestrigen Nummer führten wir in der Politischen Rundschau die Antwort an, welche die „Köln. V. Ztg." ans die Frage gab: „Was ist der Evang. Bund". Es wurde hierbei auch der Kampf zwischen der „Kreuzztg." und dem Bunde berührt und nach den Ursachen desselben gefragt. Wenn wir dem Grunde nachgehen, welcher den Pastor Fickenscher veranlagte, zu Ulm die harten Worte auszusprechen, die „Kreuzztg." sei das „Kreuz des deutschen Volkes", so müssen wir denselben in den verschiedenen Standpunkten der beiden Richtungen erblicken, der Richtung der gläubigen orthodox-konservativ Evangelischen und der Richtung der ungläubigen liberalen Protestanten. Der hauptsächlichste Vertreter der letzteren Richtung ist der Evang. Bnnd. Wenn wir die Blätter dieser Anschauung lesen, so finden wir eine grundsätzlich verschiedene Auffassung von der gläubigen Richtung. Sie wurde wiederholt durch den Ausspruch gekennzeichnet, daß der Katholizismus (einst nannte man ihn heuchlerisch „Ultramontanismus") mehr zu bekämpfen sei, als die Sozialdemokratie. — In der Tat betätigt auch jene Presse diesen Standpunkt dadurch, das; ihr ganzer Kampf der römisch-katholischen Kirche gilt und die rote Gefahr für sie nur eine imaginäre Größe darstellt. Ueber letzteres wundert man sich freilich nicht, wenn die überaus traurige Erscheinung berücksichtigt wird, daß diese Herren, durch ihr ungläubiges Glaubensbekenntnis dazu gleichsam konsequent getrieben, mit einem Fuße bereits mitten im sozialdemokratischen Lager stehen. Die Zukunft wird uns besonders in Sachsen noch belehren, das; Herr Göhre unter seinen Standesgenossen nicht geringe Sympathien genießt. Wie gesagt, darüber braucht man nicht zu staunen, es ist nur der praktische Schritt des ausgesprochenen Grund satzes: lieber sozialdemokratisch als ultramontan. Wer die Erscheinung näher Prüft, kommt zur Ueber- zeugung, daß das Wörtchen „ultcamontan" keineswegs allein uns Katholiken gilt. Ein Protestant, der im Ver dachte desselben steht, fällt unter das gleiche Verdikr. Unter dem Verdacht steht aber derjenige, welcher dem Evang. Bund in den Weg tritt, statt sich an die Spitze des Knltur- kampfaufgebotes zu stellen. Der Reichskanzler, welcher die Parität auf sein Programm gesetzt hat, steht daher an erster Stelle auf der Proskciptionsliste. Statt seinen kaiser lichen Herrn znm Kampfe gegen die katholischen Staats bürger zu drängen und hinter den Kulissen die Intriguen des Evang. Bundes zu Protegieren, begeht er in den Allgen dieser Leute das fluchwürdige Verbrechen, keine Staats bürger erster und zweiter Klasse zu kenneil lind sogar niit dem f f f Zentrum insofern gut Freund zu sein, daß er dessen Mitarbeit an der Gesetzgebung dankbar anerkennt und sich sogar ihrer für seine Pläne bedient. Das allein ist der Grnnd, das „Ministerstürzen" mit aller Perfidie zu betreiben nnd in der Presse dabei so plump vorzugehen, daß sich der bündlerische „Neichsbote", das Hauptorgau der Jutriguanten, infolge seiner ungeschickten Versuche, zwischen Kaiser und Kanzler (Siehe Nr. 199 der „S. Vztg.") einen Keil zu schieben, von offiziöser Seite öffentlich der „Lüge" bezichtigen lassen mußte. An zweiter Stelle stehen auf der Proskriptionsliste jene konservativen Männer Preußens und anderer Bundes staaten, welche konservativ gleichbedeutend halten mit dem Streben, „alles zu erhalteil, was gut und schön, was nützlich und recht ist, nach göttlichem und menschlichem Recht", deren Programm 1892 in die Worte znsammen- gefaßt wurde: „Hochhaltung von Christentum, Monarchie und Vaterland, Schutz und Förderung jeder redlicheil Arbeit, Wahrung berechtigter Autorität". Es ist bedauerlich, daß wir unsere sächsischen Konservativen nicht hinzurechnen können, insoweit sie unter „Hochhaltung des Christentums" nur das evangelische Christentum verstehen, für das katholische Christentum aber in ihren engen Herzen keinen Raum mehr haben. Die echt konservativen Herren wollen in ihrem Pro gramm die Forderung enthalten sehen, das innere Christentum in ihrer eigenen Kirche zu fördern. Daher ist der Kampf gegen jeden inneren Feind ihre erste Aufgabe. Je ver derblicher er droht, je mehr durch sein Wühlen der gesamte Bestand in Frage gestellt wird, desto energischer verlangen sie Gegenwehr. Wie ganz anders steht es doch um die evangelischen Bündler und deren liberalen Anhang! Die Kirche ist ihnen Nebensache; der Glaube an den Christus der Bibel Privatsache; die gesamte Gotlesoffenbarnng Vcr- standeSsache; der biblische Autoritätsglaube der letzte Rest katholischen Irrtums im Protestantismns. Wer's glauben will, gilt; aber als Grundlage der evangelischen Kirche will mail es nicht zu erhalteil suchen. Statt dem Kritizis mus und Skeptizismus die Tore derselben zu schließen, öffnet man sie weit. Als Um und Alls bleibt nichts übrig, als eine süße Gefühlsduselei gegenüber einem Gott der Gnade, dessen Lehren im übrigen jeder formulieren kann, wie er will. Die Grenzen, welche nach Ansicht unserer liberalen Protestanten die Kirche bestimmen sollen, sind die Gegen sätze gegen die römisch-katholische Kirche. Der Kampf gegen diese und nicht gegen die inneren Feinde der eigenen Kirchengemeinschaft ist daher die erste Aufgabe jedes echten Bündlers. Zwei so entgegengesetzte Richtungen im Protestantismus müssen sich den Krieg erklären. Die eine setzt den An griff gegen Rom an die Spitze des Politischen Programms, die andere den Kampf gegen die inneren und äußeren ! Feinde, aber den Abwehrkampf in beiden Fällen. Die „Kreuzzeitung" veröffentlicht in der Mittwoch- nummer ein-„offenes Wort an die bevorstehende General- shnode Preußens". In diesem vom positiven Christentnin aus diktierten Artikel ist niedergelegt, was wir oben aus führten. Die Generalslinode wird zum Kampfe aufgerufen. Aber nicht nach der Gewohnheit der Evangelischen Bundes- Pastoren im „Reichsboten" zum Kampfe gegen erdichtete Gefahren des Ultramontanismus, sondern gegen die vor handene, höchst bedenkliche Gefahr der inneren Zersetzung. Die Aufgaben der Generalsynode werden in folgende Sätze znsammengefaßt: „Was man von ihr vor allen Dingen erwartet, das ist nicht sowohl eine besonnene und tatkräftige Losung der vielen Einzel fragen und Aufgaben des äußeren kirchlichen Lebens und der Kircheuverfassung, als eine unzweideutige, bekeuutnisfreudige Be zeugung des alten, ungeschmälerten, aus Gottes Wort begründeten evangelischen Christenglaubens als einhelliger, glaubensmutiger Protest gegen den modernen, mit allerlei Meuschenwerk umrankten Halbglaubcn, sowie gegen den besonders in de» Kreisen der soge nannten „Gebildeten" und „Gelehrten" wuchernden platten nnd krassen Unglauben, der sich mitten in der Kirche, unter denen, die sich evangelische Christen nennen, breit macht und auf ein volles Bürgerrecht innerhalb der Kirche Ansprucb erhebt." Znm Kampf „gegenüber dem nnssenschaftlichen Kritizis mus und Skeptizismus, der sich auf unseren Universitäten innerhalb der theologischen Fakultäten breit macht und die Köpfe und Gewissen unserer akademisch theologischen Jugend verwirrt," ruft die „Kreuzztg." auf. Sie sieht das Wesen des Protestantismus nicht in dem Geschmetter des Zivickauer PosannenbläserS von der „Wartburg", erblickt hauptsächlich seine Aufgabe nicht in der Irreführung nnd Aufreizung der protestantischen Meinung durch allerlei antikatholische Fabeln und Erfindungen, sondern in der Erhaltung des evangelischen Glaubenslebens. Sympathisch begrührt jeden Katholiken, daß die „Kreuzztg." von der Generalsqnode die Vertretung der vitalsten Interessen der eigenen Kirche fordert. Als Brüder desselben göttlichen Heilandes fühlen wir uns, wenn von der Generalsynode die mannhafte Erklärung gefordert wird, daß die „Evangelischen, ine sich nach der höchsten Gottesosienbarnng, dem Evangelium nennen, noch festhalteu an diesem Gottesevangelium", und der darin „bezeugten nnd ewig begründeten Wahrheit". Die „Kreuzztg." und mit ihr alle gläubigen Evan gelischen können sich überzeugt halten, daß die Katholiken das endliche Anfraffen znm Kampf gegen den größten Gegner in der evangelischen Kirche mit Genugtuung be grüßen. Schadenfreude über den innern Zerfall empfinden wir nicht, denn wir tragen die lleberzengnng in uns, daß nur ein gemeinschaftliches Vorgehen aller Christglänbigeu die Hydra des Unglaubens wirksam bekämpfen kann. Auch gestehen wir offen, daß wir schon ans dem einen Grunde der positiven Bewegung sqinpathisch gcgenüberstehen. weil ^ die katholische Kirche nur mit ihr, aber nie mit dem liberalen ungläubigen Protestantismus der Bündler zu einem fried lichen Nebeneinanderleben gelangen kann. >V. Blei in» Herzen. Erzählung von I. N. von der LanS. Auö dem Holländischen übersetzt von L. van Heemstede. <27. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Böser Junge, Du weißt immer Deinen Willen dnrch- zusetzenl" gab sie lachend nach, „gehe jetzt nur rasch hin unter, wenn Du noch frühstücken mußt. Ich habe keine Lust, jetzt schon mit dem täppischen Menschen in Berührung zu kommen; sage nur. ich hätte Kopfweh." „Aber zum Diner dürfen wir Dich doch erwarten?" „Nun ja denn, Taugenichts! Und wie wirst Du Dich heute nachmittag amüsieren?" „O, ich werde mit Dolf die Zeit schon Herumkriegen. Bis nachher, Mama, gute Besserung mit dem Kopfweh!" Und leichteren Herzens verließ er das Boudoir und eilte die Treppe hinab. Die anderen hatten ihn schau mit Ungeduld erwartet. Er entschuldigte sich wogen seines laugen Fortbleibens und sagte nur leichthin, die Mama hätte sich ein wenig zur Ruhe gelegt, um ihre Migräne zu ver- schlafen; es habe aber nichts zu bedeuten, die Gesellschaft brauche sich dadurch nicht in ihrer Gemütlichkeit stören zu lassen. Konrad und Adolf taten jetzt den aufgetischteu Speisen alle Ehre an, während Henriette ihnen mit einem Glase Sherry zutrauk. Annette hatte sich entfernt, um die Unterrichtsstunde bei ihrer Gouvernante nicht zu versäumen; dem Doktor aber, dem der wartende Kutscher schon längst gemeldet war, fiel es schwer, sich von den fröhlichen jungen Leuten, über die er mit väterlichem Wohlgefallen die Augen gleitet: ließ, zu trennen. „Nun sag' mal Dolf, was machen wir nachher, wenn Du mit Deinem Huhn fertig bist? Das Wetter ist viel zu schön, um zu Hause hocken zu bleiben." Henriette spitzte die Ohren. „Was meinst Du zu einer Fahrt nach Scheveningen?". fragte Dolf, mit seinem Messer spielend, „das wird herrlich frisch sein." „Wollt Ihr die Musik am Kurhaus hören?" meinte der Doktor, „hier ist das Programm!" Damit überreichte er seinem Sohne ein Zeitnngsblatt. „Nein, Papa, wir wollen lieber dem feierlichen Lied der Wogen lauschen, ein Spaziergang am Strande wäre bei weitem vorzuziehen, was meinst Du, Henriette?" „Wollt Ihr mich mitnehmen? das wäre herrlich!" „Wie kannst Du nur fragen? Sage lieber. Dil wolltest uns die Ehre erzeigen, uns zu begleiten, so wollen wir Dich auf unseren Händen nach Schovcningen tragen, nicht wahr Dolf?" „Ich weiß nicht, ob Fräulein Henriette diese Art nnd Weise der Beförderung dem elektrischen Tramwagen vor ziehen würde," entgegnete Adolf. „Gewiß!" sagte Doktor de Vries. so vergnügt, wie er den ganzen Morgen noch nicht gewesen war, „macht nur rasch, daß ihr fortkommt, dann könnt Ihr zur Eisenzeit Pünktlich wieder da sein. Ich wünsche Euch viel Vergnügen! Wie gerne ginge ich mit, wenn ich nur Zeit hätte. Es kann nichts schöneres geben, als so am Strande sich durch wehen zu lassen und in den Dünen yerninznklettern. Das erinnert mich au meine Jugend, aber die ist leider hin! Genießet sie nur recht! Adieu, auf Wiedersehen!" Und auf seine Uhr sehend, die ihn: zu seinem Schrecken zeigte, daß er sich wohl um eine halbe Stunde verspätet hatte, eilte er zur Tür hinaus. Kaum war sein Wagen fortgefahren, als auch die drei jungen Leute das Haus verließen, um ihren: Ziele znznsteuern. Kurz nach der für das Mittagsmahl festgesetzten Zeit kehrten sie mit geröteten Wangen und vor Vergnügen strahlenden Augen heim. Konrad nnd Henriette waren förmlich ausgelassen. Adolf hielt etwas mehr an sich, wie es einem Gast geziemt, aber auch über seineil Zügen lag der Glanz der behaglichen Freude auSgegossen. Der Doktor freute sich der Heiterkeit der jungen Leute, kein Wölkchen trübte seine Stirne; seine Frau zeigte sich ein wellig reserviert, die natürliche Folge ihrer Migräne war, die laute Unterhaltung der jungen Leute, deren Appetit, von der Seeluft geschärft, nichts zu wünschen übrig ließ, schien ihr aber doch nicht hinderlich zu sein. „Ich habe mich köstlich amüsiert!" rief Henriette, „wenn die Herren wieder einen solchen Ausflug machen, halte ich mich bestens empfohlen." Es wird uns eine Ehre und Vergnügen sein." be teuerten die Studenten. „Aber Henriette!" sagte die Mutter mit einem strafen den Blick, der bedeuten sollte, wie unschicklich es für ein junges Mädchen sei, ihre Gesellschaft den Herrn so anfzn drängen. Der Doktor aber bewies von neuem, wie wenig er die Welt und ihre Vorschriften kannte; indem ec ganz gemütlich, als wenn er die Sache für durchaus selbstverständlich hielt, seiner Tochter beipflichlete: „Natürlich, Kinder, macht jeden Tag einen ordentlichen Lauf, das ist die beste und ge sundeste Manier, um die Ferien zu verbringen. Ihr drei passet gerade so recht zusammen!" l<>. „Liebe Mutter! „Ich schreibe Dir diesen Brief an einem Prächtigen Schreibtisch thronend, in einem Zimmer, das in der ge schmackvollsten Weise ansgestattet ist und seltene Kostbar keiten aus allen Ländern der Welt anfioeisl. Wenn ich all die schönen Kupferstiche, Bronzesignren, Gobelins nnd Photographien, die tropischen Pflanzen nnd Bouquets um mich her betrachte, ist es mir, als wenn ich in dem Heilig tum eines Künstlers oder Dichters mich befände. Es ist das Zimmer meines Freundes Konrad de Vries. der zu dieser Stunde — es ist 8 Uhr früh — noch nicht bei der Hand ist; ich habe daher das Reich für mich allein, und will von dem kostbaren, ruhigen Stündchen Gebrauch machen, um Dir einen langeil Brief zu schreiben und in Gedanken vertraulich mit Dir zu plaudern, in der Er wartung, es bald von Angesicht zu Angesicht Inn zu können. Denn »venu ich mich hier inmitten des Reichtums auch ganz behaglich fühle, so verlange ich doch sehr danach, wieder bei Dir zil sein und zu sehen, wie es Dir in Deiner ländlichen Einsamkeit gefällt. - (Fortsetzung folgt.)
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